Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum Die Verhältnisse Forstlichen und Einrichtungen Bosniens und der Hercegovina Mit einem allgemein orientierenden Natur- und Kulturbilde und einer Karte dieser Länder Von Ludwig Dimitz k. k. Sektionschef i. R., Komthur des Franz Josefs-Ordens mit dem Stern, Ritter des Leopold-Ordens und des Ordens der eisernen Krone III. Klasse, Inhaber des kaiserlich japanischen Ordens vom heiligen Schatz II. Klasse und des Ehrenkreuzes I. Klasse des Lippeschen Hausordens etc LIBRARY FOREST^ FACULTY OF TORONTO UNIVERSITY OF ^^^. ^ 1 'Wilhelm Frick, k. u. k. Hofbuchhandlung 1905 Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum SD K- u. h. Hofbachdnjok^r«! Ckrl Fromae io WUn. Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum Vorwort. Jtijine halbamtliche Mission, die mir noch von weiland Sr. Ex- zellenz Minister Benjamin Kdllay de Nagy-K4116 übertragen war^ führte mich im August vorigen Jahres nach Bosnien und der Hercegovina. In Erinnerung an die reiche Anregung, die mir diese Reise bot, bringe ich hier den Manen des großen Staatsmannes meine dankbare Huldigung dar. Zwei Monate währte mein Aufenthalt in den Okkupations- provinzen, eine kurze Spanne Zeit für das große Land. Da sie aber Tag für Tag auf das Äußerste ausgenutzt wurde, konnte ich dasselbe in allen seinen Teilen kennen lernen und vollen Einblick in alle großen und wichtigsten Waldgebiete gewinnen. Der vielgestaltige Forstbetrieb in allen seinen Teilen, die Ein- richtungen der Holzindustrie und die Wege des Holzhandels, die Arbeiten der Karstbewaldung und des landwirtschaftlichen Meliorationswesens, das ganze Gefüge dieses interessanten Ver- waltungsapparates rollten sich in deutlichen Bildern vor mir auf. Mehrfache literarische und aktenmäßige Studien, die ich der Reise vorausgehen und folgen ließ, setzten mich in den Stand, die Bestrebungen und Erfolge unserer Verwaltung auch bis in ihren Zusammenhang mit der früheren Zeit und bis auf die neueste Entwicklung zu verfolgen. So lag es denn nahe, daß ich mich nach Erfüllung der oberwähnten Mission, von welcher dieses Buch im übrigen ganz unabhängig ist, der Sichtung und Bearbeitung des reichen Stoffes zuwandte. Ich war dabei von der Absicht geleitet, den Fachkreisen des In- und Auslandes eine genauere Kenntnis dieses eben in forstlicher Beziehung so oft unrichtig beurteilten Landes zu erschließen, ja ich sagte mir, daß es geradezu eine Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum IV Vorwort. Ehrensache der heimischen Fachliteratur sei, die forstliche Wirk- samkeit der österreichisch-ungarischen Verwaltung in Bosnien und der Hercegovina vor aller Welt ins rechte Licht zu rücken. Die organisatorische Arbeit, die hier getan wurde, um ein Land, das vor 26 Jahren forstwirtschaftlich noch völlig brach lag, der hochentwickelten modernen Forstkultur entgegen zu führen, darf allgemeines Interesse, aber auch ein besonderes dort in An—- — spruch nehmen^ wo dieser Übergang ob nah oder fern sich noch vollziehen muß. Tatsächlich wendet das unermüdlich fortschreitende Japan, dem in Formosa eine ähnliche Aufgabe bevorstehen soll, sich eben jetzt eifrig dem Studium unserer Okkupationsprovinzen zu. Diese wenigen Worte würden genügen, dem Buche das Ge- leit zu geben, doch obliegt es mir noch, die Pflichten des Dankes zu üben. Im k. und k. gemeinsamen Ministerium und von Seite der Landesregierung in Sarajevo wurden nicht nur seinerzeit meine Reisezwecke, sondern auch später dieses literarische Unternehmen durch ein weitgehendes Entgegenkommen und rückhaltlose Offen- heit in Bezug auf das amtliche Material gefördert. Die gleiche Förderung wurde mir durch die verschiedenen Landesanstalten, durch die Kreisbehörden und Bezirksämter, durch die Repräsen- tanten und Beamten der industriellen Etablissements, die Vor- stände der landwirtschaftlichen Stationen und last not least durch die gesamte Forstbeamtenschaft Bosniens und der Hercegovina zuteil. Ganz besonders richte ich meinen ergebensten Dank an Se. Exzellenz den Herrn gemeinsamen Finanzminister Stephan Burian Freiherrn v. Rajecz, für die freimütige Gestattung, so viele wichtige amtliche Quellen benutzen zu dürfen. In gleicher Weise danke ich Ihren Exzellenzen, den Herren: General der Kavallerie Johann Freiherrn v. Appel, früherem Landeschef und Höchstkommandierenden, sowie Hugo Baron