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Die Erkrankungen der Schilddrüse PDF

315 Pages·1928·10.762 MB·German
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DIE ERKRANKUNGEN •• DER SCHILDDRUSE VON PROFESSOR DR. BURGHARD BREITNER ERSTER ASSISTENT DER I. CHIRURGISCHEN UNIVERSITATSKLINIK IN WIEN MIT 78 TEXTABBILDUNGEN WI EN VERLAG VON JULIUS SPRINGER 1928 ISBN-13: 978-3-7091-9653-3 e-ISBN-13: 978-3-7091-9900-8 DOl: 10.1007/978-3-7091-9900-8 ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER OBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN COPYRIGHT 1928 BY JULIUS SPRINGER IN VIENNA Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1928 Vorwort Gern folge ich dem Ersuchen meines Schulers BURGHARD BREITNER, ihm die folgende Arbeit mit einem kurzen Vorwort einzuleiten. Zu meiner Studienzeit war uber die physiologische Bedeutung der Schilddruse so gut wie nichts bekannt. Meine Lehrer in der Physiologie A. FICK, L. HERRMANN und ERNST VON BRUCKE lieBen es bei diesem Kapitel mit einigen knappen Hinweisen auf den geweblichen Aufbau und den Kolloidgehalt bewenden und fanden sich damit ab, die Schild druse unter die Drusen ohne Ausfiihrungsgange zu reihen. Von der Existenz von Epithelkorperchen hatte die damalige Anatomie uberhaupt keine Kenntnis. Eindrucksvoll und zunachst unerklarlich waren die ersten Beobachtungen uber gewisse typisch wiederkehrende Folgezu stande nach manchen Kropfoperationen, die gerade damals unter BILL ROTHS Fuhrung ihre technisch-methodische Ausbildung erfuhren. Es bedurfte langer Forscherarbeit, ehe es uns verstandlich wurde, daB zur selben Zeit KOCHER und WOLFLER bzw. N. WEISS an der BILLROTH Klinik uber so verschiedene Krankheitsbilder - und darunter auch Todesfalle - nach Kropfoperationen berichteten: aus Bern kam die Kenntnis der thyreopriven Kachexie, aus Wien die der Tetanie. Ganz gegen ihren Willen wurden hiermit die Chirurgen durch diesen Eingriff in den Haushalt des Organismus die Schrittmacher fur physio logisch-biologische Kenntnisse, die in ihrer ganzen Bedeutung zu wiirdigen, wir erst heute in der Lage sind. Die experimentelle Erforschung der aus der klinischen Beobachtung sich ergebenden Probleme brachte all mahlich die Entwicklung, wenn auch noch lange nicht den AbschluB der Wissenschaft von der inneren Sekretion. Wie ich seinerzeit von meinem unvergeBlichen Lehrer THEODOR BILLROTH die Anregung zur wissenschaftlichen Mitarbeit an der Losung der sich auf diesem Gebiete ergebenden Fragen ubernommen habe, so war ich auch meinerseits bemuht, bei meinen Schulern das werktatige Interesse dafiir zu erwecken und zu erhalten. Mein Assistent Professor B. BREITNER hat im Verein mit einer Anzahl von jungeren Kollegen der Klinik in planvoll durch dachter, beharrlich zielbewuBter Weise sich an die Arbeit gemacht, die schlieBlich zu einer theoretischen Erfassung der ganzen Kropffrage gefiihrt hat, welche in der Darstellung der Funktion der Schilddruse als Sekretproduktion und Sekretabfuhr gipfelt. IV Vorwort lch glaubp, daB er damit nicht nur das Verstandnis der patho logischen Physiologie wesentlich gefordert, sondern daB er auch einen wichtigen Beitrag zu einer rationellen Therapie des Kropfes geliefert hat. Es laBt sich allerdings bei einer solchen Arbeit Wiederholung von langst Bekanntem nicht vermeiden, aber ich hoffe und wiinsche, daB die Durchsicht dieser umfangreichen Bearbeitung dem Leser dieselbe Befriedi gung gewahren mochte, wie sie es mir tat. Mit diesem Wunsch sei dieses Werk eingeleitet! Wi en, im April 1928. A. Eiselsberg V orwort des Verfassers Die vieljahrige Beschaftigung mit den Problemen der Schilddrusen pathologie mag den Versuch einer zusammenfassenden Darstellung fremder und eigener Arbeiten rechtfertigen. Es kann nicht ubersehen werden, daB in den letzten Jahren eine Auffassung Boden gewann, die von dem starren System fruherer Zeit einem biologisch aufgebauten Schema zustrebt. Dieses Schema, zunachst theoretisch festgelegt, ent behrt noch der Stutze durch ein vollstandiges Tatsachenmaterial. Der Ubergangszeit gehort dieses Buch. Die hier festgehaltenen klinischen Beobachtungen