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Die „Heilige Ordnung“ der Männer: Hierarchie, Gruppendynamik und die neue Rolle der Frauen PDF

266 Pages·2007·2.16 MB·German
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Gerhard Schwarz Die „Heilige Ordnung“ der Männer Gerhard Schwarz Die „Heilige Ordnung“ der Männer Hierarchie, Gruppendynamik und die neue Rolle der Frauen 5., überarbeitete Auflage Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Natonalibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. 1.Auflage 1985 2.,durchgesehene Auflage 1987 3.,überarbeitete Auflage März 2000 Nachdruck Dezember 2001 4.,erweiterte Auflage Januar 2005 5.,überarbeitete Auflage August 2007 Alle Rechte vorbehalten © VSVerlag für Sozialwissenschaften | GWVFachverlage GmbH,Wiesbaden 2007 Lektora:Frank Engelhardt Der VS Verlag für Sozialwissenschaften ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werkeinschließlichallerseiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohneZustimmungdes Verlags unzulässig und strafbar.Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,Übersetzungen,Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen,Handelsnamen,Warenbezeichnungen usw.in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung:KünkelLopka Medienentwicklung,Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung:Krips b.v.,Meppel Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN 978-3-531-15498-5 Inhalt Vorwort zur 5. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Vorwort zur 4. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Vorwort zur 3. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1. Die Gruppe: Direkte Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 1.1 Gruppe und Einzelperson . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 1.2 Die Gruppe in der Entwicklungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 1.3 Die Entwicklung der Kommunikation in der Gruppe . . . . . . . . . . . 31 1.3.1 Die emotionale Partizipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 1.3.1.1 Rhythmik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 1.3.1.2 Nahrungsaufnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 1.3.1.3 Sexualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 1.3.1.4 Die Jagdbande . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 1.3.2 Der Standard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 1.3.2.1 Das Territorium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 1.3.2.2 Die Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 1.3.2.3 Das Werkzeug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 1.3.2.4 Die Abstraktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 1.3.2.5 Die Magie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 1.4 Die Standardverletzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 1.4.1 Der Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 1.4.2 Identität und Dependenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 1.4.3 Die Autorität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 1.4.4 Die Gruppenfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 1.4.5 Die Gruppenreife . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 1.4.6 Gruppenentscheidung – Einzelentscheidung . . . . . . . . . . . . . 126 1.4.7 Autorität und Autonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 2. Die Institution: Indirekte Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 2.1 Zur Systemgeschichte der Institutionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 2.1.1 Rationale Zweckgebilde und Bedürfnisse . . . . . . . . . . . . . . . 140 2.1.2 Herrschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 6 Inhalt 2.1.3.Die Axiome der Hierarchie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 2.1.3.1 Das Entscheidungsaxiom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 2.1.3.2 Das Wahrheitsaxiom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 2.1.3.3 Das Weisheitsaxiom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 2.1.3.4 Das Dependenzaxiom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 Exkurs: Die 7 Weltwunder der Antike . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 3. Die Heilige Ordnung: Denkform und Gesellschaftsform . . . . . . . . 192 3.1 Das Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 3.2 Die Moral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 3.3 Die Natur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 3.4 Die Logik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 3.4.1 Der Begriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 3.4.2 Das Urteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 3.4.3 Der Schluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 3.4.4 Die Axiome der Logik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 3.4.4.1 Principium identitatis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 3.4.4.2 Principium contradictionis: Das Wahrheitsaxiom . . . . 213 3.4.4.3 Principium exclusi tertii: Das Weisheitsaxiom . . . . . . 213 3.4.4.4 Principium rationis sufficientis: Das Machtaxiom . . . 214 3.5 Die Universalität der heiligen Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 3.6 „Frauen und Hierarchie“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 3.6.1 Die Männergang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 3.6.2 Männer und Frauen im Gruppenverhalten . . . . . . . . . . . . . . 226 3.6.3 Allgemeine Elemente eines T-Gruppenprozesses . . . . . . . . . . 228 3.6.4 Unterschiede von Männer- und Frauengruppen . . . . . . . . . . 228 3.6.5 Gemischte Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 3.6.6 Männer und Frauen in egalitären Arbeitsgruppen . . . . . . . . . 233 3.6.7 Thesen zur Psychodynamik von Frauengruppen . . . . . . . . . . 235 3.7 Wie viel Logik braucht die Hierarchie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237 3.7.1 Der Kampf der Frauen gegen die männliche Logik . . . . . . . . 238 3.7.2 Frauen und Führung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 3.8 Zur Wissenschaftstheorie der Gruppendynamik . . . . . . . . . . . . . . . 251 3.8.1 Der Gruppenprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 3.8.2 Zum Zeitablauf von Gruppenprozessen . . . . . . . . . . . . . . . . 254 3.8.3 Was ist Wahrheit? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260 Vorwort zur 5. Auflage DieArbeitenanmeinemneuenBuchüberdiearchaischenMusterinderGruppen- dynamik sind inzwischen so gut vorangekommen, dass ich hoffe, das Buch noch 2007 veröffentlichen zu können. Es stellt eine Art Fortsetzung dieses Buches über die Hierarchie dar. Das Wort „Fortsetzung“ ist allerdings nicht ganz präzise, besser wäre „Voraussetzung“. Ich untersuche jene Muster, die sich in der Steinzeit entwi- ckelthabenmüssen,nochlangebevoresHierarchiegab,aberheutenochwirksam sind. Einige solcher Muster sind schon in diesem Buch enthalten (z.B. Sexualität, Nahrungsaufnahme, Rhythmik) Ich habe diese Gedanken im neuen Buch weiter- entwickelt, sie aber in diesem Buch nicht gestrichen, da dies den Zusammenhang desGedankensgestörthätte.GestrichenhabeichnurdasKapitel1.4.2.überOpfer und Versicherung, das hier nicht notwendig ist, dort aber weiter ausgebaut wurde. Außerdem kommt dieser Gedanke auch in meinem Buch „Konfliktmanagement“ (Gabler Verlag, 7. Auflage 2005) vor. Auch dieser Band war ursprünglich nur ein Kapitel in der 1. und 2. Auflage der „Heiligen Ordnung der Männer“. Neu einge- fügthabeicheinigeGedankenüberdieRollederFrauen,nichtnurinHierarchien, sondern auch in Netzwerken. Hier zeigen sich neue gruppendynamische Koopera- tionsformen, deren Logik noch entwickelt werden muss. Das Kapitel 3.6. „Frauen undHierarchie“habeichgemeinsammitPaulaStegmüllergeschrieben.FrauSteg- müller hat viele Jahre mit Frauengruppen