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Die Demagogen und das Volk : Zur politischen Kommunikation im Athen des 5. Jahrhunderts v. Chr. PDF

346 Pages·2009·6.198 MB·German
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Christian Mann Die Demagogen und dasVolk KLIO Beiträge Alten Geschichte zur Beihefte Neue Folge Band 13 Unter Mitarbeit von Manfred Clauss und Hans-Joachim Gehrke herausgegeben von Hartwin Brandt und Martin Jehne Christian Mann Die Demagogen und das Volk Zur politischen Kommunikation im Athen des 5. Jahrhunderts v. Chr. *&! AkademieVerlag BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschenNationalbibliografie; detailliertebibliografische DatensindimInternetüberhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. ISBN:978-3-05-004351-7 ISSN:1438-7689 ©AkademieVerlagGmbH,Berlin2007 DaseingesetztePapieristalterungsbeständignachDIN/ISO9706. AlleRechte,insbesonderediederÜbersetzunginandereSprachen,vorbehalten. KeinTeildiesesBuchesdarfohneschriftlicheGenehmigungdesVerlages inirgendeinerForm durchFotokopie,Mikroverfilmungoderirgendein anderesVerfahren -reproduziertoderineinevonMaschinen,insbesonderevon Datenverarbeitungs-maschinen,verwendbareSpracheübertragenoderübersetztwerden. Einbandgestaltung: JochenBaltzer,Berlin DruckundBindung:Druckhaus„ThomasMüntzer"GmbH,BadLangensalza PrintedintheFederalRepublicofGermany Inhaltsverzeichnis Vorwort.8 I. Einleitung.9 1.1. Das 'athenische Wunder': Expansion, kulturelle Blüte, Demokratie.12 1.2. DemokratieundDemagogen: Forschungslinien.16 1.3. Fragestellungund Gliederung derArbeit.26 1.4. Spezifische Quellenprobleme.34 II. Zur Kontinuität derpolitischen Kommunikation zwischen Perserabwehrund Nikiasfrieden.45 II.1. Die Reformen des Ephialtes unddie „HerrschaftdesAreopag".45 Die Reformen 462/61.45 von Aristokratische Spielräumeund dernormative Druckdes Demos: DerOstrakismos.58 Zusammenfassung.73 II.2. DerToddes Perikles und die „new politicians".75 Thukydides 2,65: Zur Inkonsistenzvon Ereignisschilderung und politischerTheorie.75 Die Alte Komödie.94 III. Sozialstatus und Demagogie in der Zeit der Pentekontaëtie und des Archidamischen Krieges.97 ULI. Freundschaften.98 Xynomosiabei Aristophanes.100 Die Inszenierung vonFreundschaftsverzicht.104 Die Praxis derpolitischenFreundschaft.108 111.2. Eugéneia.124 Eugéneia in derathenischen Politik.126 ProsopographischeÜberlegungen.129 Eugéneia als Argument in derpolitischenAuseinandersetzung?.137 Zusammenfassung.140 111.3. Ploütos.142 Luxus.144 Wohltaten fürdie Polis.154 Ökonomische Ungleichheitundpolitische Gleichheit.162 Zusammenfassung.163 111.4. Paideia.165 DerHabitus Kleons in derKomödie und späteren Quellen.170 DerHabitus des Perikles in derKomödie und späteren Quellen.172 Perikles' undKleons Redenbei Thukydides.173 Vorläufer.179 Zusammenfassung.182 111.5. Resümee.184 IV. Antidemokratische Aktivitäten und der Weg zum Umsturz von 411 191 IV.1. Die Politisierung des Sozialstatus: Alkibiades' Imago in derZeitdes Nikiasfriedens.199 Alkibiades bei Thukydides: Die Siziliendebatte.205 Derpolitische Einsatz sozialerRessourcendurchAlkibiades.210 IV.2. DerOstrakismos des Hyperbolos.230 IV.3. Offen-geheime Provokation derDemokratie: derHermen- und der Mysterienfrevel.244 Die Quellenlage.244 DerAblaufderEreignisse.245 InterpretationenderEreignisseinderForschung.250 Daspolitische Erwachen derHetairien.257 Zusammenfassung.260 IV.4. Die Einsetzung von zehnpróbouloi(413) 262 Inhaltsverzeichnis 1 IV.5. Ziele und Methoden des Umsturzes von411.268 Die militärische Situation.268 AbrißderEreignissevon411.270 Protagonisten, Ziele undMethoden des Umsturzesvon411.276 IV.6. Resümee.283 V. Schlußbemerkungen.290 VI. Literatur.295 Quellen.295 Sekundärliteratur.297 Indices.331 A. Personen, Orte, Sachen.331 B.Quellen.336 Vorwort Das vorliegende Buch