© Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Denisia 13 | 17.09.2004 | 463-471 Die Dirofilariose des Menschen - Epidemiologie und Nosologie einer gar nicht so seltenen Parasitose in Österreich 1 (Nematoda, Spirurida, Onchocercidae) H. AUER Abstract: Human dirofilariosis - epidemiology and nosology of a not too rare parasitosis in Austria (Nematoda, Spirurida, Onchocercidae). — Human dirofilarioses are mainly induced by two species, Dirofikria (Nochriella) rej>ens RAILLIET & HENRY 1911, the causing organism of (sub)cutaneous dirofilariosis, and Dirofikria (D.) immitis RAILLIET & HENRY 1911, the causative organism of pulmonal dirofilariosis. Although both Dirofilaria species do not occur in Austria autochthonously, 12 cases of (sub)cutaneous dirofilariosis have been diagnosed (by histological-parasitolog- ical methods) in Austria between 1981 and 2000. In addition, 19 human cases of suspected D. repens and three hu- man cases of suspected D. immitis infestations have been registered during the last years; the suspicion is based on clinical, anamnestic and parasitological-serological data. The present paper tries to give a synoptic overview on the biology, prevalence and geographic distribution of the parasites, on the clinical spectrum as well as on the diagnos- tic, therapeutic and prophylactic features of human dirofilariosis. Key words: Dirofikria repens, D. immitis, (sub)cutaneous dirofilariosis, pulmonal dirofilariosis. 1. Einleitung das Genus Dirofilaria und ordneten sowohl D. immitis als auch D. repens dieser Gattung zu. 30 Jahre später wiesen Unter dem Terminus „Dirofilariosen" werden jene FAUST et al. (1941) in der Vena cava inferior einer weib- Wurmkrankheiten (Helminthozoonosen) zusammenge- lichen Leiche in New Orleans einen 12 cm langen Wurm fasst, die durch Nematodenspezies des Genus Dirofilaria nach, den sie als Dirofilaria lousianensis bezeichneten. hervorgerufen und durch Stechmücken (Culicidae) von FAUST (1957) vermutete indes, dass D. busianensis und Haus- und Wildkarnivoren auf den Menschen übertra- D. immitis dieselbe Spezies darstellten. Die erste Be- gen werden. Beim Menschen wurden bis heute insgesamt schreibung einer pulmonalen Dirofilariose erfolgte im fünf Dirofilaria- Arten als Erreger von zwei Krankheitsbil- Jahre 1954 durch MOORE (1954), der den Nematoden dern, der (sub)kutanen Dirofilariose und der pulmonalen allerdings dem Genus Ascaris zuschrieb; BEAVER & ORI- Dirofilariose, beschrieben (Tab. 1). Die (sub)kutane Di- HEL (1965) reklassifizierten den Parasiten jedoch als D. rofilariose wird vor allem durch D. repens RAILLIET & immitis. Die erste wirkliche Beschreibung einer pulmona- HENRY 1911 hervorgerufen, D. immitis RAILLIET & HEN- len Dirofilariose durch D. immitis erfolgte erst im Jahre RY 1911 stellt den wichtigsten Erreger der pulmonalen 1961 (DASHIEL 1961). Krankheitsform dar; diesen beiden Erregern sind die fol- Der (vermutlich) erste Fall eines D. repens-Befalls genden Ausführungen gewidmet. des Menschen wurde im Jahre 1885 von ADDARIO (1885) beobachtet und publiziert; der Erreger wurde als Filaria 2. Historisches conjuncavae beschrieben. Im Jahre 1911 wurde D. repens von RAILLIET & HENRY (1911) dem Genus Dirofilaria zu- Die Spezies Dirofilaria immitis ist der Menschheit be- geordnet. Sechs Jahre später veröffentliche SKRJABIN reits seit dem 17. Jahrhundert als Erreger der „Herzwurm- (1917) eine Kasuistik über einen Loa extraocularis-Befall Krankheit" bekannt; sie wurde von Francesco BlRAGO im eines Menschen; diesen Fall ordneten SKRJABIN & SCHI- Jahre 1626 als Hundeparasit entdeckt (GENCHI et al. KHOBALOVA (1948) jedoch 37 Jahre später D. repens zu, 2001) und im Jahre 1856 von LEIDY als Filaria immitis be- ebenso wie einen im Jahre 1930 von SKRJABIN et al. schrieben. 1887 beobachtete DE MAGALHAES erstmals ei- nen „Wurm" im Herzen einer männlichen Leiche. 1 Herrn Univ.