gearbeitet und konnte somit eine Sicht- weise einbringen, die für mich sehr wertvoll war. Wien, im April 2007 Vorwort zur 4. Auflage Seitder1.AuflagediesesBuchessind20Jahrevergangen.DieGrundgedankender Gruppendynamik haben sich in den meisten hierarchisch strukturierten Organisa- tionendurchgesetzt.DerBedeutungvonGruppenundauchihrerFörderungwur- de große Aufmerksamkeit zuteil. Eine wichtige Entwicklung betrifft die Rolle der Frauen in und außerhalb der Hierarchien. Ich kann nicht feststellen, welchen Ein- flussdieGruppendynamikdarauftatsächlichhatte.JedenfallsgingdieEntwicklung in die von der Gruppendynamik vorgezeichnete Richtung: Frauen, die immer stärker die neuen Strukturen prägen, haben sich nicht – je- denfalls nicht so einfach – in die Hierarchie integrieren lassen. Die Strukturen der „Heiligen Ordnung“ mussten daher zum Teil erheblich umgebaut werden. Die klassischereinmännlicheFormbefindetsichaufdemRückzugundistweitgehend 8 Vorwort zur 4. Auflage defensiv (wie etwa in der katholischen Kirche, die sich als letzte Bastion gegen die Aufnahme von Frauen in Führungspositionen wehrt). Ansätzefüreine„Frauenhierarchie“oderähnlicheKonstruktewiediemännliche Ordnung,gebildetvonFrauen,sindebenfallsnichterkennbar.Frauenhabenande- reFormenvonKooperationgefunden,dortwosieohneMännerauskommenwol- len oder müssen. Aber das ist eher die Ausnahme. Hierarchie ist eine Art „Maß- anzug“ für Männer, der Frauen meist nicht so recht passt. Diehäufigste–undwiewirinzwischenwissen–aucheffizientesteFormderZu- sammenarbeit sind gemischte Gruppen. Wobei „Mischung“ nicht nur eine solche von Frauen und Männer darstellt, sondern auch eine von verschiedenen Hierar- chieebenen, verschiedenen Fachbereichen, organisatorischen Einheiten usw. SohatetwadieVerlagerungvonKompetenzenausder„Linie“indieverschiede- nenFormenvonProjektgruppenoderüberhauptausderOrganisationhinausstark zugenommen. Was aber heute noch fehlt, ist die dazu passende „Logik“, wie sie etwa für die männliche Hierarchie (Ordnung ist Über- und Unterordnung) in vielen Jahrhun- derten entwickelt wurde. Wir stehen meines Erachtens heute am Beginn eines neuen Zeitalters sozialwissenschaftlicher Denkmodelle. Ich versuche in dieser Auf- lage – zumindest ansatzweise – darauf einzugehen. Nachdem ich mit dem Kapitel über Frauen in Gruppen (in der 3. Auflage) auf großes Interesse gestoßen bin (vorsichtig formuliert), möchte ich diese Auflage um das Kapitel „Frauen und Hierarchie“ ergänzen. Die von mir beobachtete Diskussion zu diesem Thema greift weitgehend zu kurz,weilsiedenZusammenhangvonLogikundHierarchienichtbeachtet.Frau- en gebrauchen in Hierarchien ebenfalls logische Denkmuster – in Analogie zur Hierarchie. Erst wenn es gelungen sein wird, neue Formen des Denkens in Analo- gie zu einer neuen Sozialstruktur zu entwickeln, werden Frauen und Männer gemeinsam erfolgreich sein können. Ebenfalls stelle ich ein kurzes Kapitel über den Zeitbedarf gruppendynamischer Prozesse zur Diskussion. In Zeiten der „Zeitbeschleunigung“ stellt die Gruppen- dynamik hier eine Art Kontrapunkt dar. Die Beobachtung der archaischen Muster, die unser Verhalten prägen, habe ich für diese Auflage nicht weiterentwickelt, darüber wird im gleichen Verlag in Kürze ein eigenes Buch erscheinen, in dem die Betrachtung stammesgeschichtlich sozu- sagen vor die Entstehung der Hierarchie zurückgeht. FürHinweiseundKorrekturenzudieserAuflagedankeichbesondersEva-Maria Boltuch, Karin Lackner, Bernhard Pesendorfer, Paula Stegmüller. Wien, im Oktober 2004 Vorwort zur 3. Auflage 9 Vorwort zur 3. Auflage Fürdie3.AuflagediesesBucheshabeicheinigeKapitelneugeschrieben,dasKapi- tel über Konfliktmanagement aber weggelassen, so dass der Umfang des Buches gleich geblieben ist. Neu hinzugekommen ist das ja versprochene Kapitel über die unterschiedliche Entwicklung von Männer- und Frauengruppen. Hier bin ich besonders den