Die in Jena Werner Drescher ISBN 3-910054-19-6 © Fremdenverkehrsamt der Stadt Jena Verlagsabteilung Löbderstraße 9, 0-6900 Jena, Telefon 2 20 50 Redaktion: Ursula Dittrich Gestaltung: Sieglinde Kunath 2., ergänzte Auflage 1991 Herstellung: Druckerei Paul Liebeskind, Apolda Titelfoto: Haltepunkt Jena-Paradies um 1905 (nach einer zeitgenössischen Postkarte) Nachdruck, auch auszugsweise, verboten. Die cnba n~ ~~i in Jena Werner Drescher Inhaltsverzeichnis Vorwort 1 Die thüringischen Eisenbahnverhältnisse bis 1855 2 Die Bestrebungen Jenas zum Anschluß an das Eisenbahnnetz 3 Die Saal-Eisenbahn 4 Die Weimar-Geraer Eisenbahn 5 Die Strecke Porstendorf - Bürgel - Eisenberg 6 Die Jenaer Bahnhöfe 7 Anhang Vorwort Erst relativ spät wurde Jena an das Eisen Es ist schwierig, diese Entwicklung heute bahnnetz angeschlossen. Etwa ein Viertel noch lückenlos nachzuvollziehen, da u. a. jahrhundert dauerte es, ehe die Stadt am 1. durch Kriegseinwirkungen viele Akten nicht Mai 1874 mit der Saal-Eisenbahn bessere mehr vorhanden sind. So verhält es sich Verkehrsbedingungen erhielt. Mit der am 29. auch mit den Akten des Staatsarchivs Wei Juni 1876 eröffneten Weimar-Geraer Eisen mar, die wesentliche Angaben zur Entste bahn durchquert Jena eine zweite Eisen hung der meisten thüringischen Eisenbah bahn strecke. nen enthielten. Unbekannt ist auch der Recht kompliziert waren die thüringischen Verbleib der Akten der Saal-und Weimar-Ge Eisenbahnverhältnisse in der Mitte des ver raer-Eisenbahn-Gesellschaft. Ähnliches gilt gangenen Jahrhunderts. Hemmend wirkten für fotografische Abbildungen. sich in erster Linie die Kleinstaaten in Thürin Um so mehr bin ich all denen dankbar, die gen aus. Jeder Bahnbau erforderte jahre mich beim Zustandekommen dieser Arbeit lange Verhandlungen zwischen den jewei unterstützten, im besonderen dem Stadtar ligen Regierungen, bei der Saalbahn chivar i. R. Herrn Georg Thieme und Herrn z. B. zwischen dem Großherzogtum Sach Günter Weimann. sen-Weimar-Eisenach, dem Herzogtum Als Orts- und Bahnhofsbezeichnungen wur Sachsen-Altenburg und dem Fürstentum den die gewählt, die zur jeweiligen Zeit Schwarzburg-Rudolstadt. üblich waren. Das gilt auch für die "Saal-Ei Auch die etwa 69 km lange Weimar-Geraer senbahn", so ihre offizielle Bezeichnung. Da Bahn durchquerte drei thüringische Staaten: neben, vor allem in der Umgangssprache, Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Mei wurde sie als „Saalbahn" (Saalbahnhof) be ningen und das Fürstentum Reuß jüngere zeichnet. Wenn auch heute überwiegend der Linie. Sachsen-Meiningen (die Enklave Lich Begriff „Saalebahn" gebräuchlich ist, hielt ich tenhain, heute Stadtteil von Jena) wurde nur mich an die beiden erstgenannten. auf einer Länge von etwa 600 Metern durch quert, trotzdem mußte es in die Verhandlun Jena, am 24. Juli 1991 gen mit einbezogen werden. Als Endlich der Bau der Jena berührenden Werner Drescher Bahnen vertraglich vereinbart war, gab es noch monatelange Diskussionen und Ver handlungen um die Anlage der Jenaer Bahn höfe. Eine allseits befriedigende Lösung konnte nicht gefunden werden und hat heute noch ihre Nachwirkungen. Auch die weitere Entwicklung der Saal- und Weimar-Geraer Eisenbahn und die der Jena er Bahnöfe war recht wechselvoll und inter essant. Deshalb stehen geschichtliche Aspekte im Mittelpunkt dieser Abhandlung. Technische Details wurden nur soweit einge flochten, wie sie zum Verständnis der jewei ligen Zusammenhänge notwendig sind, und bleiben anderen Veröffentlichungen vorbe halten. 