ist eine ergänzte und überarbeitete Fassung der Habilitations- schrift, die im Sommer 2005 von der Philosophischen Fakultät der Albert-Ludwigs- Universität Freiburg angenommen wurde. Neu erschienene Literatur, die mir bis Mitte 2006 zugänglich war, ist eingearbeitet worden. Ein Anspruch aufVollständigkeit wird nicht erhoben: Die zeitlichen Grenzen des Lebens machen es unmöglich,jede Publika- tion zurathenischenDemokratie undzuden Hauptquellen zu lesen; derRespektvorder Zeit der Leser gebietet es, den Text von Informationen und Forschungsdebatten freizu- halten, welche die Argumentationnichtbetreffen. Ohne Unterstützung von vielen Seiten hätte dieses Buch nicht geschrieben werden kön- nen. Danken möchte ich zunächst den Gutachtern Hans-Joachim Gehrke, Aloys Win- terling und Bernhard Zimmermann für die Bere-itschaft, sich gleichermaßen kritisch wie wohlwollend mit meinen Thesen-auseinanderzusetzen, sowohl bei der Lektüre der fertigen Arbeit als auch in zahlreichen Gesprächen während deren Entstehung. Götz Distelrath, Sarah Henze, Christoph Müller, Victoria Polzer, Günter Werner und Jan Wolkenhauer haben einzelne Kapitel gelesen und wertvolle Anregungen gegeben, Ro- bertHübnerundJohannes Bernhardt sogardie komplette Arbeitdurchgearbeitetund für Verbesserungen sowohl in Details als auch im argumentativen Aufbau gesorgt. Mit vielenKlassischenPhilologen, genannt seien hiernebenBernhardZimmermannAndrea Ercolani und Roberto Nicolai, konnte ich Methoden der Interpretation griechischer Historiographie undKomödie diskutieren. Manche Anregung für epochenübergreifende Vergleiche erhielt ich während meiner Tätigkeit Internationalen Graduiertenkolleg am „Politische Kommunikation von der Antike bis ins 20. Jahrhundert" in Frankfurt am Main. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft gewährte mir durch ein Heisenberg- Stipendium die Möglichkeit, meinenForschungenohne materielle Sorgennachgehen zu können. Den Herausgebern derKlio-Beihefte, Hartwin Brandt und Martin Jehne, danke ich für die Aufnahme in die Reihe, Manfred Karras für die freundliche und kompetente Begleitungbei derDrucklegung. Freiburg imBreisgau, imMärz 2007 I. Einleitung In einem nicht zweifelsfrei zu bestimmenden Jahr während der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts siegte Kleisthenes, der Tyrann von Sikyon, im Rennen der Viergespanne in Olympia.1 Diesen Triumph nutzte er, um vor der versammelten Festgemeinde einen Wettkampfanderer Art auszurufen: um die Hand seiner Tochter Agariste. Jeder Grie- che, „der sich für würdig halte, sein Schwiegersohn zu werden", solle sich innerhalb von sechzig Tagen in Sikyon einfinden; ein Jahr später wolle Kleisthenes seine Ent- scheidung bekanntgeben und die Hochzeit ausrichten. Aus der ganzen griechischen Welt strömten daraufhin unverheiratete Aristokraten zusammen, die sich aufgrund von Abkunft, Reichtum, Tapferkeit und Schönheit Hoffnung machen konnten, als Bräuti- gam der Agariste auserkoren zu werden. Kleisthenes befragte alle Bewerber nach ihrer Heimatstadtund ihremGeschlecht; Bildung und Charakterprüfte eranhand ihrer Quali- täten als Athleten die entsprechenden Sportstätten hatte ereigens dafür anlegen lassen in Einzelgespräc-hen und beim gemeinsamen Mahl, das den Bewerbern die Gelegen- -, heit bot, ihre Bildung durch geistreiche Beiträge und gekonntes Vortragen von Liedern unterBeweiszustellen. Lange Zeit lag Hippokieides aus Athen im Rennen um die Gunst des Kleisthenes vorne, weil seine Verwandtschaft mit den mächtigen Kypseliden aus Korinth für ihn sprach. Doch als er beim letzten Bankett eine unkonventionelle Tanzeinlage präsentier- te, kam er für Kleisthenes als Schwiegersohn nicht mehr in Frage. Statt dessen ent- schied sich dieser für Megakles, ebenfalls aus Athen. Alle anderen Bewerberbeschenk- te ermit einem