ebook img

Die entprivatisierte Religion: Religionszugehörigkeit jenseits der Wahl? PDF

193 Pages·2007·2.693 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Die entprivatisierte Religion: Religionszugehörigkeit jenseits der Wahl?

Michael Dellwing Die entprivatisierte Religion SOZIALWISSENSCHAFT Michael Dellwing Die entprivatisierte Religion Religionszugehörigkeit jenseits der Wahl? Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Heinz Bude Deutscher Universitäts-Verlag Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. 1. Auflage Juli 2007 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitäts-Verlag | GWVFachverlage GmbH, Wiesbaden 2007 Lektorat: Frauke Schindler / Ingrid Walther Der Deutsche Universitäts-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.duv.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbe- sondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. indiesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8350-6067-8 Geleitwort Michael Dellwing nimmt sich eines Megathemas der gegenwärtigen Selbstthe- matisierung „westlicher“ Gesellschaften wie der darauf bezogenen Gesellschafts- beobachtung an: nämlich der Wiederkehr der Religion im Kontext des modernen, von Individualismus, Universalismus und Rationalismus geprägten Codes. Ein wesent- liches Interpretament dafür ist die Vorstellung vom wählenden Individuum, das in sei- ner „religiösen Präferenz“ die ihm gemäße Auffassung der Welt im Ganzen findet. Der erste Vorzug dieser Arbeit besteht in der Herausarbeitung der verschiedenen Quel- len dieser Sichtweise, die von Thomas Luckmann in phänomenologischem Stil einge- führt worden ist und in den neuen Theorien rationaler Wahl in der Religionssoziolo- gie gewissermaßen vollendet wird. So kann der Autor erklären, woher die Attraktivität dieser Auffassung rührt und wie stark sie mit dem Selbstbild eines aufgeklärten Indi- vidualismus verbunden ist. Aber die Arbeit bleibt nicht bei der diagnostischen Erfassung dieser populären Inter- pretation der Religion stehen. Er zeigt in der Durchführung seines Arguments darüber hinaus, wie diese Sichtweise aufgrund ihres scheinbar modernen oder gar postmoder- nen Charakters das religiöse Phänomen verfehlt. Darin muss man den eigentlichen Gewinn der Arbeit sehen: dass sie im Durchgang durch die Argumentationsweise des Wahlparadigmas in der neueren Religionssozio- logie eine andere soziologische Fassung des Phänomens der Religion jenseits der Wahl deutlich macht. Damit ist der Ausgangspunkt für ein neues Kapitel der Reli- gionssoziologie gesetzt, das nach dem Modell der privaten die Wirklichkeiten der öf- fentlichen Religion in den Blick nimmt. Dellwing ist es so gelungen, die aktuellen Debatten in der Religionssoziologie auf das Kernproblem der Selbstthematisierung unserer Gegenwartsgesellschaft zu fokussieren. Er stellt sich damit in die Tradition soziologischen Denkens über Religion, das die Gesellschaft als Ganze, in ihren Motivationsstrukturen und in ihren Nationalisie- rungsgebäuden in den Blick nimmt. Religionssoziologie ist alles andere als eine Bin- destrich-Soziologie, sondern stellt seit den Anfängen unserer Disziplin die „Herz- kammer“ der soziologischen Erfassung unserer Jetztzeit dar. Prof. Dr. Heinz Bude V Vorwort Ein Vorwort ist etwas Merkwürdiges, das nie wirklich bemerkt wird. Es wird über- blättert, um zum Eigentlichen zu gelangen, und ich muss gestehen: Ich habe selbst häufig Vorworte ‚überlesen’. Vorworte sind zum einen Teil backstories, die eine Einordnung der Arbeit in die Biographie herstellen und so der Arbeit ihre Abstraktheit nehmen können. Zudem sind sie in ihrer Danksagungsfunktion Kommunikationswege zu denen, die man eigentlich auch hätte persönlich aufsuchen können. Es handelt sich natürlich um mehr als das: Auch in dieser zweiten Funktion ‚nehmen’ sie etwas, sie nehmen die Anonymität des wissenschaftlichen Textes und fügen ihn in ein soziales Netz ein. Dadurch, dass der Dank hier öffentlich wiederholt wird, eine Kommuni- kation, deren eigentliche Empfänger dann vielleicht gerade nicht die Genannten sind, leistet das Vorwort somit auch durch die ‚humanisierende’ Wirkung solcher Worte eine weitere ‚Ent-Abstraktion’. Zu dieser ‚Ent-Abstraktion’, so sie denn nötig sein sollte, werde ich noch gelangen. Die Soziologie der Religion ist, denke ich, ein unterbewertetes Feld. Es handelt sich nicht nur um die soziologische Erfassung religiöser Gruppen und Praktiken, von Glaube und Handeln, sondern vielmehr um die Archäologie unserer Gesellschaft, jeder Gesellschaft. Ohne ein Verständnis religiöser Hintergründe gesellschaftlicher Selbst- verständlichkeiten ist, denke ich, eine Gegenwartsanalyse nur schwer möglich. Diese Selbstverständlichkeiten liegen somit nicht nur im Forschungsbereich der Religions- soziologie, sie sind ihrerseits auch Grundlage derselben, da