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Die Herausforderung der Diktaturen : Katholizismus in Deutschland und Italien, 1918-1943/45 PDF

308 Pages·2009·10.649 MB·German
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Die Herausforderung der Diktaturen Herausgegeben von Wolfram Pyta, Carsten Kretschmann, Giuseppe Ignesti, Tiziana Di Maio Walter de Gruyter REIHE DERVILLAVIGONI Band21 Deutsch-italienischeStudien HerausgegebenvomVereinVillaVigonie.V. Die Herausforderung der Diktaturen Katholizismus in Deutschland und Italien 1918–1943/45 Herausgegebenvon Wolfram Pyta, Carsten Kretschmann, Giuseppe Ignesti, Tiziana DiMaio n Max Niemeyer Verlag T7bingen 2009 BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschenNational- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet 7ber http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN978-3-484-67021-1 ISSN0936-8965 <MaxNiemeyerVerlag,T7bingen2008 EinImprintderWalterdeGruyterGmbH&Co.KG http://www.niemeyer.de DasWerkeinschließlichallerseinerTeileisturheberrechtlichgesch7tzt.JedeVerwertung außerhalbderengenGrenzendesUrheberrechtsgesetzesistohneZustimmungdesVer- lagesunzulCssigundstrafbar.Dasgiltinsbesonderef7rVervielfCltigungen,Dbersetzun- gen,MikroverfilmungenunddieEinspeicherungundVerarbeitunginelektronischenSys- temen.PrintedinGermany. GedrucktaufalterungsbestCndigemPapier. DruckundEinband:AZDruckundDatentechnik,Kempten Inhaltsverzeichnis Wolfram Pyta Einleitung ....................................................... 1 Karsten Ruppert Die Deutsche Zentrumspartei und die Weimarer Demokratie 1918–1933 ....................................................... 13 Winfried Becker Ein bayerischer Sonderweg? Die Bayerische Volkspartei und die Republik von Weimar ...................................... 39 Stewart A. Stehlin Der Heilige Stuhl und die Weimarer Republik ........................ 65 Giuseppe Ignesti Cattolici democratici italiani di fronte alle tendenze totalitarie del regime fascista ................................................ 77 Renato Moro La Germania di Hitler come «eresia protestante» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Francesco Malgeri Il nazionalsocialismo secondo il giudizio di alcuni rappresentanti del partito popolare italiano . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Tiziana Di Maio Guido Gonella e il giudizio sulla Germania nazista ...................121 Bernd Sösemann Konziliante Kommunikation im Katholizismus während der NS-Diktatur. Die frühen Phasen medialer Selbstvergewisserungen und national-sozialer Sinnstiftungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Thomas Flammer Die seelsorgliche Zusammenarbeit von deutschen und italienischen Katholiken im Großraum Braunschweig zwischen 1938 und 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 VI Inhaltsverzeichnis Giorgio Vecchio Regime fascista, parrocchie e associazionismo cattolico. Parrocchie, regime e scontri sulla moralità . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 Wolfgang Tischner Vom Milieu zur Kultur? Katholizismusforschung und Kulturgeschichtsschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 Thomas Breuer Widerstand oder Milieubehauptung? Deutscher Katholizismus und NS-Staat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 Markus Huttner† Milieukonzept und Widerstandsdebatte in der deutschen zeitgeschichtlichen Katholizismusforschung – ein kritischer Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 Hubert Wolf Contro razzismo e antisemitismo? La Santa Sede e l’ideologia nazionalsocialista alla luce delle fonti vaticane ora accessibili . . . . . . . . . . 249 Thomas Brechenmacher Die Enzyklika „Mit brennender Sorge“ als Höhe- und Wendepunkt der päpstlichen Politik gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 Wolfram Pyta Einleitung Die Frage nach dem Verhalten von Katholiken – von Kirchenvolk, Klerus und Kurie – angesichts der massiven Herausforderung durch Faschismus und Natio- nalsozialismus hat bis heute nichts an Sprengkraft verloren. Ob die katholische Ablehnung der beiden totalitären Bewegungen als originärer Widerstand zu wer- ten sei; ob dieser ›Widerstand‹ nicht vielmehr Teil einer antimodernistischen Selbstbehauptung des katholischen Milieus gewesen sei; ob der moderne Rassen- antisemitismus mit der traditionalen christlichen Judenfeindschaft eine verhäng- nisvolle Verbindung einzugehen vermochte; ob der Heilige Stuhl den politischen Katholizismus ›verraten‹ habe, um das Seelenheil der Gläubigen zu retten – all dies sind