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Die deutsche Tragödie von Lessing bis Hebbel PDF

740 Pages·1964·29.76 MB·German
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Anfang und Ende sind nicht willkürlich gewählt, sondern ergeben sich aus der Sache selber. Die beiden Bände sind weder als Nachschlagewerk noch als Lehrbuch gedacht, sondern wollen eine bisher noch nicht im Zusammenhang dargestellte Epoche des deutschen Geistes aus der Anschauung der Werke heraus deuten und zugleich als ein geschichtliches Ganzes darstellen, dessen Entwicklungsstufen sich in einer notwendigen, inneren Folge entfalten. Nicht so sehr ideengeschichtliche Systematik war mein Ziel, sondern aufschließende Interpretation, die stets auf das einzelne dichterische Werk zurückgehen mußte, aber sich dabei doch bemühte, den Blick für den Gesamtvorgang nicht zu verlieren. Die hier unternommene Gesamtdarstellung ist in den Jahren von 1938 bis 1947 entstanden. Meine bereits in diesen Jahren veröffentlichten Einzelunter¬ suchungen zur deutschen Tragödie, zu den Dramen Schillers, zu Grabbe, zu Hebbels Auffassung vom Tragischen oder zu Goethes Faust sind in mehr oder weniger veränderter Form in diese Gesamtdarstellung mit eingegangen. Es wird jeweils in den Anmerkungen auf sie verwiesen. Die Titelübershriffen der beiden Bände „Tragödie und Theodizee“ und „Tragödie und Nihilis¬ mus“ sollen nur die Leitmotive andeuten, die sich durch das gesamte Werk, aber in wechselnder Beleuchtung und Betonung, hindurchziehen. Das Schwer¬ gewicht der Darstellung liegt begreiflicherweise auf dem 2. Bande, in dem die eigentlichen Tragiker behandelt werden. Alle Nahweise, Belege und nur andeutungsweise möglihen Auseinandersetzungen mit der Literatur sind in den Anmerkungsapparat verwiesen, bei dem der wissenschaftlich kundige Leser sih leiht unterrihten kann, wie weit ih durh vorausgehende For¬ schung angeregt wurde, wie weit ih mih von ihr abzusetzen für nötig hielt. Der Text des Buhes sollte aber auh ohne die Anmerkungen aus sih selbst heraus verständlih bleiben, da er sih niht nur an die Wissenshaft, sondern auh an alle die wendet, denen die innere Auseinandersetzung mit dem tra¬ gischen deutshen Drama ein notwendiges Bedürfnis ist. Einleitung und Shlußkapitel zeigen den Rahmen, in den meine Geschichte der deutshen Tragödie hineingestellt ist, die dazwishen liegende Kapitelfolge sucht einen Beitrag zu dem umfassenden, religiösen Problem der „Säkularisation“ zu geben, das bis heute unsere geistige Situation entsheidend mitbestimmt. Münster in Westfalen, Februar 1948. n TW. Benno von wiese V l* VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE Habent sua fata libelli! Als im Herbst 1948 die erste Auflage dieses Buches erschien, ahnte ich nicht, daß ich schon so bald eine neue Auflage vorbereiten würde. Ich hatte gehofft, mit meinem Nachdenken über die deutsche Tragödie die deutsche Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte ein wenig zu för¬ dern und weiterentwickeln zu dürfen. Aber das öffentliche Gespräch mit den Kollegen meines Faches ist bis heute so gut wie ausgeblieben. Statt dessen hat die „Tragödie“ sehr viel stärker auf die höheren Schulen eingewirkt, mit deren lebendigem Interesse ich in diesem Ausmaß nicht zu rechnen wagte. Nicht weniger war dieses Buch über das Drama für alle die bestimmt, die sich künstlerisch oder kritisch um die Gestaltung der Bühne bemühten, soweit es ihnen auch um lebendige Aneignung der Dichtung dabei zu tun war. Jeden¬ falls hat das Buch seine Leser gefunden, und oft über die deutschen Grenzen hinaus. Besonders der französischen Germanistik habe ich für die Auf¬ geschlossenheit, mit der sie meine Probleme aufnahm, zu danken. Manches hat mich bestimmt, diese zweite Auflage, trotz des geringen zeit¬ lichen Zwischenraums, in einer erheblich veränderten Form der Öffentlich¬ keit zu übergeben. Fast jede Seite hat ihre Abwandlung erfahren. Zwar sind die Gesamtkonzeption und auch der Aufbau der einzelnen Kapitel die glei¬ chen geblieben. Aber es schien mir notwendig, den ausgedehnten Stoffbereich klarer und strenger durchzugestalten, Wiederholungen auszumerzen und nach größerer Prägnanz und stilistischer Eindeutigkeit zu streben. Ich habe manche berechtigte Kritik zu nutzen versucht und mich vor allem um eine möglichst konkrete und verstehbare Form der Darstellung bemüht. Dabei ergaben sich mehr Änderungen, als ich zu Beginn dieser Arbeit selbst vermutete. So mag es denn in manchen Partien fast ein neues Buh geworden sein. Daß auh alle Nachweise noh einmal genau überprüft und die inzwishen ershienene neuere Literatur in den Anmerkungsapparat mitaufgenommen wurden, ver¬ steht sih von selbst. Der Abschnitt über Goethes „Torquato Tasso“ (im 3. Ka¬ pitel) hat eine völlige Neufassung erhalten, für die ih durh das Entgegen¬ kommen des Sherpe-Verlags mein 1949 dort ershienenes Nahwort zu Goethes „Tasso“ benutzen konnte. Aber auh in den anderen Partien des Buhes finden sih zahlreihe Umgestaltungen, die über das nur Stilistishe durhaus hinausgehen und die ih hier niht alle verzeihnen kann. Jedoh wird sie der Leser bei jedem Vergleih mit der ersten Auflage leiht nah¬ prüfen können. Für die Mitarbeit an der Überprüfung der Zitate und der Anmerkungen habe ih Fräulein Dr. phil. Eva Shaper, für sorgfältige Hilfe bei den Kor- VI

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