Martin Strübing Die interkulturelle Problematik deutsch-französischer Unternehmenskooperationen Martin Strübing Die interkulturelle Problematik deutsch-französischer Unternehmens kooperationen Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Siegfried Hauser ~ Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Strübing, Martin: Die interkulturelle Problematik deutsch-französischer Unter nehmenskooperationen / Martin Strübing. Mit einem Geleitw. von Siegfried Hauser. (DUV : Wirtschaftswissenschaft) ISBN 978-3-8244-0356-1 ISBN 978-3-663-09726-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-09726-6 © Springer Fachmedien Wiesbaden 1997 Ursprünglich erschienen bei Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden 1997 Lektorat: Monika Mülhausen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzu- 19ssi9 und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielföltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf chlorarm gebleichtem und söurefreiem Papier "Die fruchtbarsten Entwicklungen haben sich überall dort ergeben, wo zwei unterschiedliche Arten des Denkens aufeinandertrafen" Wemer Heisenberg "On ne voit bien qu'avec le coeur. L'essentiel est invisible pour les yeux" Antoine de Saint-Exupery Geleitwort Vor dem Hintergrund der Internationalisierung des Managements und der Globalisierung der industriellen Strukturen stellen sich theoretische und praktische Probleme, die oft mit dem herkömmlichen Werzeug des Ökonomen nicht mehr befriedigend verstanden, geschweige denn gelöst werden können. Dazu gehört das Phänomen der internationalen Unternehmenskooperationen, organisationelle Hybridformen zwischen Markt und Hierarchie, die in den achtziger und neunziger Jahren ein Ausmass angenommen haben, welches eine eingehendere theoretische und konzeptionelle Untersuchung rechtfertigt. Ein weiteres Element ist die weitgehende Enttäuschung, die der Synergie-"Euphorie" der 80er Jahre Platz gemacht hat und die Frage aufwirft, inwieweit Elemente der Unternehmens-"Kultur" bei der Planung und Durchfuhrung von Akquisitions- und Kooperationsprojekten, gerade im internationalen Kontext, von vorneherein berücksichtigt werden müssen. Vor diesem Hintergrund übernimmt der Verfasser den Versuch, theoretisch neue Wege zu gehen und die Problematik der internationalen Unternehmenskooperationen mit den Erkenntnissen der "interkulturellen Managementforschung" zu verbinden. Er stellt die Frage, inwieweit Unterschiede in der National- bzw. Firmenkultur einen reellen Einfluss auf strategische Entscheidungen und industrielle Kooperationsprojekte haben und somit innerhalb der Ökonomie einen legitimen Platz einnehmen sollten. Wie der Verfasser am deutsch französischen Beispiel zeigt, beeinflussen kulturell geprägte Werte und Einstellungen nicht selten die Erklärungen, die fur die erforschten Phänomene geliefert werden sowie die Lösungsansätze fur die wahrgenommenen Probleme. Die Schwierigkeiten des interkulturellen Vergleichs verweisen somit indirekt auf grundlegendere Probleme wie die Möglichkeit objektiver Erkenntnis in den Sozialwissenschaften und die Quantifizierbarkeit der ausschlaggebenden Einflussfaktoren. Prof Dr. Siegfried Hauser Vorwort Diese Arbeit wurde vorwiegend motiVIert aus der Erfahrung einer interkulturellen Wirklichkeit und der Überzeugung, dass das Bewusstsein fur Chancen und Probleme interkultureller Zusammenarbeit nicht nur ein Modetrend ist, sondern ein Kemproblem unserer Epoche, und trotz (oder gerade aufgrund) seiner Tabubeladenheit eine Herausforderung fur die Wissenschaft. Während meiner mehrjährigen Tätigkeit als Akquisitions- und Kooperationsberater in Deutschland und in Frankreich erlebte ich den Rückgang des Interesses an klassischen Kapitalmarktoperationen im "M&A-Geschäft" und einen Trend hin zu komplexeren und massgeschneiderteren Formen des Interessenausgleichs bei Unternehmenskooperationen. Die diesem Trend innewohnenden neuen Herausforderungen und Schlüsselkompetenzen