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Die Franken PDF

43 Pages·2013·0.857 MB·German
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Arnulf Krause Die Franken Campus Verlag Frankfurt/New York Über das Buch Nach dem Ende der Völkerwanderungszeit breiteten sich die Franken im Westen Europas aus, wo sie sich im Gegensatz zu vielen anderen germanischen Völkern trotz einiger Auseinandersetzungen als Verbündete Roms und später als Nachfolger des Imperium Romanum sahen. Begründet wurde das Reich durch König Childerich, dem sein Sohn Chlodwig, der einer der mächtigsten Merowingerherrscher werden sollte, auf den Thron folgte. Chlodwig erweiterte das Reich durch Kriege gegen benachbarte Völker und Stämme und entledigte sich seiner Konkurrenten innerhalb des Reiches. Auch der Beginn des Abendlandes durch den Übertritt des Herrschers zum Christentum ist durch den Merowinger gesetzt worden. Während seiner Regentschaft fand ein Übergang bei den Franken vom Heidentum zum Christentum statt und somit auch eine Vermischung von Bräuchen, die zum Teil noch heute erhalten sind. Der Historiker Arnulf Krause erzählt von der Entstehung des Frankenreichs und der Blütezeit des Merowingergeschlechts, aber auch von dem Niedergang nach dem Tode Chlodwigs und der Machtübernahme durch die Karolinger. Dieses E-Book ist Teil der digitalen Reihe »Campus Kaleidoskop«. Erfahren Sie mehr auf www.campus.de/kaleidoskop Über den Autor Arnulf Krause ist promovierter Germanist und Skandinavist, erfolgreicher Sachbuchautor und Experte für germanische Heldensagen und die Dichtung der Edda. Er lehrt als Honorarprofessor am Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn. Inhalt Die erfolgreichsten Germanen nach der Völkerwanderungszeit Südgermanische Stämme finden ihre neue Heimat König Childerich Das Grab des Frankenkönigs Der ehrgeizige Chlodwig König Chlodwig lässt sich taufen und wird Katholik Die Franken zwischen Heidentum und christlichem Glauben Chlodwig und sein Schutzheiliger Chlodwigs Herrschaft: Machtgewinne nach Innen und Außen Glanz und Elend der Merowinger Die westgotischen Prinzessinnen Der Kampf der Königinnen Die Scheinherrschaft der späten Merowinger Karl Martell und der Sieg der Karolinger Exkurs: Häuser und Siedlungen Exkurs: Die Germanen und der Tod Exkurs: Magie bei den Germanen Literaturverzeichnis Quellen Sekundärliteratur Campus Kaleidoskop Impressum Die erfolgreichsten Germanen nach der Völkerwanderungszeit Südgermanische Stämme finden ihre neue Heimat Die Welt der Germanen am Ende der Völkerwanderungszeit erstreckte sich, mit verschiedenen Bevölkerungsanteilen, von Norwegens Fjorden bis in die Abruzzen, von den Bergen Galiciens bis an die Elbe. Östlich davon siedelten von nun an Slawen, in der ungarischen Tiefebene hatte das Steppenvolk der Awaren seinen Mittelpunkt gefunden, das die Nachfolgeschaft der Hunnen angetreten hatte. Diese neue Germanenwelt umfasste außer den skandinavischen Völkern die Großstämme der Angeln und Sachsen, die von Schleswig-Holstein und Jütland in England eingewandert waren. Im Gebiet des heutigen Deutschland siedelten die Sachsen und Thüringer, südlich von ihnen die Alamannen und die Baiern, die als letzter Großstamm entstanden. In Norditalien hatten die Langobarden ein Reich begründet. Im Westen Europas breitete sich das erfolgreichste Germanenvolk aus: die Franken. Schon lange vor der Völkerwanderungszeit erscheinen die Krieger dieses Stammesbundes vom Niederrhein als gefährliche Piraten und Plünderer, aber auch als enge Verbündete Roms. Der Bischof Gregor von Tours hat kurz vor 600 eine Geschichte des Volkes geschrieben, unter dessen Herrschaft er als römischer Provinziale lebte. Darin geht er auch auf die blutige Frühzeit der Barbarenüberfälle ein: »Damals überrannten die Franken den Grenzwall, erschlugen viele Menschen, verheerten die fruchtbarsten Gegenden und versetzten auch Köln in Angst und Schrecken. Als man davon in Trier erfuhr, sammelten die Generäle Nannius und Quintinus ihr Heer und zogen nach Köln. Nachdem ihre Feinde die reichsten Gegenden geplündert hatten, kehrten sie mit großer Beute über den Rhein zurück. Einen Teil des Heeres ließen sie allerdings in der Provinz zurück, um sie weiter zu verheeren. Mit diesen zurückgebliebenen Franken kämpften die anrückenden Römer. Viele von ihnen töteten sie im Kohlenwald, einem Teil der Ardennen.