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»Die ganze Janitscharenmusik der Weltqual«: Heines Auseinandersetzung mit der romantischen Theorie PDF

399 Pages·1998·45.634 MB·German
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»DIE GANZE JANITSCHARENMUSIK DER WELTQUAL« Heine-Studien Herausgegeben von J oseph A. Kruse Heinrich-Heine-Institut der Landeshauptstadt Düsseldorf Maria-Christina Boerner »Die ganze Janitscharenmusik der Weltqual« Heines Auseinandersetzung mit der romantischen Theorie Verlag J. B. Metzler Stuttgart . Weimar Meiner Mutter und Bruno Die Deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme Boemer; Maria-Christina: "Die ganze Janitscharenmusik der Weltqual" : Heines Auseinandersetzung mit der romantischen Theorie I Maria-Christina Boemer. -Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1998 (Heine-Studien) ISBN 978-3-476-01598-3 ISBN 978-3-476-01598-3 ISBN 978-3-476-03740-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-03740-4 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Ver wertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustim mung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigun gen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 1998 Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 1998 Inhaltsverzeichnis Vonwort 5 ~------------------------------------------ Einleitung 6 I. Historische Voraussetzungen: Das "bürgerliche" Zeitalter.-Die Ambivalenz von technisch-industriellem Fortschritt und politischer Restauration 9 IL "Die wahren Zerrissenen sind die wahren Kreuzträger der Zeit." 19 2.1. Heine und der "Chor weltschmerzlicher Hänflinge" Melancholischer Weltschmerz, jungdeutsehe Zerrissenheit und Heines Abgrenzungsversuche 19 2.2. Der "Milchbruder Lord Byrons"-Heines Zerrissenheit in der zeitgenössischen Rezeption und in der Forschung 74 III. Romantik und Moderne 93 3.1. Heine und sein romantischer "Schulmeister" August Wilhelm Schlegel 93 3.2. "Das Alte ist gestorben, und wer wahr ist, ist modern." Oder: die Rivalität der romantischen Kunsttheorie und der Hegeischen Asthetik 114 3.3. Heine und der ästhetische "Doktrinär" Friedrich Schlege1_132 3.4. Lucinde und Seraphine - Überwindung der Zerrissenheit durch Liebe? 145 3.5. "0 süße Torheit, verlaß mich nicht!" (B II, 422) -Heine, der romantische Narr? 154 IV. Spurensuche 169 4.1. Vorbilder oder: "Die Literaturgeschichte ist die große Morgue wo jeder seine Toten aufsucht, die er liebt oder womit er verwandt ist." (B 111, 372-373) 169 4.2. Cervantes-Lektüre- Mit Don Quixote im Kampf gegen Ludwig Börne 198 4.3. Romantische Lesefrüchte: Roman, Witz und Kontrastästhetik _________________________________________2 30 4.4. "Der beste der Humoristen!" -Heine und Jean Pani 257 4.5. Der "Meister der Ironie" in der Auseinandersetzung mit der romantischen Ironie 268 4.7. Die Ambivalenz des Schönen und des Häßlichen und die Diskussion um die Wahrheit in der Kunst 322 V. Schluß: Heine - ein moderner Dichter? 356 Literaturverzeichnis 3 71 I. Primärliteratur 371 I. Reine-Ausgaben 371 2. Quellen und Materialsammlungen zu Heine 371 3. Sonstige Texte und Anthologien 372 ll. Sekundärliteratur 375 1. Sammelbände und Handbücher 375 2. Monographien und Aufsätze 377 Namensregister 391 Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 1996 der Philosophischen Fakultät der Freien Universität Berlin unter dem Titel "Die ganze Janitscha renmusik der Weltqual" Heines Selbstverständnis als Prosa-Dichter und die Aus einandersetzung mit der romantischen Theorie um die Paradigmen der moder nen Literatur als Dissertation eingereicht. An dieser Stelle möchte ich noch einmal all denen herzlich danken, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. In erster Linie danke ich hierfür meinem Doktorvater Prof. Dr. Günter Holtz (Berlin), der mir immer mit Rat und Tat zur Seite stand. Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Stefan Bodo Würffel (Fribourg), der immer ein offenes Ohr für Fragen zu Heine hat und mich bei bei der Drucklegung der Dissertation unterstützte. Schließlich möchte ich auch Prof. Dr. Joseph A. Kruse (Düsseldorf) für die Bereitschaft danken, diese Arbeit in die Reihe der Heine-Studien aufzunehmen, sowie der Studienstiftung für das zweijährige Stipendium, das mir ein ungestör tes Forschen ermöglichte. Gewidmet ist diese Arbeit den beiden Menschen, die sie mir vermöge ihrer Liebe, Geduld und jeweder Form der Unterstützung erst ermöglicht haben: meiner Mutter und meinem Mann Bruno. 5 Einleitung Den armen Magister traf wirklich das schlimmste Mißgeschick, jedesmal wenn er ein Buch schrieb. Nachdem er nämlich für das Thema, das er beweisen wollte, alle seine Gründe entwickelt, glaubte er sich verpflichtet die Einwürfe, die etwa ein Gegner an führen könnte, ebenfalls mitzuteilen; er ergrübdte alsdann vom entgegengesetzten Standpunkte aus die scharfsinnigsten Argumente, und indem diese unbewußt in sei nem Gemüte Wurzel faßten, geschah es immer, daß, wenn das Buch fertig war, die Meinungen des armen Verfassers sich allmählig umgewandelt hatten, und eine dem Buche ganz entgegengesetzte Überzeugung in seinem Geiste erwachte. Er war alsdann auch ehrlich genug [ ... ] den Lorbeer des literarischen Ruhmes auf dem Altare der wa hrheit ZU opfern, d.h. sein Manuskript ins Feuer ZU werfen. (B m, 680) So wie dem "armen Magister" in Heines Elementargeistern kann es leicht auch dem Literaturwissenschaftler ergehen, der sich mit Heine beschäftigen und sein Werk einer einheitlichen Interpretation unterziehen möchte. Denn kaum ein anderer Dichter bietet eine solche Fülle von oftmals widersprüchlichen Ansich ten und Äußerungen zu den wichtigen Fragen seiner Zeit, gleich ob es sich um ästhetische, philosophische, religiöse oder politisch-gesellschaftliche Themen handelt. Da die Forschung jedoch auf Veröffentlichungen angewiesen ist, wer den die Manuskripte bzw. Computerausdrucke selbstverständlich nicht ver brannt, sondern der Öffentlichkeit zur Diskussion angeboten. Eine Folge davon ist, daß die gesamte Reine-Forschung wahrlich ein Musterbeispiel nicht nur für die zu erwartende Mannigfaltigkeit an unterschiedlichen Deutungsversuchen bietet, sondern mit Beginn ihrer Hochphase Anfang der sechziger Jahre unseres Jahrhunderts zeitweise einem Schlachtfeld der kontroversen Meinungen ähnelte. Der Kampf um das "Streitobjekt Heine"1 gewann dabei proportional an Stärke, je mehr das Interesse an seinem Werk zunahm und dabei nicht nur seine Lyrik, sondern auch die Prosaschriften Beachtung fanden. In jüngster Zeit zeichnet sich nun doch, nach den Abebben der oftmals ideolo gisch befrachteten "kriegerischen" Auseinandersetzungen um Heine, ein gewis ser Friede in der Reine-Forschung ab, den man als wissenschaftlichen Konsens bezeichnen könnte. Diese Einigkeit beruht auf der zunehmenden Akzeptanz einer für Heines Werk charakteristischen Widersprüchlichkeit, die der Dichter selbst nicht müde geworden ist, in seinen Schriften als Ergebnis einer Welt und Ich gleichermaßen ergreifenden "Zerrissenheit" zu thematisieren. Da die Reine Kritik des 19.Jahrhunderts Heines "Zerrissenheit" zumeist als in der Persön lichkeit des Schriftstellers gründende Charakterlosigkeit, Scharlatanerie oder So der sprechende Titel des Forschungsberichtes von Jost Hermand von 1975, der die Jahre 1945-1975 umfaßt. 