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Die fragile Demokratie The Fragility of Democracy PDF

384 Pages·2.395 MB·German
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Soziale Orientierung VeröffentlichungenderWissenschaftlichenKommission beiderKatholischenSozialwissenschaftlichenZentralstelle Mönchengladbach InVerbindungmit KarlForster(cid:26) · HansMaier · RudolfMorsey herausgegebenvon AntonRauscher Band19 Die fragile Demokratie – The Fragility of Democracy Herausgegebenvon Anton Rauscher (cid:1)(cid:2)(cid:3)(cid:4)(cid:5)(cid:6)(cid:7)(cid:8) Duncker & Humblot · Berlin BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationin derDeutschenNationalbibliografie;detailliertebibliografischeDaten sindimInternetüberhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. AlleRechte,auchdiedesauszugsweisenNachdrucks,derfotomechanischen WiedergabeundderÜbersetzung,fürsämtlicheBeiträgevorbehalten (cid:1)2009Duncker&HumblotGmbH,Berlin Fremddatenübernahme:Klaus-DieterVoigt,Berlin Druck:BerlinerBuchdruckereiUnionGmbH,Berlin PrintedinGermany ISSN0720-6917 ISBN978-3-428-12608-8 Gedrucktaufalterungsbeständigem(säurefreiem)Papier entsprechendISO9706(cid:1)∞ Internet:http://www.duncker-humblot.de Vorwort Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus und dem damit verbundenen Ende des Ost-West-Konflikts entfaltete der amerikanische Politologe Francis Fukuyama seine These vom „Ende der Geschichte“. Die Demokratie, die auf den Grundwerten der Freiheit und Gleichheit der B(cid:252)rger aufbaut, hatte den Sieg (cid:252)ber die totalit(cid:228)ren Herrschaftsformen errungen und gilt seither unwiderspro- chen als (cid:252)berlegenes politisches Modell. F(cid:252)r viele Menschen ist die Demokratie auch deshalb die pr(cid:228)ferierte Regierungsform, weil sie am ehesten die Vorausset- zungen mitbringt, f(cid:252)r die Gew(cid:228)hrleistung der Menschenrechte zu sorgen. W(cid:228)h- rend in den weitgehend station(cid:228)ren Gesellschaften in der Antike und im Mittel- alter die monarchische Herrschaftsform dominierte, ist die Demokratie in der evolution(cid:228)ren Gesellschaft der Moderne sehr viel eher in der Lage, der Dyna- mik und dem st(cid:228)ndigen Wandel der Verh(cid:228)ltnisse zu entsprechen. Allerdings unterscheidet sich die Demokratie heute von den urspr(cid:252)nglichen Vorstellungen, wonach die B(cid:252)rger selber die Aufgaben des ((cid:252)berschaubaren) Gemeinwesens regeln sollten. In der Massendemokratie, die sich mit den urba- nen Lebenszentren herausgebildet hat, sind die Chancen einer direkten Demo- kratie geschwunden. Nur die repr(cid:228)sentative Demokratie, in der mehrere Par- teien den politischen Handlungsrahmen bilden, bietet dem Wahlvolk die M(cid:246)g- lichkeit, seinen Willen durch die Wahl von Parteien und Abgeordneten zum Ausdruck zu bringen. Im Gegensatz zu den angels(cid:228)chsischen L(cid:228)ndern, in denen das Mehrheitsprinzip f(cid:252)r die klare Trennung zwischen Regierung und Opposi- tion sorgt, f(cid:252)hrt die Verh(cid:228)ltniswahl zu einer Zersplitterung des Parteiensystems, so dass Kompromissl(cid:246)sungen zum politischen Alltagsgesch(cid:228)ft geh(cid:246)ren. Dies kann dazu f(cid:252)hren, dass sich W(cid:228)hler mit ihren Anliegen nur unzureichend von den Parteien und Abgeordneten vertreten f(cid:252)hlen. Hier liegt sicherlich einer der Gr(cid:252)nde f(cid:252)r die weitverbreitete Politikverdrossenheit und f(cid:252)r die Wahlm(cid:252)digkeit, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen L(cid:228)ndern zu beobachten sind. Es herrscht der Eindruck vor, der W(cid:228)hlerwille sei ohne Belang bzw. nur jeweils im Vorfeld der n(cid:228)chsten Wahl relevant. Forderungen nach direkter poli- tischer Beteiligung mittels Plebisziten erzielen deshalb bei Umfragen meist hohe Zustimmungswerte. Insbesondere bei weitreichenden Grundsatzentschei- dungen w(cid:252)nschen sich viele W(cid:228)hler eine deutlichere Partizipation. Auf der an- deren Seite haben Plebiszite, wie sie heute schon auf kommunaler bzw. auf L(cid:228)nderebene m(cid:246)glich sind, zum Teil mit geringen Wahlbeteiligungen zu k(cid:228)mp- fen. Eine gewisse Widerspr(cid:252)chlichkeit zwischen der Unzufriedenheit mit der Entscheidungsfindung im gegenw(cid:228)rtigen demokratischen System einerseits und 6 Vorwort einem mangelnden politischen Engagement der W(cid:228)hler andererseits ist nicht zu (cid:252)bersehen. Unzufrieden sind die