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Die Erfassung der Leistungsansprüche an Führungskräfte der Wirtschaft PDF

121 Pages·1969·3.897 MB·German
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FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Nr.2049 Herausgegeben im Auftrage des Ministerpräsidenten Heinz Kühn von Staatssekretär Professor Dr. h. c. Dr. E. h. Leo Brandt Dr. Gerhard Brinkmann Dipl. -Volkswirt Wolfgang Rippe v., Forschungsstelle für etnpirische Sozialökonomik e. Köln Direktor: Professor Dr. Dr. h. c. Günter Schmölders Die Erfassung der Leistungsansprüche an Führungskräfte der Wirtschaft WESTDEUTSCHER VERLAG· KÖLN UND OPLADEN 1969 Der Autor von Kapitel 3 ist WOLFGANG RIPPE, der Autor der übrigen Kapitel GERHARD BRINKMANN ISBN 978-3-322-98378-7 ISBN 978-3-322-99124-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-99124-9 Verlags-Nr.012049 © 1969 by Westdeutscher Verlag GmbH, Köln und Opladen Gesamtherstellung : Westdeutscher Verlag Inhalt 1. Einleitung Der Zweck der Untersuchung 5 2. Anforderungen an das Erhebungsinstrument ............................. 7 2.1 Die Abgrenzung der einzelnen Arbeitsakte ........................ 7 2.2 Die Mehrdimensionalität der Anforderungen ...................... 9 2.3 Die Aussagekraft der verwendeten Begriffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 10 3. Die Behandlung der Tätigkeit von Führungskräften in der Literatur . . . . . . . .. 12 3.1 Abgrenzung der relevanten Literatur ............................. 12 3.2 Systematische empirische Studien ................................ 14 3.3 Summarische Beschreibungen, analytische und normative Erörterungen 19 3.3.1 Literatur zum Personalwesen .................................... 19 3.3.1.1 Personalbeurteilung ............................................ 19 3.3.1.2 Arbeitsplatzanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 21 3.3.2 Organisations wissenschaftliche Studien ........................... 29 3.3.3 Analysen des Berufserfolges von Managern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 34 3.3.4 Berufskundliche und berufs systematische Arbeiten .................. 37 4. Vorbemerkung über die zur Entwicklung eines Erhebungsinstrumentes ange- wandte l\Iethode ..................................................... 39 5. Die Abgrenzung der einzelnen Arbeitsakte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 42 6. Die Erfassung der Mehrdimensionalität. . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . .. 48 6.1 Der Inhalt des Arbeitsaktes ..................................... 48 6.2 Die Stellung des Arbeitsaktes im innerbetrieblichen Entscheidungs .. prozeß ....................................................... 53 6.3 Der Beitrag des Arbeitsaktes zur Realisation betrieblicher Ziele . . . . . . . 54 6.4 Die Klassifikation der Kontaktpartner ................ :........... 58 6.5 Der Ort der Tätigkeif .......................................... 61 6.6 Initiative und betroffene Geldmenge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 61 6.7 Subjektive Wertung des Arbeitsaktes ............................. 62 7. Der Anteil der einzelnen Dimensionen am Arbeitsakt 63 8. Der Übergang von der Fremdbeobachtung zur Selbstbeobachtung 66 3 9. Die Beurteilung der Beobachtungsdaten ................................. 71 9.1 Der Kontext der Beobachtungsdaten .........................•... 71 9.2 Der Einfluß von Position und Firma auf die Arbeitsanforderungen ... 