Die Idee der U niversitat Versuch einer Standortbestimmung von Manfred Eigen . Hans-Georg Gadamer Ju rgen Habermas . Wolf Lepenies Hermann Lubbe . Klaus Michael Meyer-Abich Mit 4 Abbildungen Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo ISBN-13 :978-3-540-18461-4 e-ISBN-13: 978-3-642-83251-2 DOl: 10.1007/978-3-642-83251-2 CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Die Idee der Universitiit : Versuch e. Standortbestimmung / M. Eigen ... - Berlin; Heidelberg; New York; London; Paris; Tokyo: Springer, 1988 ISBN-13:978-3-540-18461-4 (Berlin ... ) brosch. NE: Eigen, Manfred [Mitverf.] Dieses Werk ist urheberrechtlich geschutzt. Die dadurch begrundeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabel len, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielf:iltigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwer tung, vorbehalten. 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Gesamtherstellung: Konrad Triltsch, Wurzburg 2125/3130-543210 Vorwort AnHifilich der 600-Jahrfeier der Ruperto-Carola-Univer sitat Heidelberg und parallel zu den tiber das ganze Jahr verteilten vieWiltigen Aktivitaten, Symposien und Festvor tragen der Universitat entschied der Gemeinderat der Stadt Heidelberg, sich nicht nur mit der "Stadt-Heidelberg-Stif tung" und deren Stiftungskapital von 2 Mio. DM, sondern auch mit einer Vortagsreihe an dem Jubilaumsjahr zu beteili gen. Schien es doch legitim, daB die Stadt, die seit sechs Jahrhunderten mit der Universitat lebt, tiber ihre traditions reichste Einrichtung nachdenken wollte. Als Titel der Vortragsreihe bot sich jener Titel an, den Karl Jaspers 1946 seiner Schrift tiber die Heidelberger Uni versitat gegeben hatte: Die Idee der Universitat. 1m Wintersemester 1985/86 und Sommersemester 1986 hielten sechs hervorragende Vertreter interdisziplinarer For schung und Lehre Vortrage, die in diesem Band zusammen gefaBt sind. 1m Wintersemester versuchten die Beitrage des Heidel berger Philosophen und Jaspers-Nachfolgers Prof. Gada mer, des Hamburger Wissenschaftssenators Prof. Meyer Abich und des Vizeprasidenten des Wissenschaftskollegs, Prof. Lepenies, den Standort der Universitat in der Ge schichte, der politis chen Gegenwart der Bundesrepublik Deutschland und im internationalen Vergleich zu bestim men. VI Vorwort 1m Sommersemester konzentrierten sich die Beitrage des Nobelpreistragers Prof. Eigen, Max-Planck-Institut Got tingen, Prof. Lubbe, Zurich und Prof. Habermas, Frank furt, auf die innere Entwicklung der Universitat und die Reformbestrebungen der letzten Jahrzehnte. In seiner Schrift "Die Idee der Universitat" bestimmt Karl Jaspers: "Die Aufgabe der Universitat ist die Wissen schaft. Aber Forschung und Lehre der Wissenschaft dienen der Bildung geistigen Lebens als Offenbarwerden der Wahr heit" . Das gemeinsame Bemuhen um Wahrheit lien es gerecht fertigt erscheinen, diese Vortragsreihe im Theater der Stadt durchzufuhren, zumal unsere Theaterarbeit ohne die Leh rend en und Lernenden in der Universitat wichtige Anregun gen verlieren wurde. Den vorliegenden Band, der die sechs Vortrage zusam menfant, begreifen wir als ein Bemuhen der Stadt und ihrer Burger, einen Beitrag zur Auseinandersetzung mit der Idee und der Wirklichkeit "ihrer" Universitat zu leisten. Heidelberg, REINHOLD ZUNDEL November 1987 Oberburgermeister M itarbeiterverzeichnis Prof. Dr. Dr. h. c. multo MANFRED EIGEN Direktor, Max-Planck-Institut fur biophysikalische Chemie Am FaBberg, 3400 Gottingen Prof. Dr. HANS-GEORG GADAMER Am Buchsenackerhang 53, 6900 Heidelberg Prof. Dr. JURGEN HABERMAS Johann Wolfgang Goethe-Universi6it, FB Philo sophie DantestraBe 4-6, 6000 Frankfurt/Main Prof. Dr. WOLF LEPENIES Wissenschaftskolleg zu Berlin WallotstraBe 9, 1000 Berlin 33 Prof. Dr. HERMANN LUBBE Philosophisches Seminar der Universitat Zurich RamistraBe 71, CH-8006 Zurich Sen. Prof. Dr. KLAUS MICHAEL MEYER-ABICH Behorde fur Wissenschaft und Forschung Hamburger StraBe 37, 2000 Hamburg 76 