auch die Religions- soziologie ohne bestehende Selbstverständlichkeiten nicht auskommt. So ist die Beschäftigung mit der Religion mehrfach eine Kernaufgabe der Soziologie; sie ist Beschäftigung mit einem wesentlichen Feld der Gesellschaft und gleichzeitig Bedin- gung für die eigene Möglichkeit. Aus dieser Verwobenheit von Überzeugungen und der Überzeugung der Verwobenheit erwächst nun eine tiefe Unzufriedenheit mit der religionssoziologischen Betrachtung der Religion als privatisiert, gewählt und indivi- dualisiert, als „Sahnehäubchen auf einem säkularisierten Leben“; auch ohne „privates“ Bekenntnis ist dieses Leben bereits durch religiöse Erzählungen vorstrukturiert, und auch ohne Bekenntnis ist bereits die religionssoziologische Arbeit durch eben solche Erzählungen vorstrukturiert. Die Betrachtung der privatisierten Religion verfehlt da- durch die eigentliche gesellschaftliche Bedeutung von Religion (sie verfehlt darüber hinaus aber auch die Bedeutung, die praktizierte Religionen für Menschen haben). VII Dieses nun vorliegende Werk ist Produkt meiner Beschäftigung mit der Religions- soziologie an der Universität Kassel, mit der verlässlichen, tatkräftigen und steten Unterstützung und der kreativen Begleitung von Prof. Dr. Heinz Bude, dem ich auf diesem Wege noch einmal sehr herzlich für alle vergangene und gegenwärtige Hilfe danken möchte. So geht der eine Teil nahtlos in den anderen Teil, die andere Funktion solcher Vorworte über. Auch gilt mein Dank meinen Eltern und meiner erweiterten Familie, die eigentlich eher Teile meiner großen Kernfamilie genannt werden müsste: Gerd und Christa Dellwing; Edwin, Therese, Andreas und Benedikt Holz (mit Jessica und Melanie; alles Gute) und Herbert, Yvonne, Thomas und Frank Roos. Außerdem danke ich herzlich Dr. Steven T. Engel, der mich auf den Weg gebracht hat, Sozialwissenschaftler zu werden, Prof. Dr. Christoph Scherrer, der das Masterprogramm ins Leben gerufen hat, das mich nach Kassel brachte und der mich darin und danach nie weniger als voll- ständig unterstützt hat, und Dr. Jörg Dürrschmidt, der meine Masterarbeit mitbetreut und mich vom ersten Tag an als Kollege und Freund behandelt hat. Ich danke auch Gülşen Bağci für ihre Hinweise zur Kommasetzung und Philipp-Alexander Stütze für die Entdeckung von Unordnungen und Seltsamkeiten im Manuskript. Zudem danke ich Frau Ingrid Walther beim DUV für ihre kompetente Betreuung. Wenn noch verbleibende Fehler im Text auftauchen sollten, entstammen diese natürlich aus- schließlich meiner Flüchtigkeit (oder auch Unkenntnis) und unterliegen einzig und allein meiner Verantwortung und nicht der der vorgenannten Personen. Außerdem und nicht zuletzt danke ich der Universität Kassel und allen Studenten, die ich in den ver- gangenen Semestern dort betreuen durfte und weiterhin betreuen darf und durch die ich sicher bin, dass ich nichts anderes tun möchte. Michael Dellwing VIII Inhalt Einleitung 1 1. Die privatisierte Wahlreligion 13 Moderne, Pluralität und Wahl 13 Thomas Luckmann 18 Peter L. Berger 22 Rational-Choice-Theorie 25 Steve Bruce 28 José Casanova 30 Charles Taylor 33 Ulrich Oevermann 35 Das Paradigma Wahl 36 2. Die protestantische Erzählung des Zwangs zur Häresie 41 Befleckte Wahrnehmung, Überzeugungen und Theorien 42 Erzählungen ohne Brüche 43 Alte Erzählungen 46 Taylor mit und gegen James 49 Religion im Warenhaus: Thomas Luckmann 53 Der bekennende Protestant: Peter L. Berger 58 Erweckung als Paradigma: José Casanova 63 Struktur für Jedermann: Ulrich Oevermann 65 Religiöse Ökonomie: die Rational-Choice-Theorie der Religion 67 3. Bleibende Gemeinschaft 75 Die Stütze im Umfeld: Peter L. Berger 76 Kluges Buch, unpassender Titel: Malise Ruthven 79 Der sichere Anker im Angesicht der Überraschung: Detlef Pollack 82 Erfahrung in Solidarität: Charles Taylor 84 Religion als Deutungsmuster: Thomas Luckmann 86 Die Erzählung zur Erzählung ohne Erzählung: Steve Bruce 89 IX 4. Ist das denn zu glauben? 93 Neopragmatische Religion 94 Eine diskursive Bestimmung der Religion 98 Zwei Ebenen einer entprivatisierten Religion 102 Immanent markierte Baldachine 109 Nutzen der diskursiven Bestimmung 110 Die diskursive Bestimmung und die Religion des Menschen 114 Credendum: das Glaubhafte 116 Individuelle Konversionen 118 Christentum als credendum 123 Protestantismus 125 Opfer und Wiederkehr 126 Mormonen 130 Protestantismus in Amerika 131 Konversion zwischen Weltreligionen 133 Pick and choose 137 5. Die öffentliche Religion 141 Liberale Ängste 142 Innerer Glaube, äußere Handlung 146 Die politische Religion 149 Dialog der Setzungen 155 Die protestantische Erzählung über die öffentliche Religion? 162 6. Jenseits der Wahl 167 Die resozialisierte Religion 167 Das Paradigma Wahl als credendum 170 Anwendungen und Auswirkungen 175 Literatur 183 X

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.