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Die Faszination der Rockmusik: Überlegungen aus bildungstheoretischer Perspektive PDF

119 Pages·1987·4.462 MB·German
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VouIlieme, Die Faszination der Rockmusik Schriftenreihe des Institut Jugend Film Fernsehen Helmut Voullieme Die Faszination der Rockmusik U00 berlegungen aus bildungstheoretischer Perspektive + Leske Budrich, Opladen 1987 CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Voullieme, Helmut Die Faszination der Rockmusik: Uberlegungen aus bildungstheoret. Perspektive I Helmut Voullieme. -Opladen: Leske und Budrich, 1987. ISBN -13: 978-3-322-83396-9 e-ISBN-13: 978-3-322-83395-2 DOl: 10.1007/978-3-322-83395-2 © 1987 by Leske Verlag + Budrich GmbH, Leverkusen INHALT VORWORT 6 1. EINLEITUNG: DIE REZEPTION VON ROCKMUSIK ALS Bll.,OUNGSTHEORETISCHES PROBLEM 7 2. ROCKMUSIK 1M BLICKPUNKT VON REZEPTIONSFORSCHUNG UNO KRITISCHER KULTURTHEORIE 10 2. Empirisch-analytische Untersuchungen zum 'musikalischen Verhalten' Jugendlicher 10 2.2. Zum Problem des Sinnverstehens alltagsweltlicher Erfahrungen 16 2.3. Das Musikbediirfnis unter der Bedingung kulturindustrieller Normierung 18 3. ALLTAGSWELTLICHE FUNKTIONEN UNO BEDEUTUNGEN DER ROCKMUSIK 21 3.1. Phlinomenologie der Rockmusik 21 3.1.1. Exkurs zur historischen Substanz 21 3.1.2. Rock'n'Roll (1954 - 1958) 24 3.1.3. Beat (1963 - 1967) 28 3.1.4. Punk (1976 - 1978) 31 3.2. Der Versuch einer Vers6hnung von Protest und GenuS 36 4. ROCKMUSIK ALS FASZINIERENDE 'TRAUMZEIT' 42 4.1. Rockmusik als Kommunikationsmedium 43 4.2. Regression und Phantasie 49 4.3. Exkurs: Faszinierende Musik und entzauberte Welt 54 4.4. Zum romantisch-empfindsamen Erleben der Rockmusik 58 4.5. Triviale Myt hen in der Rockmusik 63 4.6. Der Rocktlinzer als anonymer Schau spieler 69 4.7. Zur Bedeutung der Rockmusik fUr sUbjektive GefUhlssicherheit 77 5. ROCKMUSIK UNO BILDUNGSTHEORIE 80 5.1. Rockmusik unter dem Anspruch erkenntniskritischer Bildung 80 5.2. Tradition und modeme Wirklichkeit: Begriff und Funktion von Bildung 85 5.3. Modeme Subjektivitiit und iisthetische Erfahrung 91 ANMERKUNGEN 102 LITERAT URVERZEICHNIS 113 5 VORWORT "I learned more from a three-min ute-record, than I ever learned in school". Diese Polemik von Bruce Springsteen charakterisiert zutreffend,wo und wo eben nicht gegenwfutig viele Jugendliche ihre Moglichkeiten zur Bildung sehen. Blicke ich zuriick auf meine eigene Jugend, so kann ich mich diesem Urteil nur anschlieBen. Denn im Gegensatz zu meinen Lehrem, mit denen eine positive Identifizierung nicht moglich war, besaBen die Rockstars dieser Zeit durchaus einen Vorbildcharakter. Jim Morrison galt rnir sogar als MaBstab fUr menschliche Authentizitat. Die Erfahrung der beiden widerspriichlichen Welten von Rockmusik und Schule hat mich unter anderem zur Arbeit an dem vorliegenden Buch motiviert. DaB es auch tatsachlich fertig wurde, ver danke ich hauptsachlich zwei liebenswerten Menschen, meiner Freundin Barbel und meinem Freund Jochen Heuser, mit dem ich die Hohen und Tiefen des rockmusika lischen Erlebens theoretisch ergriindete. Fiir viele Tips und Hinweise bedanke ich mich bei Volker Schiitz, Kurt Czerwenka und Jiirgen Oelkers. Liineburg, im Sommer 1985 6 "When the music's over, when the music's over, when the music's over, turn out the lights, turn out the lights, turn out the lights, turn out the lights for the music is your special friend. Dance on