3 1 Die thüringischen Eisenbahnverhältnisse sehe und Fuhrwerk die einzigen Landver bis 1855. Mit der am 7. Dezember 1835 kehrsmittel. Die absolutistischen Herrscher eröffneten Eisenbahn zwischen Nürnberg der Kleinstaaten hatten in der Mehrzahl kein und Fürth wurde eine neue Epoche in der Interesse an dem Bau von Eisenbahnen. Beförderung von Personen und dem Trans Selbst wenn ein Staat dem Eisenbahnbau port von Gütern eingeleitet. Obwohl diese gegenüber aufgeschlossen war wie Sach Strecke nur etwa 5 km lang und von lokaler sen-Altenburg, so fehlten einfach die dazu Bedeutung war, zeigte sich doch recht bald notwendigen finanziellen Mittel. der Vorteil dieser neuen Verkehrsart. Maßgebend für die Fixierung der Eisen Trotzdem verhielten sich die Regierungen in bahntrassen waren die alten überkommenen den deutschen Ländern recht zurückhaltend Handelswege und -straßen. So stellte das diesem neuen Verkehrsmittel gegenüber und Saaletal, durch das schon in frühesten überließen den Bau und Betrieb von Eisen Zeiten Nord-, Mittel- und Süddeutschland bahnen Privatpersonen bzw. Gesellschaften. verbindende Straßen führten, eine günstige So entstand die erste deutsche Fernbahn Trassierung für eine Eisenbahnstrecke dar. von Leipzig nach Dresden zwischen 1835 Ein solches Projekt erscheint zum ersten und 1839 unter der Leipzig-Dresdner Eisen Mal 1834 in C. Grotes „Eisenbahnnetz für bahn-Compagnie. Deutschland". Den Anschluß Thüringens an Unterschiedlich war zu dieser Zeit die Mei dieses Eisenbahnnetz fixierte Grote folgen nung zum Bau von Eisenbahnen. Es gab 34 dermaßen: verschiedene Staatswesen im damaligen Deutschland; damit war eine Einheitlichkeit 1. Magdeburg über Bernburg -Halle -Merse von vornherein ausgeschaltet. In den großen burg (mit Zweigbahn nach Leipzig) entlang Ländern erkannte man aber mehr und mehr, der Saale über Jena - Rudolstadt - Saalfeld daß durch eine zentrale Leitung die Vorteile über den Thüringer Wald nach Nürnberg und der Eisenbahn erst vollständig zur Wirkung München bis zum Golf von Genua oder gelangen. So wurde in Bayern am 1. Juli 2. Magdeburg -Leipzig -Zeitz -Lobeda (heu 1841 eine königliche Eisenbahnkommission te Stadtteil von Jena) saaleaufwärts nach gebildet, 1845 die erste sächsische Staats Rudolstadt und weiter nach München bahn gebaut und am 17. April 1848 in Preu Des weiteren schlug Grote eine Linie Leipzig ßen das Ministerium für Handel, Gewerbe -Cassel vor, die als Fortsetzung der Strecke und öffentliche Arbeiten eingerichtet und die Leipzig -Zeitz -Lobeda, von letzterer abzwei sem die gesamten Eisenbahnangelegenhei gend, weiter über Jena - Weimar - Erfurt - ten zugeordnet. Damit hatte man in den Gotha - Eisenach in Richtung Bebra führen genannten Ländern Organe geschaffen, wel sollte. Das unter 1. genannte und älteste che den Bau und Betrieb von Eisenbahnen Projekt einer Eisenbahnstrecke durch das koordinieren konnten. Saaletal entspricht der schließlich ausgeführ ten Saalbahn nahezu völlig. Anders verhielt es sich jedoch in Thüringen, Ebenfalls zum ersten Mal, wenn auch nur für das mit seiner Kleinstaaterei in tiefster politi den Teil von Jena nach Weimar, erkennt man scher Ohnmacht lag, die sich zwangsläufig hier die später ausgeführte Weimar-Geraer auch auf die wirtschaftliche Entwicklung und Eisenbahn. Damit wird bereits sichtbar, daß damit auf den Verkehr dieses Territoriums die Entwicklungsgeschichte der Saal- und auswirkte. Hier waren