Christine Morgenroth Die dritte Chance Christine Morgenroth Die dritte Chance Therapie und Gesundung von jugendlichen Drogenabhängigen Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. . 1. Auflage 2010 Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2010 Lektorat: Kea S. Brahms VS Verlag für Sozialwissenschaften ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werkeinschließlichallerseiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohneZustimmungdes Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesond ere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-531-17504-1 Für Philip und Leonore, meine Jugend-Experten Inhalt Inhalt 50 Vorbemerkung und Danksagungen 11 1 Drogenabhängigkeit und Sozialforschung – Worum es hier geht 13 1.1 Einführung: Problemaufriss zur Situation jugendlicher Drogenabhängiger 13 1.2 Geschichte dieser Evaluationsstudie 22 1.3 Wer sind diese Jugendlichen? 26 1.4 Über die Notwendigkeit einer intersubjektiven Wende in der Qualitativen Sozialforschung 37 2 Tiefenhermeneutik und szenisches Verstehen im Forschungsprozess 45 2.1 Die konkreten Forschungsschritte und methodischen Besonderheiten der vorliegenden Untersuchung 45 2.2 Sprachspiele und individuelle Entwicklung 49 2.3 Wie kann Sprachlosigkeit sprachlich analysiert werden? 54 2.4 Evidenzerlebnisse zur Ergebnissicherung 56 2.5 Szenisches Verstehen als Gegen-Übertragungsanalyse: Über die Gewalt des traumatischen Materials 59 2.6 Betrachtung der Befunde unter der Perspektive positiver Entwicklungsfortschritte 65 2.7 Was war nötig, um diese Entwicklung zu ermöglichen? 67 2.8 Fazit 70 3 Adoleszenz – die zweite Individuation 73 3.1 Maria – die Kindheitsgeschichte einer Drogenabhängigen 76 3.2 Phasen der Adoleszenz und typische Entwicklungsverläufe 81 3.3 Marias Veränderungsprozess nach der Therapie 87 3.4 Differenzierung macht Geschlecht. Die Entwicklungsaufgaben in der weiblichen Adoleszenz 94 3.5 Fazit 99 8 Inhalt 4 Teufelskreise der Abhängigkeit 101 4.1 Die Entwicklungsaufgaben der männlichen Adoleszenz 103 4.2 Alexander – eine Kindheit ohne Vater 106 4.3 Der abwesende Vater in seiner emotionalen Bedeutung 108 4.4 Therapieerfahrungen und Erfolge 112 4.5 Zukunft und verändertes Selbstbild 114 4.6 Die süchtige Suche – Psychodynamik der Abhängigkeit 116 4.7 Symbolbildung und Interaktionskonstellationen 124 4.8 Versuch einer Systematisierung: Intersubjektivität und Symbolbildung 126 5 Suchtkranke Eltern, drogenabhängige Jugendliche 135 5.1 Intergenerative Prozesse 135 5.2 Heimliche Regeln und wiederholte Muster 138 5.3 Rollenzuschreibungen für Kinder in Suchtfamilien 140 5.4 Omar – das Maskottchen der Junkie-Mutter 145 5.5 Selbstbilder und Zukunftsvorstellungen 151 5.6 Bedeutung der Rückfälle 155 5.7 „...dass ich ein Heimkind bin, sowas Abgestempeltes“ 158 5.8 Männliche Geschlechtsidentität 162 6 Adoleszenz, Traumatisierung und Traumatransmission 169 6.1 Monotraumatisierungen in der Folge früher Beziehungsdefizite 172 6.2 Traumatransmission und transgenerationelle Schädigungen 183 6.3 Amelie – Vom Junkie zur Künstlerin 190 6.3.1 Eigene Lebensräume und kontrollierter Alkoholkonsum 194 6.3.2 Die Beziehung zur Mutter: von Familiengeheimnissen belastet 196 6.4 Familientherapie als notwendiger Schritt zur Unterbrechung intergenerativer Zirkel 203 6.5 Therapiebasierte Elternschule 206 7 Therapie-Erfahrungen: Bindungsfähigkeit entwickeln 209 7.1 Ein beispielhafter therapeutischer Ansatz in der Arbeit mit suchtkranken Jugendlichen: Teen Spirit Island 209 7.2 Wendepunkte (1): Mühsamer Weg zur Therapieentscheidung 217 7.3 Therapieerfahrungen auf Teen Spirit Island im Spiegel der Selbstzeugnisse 225 Inhalt 9 7.3.1 Beschreibung von Abläufen im stationären Setting 226 7.3.2 Enge Bindung an den Therapeuten in Einzeltherapie 229 7.3.3 Kritische (Ent-)Wertungen 236 7.3.4 Rückfall – eine paradoxe Therapieressource: „Nie wieder so was anfassen“ 239 7.3.5 Therapeutische Bedeutung der Gruppenerfahrung 248 7.4 Wendepunkte (2): „Klick“: gemeinsame Sprache, neue Sprachspiele 255 8 Aggression und Beziehungs(-un)fähigkeit 261 8.1 Aggression und Autoaggression in der Adoleszenz 261 8.2 Aggression und selbstverletzendes Verhalten bei Mädchen 268 8.3 Gewalthandeln von Jungen und zuvor erfahrene Aggression 274 8.4 Aggressionsbedingte Probleme in der therapeutischen Beziehung 277 8.5 Alternatives Krisenmanagement und Symptomkontrolle 283 8.6 Wendepunkte (3): „Das Kochen ist total genial“ 290 8.7 Kinderwunsch und Beziehungssehnsucht 293 8.8 Individuelle Genesungsschritte 295 9 Gewebeartige Persönlichkeitsbildung: Intersubjektivität in der Forschungsbeziehung 299 9.1 Störungen in der wissenschaftlichen Arbeit – Reaktive Enactments? 