fire as it intents, music is your only friend until the end, until the end, until the end." (Jim Morrison) 1. EINLEITUNG: DIE REZEPTION VON ROCKMUSIK ALS BILDUNGSTHEORETISCHES PROBLEM Wesentlicher Bestandteil der lebensweltlichen Erfahrung ist fUr viele heutige Jugendliche die Rezeption von Rockmusik, die allerdings in sich differenziert und widerspriichlich gestaltet ist. Die folgende Untersuchung bezieht sich auf dieses Phlinomen und fragt danach, welche Funktionen und Bedeutungen die Rockmusik fUr die Konstitution von lebensweltlicher Er fahrung erlangt und wie sich diese Erfahrung auf die (listhetische) Bildung der Jugendlichen auswirkt. 1m weiteren Sinne wird damit nach dem Zusammenhang von moderner Subjektivi tlit und dem Sinngehalt der Lebenswelt gefragt, wie er sich in der Rockmusik ausdriickt. Damit ruckt eine bislang weitgehend unbearbeitete Dimension der Forschung zur Rockmusik in den Blickpunkt des Interesses. Es zeigt sich hier das DefIzit an wirkungslisthetischer For schung Uber den Rezeptionskontext von trivialer Kunst. 1m Rahmen der Rezeptionstheorie von Kunst wird seit llingerer Zeit auf dieses Problem aufmerksam gemacht, wenn auch weni ger von Seiten der Plidagogik oder der Musikdidaktik. Die Stellungnahmen kommen eher aus dem Bereich der Literaturforschung, die ein ForschungsdefIzit anzeigen I. Insbesondere muB die kommunikative Seite der listhetischen Erfahrung einer Deutung unter zogen werden. Die Fragestellung ist entsprechend dahingehend zu speziflZieren, unter wel chen Bedingungen die Rezeption von Rockmusik beim Rezipienten nicht nur zur intuitiven GewiBheit einer subjektiv erfilllten Gegenwart, sondern zu einer sinnlich bezogenen Erkennt nis flihrt. Grundsatzlich geht die Arbeit davon aus, daB Rockmusik vielen Jugendlichen im Sinne eines lebensweltlichen Deutungsmusters von Wirklichkeit 2 funktional dient. So erlangt sie sozialisa torische Funktionen, die sich allerdings als ambivalent erweisen konnen. Diese Vermutung kann als eine Leitannahme der Untersuchung dienen, da anzunehmen ist, daB Rockmusik den Jugendlichen zwar einerseits ein kurzfristiges Geflihl der Befriedigung zu vermitteln vermag, andererseits jedoch die Gefahr besteht, daB ideologische Muster der Wahrnehmung eingeUbt werden. So lliBt sich zum Beispiel das Verlangen nach Vorbildern kulturindustriell in relativ undifferenzierte und schwlirmerischc ldolkulte umwandeln. Auch das Interesse an der Sinnhaftigkeit der eigenen Existenz verlindert sich unter bestimmten Voraussetzungen in eine 'trliumerische Realitlitsflucht'. 7 Diese Vennutungen bestimmen die Fragestellungen, die in der Arbeit anhand bestimmter Kri terien diskutiert werden, ob Rockmusik das Interesse ihrer Rezipienten nach Interpretation und Orientierung tatsachlich erftil1en kann, oder ob sie nur in irrationa1e Traumzeiten, die den Subjekten scheinhafte Welterfahrung suggerieren, einlibt? Es ist eine wesentliche Absicht der Arbeit, das Deflzit an Wissen liber Rockmusik abzubauen und neue Perspektiven dahingehend zu erOffnen, wie ein massenkulturelles Phanomen sinn voll beurteilt werden kann. Trotz der inzwischen zahlreich vorliegenden Publikationen ist Rockmusik in vie1en Aspekten noch vo11ig unzureichend beschrieben, so zum Beispiel als Myt hos, a1s Medium der Ekstase oder in ihrer identitatskonstituierenden Wirkung ftir Jugendliche. Es bedarf deshalb einer prazisen Gegenstandsbeschreibung der Rockmusik und ihrer Rezep tion, urn sie als Medium der