noch immer Postkut- Weimar-Geraer Eisenbahn eng miteinander 4 Die thüringischen Eisenbahnverhältnisse bis 1855 verbunden ist. Mit ihrer Hilfe wäre Thüringen oder Brennholzflößerei erwähnt. Da Kohle im allgemeinen und Jena im speziellen an als Brennmaterial auf Grund der fehlenden das Eisenbahnnetz angeschlossen worden. Transportmöglichkeiten nicht in ausreichen Auch die Weimar-Geraer Eisenbahn sollte dem Maße zur Verfügung stand, waren es teilweise einer traditionellen Handelsstraße beträchtliche Mengen Holz, die saaleabwärts folgen, die als Fortsetzung der alten Mainzer geflößt wurden. Jena erhielt auf diese Art und Heerstraße, der Oberstraße sowie der Fulda Weise auch Holz geliefert. Im Jahr 1612 wur er Straße oder Weinstraße von Erfurt über den 50 000 Klafter (ca. 167000 m3>, davon Weimar -Jena -Eisenberg -Zeitz nach Alten allein 30 000 Klafter für die Salzsiedereien in burg führte. Halle, geflößt. Aber die Realisierung nationaler und volks wirtschaftlich notwendiger Eisenbahnprojek te erwies sich in Deutschland auf Grund des Partikularismus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als undurchführbar. ~~~ lit~~" Mit dem immer weiteren Erstarken des Bür ~al1n.hor \!JJalll.hurg. gertums aber und dem damit verbundenen '---' Aufbau verschiedener Industriebetriebe in 3ur 6 amburgrr ::~:g Thüringen wurde der Ausbau der Verkehrs wege zum zwingenden Erfordernis für die ~~:~: ~of(1=J 11 eOe Verbesserung von Handel und Wandel so ~e. l,rn ~•- unb ~5. ~uni l,. wohl innerhalb der thüringischen Staaten als cmp~r~lt feine Lokalltiitc•u ~itr auch für den Durchgangsverkehr. Der Aus- 2 mit ongrlc9cntlid)it. -bau des Straßennetzes in Thüringen in den fi eptif dreißiger und fünfziger Jahren des vergange ~{ltßlf tß, nad) btr nen Jahrhunderts zeigte die Notwendigkeit der Änderung der Verkehrsverhältnisse jener [$.. ,- Jorte, bcn jlan0en '.1:a{l über. EchtBairis~h- u. ~~gerbier Zeit. Zwischen 1817 und 1836 wurde bei spielsweise die Straße zwischen Jena und ~\ -dllf @tö •• Rudolstadt ausgebaut; gepflastert waren aber nur einige Ortsdurchfahrten. GONZERT~ ~ Neben den Landverkehrswegen im Saaletal stellte der Fluß, die Saale, selbst einen we uon rrü~ 9 ll~r ab. .pocbad)tun 96\Joll sentlichen Verkehrsweg dar. Seit Jahrhun derten übten hier Generationen von Flößern '"· ,1·r111n1111111. das Gewerbe der Saaleflößerei aus. Urkund lich wurde sie erstmals im Jahre 1258 er wähnt. Das Holz des Thüringer Waldes ge Jenaische Zeitung vom 19. Juni 1878 langte saaleabwärts weiter auf der Elbe bis nach Hamburg. In Camburg fanden jährlich am Palmsonntag (Sonntag vor Ostern) und Durch den Bau der Eisenbahn verlor diese am Johannistag (24. Juni) bedeutende Transportart mehr und mehr an Bedeutung. Floßmessen statt. Bis zu 2000 Flöße ver 1863 kamen in Kösen noch 3928 Flöße an, kaufte man während einer Messe. Zwischen um die Jahrhundertwende nur noch einige Camburg und Döbritschen, auf einer Länge Hundert. Als Zeugen dieser Zeit sind noch die von etwa 3 Kilometern, waren sie über die „Floßgassen" in alten Flußwehren der Saale gesamte Flußbreite festgemacht. Im Jahr erhalten. 