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Die Ergebnisse der Südpolarforschung und die Aufgaben der deutschen Südpolarschung PDF

18 Pages·1898·0.941 MB·German
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Die Ergebnisse der Sridpotarforschung und die Aufgaben der deutschen Südpolar Expedition. Von Erich von Drygalski> Privatdozent an der Universität Berlin. Berlin 1898. Dietrich Reimer (Ernst Vohsen). <26624875970016 <26624875970016 ös^ss. Llsstsbibliotksk ^ S»V»s«aet,s «»«»dldllottisk ö^ünoksn S/?6 Die Länder und Meere der warmen und der gemäßigten Zonen sind nach ihren Umrissen und ihren Grundziigen heute bekannt, und auch vom Nordpolargebiet ist der allgemeine Charakter durch eine lange Reihe von Unternehmungen festgestellt worden. Wenn sich jetzt noch dorthin zahlreiche Unternehmungen richten, dienen sie teils nur dem Sport und zum anderen Teile dazu, die Kenntnis des Nördlichen Eismeeres und der umliegenden Länder in ihren Einzelheiten zu vertiefen. Zwei­ fellos lassen sich dabei für jeden Zweig der Naturwissenschaften viele That­ sachen von großer Bedeutung erkennen; die allgemeinen Vorstellungen aber dürsten keine Umgestaltung mehr erfahren. Wir wissen nunmehr, daß das Nordpolargebiet ein tiefer Meeresraum ist, den die breiten Enden der Nordkontinente fast hermetisch umschließen. Die Inselgruppen darin sind die Ausläufer dieser Kontinente und nicht die Reste eines selbstän­ digen Landes, das den Nordpol umgibt. Sie sind Teile der europäisch­ asiatischen und amerikanischen Gebirge und erfüllen nur den südlichen Randstreifen des Nördlichen Eismeeres. Das Südpolargebiet dagegen ist heute der einzige Erdraum, von dem noch die notwendigste Kenntnis von den allgemeinen Zügen sowohl, wie von den einzelnen physikalischen Erscheinungen fehlt. In Breiten­ zonen, wo auf der nördlichen Halbkugel Europas größte Kulturstaaten erwachsen sind, schwimmen im Süden gewaltige Mengen von Treibeis im Meere umher. Es ist wissenschaftlich und praktisch von fundamen­ talem Werte, dieses große Gebiet zu erforschen, weil dort die Klima, Leben und Verkehr der Südkontinente bis weit in die gemäßigten Zonen hinein beherrschenden Strömlingen der Ln ft und des Meeres entstehen, weil ein aus dem Charakter der Tierwelt vermuteter früherer Zusammenhang l* 4 zwischen Amerika und Australien nur in den Landresten des Südpolar­ gebietes erforscht werden kann, und weil die Mangelhaftigkeit der magne­ tischen Karten und damit die Unsicherheit der auch von deutschen Schiffen viel befahrenen Wasserwege in den südlichen Meeren eine Ausdehnung der magnetischen Beobachtungen auf das Südpolargebiet dringend er­ heischt. So handelt es sich dort nicht allein um eine Entdeckerfahrt, welche unbekannte Gebiete ausschließlich durchquert, sondern es handelt sich gleichzeitig darum, in dem letzten unerforschten Teile der Erde verschieden­ artige wissenschaftliche Beobachtungen zu gewinnen, und so die Kenntnisse zu sammeln, welche zum Verständnis jenes riesigen Erdraumes, wie zum Fortschritt aller Wissenszweige und zu ihrer prakti­ schen Verwertung für die Schiffahrt dringend notwendig sind. Die Vorstellungen von der Beschaffenheit des Südpolargebietes haben am Ende des vorigen Jahrhunderts eine wesentliche Umgestaltung erfahren. Im Altertum hatte der Chaldäer Seleukos, ein Schüler von Aristarch, um 150 v. Chr. in den höheren Breiten der südlichen Halbkugel ein gro­ ßes Land vermutet, welches Afrika mit Indien verband, weil der Indische Ozean scheinbar nicht die Gezeiten eines offenen Weltmeeres zeigte. Der große Ptolemäus um 150 n. Chr. ist ihm hierin gefolgt. Die Zeit der Renaissance nahm dessen Ansichten auf. Im ganzen Mittelalter und weit in die Neuzeit hinein ist stets von einem Süd land die Rede ge­ wesen, welches man bald hierhin, bald dorthin, bald als große Insel an das Feuerland, bald auch in den Stillen Ozean verlegt hat. Selbst Abel Tasman, der 1642—44 Australien umfuhr und die nach ihm benannte Insel Tasmanien entdeckte, hielt noch an dieser Anschauung fest. In der Hoffnung auf Gold und anderen Gewinn sind zahlreiche Expeditionen nach dem mythischen Südland gerichtet gewesen, die zur Entdeckung vieler Inselgruppen im Stillen Ozean führten. Und jede Entdeckung, die man machte, gab der Phantasie der Menschen neue Nahrung und führte neue Fahrten herbei. Erst James Cook, der Entdecker, hat durch seine weltumspannen­ den Fahrten im vorigen Jahrhundert (1772—75) den Wahn des reichen Südlandes endgültig zerstört. Auch er war ausgezogen, um es zu suchen, und hatte auf die Ausrüstung seiner beiden Schiffe zu diesem 5 Zweck eine Sorgfalt verwandt, wie noch keiner zuvor. Von Kapstadt aus­ gehend, hat er dann aber im Meer das Südpolargebiet im ganzen Um­ kreis umfahren und als erster an drei verschiedenen Stellen einen Vorstoß über den südlichen Polarkreis gewagt. Man hatte ein großes Land ver­ mutet, welches den breiten Kontinenten der nördlichen Halbkugel das Gleich­ gewicht bot. Cook fand ein zusammenhängendes Meer. Der über­ wiegend ozeanische Charakter der südlichen Hemisphäre war damit er­ wiesen und die Vorstellung von der allgemeinen Gestaltung derselben in fundamentaler Weise geklärt. In unverkennbarem Mißmut über diesen Erfolg, daß er kein Land gefunden, schreckte Cook nun selbst von einer Fortsetzung der Forschungen im Südpolargebiete zurück. „Ich behaupte dreist", so schreibt er, „daß kein Mensch es wagen wird, jemals weiter vorzudringen, als ich es ge­ than, und daß deshalb auch das Land, das weiter südlich liegen kann, niemals entdeckt und erforscht werden wird. Das Suchen nach einem südlichen Kontinent, welches die Aufmerksamkeit der seefahrenden Natio­ nen beinahe zwei Jahrhunderte lang beschäftigt hat, und welches ein Lieblingsthema der Geographen aller Zeiten war, ist nun ein für alle­ mal zu Ende gebracht. Nie wird aus jenen Räumen unserm Geschlecht ein Gewinn erwachsen. Sollte ein Seefahrer weiter vordringen, werde ich ihn nicht beneiden." Durch diesen Bannspruch Cooks wurde sein großer wissenschaftlicher Erfolg ein Hindernis fernerer Forschungen im Südpolargebiet, weil er die Hoffnungen auf praktischen Gewinn zerstörte. Die naturwissen­ schaftliche Durchdringung ferner Lande und Meere und die mittelbare Förderung der Kultur, die daraus folgen muß, lag dem Geiste des großen Seemannes selbst noch fern. Sie hat reicher in seinen Be­ gleitern, den beiden Förster, gelebt, ohne aber durch sie zur gebührenden Geltung zu kommen. So ist es erst vierzig Jahre nach Cook einer russischen Expedittorr unter Bellingshausen (1819—21) vorbehalten gewesen, das erste Land im südpolaren Meeresringe zu finden. Er entdeckte Alexander I.- Land und die Insel Peter I. Aber er schildert sie nun so grundverschieden und anders, als man das Südland früher gedacht. „Das ganze Land ist mit Eis bedeckt und keine Spur von Vegetation darauf zu bemerken. Walfische, Seehunde und. Pinguine sind dessen einzige Bewohner." 6 Bellingshausens Schilderungen hatten aber die Folge, daß man nun­ mehr, wo dasSüdland zwar gefunden war, aber sich als nutzlos erwies, die Aufmerksamkeit auf die südpolaren Meere lenkte und diese mit vor­ trefflichem Erfolge auszubeuten begann. In den 20er und 30er Jahren unseres Jahrhunderts sind Jahr für Jahr englische und amerikanische Handelsschiffe nach dem Südlichen Eisnieer gerichtet gewesen und mit rei­ chem Gewinn zurückgekehrt. Besonders südlich von Amerika wurde ein schwunghafter Fang von Thrantieren und Pelzrobben betrieben. Dabei hat es diesen Schiffen auch nicht an geographischen