6 sentimentale Weltschmerzpose verurteilte und nur vereinzelte Stimmen darin einen signifikanten Abdruck ihrer Zeit erkennen wollten, fiel es auch der Lite raturwissenschaft schwer, hier einen positiven Neuansatz in der Dichtung zu entdecken. Erst zu Beginn der 80er Jahre unseres Jahrhunderts zeigt sich ein deutlicher Wandel in der Einschätzung von Heines Werk, indem dessen Brüche und Dissonanzen nunmehr als bewußte Ausdrucksformen gewertet werden. Dafür steht beispielhaft die Untersuchung von Stefan Bodo Würffel, der die Widersprüchlichkeit in das Zentrum seiner Analyse der Heineschen Lyrik stellt und sie als "negative Dialektik" im Sinne einer modernen Ästhetik im Sinne Theodor W. Adornos interpretiert.2 Trotz dieses innovativen Ansatzes macht Würffels Studie zugleich deutlich, wo in der Beine-Forschung ungeachtet der nahezu erdrückenden Masse an Sekundärliteratur jene "Defizite und Lücken" klaffen, die auch Gehard Höhn in seinem vorzüglichen Beine-Handbuch be klagt: Es fehlt eine "systematische und erschöpfende" Darstellung seiner "ästhetischen Theorie", die, so muß hinzugefügt werden, statt des letztlich ahi storischen Verweises auf Adorno eine Einbettung seiner Anschauungen in den Kontext der zeitgenössischen Kunstdiskussion vornimmt.3 Gerade bei der Frage nach der "Modernität" von Heines Programm einerneuen Literatur rückt die romantische Ästhetik ins Blickfeld, wie sie in erster Linie von ihren beiden "Häuptern" August Wilhelm und Friedeich Schlegel in dem von Verunsiche rung und Zweifeln geprägten Jahrzehnt nach der Französischen Revolution von 1789 entwickelt wurde. Denn entgegen dem von Heine selbst verbreiteten Bild von der nicht nur politisch und religiös, sondern auch ästhetisch rückwärtsge wandten Romantik konnte in den letzten Jahren in der literaturwissenschaftli ehen wie philosophischen Forschung die besondere Bedeutung dieser Bewegung für die Ausbildung einer modernen, zukunftsweisenden Kunsttheorie in Ab grenzung zu einer am Ideal der antiken Dichtkunst orientierten Klassik und idealistischen Philosophie nachgewiesen werden. Obwohl Heines Auseinandersetzung mit der Romantik in verschiedenen Stu dien behandelt wurde, gibt es dennoch keine umfassende Analyse seiner ästhe tischen und philosophischen Positionen im Zusammenhang mit der frühen Romantik, die sowohl die gemeinsame Grundlage des ausgeprägten "Krisenbewußtseins" als auch die damit verbundene Neubewertung der roman tischen Theorie in der Forschung berücksichtigt. Selbst Herben Clasen spart in seiner fundamentalen Arbeit über Heines Romantikkritik ausdrücklich den Bereich romantischer Philosophie und ästhetischer Theorie aus, wenngleich er ihre Notwendigkeit für eine umfassende Analyse dieser Problematik offen ein gesteht. 4 Mit der Einbettung von Heines Werk in diesen historischen Kontext Stefan Bodo Würffel, Der produktive Widerspruch ... , vgl. bereits die Vorbemer kung, S.7. Gerhard Höhn, Reine-Handbuch. .. , SJCIV. Herben Clasen, Heinrich Reines Romantikkritik. .. , S.13. 7

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