304 9.2 Projektive Identifizierung – Verwicklung in die Inszenierung 308 9.3 Das Interview als Übernahme emotionaler Muster 314 9.4 Das Konzept der intersubjektiven Triangulierung 317 9.5 Beziehungsqualität in der Forschungsdimension: Das Interview als Katharsis 319 9.6 Fazit: Welcher Erkenntnisgewinn ergibt sich daraus? 323 10 Die dritte Chance wird genutzt: Glanzvolle Erfolge und beachtliche Fortschritte im biografischen Verlauf 327 10.1 Was ist aus den Jugendlichen geworden, wie ging es weiter? 329 10.2 Was brauchen drogenabhängige Jugendliche, um zu gesunden? 341 10.2.1 Eigene Motivation 343 10.2.2 Entgiftung 344 10.2.3 Individuelle Psychotherapie 344 10 Inhalt 10.2.4 Gruppentherapie und Gruppe als Container 349 10.2.5 Therapiestation als Lebensgemeinschaft 350 10.2.6 Bereitschaft der Eltern, die Therapie zu unterstützen 352 10.2.7 Therapiestation in haltender Funktion 353 10.2.8 Wachsende Kontinuität in der biografischen Entwicklung 354 10.3 Der Versuchung widerstehen lernen 355 10.3.1 Rückkehr in eine süchtige Gesellschaft 355 10.3.2 „Komm, lass mal was verändern!“ 357 Literatur 363 Vorbemerkung und Danksagungen Diese Untersuchung beschäftigt sich mit einem verstörenden Thema. Das Schick- sal von Jugendlichen, die bereits als Kinder eine Drogen- oder Substanzabhän- gigkeit entwickeln, ist ihr Ausgangspunkt; die Frage, was aus ihnen wird, nach- dem sie sich einer intensiven, monatelangen Behandlung unterzogen haben, das eigentliche Untersuchungsinteresse. Dieses Thema lässt niemanden unberührt. Es erzeugt Betroffenheit, die zu sachlichem Engagement werden muss; es benötigt eine hohe Bereitschaft, sich auch emotional einzulassen und dennoch um die erforderliche professionelle Distanz zu ringen – das führt zu einer Vielzahl von Umwegen, ja sogar zu Irrwegen, die aufgeklärt und konstruktiv gewendet wer- den müssen. Ein langer Atem und Geduld sind erforderlich, um diese kontinuier- liche Forschung zu verwirklichen. Das macht neben professionellem Interesse auch ein hohes Maß an emotionaler Beteiligung, an Herzblut notwendig. Eine solche Untersuchung käme nicht ohne die Mitwirkung vieler Menschen zustan- de, für deren Beteiligung ich sehr dankbar bin. An erster Stelle stehen natürlich die 18 Jugendlichen, die im Folgenden nur mit ihren zum Teil selbst gewählten anonymen Nicknames erscheinen. Ohne ihre Bereitschaft zu mehrfachen intensiven Gesprächen wäre gar nichts zustande gekommen. Ich hoffe, dass ich ihnen gerecht werden konnte und danke ihnen sehr für das Vertrauen. Der Kinderklinik auf der Bult in Hannover, insbesondere dem Chefarzt Christian Schnetzer, den Oberärzten von Teen Spirit Island, zunächst Edelhart Thoms, dann Christoph Möller und vor allem der Diplompsychologin der Station aus den ersten Jahren, Betina Schumann, schulde ich Dank für die Bereitschaft, uns den Zugang zur Station zu ermöglichen. Frau Schumann war zudem feder- führend in der Herstellung der ersten Kontakte zu den Jugendlichen, was vieles erleichtert hat. Der Vielzahl von Student/innen der Universität Hannover, die sich zum Teil über Jahre an das Projekt „Jugend und Rausch“ gebunden haben, danke ich für ihre Ausdauer und intensive Mitarbeit in der Interviewphase und in den Inter- pretationsgruppen. Viele haben ausgezeichnete Fallrekonstruktionen im Rahmen 12 Vorbemerkung und Danksagungen ihrer wissenschaftlichen Abschlussarbeiten geschrieben. Sie erscheinen im Text namentlich, im Kontext der jeweiligen Fallstudien. Den Kolleg/innen der „International research group for psychosocietal ana- lysis“ danke ich für das Engagement in vielen Interpretationssitzungen im Rah- men unserer jährlichen Treffen in Dubrovnik. Ihnen, namentlich Kirsten Weber und Henning Salling Olesen, Thomas Leithäuser und Birgit Volmerg, Mechthild Bereswill, Wendy Hollway und Lynn Froggett sowie Peter Redman, verdanke ich wertvolle Anregungen. Frau Anja Meyerrose danke ich für intensive Schreibarbeiten, die ihr manchmal wegen der bedrückenden Sachverhalte nicht leichtgefallen sind. Almut Koesling verdankt das Manuskript durch ihr vorzügliches Lektorat den letzten Schliff, sie hat ihm zu seiner jetzigen Form verholfen. Oskar Negt danke ich von Herzen für seine über die Jahre anhaltende Ermu- tigung – er hat als ebenso geduldiger wie kundig-kritischer Erstleser viel zur Qualität des Manuskriptes beigetragen. Hannover, im März 2010 Christine Morgenroth