Entdeckungen von Bedeutung gefehlt. Kapitän Weddel drang südlich von Amerika im Meere Georg IV. bis zum 74? südl. Br. vor und berichtete von einem eisfreien Meere noch weit darüber hinaus. Kapitän Biscoe entdeckte Enderby-Land, Kapitän Kemp Kempsland im Indischen Ozean südlich von den Kerguelen. Kapitän Balleny ist südlich von Australien weit über Bellingshausens Route vorgedrungen und hat die Balleny-Inseln entdeckt. Doch alle diese Erfolge wurden nur gelegentlich erzielt und nicht weiter verfolgt. Wiederholt ist berichtet, daß auch in wissenschaftlicher Hinsicht niehr zu erreichen gewesen wäre. Die Schiffe waren indessen zu Fangzwecken ausgesandt und dadurch naturgemäß in ihren Routen geblinden. Da war es unser großer deutscher Mathematiker Gauß, welcher eine neue mächtige Anregung gab und für die Südpolarforschung einen wissen­ schaftlichen Mittelpunkt schuf, wo die praktischen Ziele im Meere sich zer­ splittert und auf dem Lande versagt hatten. Seine Arbeit über den Erdmagnetismus, die 1838 erschien, hat dieses erreicht. Gauß hat darin gezeigt, daß die magnetischen Krastäuße- rungen auf der Erde, die man in Einzelheiten längst kannte, Gesetzen folgten, die für den ganzen Erdball gemeinsam bestehen, und daß die Größe dieser wichtigen Naturkraft sich nach diesen Gesetzen auch für unbekannte Gebiete angeben läßt, wenn sie in bestimmter Weise für die umliegenden bekannten Gegenden ermittelt ist. Es leuchtet unmittelbar ein, was diese wissenschaftliche Entdeckung auch für das praktische Leben bedeutet. Tausende von Schiffen finden ihren Weg auf den Meeren doch nur nach dem Kompaß, dessen Magnet­ nadel die Nord- und Südrichtung weist. Diese magnetischen Richtungen 7 weichen von der wahren Nord- und Südrichtung um bestimmte Winkel ab, um die magnetische Deklination. Die Größe dieser Abweichung wechselt von Ort zu Ort. Gauß gab nun die Gesetze an, nach denen sie wechselt, und vermittelte so die Bestimmung der magnetischen Deklination für alle Orte der Erde, wenn sie für einige möglichst gleichmäßig verteilte Orte be­ stimmt ist. Auf der nördlichen Halbkugel, wo sich die Landmassen drän­ gen, ist die magnetische Deklination sehr vielfach bestimmt, so daß man sie auch für die dazwischen liegenden Meere mit genügender Sicherheit kennt. Im Süden aber, wo das Meer überwiegt, wußte man davon so gut wie nichts, da besonders die wichtigen Beobachtungen aus höheren südlichen Breiten fehlten, und die zahlreichen Schiffe in den südlichen Meeren entbehrten und entbehren bis zu einem gewissen Grade noch heute der sicheren Kenntnis der Kompaßrichtung, deren sie so dringend bedürfen. So rüsteten denn, als Gauß geistig die Bahn gebrochen hatte, sogleich die Nationen, welche damals die Seefahrt beherrschten, zu einer entschei­ denden That. Um das Jahr 1840 sind drei bedeutsame Expedittonen zum Südpolargebiete gewandt: eine französische unter Dumont d'Urville, eine amerikanische unter Wilkes, und vor allem die englische unter James Clark Roß. Der Hauptzweck war, die zur Sicherung der Schiffahrtswege not­ wendigen magnetischen Beobachtungen aus den höheren südlichen Breiten zu gewinnen. Auf der Arbeit dieser drei Expeditionen beruht noch heute die ganze geographische lind physikalische Kenntnis, die wir von: Südpolargebiet besitzen. Dumont d'Urville folgte zunächst vergeblich von Südamerika aus den Spuren von Kapitän Weddel, wandte sich dann nach Westen und entdeckte Louis Philippe- und Joinville-Land. Später ging er noch einmal von Tasmanien aus und landete auf Adelie-Land, einer Insel, die er als vegetationsleer schildert. Wilkes folgte mit fünf Schiffen denselben Wegen; er fand südlich von Amerika Palmer-Land und südlich von Australien Wilkes-Land, eine Kette von Inseln, die er als die Teile eines