72 9.3 Der Einfluß der Qualifikation des Arbeitenden auf seine Arbeitsan- forderungen ................................................... 73 9.4 Der Wandel der LeistungsaI?forderungen in der Zeit. . . . . . . . . . . . . . . . 75 Anhang: Einige Beobachtungsprotokolle und ihre Vercodung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Literaturverzeichnis ..................................................... 117 4 1. Einleitung Der Zweck der Untersuchung Die systematische Erforschung der Ansprüche, die der Beruf an den arbeitenden Menschen stellt, um die Jahrhundertwende von Taylor inauguriert, hatte von Anfang an die Aufgabe, Informationen zu beschaffen, die für die Realisierung zweier sich gegen seitig ergänzender Ziele benötigt werden; das eine Ziel besteht darin, die Arbeitsbedin gungen und Arbeitsanforderungen dem physischen und psychischen Leistungsmecha nismus des Menschen anzupassen, das andere darin, den menschlichen Leistungs mechanismus durch eine geeignete Ausbildung in den Stand zu setzen, die Arbeits anforderungen zu erfüllen. Dieser Anspruch der Arbeitswissenschaft erstreckt sich auf das gesamte Gebiet der menschlichen Arbeit, )>Und zwar von der genialen Leistung, der Seltenheitscharakter zukommt, ihren Vorbedingungen und ihrer Ablaufgesetzlichkeit bis hin zur mechani sierten Hantierung der tagtäglichen Arbeit im Haushalt und Betrieb, die nach Zeit, Kraftimpuls, Form und Motivation studiert wird«l. Dennoch läßt sich nicht leugnen, daß die Arbeitswissenschaft und ihre Spezialdisziplinen bis heute sich vornehmlich der körperlichen, ausführenden Arbeit in Betrieb und Haushalt gewidmet haben; auf diesen Gebieten haben sie stolze Erfolge aufzuweisen. Je weniger jedoch eine Arbeit aus körperlichen Funktionen, je mehr sie aus geistigen Leistungen besteht, in desto ge ringerem Maße sind die Anforderungen, welche sie an den stellt, der sie ausübt, empirisch erforscht worden. Das dürfte einmal daran liegen, daß bei der geistigen Arbeit weder die Anforderungen noch das Ergebnis so leicht zu erfassen sind wie bei der körperlichen Arbeit, zum anderen aber auch daran, daß das ehrwürdige Ausbildungssystem für geistige Tätigkeiten, das alle zivilisierten Länder aufzuweisen haben, in der Vergangen heit es gar nicht als notwendig erscheinen ließ, diese Tätigkeiten genauer zu erforschen. Der Seelsorger, der Richter, der höhere Staatsbeamte, der Arzt, der Gymnasiallehrer werden in Deutschland seit Jahrhunderten durch die Universität für ihren Beruf aus gebildet. Universitäts lehrpläne und Be,rufsanforderungen wurden dadurch miteinander in Einklang gebracht, daß immer wieder Männer aus den genannten Berufen in das Professorenamt überwechselten und hier den Ausbildungsstoff nach ihren Berufserfah rungen bestimmen konnten, aber zweifellos auch dadurch, daß die Universität als mono polistischer Anbieter bestimmter Berufsqualifikationen die Anforderungen, die an diese Berufe gestellt werden, selber geformt hat. Der Bildungskanon der höheren Schule im vorigen Jahrhundert, die Ablösung des germanischen Rechts durch das römische in der Rechtsprechung, das Verhalten der katholischen und protestantischen Geistlichen seit der Reformation in Deutschland, die sich verbessernde ärztliche Versorgung im vorigen und in diesem Jahrhundert sind einige Beispiele dafür. Diese lange Tradition, die An forderungen an die akademischen Berufe weitgehend durch den Lehrstoff der Universität zu bestimmen, dürfte mit dazu beigetragen haben, daß die Leistungsansprüche an diese Berufe einer empirischen Untersuchung nicht unterzogen wurden. Eine Änderung dieser Haltung ist in großem Umfang erst durch die Entwicklung der Nationalökonomie seit den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts erreicht worden: ihr Hauptinteresse verlagerte sich vom Studium der kurzfristigen \Virtschaftsschwan kungen auf die Erforschung der langfristigen Wachstumsprozesse; es stellte sich heraus, 1 MOEDE, W., Arbeitswissenschaft, in: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Erster Band, StuttgartjTübingenjGöttingen 1956, S.400-407, S.400. 