W(cid:228)hler oftmals auch mit ihren Politikern. Viele W(cid:228)hler unterstellen ihnen gerne Populismus und gebrochene Wahlversprechen. Umge- kehrt z(cid:228)hlen heute bei der Wertsch(cid:228)tzung der Politiker weniger die (cid:220)berzeugun- gen, f(cid:252)r die sie einzutreten bereit sind, sondern eher pers(cid:246)nliche Sympathie- werte. Die F(cid:228)higkeit zur Selbstinszenierung, beispielsweise in diversen Talk- shows, ist heute fast schon zu einem unerl(cid:228)sslichen Qualifikationskriterium eines Politikers geworden. Zudem wird die Personalisierung der Politik durch die Dauerpr(cid:228)senz der Medien im politischen Alltag verst(cid:228)rkt, so dass heute viel- fach schon von einer „Mediendemokratie“ gesprochen wird. Eine andere Schwierigkeit h(cid:228)ngt mit der zunehmenden Komplexit(cid:228)t der poli- tischen Probleme und Aufgaben zusammen, die auf die Abgeordneten zukom- men. Es w(cid:228)chst allenthalben die Neigung, durch Expertengremien die Sach- fragen kl(cid:228)ren und Entscheidungen vorbereiten zu lassen. Bei den W(cid:228)hlern wiederum nimmt der Verdacht zu, in derartigen Kommissionen werde unter Ausschluss der (cid:214)ffentlichkeit, zuweilen unter massiver Beteiligung von ein- flussreichen Lobbygruppen, politische Entscheidungen (cid:252)ber die K(cid:246)pfe des Vol- kes hinweg „ausgekl(cid:252)ngelt“. Dieser Verdacht, ob berechtigt oder nicht, f(cid:252)hrt leicht dazu, dass die demokratische Regierungsform an Vertrauen verliert. Die innere Distanz zur Politik bedeutet letztlich eine schwere Gef(cid:228)hrdung des de- mokratischen Systems, denn die Demokratie lebt gerade davon, dass das Volk diese Regierungsform aktiv mittr(cid:228)gt. Jede Schw(cid:228)chung der Zustimmung zum demokratischen Modell stellt deshalb ein Einfallstor f(cid:252)r extreme Positionen dar. In diesem Zusammenhang muss auch darauf hingewiesen werden, dass Abge- ordnete – einmal gew(cid:228)hlt – zu wenig darum bem(cid:252)ht sind, die zu entscheiden- den Fragen so zu vermitteln, dass die B(cid:252)rger sie verstehen, die Alternativen diskutieren und die L(cid:246)sungen mittragen k(cid:246)nnen. Dadurch schwindet das Inte- resse, dass das, wor(cid:252)ber im Parlament abgestimmt wird, das ganze Wahlvolk angeht. Außerdem w(cid:228)chst die Distanz zwischen W(cid:228)hlern und Gew(cid:228)hlten, was heute aufseiten der B(cid:252)rger oftmals durch die absch(cid:228)tzige Wendung „Die da oben“ zum Ausdruck gebracht wird. Neben dem Zustand des politischen Systems selbst k(cid:246)nnen auch die sozialen Verh(cid:228)ltnisse die Zustimmung zur Demokratie gef(cid:228)hrden. Existenz(cid:228)ngste der B(cid:252)rger und der Eindruck mangelnder sozialer Gerechtigkeit stellen weitere Ge- f(cid:228)hrdungsmomente der demokratischen Staatsform dar. So waren der Erfolg der Sozialen Marktwirtschaft und der gut ausgebaute Sozialstaat f(cid:252)r das Vertrauen in die Demokratie in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zweifels- ohne von großer Bedeutung. Diesbez(cid:252)glich kommt heute der sozialen Ausge- staltung der Globalisierung hohe Priorit(cid:228)t zu. Denn solange die W(cid:228)hler das Ge- f(cid:252)hl haben, die Globalisierung diene vor allem den Großkonzernen und man- Vorwort 7 chen Finanzjongleuren, w(cid:228)hrend die Menschen die (cid:214)ffnung der M(cid:228)rkte mit Ar- beitslosigkeit und Wohlstandseinbußen zu bezahlen h(cid:228)tten, dann wird diese Ent- wicklung schnell zur Gefahr f(cid:252)r die Demokratie. Jedes Eingest(cid:228)ndnis politischer Ohnmacht gegen(cid:252)ber (cid:246)konomischen Prozessen unterminiert die Zustimmung zur Demokratie. An diesen wenigen Beispielen wird deutlich, auf welchem schmalen Pfad sich eine demokratische Ordnung bewegt. Die hier angef(cid:252)hrten Gef(cid:228)hrdungsmo- mente der Demokratie wurden auf dem 9. Deutsch-Amerikanischen Kolloquium vom 9. bis 14. Juli 2006 in Wildbad Kreuth von Wissenschaftlern aus den USA, Australien und Deutschland behandelt. Es zeigte sich, dass die Wahrneh- mung der Schw(cid:228)chen der Demokratie auch von den jeweiligen geistesgeschicht- lichen Traditionen abh(cid:228)ngig ist, wobei diesbez(cid:252)glich zwischen der angels(cid:228)chsi- schen bzw. kontinentaleurop(cid:228)ischen Denkweise sowohl (cid:252)bereinstimmende als auch divergierende Erkenntnisse zu konstatieren sind. Gemeinsam stellte sich den Teilnehmern des Kolloquiums die Herausforderung, die Menschen f(cid:252)r die