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Die Europäische Gemeinschaft: Entwicklung, Zwischenbilanz und Perspektiven zum Binnenmarkt 1992 PDF

171 Pages·1990·4.567 MB·German
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Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung der Landeszentrale fur politische Bildungsarbeit Berlin CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliathek Uterwedde, Henrik: Die Eurapaische Gemeinschaft : Entwicklung, Zwischenbilanz und Perspektiven zum Binnenmarkt 1992/Henrik Uterwedde. - Opladen : Leske u. Budrich, 1989 ISBN 978-3-8100-0765-0 ISBN 978-3-322-84226-8 (eBaak) 001 10.1007/978-3-322-84226-8 Henrik Uterwedde Die Europaische Gemeinschaft Entwicklung, Zwischenbilanz und Perspektiven zum Binnenmarkt 1992 Leske + Budrich, Opladen 1990 Inhaltsverzeichnis Seite 1. Entstehung und Entwicklung der Europaischen Gemeinschaft 4 1.1. Erste Ansatze der europaischen Einigung nach 1945 6 1.2. Die GrOndung der Europaischen Wirtschaftsgemeinschaft (1957) 10 1.3. Die Aufbaujahre (1958-1970) 13 1.4. Zwischen Fortschritt und Krise (1971-1984) 16 1.5. Aufbruch zum Binnenmarkt (1985-1992) 20 2. Die Wirtschaftsgemeinschaft 27 2.1. Markt ohne Grenzen? 31 a) Zollunion und AuBenhandelsverflechtung b) Festung Europa? Die AuBenhandelspolitik der EG c) Das Binnenmarkt-Projekt 1992 d) Probleme der Verwirklichung des Binnenmarktes 2.2. Gemeinsamer Agrarmarkt: notwendige Reformen 49 a) Ziele des EG-Agrarmarktes b) Elemente der EG-Agrarpolitik c) Kritik am Agrarmarkt d) Reform des Agrarmarktes 2.3. Industrie-und Technologiepolitik 61 a) Anpassungsprobleme der europaischen Industrie b) Industriestrategie fOr Europa? c) ROckzug auf Raten: die EG-Stahlpolitik d) High-tech made in Europe: die EG-Technologiepolitik 2.4. Die EG - eine Umwelt-Gemeinschaft? 77 a) Motive fOr eine europaische Umweltpolitik b) Ansatze der EG-Umweltpolitik c) Schwierige Kompromisse d) "Vorreiter" und "Bremser" 2 Seite 2.5. Eine Wah rung fOr Europa? 88 a) Das Scheitern der Wirtschafts- und Wahrungsunion b) Ein neuer Anlauf: das Europaische Wahrungssystem c) Umstrittener Ausbau des EWS 2.6. Gemeinschaft der Ungleichen? 101 Soziale und regionale Disparitaten a) "Europa des Kapitals" oder Sozialgemeinschaft? b) EG-Sozialpolitik und soziale Dimension des Binnenmarkts c) Regionale Ungleichheiten 3. Die politische Gemeinschaft 112 3.1. Die Institutionen der EG: Technokratie statt Demokratie 114 a) Die politischen Organe der Gemeinschaft b) Der EG-GesetzgebungsprozeB c) Das demokratische Defizit der EG 3.2. Das Europaische Parlament - Motor der Integration? 128 a) Der lange Weg zur Direktwahl b) Die Europawahlen seit 1979: Ergebnisse und Tendenzen c) Welche Rolle fOr das Europaische Parlament? 3.3. Die Au Ben beziehungen der Gemeinschaft 138 a) Auf dem Weg zu einer EG-AuBenpolitik b) EG-USA: Rivalitat im BOndnis c) EG und Dritte Welt 4. Die Bundesrepublik und Europa 153 Ergebnisse der Europa-Wahl 1989 161 ZEITTAFEL 163 EURO-GLOSSAR 166 INFORMATIONEN 168 3 1. Entstehung und Entwicklung der Europaischen Gemeinschaft Europa Europa - das ist ein Kontinent mit einer groBen kulturellen Tradition und BegrtH einer bewegten, oft kriegerischen Geschichte. Europa - das sind heute 34 souverane Staaten mit 495 Millionen Einwohnern (ohne Sowjet union). Europa - das ist seit Ober 40 Jahren die Spaltung zwischen Ost und West, zwischen atlantischem