1572 wird erstmals die sogenannte Scheit- Nach langwierigen Vorarbeiten begann 5 schließlich im Oktober 1844 der Bau der Thü Erlaubnis zu den vorbereitenden Arbeiten be ringischen Eisenbahn, Halle - Weißenfels - kommen. Zugleich erhielt er von ihnen eine Erfurt - Gerstungen, die abschnittsweise Zusicherung zur Konzessionserteilung. Die zwischen 1846 und 1849 dem Betrieb über Regierungen von Sachsen-Weimar und geben wurde. Damit wurde eine Idee Frie Sachsen-Meiningen, auf deren Territorium drich Lists realisiert, der den Bau dieser Bahn die Saalbahn ebenfalls verlaufen sollte, ver als Teil eines einheitlichen deutschen Eisen weigerten ihm offensichtlich die Genehmi bahnnetzes bereits 1833 vorschlug. gung, denn vor allem mit der weimarischen Die Thüringische Eisenbahn (Stammbahn), Regierung hatte Meyer seit dem Revolutions die von Weißenfels bis Großheringen dem jahr ein gespanntes Verhältnis. Im Oktober Lauf der Saale folgte, bot sich geradezu an, 1855 ersuchte er noch in mehreren Schrei eine Eisenbahnstrecke weiter saaleaufwärts ben das später genannte „provisorische Co anzuschließen. mite der Gößnitz-Gera-Jena-Weimarischen Eisenbahn" in Jena um Fürsprache bei der Carl Joseph Meyer, mit seiner Frau als Be Konzessionierung seiner Unternehmen in gründer des Bibliographischen Instituts in Weimar. Dieses Komitee, kurz zuvor gegrün Hildburghausen, später Gotha und Leipzig, det, war noch nicht in der Lage, Meyer zu bekannt geworden, war auch ein Förderer helfen. Überdies legte der Vertrag vom 5./19. von Industrie und Eisenbahn. 1846 veröf August 1840, den Sachsen-Weimar mit fentlichte er seinen „Plan zum Deutschen Sachsen-Meiningen und Sachsen-Coburg Central-Eisenbahnnetz". Sieben Eisenbahn Gotha abgeschlossen hatte, fest, daß die strecken sollten die wichtigsten Orte Thürin Beteiligten erst dann andere Eisenbahnun gens untereinander und diese mit den umlie ternehmen unterstützen werden, wenn der genden Ländern verbinden. Bau der Werrabahn (Eisenach - Eisfeld - Innerhalb dieses Projekts sah er den Bau Coburg) gesichert sei. Am 20. Dezember einer „Thüringer Saal bahn" von Saalfeld über 1841 wurde ein Staatsvertrag von Preußen, Jena nach Kösen bzw. Saalfeld über Kahla - Hessen, Sachsen-Weimar und Sachsen-Co Eisenberg nach Naumburg vor. burg-Gotha unterzeichnet, der ähnliches Er begann auch sofort seinen Plan zu ver zum Inhalt hatte; im Jahr 1845 trat Bayern wirklichen. Inzwischen brach das Jahr 1848, diesem Vertrag bei. Damit blieben weitere das Jahr der bürgerlichen Revolution, an. Eisenbahnprojekte in Thüringen zum Schei Meyer bekannte sich zu den Zielen dieser tern verurteilt, solange der Bau der Werra Revolution, zog sich aber damit den Unwillen bahn nicht gesichert war. einiger Herrscher der thüringischen Staaten zu. Unter erheblichen persönlichen Schwie Mehr und mehr mußte Meyer erkennen, daß rigkeiten verfolgte er weiterhin seine Idee. der Widerstand Sachsen-Weimars ihn daran Um 1855 plante Meyer die Verwirklichung der hinderte, seine Ziele zu verwirklichen. Resi Saalbahn. Von den Regierungen Schwarz gniert und verbittert gab er nach fast 20jähri burg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudol gen Bemühungen um den Eisenbahnbau in stadt und Sachsen-Altenburg hatte er die Thüringen alle seine Arbeiten auf. 6 2 Die Bestrebungen der Stadt Jena zum An fentlicht! Übrigens galt die Bezeichnung schluß an das Eisenbahnnetz. Der Bau der „Querbahn" für die Weimar-Geraer Bahn Saal- und der Weimar-Geraer Eisenbahn, noch für die zwanziger und dreißiger Jahre aber auch der meisten anderen thüringi dieses Jahrhunderts. schen Eisenbahnen ist letzten Endes dem Nicht nur der Streit um den Anschluß an die Bemühen lokaler Eisenbahnkomitees zu Thüringische Eisenbahn ließ dieses Projekt danken, die sich in jahre-, oft jahrzehntelan scheitern. Die bereits angeführten Verträge