Kutschera, damals Ziviladlatus in Sarajevo; ferner den Herren: Sektionschef Eduard Ritter v. Horowitz, Sektionschef nun Ziviladlatus Baron Isidor Benko v. Boinik, Sektionschef Fritz Passini, Hofrat und Generalkonsul Professor Karl Ritter v. Sax, Hofrat Konstantin Hörmann (nun Leiter der Admini- strativabtoilung in Sarajevo) und Hofrat Jakob Ritter v. Mikuli; den Herren Oborbauräten Johann Kalmann und Philipp Ballif, welch letzterer mir noch im Korrespondenzwege eine Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum V Vorwort. Reihe von wichtigen Auskünften erteilte; den Herren Oberbergrat Franz Poech, Regierungsrat Otto Baron Klimburg, Regie- rungsrat Josef Marterer, Forstrat Valentin Miklau und Forst- meister Franz Pfibik, denen ich so vielfältig verpflichtet bin. Die Herren Hofrat Karl Petraschek und Regierungsrat Michael Buberl gaben mir auf der langen anstrengenden Reise das Geleit. Ihrer ausgezeichneten Orts- und Sachkenntnis ver- danke ich das vortreffliche Reiseprogramm und alle Vorteile der kundigen Führung. Beide Herren waren mir schon im Lande selbst mit allen erwünschten Auskünften zur Seite. Herr Hofrat Petraschek ließ dem Unternehmen dieses Buches auch noch später in Wien so viele Förderung zuteil werden, daß ich ihn, was das Tatsachenmaterial betrifft, meinen Mitarbeiter nennen darf. Und so mag nun dieses Buch seinen Weg antreten in die weite Welt, je weiter desto besser! Seine Ansprüche sind be- scheiden. Es will nur nach meinen guten Absichten, nach der Sorgfalt, die ich ihm in allen Teilen zugewendet, und nach seiner Bedeutung gewürdigt sein. Letztere liegt meines Erachtens darin, daß hier die Geschichte eines neuen Waldwesens aufgerollt ist, welches aus urwüchsigem Boden frisch und kräftig emporstrebt und gerecht wird den Forderungen unserer Zeit. Millstatt in Kärnten, am 9. September 1904. Ludwig Dimitz. Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum Inhalt. Seite Vorwort V Erster Abschnitt. Das Land, seine Geschichte und sein Kulturstand 1 I. Der Boden, die Gewässer und das Klima. 1. Geologische Verhältnisse 2 2. Die Ausformung des Bodens. Die Gewässer 5 3. Das Klima 9 II. Die Vegetation, vornehmlich in forstlicher Hinsicht. 1. Allgemeines 11 2. Florengebiete und Waldformationen 12 III. Geschichtlicher Überblick 35 IV. Der Kullurstand. Die Bodenkultur im besonderen. 1. Areal, Bevölkerung, Benutzung des Bodens 48 2. Verkehr und Handel 52 3. Viehzucht. Pflanzenbau 61 4. Fördernde Maßnahmen der Landesverwaltung 65 5. Steuer- und Budgetwesen 76 Zweiter Abschnitt. Die Waldungen ucd das Forstwesen. I. Der frühere Stand und die neue Entwicklung. Der Wald und seine Be- deutung. 1. Rückblicke auf die Zeit vor der Okkupation 86 2. Die Maßnahmen der neuen Verwaltung 93 3. Die Entwirrung des Waldstandes 103 4. Der Waldstand • 114 5. Die Belastung des Waldes, seine volkswirtschaftliche Bedeutung 135 . . . II. Gesetzgebung, Fachunterricht, Dienstorganisation. 1. Die forstliche Gesetzgebung 143 2. Der forstliche Unterricht 155 3. Die Organisation des Forstdienstes 159 III. Die Waldbenutzung. Vorbemerkungen 176 1. Die Grundlagen des Betriebes 182 2. Der bisherige Nutzungsstand des Staatswaldes nach der Masse .... 193 Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum VIII Inhalt. Seite 3. Die Nutzungen im Eichenhochwalde 195 4. Die Nutzungen im Eichenniederwalde 201 5. Die Regiebetriebe 205 6. Die großen Holzverkäufe am Stock 220 7. Der Holziransport. Die "Waldbahnen 256 8. Die Preise für Holz am Stock und die Vertragsfristen 264 9. Der Nutzungsstand nach Flächen 280 10. Der Staatswald und das Budget 283 IV. Der Außenhandel mit Forstprodukten 287 V. V/aldpflege, Aufforstungswesen und Karstsanierung. 1. Allgemeines 304 2. Die Verbesserung des Buschwaldes 310 3. Die wirtschaftliche Hebung des Karstes und seine Wiederbewaldung . . 