Nadine Schlömer-Laufen Die Entstehung von Betriebsräten in kleinen und mittleren Familienunternehmen GABLER RESEARCH Schriften zur Mittelstandsforschung Nr. 117 NF Herausgegeben vom Institut für Mittelstandsforschung Bonn, vertreten durch Dr. Ljuba Haunschild Das Institut für Mittelstandsforschung Bonn, eine privatrechtliche Stiftung der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Nordrhein-Westfalen, veröffentlicht seine Forschungsergebnisse in der Reihe Schriften zur Mittelstandsforschung NF. Mit Herausgabe des Bandes Nr. 78 NF erscheint diese Reihe im Programm GABLER RESEARCH. Die Publikationen Nr. 1 NF bis Nr. 77 NF sind weiterhin liefer- bar und können direkt beim Institut für Mittelstandsforschung Bonn bezogen werden. In der Schriftenreihe werden aktuelle Forschungsergebnisse des Instituts der Öffentlichkeit präsentiert. Ziel der Veröffentlichungen ist es, die Stellung und Bedeutung kleiner und mittlerer Unternehmen im Kontext zur wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftspolitischen Entwicklung zu analysieren und allen Experten, die mit Fragen des Mittelstands befasst sind, Informationen, Ent- scheidungshilfen und wissenschaftliche Basisanalysen zu liefern. Nadine Schlömer-Laufen Die Entstehung von Betriebs- räten in kleinen und mittleren Familienunternehmen Eine theoretische und empirische Analyse der Determinanten von Betriebsrats- gründungen durch Arbeitnehmer Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Petra Moog RESEARCH Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Dissertation Universität Siegen, 2011 1. Aufl age 2012 Alle Rechte vorbehalten © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012 Lektorat: Marta Grabowski | Sabine Schöller Gabler Verlag ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.gabler.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8349-3539-7 V Geleitwort Derzeit stellt sich vermehrt die Frage, warum es gerade Familienunternehmen sind, die die deutsche Wirtschaft durch die letzte Krise gebracht haben. Häufig wird dann auf die scheinbar unterschiedlichen Werte, Zielsetzungen und Arbeitsorganisation in diesen Familienbetrieben verwiesen. Ein Aspekt, der immer wieder genannt wird, ist die Nachhaltigkeit sowie das be- sondere Vertrauensverhältnis zu den Mitarbeitern. Auf der anderen Seite finden wir in Deutschland eines der ältesten Mitbestimmungsrechte für Arbeitnehmer, das Betriebsverfas- sungsgesetz; es ermöglicht unter anderem ab einer bestimmten Betriebsgröße die Wahl und Einrichtung eines Betriebsrates. Dennoch zeigt sich in Deutschland, dass nur rund neun Pro- zent aller Unternehmen einen Betriebsrat aufweisen, davon zumeist Großbetriebe und in den seltensten Fällen kleine und mittlere Betriebe. Die Quoten fallen in Familienbetrieben noch- mals niedriger aus, unabhängig von der betrachteten Größenklasse. Trotz vielfältiger Vorteile richten somit gerade Mitarbeiter aus Familienbetrieben, und hier spezifisch nochmals in klei- nen und mittleren Betrieben, kaum einen Betriebsrat ein. Die Einrichtung von Betriebsräten ist damit zwar ein wichtiger Aspekt im Kontext der Mitbestimmungsrechte von Arbeitneh- mern in deutschen Unternehmen. In der Mitbestimmungsforschung sind bis dato aber eher Erkenntnisse deskriptiver Art zur Entstehung von Betriebsräten in kleinen, mittleren und Großunternehmen bekannt. Die Besonderheiten von Betriebsratsgründungen in kleinen, mitt- leren und auch großen Familienunternehmen waren dabei allerdings kein Thema. Zudem widmen sich die Forschungsarbeiten bisher nur in wenigen Fällen systematisch, d. h. theorie- gestützt, der Entscheidungssituation von Initiatoren von Betriebsräten, insbesondere Arbeit- nehmern. Das Thema wurde vielmehr eher allgemein, ohne einen Bezug zwischen Initiatoren und Beweggründen für Betriebsratsgründungen betrachtet. Dies provoziert mehrere For- schungsfragen: Warum liegen kaum Betriebsräte in (insbesondere kleinen und mittleren) Fa- milienunternehmen vor? Und wann werden Sie durch wen initiiert? Vor diesem Hintergrund hat sich Nadine Schlömer-Laufen das Ziel gesetzt, nicht nur eine weitere empirische Erhebung zur Diskussion beizusteuern, sondern auch den Schritt zu wa- gen, Erklärungsansätze auf der Basis einer Theorie zu erarbeiten und zu testen. Daher setzt sich Nadine Schlömer-Laufen in ihrer Dissertation mit der Entstehung von Betriebsräten in unterschiedlich großen und unterschiedlich gemanagten Unternehmen vertieft auseinander. Dabei beschäftigt sie sich speziell mit potentiellen Ursachen und Initiatoren, die zu einer Be- VI