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Die Geschichte des Menschen PDF

168 Pages·1968·4.71 MB·German
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VERSTANDLICHE WISSENSC·HAFT VIERUNDSIEBZIGSTER BAND · t o • BERLIN· HEIDELBERG· NEW YORK SPRINGER-VERLAG DIE GESCHICHTE DES MENSCHEN VON G.B. R. v. KOENIGSWALD ZWEITE ERGANZTE AUFLAGE 7.- 12. TAUS END MIT 91 ABBILDUNGEN BERLIN· HEIDELBERG· NEW YORK SPRINGER-VERLAG Herausgeber der Naturwissenschaftlichen Abteilung: Prof. Dr. Karl v. Frisch, Miinchen Professor Dr. C. H. R. v. Koenigswald Geologisch Inslituut der Rijksuniversiteit, Ajdeling Paleontologie Utrecht (Holland), Oude Gracht 320 ISBN 978-3-642-86271-7 ISBN 978-3-642-86270-0 (eBook) DOl 10.1007/978-3-642-86270-0 U mschlagphoto ; Die Schlucht von Olduvai in Ostafrika Fundstelle vieler beriihmter Urmenschenfunde Aile Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Springer-Verlages iibersetzt oder in irgendeiner Form vervielfaltigt werden. Copyright 1960 by Springer-Verlag OHG. Berlin' Gottingen . Heidelberg. © by Springer-Verlag Berlin' Heidelberg 1968. Library of Congress Catalog Card Number 67-30646. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solehe Namen im Sinn der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Titel-Nr. 7207 V orwort zur zweiten Auflage Seit dem Erscheinen der ersten Auflage sind wieder eine ganze Anzahl neuer Funde zu vermeiden. Aber zu keiner Zeit hat die PaIaoanthropologie so viel gehort und so wenig gewuBt. In Tages zeitungen, Illustrierten, im Radio und Fernsehen horen wir von neuen Entdeckungen, aber es dauert Jahre, bis die wissenschaft liche Beurteilung zuganglich und eine ernste Beurteilung des Fun des (ein erster Eindruck braucht nicht unbedingt richtig zu sein) moglich ist. So warten wir immer noch auf eine Beschreibung des Oreopithecus-Skelettes, auf eine kritische Stu die der Australo pithecus-Unterkiefer. Von Oiduvai fehien uns noch stets Be arbeitungen des groBen Zinjanthropus- und des wichtigen Pithec anthropus-Schadels, obwohl beide Funde schon vor Jahren in illu strierten Zeitschriften erschienen sind. Die groBe Variabilitat, die nicht nur dem Menschen, sondern auch den hoheren Primaten eigen ist, macht es auBerordentlich schwer, zu sagen, welche Kriterien beim AufsteHen neuer Arten oder gar Gattungen angeIegt werden mussen. Es darf ais sicher gelten, daB manche Art auf Grund ungenugender Unterschiede ais eigene Spezies beschrieben worden ist, aber es ist andererseits nicht Ieicht zu sagen, was wirklich zusammengehort, denn auBer geographischen Unterschieden muB auch noch der Zeitfaktor be rucksichtigt werden sowie faunistische wie okologische Unter schiede. So einfach, wie das System der hoheren Primaten in neue ren Zusammenfassungen dargestellt wird, ist die Sache sicher nicht. Auch die Nomenklatur der fossilen Hominiden - man will heute nur drei gute Arten anerkennen - erscheint uns zu simpel, und wenn (unserer Meinung nach) verschiedene Formen unter dem gieichen Namen beschrieben werden, so wird hiermit eine Einheit vorgetauscht, die nicht besteht. Wenn also auf dem Felde der zur Erkenntnis der systematischen SteHung so wichtigen Nomenklatur keine Einigkeit besteht, so V troste man sich damit, daB ahnliche Schwierigkeiten selbst bei den weit voHstandiger bekannten lebenden Primaten vorhanden sind. Trotz aHem durfen wir unser Ziel, die AufsteHung eines gultigen naturlichen Systems, welches alle fossilen und lebenden Formen einschlieBt, nicht aus dem Auge verlieren, wenn es sich