ZUMA-Publikationen Michael Häder Sabine Häder H rsg. Die Delphi-Technik in den Sozialwissenschaften Methodische Forschungen und innovative Anwendungen Michael Häder · Sabine Häder (Hrsg.) Die Delphi-Technik in den Sozialwissenschaften ZUMA-Publikationen In der Reihe ZUMA-Publikationen erscheinen fundierte Monographien und Sammelbände zu wichtigen Fragen der Empirischen Sozialforschung. Alle diese Werke sind in engem Zusammenhang mit dem Forschungsprogramm des Zentrums für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) entstanden. Veröffentlicht werden sowohl eigene Untersuchungen als auch die Ergeb nisse der Arbeit von Gastwissenschaftlern, Workshops und wissenschaft lichen Tagungen. Es entspricht der Aufgabenstellung des ZUMA, daß der Schwerpunkt der Bände im Bereich der Methoden der Empirischen Sozial forschung liegt. Dennoch werden auch andere Themen behandelt, etwa Fragen des gesellschaftlichen Wandels und der Sozialberichterstattung. Wir hoffen, daß die ZUMA-Publikationen einen Beitrag zur Weiterentwick lung, aber auch zur Ergebniskumulation der Empirischen Sozialforschung leisten. Max Kaase, Peter Ph. Mohler Michael Häder · Sabine Häder (Hrsg.) Die Delphi-Technik in den Sozialwissenschaften Methodische Forschungen und innovative Anwendungen Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme Alle Rechte vorbehalten © Springer Fachmedien Wiesbaden 2000 Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmbH, Wiesbaden, 2000 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbe sondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. www. westdeutschervlg.de Höchste inhaltliche und technische Qualität unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produk tion und Verbreitung unserer Bücher wollen wir die Umwelt schonen. Dieses Buch ist auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Einschweißfolie besteht aus Polyäthylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt ISBN 978-3-531-13523-6 ISBN 978-3-663-09682-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-09682-5 Inhalt Michael Häder und Sabine Häder Vorwort 7 Michael Häder und Sabine Häder Die Deiphi-Methode als Gegenstand methodischer Forschungen 11 Werner H. Gries The CONV AIR Foresight Exercise in Information Communication Techno- logy and Implications for the Foresight Process 33 HariolfGrupp, Knut Blind und Kerstin Cuhls Analyse von Meinungsdisparitäten in der Technikbewertung mit der Deiphi- Methode 43 Georg Aichholzer Innovative Elemente des Österreichischen Technologie-Deiphi 67 Attila Havas Foresight in a small country in transition: Prelirninary lessons of the Hunga- rian Technology Foresight Programme 95 Mohammed S. Jeenah Foresight in South Africa 109 Bernhard Strafmann Die Deiphi-Methode in der sozialwissenschaftliehen Stadtforschung: Eine Illustration am Beispiel einer Studie zu den Olympischen Spielen in Sydney im Jahr 2000 115 Kurt Kinast Interne und Externe Wirkungszusammenhänge in Geschäftsbeziehungen 133 Matthias Drilling Nicht-standardisierte Befragungsmethoden in der Delphi-Technik: Vor- läufige Schlüsse aus einem Projekt im universitären Bildungsbereich 161 6 Michael Häder Und wie kommen Sie darauf? Probings zu den kognitiven Prozessen bei der Beantwortung von Prognosefragen in einer Deiphi-Studie 179 Michael Florian Das Ladenburger "TeleDelphi": Nutzung des Internets für eine Experten- befragung 195 Anke Kirsch Deiphi via Internet: Eine Expertenbefragung zu Trauma und Trau ma(re )konstruktion 217 Verzeichnis der Autoren 235 Vorwort Michael Häder und Sabine Häder Verwendet man als Indikatoren für das Interesse an der Deiphi-Methode die zu die sem Verfahren vorgelegten Publikationen sowie die Anzahl der mit dieser Technik veranstalteten Erhebungen und verfolgt deren Entwicklung, so lassen sich verschie dene Phasen in der Geschichte von Deiphi unterscheiden. Nach einer ersten Etappe der Entwicklung sowie Rezeption dieser Technik in den USA (seit den 60er Jahren) und in anderen Ländern wie z.B. Deutschland (seit den 70er Jahren) folgte eine zweite, die durch relative Ruhe in der Diskussion um und der Anwendung von Dei phi gekennzeichnet war. Dieser Abschnitt reichte bis etwa zum Beginn der 90-er Jahre. Seitdem ist international eine starke Konjunktur bei der Nutzung der Deiphi Technik zu beobachten. Gegenwärtig gewinnt man den