Die Fabrikation der feuerfesten Steine. Von Friedrich Wernicke. Berlin. Verlag von Julius Springer. 1905. ISBN -13: 978-3-642-90564-3 e-ISBN-13: 978-3-642-92421-7 DOI: 10.1007/978-3-642-92421-7 Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1905 Alle Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Seinem verehrten Lehrer der Eisenhüttenkunde Herrn Geheimen Bergrat Professor Dr. Hermann Wedding-Berlin gewidmet vom Verfasser. Vorwort. Die Herstellung der feuerfesten Steine ist einem großen Teile der Techniker, welche täglich auf ihre Benutzung ang'ewiesen sind, wenig bekannt und daraus haben sich manche Mißstände ergeben. Dem Verfasser ist in seiner Tätigkeit als Fabrikant im Verkehr mit der Kundschaft oft angedeutet, daß eine kleinere Arbeit über die Herstellung der feuerfesten Materialien nach mancher Richtung hin aufklärend und nicht zuletzt zum Nutzen der feuerfesten Industrie selbst wirken würde, Er hat sich deshalb bemüht, in der vorliegenden Schrift, gestützt auf langjährige eigene Erfahrungen und auf die gelegentlichen l\litteilungen befreundeter Fachleute, eine kurze Dar stellung der einzelnen Fabrikationszweige rein aus der Praxis heraus zu geben, und darin nur das zu schildern, was er in seiner eigenen Tätigkeit als da~ Beste kennen gelernt hat, bezw, was ihm von be währten Kollegen als solches mitgeteilt ist j die angeführten Maschinenfabriken sind nur beispielsweise genannt. Theoretische Be trachtungen sind nach Möglichkeit vermieden, ebenso schien es über flüssig, die Untersuchungsmethoden der Rohmaterialien zu bringen, da diese in anderen Werken, z. B, in den Schriften von SEEGER, BISCHOF etc. ausführlich zu finden sind. Auf die Beigabe von Ab bildungen ist deshalb verzichtet, weil das Buch in erster Linie für den in der Praxis stehenden Techniker geschrieben ist, für den in den meisten Fällen die gebrachten Beschreibungen genügen werden, und der reichlich Gelegenheit hat, sich durch den Augenschein genauer zu unterrichten, als es durch Skizzen der Fall sein kann. Der Verfasser hat sich einer möglichst sachlichen Kürze befleißigt, weil ihm bekannt ist, daß der von morgens bis abends in seinem Betriebe tätige Techniker wenig geneigt ist, sich mit dem Studium umfangreicher Bücher zu beschäftigen, und er hofft auch dadurch seiner Arbeit eine freundlichere Aufnahme zu sichern. VI Vorwort. Allen denen, welche die Arbeit mit Rat und Tat freundlichst unterstützt haben, sei auch an dieser Stelle bestens gedankt. Ebenso wird der Verfasser für weitere Anregungen und Mitteilungen aus dem Gebiete der feuerfesten Industrie, sei es aus den Kreisen der Fabrikanten oder der Verbraucher der einzelnen Produkte, stets dank bar sein. Denjenigen, welche sich eingehender für die nachstehend beschriebenen Anlagen und Arbeitsmethoden interessieren, stellt er seinen technischen Rat zur Verfügung. Ober kassel, Siegkreis, im April 1905. Friedrich Wernicke, Fabl'ikdirektor. Inhaltsverzeichnis. Seite Einleitung· . . . . . . . . . . . 1 Die Fabrikation der Dinassteine 3 A. Die Rohmaterialien 3 1. Der Quarzit . 3 2. Der Kalk . . . 7 B. Die Anlagen und Einrichtungen für die Fabrikation 9 C. Die Herstellung der Dinassteine . . . . . .. . . .. 21 D. Dinassteine ans Kalk und Sand nach dem Patent HOHAK 32 Die Fabrikation der Schamottesteine . 34 A. Die Rohmaterialien . . . . . . . . 34 B. Die Vorbereitung der Rohmaterialien· 45 C. Das Brennen der Tone zu Schamotte . 46 D. Die Einrichtungen zum Mahlen und Mischen der Roh- materialien· . . . . . . . . . . . . 