sind Flexibilität und interkulturelle Kompetenz. Gleichzeitig scheint die allgemeine Verbreitung von diversen Formen nationaler und internationaler Unternehmenskooperationen einige der traditionellen Vorstellungen vom Wesen der Unternehmung, des Marktes und unserer Wirtschaftsordnung in Frage zu stellen. Mein zweijähriges Forschungspraktikum an der "Route des Hautes Technologies" (RHT) in dem Technologiepark Sophia Antipolis bei Nizza, im Rahmen eines Stipendiums der Deutsch Französischen Gesellschaft fur Wissenschaft und Technologie (DFGWT) sowie des Graduiertenkollegs des Frankreich-Zentrums der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, erlaubte mir, dieses Thema sowohl wissenschaftlich als auch praktisch zu vertiefen. Das ursprüngliche Ziel der Forschungsarbeit bestand in der Definition der Hindernisse, die deutsch-französischen Unternehmenskooperationen im Wege stehen und den Chancen, die diese bieten. Es stellte sich schnell heraus, dass kulturelle Unterschiede hierbei eine entscheidende Rolle spielten und dass deren Überwindung tiefgreifende Fragen theoretischer sowie praktischer Art aufWirft. Insbesondere wurde der Zusammenhang deutlich zwischen im Wirtschaftsleben beobachtbaren Verhaltensweisen und kulturellen Phänomenen und der Art und Weise, wie eine Gesellschaft sich selbst definiert, organisiert, legitimiert und reproduziert. Das Verständnis der fremden Kultur stellte sich also als Voraussetzung fur die wirtschaftliche Kooperation heraus, weshalb es nützlich erschien, den Begriff der Kultur mit dem des Paradigmas zu verknüpfen, wodurch sich theoretische Probleme ergeben, die in einem interessanten Zusammenhang mit den beobachteten Problemen in der wirtschaftlichen Praxis stehen, so dass das ursprüngliche Forschungsziel entsprechend um eine theoretisch paradigmatische Analyse erweitert wurde. Mein Dank gilt Herrn Prof Hauser fur die Übernahme der Dissertation, der Stiftung Industrieforschung, der Association-Franco-Allemande pour la Science et la Technologie x (AFAST), der DFGWT und dem Frankreich-Zentrum der Universität Freiburg tur ihre finanzielle Unterstützung, Herrn Dr. Glozbach von der DFGWT, Herrn Prof Jacques Pateau und meiner Freundin Joelle tur ihre moralische Unterstützung, Monsieur Gihan (AEG Schneider Automation), Frau Petra Böhme (Aerospatiale) und Gaetan Monari (DFGWT) tur ihre Kooperation bei der Erstellung der Fallstudien sowie Herrn Senator Pierre Laffitte (Präsident der AFAST), Dr. Bernd Stiegler vom Frankreich-Zentrum der Universität Freiburg und posthum Herrn ProfDr. Brink tur ihr idealistisches und ernsthaftes Engagement tur den interkulturellen und interdisziplinären Dialog. Martin Strübing Inhaltsveneichnis I. Einleitung H. Die Dynamik internationaler Unternehmenskooperationen 5 1I.1. Definitionen 5 1I.2. Empirische Hinweise 10 II.3. Eine Herausforderung fur die ökonomische Theorie 13 III. Eignung herkömmlicher Theorien zur Beschreibung und Erklärung internationaler Unternehmenskooperationen 17 III.I. Klassische und neoklassische Theorie 17 IIl.2. Neoinstitutionalistische Theorien 20 HI.2.1. Agency-Theorie 20 lII.2 .1.1. Beschreibungung der Agency-Theorie 20 IIl.2.1.2. Anwendungsmöglichkeit aufUnternehmenskooperationen 29 III.2.1.3. Kritische Beurteilung der Agency-Theorie 33 III.2.2. Transaktionskostenansatz 35 III.2.2.1. Kritische Analyse des Transaktionskostenansatzes 35 III.2.2.2. Paradigmatische und praktische Bedeutung des Transaktionskostenansatzes 43 lII.3. Spieltheorie 50 I1I.3 .1. Möglichkeiten der Anwendung spieltheoretischer Modelle 50 lII.3 .2. Schlussfolgerungen 69 I1I.4. Interkulturelles Management 73 1Il.4.1. Forschungsstand und Problematik der interkulturellen Managementforschung 73 I1I.4.2. Das naturwissenschaftliche Modell in den Sozialwissenschaften 79 III.5. Schlussfolgerung und weiteres Vorgehen 81 IV. Die Realität deutsch-französischer Unternehmenskooperationen 84 IV. I. Datenlage und Vorgehensweise 84 IV.2. Fusionen