« Quintinus nahm mit seinen Truppen die Verfolgung rechts des Rheins auf. Bei Neuss überquerten sie den Fluss, und nach zwei Tagesmärschen stießen sie auf Gehöfte und Dörfer, die von den Franken verlassen worden waren. Sie hatten sich wie ihre Vorfahren zu Arminius’ Zeiten in die Wälder zurückgezogen und als zusätzlichen Schutz Verhaue angelegt. Quintinus ging ihnen in die Falle. Seine Soldaten zerstörten zuerst die verlassenen Behausungen und zogen dann in die dichten Wälder. Dort sahen sie sich Pfeilschauern eines unsichtbaren Feindes ausgesetzt, der zudem die Waffenspitzen mit einem tödlichen Gift präpariert hatte. Der Heermeister Arbogast im fernen Rom, selbst Franke, soll gegen die verräterischen Stammesbrüder gewettert und ihre schlimmste Bestrafung gefordert haben. Er selbst unternahm von Köln aus einen Rachefeldzug, auf dem er zwar den Feind nicht stellen konnte, aber zumindest sein Land schwer verwüstete. Nach Gregors Überlieferung stammten die Franken aus Pannonien. Diese Behauptung gehört jedoch ebenso in die Sagenwelt wie die spätere christlich-gelehrte These, sie stammten von den Trojanern ab. Derlei historische Anknüpfungen versuchen, die Geschichte des halbzivilisierten Barbarenvolkes, die in den trostlosen Wäldern und Sümpfen am Niederrhein begann, Rom gleichwertig zu machen. Glaubhafter ist die Bemerkung, sie hätten am Rhein gesiedelt, diesen überschritten und neues Land gewonnen. In einigen Quellen heißt dieses Land Toxandrien, es dürfte dem heutigen Brabant entsprochen haben. Erst links des Rheins, auf altem römischem Gebiet, bildeten sich zwei Stammesteile mit verschiedenen Herrschern: Die salischen Franken dehnten ihre Siedlungen und ihre Macht über Teile des nördlichen Gallien aus, während die Ripuarier oder Rheinfranken das Rheinland in südlicher Richtung für sich erschlossen, wobei sie auch in das ursprünglich germanische Land rechts des Stroms vordrangen und sich das Maingebiet aneigneten. Unter den salischen Franken beendete Chlodio die Zeit mehrerer unabhängiger Häuptlinge. Mit ihm als Abkömmling eines vornehmen Geschlechts ließen die Merowinger ihre Herrscherdynastie beginnen. Nach Gregors Erzählungen kann er eine historische Person gewesen sein, die zu Beginn des 5. Jahrhunderts einen fürstlichen Hof pflegte. Chlodio begann auch die erfolgreichen Eroberungszüge seines Volkes: Er vertrieb die Römer aus Cambrai und besetzte das Land bis zur Somme. Nach einer späteren Quelle entstammten die Merowinger einem göttlichen Geschlecht, das sie als Heiden verehrten. Ihr heiliger Ursprungsmythos erzählt, wie Chlodio mit seiner Frau im Meer badete. Dort habe sie ein Meeresungeheuer, eines der Geschöpfe Neptuns, ähnlich dem schrecklichen Minotaurus, angefallen. Unklar ist, wer dann ein Kind zeugte, Chlodio oder das Untier. Jedenfalls wurde die Königin schwanger und gebar den Sohn Merowech, den Namengeber der ganzen Dynastie. Zweifelsohne hatten die heidnischen Franken nichts mit den mythologischen Gestalten Roms und Griechenlands im Sinn. Die Nennung Neptuns und des Minotaurus sind spätere Zutaten. Die »heilige Hochzeit« zwischen Mensch und göttlichem Wesen gehörte dagegen sicher zur Überlieferung der Franken. Funde deuten darauf, dass sie Anhänger eines Stierkultes waren, dass ihnen der Stier ein heiliges Fruchtbarkeitssymbol war. Insofern hatte der gelehrte Schreiber den stierköpfigen Minotaurus mit Bedacht ausgewählt. König Childerich Childerich war nach der sagenhaft durchmischten Genealogie der Franken der Enkel des Chlodio (oder des Minotaurus). Nach Gregors Überlieferung waren seine sexuellen Bedürfnisse so groß, dass er »die Mädchen in seinem Volk missbrauchte«. Angeblich waren die Franken darüber derart erzürnt, dass sie ihn stürzten und sogar töten wollten. Ein solcher Putsch ist bei germanischen Völkern nicht abwegig, denn verfügte ein Herrscher nicht mehr über das Königsheil, konnte er durchaus getötet werden. Childerich wollte diesem Schicksal entgehen und suchte sein Heil in der Flucht. Am Hof des Thüringerkönigs verbrachte er die nächsten Jahre im politischen Exil. Als er schließlich wieder in Amt und Würden ins Frankenreich zurückgekehrt war, geschah etwas Bemerkenswertes: Basina, die thüringische Königin, verließ ihren Mann, reiste zu Childerich und sagte ihm unverhohlen, sie schätze seinen Mut und seine Tüchtigkeit und wolle bei ihm