49 E. Die Zusammensetzung der 1VIischungen 52 F. Die Vorbereitung der Mischungen zum Formen 61 G. Das Formen der Steine . 62 H. Das Trocknen der Steine 69 J. Das Brennen der Steine . 70 Die Fabrikation der ßauxitsteine 78 " " Schmelztiegel 80 " " Magnesitsteine 84 Kohl enst offstei ne 89 " Dolomitsteine und -masse· 95 Pudding-, Glenboig- und Karborundumsteine 99 Die feuerfesten Mörtel .......... . 101 Die Behandlung der feuerfesten Materialien· 104 Einleitung. Alle Anlagen, welche in der Technik zum Rösten, Glühen, Brennen und Schmelzen benutzt werden, sowie die Gefäße, welche zur Aufnahme schmelzender oder geschmolzener lHassen dienen, werden mit wenigen Ausnahmen unter Verwenclung feuerfester lHaterialien hergestellt. Die Wahl der letzteren ist in jedem Falle von der Art des vorzunehmenden Prozesses abhängig, und zwar sowohl von der dabei entwickelten Temperatur, wie von clen während des Prozesses wirkenden mechanischen und chemischen Einflüssen. Die feuerfesten Materialien kommen entweder als Gesteine in der Natur vor und brauchen dann nur noch durch äußerliche Be arbeitung in bestimmte Formen gebracht zu werden, oder sie werden künstlich aus den in der Natur vorkommenden mineralischen Roh stoffen hergestellt. Das letztere ist bei der weitaus größeren Menge der Fall und soll in den nachfolgenden Kapiteln beschrieben werden. Nach den hauptsächlich zu ihrer Herstellung benutzten Roh materialien teilt man die feuerfesten Steine ein in: Quarzithaltige Dinassteine, Tonhaltige Schamottesteine, Bauxitsteine und Schmelztiegel, lHagnesithaltige lHagnesitsteine, Kohlenstoffhaltige Kohlenstoffsteine, Dolomithaltige Dolomitsteine und -masse. Dinassteine benutzt man zum Bau von Martinöfen und Glas öfen, an den Stellen, wo sie ohne Unterbrechung den höchsten Temperaturen ausg'esetzt sind und nur in sogen. trockener Hitze mit der Flamme selbst in Berührung kommen. Sie sind gegen saure Schlacken widerstandsfähig. Die Verwendung der Schamottesteine ist je nach ihrer Zu sammensetzung eine sehr vielseitige. lHan kann wohl sagen, daß Wernicke, Fabrikation der feuerfesten Steine. 1 2 Einleitung. sie mit wenigen Ausnahmen iiberall da mit Vorteil benutzt werden, wo nicht die Anwendung von Dinassteinen geboten ist. Es ist nm in jedem Falle nötig, die Anforderungen genau zu kennen, welche an die Schamottes teine in den einzelnen Betrieben gestellt werden miissen, um danach die Herstellung der einzelnen Qualitäten vor zunehmen, und grade hierfür ist das Zusammenarbeiten des Kon sumenten mit dem Produzenten, auf welches in dem Kapitel "Die Zusammensetzung der Mischungen" näher eingegangen wird, im beiderseitigen Interesse dringend zu empfehlen. Jlilagnesitsteine werden schon ihrer hohen Kosten wegen nur für ganz besondere Zwecke verwendet, bei denen es darauf an kommt, ein den höchsten Temperaturen widerstehendes sehr basisches Ofenbaumaterial zu benutzen, oder wo dasselbe sehr starken An griffen durch Alkalien ausgesetzt ist. Kohlenstoffsteine finden eine ausgedehntere Anwendung beim Bau des Bodens, des Gestelles und der Rast von Eisenhochöfen, sowie für elektrische Schmelzöfen. Dolomitsteine benutzt man ausschließlich im Thomasstahl werksbetriebe, und stellt hier das Futter der DoJomitbrennöfen und der Konverter aus einzelnen Steinen oder aus Dolomitmasse her, und fertigt aus der letzteren die Konverterböden an. Die Fabrikation der Dinassteine. A. Die Rohmaterialien. 