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Die dunkle Arena PDF

335 Pages·1986·1.42 MB·German
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Mario Puzo Die dunkle Arena scanned by AnyBody corrected by khap Packender Roman (cid:252)ber Schmuggel und Korruption im Nachkriegsdeutschland. Walter Mosca, ehemaliger US-Army-Offizier, ger(cid:228)t ins Dickicht dunkler Gesch(cid:228)fte, als seine schwangere deutsche Geliebte dringend Penizillin ben(cid:246)tigt. ISBN 3-453-01121-X Originalausgabe The Dark Arena Deutsche (cid:220)bersetzung von Hans E. Hausner 1983, Wilhelm Heyne Verlag Umschlagfoto: Manfred Schmatz, M(cid:252)nchen Umschlaggestaltung: Atelier Heinrichs, M(cid:252)nchen Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!! Backcover Er wollte alles - Geld, Frauen, Macht. Vor allem Macht. Walter Mosca ist in einem menschlichen Dschungel aufgewachsen, wo Kraft und St(cid:228)rke die einzige Tugend sind. Er hat die Spielregeln von Verrat und Loyalit(cid:228)t, von Gewalt und List gr(cid:252)ndlich gelernt. Und nun geht er daran das Gelernte in die Tat umzusetzen... Als Offizier der US Army aus dem Zweiten Weltkrieg nach Amerika zur(cid:252)ckgekehrt, mu(cid:223) Walter Mosca schnell einsehen, da(cid:223) er seiner alten Heimat l(cid:228)ngst entfremdet ist. Entt(cid:228)uscht meldet er sich zu den Besatzungstruppen nach Deutschland zur(cid:252)ck, wo seine Geliebte Hella auf ihn wartet, eine schmale blonde Deutsche, zu der sich der amerikanische Offizier im ehemaligen Feindesland noch immer hingezogen f(cid:252)hlt. Nachkriegsdeutschland: eine Welt r(cid:252)cksichtsloser M(cid:228)nner und Frauen, eine Welt nackter Gewalt, au(cid:223)erhalb von Recht und Gesetz. (cid:220)berall Zerst(cid:246)rung, Korruption, Schwarzmarkt und Schmuggel. Auch Mosca ger(cid:228)t in das Dickicht dunkler Gesch(cid:228)fte. Bis eines Tages Hella, die ein Kind von ihm erwartet und nur noch durch Penicillin gerettet werden kann, skrupellosen Schmugglern zum Opfer f(cid:228)llt. Als sie stirbt, kennt er nur noch einen Gedanken: Rache. Gott helfe allen, die sich Walter Mosca in den Weg stellen... (cid:155)V(cid:228)ter und Lehrer, ich frage mich: (cid:155)Was ist die H(cid:246)lle?(cid:139) Es ist, so behaupte ich, das Leiden jener, die au(cid:223)erstande sind zu lieben.(cid:139) (cid:155)Oh, es gibt solche, die trotz ihres Wissens um die absolute Wahrheit und trotz der Betrachtung, die sie dar(cid:252)ber angestellt haben, auch noch in der H(cid:246)lle von Leidenschaft und Stolz erf(cid:252)llt sind; es gibt einige Furchtsame, die sich Satan und seinem stolzen Geist g(cid:228)nzlich hingegeben haben. F(cid:252)r sie ist die H(cid:246)lle freiwillig und auf ewige Zeiten verzehrend; ihre eigene Wahl peinigt sie. Denn sie haben sich verflucht, haben Gott und das Leben verflucht. Sie leben von ihrem rachs(cid:252)chtigen Stolz wie ein Verdurstender in der W(cid:252)ste davon lebt, da(cid:223) er sein eigenes Blut aus dem K(cid:246)rper saugt. Aber sie sind nie zufrieden, lehnen Verzeihung ab und verfluchen Gott, der sie ruft. Den lebendigen Gott ohne Ha(cid:223) anzusehen ist ihnen unm(cid:246)glich, und sie verlangen, der Gott des Lebens m(cid:252)sse vernichtet werden, Gott m(cid:252)sse sich und seine Sch(cid:246)pfung zerst(cid:246)ren. F(cid:252)r alle Zeiten werden sie im Feuer ihres eigenen Zornes brennen und Tod und Vernichtung herbeisehnen. Den Tod aber werden sie nicht erlangen...