-Prof. Dr. Horst ASPÖCK zum 65. Geburtstag herzlichst ge- Schließlich etablierten RAILLIET & HENRY im Jahre 1911 widmet! 463 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at (1930) beobachteten zweiten Fall. Die erste histologi- zieren Mikrofilarien (300 pm), die in den Blutstrom ab- sche Identifikation einer D. repens-Infestation eines gegeben werden, in dem sie bis zu zwei Jahre zirkulieren Menschen in Italien gelang PAMPIGLIONE et al. (1982); können (die Lebensdauer der Adulttiere kann mehr als der erste D. repens-Nachweis auf der Basis elektrophore- sieben Jahre betragen). tischer Analysen erfolgte durch CANCRINI et al. (1999). Werden die Mikrofilarien von Stechmückenweib- Innerhalb des Genus Dirofilaria sind zwei Subgenera chen (= Zwischenwirte) der Genera Culex, Aedes, An- anerkannt, Dirofilaria (mit insgesamt 5 Spezies) und opheles, Psorophora u. a. aufgenommen, wandern sie Nochtieüa (mit 22 Spezies)(Tab. 1). Das Subgenus Dirofi- innerhalb von 24 Stunden vom Verdauungstrakt in die laria beinhaltet vor allem D. immitis und andere Spezies, Primärzellen der Malpighischen Gefäße, wo sie sich zu die die Herzkammern (z. B. D. spectans) und die Bauch- etwa 150 pm langen „Wurstformen" (sausage form) um- höhle der (natürlichen) Wirte besiedeln, innerhalb des wandeln. Eine Woche p. i. suchen sie das Lumen der Malpighischen Gefäße auf, häuten sich dort zweimal zum Subgenus Nochtiella finden sich vor allem Parasiten, die L-Stadium (Länge: 1.200 um) und wandern anschlie- im Gewebe parasitieren (z. B. D. repens, D. ursi)(ANDER- 3 ßend in den Stechrüssel (Proboscis) der Mücke ein. Bei SON 1952; CANESTRl et al. (1997). Diese Untergliede- einer erneuten Blutmahlzeit an einem (anderen) Wirt rung in Subgenera findet zwar weithin Akzeptanz, ist verlassen die infektiösen L,-Larven die Mücke an der aber aufgrund fehlender phylogenetischer Untersuchun- Spitze der Unterlippe (Labium) und benutzen den Stich- gen bislang nicht begründet (MANFREDI et al. 2001). kanal zum Eindringen in den Endwirt, wo sie zunächst in der Subkutis verweilen und sich zur L-Larve häuten. 4 3. Biologie der Erreger Nach etwa zwei Wochen wandern die Wurmlarven zwi- (Morphologie, Zyklus, Übertragung) schen den Muskelfasern in Richtung vorderes Abdomen, Thorax, Vordergliedmaßen und Kopf, wo sie schließlich Die Adulti von D. repens (C: 48-70 mm; ?: 100-170 in Venen eindringen und hämatogen in das rechte Herz mm) leben vorwiegend im subkutanen Gewebe von gelangen. Die Häutung zum Adultus erfolgt während der Hund, Katze und anderen Wildkarnivoren (z. B. Felis vi- Wanderung und ist bis zum 70. Tag p. i. abgeschlossen. verrina, F. sylvestris, F. chaus, Panthern leo, Genetta tigrina,Etwa 6 Monate p. i. enthalten die weiblichen Würmer Vulpes vulpes, Canis aureus) (= Endwirte), jene von D. reife Mikrofilarien. Damit ist der Kreislauf geschlossen. immitis (&: 120-200 mm; <-,: 250-310 mm) parasitieren hingegen vor allem in den Lungenarterien und in der Die durch D. immitis hervorgerufene „Herzwurm- krankheit" stellt vor allem für Hunde, gelegentlich aber rechten Herzkammer (gelegentlich aber auch in der hin- auch für Katzen, eine schwere, mitunter fatal endende teren Hohlvene, Peritonealhöhle, im ZNS, in den Augen Krankheit dar. Die adulten Würmer besiedeln primär die oder Bronchien) des Hundes, der Katze und anderer Kar- Lungenarterien, finden sich gelegentlich aber auch in der nivoren. Die ovoviviparen Diro/ilaria-Weibchen produ- rechten Herzkammer und den großen angrenzenden Ge- fäßen (obere und untere Hohlvene); ektopische Lokali- Tab. 1: Übersicht über die beim Menschen beschriebenen sation (z. B. im Gehirn, Augen, Aorta) sind möglich Erregerspezies der Gattung Dirofilaria (Stamm: Nematoda, (VENCO &. VEZZONI 2001). Die Lebensdauer von D. im- Ordnung: Spirurida, Überfamilie: Filarioidea, Familie: mitis beträgt im Hund zwischen 5 und 7 Jahre, Hauptma- Onchocercidae). Erregerspezies Verbreitung Natürliche