1. Der Quarzit. Der Quarzit ist zwar ein sehr weit verbreitetes Mineral, doeh haben sieh bis jetzt nur verhältnismäßig wenige Lager als brauehbar zur Herstellung guter Dinassteine erwiesen. Das hauptsäehliehste Vorkommen,' welehes hierfür Verwendung findet, liegt in der Rostinger Heide am Nordostabfall des Siebengebirges und im Ge biete zwisehen Sieg, Rhein und Lahn, wo der Quarzit aus einer Menge einzeln liegender Brüehe gefördert wird. Aber aueh hier ist seine Qualität eine sehr versehiedene, und durehaus nieht alle Brüehe liefern ein Material, welehes den höehsten Temperaturen im Martinofen genügenden Widerstand leistet, während aus anderen Brüehen hergestellte Steine hier in kurzer Zeit wegsehmelzen. Dem steht auffallend gegenüber, daß einige Fabriken einen in der Praxis sehr gut bewährten Dinasstein aus einem Roh material anfertigen, 'welehes andere naeh ihren Erfahrungen für unbrauehbar halten. Die Frage, aus welehen Gründen sieh ein Quarzit zur Her stellung bester Dinassteine brauehbar erweist, ein anderer nieht, ist bis jetzt noeh nieht genügend beantwortet. Geologisehe Unter suehungen, Dünnsehliffe, ehemisehe Analysen und Feuerfestigkeits bestimmung'en haben noeh keine ausreiehende Erklärung gegeben. Die diesbezüg'liehen Gutaehten von ehemisehen Laboratorien sind mit großer Vorsieht aufzunehmen, und vorläufig kann nur ein in größerem Maßstabe ausgeführter Versueh, der sieh auf längere Beobaehtung der fertigen Steine im lVlartinofen erstreeken muß, Auskunft geben, ob man einen Quarzit verwenden darf oder nieht. Die Ausführung dieser Versuehe ist wieder mit großen Sehwierig keiten verbunden, denn die Hüttenwerke werden ihre teuren Martin öfen nur sehr selten zu größeren Versuehen zur Verfüg'ung stellen, 1* 4 Die Fabrikation der Dinassteine. deren Ausfall unter Umständen große Betriebsstörungen und Reparaturkosten verursacht. Versuche im kleinen mit einzelnen Steinen haben aber nur geringeren Wert. Ein guter Quarz enthält durchschnittlich 97,5 Ofo Si02, 1,5% AI20s, 0,5% Fe20S und besitzt einen Schmelzp+un kt gleich Seegerkegel 35 bis 36. Ein geringer Gehalt an Al 0 Fe 0 ist 2 3 2 3 anscheinend notwendig, um daraus beste Dinassteine herstellen zu können, doch soll derselbe 2% nicht übersteigen. Man benutzt zur Dinasfabrikation nur den als festes Gestein, Quarzit, vorkommenden Quarz; reiner Quarzsand und Quarzkiesel haben sich als unbrauchbar erwiesen. Ein sächsisches vVerk war im Besitze eines bedeutenden, aus Sand und Kies bestehenden Quarzlagers. Die von einem Fachlabora torium untersuchte Durchschnittsprobe des Lagers zeigte folgende Zusammensetzung: ,~ Gl°ühverlust 0,30 Ofo Si 2, 98,34 " Al 0,3 1,02 " 2 Fe20g 0,02 " Sa. : 99,68 Ofo. Der Schmelzpunkt lag bei Seegerkegel 35, die Probe zeigte im Feuer ein 'Vachsen von nur 0,9% , Aus diesem Rohmaterial hergestellte Dinassteine zeigten bei der Untersuchung folgende Zusammensetzung: Glühverlust 0,18 Ofo Si02• 94,83 " A1203 2)5 " Fe20;} 0,42 " CaO. 2,48 " Sa.: 100,06 Ofo. Der Schmelzpunkt lag bei Seegerkegel 34; bis zum Schmelzen von Kegel 17 erhitzt, zeigten die Steine ein 'Vachsen von 2,2%; das mit den Untersuchungen betraute Fachlaboratorium bezeichnete das Rohmaterial iu einem ausführli~hen Gutachten als vorzüglich geeignet zur Dinasfabrikation. Der Besitzer ließ sich dadurch verleiten, die Fabrikation auf zunehmen, ohne erst Versuche in größerem Maßstabe anzustellen und die Steine in verschiedenen Betrieben von Eisenhütten und Glasfabriken in den dortigen Öfen auf ihren praktischen Wert