und experimentellen Ergebnisse betonen das Neue nicht im Umsturz des Alten, sondern in dessen anderer Fassung. So fiel das Schwergewicht der Darstellung auf physiologische und patho logisch-physiologische Fragen, denen auch der GroBteil des Bildmateriales gewidmet wurde. Dem Verlag JULIUS SPRINGER, Wien, danke ich groBtes Entgegen kommen. In verstandnisvoller Mitarbeit schuf Herr Maler HAJEK einen Teil der Abbildungen. Das Buch will jenen dienen, die sich um eine neue Formgebung des alten Problems muhen. DaB es diese Absicht nur unvollstandig zu er fullen vermag, liegt auch in der GroBe des Stoffes begrundet. Seine Beherrschung in allen Richtungen kann nicht mehr Sache des Einzelnen sem. Wien, im April 1928. Burghard Breitner Inhaltsverzeichnis Seite Einleitung .................................................... 1 Versuch einer Biographie der Schilddruse................. 3 Versuch einer Pathographie der Schilddruse.............. 3 Anatomische Grundlagen ...................................... 24 Physiologische Grundlagen ..................................... 54 Ein System der Schilddrusenerkrankungen ................ 92 1. Der eutrophisch-hyperrboische Typus .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 9{) 2. Der eutrophisch-hyporboische Typus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 97 3. Der hypotrophisch-hyporhoische Typus ..................... 97 4. Der hypertrophisch-hyperrboische Typus .. . . . . . . . . . . . . . . . . .. 98 Die Formen der Erscheinung ................................... llO Der endemische Kropf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 113 Jodprophylaxe .............................................. 125 Der epidemische Kropf ...................................... 130 Der sporadische Kropf ...................................... 134 Die Erblichkeit des Kropfes ................................. 13{) Die Diagnose der funktionellen Scbilddrusenerkrankungen ......... 142 Die Lagesymptome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 142 Nervenstorungen ............................................ 150 Kreislaufstorungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 151 Dystope Strumen............................................ 153 Funktionelle Diagnostik ..................................... 157 A. Atbyreoidie ........................................... 171 B. Hypothyreoidie ........................................ 171 C. Hyperthyreoidie ....................................... 172 Die Progn ose ................................................. 17{) Indikationsstellung zur internen und zur chirurgischen Be- handlung ................................................... 182 Die interne Indikation ......................................... 183 Die chirurgische Indikation .................................... 187 Die Therapie ................................................. 194 Interne Therapie .............................................. 192 -Die Organotherapie als Substitutionstherapie................... 195 Die Organotherapie als medikamentoses Verfahren ............. 197 Die Implantationstherapie ................................... 201 Die medikamentose Tberapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 208 Die medikamentose Therapie im engeren Sinne ................ 211 Die Rontgen- und Radiumbehandlung ......................... 219 Die Jodbehandlung ......................................... 225 Die operativen MaBnahmen .................................... 239 Die Ligatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 240 Die Strumopexie .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 242 VIn Inhaltsverzeichnis Seite Die beidseitige symmetrische Resektion ....................... 242 Die beidseitige asymmetrische Resektion ...................... 246 Die Operation der Struma maligna ........................... 247 Die Gefahren der Operation ................................. 247 Die Blutung ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 248 Die Luftembolie ............................................. 250 Der Trachealkollaps ......................................... 