Wirte Klinische Manifestation beim Menschen Dirofilaria (Dirofilaria) immi- Paläarktis bis Japan, N-Ame- Hund, Fuchs, Katze Lunge (pulmonale Dirofi- tis (LEIDY 1856) RAILLIET & rika, M- u. S-Amerika, Aus- lariose), selten in subkuta- HENRY 1911 tralien nem Gewebe Pteronura brasiliensis (Brasi- Synonym: D. (D.) spectans Südamerika lianischer Riesenotter) FREITAS S LENT 1949 D. (Nochtiella) repens RAIL- Paläarktis (v. a. S-Europa), Hund, Fuchs, Katze Subkutanes Gewebe (subku- LIET & HENRY 1911 Afrika (südl. d. Sahara), tane Dirofilariose), gelegent- Asien lich subkonjunktival, sehr selten in der Lunge lokali- siert D. (N.) striata (MOLIN 1860) USA, Brasilien, Venezuela Wildfeliden Orbita D. (W.) tenuis CHANDLER 1942 USA Waschbär Subkutanes Gewebe (subku- tane Dirofilariose), gelegent- lich auch in der Orbita lokali- siert D. (W.) ursi YAMAGUTI 1941 USA Bär Subkutanes Gewebe (subku- tane Dirofilariose) 464 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at nifestationen sind Dilatation des rechten Herzens, Ver- lich auch in Zonen gemäßigter Klimata aus (LOK 1988). dickung der Intima sowie Stenose, Sklerose und Throm- Die Hauptverbreitungsgebiete von D. immitis umfassen bose der Lungenarterien, Venenstauung, Hepatomegalie, Teile von Nordamerika, die meisten Länder Südamerikas, Dyspnoe, Husten, Hydrothorax, Aszites, Kollaps u. v. a. ausgedehnte Regionen Afrikas und des südlichen Asien, m.)- Die Katze stellt - im Gegensatz zum Hund - zwar den pazifischen Raum sowie Japan und Australien. In ei- keinen idealen Wirt dar, sie ist aber für D. immiris emp- nem der Hauptverbreitungsgebiete der USA, der südöst- fänglich. Die Infestation der Katze ist meist gekennzeich- lichen Küstenregion, sind bis zu 50 % der Hunde mit D. net durch eine geringere Wurmlast, einer längeren Prä- immiüs infiziert, innerhalb Europas kommt D. immiris patenzzeit (8 Monate) als in Hunden, einer niedrigeren herdförmig vor allem in den Mittelmeerländem vor, mit Zahl und geringeren Dauer der Mikrofilariämie und Prävalenzen von bis zu 80 % in den Hunde- und bis zu 24 durch eine niedrigere Lebensdauer der Adulttiere. Die % in Katzenpopulationen in der Poebene. Auch in Spa- klinische Symptomatik der Katzen bei D. immiris-lnfest- nien ist D. immitis in manchen Provinzen hochprävalent, ationen kann ganz unterschiedlich sein: Die meisten In- insbesondere in Huelva, Cadiz, Teneriffa, Las Palmas, wo festationen der Katze verlaufen klinisch unauffällig; es 37 %, 12 %, 20 % bzw. 36 % der Hunde infiziert sind kommt sehr häufig zu Spontanheilungen; manchmal aber (GENCHI et al. 2001; GENCHI 2003). zu Ausbildung akuter Symptome, insbesondere Husten, Dyspnoe, Haemoptoe, Erbrechen und zum plötzlichem In Mitteleuropa wurden D. immias als auch D. repens Tod (VENCO & VEZZONI 2001). Auch chronische Ver- im Kanton Tessin (Schweiz) nachgewiesen. In Öster- läufe mit Husten, Erbrechen, Diarrhöe und Gewichtsver- reich kommt weder D. immiüs noch D. repens autoch- lust sind möglich. Das Auftreten klinischer Symptome ist thon vor, es ist allerdings damit zu rechnen, dass die Zahl unmittelbar verbunden mit dem Tod der adulten Wür- importierter Hunde mit Dirofilaria sp.-Infestationen in mer oder der Ankunft der L-Larven in den Lungenarte- Österreich (wie auch anderen Ländern Mitteleuropas) in 5 rien. (VENCO & VEZZONI 2001). den nächsten Jahren zunehmen wird (GEIGER & BEELITZ 2003; PROSL et al. 2003). HINAIDY et al. (1987) berich- D. repens-Infestationen verlaufen bei den natür- ten über den ersten nach Österreich eingeschleppten D. lichen Endwirten meist asymptomatisch, nur gelegent- immiris-Fall eines Hundes, der mit seinem Besitzer mehr- lich kommt es zum Auftreten von Symptomen der Haut fach im ehemaligen Jugoslawien, in Italien, Korsika, (Erytheme, Papelbildung, lokaler Alopezie, Ekzemen mit Griechenland sowie in der Türkei auf Urlaub gewesen Juckreiz und sehr selten zu Knoten- oder Ulkusbildungen