(cid:139) Die Br(cid:252)der Karamasow FJODOR DOSTOJEWSKI -3- 1 Walter Mosca f(cid:252)hlte die Erregung und die letzte, (cid:252)berw(cid:228)ltigende Einsamkeit vor seiner Heimkehr. Er dachte zur(cid:252)ck an die wenigen Ruinen in den Pariser Vorst(cid:228)dten und an vertraute Wahrzeichen. Jetzt, am Ende seiner Reise, konnte er es kaum erwarten, ans Ziel zu kommen, die zerst(cid:246)rte Stadt zu erreichen, von der er geglaubt hatte, da(cid:223) er sie nie wiedersehen w(cid:252)rde. Die Wahrzeichen, die den Weg nach Deutschland wiesen, waren ihm vertrauter als die seines eigenen Landes, seiner eigenen Heimatstadt. Der Zug brauste dahin. Es war ein Truppentransport mit Verst(cid:228)rkungen f(cid:252)r die Frankfurter Garnison, aber der halbe Waggon war von Zivilbeamten besetzt, die man in den Staaten angeworben hatte. Mosca fa(cid:223)te an seine seidene Krawatte und l(cid:228)chelte. Sie war ihm ungewohnt. Bei den GIs am anderen Ende w(cid:252)rde er sich wohler f(cid:252)hlen, und so, dachte er, empfanden zweifellos auch die meisten der etwa zwanzig Zivilisten, die mit ihm unterwegs waren. An beiden Enden des Waggons brannte ein mattes Licht. Die Fenster waren mit Brettern verschlagen, so als sollten die Fahrg(cid:228)ste nichts von den riesigen Ruinenfeldern sehen, die sich zu beiden Seiten der Strecke ausbreiteten. Die Sitze waren lange Holzb(cid:228)nke, die nur einen schmalen Durchgang freilie(cid:223)en. Mosca streckte sich auf einer Bank aus und legte sich die kleine, blaue Reisetasche als Kissen unter den Kopf. Im matten Licht konnte er die anderen Zivilisten kaum erkennen. Sie waren alle mit demselben Truppentransportschiff gereist. So wie er schienen es alle anderen kaum erwarten zu k(cid:246)nnen, nach Frankfurt zu kommen. Sie redeten laut, um sich im Dr(cid:246)hnen des Zuges verst(cid:228)ndlich zu machen, und Mosca h(cid:246)rte, wie Mr. Geralds Stimme die anderen noch (cid:252)bert(cid:246)nte. Mr. Gerald -4- war der rangh(cid:246)chste Zivilbeamte. In seinem Gep(cid:228)ck f(cid:252)hrte er einen Satz Golfschl(cid:228)ger mit sich, und auf dem Schiff hatte er alle Welt wissen lassen, da(cid:223) sein Dienstgrad als Zivilbeamter dem Rang eines Obersten entsprach. Mr. Gerald war fr(cid:246)hlich und vergn(cid:252)gt, und Mosca sah ihn vor sich, wie er auf den Ruinen einer Stadt Golf spielte, wobei er die plattgedr(cid:252)ckten, dem Erdboden gleichgemachten Stra(cid:223)en als Spielbahn und runde Schutth(cid:252)gel als Gr(cid:252)n ben(cid:252)tzte und mit dem Putter den Ball sorgf(cid:228)ltig in einen verwesenden Sch(cid:228)del trieb. Der Zug passierte einen kleinen Bahnhof, wobei er seine Geschwindigkeit verringerte. Es war Nacht und sehr dunkel im Waggon. Mosca d(cid:246)ste vor sich hin, und die Stimmen der anderen drangen nur undeutlich an sein Ohr. Doch als der Zug wieder schneller wurde, war Mosca pl(cid:246)tzlich hellwach. Die Zivilisten unterhielten sich jetzt ein wenig ruhiger, und Mosca setzte sich auf und richtete seine Blicke auf die Soldaten am anderen Ende des Waggons. Manche schliefen auf den langen B(cid:228)nken, aber er sah auch um drei Gruppen von Kartenspielern drei Lichtkreise, die diesen Teil des Waggons in einen freundlichen Schimmer tauchten. Er empfand eine leise Sehnsucht nach dem Leben, das er so lang gef(cid:252)hrt und nun vor einigen Monaten aufgegeben hatte. Beim Schein der Kerzen konnte er sehen, wie sie aus ihren Feldflaschen tranken - gewi(cid:223) kein Wasser, das war ihm klar -, ihre Verpflegungspackungen aufrissen und Schokolade knabberten. Ein GI war immer auf alles vorbereitet, dachte Mosca und grinste. Decken