250 Die Rekurrens-Verletzung .................................... 251 Das mediastinale Hamatom ................................. 253 Das Mediastinalemphysem.................................... 254 Die Verletzung des Ductus thoracicus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 255 Die Schadigung der Epithelkiirperchen ........................ 258 Der Funktionsausfall der Schilddriise ......................... 272 Das Rezidiv .................................................. 280 Schrifttum .................................................... 290 Einleitung Die Verwirrung der Begriffe in der Schilddriisenfrage beginnt mit der Bezeichnung "Kropf". In diesem Wort allein und in seiner wahllosen Anwendung liegt die Tiefe der Probleme ausgebreitet, deren Klarung hier versucht werden solI. Aber die Notwendigkeit, einen biologischen oder pathologisc~en Vorgang symptomatisch festzulegen, urn ihn wenigstens von einer Seite her zu erfassen, wird uns auch in Hinkunft das Schlagwort Kropf nicht ent behren lassen. Es ist die Arbeit der Zeit, iiber symptomatischen Notstandsbildern den Bau wesentlicher Einblicke aufzufiihren. So entstehen bei der Be zeichnung Morbus Basedowi heute in jedem Arzt eine Reihe von kausal verkniipften Vorstellungen, die ein pathologisches Geschehen in seinen Zusammenhangen und Auswirkungen zu umspannen bestrebt sind. Aber es entbehrte jeder Kritik, diese Vorstellungen einheitlich zu finden oder in ihrer jeweiligen Pragung befriedigend oder abschlieBend an zunehmen. Kropf bedeutet auch im medizinischen Sprachgebrauch nichts weiter als eine VergroBerung der Schilddriise. Es ist mithin so ziemlich das Bescheidenste, was von arztlicher Seite ii ber einen krankhaften V or gang ausgesagt werden kann. Uber die Natur dieser VergroBerung ist in der Sammelbezeichnung nichts enthalten. Das ware an sich ohne Bedeuten, wenn es nicht zur Quelle vieler storender MiBverstandnisse geworden ware. Es gibt VergroBerungen der Schilddriise, die nichts fiir dieses Organ Eigentiimliches bedeuten. Wollte man diese mit eigenen Namen be zeichnen, so ware schon viel gewonnen. Die Systemlosigkeit in diesem Punkte hat die hundert Antworten auf die Fragen nach der Jodtherapie und -prophylaxe - gewiB eines der lebendigsten Probleme dieser Jahre - zum groBen Teil unverwertbar gemacht. Sie macht es noch weiterhin unmoglich, vergleichende Schliisse aus geographisch verschiedenem Material zu ziehen. Ja, das "toxic adenoma" der Amerikaner hat iiber dies eine der sichersten Feststellungen iiber den Zusammenhang von histologischem Bilde und funktioneller Richtung ins Wanken gebracht. Hier zeigt sich kein anderer Ausweg gangbar als der Versuch, von den in einer bestimmten Gegend als normal angenommenen anatomischen BREITNER, Schilddrlisenerkrankung 1 2 Einleitung und physiologischen (physikalisch-chemischen) Befunden ausgehend jene makroskopischen und mikroskopischen Veranderungen des Organes zu verfolgen, die entweder nur in morphologischer oder nur in funktioneller Hinsicht oder in beiden eine feststellbare Gleichsinnigkeit erkennen lassen. Gelingt es auf diese Weise, eine fiir ein geographisch umschriebenes Gebiet giiltige Biographie und Pathographie der Schilddriise auf zustellen, dann kann vielleicht aus dem Vergleich anderer Erhebungen endlich eine Biologie der Schilddriise zu geben versucht werden. Diese allein ist das Ziel, wenn anders naturwissenschaftliches Denken die Grundlage zu engeren medizinischen Einblicken und EntschlieBungen bilden solI. Das Stadt- und Landgebiet von Wien mit dem Hinterlande der Alpen enthalt reiche Moglichkeiten zu solchem Versuch. Die chirurgische Klinik hat ~ie seit vielen Jahren zu niitzen gewuBt. Schon BILLROTH und seine Schiiler wandten dem Kropfproblem rege Aufmerksamkeit zu. Durch EISELSBERG wurde es jahrelang in den Vordergrund geriickt und auf entscheidende Weise gefordert. Das Material dieser Jahre gibt den Boden zum vorliegenden Versuch, der sich stets der Forderung durch meinen Lehrer erfreuen durfte. Dies sei dankerfiillt nochmals fest gehalten. Der Weg von sicheren anatomischen und physiologischen Befunden zum