Fragen, die bereits in den fünfziger und sechziger Jahren mit einer ge- wissen Dringlichkeit gestellt worden sind, ohne daß bislang verbindliche Antwor- ten formuliert worden wären.1 Die öffentliche Debatte über das Verhalten Papst Pius’ XII. im Angesicht von Shoa und Zweitem Weltkrieg etwa ist – seit der Aufführung von Rolf Hochhuths »Stellvertreter« vor mittlerweile mehr als vierzig Jahren – stets mit einer spürbar polemischen Schärfe geführt worden.2 Verstummt ist sie bis heute nicht. Die internationale Geschichtswissenschaft hat dem Thema in den vergangenen Jahren vielmehr wieder größere Aufmerksamkeit gewidmet.3 Allerdings ist die Mei- nungsfreudigkeit, wie sie die an dieser Debatte beteiligten Historiker bisweilen an den Tag gelegt haben, nicht immer von einer entsprechenden Quellenkenntnis _________ 1 Neuere Forschungsberichte zum deutschen Katholizismus: Karl-Egon Lönne, Katholizismus- Forschung, in: Geschichte und Gesellschaft 26 (2000), S. 128–170. – Benjamin Ziemann, Der deutsche Katholizismus im späten 19. und 20. Jahrhundert, in: Archiv für Sozialge- schichte 40 (2000), S. 402–422. 2 Dazu Thomas Brechenmacher, Der Dichter als Fallensteller. Hochhuths »Stellvertreter« und die Ohnmacht des Faktischen – Versuch über die Mechanismen einer Geschichtsdebatte, in: Michael Wolffsohn und Thomas Brechenmacher (Hg.), Geschichte als Falle. Deutschland und die jüdische Welt, Neuried 2001, S. 217–258. 3 Vgl. u.a. Susan Zuccotti, Under his very Windows. The Vatican and the Holocaust in Italy, New Haven 2000. – Michael Phayer, The Catholic Church and the Holocaust 1930–1965, Bloomington 2000. – José M. Sanchéz, Pius XII. und der Holocaust, Paderborn u.a. 2002; Michael Feldkamp, Pius XII. und Deutschland, Göttingen 2000. – John Cornwell, Hitler's Pope: The Secret History of Pius XII., London/New York 1999. – Pierre Blet, Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans, Paderborn u.a. 22001. 2 Wolfram Pyta gedeckt4 – was freilich nicht zuletzt dem Umstand geschuldet ist, daß die ent- scheidenden vatikanischen Archive bislang nicht oder nur eingeschränkt zugäng- lich sind. Mit der Öffnung zentraler Quellenbestände, vor allem der »Germania« betreffenden Akten aus dem Pontifikat Pius’ XI. (1922–1939) – die Akten aus dem Pontifikat Pius’ XII. (1939–1958) sind weiterhin unter Verschluß –, hat sich die Forschungslage von Grund auf verändert. Sie lädt nicht dazu ein, die alten Kontroversen um Katholizismus und Nationalsozialismus beziehungsweise Fa- schismus neuerlich durchzufechten, wohl aber, liebgewordene und bisweilen allzu vertraute Interpretationen zu hinterfragen – so etwa mit Blick auf Entste- hung und Wirkung des Reichskonkordats und das Problem des katholischen Widerstands. In der deutschen Geschichtswissenschaft haben sich gerade am Verhalten der beiden katholischen Parteien (Zentrumspartei und Bayerische Volkspartei) im Umbruchjahr 1933 lebhafte Kontroversen entzündet, während sich über die Ent- wicklung des politischen Katholizismus in der Weimarer Republik mittlerweile ein wissenschaftlich tragfähiger Konsens herausgebildet hat.5 Was die Weichen- stellungen im Jahr der nationalsozialistischen Machtübernahme betrifft, so er- streckt sich die Auseinandersetzung dabei vor allem auf die Frage, ob es einen inneren Zusammenhang zwischen der Zustimmung der beiden katholischen Par- teien zum Ermächtigungsgesetz am 23. März 1933 und der Konkordatsofferte des Deutschen Reiches gegeben hat, die zum Reichskonkordat vom 20. Juli 1933 führte, dessen Bewertung bis heute umstritten ist.6 Freilich war und ist der Katholizismus stets mehr als Kurie und Parteien. Ne- ben dem Klerus sind daher in der Forschung – in Deutschland wie in Italien – immer wieder die Laien, zumal in ihrem Zusammenschluß zu Vereinen und Ver- _________ 4 So insbesondere bei Daniel J. Goldhagen, Die katholische Kirche und der Holocaust, Berlin 2002. – Vgl. dazu die eingehende Besprechung von Olaf Blaschke: Hitlers willige Katholi- ken? Goldhagens Moralpredigt gegen die katholische Kirche aus der Sicht eines anderen Kritikers ihres Antisemitismus, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 50 (2002), S. 1099– 1115. 5 Als maßgebliche Gesamtdarstellung noch immer Heinz Hürten, Deutsche Katholiken 1918– 1945, Paderborn u.a. 1992. – Zum Zentrum in der Weimarer Republik grundlegend Rudolf Morsey, Die Deutsche Zentrumspartei 1917–1923, Düsseldorf 1966; Ders., Der Untergang des politischen Katholizismus, Stuttgart 1977. – Karsten Ruppert, Im Dienst am Staat von Weimar. Das Zentrum als regierende Partei in der Weimarer Demokratie 1923–1930, Düs- seldorf 1992; Ders., Die weltanschaulich bedingte Politik der Deutschen Zentrumspartei in ihrer Weimarer Epoche, in: Historische Zeitschrift 285 (2007), S. 49–97. 