Konstitution von modemer Subjektivitat angemessen beschreiben und beurteilen zu konnen. Einleitend laBt sich Rockmusik, die als soziales Phanomen bislang kaum untersucht wurde (vgi. Kneif 1982, S. II), wie fo1gt kennzeichnen: Ihre Bedeutung ergibt sich vor allem aus dem Sachverhalt, daB sie seit etwa 30 Jahren den wichtigsten und am weitest verbreiteten ast hetischen Ausdruck jugendlichen Zeitgeflihls darstellt und weltweit rezipiert wird. Sie verfligt liber eine eigene Traditionslinie, bezieht sich hauptsachlich auf die alltaglichen Erfahrungen ihrer Horer und verandert in einem bestimmten Rahmen sowohl ihre musikalische Objekt beschaffenheit als auch ihre textlichen Inhalte. Ohne jemals von dem Gras ihrer Rezipienten kritisch reflektiert worden zu sein, entwickelte sich Rockmusik zur einer wichtigen Aus drucksfonn von trivialer Kunst in modemen Gesellschaften. Ihre Bedeutung erhait sie in einem allgemeinen Lebenszusammenhang, der sich dadurch auszeichnet, daB trotz einer re1ativ freien Wahl des Konsums und einer alltaglichen tJberflutung mit visuellen und auditiven Reizen die Bedlirfnisse der Subjekte nach 'Lebensintensitat' und 'Lebenssinn' anscheinend deutlich unbefriedigt b1eiben 3. Dieser Widerspruch laBt sich als eine 'zerrissene Erfahrungs wirklichkeit' (vgl. Lasch 1980, S. 70 f.) interpretieren, in der einerseits die trivia1en Kunstme dien keine langerfristigen Bedlirfnisbefriedigungen zu leisten vennogen, andererseits die Sub jekte auch keine Moglichkeit mehr besitzen, sich selbst als traditionell Gebildete aus der Erfahrung einer klassischen Bildung zu definieren. Sicherlich gilt das traditionelle Bildungs ideal in spezillschen gesellschaftlichen Schichten auch heute noch; fUr die Mehrzah1 der heuti gen Jugendlichen besitzt es jedoch keine Relevanz mehr. Kommt nun der Rockmusik ein 'Bildungswert' zu? Offensichtlich wachst ihr EinfluB auf asthetische und kognitive Einstellungen der J ugendlichen, wahrend vergleichsweise traditio nelle 'Bildungsgliter' ihre Bedeutung verlieren bzw. schon vollig verloren haben. Die Frage wird sein, ob dieses nicht ein Indiz daflir ist, daB sich in fortgeschrittenen Industriegesellschaf ten ein fundamentaler Funktionswande1 von Bildung vollzogen hat und weiter vollzieht. Urn Rockmusik verstehen und genieBen zu konnen, bedarf es keiner Bildungsanstrengung im klassischen Sinne, wobei lebensweltliche Erfahrungen, die mittels Rockmusik entstehen, auch nicht ohne weiteres als Bildung bezeichnet werden konnen. Demnach besteht eine prinzipielle Differenz zwischen Erfahrung und Bildung, die es noch genauer zu beschreiben gilt. Erst eine didaktische Fonnierung konnte das rockmusikalische Wissen der Rezipienten in einen Bil dungsprozeB einbetten. Dies gilt auch flir einen bildungstheoretischen Ansatz, der Bildung als 'Selbstbildung' deflniert. Zweifellos bedeutet Se1bstbildung nicht eine unreflektierte Be statigung der Subjektivitat, sondem vie1mehr ein 'Abarbeiten' an solchen Inhalten, in denen sich die Wirklichkeit exemp1arisch und gehaltvoll reprasentiert. 