BOndnis und Warschauer Pakt, mit ei ner Trennungslinie mitten durch Deutschland und durch Berlin. Europa - das ist aber auch der Versuch, Feindschaft und MiBtrauen zwischen den BIOcken abzubauen, mehr kulturelle, wirtschaftliche und politische Bindungen zu schaffen und Sicherheit nicht gegen-, sondern miteinan der zu suchen, wenngleich das gemeinsame .Haus Europa" (Michail Gorbatschow) noch langst nicht erbaut ist. Europa - dieser Begriff ist schlieBlich verbunden mit einem der ehrgei zigsten Projekte dieses Jahrhunderts: dem Versuch von jetzt zwOlf westeuropaischen Staaten namlich, nationale Kleinstaaterei zu Oberwin den und einen politischen wie wirtschaftlichen ZusammenschluB anzu streben. Diese Europaische Gemeinschaft (EG) nimmt zu Recht einen herausge hobenen Platz inmitten der Vielzahl internationaler und auch europai scher Organisationen ein. Seit 1957 unternehmen die ursprOnglich sechs, spater neun, jetzt zwOlf Mitgliedstaaten der EG den bislang ein maligen Versuch, nationalstaatliche Grenzen und Barrieren abzutragen, nationale Alleingange durch gemeinsame ProblemlOsungen zu ersetzen, schrittweise einen gemeinsamen Wirtschaftsraum und eine politische Union zu errichten. Ihre Erfolge, aber auch die vielfaltigen WidersprOche und Probleme, die sich aus dem ZusammenschluB von zwOlf Staaten mit unterschiedlichen Strukturen, Problem en und Traditionen ergeben, sind Gegenstand der vorliegenden Schrift. 4 Europaische Gemeinschaft (EG): Dieser nicht ganz korrekte Begriff (eigentlich heiBt es EuropQische Gemein schaften) ist die heute Obliche Sammelbezeichnung tar - die EuropQische Gemeinschaft fOr Kohle und Stahl (EGKS), auch Montan union genannl, gegrOndet am 18.4. 1951. - die EuropQische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), gegrOndet am 25.3. 1957. die den zentralen Kern der heutigen EG darsteili. und - die EuropQische Atomgemeinschaft (EURATOM), gegrOndel am 25.3. 1957. Diese drel ursprOnglich eigenstQndigen Gemeinschaften (GrOndungsstaaten waren in allen drei Fallen die Bundesrepublik, Frankreich, Italien, Belgien, die Niederlande und Luxemburg) wurden 1965 als Europaische Gemein schaften (EG) zusammengelegl und mit gemeinsamen Organen versehen. Natiirliche BevOlkerungabewegung Bevorkerung Gebo,ene r=:J auf 1 000 Geslorbene_ Einwohne, der Europaischen Gemeinschaft t -10Mlo I - 5 Mlo E.e -= ______ __ IZAHLEN8ILDEAI ___. .l...-_____________ © 707 110 Ench 5<hmidl V.rlag Gm .... 5 1.1 Erste Ansatze der europaischen Einigung nach 1945 Obwohl der Gedanke eines politischen Zusammenschlusses Europas weit in die Geschichte zurOckreicht, kamen die ersten Ansatze zur euro paischen Integration erst nach 1945 zum Tragen. Unter dem Eindruck zweier blutiger Weltkriege, die millionenfachen Tod, TrOmmer und Elend hinterlassen hatten, fand der Ruf nach einem vereinten Europa aus ver schiedenen GrOnden groBe Zustimmung: Motive fiir - Die politische Einigung Europas so lite den Nationalismus, der als Europa eine der Hauptquellen des Krieges galt, Oberwinden und somit zur kOnftigen Friedenssicherung beitragen. - FOr das besiegte und durch die Schreckensbilanz des verbrecheri schen Hitler-Regimes belastete Deutschland war die Beteiligung an einem europaischen ZusammenschluB eine MOglichkeit, den Weg in die europaische demokratische Staatengemeinschaft zurOckzufin den und MiBtrauen der Nachbarn gegen den deutschen Militarismus und