ist. Bei der Obduktion dieses Rüden wurde ein 32 cm (PAMPIGLIONE & RIVASI 2000) langes D. immitis-Weibchen und das Vorderende (9 cm Der Mensch erwirbt eine Dirofilarien-Infestation wie lang) eines D. immitis-Männchen im rechten Atrium der natürliche Endwirt durch Transmission der Mikrofila- cordis vorgefunden. Auch aus Deutschland wurde mehr- rien via Stechmücken. Er stellt für den Parasiten eine fach über Einschleppungen von D. immias berichtet (sie- „Sackgasse" dar, weil die Würmer entweder meist nicht he: HINAIDY et al. (1987). das Adultstadium erreichen, oder die Adulti keine Mikro- filarien produzieren; zumindest sind in Dirofilariose-Pa- 4.2 Häufigkeit und Verbreitung tienten nur extrem selten Mikrofilarien nachzuweisen. der Dirofilariosen des Menschen 4. Häufigkeit und 4.2.1. Die (sub)kutane Dirofilariose geographische Verbreitung Aufgrund intensiver epidemiologischer Forschungs- arbeiten von Professor Silvio Pampiglione (Dipartimen- 4.1. Dirofilaria spp. tro di Sanitä Pubblica Veterinaria e Patologia Animate, in den natürlichen Endwirten Universitä di Bologna, Italia) haben wir heute einen Dirofilaria repens ist ein Parasit der Paläarktis, ein end- ziemlich genauen Überblick über das Vorkommen und emisches Auftreten des Parasiten auf dem amerikani- die Häufigkeit der (subkutanen Dirofilariose des Men- schen Kontinent, in Japan oder Australien wurde jeden- schen. In zwei umfangreichen Übersichtsarbeiten wur- falls bisher nicht beobachtet (PAMPIGLIONE et al. 1995; den von PAMPIGLIONE et al. (1995) und PAMPIGLIONE & PAMPIGLIONE &. RIVASI 2000). Als Hauptendemiegebiete RIVASI (2000) alle zwischen 1885 und dem Jahre 2000 von D. repens gelten Süd- und Osteuropa, Klein- und publizierten oder zumindest bekannt gewordenen Fälle Zentralasien, Sri Lanka (Durchseuchungsrate der Hunde: zusammengefasst; es sind insgesamt 779 Fälle (sub)kuta- 30-60 %). In Griechenland sind 7-22 %, in Frankreich et- ner Dirofilariose, die in Europa (492 Fälle), Afrika (9 wa 20 %, in Italien (Sizilien) ebenfalls etwa 20 % und in Fälle) und Asien (278 Fälle) aufgetreten sind. Die Spanien 37-85 % der Hunde mit D. repens infiziert. Diro- Hauptverbreitungsgebiete innerhalb Europas sind Ita- filaria immias ist hingegen in tropischen und subtropi- lien, Frankreich, die Ukraine und Griechenland (DELA- schen Gebieten weit verbreitet, breitet sich aber allmäh- GE et al. 1995; PAMPIGLIONE et al. 1995; MURO et al. 465 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Europa Fälle Afrika Fälle Asien Fälle 1999; PAMPIGLIONE & RIVASI 2000), in Asien sind die Albanien 1 Kenya 1 Armenien 2 meisten Fälle aus Sri Lanka (DlSSANAlKE et al 1997), Belgien 1 Nigeria 1 Aserbaidschan 1 Russland (DOROFEIEV et al. 1997) und der Türkei be- Bulgarien 7 Senegal 1 China 3 kannt (Tab. 2). Frankreich 75 Südafrika 1 Georgien 6 Griechenland 27 Tunesien 5 Indien 3 4.2.2 Die pulmonale Dirofilariose Italien 298 | Iran 3 Mazedonien 1 Israel 5 Seit der Erstbeschreibung einer durch D. immitis her- Rumänien 4 Japan 1 vorgerufenen pulmonalen Dirofilariose in den USA Serbien 7 Kasachstan 5 durch DASHIEL (1961) wurden weltweit insgesamt 270 Slowakei 1 Kuweit 1 Humanfälle beschrieben, wobei die USA, Brasilien, Ja- Slowenien 1 Malaysia 3 pan und Australien die wichtigsten Verbreitungsgebiete Spanien 7 Russland 69 darstellen (MüRO & GENCHI 2001). Anfang der 90er Ukraine 51 Sibirien 14 Jahre wurden erstmals auch vereinzelt D. rnimitis-Infest- Ungarn 11 Sri Lanka 131 ationen des Menschen aus Südeuropa bekannt (THOR- Thailand 2 NIEPORTH et al. 1990; VELEZ et al. 2001). Türkei 18 Turkmenistan 2 4.3 Die Dirofilariosen in Österreich Usbekistan 9 Die Geschichte der Dirofilariosen in Österreich be- Tab. 2: Geographische Verbreitung (nach Kontinenten und Staaten geordnet) der durch Dirofilaria repens hervorgerufenen Fälle humaner ginnt im Jahre 1981 mit der Erstbeschreibung eines Fal- (sub)kutaner Dirofilariose (1885-2000) (nach PAMPIGLIONE ft RIVASI 2000) les subkutaner Dirofilariose durch den Dermatologen BARDACH et al. (1981). Es handelt sich dabei um eine damals 39jährige Frau österreichischer Provenienz, die sich in Griechenland und Italien aufgehalten hat und an Tab. 3: Übersicht über die zwischen 1981 und 2000 in Österreich deren Hüfte, linkem und rechtem Oberschenkel sich diagnostizierten und parasitologisch/histologisch verifizierten humanen Hautknoten bildeten. Die Knoten wurden exzidiert, der Fälle subkutaner Dirofilariose. (n. d.: nicht durchgeführt) Die serologischen Untersuchungen wurden von Dr. Fernando Simon (Laboratorio Parasito- in einem der Knoten befindliche Wurm konnte als D. re- logia, Facultad de Farmacia, Universidad de Salamanca, Espana) durchgeführt. Nr. Ge- Alter Diagnose- Geographische Symptomatik Therapie Serologie Beobachter/ schlecht jahr Anamnese Beschreiber 1 W 39 1981 Griechenland, Rechte Hüfte, rechter u. linker Tumorexzision n.d. BARDACH et al. Italien Oberschenkel: Knotenbildungen (1981) 2 W 27 1989 Ostasien Linkes Oberlid: Knotenbildung Tumorexzision n.d. LAMMERHUBER et al. (1990) 3 M 36 1992 Griechenland, Wandernde Schmerzen im Be- Tumorexzision n.d. STIGLBAUER (pers. Italien, Ungarn reich der des Hinterkopfes, Kno- Mitt, 1992) tenbildung 4 M 45 1995 Bahrein, Knotenbildungen an mehreren Tumorexzision n.d. SCHULLER-PETRO- Griechenland Stellen des Thorax vicetal. (1996) 5 M ? 1996 Unbekannt Beinvenenthrombose Feinnadelpunktion n.d. BISCHOF et al. (1996) 6 M 36 1996 Frankreich, Rechter Hoden: Schmerzhafte Epididymektomie positiv* AUER et al. Portugal Knotenbildung (1997) 7 F 43 1997 Bosnien Rechte Schulter: Knotenbildung Tumorexzision negativ* HAWRANEK (pers. Mitt., 1997) 8 F 7 1998 Griechenland, Rechtes Auge: Exophthalmus Endoskopische Wurm- n.d. BRAUN et al. Italien exzision aus intraorbi- (1999 talen Tumor 9 M 24 1998 Albanien, Rechte Leiste: Verhärteter Lymphknoten- positiv* HADITSCH (pers. Slowenien Lymphknoten (0 3,5 cm) entfernung Mitt., 1998) 10 F 44 1998 Griechenland Linke Brust/Achsel: Knotenbil- Tumorexzision positiv* HADITSCH (pers. (Korfu), Spanien dung Mitt., 1998) 11 M 43 1998 Griechenland, Lumbaler Hauttumor Tumorexzision positiv* RENNHOFER (pers. Malta Mitt., 1998) 12 F 37 2000 Spanien, Türkei Knoten im Bereich der rechten Tumorexzision positiv WINKLER (pers. Brust Mitt., 2000 466 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at pens bestimmt werden. Zwischen 1981 und 2000 sind in 5.1. Die Subkutane Dirofilariose Österreich insgesamt 12 Fälle subkutaner Dirofilariose bekannt geworden, vier davon wurden publiziert (Tab. 5.1.1 Organlokalisation 3); in allen Fällen konnte die Diagnose parasitologisch- histologisch verifiziert werden. Darüber hinaus wurden Die klinische Symptomatik der durch D. repens her- weitere 19 Fälle bekannt, die aufgrund klinischer, (rei- vorgerufenen Dirofilariose ist abhängig von der genauen se)anamnestischer und parasitologisch-serologischer2 Pa- Lokalisation der (sub)kutanen Knoten, man unterschei- rameter als vermutete Fälle subkutaner Dirofilariose an- det daher grundsätzlich zwischen oberflächlichen (im gesehen werden können; allerdings konnte in keinem subkutanen oder submukösen Gewebe, selten in der dieser Fälle der/die Erreger selbst nachgewiesen werden. Haut, sehr selten im Muskel) und den sehr viel seltene- Überdies wurden in Österreich zwischen 1997 und 2002 ren, inneren oder viszeralen Knoten (z. B. Lunge). In drei Fälle bekannt, die Symptome von Seiten der Lunge 74% der insgesamt 779 zwischen 1885 bis 2000 doku- aufwiesen, Auslandsaufenthalte aufwiesen und bei denen mentierten Krankheitsfälle (PAMPIGLIONE et al. 1995, spezifische Antikörper gegen Dirofilarien-Antigene2 de- PAMPIGLIONE & RIVASI 2000) Fälle befanden sich die Di- tektiert werden konnten; möglicherweise handelt es sich Tofilaria-Knoten auf der oberen Körperhälfte, wobei dabei um