auf dem R(cid:252)cken, Kerzen in seinem Tornister, Wasser oder etwas Besseres in seiner Feldflasche, und immer einen (cid:220)berzieher in der Brieftasche. Immer vorbereitet f(cid:252)r Gl(cid:252)cksf(cid:228)lle und andere. Abermals streckte Mosca sich auf der Bank aus und versuchte zu schlafen. Aber sein K(cid:246)rper war ebenso steif und unnachgiebig wie das harte Holz unter ihm. Der Zug fuhr jetzt sehr schnell. Er sah auf die Uhr. Es war fast Mitternacht und -5- noch gute acht Stunden bis Frankfurt. Er setzte sich auf, nahm eine Flasche aus der kleinen, blauen Tasche, st(cid:252)tzte den Kopf gegen das verschalte Fenster und trank, bis sein K(cid:246)rper sich ein wenig entspannte. Er mu(cid:223)te eingeschlafen sein, denn als er wieder zum anderen Ende des Wagens hinuntersah, entdeckte er nur noch einen Lichtkreis; aber in der Dunkelheit hinter ihm konnte er immer noch die Stimmen Mr. Geralds und einiger anderer Zivilisten h(cid:246)ren. Sie mu(cid:223)ten wohl getrunken haben, denn Mr. Geralds Stimme klang g(cid:246)nnerhaft und herablassend; er sprach prahlerisch von der ihm zufallenden Machtf(cid:252)lle und wie er ein gut funktionierendes Papierimperium errichten w(cid:252)rde. Zwei Kerzen l(cid:246)sten sich aus dem Lichtkreis am anderen Ende des Wagens, und ihr flackerndes Licht kam unruhig schwankend den Gang entlang. Mosca fuhr j(cid:228)h auf. Der Gesichtsausdruck des GI mit den Kerzen war von b(cid:246)sartigem und stumpfsinnigem Ha(cid:223) gepr(cid:228)gt. Der helle, gelbe Schein der Kerzen f(cid:228)rbte das schon vom Trunk ger(cid:246)tete Gesicht noch dunkler und verlieh den finster blickenden Augen einen gef(cid:228)hrlichen, gef(cid:252)hllosen Ausdruck. »He, Sch(cid:252)tze«, h(cid:246)rte er Mr. Geralds Stimme, »k(cid:246)nnten Sie uns nicht eine Kerze (cid:252)berlassen?« Gehorsam stellte der Mann die Kerze in der N(cid:228)he von Mr. Gerald und der Gruppe von Zivilbeamten nieder, und sogleich hoben sich die Stimmen, so als ob ihnen das flackernde Licht Mut gemacht h(cid:228)tte. Sie versuchten den GI in ihr Gespr(cid:228)ch miteinzubeziehen, aber er, die Kerzen auf der Bank, sein eigenes Gesicht im Dunkel, antwortete nicht auf ihre Fragen. Sie verga(cid:223)en ihn wieder und sprachen (cid:252)ber andere Dinge; nur einmal lehnte Mr. Gerald sich ins Licht vor, so als ob er zeigen wollte, da(cid:223) man ihm vertrauen k(cid:246)nne, und sagte etwas herablassend, wenn auch freundlich zu dem GI: »Wir waren ja alle in der Armee, wissen Sie?« Und dann mit einem Lachen zu den anderen: »Das haben wir ja nun Gott sei Dank hinter uns.« -6- »Seien Sie nicht so sicher«, meinte einer der Zivilisten, »die Russen sind auch noch da.« Wieder verga(cid:223)en sie den GI, als dieser pl(cid:246)tzlich, ihrer aller Stimmen und auch das Dr(cid:246)hnen des Zuges (cid:252)bert(cid:246)nend, der so sinnlos durch die Nacht brauste, mit der Anma(cid:223)ung des Betrunkenen, laut, wie in Panik, schrie: »Haltet eure Fressen, haltet eure Fressen, quatscht nicht so viel, haltet eure verdammten Fressen!« Es folgte ein Augenblick (cid:252)berraschter, verlegener Stille, und dann beugte Mr. Gerald sich abermals vor und sagte ruhig zu dem GI: »Gehen Sie doch wieder zu Ihren Freunden zur(cid:252)ck, Mann.« Der GI antwortete nicht, und Mr. Gerald setzte sein Gespr(cid:228)ch an dem Punkt fort, wo er unterbrochen worden war. Pl(cid:246)tzlich verstummte er und erhob sich. Im flackernden Licht der Kerzen stand er da und sagte ruhig, gar nicht aufgeregt, aber auf erschreckende Weise ungl(cid:228)ubig: »Mein Gott, ich bin verletzt. Der Sch(cid:252)tze hat mich verwundet.