auch, be sonders bei der Sparlichkeit von Fossilien, im Augenblick noch nicht realisieren laBt. Wir sind auf dem Wege, aber das Zie1 ist noch nicht erreicht. Utrecht, November 1967 G. H. R. VON KOENIGSWALD V orwort zur ersten Auflage Nosce Ie ipsum: Mit dies en Worten charakterisiert CARL VON LINNE den Men schen, und es ist in der Tat der Drang nach Se1bsterkenntnis, der ihn deutlicher vom Tiere scheidet als eines seiner korperlichen Merkmale. Jahrhundertelang stand er so ausschlieBlich im Blick fe1d von Theologie und Philosophie, waren See1e und Geist Ob jekt tiefsinniger Betrachtungen und Spekulationen, so daB man seinen Korper beinahe vergesssen hatte. Mit der Entwicklung der Naturwissenschaften lernte der Mensch nicht nur seine Umwelt, sondern auch sich se1bst besser kennen. LINNE wies ihm vor uber 200 J ahren bereits seinen Platz an; dieser liegt nicht auBerhalb, sondern innerhalb des "natiir lichen Systems". Seine SteHung unter den Wirbeltieren im aH gemeinen, unter den Saugetieren im besonderen, und unter den Primat en im einzelnen laBt sich genauestens festlegen und um schreiben. Damit wird er korperlich ein Objekt der Zoologie. Die Sonderstellung des Menschen liegt im Geistigen, nicht im Korperlichen, obwohl es doch wieder unser Korper ist - woran wir immer wieder schmerzlich erinnert werden -, in dem und durch den das Geistige sich verwirklicht. VI Die Palaontologie schlieBlich gab der Zoologie einen histori schen Hintergrund von ungeahnter GroBartigkeit. Die Fossilien, im Mittelalter durch naturferne Philosophen gerne als Resultat einer blind wirkenden "vis plastica" zur Seite gelegt, erwiesen sich als die versteinerten Reste fruherer Lebewesen, und die Evolutionslehre, von DARWIN vor gerade 100 Jahren zum ersten Male formuliert, gab ihnen einen sinngemaBen Platz und vertiefte unsere Kenntnis von der Geschichte des Lebens. Viel, aber noch lange nicht alles, ist uns von der Entfaltung des Lebens wahrend der letzten 500000000 Jahre bekannt. Die Palaontologie macht uns zu Zeugen groBer und tief greifender Veranderungen, durch auBere und innere Faktoren geleitet, denen sich keine lebende Form hat entziehen konnen. Nichts ist, was es war, alles ist, was es geworden ist. Pflanze, Tier und Mensch waren und sind aIle, wenn auch in verschiedenem MaBe, diesen Kraften ausgesetzt, die sich im einzelnen oft weder scheiden noch definieren lassen. Deutlich ist uns nur das Resultat: die heutige Flora und Fauna nebst dem Menschen. Das Material der Palaontologie ist meist durftig und fur den Laien nichtssagend, die Resultate sind in vielen Einzeluntersuchun gen niedergelegt. Die fossile Lebewelt ist nur zum kleinsten Teile bekannt, und fortwahrend werden neue Formen entdeckt und beschrieben. Gewisse Entwicklungsreihen sind recht gut belegt, von anderen ist nur sehr wenig bekannt, als ob die Erde eifer suchtig ware, ihre Geheimnisse preiszugeben. "Der Mensch ist das MaB aller Dinge", dieser Ausspruch trifft auch auf die Entwicklungsgeschichte zu. Es ist schon und inter essant, die Geschichte der Ammoniten, Tintenfische, Pferde oder Elefanten kennenzulernen, aber nichts ist fur uns wichtiger als unser eigener Werdegang. Die Theorie vermag uns nicht langer zu befriedigen: welche Fossilfunde bestatigen unsere eigene Ge schichte, und was sagen sie aus? Eine Antwort auf diese Frage versucht dieses Buch zu geben. Fossilien mussen gefunden werden. Gerade so seltene Funde wie die Reste des fossilen Menschen lassen sich nicht einfach er zwingen. Um sie zu finden, braucht man