bleiben. So wurde sie seine Frau und gebar ihm einen Sohn, der als Chlodwig der größte Merowingerherrscher werden sollte. Wenn Childerich auch noch dem germanischen Heidentum anhing, so war er doch in seiner Residenz in Tournai allem Anschein nach ein Verbündeter der in Gallien herrschenden Römer. Auf ihrer Seite kämpfte er gegen Westgoten, Sachsen und Alamannen. Er starb etwa im Jahre 482. Während von anderen Germanenherrschern nichts blieb als die Informationen der schriftlichen Quellen, wurde Childerichs Grab gefunden. Das Grab des Frankenkönigs Im nordwestbelgischen Tournai, das noch heute von seinem mittelalterlichen Stadtbild geprägt ist, stießen Arbeiter 1653 auf die Überreste des Merowingerherrschers. Eine Baugrube an der Kirche Saint- Brice, nicht weit von der Schelde entfernt, brachte sie zutage. Mit dem Grab fand man einen der größten Schätze der Völkerwanderungszeit. Hätten moderne Archäologen das Glück eines derartigen Fundes, die Presse würde Childerich zum Tutanchamun der Franken hochjubeln. Doch leider waren in der Epoche Ludwigs des XIV. die Zeiten anders. Herbeigerufene Honoratioren befahlen, die Kleinodien schleunigst ans Tageslicht zu befördern, ohne Rücksichten auf das Grab und irgendwelche Grabungsbefunde. Da Tournai damals zum Reich der Habsburger gehörte, kam der Schatz nach Wien, wenige Jahre später wurde er dem französischen »Sonnenkönig« vermittelt, der in ihm ein Nationalgut aus den Anfängen der Grande Nation sah. 1831 wurden die Gegenstände aus der Pariser Nationalbibliothek gestohlen und größtenteils zerstört. Nur noch wenige bescheidene Reste künden vom Ruhm des Merowingerkönigs. Ein Glücksfall war immerhin, dass kurz nach seiner Entdeckung ein Gelehrter große Teile des Inventars aufnahm und beschrieb. Sein Buch, versehen mit prächtigen Illustrationen, vermittelt zumindest einen Eindruck des verloren Gegangenen. Was fanden die Arbeiter der Barockzeit? Über 100 Gold- und etwa 200 Silbermünzen, die überwiegend in Konstantinopel geprägt worden waren und Bildnisse oströmischer Kaiser zeigten. Dann folgte die reiche Waffenausrüstung des Merowingers, vor allem bestehend aus einer Lanze, der längeren Spatha, einem Prunkschwert, dem Sax, einem Kurzschwert, und der typisch fränkischen Wurfaxt, der Franziska. Griffe und Scheiden der Schwerter waren mit Gold und roten Granaten verziert. Dazu kamen prächtige Goldschmiedearbeiten und Almandinschmuck, Ringe, Fibeln, Pferdezaumzeug mit feinen Applikationen, Goldbeschläge, wertvolles Geschirr und einiges mehr. Ein eher unscheinbarer Siegelring aus massivem Gold wurde zum bedeutendsten Gegenstand des Grabes. Denn er zeigte ein Herrscherporträt, das von einer Inschrift in lateinischen Buchstaben umrandet wurde: Childirici Regis, »des Königs Childerich« oder: »Dieser Ring gehört König Childerich«. Es handelte sich eindeutig um den Merowinger Childerich, der am Rande seiner Residenzstadt bestattet worden war. Über drei Jahrhunderte wusste man nicht mehr von dieser Bestattung als durch die verloren gegangenen Beigaben. Erst in jüngster Zeit konnten belgische Archäologen am alten Fundort Grabungen vornehmen, die ihre Kenntnisse bedeutend ergänzten. Nach ihren Ergebnissen hatte der Verstorbene außerhalb der Stadt am Rande der alten Römerstraße seine letzte Ruhe gefunden. Nicht weit entfernt fand sich ein fränkisches Gräberfeld. Dem vorbeiziehenden Reisenden muss sich ein imposanter Anblick geboten haben. Denn über dem eigentlichen Grab des Königs hatte man einen Erdhügel mit bis zu vierzig Metern Durchmesser aufgehäuft. In der Mitte unter dem Tumulus hatte man in etwa zwei Metern Tiefe eine holzverkleidete Grabkammer angelegt, für den Toten mit seinen reichhaltigen Beigaben und für sein Lieblingspferd, das man ihm mit ins Grab gab. Überhaupt scheinen für Childerich Pferde von überragender Bedeutung gewesen zu sein. Unmittelbar am Rande seines Grabhügels legte man drei Gräber an, die insgesamt 21 Pferdekörper enthielten. Alle Tiere waren Wallache, die Reitpferde der Krieger, alle waren durch einen Schnitt in den Hals getötet worden. Für die Germanen war ein solches Opfer nicht unüblich, genoss doch das Pferd unter vielen Stämmen besondere Verehrung. Ein ausgesprochener Pferdekult wie bei Childerichs Grabanlage war den Franken im 5. Jahrhundert allerdings unbekannt.

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