geschlossenen Bilde der Lebenstatigkeit des Organes und ihrer krankhaften Storungen und Abweichungen muB naturgemaB nach eigenem Plane und mit selbstgewahltem Riistzeug gegangen werden. Das fertige Bild aber bedarf als Transparent der Korrekturen durch fremde Forschungsergebnisse. Sie werden eine Linie verstarken, einen Schatten aufhellen, eine Flache tonen. Oder sie werden ein anderes Bild ergeben. Auch ein solches Ergebnis kann nur fordernd und be reichernd wirken. Aber die Voraussetzung zu wirklicher Gestaltung ist ein unbeirrbarer Subjektivismus. Das gilt fiir die synthetische Wissen schaft gleichermaBen wie fiir die Kunst. Auf diesen Uberlegungen beruht die Form der hier niedergeIegten Arbeit. Der Darstellung der funktionellen SchiIddriisenerkrankungen (die nichtfunktionellen sind nur der Vollstandigkeit halber angeschlossen) folgt die Wertung fremder Untersuchungen. Nicht zum Zwecke kurz Iebiger Auseinandersetzungen oder aus kindlicher Rechthaberei solI das Widersprechende besonders betont werden. Vielleicht reift aus dem durch mehrere Meinungen zerpfliigtem Boden einem neuen Beobachter die Frucht wirklicher Erkenntnis. Die groBen, noch immer unbefriedigt "geI6sten" Probleme, die sich aus Vergleich und Kritik ergeben, sollen am Schlusse besprochen werden. Ein erschOpfendes Verzeichnis der einschlagigen Literatur ist nicht mehr durchfiihrbar. Selbst der Versuuh einer zeitgemaBen Abgrenzung Versuch einer Biographie der Schilddriise 3 ist von vorneherein zur Luckenhaftigkeit verurteilt. Damit ist jedem Ubersehen und Vergessen der Stachel genommen. Was Rechtes gefunden wurde, bleibt bestehen. Es kann auf die Geneigtheit oder Ignorierung durch andere Autoren, mithin auch auf die Registrierung in dieser Arbeit verzichten. Es ist das Schicksal aller naturwissenschaftlichen Arbeit, daB eine Erkenntnis von morgen das bestgefUgte Gebaude von heute in Trummer legt. Mogen dann diese Trummer tragfiihige Steine zum neuen Bau ergeben, wie wir von heute nur auf der klugen und unermudlichen Arbeit der Vergangenheit fuBen. Versuch einer Biographie der Schilddriise Der Augenblick der Unterbrechung des Plazentarkreislaufes im Hergange der Geburt ist der Beginn des individuellen Lebens des Kindes. Jetzt tritt das gesamte Organsystem seines Korpers, das bisher von Gnaden des mutterlichen Kreislaufes erwuchs, seine Eigentatigkeit an, die nicht nur im Weiterleben und Erstarken, sondern auch in der spezi fischen Leistung gelegen ist. Fiir das mechanische System volIzieht sich dies als einfaches Er eignis. Ja selbst fur das Blut ist die Umschaltung yom miitterlichen Stoffwechsel fur die eigene Lungen- und Gewebeatmung nicht schwerer denkbar, als etwa das Einsetzen des Leberkreislaufes. Der jah auftreten den Anforderung entspricht ein vollig bereiter Apparat. Anders erscheint der V organg bei den sogenannten innersekretorischen Drusen. Die Vorstellung strenger gegenseitiger Leistungsbedingtheit und die Vorstellung einer aus dem Gesamtstoffwechsel schopfenden, sekret liefernden Eigentatigkeit sind miteinander nur verknupfbar, wenn fur den Augenblick des Beginnes des individuellen Lebens die spezifische Leistung durch einen Vorrat an spezifischem Produkt bereits verbiirgt ist. Es ist mithin die Annahme nicht abzuweisen, daB fiir jenes Organ system des Neugeborenen, das wir als endokrine Driisen bezeichnen, der individuelle Lebensanfang durch ein Vorratsprodukt gesichert ist, dessen Stapelung in der intrauterinen Periode durch die Leistung des miitter lichen Organismus ermoglicht wird. Inwieweit die Organinsuffizienz oder krankhafte Zustande des mutterlichen Korpers zu nachweisbaren Ver anderungen fUhren, konnen wir noch nicht gesetzmaBig erweisen. Auf die Schilddriise angewendet besagt diese Annahme, daB die organeigene Leistung in ihrer Bedeutung fur den werdenden Organismus bis zum Augenblicke der Geburt fast ausschlieBlich von der Mutter iiber nommen wird, wahrend das Produkt eigener Tatigkeit - dadurch vor dem Gebrauche gesichert - als gespeichertes Material dem Einsetzen des selbstandigen Daseins vorbehalten bleibt. 1*

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