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Die Deutsche Kurzgeschichte PDF

237 Pages·2005·1.064 MB·German
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I III Leonie Marx Die Deutsche Kurzgeschichte 3., aktualisierte und erweiterte Aufl age Verlag J.B. Metzler Stuttgart · Weimar IV Die Autorin Leonie Marx ist Professorin für Neuere deutsche Literatur und Skan- dinavistik an der University of Kansas, USA. Buchpublikationen und Aufsätze zur deutschen und dänischen Literatur und zum Thema der deutsch-skandinavischen literarischen Beziehungen. Bibliografi sche Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar. ISBN-13: 978-3-476-13216-1 ISBN 978-3-476-05090-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-05090-8 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Ver- wertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustim- mung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigun- gen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 2005Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 2005 www.metzlerverlag.de [email protected] V Vorwort Die deutsche Kurzgeschichte ist nicht ganz so jung, wie sie oft dar- gestellt wird. Wie ihre Geschichte zeigt, ist die Aufnahme der ameri- kanischen Short Story von ausschlaggebender Bedeutung, doch gilt es, genau betrachtet, drei verschiedene Rezeptionsphasen zu unter- scheiden. Die vorliegende Einführung untersucht, welche Themen die Dis- kussion um die Gattung im deutschen Sprachraum bestimmt und welche Aspekte in ihrer theoretischen und historischen Entwicklung Akzente gesetzt haben. Auf welche Weise sie das Profi l der Kurzge- schichte geprägt haben, wird anhand der Schwerpunkte, Kontroversen und bisweilen auch Polemiken dargestellt, die diese Gattung in den verschiedenen Epochen durch gut ein Jahrhundert begleitet haben. Dazu gehört auch die besondere Rolle der Schule für die Entwick- lung der Kurzgeschichte nach 1945. Dem Anstieg der Gattung nach 1945 entsprechend konzentrieren sich die Beiträge zur neueren For- schung auf diesen Zeitraum. Dennoch sind die frühen theoretischen Ansätze innerhalb der Forschung zur Kurzgeschichte von Bedeutung, denn sie belegen die intensive Auseinandersetzung mit der Gattung, deren Schwerpunkte verschiedentlich noch in der Diskussion nach 1945 zu erkennen sind. Vor dem Hintergrund der frühen Rezeption der Short Story um 1900, der erneuten in den 1920er Jahren und dem problematischen Intermezzo während der NS-Zeit kommt dem Interesse an der Gat- tung nach 1945 ein besonderer Stellenwert zu, da es nun mit einem tief greifenden Erneuerungsanspruch einherging, der Sprache, Litera- tur und Wertvorstellungen umfasste. In diesem Rahmen erwies sich die Übernahme der Short Story aus Sicht von Autoren, Lesern und Lehrern als zeitgemäß und ließ die Kurzgeschichte zur populärsten Erzählgattung avancieren, bis sich nach zwanzig Jahren das Gleich- gewicht unter den Gattungen verschob. Statt zu dominieren wurde die Kurzgeschichte ein fester Bestandteil des literarischen Lebens. In dieser Position bewährt sie sich auch in jüngster Zeit durch die Bereitstellung neuer Foren, nicht zuletzt im neuen Medium Internet. Die Darstellung der deutschen Kurzgeschichte führt in dieser drit- ten, überarbeiteten und erweiterten Aufl age bis an die Gegenwart heran. Hervorhebungen durch Fettdruck wurden ausschließlich für diese Ausgabe vorgenommen und fi nden sich nicht im Originaltext von verwendeten Zitaten. Lawrence, Kansas im Dezember 2004 VI Für P. Den Mitarbeitern des Deutschen Literaturarchivs in Marbach danke ich für die freundliche Unterstützung bei der Materialbeschaffung. Außerdem gilt mein Dank der University of Kansas für einen einjährigen Forschungsurlaub. VII Inhaltsverzeichnis 1. Wort und Begriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1 Wortgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Begriffsentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.2.1 Die Ausgangssituation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.2.2 Präzisierung und Polemik . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.2.3 Ideologische Positionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1.2.4 Neue Klärungsversuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2. Bisherige Ergebnisse zur Theorie der Kurzgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.1 Entstehungstheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.1.1 Tradition und Moderne . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.1.2 Rezeption und Rückblick . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.2 Frühe theoretische Vorbilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2.2.1 Das Echo auf Poes Poetik . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2.2.2 Die Verbindung zu Tschechow . . . . . . . . . . . . . 25 2.3 Defi nitionsansätze vor 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2.3.1 Die Anfänge um 1900 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2.3.2 Theoretische Neuansätze zwischen 1918 und 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.4 Theoriebildung seit 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 2.4.1 Erste Typologisierungsversuche: Inhalt versus Form . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 2.4.2 Kompositionsprinzipien und Strukturtypen . . . 40 2.4.3 Aufarbeitung vernachlässigter Aspekte . . . . . . . 47 2.5 Theoretische Schwerpunkte der Kurzgeschichten- forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 2.5.1 Die Kürze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 2.5.2 Stoff und Stil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 2.5.3 Raum und Figuren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 2.5.4 Der Titel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 2.5.5 Anfang und Schluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 2.5.6 Der Erzähler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 2.5.7 Zeit und Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 VIII Inhaltsverzeichnis 3. Das Verhältnis zu anderen Kurzprosa- gattungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 4. Historische Entwicklung der deutschen Kurzgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 4.1 Modelle und Versuche: Die Kurzgeschichte um 1900 92 4.2 Kunst und Ware: Die Kurzgeschichte in den zwanziger Jahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 4.3 Im Zerrspiegel der Ideologie: Die Kurzgeschichte im Dritten Reich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 4.4 Die konstitutive Phase der Nachkriegskurzgeschichte (1945–1950) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 4.4.1 Die Rezeption der Short Story . . . . . . . . . . . . 114 4.4.2 Aufstieg und Stellenwert der Kurzgeschichte . . 125 4.4.3 Themen und Formenvielfalt der Kurzgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 4.5 Konsolidierung: Die Kurzgeschichte in den fünfziger Jahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 4.5.1 Das Repertoire: Stoff, Stil, Struktur . . . . . . . . 139 4.5.2 Das Themenrepertoire . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 4.5.3 Literarischer Markt und Leser . . . . . . . . . . . . 144 4.5.4 Neue Autor/innen, Themen, Experimente . . . 148 4.6 Verschiebungen: Die Kurzgeschichte bis Ende der siebziger Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 4.6.1 Abkehr und Umorientierung . . . . . . . . . . . . . 151 4.6.2 Konstanten und Wandlungsfähigkeit . . . . . . . . 154 4.6.3 Foren und Leserkontakt . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 4.7 Vom 20. ins 21. Jahrhundert: Die Kurzgeschichte zwischen Wettbewerb und Internet . . . . . . . . . . . . . . 159 4.7.1 Erneuerungsinitiativen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 4.7.2 Erweiterung der Foren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 4.7.3 Neue Perspektiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 5. Die Kurzgeschichte im Schulunterricht . . . . . . . . . . 172 5.1 Theorie und Didaktik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 5.2 Kanon und literarische Öffentlichkeit . . . . . . . . . . . . 179 Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 6. Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 7. Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 1 1. Wort und Begriff 1.1 Wortgeschichte Das Wort ›Kurzgeschichte‹ geht auf eine Lehnübersetzung aus dem angloamerikanischen short story = ›kurze Geschichte‹ zurück, deckt sich mit der englischen Bezeichnung aber nur teilweise, da short story auch längere Erzählungen wie die Novelle umfasst. Im Deutschen bleibt seit Anton E. Schönbachs Übersetzung des englischen Ausdrucks (1886) zunächst ›kurze Geschichte‹ die ver- breitete Benennung; sie wird synonym verwendet mit ›Novellette‹ und ›Skizze‹. Adolf Bartels’ Vorschlag (1897), short story mit ›kleine Geschichte‹ oder ›Geschichte‹ zu übertragen, setzt sich nicht durch. R.M. Meyer behält in seiner deutschen Literaturgeschichte des 19. Jh.s noch den englischen Terminus neben der Übersetzung ›kurze Erzäh- lung‹ bei (1900). Die zusammeng esetzte Form ›Kurzgeschichte‹ taucht bereits um 1895 im Untertitel einer Sammlung von kurzen Geschich- ten auf (Karl Pröll: Am Seelentelefon. Neue Kurzgeschichten); mögli- cherweise entsteht sie um diese Zeit analog zu ähnlichen Wortzusam- menziehungen, die dem neuen technischen Denken entsprechen und meistens Eile, technische Vervollkommnung oder besondere Quali- tätssteigerung ausdrücken (wie Kurzstunde, Kurzwelle, Kurzschrift, Kurzrom an; vgl. Zierott 1952, 72). Danach erscheint die Wortbil- dung ›Kurzgeschichte‹ 1904 in Karl Bienensteins Rezension einiger Geschichtensammlungen, und zwar schon als der verbreitete »unaus- stehliche, technische Ausdruck« (1344). In einem Nachschlagewerk, Meyers Konversationslexikon, ist Kurzgeschichte erstmalig 1910 zu fi n- den (Supplementband), doch nur als in Klammern gesetzte Übertra- gung für das Stichwort short story. Julius Wiegand nimmt ›Kurzgeschichte‹ 1922 als Übersetzung für die Bezeichnung short story in seine literaturgeschichtliche Darstel lung des Zeitraumes um 1900 (1885-1910) auf; zum Ende der 1920er Jahre hin verbreitet sich die Wortbildung ›Kurzgeschichte‹ zusehends in Ant hologien (vgl. M. Rockenbach 1926, H. Rinn/P. Alverdes 21936) und in Sachartikeln (F. Langer 1929/30, H.M. Elster 1930, H.H. Bor- cherdt 1930) wie auch in Literaturgeschichten (W. Mahrholz 1930, A. Soergel 1934). Dabei fällt die Bedeutung, die man dem Wort jeweils beimisst, noch genauso unterschiedlich aus wie um die Jahrhundert- wende. Bedeutungsvariationen umfassen ›kurze Geschichte‹, oberfl äch- 2 Wort und Begriff liche Zeitungs- oder Magazingeschichte, künstlerisch anspruchsvolle Kurzprosagattung bis hin zur Gleichsetzung mit der Anek dote. Auch die Aufnahme des Stichwortartikels »Kurzgeschichte« in den Gro- ßen Brockhaus von 1931 ändert nichts an diesem Bedeutungspluralis- mus; in den Zeitungen erfährt der Terminus weiterhin eine ziemlich willkür liche Verwendung (H. v. Kraft 1942). Während des Dritten Reiches mehren sich die Versuche, das Wort unter Ausschluss frem- der Einfl üsse auf eine deutsche Tradition zurückzuführen. So schlägt Hans-Adolf Ebing für die Zusammen ziehung ›Kurzgeschichte‹ eine mögliche etymologische Entwicklung aus ›kurz‹ und ›Geschehen‹ und deren adverbialer Zusammensetzung vor. Erst nach 1945 – und zwar seit Klaus Doderers ausschlaggebender Untersuchung (1953) – setzt sich das Wort ›Kurzgeschichte‹, verstan- den als Lehnübersetzung aus dem angloamerikanischen short story durch, nachdem es zunächst neben den rezipierten Bezeichnungen story und short story verwendet wird. Als Ausdruck für eine eigen- ständige künstlerische Erzählform, die der modernen Short Story entspricht, fi ndet Kurzgeschichte ab 1958 Eingang in wissenschaft- liche Nachschlagewerke. 1.2 Begriffsentwicklung Mit Doderers Arbeit (1953) hat sich zunächst nicht nur die Ansicht verbreitet, das Wort ›Kurzgeschichte‹ sei um 1920 als direkte Lehn- übersetzung aus dem amerikanischen short story entstanden, son- dern auch die Auffassung, der Begriff habe erst seit dieser Zeit, als in Deutschland das Interesse an den Short Storys der jungamerika- nischen Bewegung aufkam (so z.B. von O. Henry, Theodore Drei- ser, Sherwood Anderson, Sinclair Lewis, William Faulkner, Ernest Hemingway u.a.), eine Rolle in der literarischen Diskussion gespielt (Doderer 1953, 9-10). Helga-Maleen Damrau (1967) widerlegt diese Behauptung in ihrer Untersuchung zur Begriffsgeschichte und weist nach, dass der Begriff ›short story‹ 1886 bereits von Schönbach auf die Short Storys der amerikanischen Schriftstellergeneration um 1850 und später bezogen wird, desgleichen von R.M. Meyer (1900, 21913, 1913), der in diesem Zusammenhang 1913 auch schon den Ausdruck ›Kurzgeschichte‹ benutzt.

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