Teil- nehmerinnenundTeilnehmernsowiedemStaffderT-Gruppen1998und1999zu Dankverpflichtet,wojeeineFrauen-undeineMännergruppeimTandemarbeite- te.DieseGruppenhabenmirwichtigeErkenntnissegebracht.Außerdemdankeich einigen Kolleginnen und Kollegen, die mir ihre langjährigen Erfahrungen mit FrauengruppenundMännergruppensowiegemischtenGruppenzurVerfügungge- stellt haben. Dies sind insbesondere: Uwe Arnold, Marina Gambaroff, Monika Hänslin, Pe- ter Heintel, Karin Lackner, Barbara Lesiak, Paula Stegmüller, Gerlinde Werni. Neu dazugekommen ist auch ein Kapitel über die Weltwunder der Antike, weil ichhieraneinemBeispieldemonstrierenkann,dassdieTechnikderKommunika- tionsstruktur folgt und nicht umgekehrt, wie heute oft angenommen wird. Neu geschrieben habe ich auch das Kapitel über die Vor- und Nachteile von Gruppenentscheidungen. Obwohl in den 15 Jahren seit Erscheinen der 1. Auflage viele neue Erkenntnisse gewonnen wurden, bleibt die Grundtendenz erhalten. GruppenhabensichheutealseinFührungsinstrumentunteranderendurchgesetzt. Das damals schon von den Gutachtern urgierte Kapitel über die Wissenschafts- theoriehabeichnun–allerdingsnuransatzweise–indieserAuflageamEndenoch eingearbeitet. Aber dazu, sowie über die archaischen Muster bin ich gerade dabei ein eigenes Buch zu schreiben. Wien, im Oktober 1999 Einleitung „Darf ich nochmals auf die Ausführungen von Kollege N. zurückkommen und dazu bemerken, dass auch die Mitarbeiter seiner Abteilung sich gegen diesen Vor- schlag ausgesprochen haben.“ ZustimmendesMurmelninderRunde.IchmachtewiedereinenStrichaufmei- ner Strichliste. Seit 20 Minuten zählte ich die Angriffe auf Herrn N.; es war dies der zweiunddreißigste. Mancher Diskussionsbeitrag enthielt sogar mehrere Angrif- fe. Die Gruppe hatte ganz offensichtlich mit Herrn N. ein Problem. Er reagierte auch seit einigen Minuten auf Spitzen gegen ihn und seine Abteilung nicht mehr „sachlich“. Der Vorsitzende hatte schon dreimal zur Klingel gegriffen und mit der Bemerkung „Zur Sache, meine Herren“ vergebens versucht, die Diskussion in die gewohnten Gleise zurückzuführen. Als die Auseinandersetzung zu heftig wurde, brach er die Sitzung ab. NachdemsichdieHerrenhastigverabschiedethatten,bliebichmitdemVorsit- zenden allein zurück. „Ich glaube, hier kann uns auch die Gruppendynamik nicht weiterhelfen“,eröffneteerunserGespräch.„AmProblemderMaschinenauslastung ist schon Herrn N.’s Vorgänger gescheitert. Es gibt Probleme, die entscheidet man besserallein.Siesehen,wasbeieinerDiskussionherauskommt.“Herausgekommen wareinKonflikt.WoaberhatteerseineUrsache?HerrN.warerstseitkurzerZeit LeiterdieserAbteilung.SeineVorschlägewurdenseitherfastimmerabgelehnt.„Es muss an der Sache liegen“, meinten einige, „denn bevor Herr N. diese Abteilung übernahm, konnte man mit ihm recht gut auskommen.“ „Es muss an der Person liegen“,meinteeinanderer,„dennichwarimmerschondagegen,dassHerrN.die- seAbteilungübernimmt.“„EsliegtandenMitarbeitern“,vermutenwiederandere, „denn seit dort die besten weggegangen sind, wird nicht mehr richtig gearbeitet.“ „EsliegtanunsererStruktur“,meintennochandere,„dennbeisounklarverteilten KompetenzenmussesStreitereiengeben“.„EsliegtinderGeschäftspolitik“,mein- teneinige,„dennwennmannichtsoknappeTerminzusagengäbe,kämedieAbtei- lung nicht so unter Druck.“ „Es liegt an der Gruppendynamik“, meinten wieder andere,„seitdieHerrenimHauseInterviewsmachen,gibtesvielmehrStreitereien als früher“. Und woran liegt „es“ wirklich? „Es“ ist die Tatsache, dass eine Abteilung nun schon den vierten Leiter innerhalb eines Jahres hat, viele Abgänge verzeichnen musste, keine qualifizierte Arbeit mehr leistet und Anlass zu Konflikten gibt. So siehteseinGroßteildesBetriebes.„Es“istaberauchdieTatsache,dassalleSchuld undalleFehlernurbeidieserAbteilunggesuchtwerden,dassjeder,derdorthinver- setzt wird, Beileidskundgebungen über sich ergehen lassen muss, dass man gar

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