pulmonale Dirofilariose-Fälle; sie konnten knapp die Hälfte (48,3 %) aller Knoten auf dem Kopf lo- allerdings weder parasitologisch-histologisch noch mole- kalisiert waren (davon 35,3 % im Augenbereich, in den kulargenetisch verifiziert werden. Lidern und unter den Konjunktiven). Etwa 10 % der Knoten fanden sich an den unteren Extremitäten, in 6,5 Um in Zukunft in Österreich auftretende Dirofihria- % Fälle wurde über eine (subkutane) Dirofilariose des Verdachtsfälle labordiagnostisch abklären zu können, ist männlichen Genitale (Skrotum, Penis, Epididymis, Sa- geplant, mit Hilfe der Herrn Dr. F. SIMON (Universität menstrang, Hoden) berichtet. In einigen wenigen Fällen Salamanca, Spanien) und Dr. C. GENCHI (Universität wurden D. repens-Würmer auch in der Lunge, dem Bologna, Italien) auch im Klinischen Institut für Hygie- Omentum, dem Mesenterium und anderen inneren Lo- ne und Medizinische Mikrobilogie der Medizinischen kalisationen gefunden. Universität Wien eine serodiagnostische Einrichtung zum Nachweis spezifischer Antikörper gegen Dirofila- rienantigene zu etablieren. Die Möglichkeit des Nach- 5.1.2 Klinische Symptomatik weises spezifischer Dirofilarien-DNS in bioptischem oder Operationsmaterial mittels PCR steht in unserem Insti- Der Mückenstich wird von den meisten Betroffenen tut schon derzeit zur Verfügung (VAKALIS et al. 2002). nicht wirklich wahrgenommen, gelegentlich wurde er aber als schmerzhaft beschrieben, die Stichstelle entzün- det sich mitunter, die betroffene Hautstelle wird ödema- 5. Pathogenese und tös und juckt. Dieser Primäraffekt verschwindet nach ei- Klinik der Dirofilariosen nigen Tagen, nach einigen (2-12) Monaten erscheint meist zuerst ein kleiner Knoten (oft deutlich entfernt Diro/ilaria-Infestationen des Menschen verlaufen in von der Eintrittsstelle), der über Wochen (manchmal vielen Fällen asymptomatisch, in 38 bis 45 % der Fälle über Monate) langsam an Größe zunimmt und einen treten allerdings Symptome auf, die mit dem Krankheits- Durchmesser von 1 bis 3 cm erreicht; er fühlt sich meist bild einer subkutanen oder pulmonalen Dirofilariose ver- hart an, weist aber elastische Konsistenz auf, ist in der einbar sind (PAMPIGLIONE et al. 1995; PAMPIGLIONE & RAVASI 2000). Dokumente über Todesfälle liegen - zu- Regel verschiebbar und schmerzlos; häufig juckt die mindest bislang - nicht vor. Hinsichtlich des Ge- „Beule" und ist durch ein Erythem charakterisiert. Mit- schlechts ist das Mann-Frau-Verhältnis bei D. immitis-In- unter gehen der Knotenbildung transiente Hautschwel- festationen etwa 2:1, D. ref>ens-Infestationen treten in 55 lungen („Kalabar-Schwellungen") voraus, in anderen % der Fälle bei Frauen auf. Dirofilariose-Patienten sind Fällen wiederum treten allergische Manifestationen, z. B. meist zwischen 40 und 60 Jahre alt, wobei D. repens-\n- in Form von urtikariellen Exanthemen, auf. Mitunter festationen eher bei 40 bis 50Jährigen, D. immitis-Infest- sind es aber auch „wandernde" Schmerzen in der Haut, ationen eher bei 50-60Jährigen diagnostiziert werden. In die den Patienten zum Arzt führen (Tab. 2). Sri Lanka ist die subkutane Dirofilariose allerdings fast Ist der Parasit in den Augenlidern oder in anderen ausschließlich bei Kindern unter 10 Jahren zu beobach- Bereichen des Auges (periokulär, subkonjunktival) loka- ten (die jüngsten betroffenen Kinder waren 4 Monate lisiert, kann er mitunter mit freiem Auge (in Bewegung) alt), wobei mehr weibliche als männliche Kinder betrof- erkannt und beobachtet werden. Gerade bei Lokalisatio- fen sind; andererseits werden in Sri Lanka männliche nen im Augenbereich kann es zu schweren konjunktiva- Klein- und Kleinstkinder (aus traditionellen Gründen) meist nicht bekleidet, so dass die (sub)kutanen Knoten 2 Die serologischen Untersuchungen wurden von Dr. Fernando Simon meist am Unterleib (Skrotum, Penis, Perianalbereich) (Laboratorio Parasitologia, Facultad de Farmacia, Universidad de Salam- lokalisiert sind (PAMPIGLIONE &. RlVASl 2000). anca, Espana) durchgeführt. 