triebsratsgründung führen. Theoretisch wie empirisch soll die Frage beantwortet werden, aus welchen Gründen Arbeitnehmer in kleinen und mittleren Familienunternehmen seltener Be- triebsräte initiieren als Arbeitnehmer anderer Unternehmen. Generell ist diese Frage von Interesse, um zu verstehen, warum in manchen Betrieben häufi- ger und in anderen seltener oder gar keine Betriebsräte zu Stande kommen. In Bezug auf die Größe von Betrieben gibt es dazu erste Erklärungsansätze. Im Hinblick auf das Management, d.h. wer die Führung des Unternehmens innehat, noch sehr wenige Erkenntnisse. Daher geht die Autorin hier verschiedenen Ansätzen zur generellen Erklärung der Gründung von Be- triebsräten nach, so dass hier ein Erkenntnisgewinn für alle Arten von Unternehmen erarbeitet wird. In einer fokussierten Diskussion setzt sich Verfasserin dann nochmals mit spezifischen Effekten für eigentümergeführte Unternehmen auseinander. Dabei greift Nadine Schlömer-Laufen als Basis für ihre Analyse auf die Theorie des soziolo- gischen Neoinstitutionalismus zurück und leitet entsprechende Hypothesen ab. Nadine Schlömer-Laufen nutzt für die empirische Prüfung ihrer Hypothesen einen Datensatz des IfM Bonn, den sie im Zuge ihrer Tätigkeit dort erhoben hat sowie eigene Auswertungen des IAB Betriebspanels. Mittels verschiedener ökonometrischer Verfahren zeigt sie, dass die Entschei- dung der Arbeitnehmer keine rationale ist, sondern vielmehr durch mimetische Prozesse (Imi- tation der Mitbestimmungspraxis anderer Unternehmen), normativen Druck (z.B. durch Ge- werkschaftsmitgliedschaft) und durch den Institutionalisierungsgrad der bestehenden Praxis der Mitarbeiterbeteiligung (z.B. Mitarbeiterrat, Gesprächszirkel) determiniert wird. Für Fami- lienunternehmen zeigen sich keine systemtheoretischen Zusatzeffekte auf das institutionelle Verhalten der Arbeitnehmer. Vielmehr lässt sich die geringe Verbreitung von Betriebsräten in kleinen und mittleren Familienunternehmen allein durch die Inhaberführung als sehr starkem Einzeleffekt erklären. Mit der vorliegenden Dissertation und dem bearbeiteten Thema wird damit eine innovative und für Unternehmen wie auch Politiker interessante Forschungsfrage beantwortet. Es werden neue Erkenntnisse sowohl für die Forschung im Bereich Personalökonomie, Family Business als auch der Soziologie generiert, die die weitere Auseinandersetzung mit diesem Thema auch in der Zukunft spannend machen – etwa im Hinblick auf die Frage der Werte und der Nach- haltigkeit unterschiedlicher Managementsysteme in Unternehmen. Prof. Dr. Petra Moog VII Vorwort Die vorliegende Arbeit ist im Zuge meiner Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn einerseits und als externe Doktorandin am Lehrstuhl für allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensnachfolge an der Universität Siegen andererseits entstanden. Ich möchte dieses Vorwort nutzen, um mich bei den Personen zu bedanken, die mich in den letzten dreieinhalb Jahren unterstützt und damit zum erfolgreichen Abschluss dieser Arbeit beigetragen haben. Da der Kreis der Unterstützer groß war, kann ich leider nicht alle nament- lich aufführen. Deshalb möchte ich zunächst ganz allgemein meinen Kollegen im IfM Bonn, dem Lehrstuhlteam an der Universität Siegen, meinen Freunden und meiner Familie für ihr Verständnis, ihre Anteilnahme und ihren Beistand danken. Einige Personen haben jedoch einen besonderen Beitrag zur Fertigstellung dieser Arbeit ge- leistet, weshalb ich diesen gerne persönlich meinen Dank aussprechen möchte: Dankbar bin ich meiner Doktormutter, Frau Prof. Dr. Petra Moog. Sie hat mir nicht nur die Möglichkeit zur externen Promotion an ihrem Lehrstuhl gegeben, sondern hat mir auch genü- gend Raum gelassen, um meine eigenen Ideen realisieren zu können. Zudem möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr. Volker Stein für die Übernahme des Zweitgutachtens und bei Frau Prof. Dr. Christiana Weber für die Übernahme des Vorsitzes der konstituierenden Kommissionssit- zung bedanken. Einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag zur Fertigstellung meiner Dissertation hat mein Arbeitgeber insofern geleistet, als er mir günstige Rahmenbedingungen geschaffen hat, die mit einer externen Promotion vereinbar waren. Auch wurde mir die Möglichkeit gegeben, meine Dissertation in der institutseigenen Reihe „Schriften zur Mittelstandsforschung“ zu veröffentlichen. Dafür bedanke ich mich an dieser Stelle ganz herzlich. Darüber hinaus bin ich Frau Dr. Rosemarie Kay und Herrn Dr. Arndt Werner zu besonderem