Kontinents ansieht. I. C. Roß endlich folgte den Spuren von Bellingshausen und Bal­ leny von Tasmanien aus. Er durchbrach kühn mit den Schiffen „Ere­ bus" und „Terror", die später im Nordpolargebiet mit Franklin zu 8 Grunde gingen, dasPackeis und gelangte in ein offenes Meer bei Victoria- Land, dessen Eismauern und dessen 3000 — 4000 w hohe Vulkane er fesselnd beschreibt. Er landete auf zwei Inseln, die er als vegetationsleer schildert, und sammelte eine Fülle von wissenschaftlichen Beobachtungen, welche heute noch für die ganze Kenntnis des Südpolargebietes und ins­ besondere für die der magnetischen Verhältnisse grundlegend sind. Merkwürdig genug ist nun bei diesen Erfolgen, die Anfang der 40er Jahre unseres Jahrhunderts erzielt wurden, die Erforschung des Süd­ polargebietes bis heute stehen geblieben. Ein kurzer Vorstoß im Indischen Ozean über den Polarkreis hinaus durch die englische Challenger-Ex­ pedition unter Admiral Nares 1874, ein gleicher des deutschen Han­ delsdampfers „Grönland" unter dem Bremer Kapitän Dallmann 1873/74 und verschiedene Fangexpeditionen am Anfang der 90er Jahre haben mehr das stete Sehnen der Nationen bekundet, den Schleier von jenem riesigen, noch unbekannten Teil unseres Erdballs zu lüften, als daß sie wesentlich dazu beigetragen haben. Und so ist die heutige Kenntnis noch so, wie sie Cook vor 100 Jahren angebahnt und wie sie Roß vor 50 Jahren gestaltet hat. Ein nutzbares Südland im Sinne der mittel­ alterlichen Träume existiert nicht. In einen breiten Meeresring, der das Südpolareis umgibt, ragen nur die zugeschärften Enden derSüdkontinente wie verloren hinein. Doch innerhalb des Meeresringes und im Banne des Eises, das den Südpol umlagert, sind Teile von Land gefunden wor­ den und immer mehr, je weiter man drang. Während der Fortschritt der arktischen Forschung die Vorstellungen von Land um den Nordpol herum immer mehr eingeschränkt und schließlich zerstört hat, hqt der Fort­ schritt der antarktischen Forschung im Meeresringe um den Südpol herum immer mehr Landteile feststellen können. Es sind bisher nur Insel­ gruppen und Jnselreihen, doch diese stellenweise so dicht geschart, daß schon bei den Reisenden selbst der Gedanke stetig wiederkehrt, daß wir es dort noch mit einem Kontinente zu thun haben. Dieser vermeintliche Kontinent ist nun heute wieder das sehnsüchtige Ziel aller geographischen Kreise. Es sind nicht allein wissenschaftliche Aufgaben, welche dort locken, sondern es sind auch praktische Erfolge von Bedeutung zu hoffen, wenn auch anders, als man sie im Mittelalter gedacht hat. Wieder rüsten sich jetzt die seemächtigen Völker, das Ziel zu erreichen. Es scheint fast, als sollte ein Wettstreit entstehen, wer die Palme 9 davonträgt. Eine belgische Expedition ist unterwegs, England und Nordamerika rüsten,auch Norwegen scheint Vorbereitungen zu treffen; - in Deutschland rührt sich allerwärts das eifrige Bestreben, hinter den anderen Nationen nicht zurückzustehen. Gerade durch deutsche Forscher­ arbeit sind viele der bedeutsamen Aufgaben, die im Südpolargebiet der Bearbeitung harren, gestellt und geklärt; darum ist es ein nationaler Wunsch, nun auch bei der Lösung derselben mitzuwirken. Unter den wissenschaftlichen Aufgaben des Südpolargebietes steht die noch ungelöste Frage nach der Verteilung von Wasser und Land allen anderen voran. Bisher sind nur Stücke von dem vermuteten Kon? tinente bekannt. Wenn auch I. Murray aus dem Charakter der auf ant­ arktischem Treibeis gesammelten und vom Meeresboden heraufgeholten Gesteinsproben schließen zu können glaubt, daß dieselben nur einer kon­ tinentalen Landmasse entstammen können, ist es doch immerhin möglich, daß von dieser heute nur noch Reste als Inseln erhalten sind. Sicher ist bisher nur, daß im