5 daß die ersten Versuche, diese mit Hilfe der lediglich quantitativ definierten Produk tionsfaktoren Kapital und Arbeit zu erklären, nicht zum Erfolg führten. Neben der Quantität muß der Qualität der beiden Faktoren ein entscheidender Einfluß auf das Wachstum einer Volkswirtschaft zuerkannt werden. Von welchen Faktoren die Qualität des Faktors Arbeit beeinflußt werde, welche Anforderungen an den Faktor Arbeit in der Wirtschaft gestellt werden, welche Quantitäten und Qualitäten des Faktors Arbeit notwendig seien, damit ein bestimmtes Wirtschaftswachstum erzielt werden könne, wurden nationalökonomische Fragestellungen; ihr Schwergewicht lag dabei von Anfang an, anders als in der Arbeitswissenschaft, nicht auf der ausführenden körperlichen, sondern auf der leitenden Tätigkeit in allen ihren Abstufungen. Dies läßt sich leicht durch die Hypothese erklären, daß die Festsetzung von Zielen, die Erfindung neuer Methoden zu ihrer Realisierung und die Kontrolle der Realisierung einen entscheidenden Einfluß auf das Schicksal der Unternehmung und der gesamten Volkswirtschaft aus üben. Über Tätigkeit und Ausbildung der Manager ist eine umfangreiche Literatur ent standen, über die im nächsten Kapitel unter einem Gesichtspunkt berichtet wird, der sich aus den bisherigen Arbeiten der Forschungsstelle auf dem Gebiete der Bildungs ökonomik ergeben hat. Über diese wird deshalb kurz referiert. Im Jahre 1965 haben wir eine Untersuchung durchgeführt, ob die Hoch- und Fach schulausbildung der Ingenieure und Kaufleute den Anforderungen der Praxis ent spricht2• Dabei hat sich herausgestellt, daß in den großen Wirtschafts unternehmen vor allem die wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung negativ beurteilt wird: sie konzen triere sich auf Funktionen, die nur von einem kleinen Teil der Vclks-und Betriebswirte in den Unternehmen ausgeübt werde, habe es aber versäumt, ihren Absolventen eine theoretische Grundlage zu vermitteln, auf die sich die Kenntnisse, die in speziellen Tätigkeiten gebraucht werden, leicht aufbauen lassen. Diesem Urteil entsprechend ist die Rolle, die V olks- und Betriebswirte in der deutschen Wirtschaft insgesamt bis heute spielen, noch nicht allzu groß, in vielen Wirtschaftszweigen (Banken, Versicherungen, Handel) sogar verschwindend klein. Die Ausbildung der Diplom-Ingenieure und Inge nieure wird zwar erheblich besser beurteilt, dementsprechend ist ihre Stellung i:1 der Wirtschaft auch erheblich stärker als diejenige der wirtschaftswissenschaftlich Aus gebildeten, aber dennoch wird auch den Technischen Hochschulen und Ingenieurschulen vorgeworfen, daß ~ie viele für alle technischen Angestellten relevanten Tätigkeitsmerk male in ihrem Lehrprogramm nicht berücksichtigen. Der Grund scheint uns darin zu liegen, daß es im deutschen Sprachbereich bisher noch nie versucht worden ist, die Anforderungen, die an Führungskräfte der Wirtschaft gestellt werden, systematisch zu erforschen, so daß ihre Ausbildung diesen Anforde rungen auch nicht angepaßt