Talent Silberund zeigte damit auch beim Abschied dieselbe großzügige Haltung, die erdas ganze Jahran den Taggelegthatte. Soweit Herodots Bericht.2 Sein Wert besteht weniger in der Überlieferung des kon- kreten Ereignisses außer dem Faktum der Heirat an sich ist die Historizität des Be- richtes sehr umstrit-ten sondern in der Schilderung der Werte- und Lebenswelt der -, Aristokratie im archaischen Griechenland; daß diese die Wirklichkeit spiegelt, wird 1 Moretti 1957, Nr. 96, gibt 572 als plausibelstes Datum an, ihm folgt Scott 2005, 420; Kinzl 1979a, 302 mit Anm. 18, plädiert für 556. Die Daten zur antiken Geschichte beziehen sich, sofern nichtandersangegeben,aufdievorchristlicheZeit. 2 Hdt. 6,126-130. 10 /. Einleitung durch den Vergleich mit anderen Text- und Bildzeugnissen erhärtet.' So sind die Krite- rien, nach denen in dieser Geschichte der Wert eines Mannes gemessen wird, authen- tisch: Reichtum und dessen großzügiger Einsatz, Herkunft aus einer angesehenen Stadt und Abkunft einer vornehmen Familie, Tapferkeit, Schönheit und eine umfassende aus BildungvonKörperundGeist, die das Wissenum angemessenes Benehmen einschloß. Gut anderthalb Jahrhunderte später kämpfte Kleisthenes' Nachkomme Alkibiades um Macht und Anerkennung im demokratisch verfaßten Athen. Dabei spielte er Trümpfe aus, die ihm auch beim Wettbewerb um seine Ururgroßmutter gute Siegchancen einge- räumt hätten: Alkibiades ragte nicht nur durch seine vornehme Abkunft heraus, sondern auch seine Schönheit, sein Mut und sein geistreicher Witz wurden gerühmt; außerdem war er stadtbekannt durch sein vornehm-ästhetisches Auftreten und seinen Reichtum, den er in verschwenderischem Maße für private Prachtentfaltung, aber auch zugunsten derPolis Athen einsetzte. Mit diesen Vorzügen konnte Alkibiades die Athener offenbar beeindrucken, denn er erlangte großen Einfluß aufdas Volk und bekleidete mehrfach das Strategenamt. 415 folgten sie seinem Ratschlag, einen großen Feldzug zur Eroberung Siziliens zu unter- nehmen, und wählten ihn zu einem der drei Feldherren. Das athenische Volk hatte also anscheinend die gleichen Wertvorstellungen wie die Aristokratie und verteilte seine Gunst nach denselben Kriterien wie der Tyrann Kleisthenes 150 Jahre zuvor. Daher könnte man zunächst vermuten, daß hinsichtlich der Eigenschaften, die für die Erlan- gung von Macht und Ehre erforderlich waren, eine Kontinuität von der archaischen Adelsgesellschaft klassischen Demokratie bestanden und sich lediglich die Bühne zur des Wettkampfes verändert habe, indem dieser nicht mehr innerhalb der aristokrati- schen Institutionen, insbesondere dem Symposion, sondern der athenischen Öffent- vor lichkeitausgetragenworden sei. Eine solche Sicht der Dinge wird durch den Umstand nahegelegt, daß das soziale System in Athen von der Einrichtung der Demokratie weitgehend unberührt blieb: Die Aristokratie wurde weder physisch liquidiert noch ihres Besitzes beraubt; vielmehr blieben sowohl die Vermögensverhältnisse als auch die solonische Gesellschaftsgliede- rung nach Schatzungsklassen bestehen. Beispielsweise wurde eine Forderung nach Neuaufteilung des Landes, die in der griechischen Geschichte des öfteren aufkam, im Athen des 5. Jahrhunderts nichterhoben. Bei näherem Hinsehen erheben sichjedoch Zweifel, daß sich die politische Ausein- andersetzung im demokratischen Athen als Fortsetzung der archaischen Adelskonkur- renz beschreiben läßt. Denn die soziale Ordnung an sich blieb zwar erhalten, nicht aber ihre politische Bedeutung. Während in archaischer Zeit die soziale Ordnung und die Entscheidungsprozesse in der Polis aufs engste miteinander verzahnt waren, wurde, Stein-Hölkeskamp 1989, 118f; zur Frage der Historizität des Berichts s. die ebd. Anm. 62 ge- nannteLiteratur.

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