467 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at len Irritationen, Chemosis (Schwellung der Bindehaut), Spezifität) erfahren. Früher musste man, bedingt durch subkonjunktivalen Abszessen, Episkleritis, Uveitis, Hy- die Verwendung somalischer Antigene mit 30 % und phema, Glaskörperläsionen, Glaukom, orbitaler Zelluli- mehr falsch-positiven Ergebnissen rechnen, heute stehen tis und Exophthalmus kommen. nicht nur exkretorisch-sekretorische (v. a. (z. B. Di22 von D. immitis) (SUN &. SUGANE 1992), sondern auch rekom- Bei Lungenlokalisation des Parasiten entwickeln sich binant hergestellte Antigene (P22U, PLA22) (FRANK & in der Regel keine klinischen Symptome, die pulmona- GRIEVE 1996) zur Verfügung (SlMÖN et al. 2001; CANCRI- len Knoten werden meist zufällig bei einer Röntgen- oder Nl et al 2001); allerdings werden diese Testmethoden nur CT-Untersuchung entdeckt. Sie erscheinen dabei als so- in wenigen Laboratorien durchgeführt. litäre, rund bis ovale, subpleural gelegene 1 bis 2 cm gro- ße Läsionen. In einigen (wenigen) Fällen wurde jedoch Die exakte Diagnose der Dirofilariosen beruht daher auch über akut aufgetretene Symptome, insbesondere - nach wie vor - auf der Untersuchung und Auswertung Kurzatmigkeit, stechender Schmerz, Fieber, unprodukti- histologischer Schnitte, wobei die Hämatoxylin-Eosin ver Husten und Juckreiz im Thoraxbereich, berichtet. (HE)-, PAS- und Masson Goldnef s Trichrom-Färbung die Färbemethoden der Wahl darstellen. PAMPIGLIONE et al. (1999, 2000) unterscheidet bei der (sub)kutanen Di- 5.2. Die pulmonale Dirofilariose rofilariose insgesamt vier histolo-pathologische Formen: 56 bis 62 % der D. immiris-Infestationen verlaufen Typ 1 (= häufigste Form): Abszesstyp mit zahlreichen klinisch unauffällig. Treten Symptome auf, so sind sie un- Neutrophilen und Eosinophilen und einer geringen Zahl spezifisch und charaktersiert durch (retrosternalen) Tho- chronisch entzündlicher Zellen um den Parasiten herum. raxschmerz, Husten, Hämoptysen, Fieber, Kälte- und Typ 2: Der Parasit ist von einem Wall von Epitheloidzel- len, Histiozyten und gelegentlich mehrkernigen Riesen- Krankheitsgefühl. D. immitis-bedingte pulmonale Kno- zellen (vom Fremdkörpertyp) umgeben. Typ 3: Der Para- ten werden in der Regel zufällig im Rahmen der Abklä- sit befindet sich in einem mehr oder weniger degenerati- rung anderer Krankheitsbilder anlässlich von Röntgen-, ven Zustand und ist von Nekrosen und gelegentlichen CT- oder MRI-Untersuchungen entdeckt (MURO & inflammatorischen Zellen umgeben, daran anschließend GENCHI2001). befindet sich eine Zone fibroblastischer Zellen. Typ 4: Dichtes inflammatorisches Infiltrat mit fast ausschließ- 6. Diagnostik lich lymphoiden Zellen. In der klinischen Praxis werden die durch D. repens Das typische histologische Bild eines pulmonalen D. bedingten Knoten in der Regel als benigne, selten als immitis-Knoten zeigt zentral nekrotisches Lungengewebe, maligne Neoplasien diagnostiziert, insbesondere dann, um dieses Zentrum herum findet sich eine granulomatöse wenn sie im Brustbereich lokalisiert sind; sie wurden Zone aus Epithelzellen, Plasmazellen, Lymphozyten und allerdings auch schon mit vergrößerten Talgdrüsen, In- eine an Eosinophilen reiche Bindegewebskapsel (in 66 % guinal- oder epigastrische Hernien, Hydrozelen, einem aller Fälle). Die darüberliegende Pleura ist in der Regel Fremdkörpergranulom, einer Maxillarsinusitis, einem entzündet und fibrotisch (in 75 % aller Fälle). Nicht sel- Speicheldrüsentumor, Neurofibrom, Chalazion oder ten sind die Knoten verkalkt oder weisen käsige Nekrosen Hautatherom „verwechselt". Als wichtigste Differential- auf. Charcot-Leyden Kristalle konnten in 27 % der Fälle diagnosen für D. immitis bedingte Knoten in der Lunge nachgewiesen werden. Das angrenzende Lungengewebe gelten verschiedene