werden kann; dieses wiederum liegt, wie oben erwähnt, außer an den hemmenden Einflüssen der Tradition auch daran, daß bis heute keine Methoden bekannt sind, mit denen man die Leistungsansprüche an Führungskräfte objektiv, zuverlässig und gültig erfassen könnte. Die vorliegende Studie hat sich deshalb die Aufgabe gesetzt, solche Methoden zu ent wickeln und auf ihre Brauchbarkeit zu überprüfen. Wenn das gelingen sollte, werden die Ergebnisse nicht nur als Grundlagen für eine Revidierung der Lehrpläne der zu ständigen Fakultäten dienen können, sondern auch, ebenso wie die Ergebnisse der Arbeitswissenschaft in bezug auf die körperliche Arbeit, einer Anpassung dieser Ansprü che an die Leistungsfähigkeit des Arbeitenden. 2 BRI:-IK~IANN, G., Die Ausbildung von Führungskräften für die Wirtschaft. Ein Forschungs bericht über Probleme der Hoch-und Fachschulausbildung von Kaufleuten und Ingenieuren, Köln 1967. 6 Schließlich könnten diese Methoden benutzt werden, um bessere Grundlagen, als wir sie heute besitzen, für die Voraus schätzung des Bedarfs an hochqualifizierten Arbeits kräften bereitzustellen. Die bisherigen derartigen Vorausschätzungen basieren nämlich auf einer Extrapolation der historischen Entwicklung des Bestandes an hochqualifi zierten Arbeitskräften und müssen dabei faute de mieux annehmen, daß die Bestände im Basiszeitraum der Extrapolation dem Bedarf entsprechen - eine These, die einer petitio principii gleichkommt. Die vorliegende Studie beschreibt zunächst die Anforderungen, die ein Instrument zur Erfassung der Leistungsansprüche an Führungskräfte erfüllen muß; dann sichtet sie die Literatur, vor allem die angelsächsische, nach brauchbaren Vorschlägen für empirische Forschungsvorhaben; schließlich entwickelt sie eigene Vorschläge, die auf ihre An wendbarkeit in der Praxis überprüft werden. 2. Anforderungen an das Erhebungsinstrument 2.1 Die Abgrenzung der einzelnen Arbeitsakte Die erste Schwierigkeit, der sich jeder Versuch, Arbeitsanforderungen zu erfassen, gegenübersieht, entsteht aus der trivialen Tatsache, daß die Arbeit zeitlich ausgedehnt ist, daß unsere intellektuelle Erkenntnis dagegen zeitliche Abläufe nur dadurch erfassen kann, daß sie, ähnlich wie die Filmkamera, jene in statische Zustandsbeschreibungen zerlegt; das Kontinuum Zeit, in dem die Arbeit abläuft, muß also zunächst einmal in diskontinuierliche Abschnitte, die selbstverständlich auf dem Zeitstrahl hintereinander liegen, aufgelöst werden. Zwei Klassen von Gliederungsgesichtspunkten bieten sich für dieses notwendige Unter nehmen an: die Intervalle der Zeitmessungsinstrumente, also Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, oder sachliche Einteilungskriterien. Wenn man die Intervalle der Zeit meßinstrumente zur Gliederung der Arbeit benutzt, erfaßt man, welche Tätigkeiten innerhalb des so definierten Zeitraumes von dem Arbeitenden ausgeübt werden. Wenn man die Arbeit durch sachliche Kriterien gliedert, konstituiert man dadurch Arbeits einheiten, deren zeitliche Ausdehnung man messen kann. Die Benutzung der Zeitintervalle als Hauptgliederungsmerkmal der menschlichen Ar beit deutet in der Regel darauf hin, daß die Kategorien, die zur Beschreibung der Arbeit verwandt wurden, nicht in eine systematische Ordnung gebracht worden sind, so daß solche Zeitstudien nur geringen Erkenntnis- und geringen praktischen Wert besitzen. Sie sind allerdings unentbehrlich, wenn man systematisch geordnete Kategorien zur Erfassung der Arbeit entwickeln will. Als Beispiel eines Versuches, die