I nhaltsverzeichnis Die Idee der Universitat - gestern, heute, morgen Prof. Dr. HANS-GEORG GADAMER 1 Die Idee der Universitat im offentlichen Interesse Prof. Dr. KLAUS MICHAEL MEYER-ABICH 23 Die Idee der deutschen Universitat - ein Blick von auGen Prof. Dr. WOLF LEPENIES 41 Die deutsche Universitat - Vielfalt der Formen, Einfalt der Reformen (Mit 4 Abbildungen) Prof. Dr. MANFRED EIGEN 73 Die Universitat im Geltungswandel der Wissenschaft Prof. Dr. HERMANN LUBBE 113 Die Idee der Universitat - Lernprozesse Prof. Dr. JURGEN HABERMAS 139 Die Idee der Universitiit - gestern, heute, morgen Hans-Georg Gadamer Das Thema, das mir hier vorgeschlagen wurde, ist durch das Vorbild und den Vorgang meines Amtsvorgangers, Karl Jaspers, an dieser Universitat besonders eingefuhrt. So folge ich der Anregung, daruber nachzudenken, wie wir heute die Universitat, ihre Idee und ihre Wirklichkeit, einschatzen. Wenn ich dazu das Wort ergreife, nehme ich eine doppelte Legitimation in Anspruch. Die eine ist die der Distanz des Alters, das mir moglich macht, in einem Abstand von beina he zwei Jahrzehnten, in denen ich nicht mehr aktives Mit glied dieser Universitat bin, auf die Universitat von heute hinzublicken. Auf der anderen Seite ist es das allgemeine Amt des Philosophen, Distanz zu suchen, als einen Grund wert zu pflegen, ja als einen fundamentalen menschlichen Auft rag anzusehen. Ich mochte mein Nachdenken in einer freien Auswahl von Bemerkungen vortragen, nicht als ein Festredner. Ich mochte vielmehr zum Ausdruck bringen, was mich bewegt. Wenn ich die Formulierung wahlte, "Die Idee der Universi tat - gestern, heute, morgen", so meint das nicht, daB ich einen geschichtlichen Ruckblick oder eine seherhafte Pro gnose unternehmen will. Vielmehr suche ich aus der Per spektive von heute, das immer zwischen gestern und mor gen steht, meine Gedanken zu ordnen. Wenn ich den Titel von Jaspers' dreifacher offentlicher Stellungnahme zur Idee der Universitat, aus den Jahren 1923, 1945 und 1961 hier 2 Hans-Georg Gadamer wiederhole, so meint das auch nicht, daB ich mich dieser Reihe anreihen und im gleichen Sinne Stellung nehmen will. J eder muB auf seine Weise mit der Wirklichkeit zurecht kommen, und ich meine, wer mit der Wirklichkeit zurecht kommen will, muB erkennen, daB Idee und Wirklichkeit immer zusammengehoren und immer auseinanderklaffen. Nur kurz mochte ich daran erinnern, daB die besondere Gestalt der Universitat, die sich in unserem deutschen Kulturbereich entwickelt hat, inzwischen eine Art Modell figur fiir hohe Schulen in vielen Landern dieser Erde gewor den ist. Die Humboldtsche Neugriindung der Universitat Berlin war Ausdruck preuBisch-protestantischer Kritik an einem mehr oder minder schulmaBigen Lehr- und Lern betrieb im Zeitalter der Aufklarung. Als dieses Modell steht es in unser aller BewuBtsein. Das aber schlieBt ein, daB uns die kritische Lage bewuBt ist, in der diese Idee damals ihre Wirklichkeit zu suchen begann. DaB es nicht etwas ganz Neues und vielleicht auch nicht etwas ganz Schlechtes ist, wenn eine Nation - oder gar die Menschheit - sich in einer kritischen Lage weiB, mag uns von da aus einleuchten. Je denfalls war es wirklich eine iiberaus kritische Lage, in der die Humboldtsche Universitatsreform, in armster und fin sterster Erniedrigung des preuBischen Staates, ihre nationa len Krafte und ihr KulturbewuBtsein zu erneuern und zu akademischer Freiheit zu gestalten unternahm. Sie wurde das Vorbild des 19. und 20. Jahrhunderts. GewiB gab es und gibt es ideologisch gepragte hohe Schulen, so im Bereiche der katholischen Kirchentradition oder anderswo im Be reiche des staatlich gelehrten Atheismus. Aber das andert alles nichts daran, daB die Idee der Universitat, wie sie sich in den letzten zwei J ahrhunderten entwickelt hat, in Wahr heit iiberall den Dbergang von der doctrina zur Forschung meint, oder mit Wilhelm von Humboldt zu definieren: den
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