und Akquisitionen 86 IV.3. Direktinvestitionen 87 IV.4. Lizenzabkommen 91 IV.5. Sonstige Beiträge zur deutsch-französische Kooperationstätigkeit 91 IV.6. Schlussfolgerungen 96 XII y. Umfragen und Studien zum deutsch-französischen Management 99 V.!. Vorbemerkung 99 Y.2. Umfragen und Statistiken 99 V.2.1. Die Studie von JPB -La synergie franco-allemande 99 V.2.2. Die Studie von Roland Berger 103 V.2.3. Die Studie von Geert Hofstede 107 V.2.4. Die Studie PMI'93 112 V.2.5. Die Studie des Prognos-Instituts 119 V.2.6. Die Studie von Jacques Pateau 122 V.2.7. Die Studie von Geraldine Schmidt 125 V.2.8. Die Studie von Christoph Traub 127 V.2.9. Die Studie von Marc Fuhry 130 V.2.10.Die Studie von KaufinannlKokaljlMay-Strobl 131 V.3. Qualitativ-heuristische Studien und Modelle 135 V.3.1. Die Eurocopter-Fallstudie von ScholIlHillig 135 V.3.2. Kurzfallstudien und Modelle von JPB -La synergie franco-allemande 138 V.3.3. HALLs Analyserahmen in "Understanding Cultural Differences" 142 V.3.3.1. Grundausrichtung und Definitionen 142 V.3.3.2. Schnelligkeit von Nachrichten 142 V.3.3 .3. Kontextniveau von Nachrichten 143 V.3.3.4. Raumverständnis 144 V.3 .3 .5. Zeitverständnis 144 V.3.3.6. Deutsches und französisches Managerverhalten 145 V.3.3. 7. Kritik und Weiterfuhrung der HALLschen Kriterien 147 V.3.4. Die Arbeiten von d'Iribarne 149 V.3.5. Die Arbeiten von Maurice/Sellier/Silvestre 152 V.3.5.1. Inhaltliche Schwerpunkte 152 V.3.5.2. Methodischer Ansatz 161 V.4. Schlussfolgerungen 164 VI. Historische und kultursoziologische Ansätze zur Erklärung kultureller Unterschiede im Management 165 VI.l. "Prouesse" und protestantische Ethik 165 VI.2. Die Arbeiten von AMMON und FISCHER 171 VI.2.1. Inhaltliche Schwerpunkte 171 VI.2.2. Methodischer Ansatz 176 VI.3. Die Theorien von McLuhan 178 VI.3 .1. Der Erklärungswert von "Understanding Media" 178 VI.3.2. McLUHANs konzeptionelle Basis 179 VI.3.3. Uniformität, Linearität und Repetition 182 VI.3.3.1 Das gesprochene, das geschriebene und das gedruckte Wort 182 VI.3.3.2. Unterschiedliches Zeitverständnis 185 VI.3.3.3. Arbeitsteilung und Spezialisierung 189 VI.3.3.4. Geld und Währung 192 VI.3.3. 5. Die medientheoretische Perspektive 192 XIII VI.4. Möglichkeiten der Verbindung zwischen religionssoziologischen und medientheoretischen Ansätzen 195 VII. Fallstudien zu deutsch-französischen Unternehmenskooperationen 207 VII.1. Vorbemerkung 207 VII.2. Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen 209 VII.3. Entwicklung und Vertrieb von Luftstromregelungssystemen 216 VII.4. Joint Venture in der Automatisierungstechnik 223 VII. 5. Schaffung eines Kapitalmarktes tur mittelständische Unternehmen 226 VII.6. Gemeinsame Entwicklung von Satelliten und Lenkflugkörpern 233 VII.7. Schlussfolgerungen 244 VIII. Zusammenfassung der wichtigsten Konflikt-und Synergiebereiche bei deutsch-französischen Verhandlungen und Unternehmenskooperationen 249 VIII.\. Vorbemerkung 249 VIII.2. Strukturelle und institutionelle Aspekte 249 VIII.2.1. Reaktion aufMarktversagen 249 VIII.2.2. AbwäIzung von Transaktionsproblemen 252 VIII.2.3. Monopo1macht im Nullsummenspiel 253 VIII.2.4. Strukturelle Verteilung von Subkulturen 253 VIII.2.5. Strukturelle Unterschiede und institutionelle Konvergenz 256 VIII. 3. Kulturelle und psychologische Aspekte 258 VIII.3.1. Kommunikation "ad rem" bzw. "ad personam" 258 VIII.3.2. Form und Inhalt 258 VIII.3.3. Vorsicht und Vertrauen 260 VIII.3.4. Interkulturelle Sensibilität 262 VIII.4. Technologische Aspekte 264 IX. Schlussfolgerungen 267 IX.1. Theoretische und paradigmatische Schlussfolgerungen 267 IX.1.1. Marktversagen und Marktwirtschaft 267 IX. 1.2. Rationalität und Kausalität 271 IX. 1.3 . Subjekt und Objekt 277 IX.1.4. Kultur und Identität 280 IX.I.5. Ausblick -Die Überwindung der Moderne 283 IX.2. Empfehlungen fur betroffene Entscheidungsträger 285 IX.2.1. Interkulturelles Lernen 285 IX.2.2. Interkulturelle Kooperationsvermittlung 288 Literaturverzeichnis 290