« Mosca setzte sich auf, und andere dunkle Gestalten erhoben sich von den B(cid:228)nken. Einer streifte an eine Kerze an, und sie fiel zu Boden. Mr. Gerald, immer noch aufrecht, aber nicht mehr so deutlich, sagte mit entsetzter Stimme: »Der Sch(cid:252)tze hat mich gestochen.« Dann fiel er aus dem Licht in die Dunkelheit seiner Bank zur(cid:252)ck. Zwei M(cid:228)nner vom anderen Ende des Wagens kamen den Gang heruntergeeilt. Beim Schein der Kerzen, die sie trugen, sah Mosca das Glitzern ihrer Offiziersrangabzeichen. »Der Sch(cid:252)tze hat mich gestochen, der Sch(cid:252)tze hat mich gestochen«, wiederholte Mr. Gerald immer wieder. Er hatte seinen Schrecken (cid:252)berwunden; es klang erstaunt, (cid:252)berrascht. Mosca konnte ihn aufrecht auf seiner Bank sitzen sehen und sah dann auch, im vollen Licht der drei Kerzen, den Ri(cid:223) im Hosenbein hoch oben am Schenkel und das Blut, das daraus hervorquoll. Seine Kerze ganz nahe daranhaltend, beugte sich -7- der Leutnant (cid:252)ber ihn und erteilte dem Soldaten, der ihn begleitete, einen Befehl. Der Soldat lief ans andere Ende des Wagens hinunter und kam mit Decken und einem Verbandp(cid:228)ckchen zur(cid:252)ck. Sie breiteten die Decken auf dem Boden aus und forderten Mr. Gerald auf, sich niederzulegen. Der Soldat wollte das Hosenbein aufschneiden, aber Mr. Gerald sagte: »Nein, rollen Sie es auf; ich kann es flicken lassen.« Der Leutnant besah sich die Wunde. »Keine ernste Sache«, erkl(cid:228)rte der Leutnant. »Decken Sie ihn zu.« Weder sein junges, ausdrucksloses Gesicht noch seine Stimme verrieten Mitgef(cid:252)hl; nur unpers(cid:246)nliche Freundlichkeit. »Am Bahnhof in Frankfurt wird ein Krankenwagen bereitstehen. F(cid:252)r alle F(cid:228)lle. In der n(cid:228)chsten Station telegrafiere ich.« Dann wandte er sich an die anderen und fragte: »Wo ist er?« Der betrunkene GI war verschwunden; in die Finsternis sp(cid:228)hend sah Mosca eine Gestalt, die in einer Ecke der Bank vor ihm kauerte. Er sagte nichts. Der Leutnant ging ans andere Wagenende und kam mit seinem Pistoleng(cid:252)rtel zur(cid:252)ck. Er lie(cid:223) den Strahl seiner Taschenlampe im Wagen herumtanzen, bis er die Gestalt sah. Er stie(cid:223) den Mann mit der Taschenlampe an - gleichzeitig zog er seine Pistole und hielt sie hinter dem R(cid:252)cken versteckt. Der GI r(cid:252)hrte sich nicht. Der Leutnant gab ihm einen derben Sto(cid:223). »Stehen Sie auf, Mulrooney!« Der GI (cid:246)ffnete die Augen, und als Mosca das ausdruckslose, st(cid:246)rrische, tierische Glotzen sah, empfand er Mitleid. Der Leutnant belie(cid:223) den Strahl seiner Taschenlampe in den Augen des Mannes; er blendete ihn. Er befahl Mulrooney aufzustehen. Als er sah, da(cid:223) seine H(cid:228)nde leer waren, steckte er seine Pistole wieder in den Halfter. Mit einem derben Schubs drehte er den GI herum und durchsuchte ihn. Als er nichts fand, lie(cid:223) er das Licht der Lampe auf die Bank fallen. Mosca sah das -8- blutige Messer. Der Leutnant hob es auf und schob den GI vor sich hin ans andere Ende des Wagens. Der Zug verringerte seine Geschwindigkeit und kam allm(cid:228)hlich zum Stehen. Mosca ging ans Ende des Wagens, (cid:246)ffnete die T(cid:252)r und blickte hinaus. Er sah den Leutnant zum Bahnhof gehen, um zu telegrafieren; sonst stieg niemand aus. Mosca ging zu seiner Bank zur(cid:252)ck. Mr. Geralds Freunde beugten sich (cid:252)ber ihn und beruhigten ihn, und Mr. Gerald sagte ungeduldig: »Ich wei(cid:223), es ist nur ein Kratzer, aber warum hat er das gemacht? Warum macht er so etwas Verr(cid:252)cktes?