kontinuierliche Arbeit nach sachlichen Kriterien in diskontinuierliche Einheiten zu gliedern, bringen wir die Bestimmung der Vorgabezeit, die bei der Entlohnung nach dem Stück-Zeitakkord von großer Wichtigkeit ist3• Bei diesem Verfahren wird für ein bestimmtes akkordfähiges Arbeitsergebnis (sehr oft ist dies ein bestimmtes Stück, daher der Name Stück-Zeitakkord) eine Normalarbeitszeit (die Vorgabezeit) ermittelt; ihre Unterschreitung durch den einzelnen Arbeiter wird be- 3 Vergleiche für das Folgende: GUTENBERG, E., Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre. Erster Band: Die Produktion. BerlinJGättingenJHeidelberg 1960, S.46--52. 7 sonders honoriert. Um Werte für die Vorgabezeit zu erhalten, teilt man die gesamte, nach Akkord zu entlohnende Arbeit auf in Rüsten und Ausführen. Unter Rüsten ver steht man die zur Ausführung der Arbeit (man denke an das Bohren eines Loches auf einer Bohrmaschine) notwendigen Vorbereitungen, z. B. das Einspannen des Werk stückes. Sowohl das Rüsten wie das Ausführen werden weiter unterteilt in die eigent liche Tätigkeit, die notwendige Erholung des Arbeitenden und das Verteilen, worunter man unter anderem Herbei- und Fortschaffen der Werkzeuge und Werkstücke ver steht. Wir erhalten also folgendes Gliederungsschema der Arbeit: Tun ~Verteilen /ÄUSführen / Erholen Arbeit~ Tun ~Verteilen Rüsten Erholen Abb. 1 Sachliches Gliederungsschema der Arbeit zur Ermittlung der Vorgabezeit Wenn wir uns fragen, nach welchen Kriterien diese Auft eilung vorgenommen wird, sehen wir folgendes: auf dem Kontinuum der Zeit wird ein Arbeitsakt dadurch von anderen abgegrenzt, daß alles, was zur Bearbeitung eines Werkstückes notwendig ist, diesem Akt zugewiesen wird. Im obigen Schema wird als Abgrenzungskriterium einer Arbeit von anderen Arbeiten also ihr Werkstück, allgemeiner: ihr Ergebnis, noch allge meiner: ihre Aufgabe benutzt. Im Modell der akkordfähigen Arbeit liegen auf dem Zeitstrahl die einzelnen Arbeitsakte hintereinander. Der so definierte Arbeitsakt wird danach gegliedert, ob seine einzelnen Bestandteile sich unmittelbar auf das zu bearbei tende Werkstück beziehen (Ausführen) oder nicht (Rüsten). Sowohl die Ausführung wie das Rüsten werden nach dem Gesichtspunkt, auf Grund dessen sie selber konsti tuiert worden sind, weiter unterteilt. Unter der Voraussetzung, daß sowohl die einzelnen Arbeitsakte wie deren Bestandteile sich zeitlich einander ausschließen, erhalten wir folgendes Modell, wenn wir die Zeit auf einer Geraden abtragen: w'" Tun Ver - Er- Tun Ver - Er- Tun Ver- Er- Tun Ver- Er- \[J"" \ Wteilen holen \tJeilen thol en "'~Oh'" ~ Abb. 2 Das Modell einer nach sachlichen Gesichtspunkten gegliederten Arbeit Natürlich könnte man sich ohne weiteres vorstellen, daß die Bestandteile der einzelnen Arbeitsakte nicht hintereinander auf dem Zeitstrahl (dem Kontinuum Zeit) liegen, sondern bunt durcheinander gewürfelt sind. Bei nicht normierten Tätigkeiten dürfte das sogar die Regel sein. 8 Wir haben dieses Beispiel aus der körperlichen, ausführenden Tätigkeit deshalb so aus führlich referiert, um folgendes klarzumachen : Unsere erste Aufgabe bei der Entwick lung eines Instrumentes, das die Anforderungen feststellt, die an Führungskräfte der Wirtschaft gestellt werden, wird darin bestehen, ein eindeutig definiertes Kriterium zu finden, das es erlaubt, auf dem Kontinuum der Zeit einzelne Arbeitsakte voneinander abzugrenzen, so daß wir zu Arbeitseinheiten gelangen, die einer Person zur Erledigung zugewiesen sind. Die Wahl des