andere Infektionskrankheiten (z. B. zeigt meist eine desquamative interstitielle Pneumonie- zystische Echinokokkose, Askariose, Filariose, Haken- ähnliche Reaktion (in 66 % der Fälle), follikuläre Bron- wurm-Befall, Strongyloidose, Histoplasmose, Tuberkulo- chiolitis (46 % der Fälle) und Zeichen einer ungleichmä- se), benigne (z. B. benigner Lungentumor) und maligne ßig organisierten Pneumonie (in 34 % der Fälle). Eine fo- Erkrankungen (Morbus Hodgkin, Non-Hodgkin Lym- kale Vaskulitis der involvierten Arterien und Kapillaren phom, Morbus Wegener). Eine sorgfältig erhobene (Rei- konnte in 51 % der Fälle beobachtet werden. se-) Anamnese (Aufenthalt in Diro/ilaria-Endemiegebie- Eine artspezifische Diagnose (Unterscheidung zwi- ten) kann sehr hilfreich bei der diagnostischen Abklä- schen D. repens und D. immitis) ist durch äußere mor- rung sein. Auch eine Bluteosinophilie sollte - bei ent- phologische Gegebenheiten (maximaler Körperdurch- sprechender Symptomatik und passender Reiseanamnese messer: 102 bis 570 um, Dicke der Kutikula: 3,3-9 um; - an eine Dirofilariose denken lassen. Dicke der Hypodermis: 2-18 um) möglich; so weist vor Der Serodiagnostik käme aufgrund der Tatsache, dass allem das Vorhandensein kutikulärer Längsreihen („ex- der Nachweis von subkutanen aber auch von pulmonalen ternal longitudinal cuticular ridges") auf D. repens, das Knoten differentialdiagnostisch in erster Linie an Neo- Fehlen dieser Längsreihen auf D. immitis hin. (Abb. 1). plasien denken lässt, besondere Bedeutung zu. Methoden Die histologische Diagnosestellung kann allerdings auch des Antikörpernachweises haben während der letzten - vor allem grund degenerierter Dirofilarien - sehr er- zehn Jahre deutliche Verbesserungen (insbesondere der schwert sein (PAMPIGLIONE et al. 1999). 468 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Seit kurzer Zeit ist es auch möglich, spezifische Diro- filaria-DNS aus bioptisch gewonnenem Material mitteb PCR zu amplifizieren (VAKALIS et al. 2002); damit ist ei- ne artspezifische Diagnose, also eine Differenzierung zwi- schen D. repens und D. immitis möglich. Auch in der Ab- teilung für Medizinische Parasitologie des Klinischen In- stituts für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der Medizinischen Universität Wien steht eine PCR für dia- gnostische Zwecke zur Verfügung. 7. Therapie Die Therapie der Wahl ist und bleibt (bis auf weite- res) die chirurgische Entfernung des/der Parasiten b:w. des/der Knoten. Obwohl die beiden Antihelminthika Abb. 1: HistologischerSch- iautknoten einer österreichischen Patientin mit dem Anschnitt einer Dirofilaria Diethylcarbamacin und Ivermectin in der Veterinärme- repens (HE-Färbung; Vergrößerung: 100fach). dizin sehr häufig und erfolgreich in der Dirofilariose-Be- handlung der Hunde eingesetzt wurde und wird, wurden auf entsprechenden klinischen, reiseanamnestischen und para- sie in der Humanmedizin nur gelegentlich und wenn, nur sitologisch-serologischen Parametern - bekannt. Die vorliegen- mit wenig Effekt, eingesetzt (VAN DER ENDE et al. 1995). de Synopsis versucht einen komprimierten Überblick über die Auch andere Antihelminthika wie Laevamisol (DORO- Biologie der Erreger, deren Häufigkeit und geographische Ver- FEIEV et al. 1997), Albendazol (VAN DEN ENDE et al. breitung, das klinische Spektrum sowie die Möglichkeiten der 1995), Thiabendazol und Kortison (DELAGE et al. 1995) Diagnostik, Therapie und Prophylaxe der Dirofilariosen zu ge- wurden mitunter, allerdings mit zweifelhaftem Erfolg, in ben. der Behandlung der subkutanen Dirofilariose des Men- Schlüsselwörter: Dirofilana repens, D. immitis, (sub)kutane Diro- schen verwendet. filariose, pulmonale Dirofilariose, Österreich 8. Prophylaxe Literatur Da die (sub)kutane Dirofilariose als auch die pulmo- ADDARIO C. (1885): Su di un nematode dell' occhio umano. — Ann. 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