Glaube, Geduld und Gluck. Glaube, zu ungleichen Teilen aus Erfahrung, Wissen und Hoffnung bestehend; aus dem felsenfesten Vertrauen in die Mog- VII lichkeiten einer bestimmten Fundstelle. Geduid weiterhin, viel Geduld. SCHOETENSACK hat uber 20 Jahre die Fundstelle Mauer besucht, ehe 1907 ein Kiefer gefunden wurde; BERCKHEMER tat dasselbe in Steinheim, bis 1933 der Schadel zutage kam. Beide FundsteIlen haben trotz aIler Bemuhungen keine weiteren Funde geliefert. Und Gluck - ja Gluck gehort auch dazu. Die richtige Schicht, die gute Stunde, der Mann, der wei£) was er sucht. Was der Bagger blind vernichtet, das werden wir nie erfahren. Es klingt merkwurdig, und doch ist es so: die meisten Funde fossiler Menschen sind durch Forscher entdeckt, die systematisch danach suchten. Wir nennen hier nur FUHLROTT (1856), DUBOIS (1891), SCHOETENSACK (1907), DART (1924), BLACK (1928), PEl (1928), BLANC (1929), BERCKHEMER (1933), MARSTON (1935), BREUIL (1935), BROOM (1936), VON KOENIGSWALD (1936), LEAKEY (1948). Nur wenige Funde verdanken wir einem glucklichen Zufall. Dieses Buch enthalt die Resultate vieler Forscher, ohne daB es immer moglich ware, den Anteil jedes einzelnen nach Gebuhr herauszusteIlen. Es soU versuchen, dem Leser eine Obersicht uber den gegenwartigen Stand der Forschung zu vermitteln, ohne ihn zu sehr mit Einzelheiten zu belasten. DaB neue Entdeckungen das hier gezeichnete Entwicklungsbild des eiszeitlichen Menschen grundlegend verandern konnten, scheint wenig wahrscheinlich, obwohl jeder Fund unsere Kenntnis vertiefen und erganzen kann. Unsere tertiare Geschichte liegt dagegen noch vollig im dunkeln, ein dank bares Arbeitsgebiet fur zukunftige Forschungen. Zum Schlusse mochte ich noch dem Springer-Verlag danken fur die reichliche Ausstattung meiner Arbeit mit Abbildungen, Berrn BARENDSE fur Zeichnungen und Photographien und meiner Frau fur aIle Muhe, Geduld und Durchsetzungskraft bei der Ab fassung des Manuskripts. Utrecht, Januar 1959 G. B. R. VON KOENIGSWALD VIII Inhaltsverzeichnis 1. Teil: Das Problem der menschlichen Entwicklung Die geologische Zeit . . . . . . . Die Differenzierung der Wirbeltiere . 10 Stammbiiume: Vom Eohippus zum Pferd und yom Moeritherium zum Elefanten . . . . .. 16 II. Teil: Die Primaten ............... 26 Rahmen und Kriteria der menschlichen Entwick- lung . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 33 Ill. Teil: Die fossilen Menschenaffen 48 Die Australopithecus-Funde 63 Die Homo-habilis-Funde 76 Die Homo-erectus-Funde . 78 Die Neanderthaler und das Entstehen des Homo sapiens IV. Teil: Die Entwicklung zum Menschen 122 Die Entwicklung der Kultur 140 Literatur ........ . Namen- und Sachverzeichnis 157 IX 1. Teil: Das Problem der menschlichen Entwicklung Fur den europiiischen Menschen bis weit ins 18. Jahrhundert war die Erde sowohl ihren Oberflachenformen nach als auch in bezug auf ihre Tier- und Pflanzenwelt statisch: d. h. alles war in seiner gegenwartigen Form geschaffen und immer so gewesen. Erst die Entwicklung der Geologie und spater auch der Pala ontologie brachte hierin einen bedeutsamen Umschwung. Man entdeckte, daB da, wo sich heute Gebirge befinden, fruher das Meer geherrscht hatte; im Herzen von Mitteleuropa fand man alte Wustenbildungen, und im hohen Norden kamen Reste von tropischen Pflanzen und Tieren zum V orschein: d. h. daB in fru heren Zeiten nicht nur die auBeren Formen unserer Erde, wie die Verteilung von Wasser und Land, Gebirgen und Ebenen ganz andere gewesen sind, sondern daB auch die Klimazonen