Nationalismus abzubauen. DarOber hinaus schien ein vereinig tes Europa der geeignete Rahmen, der dem belasteten und gestOrten NationalbewuBtsein vieler Deutscher einen neuen Inhalt geben konn te ("unser Vaterland heiSt Europa"). Der Europarat Iz .o.HLENBILDEAlffi 716111 6 - Der wirtschaftliche Wiederaufbau, die Beseitigung der schweren KriegszerstOrungen in allen europAischen Staaten schien kaum mOglich ohne eine verstArkte Zusammenarbeit und ein Zusammen fassen aller KrAfte. - SpAtestens der Zweite Weltkrieg hatte den europAischen National staaten vor Augen gefOhrt, da8 ihre einstige zentrale Rolle in der Weltpolitik ein Ende gefunden hatte. 1m Zeitalter der "SupermAchte" (USA, UdSSR) konnte nur ein politischer Zusammenschlu8 den Eu ropAern ein Stock Einflu8 auf die internationale Politik zurOckgewin nen. - Der Beginn des Ost-West-Gegensatzes 1947/48 und das Sicher heitsbedOrtnis gegenOber der Sowjetunion verstArkten den Druck auf die westeuropAischen Staaten zum politischen und militArischen Zu sammenhalt. SplUestens zu diesem Zeitpunkt wurde aus der euro pAischen eine westeuropaische Integration. Eine Reihe europAischer zwischenstaatlicher Organisationen entstand in dieser Zeit. - Wirtschaftliche Ziele verfolgte die 1948 gegrOndete OEEC (Organiza tion for European Economic Cooperation). Zu ihren Aufgaben zAhlte vor all em die Koordinierung der verschiedenen nationalen Plane fOr O EC D Organisation fUr wirtschaftliche Zu~mmenarbeit und Entwicklung AusscMsse u • 10,· Wirtschaftspolitik Intemabonale Energlepolibk Energle ·Agentu, ~EA) Handel 21 Mitgliedsllinder Flnanz-u. Steuerlragen Kemenergie-Agenlur Albellskrafle. (NEA) Blldungs-u. Soziallragen 23 MitgliedslAnder Umweltschulz Wissenschafls- Zenl1lJrn fU, Forschung und Technologlepolltik und Innovation 1m Bildungsweson Industlte (CERI) 25 MltgliedslAnder In'onnabon und KommunlltaUon Enlwicklungshilte EnlwicklungszenlnJm (DAC) 23 Milgliedstander 622001 A 7 den wirtschaftlichen Wiederaufbau in Zusammenhang mit den US Hilfeleistungen (Marshall-Plan). Ihre Nachfolgeorganisation ist seit 1961 die OECD (Organization for Economic Cooperation and Deve lopment) mit Sitz in Paris. Sie spielt heute eine nicht zu unterscMt zende Rolle bei der wirtschaftspolitischen Zusammenarbeit und Koordination zwischen den nunmehr 24 MitgliedslAndern, zu denen aile wichtigen westlichen Industriestaaten gehOren. Erste Ansiue - Der 1949 gegrOndete Europarat war ein erster Schritt zur politischen Einigung Westeuropas. Zwar wurden die damit verbundenen Hoff nungen auf einen weitgehenden politischen ZusammenschluB der ursprOnglich 10 (heute 21) Mitgliedstaaten sehr bald enttAuscht: Be schlOsse kOnnen nur einstimmig gefaBt werden und sind selbst dann nicht verbindlich. Dennoch hat der Europarat durch eine Vielzahl von Vereinbarungen (nKonventionen") auf den verschiedensten Gebieten dazu beigetragen, einheitliche Rechtsgrundlagen zu schaffen und die Zusammenarbeit der MitgliedslAnder (das sind praktisch aile westeuropAischen Staaten) immer mehr zu verstArken. Ais wichtigste Leistung gilt die nEuropAische Konvention zum Schutz der Men schenrechte und Grundfreiheiten", die 1953 in Kraft trat. Sie ver pflichtet die Mitgliedstaaten zur Einhaltung und zum Schutz der Grundrechte ihrer BOrger; eine eigens gegrOndete Menschenrechts kommission und ein Gerichtshof kOnnen angerufen werden und ge gebenenfalls VerstOBe ahnden. Mi