Gef(cid:228)hrdungen der Demokratie zu sensibilisieren und geeignete Mittel und Wege zur St(cid:228)rkung der Demokratie aufzuzeigen. Die Verantwortung f(cid:252)r das Kolloquium lag bei Jude P. Dougherty von der Catholic University of America, Washington, D. C., und Anton Rauscher von der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle in M(cid:246)nchengladbach. Wir haben besonders der Hanns-Seidel-Stiftung zu danken, in deren Bildungs- zentrum in Wildbad Kreuth das Kolloquium stattfinden konnte. Die großartige Bergwelt im Umfeld des Tagungsortes trug zweifelsohne ihren Teil dazu bei, dass sich der Gedankenaustausch in einer offenen und anregenden Atmosph(cid:228)re vollzog. Großen Anteil bei der organisatorischen Vorbereitung des Kolloquiums sowie bei der Erstellung des Berichtsbandes hatten der Wissenschaftliche Refe- rent Gerhard Steger und Frau Wilma Cremer von der KSZ und Mrs. Mary Ra- kow in Washington. M(cid:246)nchengladbach, im Mai 2007 Anton Rauscher Inhaltsverzeichnis I.DieDemokratie –Zuihrerethischen undkulturellen Begr(cid:252)ndungundGef(cid:228)hrdung TheFragilityofDemocracy ByJudeP.Dougherty ................................................. 13 TheNaturalMoral Law:FoundationofLegalRealism ByArchbishopRaymondL.Burke ...................................... 29 MoralischeWertezurStabilisierungderDemokratie VonWolfgangOckenfels ............................................... 47 AuthorityandtheCommonGoodinDemocraticGovernance ByWilliamA.Frank .................................................. 61 Menschenw(cid:252)rde und Naturrecht in Deutschland am Beispiel der Kontroverse um dieverbrauchendeEmbryonenforschung VonKarl-HeinzNusser ................................................ 79 Community,Religionand VirtueinModernLiberalDemocracies ByChristopher Cullen,S.J. ............................................ 95 DieMacht derMedien alsHerausforderung derDemokratie VonWolfgangBergsdorf ............................................... 109 Christlich-abendl(cid:228)ndisches Profilf(cid:252)rdiepluralistische Demokratie VonElmarNass ...................................................... 123 II.Politischeundrechtliche Strukturprobleme derDemokratie TheUnattainability ofWhat WeLiveWithin:LiberalDemocracy ByDavidWalsh ...................................................... 133 CongressundBundestag:Parlamentarische Erosionstendenzen VonHeinrichOberreuter ............................................... 157 Diewestlichen Demokratien unddieHerausforderungdesTerrorismus VonStefanM(cid:252)ckl ..................................................... 175 TheRuleofLaw: JudicialActionsandDemocracy ByBernardDobranski ................................................. 189 10 Inhaltsverzeichnis F(cid:246)deralismus– St(cid:228)rkeoderSchw(cid:228)chederDemokratie? VonWinfriedBecker .................................................. 199 MoralCharacter andDemocratic Capitalism ByFredD.Miller,Jr. ................................................. 221 Vonder„BonnerRepublik“ zur„Berliner Republik“? VonJ(cid:252)rgenAretz ..................................................... 249 III.Demokratie imglobalenKontext IslamandDemocracyintheWest ByCardinalGeorge Pell ............................................... 265 Representative Democracy’sFeetofClay ByPeter Simpson ..................................................... 277 Einedemokratische Strukturf(cid:252)rdieEurop(cid:228)ischeUnion VonJ(cid:252)rgenSchwarz ................................................... 291 Democracy andtheMultinational ByNicholas T.Pinchuk................................................ 305 IV.Kirche,Katholiken undDemokratie Hanns Seidel – Politisches Denken zwischen ethischer Norm, wissenschaftlicher Analyseundpragmatischem Realit(cid:228)tssinn VonReinhardC.Meier-Walser ......................................... 331 KircheundDemokratie.Der langeWegdesZueinanderfindens VonAntonRauscher ................................................... 347 Democracy andtheThinVeneer ofCivilisation ByMichaelA.Casey .................................................. 363 Chancen und Grenzen der Demokratie. Ein Kommentar zu Centesimus Annus Nr.46und47 VonManfredSpieker .................................................. 373 Autorenverzeichnis ....................................................... 383 I. Die Demokratie – Zu ihrer ethischen und kulturellen Begr(cid:252)ndung und Gef(cid:228)hrdung

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