gem Kampf mit den jeweiligen Regierungen behinderten jeglichen Bahnbau in Thüringen. auseinandersetzen mußten. Gerade Jena besaß ein besonderes Interes se am Anschluß der Stadt an das Eisenbahn Besonders die Komitees in Jena warben im netz, war sie doch die Universitätsstadt in mer wieder für einen Anschluß der Stadt an Deutschland mit den ungünstigsten Ver das Eisenbahnnetz. Das erste Komitee wur kehrsverbindungen. Das 1851 gegründete de 1851 gegründet. Gemeinsam mit den Ko ,,Jenaische Centralcomite zur Erbauung ei mitees von Rudolstadt und Remda traten sie ner Thüringer Saal bahn" stellte sich das Ziel, für den Bau einer Eisenbahn durch das Saa eine Eisenbahn von Großheringen durch das letal ein. Sie sollte in Großheringen oder Wei Saaletal zum Anschluß an die projektierte mar beginnen und damit die Thüringische Strecke von Sonneberg nach Lichtenfels Stammbahn mit der bayrischen Strecke Lich über Coburg zu verwirklichen. Als führende tenfels -Neuenmarkt verbinden, weshalb sie Vertreter dieses Komitees verwendeten sich auch „Thüringisch-Fränkische Eisenbahn" vor allem die Professoren der Jenaer Univer genannt wurde. Dieses Projekt war noch sität M. J. Schleiden, H. Aug. E. Danz und E. nicht ausgereift, allein der Anschluß in Groß E. Schmid dafür. Am 8. Juli 1852 baten sie in heringen oder Weimar löste viele Diskus einem Schreiben an den Gemeinderat Jenas sionen aus. So sah sich das Dornburger um Unterstützung: Zweigkomitee am 14. Dezember 1851 zu ,, ... so scheinen doch über die Vorteilhaf einer Eingabe veranlaßt, in der es u. a. hieß: tigkeit einer solchen Bahn für die Stadt „Wir haben in diesen Tagen aus der Petition Jena noch gar manche verschiedene An des provisorischen Comites der Saalbahn zu sichten zu herrschen, welche dem Fort Jena mit wahrem Schmerze ersehen, daß gang des Unternehmens hemmend in den man geneigt ist, die Saalbahn so zu legen, Weg treten könnten. Es bedarf keiner Aus daß dieselbe bei Jena das Saalthal verlassen einandersetzung von unserer Seite, um und ihre Richtung nach Weimar nehmen den Gemeinderath darauf hinzuweisen, soll." /1 / Dadurch wurden die Verfechter der wie eine solche Bahn auf unsere aufblü beiden Linienführungen für viele Jahre in hende Industrie von dem erfreulichsten zwei Lager gespalten. Für die Anhänger der Einfluß sein würde. Es bedarf ebenfalls kei Richtung Großheringen - Jena entstand die ner Ausführung, daß eine solche Bahn das Bezeichnung „Wasserkopf" und für die An jetzt isolirte - weit aus dem Verkehr des hänger der Linie Weimar -Jena die Bezeich Lebens hinausgedrängte Jena wieder in nung „Querkopf". Selbst als dann die Saal den Weg der großen Weltstraßen bringen bahn fertiggestellt war - die Weimar-Geraer würde und so auch einen entscheidenden Bahn befand sich noch im Bau - wurden von fördernden Einfluß auf das Gedeihen unse Saalbahn-Anhängern Spottgedichte auf die rer Universität ausüben würde. Es liegen Anhänger der „Querbahn" verfaßt und veröf- nur zu viele Beispiele vor, daß Studierende 7 welche bei der Wahl einer Universität Sachsen-Weimar als auch von Sachsen-Al schon zum Theil günstig für Jena gestimmt tenburg sein. Die Städte Jena, Weida und waren, nur aus dem Grund einen anderen Münchenbernsdorf hätten eine bessere Ver Ort wählten, weil, wie sie sagten, Jena jetzt bindung zur Residenz Weimar erhalten, außer der Welt sei und keinen erfreuenden ebenso Roda nach Altenburg. Im Ergebnis Aufenthalt mehr darbieten könnte ..." /2/ dieser Versammlung