Kriteriums wird für das Ziel, dem dieser Versuch letztlich dienen soll (Hinweise für eine zweckmäßige Ausbildung und für eine rationale Gestal tung der Arbeit zu geben), ganz erhebliche Konsequenzen haben: je enger das zu wäh lende Kriterium die Arbeitseinheiten definiert, desto geringer werden die Anforderungen sein, die eine Arbeitseinheit stellt, je weiter das Kriterium die Arbeitseinheiten faßt, desto größer werden die Anforderungen dieser Einheit sein. Nun kann man zwar einer Person eine größere oder kleinere Menge unterschiedlicher Arbeitseinheiten zur Er ledigung zuweisen (das hängt vom Grad der Arbeitsteilung ab), aber die Anforderungen, die eine Einheit stellt, müssen auch von einer Person erfüllt werden. So leuchtet es ein, daß durch die Wahl des Abgrenzungskriteriums der Arbeitseinheiten die Hinweise determiniert werden, die für eine mögliche Arbeitsteilung und Rationalisierung im Unternehmen, die für eine Ausrichtung der Ausbildung auf die Summe der zu erwar tenden Ansprüche aus einer späteren Untersuchung gezogen werden könnten. Unsere erste Frage an die durchzusehende Literatur wird deshalb lauten, ob wir in ihr brauchbare Abgrenzungskriterien finden; unsere erste Aufgabe bei der Entwicklung unseres eigenen Erhebungsinstrumentes wird darin bestehen, eines der vorgefundenen Kriterien zu übernehmen oder selber eines zu entdecken. 2.2 Die Mehrdimensionalität der Anforderungen Wenn man auf dem Kontinuum der Zeit einzelne Arbeitsakte voneinander abgegrenzt hat, sieht man sich bei dem Versuch, die Anforderungen zu erfassen, die dieser einzelne Akt an den stellt, der ihn ausübt, einer Schwierigkeit gegenüber, die - wie die erste Schwierigkeit - aus einer ebenfalls als trivial empfundenen Tatsache entspringt: die An forderungen sind außerordentlich vielgestaltig. Wählen wir zur Veranschaulichung wieder ein Beispiel aus der körperlichen Arbeit: das Zurüsten einer Drehbank für die Bearbeitung eines Werkstückes: der Dreher muß beurteilen, welche Drehgeschwindig keit dem Material des Werkstückes und der Qualität, die es haben soll, angemessen ist. Auf Grund dieses Urteils muß er den passenden Drehstahl auswählen. Der Arbeiter muß sodann sowohl Werkstück wie Werkzeug in der richtigen Weise in die Drehbank ein spannen. Er braucht hierzu Kenntnisse der Drehbank und ihrer Arbeitsweise, manuelle Geschicklichkeit und in der Regel auch erhebliche Muskelkräfte. Wer diesen Komplex von Anforderungen eines einzigen Arbeitsaktes, nämlich des Rüstens der Drehbank, erfassen will, muß ein vieldimensionales Modell entwickeln. Wie bei jeder Klassifikation ist zunächst das Kriterium der Einteilung festzulegen (sehr oft muß man bei der Prüfung von Klassifikationsschemata feststellen, daß sie keinen einheitlichen Einteilungsgesichts punkt besitzen, also logisch unsinnig sind, und deshalb die Erfassung der Wirklichkeit verhindern, statt sie zu ermöglichen). Welche Dimensionen der Wirklichkeit im Modell berücksichtigt werden, hängt selbstverständlich vom Zweck der Forschung ab. Unserem eigenen Forschungsvorhaben wird es angemessen sein, solche Anforderungsarten durch das Modell zu erfassen, die sich dazu eignen, auf abstrakte Art und Weise gelehrt zu werden. Allerdings ist nicht apriori klar, welche Leistungsansprüche unter diese Kate gorie fallen, welche nicht. Beim Studium der relevanten Literatur werden wir deshalb darauf achten, ob durch- 9 geführte oder vorgeschlagene Untersuchungen die Vie1dimensionalität der Ansprüche eines einzigen Arbeitsaktes berücksichtigen, in