Dank verpflichtet, die mir nicht nur fachlich, sondern auch freundschaftlich beratend zur Seite standen. Dankbar bin ich auch meiner Schwester, Frau Dr. Maren Schlömer, die zeitgleich mit mir promoviert hat und mir daher nicht nur als Schwester und fachlich versierte Gesprächspartne- rin, sondern auch als „Betroffene“ in den letzten Jahren Beistand geleistet hat. VIII Bedanken möchte ich mich schließlich bei meinem damaligen Freund und jetzigen Ehemann, Herrn Stephan Laufen, der die sicherlich nicht immer einfache Zeit meiner Doppelbelastung mit mir gemeinsam durchgestanden hat. Nadine Schlömer-Laufen IX Inhaltsverzeichnis Geleitwort ................................................................................................................................V Vorwort .............................................................................................................................VII Abbildungsverzeichnis............................................................................................................XI Tabellenverzeichnis..............................................................................................................XIII Abkürzungsverzeichnis.........................................................................................................XV 1 Einleitung................................................................................................................1 1.1 Ausgangslage und Ziel der Arbeit...........................................................................1 1.2 Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit.................................................................5 2 Definition des Forschungsgegenstands...................................................................7 2.1 Kleine und mittlere Familienunternehmen..............................................................7 2.1.1 Kleine und mittlere Unternehmen.................................................................8 2.1.2 Familienunternehmen..................................................................................10 2.1.3 Verständnis von kleinen und mittleren Familienunternehmen in der Arbeit................................................................................................14 2.2 Beteiligung auf Betriebsebene..............................................................................15 2.2.1 Beteiligung über Betriebsräte......................................................................17 2.2.2 Andere Formen der Beteiligung..................................................................23 2.3 Verbreitung der verschiedenen Beteiligungsformen in kleinen und mittleren Familienunternehmen............................................................................26 3 Analyse des Forschungsstands zur Entstehung von Betriebsräten in kleinen und mittleren Familienunternehmen.........................................................30 3.1 Determinanten von Betriebsratsgründungen.........................................................30 3.1.1 Gründungsinitiatoren..................................................................................31 3.1.2 Gründungsursachen.....................................................................................31 3.1.2.1 Ergebnisse aus deskriptiven Analysen............................................32 3.1.2.2 Ergebnisse aus ökonometrischen Analysen....................................34 3.1.3 Zusammenhang von Gründungsursachen und Gründungsinitiatoren..................................................................................47 3.2 Determinanten für das Ausbleiben von Betriebsratsgründungen..........................49 3.2.1 Beweggründe seitens der Arbeitnehmer.....................................................50 3.2.2 Beweggründe seitens der Gewerkschaften.................................................53 3.2.3 Beweggründe seitens der Geschäftsführer..................................................55 3.3 Zusammenfassung und Schlussfolgerung für die untersuchungs- leitende Fragestellung...........................................................................................56 4 Der soziologische Neoinstitutionalismus als Erklärungsansatz für die Belegschaftsentscheidung zur Gründung eines Betriebsrats in kleinen und mittleren Familienunternehmen.........................................................59 4.1 Theorie des soziologischen Neoinstitutionalismus...............................................60
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