6 Vgl. Konrad Repgen, Über die Entstehung und Bedeutung der Reichskonkordats-Offerte im Frühjahr 1933 und die Bedeutung des Reichskonkordats, in: Vierteljahrshefte für Zeitge- schichte 26 (1978), S. 499–534. – Klaus Scholder, Altes und Neues zur Vorgeschichte des Reichskonkordats, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 26 (1978), S. 535–570. – Nachwort zu einer Kontroverse, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 27 (1979), S. 159–161. – Zu den vielfältigen Aspekten dieser als Scholder-Repgen-Debatte bekannt gewordenen Kontro- verse vgl. jetzt die Beiträge in: Thomas Brechenmacher (Hg.), Das Reichskonkordat 1933. Forschungsstand, Kontroversen, Dokumente, Paderborn u.a. 2007. Einleitung 3 bänden, untersucht worden. Dabei war es kein Zufall, daß in der boomenden Widerstandsforschung der achtziger Jahre ihre Haltung gegenüber dem National- sozialismus als ›widerständig‹ eingestuft worden ist. Im Rahmen eines außeror- dentlich weitgefaßten Widerstandsbegriffs mochte man die erfolgreiche Bewah- rung der katholischen Milieuidentität gegenüber den Vereinnahmungstendenzen des Regimes durchaus als eine Stufe von Widerstand klassifizieren.7 Dagegen ist freilich die These ins Feld geführt worden, der Katholizismus – und hier nicht zuletzt die bunte Welt der Laien – habe sich nicht aus prinzipiellen Gründen, sondern aus einer letzthin als antimodernistisch zu charakterisierenden Selbstbe- hauptung dem Regime verweigert.8 Nicht die grundsätzliche Distanz zum natio- nalsozialistischen Rassenstaat – so lautet der Vorwurf – sei hierfür entscheidend gewesen, sondern die Distanz zum Staat schlechthin, zu einem Staat überdies, in dem die deutschen Katholiken gewissermaßen die radikale Variante eines Säkula- rismus erblickten, wie er seit dem Bismarckschen Kulturkampf als Menetekel an der Wand stand. War es also, so mag man nachdenklich fragen, ein regelrechter Milieu-Egoismus, der die Schwelle zwischen Katholizismus und Nationalsozia- lismus markierte? Und, so wird man noch nachdenklicher weiterfragen, welche Rolle spielte ein vermeintlich katholischer Antisemitismus innerhalb der kollek- tiven Identität ebendieses Milieus?9 Vergleichbare Kontroversen, erbittert und zum Teil unversöhnlich ausgefoch- ten, hat die italienische Katholizismusforschung bislang nicht erlebt. Die über lange Zeit ungebrochene Wertschätzung, ja mythische Überhöhung der »resisten- za«, in der auch und gerade die Väter der Christdemokratie ihren Platz hatten, verstellte den Blick auf mögliche Ambivalenzen im Verhalten von Klerus und Kirchenvolk gegenüber dem italienischen Faschismus.10 Zudem hat die spezifi- sche Herangehensweise der italienischen Forschung, die sich – im Unterschied zur deutschen Geschichtswissenschaft – weniger mit übergreifenden Deutungs- mustern als mit Personen und Strukturen beschäftigt, eher die empirische Fülle als die einzelne, strittige These befördert. So existiert zwar eine Vielzahl von _________ 7 Dazu grundlegend Klaus Gotto/Hans Günter Hockerts/Konrad Repgen, Nationalsozialisti- sche Herausforderung und kirchliche Antwort. Eine Bilanz, in: Klaus Gotto und Konrad Repgen (Hg.), Kirche, Katholiken und Nationalsozialismus, Mainz 1980, S. 101–118. 8 Diese Position exemplarisch bei Thomas Breuer, Verordneter Wandel? Der Widerstreit zwischen nationalsozialistischem Herrschaftsanspruch und traditionaler Lebenswelt im Erz- bistum Bamberg, Mainz 1992. – Pointierte Zuspitzung dieser Sicht bei Gerhard Paul/Klaus- Michael Mallmann, Milieus und Widerstand. Eine Verhaltensgeschichte der Gesellschaft im Nationalsozialismus, Bonn 1995. 9 Vgl. Olaf Blaschke, Katholizismus und Antisemitismus im Deutschen Kaiserreich, Göttingen 1997; Ders./Aram Mattioli (Hg.), Katholischer Antisemitismus im 19. Jahrhundert, Zürich 2000. Dazu u.a. die grundsätzliche Vorbehalte benennende Rezension von Carsten Kretsch- mann, in: H-Soz-u-Kult, 29.04.2002. – Aus der älteren Forschung: Walter Hannot, Die Ju- denfrage in der katholischen Tagespresse Deutschlands und Österreichs 1923–1933, Mainz 1990; Uwe Mazura, Zentrumspartei und Judenfrage 1870/71–1933, Mainz 1994. 10 Thomas Schlemmer und Hans Woller, Der italienische Faschismus und die Juden 1922 bis 1945, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 53 (2005), S. 164–201.

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