welcher Weise sie ihre Kategorien aus wählen und ob sie Hinweise über die Lehrbarkeit derjenigen Fähigkeiten enthalten, deren der Arbeitende zur Erfüllung dieser Ansprüche bedarf. Die brauchbaren Vor schläge werden wir bei unseren Versuchen, die geschilderten Anforderungen zu er füllen, übernehmen. Allerdings erfordert die Forschungsökonomie eine Einschränkung unseres Interessengebietes: wir suchen keine Beschreibungen aller Leistungsansprüche an Führungskräfte, sondern vornehmlich der Anforderungen, auf die Schul- und Uni versitätsausbildung traditionell vorbereiten sollen. So mag der Berufserfolg eines Ab teilungsleiters entscheidend von seiner Gesundheit mitbestimmt werden, aber keine Hochschule oder Fachschule hat sich bisher verpflichtet gefühlt, diese Leistungsan sprüche in ihrem Curriculum auch nur zu berücksichtigen. Die Ausbildungsinsti tutionen haben ihre Aufgabe - abgesehen von der Vermittlung von allgemeiner Bildung in der Vorbereitung auf die Anforderungen gesehen, die durch den sachlichen Gehalt der Berufstätigkeit und den Arbeitsstil bestimmt werden. Wir werden uns auf diesen Bereich konzentrieren, da Verbesserungsvorschläge, die über diesen Bereich hinaus gehen, zu leicht für nicht praktikabel gehalten werden könnten. 2.3 Die Aussagekraft der verwendeten Begriffe Ein Schema, das die Leistungsansprüche eines einzigen Aktes erfaßt, kann deren Vie1- dimensionalität auf unterschiedliche Weise wiedergeben, je nachdem, ob die Merkmale metrisch, topologisch oder nur klassifikatorisch definiert sind. Wir verdeutlichen das im folgenden durch einige Beispiele, wobei wir der Einfachheit halber annehmen, daß der Leistungsakt nur zwei Dimensionen hat. 1. Stellen wir uns einen Sportler vor, der mit jeder Hand je eine Hantel gleichzeitig zu stemmen hat. Leistungsdimension I sei die Arbeit der rechten Hand, Leistungsdimen sion II die Arbeit der linken Hand. Beide Dimensionen sind in mjkgjsec zu messen; die Objektivität und Zuverlässigkeit der Messung kann leicht gesichert werden. Die Meß werte können leicht in einem zweidimensionalen Koordinatensystem abgetragen werden und geben so auch eine gute Anschauung der Leistungsansprüche. 2. Bei sehr vielen Leistungsansprüchen werden wir damit rechnen müssen, daß wir ihre einzelnen Dimensionen nicht metrisch definieren können. Stellen wir uns einen Unter nehmensleiter vor, der eine Investitionsentscheidung zu treffen hat. Die beiden Dimen sionen dieses Arbeitsaktes seien Entscheidung und Investition. Ganz offensichtlich kann von diesen beiden klassifikatorischen Merkmalen lediglich ausgesagt werden, ob sie in den betreffenden Leistungsakt involviert sind oder nicht. Natürlich könnte man Infor mationen über die Höhe der Investition beifügen oder Angaben über die Zeitdauer, innerhalb derer die Entscheidung noch revidiert werden könnte. Dies wären aber neue Dimensionen des Arbeitsaktes, keineswegs trügen sie dazu bei, die Position von »In vestition« und »Entscheidung« innerhalb des einen zu beschreibenden Arbeitsaktes näher zu bestimmen. 3. Dies wäre dann möglich, wenn es gelänge, den rein klassifikatorischen Begriffen Skalen zuzuordnen, die angeben, ob die betreffende Leistungsdimension in dem zu untersuchenden Arbeitsakt mehr, weniger oder gleich stark als andere Dimensionen involviert ist. Die yerschiedene Meßbarkeit der Leistungsansprüche hat erhebliche Konsequenzen für das Vorhaben, Hinweise für eine zweckmäßige Ausbildung zu geben: wenn wir metrische 10

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