1m traditionellen Sinne be deutet dieses: Keine Bildung ohne k1assische Bildungsgegenstande 4, wie Mathematik, Spra chen, Kunst etc .. Zu diesem Zweck steht etwa Schu1en ein mehr oder weniger verbindlicher Kanon an Bildungsglitem zur Verfligung. Die Alltagserfahrung hat in diesen Konzepten keine bildende Wirkung, denn Bildung kann niemals sein, was der Subjektivitat ohne Arbeit zufallt und sie lediglich in dem vorhandenen Rahmen bestatigt. Nur in der Herausforderung durch 8 ein 'Hoheres' oder ein 'Besseres' kann es zu einer bildungsmiifligen Entwicklung kommen. In Bezug auf Rockmusik bedarf es deshalb einer Kliirung der Frage: Kann Rockmusik als triviale Kunstform Bildungsprozesse fordern,oder beschriinkt sie sich auf ihre Unterhaltungsfunktion? Oder, anders gefragt: Kann Rockmusik den Rezipienten derartig herausfordem, daB ein "Ober-sich-Hinausgehen" (Humboldt) im Sinne einer Verbesserung der Bildung gegeben ist - oder verbleibt sie im Bereich der lebensweltlichen Unterhaltung? Aus diesen Voriiberlegungen heraus liiflt sich die Arbeitshypothese entwickeln: ROCKMUSIK 1ST EIN ASTHETISCHER AUSDRUCK JUGENDLICHER ERFAHRUNGSWIRKLICHKEIT. DURCH SIE FINDEN PROZESSE DER ERWEITERUNG DES ASTHETISCHEN ERLE BENS STATT.DER AUSEINANDERSETZUNG MIT ROCKMUSIK KONNTE INSOWEIT EINE BILDUNGSFUNKTION ZUGESPROCHEN WERDEN, ALS MAN BEREIT 1ST, BIL DUNG ALS SUBJEKTIVIERUNGSPROZESS ZU BESTIMMEN. Hieraus ergibt sich: Analytischer Schwerpunkt der folgenden Untersuchungen ist die lebens weltliche Subjektivitiit unter dem spezifischen Aspekt der Rockmusikrezeption und deren Qualitiit. Das Erkenntnisinteresse richtet sich auf Funktionen und Bedeutungen der Rockmu sik in der Lebenswelt Jugendlicher. Den Analysekriterien der Musiktheorie kann daher im Rahmen dieser Arbeit nicht ein hauptsiichlicher Erkliirungswert 5 zugeschrieben werden, denn eine vorwiegend musiktheoretische Analyse konnte die Frage nach der lebensweltlichen Konstitution von Subjektivitiit nicht beantworten. 1m Einzelnen ergeben sich ftir die Diskus sion des vorliegenden Problemkontextes folgende Arbeitsschritte: Zuniichst behandelt Ab schnitt 2 die Frage, wie das alltagsweltliche Phiinomen Rockmusik wissenschaftlich-pragma tisch reflektiert werden sollte, damit ein 'Verstehen' ihres vielschichtigen Sinnes gewiihrlei stet ist. Abschnitt 3 soli den Versuch untemehmen, konkret die alltagsweltliche Bedeutung der Rockmusik in verschiedenen Lebenswelten Jugendlicher herauszuarbeiten. Weiterhin behandelt Teil 3 die Funktion der Rockmusik fUr die Herausbildung von jugendlichem Lebens stil, sowie den Versuch einer Versohnung von Protest und Genufl. Teil 4 nimmt den Gedan ken zur Rockmusik auf, der sie als eigenstiindiges Ausdrucks- und Erfahrungsmedium be schreibt. Es wird notwendig sein, sich in der Interpretation auf die besonderen Erfahrungs qualitiiten zu beziehen, die nurdurch eine rockmusikalische Vermittlungrealisierbar sind. Eine Darstellung des Kontextes von kognitiver und affektiver Bearbeitung der Rockmusik in einem Zusammenhang von lebensweltlicher Sinnkonstitution und sinnlicher Wahmehmung ist dabei notwendig. Verschiedene handlungstheoretische und wirkungsiisthetische Ansiitze werden dazu dienen, das angezeigte Phiinomen weiter zu verdeutlichen. Abschnitt 5 diskutiert bil dungstheoretische Aspekte der Rockmusikrezeption. Hierzu soli zuniichst Rockmusik vor dem Anspruch des authentischen Kunstwerks gepriift werden. Als zweiter Schritt erfolgt eine Diskussion des Bildungsbegriffs. Bildung wird dabei vor allem als Subjektivierungsprozefl be stimmt werden, woraus sich dann eine Antwort auf die Frage nach dem Funktionswandel von Bildung in der modemen Industriegesellschaft ableiten liiBt. Die Antwort zielt darauf, in wel cher Form und Qualitiit die Rezeption von Rockmusik funktional ftir eine Subjektivierung der Subjektivitiit sein konnte, beziehungsweise ist. Spricht