« Und als der Leutnant in den Wagen zur(cid:252)ckkam und ihnen mitteilte, da(cid:223) in Frankfurt ein Krankenwagen warten w(cid:252)rde, versicherte Mr. Gerald ihm: »Glauben Sie mir, Leutnant, ich habe nichts getan, um ihn zu provozieren. Sie k(cid:246)nnen meine Freunde fragen. Ich habe nichts getan, (cid:252)berhaupt nichts, was ihn dazu h(cid:228)tte veranlassen k(cid:246)nnen.« »Der Mann ist verr(cid:252)ckt, das ist alles«, erwiderte der Leutnant. Und f(cid:252)gte hinzu: »Sie haben Gl(cid:252)ck gehabt, Sir; wie ich Mulrooney kenne, hatte er es auf Ihre Eier abgesehen.« Dies schien alle Welt aufzumuntern und anzuregen, so als ob die Ernsthaftigkeit des Vorhabens dem Geschehen selbst gr(cid:246)(cid:223)ere Bedeutung verleihen w(cid:252)rde, als ob der Stich in Mr. Geralds Schenkel nun zu einer schwereren Verwundung geworden w(cid:228)re. Der Leutnant brachte sein zusammengerolltes Bettzeug und schob es Mr. Gerald als Kissen unter. »Sie haben mir, ohne es zu wollen, einen Gefallen getan, Sir. Seit Mulrooney in meinen Zug gekommen ist, habe ich versucht, ihn loszuwerden. F(cid:252)r ein paar Jahre sind wir jetzt vor ihm sicher.« Mosca konnte nicht schlafen. Der Zug hatte zu fahren begonnen, und Mosca ging abermals zur T(cid:252)r, lehnte sich dagegen und blickte auf die dunkle, schattenhafte Landschaft hinaus. Er erinnerte sich an die gleiche oder fast gleiche Gegend, die nur so langsam vorbeizog, wenn man auf einem -9- Lastwagen oder einem Panzer sa(cid:223), marschierte oder (cid:252)ber den Boden kroch. Er h(cid:228)tte nie geglaubt, da(cid:223) er dieses Land je wiedersehen w(cid:252)rde, und er fragte sich jetzt, warum alles so danebengegangen war. Er hatte so lange davon getr(cid:228)umt, in die Heimat zur(cid:252)ckzukehren, und nun war er wieder weit fort. Hier im dunklen Zug dachte er zur(cid:252)ck an die erste Nacht seiner Heimkehr. Auf dem gro(cid:223)en, breiten Klebestreifen an der T(cid:252)r stand Willkommen daheim, Walter, und Mosca bemerkte, da(cid:223) (cid:228)hnliche Streifen mit anderen Namen auch an zwei anderen Wohnungst(cid:252)ren klebten. Das erste, was er sah, als er in die Wohnung kam, war das Bild von ihm selbst, aufgenommen kurz bevor er eingeschifft worden war. Dann dr(cid:228)ngten sich Mutter und Gloria um ihn, und Alf sch(cid:252)ttelte ihm die Hand. Sie standen alle um ihn herum, und dann folgte ein Augenblick verlegenes Schweigen. »Du bist (cid:228)lter geworden«, bemerkte seine Mutter, und alle lachten. »Nein, ich meine, mehr als drei Jahre (cid:228)lter.« »Er hat sich nicht ver(cid:228)ndert«, meinte Gloria. »Er hat sich (cid:252)berhaupt nicht ver(cid:228)ndert.« »Der Held kehrt in die Heimat zur(cid:252)ck«, sagte Alf. »Seht euch die vielen Ordensb(cid:228)nder an. Warst du so besonders tapfer?« »Das (cid:252)bliche«, antwortete Mosca. »Die meisten Armeehelferinnen haben die gleichen B(cid:228)nder.« Er zog seine Jacke aus, und seine Mutter nahm sie ihm ab. Alf ging in die K(cid:252)che und kam mit einem Tablett voll Drinks zur(cid:252)ck. »Mensch«, sagte Mosca (cid:252)berrascht, »ich dachte, du h(cid:228)ttest ein Bein verloren.« Mutter hatte ihm (cid:252)ber Alf geschrieben; er hatte es ganz vergessen. Aber sein Bruder hatte offenbar auf diesen Augenblick gewartet. Er zog sein Hosenbein hoch. »Sehr h(cid:252)bsch«, sagte Mosca. »Pech gehabt, Alf.« -10-

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