315 VI. Die Jagd 361 VIT. Rückblick und Ausblick 375 Literatur und Anmerkungen 385 Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum Erster Abschnitt. Das Land, seine Geschichte und sein Kulturstand. Wer von Norden oder Westen kommend, den Boden unserer Okkupationsprovinzen betritt, wird sich durch die Neuheit, durch die scharf geprägte Eigenart der Bilder, denen er auf dem Land—e und in den Städten begegnet, sofort lebhaft angeregt fühlen und dieses Gefühl wird auch während einer längeren Reise an- dauern, weil die Mannigfaltigkeit, die hier in jeglicher Beziehung waltet, sich nicht sobald erschöpft. Das ist der Balkan. Das Leben spiegelt sich in den hellen Farbentönen des Orientes, es nimmt die Sinne gefangen. Dabei hat es jedoch nicht sein Bewenden. Was dem Lande seinen besonderen Reiz verleiht, was das Interesse des Reisenden auf das äußerste spannt, ist mehr als nur die bunte Staffage. Von diesem Boden hat die abendländische Kultur mit voller Energie Besitz ergriffen. Aus diesem überall mächtig in die Erscheinung tretenden Werde- gang, aus diesem Zusammenfluten morgen- und abendländischen Wesens, aus dem hier sich allmählig zum Ausgleiche gestaltenden Widerstreit zweier Weltanschauungen ergibt sich eine Fülle von Kontrasten, von Wissens- und Bemerkenswertem auf Schritt und Tritt, in Hülle und Fülle. Nun sind Bosnien und die Hercegovina auch von Natur aus und in dem bodenwirtschaftlichen Bilde, das sie bieten, ganz eigenartige, selbständige Charaktere, die dem Naturforscher, als welchen Verfasser dieses Büchleins sich jedoch nicht betrachten kann, ein reiches Studienfeld, dem Naturfreunde herrlichen Genuß erschließen und endlich jedem, welcher der Urproduktion beruflich nahesteht, ein besonderes Interesse abgewinnen werden. Dies alles sind Gründe, welche uns bestimmen, der Schilderung der forstlichen Verhältnisse und Einrichtungen dieses Landes eine etwas eingehendere Darstellung dessen, was im allgemeinen orientiert, vorausgehen zu lassen und diese Orientierung lieber weiter als enger zu begrenzen. Dimitz, Bosnien. 1 Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum Erster Abschnitt. Der Boden, die Gewässer und das Klima. I. Geologische Verhältnisse. 1. — Der geologische Aufbau Bosniens und der Hercegovina K schreibt der hochverdiente Landesgeologe Dr. atzer/) dessen Schilderun—gen wir uns mit der unerläßlichen Knappheit an- schließen „zeichnet sich durch große Mannigfaltigkeit aus, da fast alle Schichtensysteme der Erdkruste im Lande vertreten sind und manche davon eine bemerkenswerte Vollständigkeit der Ent- wicklung aufweisen". Als Ganzes genommen, besitzen diese Länder „zwei Mittelgebiete, um welche sich im geologischen Bilde die jüngeren Schichtensysteme anordnen. Das eine ist das paläozoische Gebirge im Drinagebiei:e, welches nur einen Ausläufer des großen paläozoischen und archäischen Gebirges Südserbiens vorstellt und von diesem nicht getrennt werden kann. Seine nordwestliche Fort- setzung streicht anscheinend entlang der Saveebene über die Motajica planina nach Kroatien for—t. Das zweite ist das paläozoische Schiefergebirge Mittelbosniens. An beide lagert sich rundum mantelförmig völlig konkordant die Trias an, welche das allgemeine Grundgebirge vom Drina Paläozoicum zum mittelbosnischen - Schiefergebirge und von diesem westwärts bis zum Adriatischen Meere bildet". Als die ältesten Gesteine sind die Granit- und Granitgneiß- durchbrüche am Nordabfalle der Motajica planina nächst der Save- niederung zu betrachten. Mächtig entfaltet zeigen sich die Schiefer, Sandsteine und Kalke des Paläozoicums, welche jedoch von jüngeren Schichten mehrfach bedeckt und unterbrochen werden. Eine solche Zone zieht von Vranograc in der nordwestlichsten Ecke des Landes südöstlich durch ganz Bosnien bis Cajnica, eine zweite liegt an der Drina zwischen Vigegrad und Zvornik zutage. Das ruhig ge- formte, nur im Kalke bewegtere und schroffere paläozoische Ge- birge bietet der Vegetation im allgemeinen und dem Walde im besonderen günstige Bedingungen. Die Bestände—setzen sich aus Buchen, Eichen, Tannen und Kiefern zusammen. Noch reicher schier sind die Schätze im Inneren dieser Gebirge. E. v, Mojsi- sovics hat dem Hauptmassiv des Paläozoicums den Namen „Bosnisches Erzgebirge" beigelegt. Hier finden sich reiche Lager von Eisenerz, Fahlerze, die mitunter quecksilberreich sind, gold- haltige Schwefelkiese, Kupferkiese, silberhaltige Zinkblende und Bleis'länze, Arsenerze und Goldseifen. An nutzbarem Gestein sind wertvolle Marmore, technisch vielfach verwendbare Quarze, Schwer- spath, Gips und Anhydrit, vortreffliche Konglomerate, Sandsteine und großbrüchige Schiefer, endlich Quarzporphyre und -Diorite vorhanden. Die größte Fläche nimmt das Mesozoicum (Trias mit den Werfener Schichten, Jura und Kreide mit dem mesozoischen Flysch) ein. Die Trias- und Kreidekalke prägen einem großen
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