die vorliegende Arbeit vom jugendlichen Rezipienten, so ist auch stets der erwachsene Rockhorer mitgemeint, auf dessen stiindige Benennung lediglich aus pragmatischen Griinden verzichtet wird. 9 2. ROCKMUSIK 1M BLICKPUNKT VON REZEPTIONS FORSCHUNG UND KRITISCHER KULTURTHEORIE 2.1. EMPIRISCH-ANAL YTISCHE UNTERSUCHUNGEN ZUM 'MUSIKALISCHEN VERHALTEN' JUGENDLICHER Zur Rockrnusikrezeption liegt eine kleine Anzahl empirisch orientierter Studien vor. 1m all gemeinen wird Rockmusik dabei unter dem Aspekt des musikalischen Verhaltens Jugendli cher behandelt 1. Eine einzige Studie beschaftigt sich ausschlieBlich mit dem Horer (und Mu siker) von Rockmusik (Dollase u.a. 1974). Bei einer ersten Durchsicht fallt auf, daB nur auf der quantitativen Ebene untersucht wird, wobei das Forschungsziel im Erfassen der Gemeinsamkeiten des Rezeptionsprozesses besteht. Die ebenfalls denkbare qualitative Rezeptionsforschung, welche die Unterschiedlichkeit des Rezeptionsvorganges zu offenbaren hiitte, ist nicht vorhanden 2. Die quantitative Rezeptionsforschung zum musikalischen Verhalten untersucht den Zusam menhang von sozialem Umfeld und Musikpriiferenz. Das besondere Forschungsproblem be steht darin, daB sich die Rezeptionsvorgange nur indirekt erfassen lassen, eben nur dann, wenn sie erfragt oder beobachtet werden. Ausgehend von Alltagsbeobachtungen, mit denen Hypothesen formuliert werden, erbringen die experimentellen Untersuchungen wissenschaft liche Bestatigungen tiber Geschmackspriiferenzen, soziale Schichten, Trends ,etc .. Wie schon ausgeflihrt, befaBt sich nur eine einzige Untersuchung ausschlieBlich mit dem Horer von Rockmusik. Von Ende 1972 bis Anfang 1973 befragten die Kolner Soziologen Dollase, Stollenwerk und Riisenberg 2500 jugendliche Rockrnusikkonzertbesucher nach "ihren Moti ven fUr den Konzertbesuch, nach ihrem Erleben der Musik, ihrer Orientierung im Bereich Rockmusik, nach ihrer Einschatzung der musikalischen Entwicklung und der gesellschaftli chen Funktion der Rockrnusik sowie nach ihrem Verhaltnis zu den Musikern" (Dollase u.a. 1974, S. 2). Als eines der wichtigen Ergebnisse dieser Studie kann der empirisch gesicherte Nachweis an gesehen werden, daB Rockmusik einer emotionalen Entlastung dient. Durch die Auswertung der vorliegenden sogenannten "ErlebnisprofIle" gelangt die Autorengruppe zu der Einschat zung, dieses Erlebnis begriinde sich in der "grundsiitzlich beruhigenden und entspannenden Wirkung" des Rockkonzertes: "Hierdurch kompensiert Rockmusik den AlltagsstreB: Sie lenkt von Alltagsproblemen ab, macht heiter, friedlich und gelost, sie verbessert die Stimmung. (Damit -H.V.) ... fligt sich die Rockmusik in den Arbeit-Freizeit-Rhythmus ein: Das eine macht kaputt, das andere wieder ganz" (Ebd., S. 147). Diese Feststellung, die noch eines weiteren Oberdenkens bedarf, wird mit statistischen Anga ben belegt. Demnach hat fUr den GroBteil der Konzertbesucher Rockmusik die Funktion, von Alltagsproblemen abzulenken (75 %) und tiber schlechte Stimmungen hinwegzuhelfen (65 %) (Ebd., S. 148 f.). Da es nicht sinnvoll erscheint, eine schon fast zehn Jahre alte empirisch-statistische Stu die tiber das sich schnell wandelnde Phanomen Rockmusik im Detail wiederzugeben, erfolgt die Beschrankung auf eine generalisierende Aussage. Die Soziologengruppe faBt ihre einzelnen Er gebnisse dahingehend zusammen, daB fUr die Besucher von Rockkonzerten nicht "das Bild 10

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