wurde von den 121 Teil nehmern der Beschluß gefaßt: ,,Die Gemein Aus diesem Schreiben geht hervor, daß es de-Obrigkeit Jenas soll ersucht werden, sich nicht nur Stimmen für den Bau dieser Bahn dieser Eisenbahn-Angelegenheit kräftigst gab. Deshalb wurde die Stadt gebeten, sich anzunehmen ..." /3/ Der Buchhändler Fried öffentlich zu dem Projekt zu bekennen und rich Frommann wurde beauftragt, den Ge die Vorarbeiten finanziell zu unterstützen, um meinderat darüber zu informieren. Bereits damit „das Zustandekommen dieses patrioti am 7. September 1855 faßte der Gemeinde schen Unternehmens zu fördern." /2/ Am 20. rat den Beschluß, die Großherzogliche Re August 1852 teilte der Gemeinderat mit, daß gierung in Weimar für dieses Vorhaben zu er die Bestrebungen des Komitees unterstüt gewinnen, sich mit den anderen beteiligten zen wird. Allein aus den bereits genannten Gemeindebehörden in Verbindung zu set Gründen kam auch dieses Projekt nicht zum zen und die Bildung eines provisorischen Tragen. Einige Zeit versuchte das Komitee Komitees zu veranlassen. noch, diesen Plan zu verwirklichen, löste sich Am 10. September fand, initiiert durch den aber Ende 1853 auf. Gemeinderat, eine Versammlung statt, in der Kaufmann Gerstung, Oberbürgermeister Statt für die Saalbahn - ein solcher Plan Börner, Kaufmann Carl, Prof. Kieser und der sollte etwa 10 Jahre ruhen - trat man nun für Buchhändler F. J. Frommann in das „proviso eine Verbindung von Weimar über Jena, Ge rische Comite der Gößnitz -Jena -Weimari ra und Ronneburg an die am 9. September schen Eisenbahn" gewählt wurden. Dieses 1845 eröffnete Sächsisch-Bayerische Eisen ernannte Prof. Kieser zu ihrem Vorsitzenden. bahn (Leipzig - Altenburg - Gößnitz - Zwik In ihrer ersten Sitzung am 11. September kau) bei Gößnitz ein. Der Weg der Kohle 1855 baten sie noch weitere zehn Bürger, in Sachsens nach Thüringen sollte damit ver diesem Komitee mitzuarbeiten. Dafür konn kürzt werden. Erstmalig wird hier von dem ten unter anderem Bauinspektor Botz, Prof. Projekt einer Eisenbahnstrecke gesprochen, Schleiden und Kaufmann Schäfer gewonnen die von Weimar über Jena hinaus nach Gera werden. Bereits am 14. September wurde ein führen sollte. Bericht, verbunden mit der Bitte um Unter Dafür trat eine Bürgerversammlung ein, die stützung, an die Großherzogliche Regierung am 30. August 1855 im „Deutschen Haus" in nach Weimar gesandt. In Weimar verhielt Jena stattfand. Anlaß für diese Zusammen man sich zunächst zurückhaltend, versprach kunft waren Bestrebungen, eine Bahn von aber, mit den Nachbarstaaten in Verhandlun Gera über Zeitz nach Weißenfels oder von gen zu treten. Auf Grund der Bedeutung die Gera über Eisenberg nach Naumburg bzw. ser Strecke für Sachsen-Weimar werde man von Gera in Richtung Bayern zu bauen. Man dieses Projekt „im Auge" behalten. Das Ko befürchtete, daß es schwierig werde, nach mitee wurde aufgefordert, weitere Feststel Vollendung der genannten Bahnen einen Ei lungen zu treffen, ,,ob die Ausführung des senbahnanschluß für Jena zu erhalten. zu Projektes über die Grenzen der lokalen Inter gleich wurde der Standpunkt vertreten, daß essen hinaus durch das Bedürfnis des allge eine Eisenbahn von Weimar über Jena -Ro meinen und größeren Verkehrs geboten er da (Stadtroda) -Münchenbernsdorf nach Ge scheint." /4/ ra - Gößnitz die günstigste wäre. Diese Li In der folgenden Zeit entfaltete das Komitee nienführung würde sowohl im Interesse von erhebliche Aktivitäten. Es wurden die Stadt- 8