anders verteilt waren. Gleichzeitig lernte man aus den verschiedenen Erdschichten eine andersgeartete Fauna und Flora kennen, die um so fremdartiger wird und sich um so weiter von den heutigen Lebensformen entfernt, je alter die betreffenden Schichten sind. Diese alten Lebensformen einfach fur ausgestorben zu erklaren, erwies sich bald als zu simpel. Es zeigte sich namlich, daB von zwei aufeinanderfolgenden Schichten zwar die altere einige For men enthalten kann, die in den jungeren Ablagerungen nicht mehr vorkommen, daB jedoch viele Formen der jungeren Schicht mit jenen des tieferen Horizontes gattungsmaBig ubereinstimmen, wenn sie auch einer anderen Art angehoren. So kommt man zu dem Resultat, daB hier eine Weiterentwicklung, die die Lebewelt zweier aufeinanderfolgender Schichten verbindet, die einzige Er klarung geben kann. J e mehr wir von der Erdgeschichte erfahren und je besser wir durchlaufende Schichtprofile kennenlernen, des to kleiner werden naturlich die Unterschiede aufeinanderfolgender Lebenszonen. Da in der Erdgeschichte immer wieder Perioden von Transgressionen, d. h. von marinen Oberflutungen mit solchen I v. Koenigswald, Geschichte des Menschen, z. Auf!. I von Regressionen, d. h. einem Zuruckweichen der See, ab wechseln, da wir zwischen langen Zeitraumen von Ruhe und Abtragung Zeiten von groBer geologischer Unruhe kennen, in denen gewaltige Gebirge aufgefaltet wurden, so begreift man, daB die geologische Folge der Schichten in keinem Land und keinem Gebiet der Erde vollstandig sein kann. Immer wieder treffen wir Schichtliicken, auch Hiate genannt, die auf tektonische V organge weisen konnen, d. h. auf Bewegungen der Erdkruste, aber auch in vielen Fallen dadurch entstehen, daB einem Meeresbecken nicht immer gleichmaBig Material zugefiihrt wird, so daB keine gleichmaBig durchlaufende Schichtfolge entsteht. Dieser oft scheinbar plotzliche Wechsel in Lebensbedingungen und Lebens formen aufeinanderfolgender Schichtpakete erweckt nur zu leicht den Eindruck gewaltiger Katastrophen, die es in Wirklichkeit nicht gegeben hat. Sie haben wissenschaftlich ihren Ausdruck in der beriihmten, aber langst iiberholten klassischen Katastrophen theorie von CUVIER gefunden. Wir brauchen in der Erdgeschichte nur bis vor die Eiszeit zuriickzugehen, und keine der lebenden Saugetierarten tritt uns mehr entgegen; d. h. daB diese aIle sich erst wahrend der Eis zeit aus alteren Formen entwickelt haben. Gehen wir noch weiter zuriick, zunachst in die Kreidezeit, dann finden wir (neben den riesigen, vollkommen ausgestorbenen Dinosauriern) von Sauge tieren nur Beuteltiere und Insektenfresser. In der Triasperiode er scheinen im allerobersten Horizont die altesten und primitivsten Sauger. Wir finden jedoch in alteren Triasschichten, vor allem in Siidafrika, zahlreiche saugetierahnliche Reptilien (diese Gruppe hat keine lebenden Vertreter mehr), und es kann anatomisch, wie wir noch sehen werden, kein Zweifel bestehen, daB die Saugetiere sich urspriinglich aus dieser Reptilgruppe entwickelt haben. Wenn wir in noch tieferen Schichten der Erdgeschichte suchen, dann finden wir keine saugetierahnlichen Reptilien mehr, son dern nur Amphibien und in noch tieferen Schichten nicht ein mal mehr Amphibien, sondern nur Fische, und es wird uns klar, daB eine entwicklungsgeschichtliche Reihe Fisch-Amphibium Reptil-Saugetier besteht, und daB die Geschichte der Saugetiere nur deutlich wird im Rahmen der Geschichte der Wirbeltiere iiberhaupt. 2

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