tgliedslander Mitgliecl • des Ausschu ..... tar Ent· derOECD wicklungshllle (DAe) h Belglen ... ltalJen ... Bundesrepublik .. Lu.emburg Deutschland ... Nlederiande ... Dlnemark .o. Norwegen • Flmland ... Osterrelch • Frankrelch .. Portugal .. Griechenland ... Schweden ... Gr06brilannlen ... Sch~il ... lriand .. Spanien Island .. TOrkel 8 - Die militarische Integration erfolgte 1949 mit der NATO (North Atlan tic Treaty Organization). Dieses Atlantische VerteidigungsbOndnis zwischen den USA, Kanada und zehn westeuropaischen Staaten schuf neben einer engen militarischen Verzahnung (gemeinsamer Generalstab; gemeinsames Oberkommando) auch eine enge auBen und sicherheitspolitische Zusammenarbeit seiner Mitgliedstaaten. Den USA kam (und kommt) eine eindeutige FOhrungsrolie zu. Ansat ze einer spezifisch europaischen Einigung im Rahmen des BOndnis ses gediehen nicht. Die 1952 beschlossene GrOndung einer Europai schen Verteidigungsgemeinschaft mit einer gemeinsamen europai schen Armee unter Einbeziehung der Bundesrepublik scheiterte 1954 am Widerstand der franzOsischen Nationalversammlung; die daraufhin zwischen sieben westeuropaischen Staaten, darunter der Bundesrepublik, gegrOndete WEU (Westeuropaische Union) blieb weitgehend im Schatten der NATO. - Auf den ersten Blick bescheidener, aber politisch bedeutsam und fOr Montanunion: die kOnftige europaische Integration wegweisend war die 1951 ge = grOndete Montanunion (EGKS Europaische Gemeinschaft fur Koh Ie und Stahl). Sie ging auf einen Plan des franzOsischen AuBenmini sters Robert Schuman zurOck. Erstmals in der Geschichte wurde die Kohle- und Stahlproduktion (damals wegen ihrer Bedeutung fOr die ROstungsindustrie als strategischer Sektor und Symbol nationaler Macht angesehen) von sechs Staaten unter eine gemeinsame Kon Vorbild fiir trolle gestellt, die durch Gemeinschaftsorgane (eine Hohe BehOrde, die EW6 ein Ministerrat, eine parlamentarische Versammlung) ausgeObt wur de. Das Hauptmotiv der Montanunion war die Oberwindung des hi storischen deutsch-franzOsischen Gegensatzes durch Vertrauens bildung und Partnerschaft; darOber hinaus so lite die gewahlte Metho de - die enge Verflechtung eines Wirtschaftsbereichs und die Schaf fung gemeinsamer, Obernationaler politischer Institutionen - spater zum Vorbild der Europaischen Wirtschaftsgemeinschaft werden. Zitat: Europa laBt sich nicht mit einem Schlage herstellen und auch nicht durch einfa che Zusammenfassung: Es wird durch konkrete Tatsachen entstehen, die zunachst die Solidaritat der Tat schaffen. Die Vereinigung der europaischen Nationen erfordert, daB der jahrhundertealte Gegensatz zwischen Deutschland und Frankreich ausge lescht wird. Das begonnene Werk muB in erster Linie Deutschland und Frankreich umfassen ... Die Zusammenlegung der Kohlen-und Stahlproduktion wird sofort die Schaffung ge meinsamer Grundlagen fur die wirtschaftliche Entwicklung sichern - die erste Etappe der europaischen Federation - und die Bestimmung jener Gebiete andern, die lange Zeit der Herstellung von Waffen gewidmet waren, deren sicherste Opfer sie gewesen sind. Die Solidaritat der Produktion, die so geschaffen wird, wird bekunden, daB jeder Krieg zwischen Frankreich und Deutschland nicht nur undenkbar, sondern materiell unmeglich wird. Quelle: AuBenminister Schumann in einer Regierungserklarung vom 9.5.1950 9

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