Südpolargebiete ein schroffer Gegensatz zum Nord­ polargebiet besteht. Denn wenn im Süden das Land selbst auch weniger überwiegen sollte, als es den Anschein hat, so hat man dort doch sicher auf ungeheuren Flächen festgefügtes, durch Land oder Flachsee gestütztes Eis. Die Ausdehnung und Begrenzung desselben gegen den tiefen Meeres­ ring ist zu erforschen, wie man im Norden dieBegrenzung des vonTreibeis erfüllten Meeres durch den kontinentalen Landring schon festgestellt hat. In der Verschiedenheit der Polargebiete liegt der wichtigste geogra­ phische Kontrast, den unser Erdball besitzt, und der durch Forschun­ gen in der Antarktis geklärt werden muß, weil er weit über die Grenzen der Polargebiete hinaus einen bestimmenden Einstuß auf Meeresströmun­ gen, Klima und biologische Verhältnisse übt. Der Bau und die Natur des südpolaren Landes bilden ein zweites, nicht minder wichtiges Problem. Wir wissen bisher, daß dort zahlreiche Vulkane existieren, welche die Küsten begleiten. Aus der An­ ordnung derselben an den Küsten ist schon jetzt in geistvoller, wenn auch durch die Thatsachen allzuwenig gestützter Weise auf die Bildung und den geologischen Bau des südpolaren Landes geschlossen worden, indem man das Verhältnis der Vulkane zu den Küsten mit den entsprechenden. 10 aus anderen Erdräumen bekannten Thatsachen verglich. Eine wirkliche Erforschung dieser Verhältnisse würde nun nicht allein den geologischen Bau des Südpolarlandes selbst zu entschleiern vermögen, sondern auch zur Erkenntnis des Vulkanismus und seiner Beteiligung an den gebirgs- bildenden Kräften der Erde wesentlich beitragen können, ganz abgesehen von dem Nutzen, den die petrographische Erforschung einer selbständigen Gruppe vulkanischer Gesteine zu bringen verspricht. Es wird ferner von allen Reisenden das Vorhandensein mächtiger Lager sedimentärer Schichten, insbesondere von buntem Sandstein aus dem Südpolargebiete erwähnt. Versteinerungen aus denselben sind wohl noch nicht bekannt. Werden solche gefunden, woran man nicht zweifeln darf, so ist aus der Untersuchung derselben eine Klärung des Rätsels zu erhoffen, welches in der bis in die Tertiärzeit reichenden auf­ fallenden Ähnlichkeit in der Zusammensetzung der Tierwelt von Süd­ amerika und Australien liegt. Heute räumlich weit voneinander getrennt, zeigen diese beiden Erdteile in der Säugetierfauna sowohl als in man­ chen Vogelarten, Fischen, Amphibien und Insekten eine nahe Verwandt­ schaft, während sie sich andererseits beide wesentlich von den übrigen, ihnen weit näher liegenden Erdteilen unterscheiden, z. B. in dem Auftreten der Beuteltiere und in dem Fehlen der Fasanen. Non maßgebenden Geo­ logen werden diese Thatsachen durch einen früheren Zusammen­ hang von Südamerika und Australien erklärt, zumal die Ver­ wandtschaft in der Tertiärzeit noch größer gewesen ist als heute. Die Reste des einst vorhandenen Landes sind in dem Südpolargebiete zu suchen, da die Geologie die Spuren für die besondere Entwickelung der Tierwelt in den bisher bekannten Ländern nicht hat auffinden können, und da die größten Teile der heutigen Südpolarländer gerade zwischen Südamerika und Australien liegen. In den Sedimentärgesteinen des Südpolarlandes sind demnach Funde von Fossilien zu erwarten, welche mit dem soeben berührten Problem eine der wichtigsten Epochen in der Erdgeschichte aufhellen können. Auch für die Probleme des Eises erhoffen wir im Südpolargebiet einen reichen Gewinn und damit für die Kenntnis jener Vorgänge, welche in der Eiszeit große Gebiete der gemäßigten Zonen beherrschten und die Eigentümlichkeiten des in Europa und Amerika so wichtigen und so weit­ verbreiteten Muviallandes schufen, jenes Gletscherschuttlandes, aus

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