Eindruck, dass Deiphi Studien gefragter sind denn je. Neben den nationalen und internationalen Studien zur Technologieentwicklung werden eine Vielzahl kleinerer Projekte veranstaltet, die sich des Deiphi-Ansatzes bedienen. Schaut man sich solche Studien an, so fällt aller dings eine starke methodische Vielfalt bei der Wahl der Designs auf. Diese Großzü gigkeit wird begleitet von einem Mangel an Wissen über die Konsequenzen eines solchen relativ freien Umgangs mit Delphi. Im Interesse einer Vervollkommnung des Ansatzes sind deshalb methodische Arbeiten zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit von Deiphi angezeigt. Diese können auf die zahlreichen praktischen Anwendungen und Evaluationsexperimente aufbauen, in denen die prinzipielle Leistungsfähigkeit von Deiphi bereits nachgewiesen werden konnte. Vor diesem Hintergrund veranstaltete das Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) im März 1999 in Mannheim ein internationales Symposium. Ziel dieser Veranstaltung war es, einen Dialog vor allem über methodische Fragen im Zusammenhang mit Deiphi zu initiieren. Die Teilnehmer1 der Veranstaltung waren sich darüber einig, dass dieses Treffen sehr wichtige Impulse für die weitere For schung gegeben hat. Es verdeutlichte gleichzeitig, dass zusätzliche Anstrengungen erforderlich sind, um die Deiphi-Technik zu einem ausgereiften Verfahren zu ent wickeln. Weitere primär methodisch orientierte Publikationen, welche die neueren Erkenntnisse aus den inzwischen sehr zahlreichen Anwendungen von Deiphi Designs verarbeiten, sowie eine methodische Standardliteratur wurden von vielen Teilnehmern als notwendig erachtet. Im Interesse einer besseren Lesbarkeit des Textes haben wir darauf verzichtet, jeweils auch die weibliche Form mit aufzuführen. Wenn nicht anders vermerkt, beziehen sich also die Beiträge in diesem Band jeweils auf beide Geschlechtsformen. 8 Michael Häder & Sabine Häder Mit der Veröffentlichung der Beiträge des ZUMA-Symposiums "Research on the Methodology for the Delphi-Method" soll nun ein Schritt unternommen werden, um die methodischen Aspekte der Delphi-Technik mit einem breiteren Publikum disku tieren zu können. Die Autoren der Beiträge des vorliegenden Sammelbandes fühlen sich genau diesem Ziel verpflichtet. Nach einer allgemeinen Einführung in die Deiphi-Technik folgen methodisch orientierte Beiträge über Studien mit sehr unterschiedlichen inhaltlichen Zielsetzun gen. So werden Probleme bei Deiphi-Studien vorgestellt, die Prognosen in Bezug auf die technologische Entwicklungen im nationalen und internationalen Rahmen vor nehmen, die die Folgen der Olympischen Spiele im Jahr 2000 für die Stadtentwick lung von Sydney abschätzen, die Geschäftsbeziehungen zwischen einer W erbeagen tur und deren Kunden analysieren, die Entwicklung von Lehrmitteln im universitären Bereich unterstützen, eine kontroverse Diskussion im klinisch therapeutischen Um feld über das Wiederauftauchen von Erinnerungen an eine sexuelle Traumatisierung in der Kindheit unterstützen, die Sicherheit der Kommunikationstechnik untersuchen und die Aussagen zur Zukunft des Handwerks in Deutschland ableiten. Allen Beiträ gen gemeinsam ist das Bemühen um die methodische Weiterentwicklung des Delphi Ansatzes. Zu den Beiträgen im Einzelnen: Zunächst wird versucht, den State-of-the-Art der methodisch fokussierten Dis kussionen um Deiphi zu beschreiben (Michael Häder und Sabine Häder). Bei die sem Überblicksartikel werden sowohl die verschiedenen Auffassungen über die Definition der Deiphi-Methode als auch der Variantenreichtum in der Gestaltung konkreter Deiphi-Designs sowie Forchungsperspektiven im Zusammenhang mit Deiphi besprochen. Im Aufsatz von Werner H Gries gilt die Aufmerksamkeit der Zukunftsgestaltung und der Vorhersage künftiger Entwicklungen in der Telekommunikation. In einem besonderen Ansatz (CONVAIR-Approach) wird dabei zwischen Vorhersagen und Visionen unterschieden. Zugleich werden Möglichkeiten und Wege für die Minimie rung von Zielkonflikten als eine Strategie für erfolgreiche Vorhersagen vorgestellt. Hariolf Grupp, Knut Blind und Kerstin Cuhls gehen kulturellen Disparitäten bei der Technikbewertung nach. Solche Disparitäten können nationale, weltanschauliche und interessenbezogene Ursachen haben. Dazu wird ein faktoranalytischer Ansatz vorgestellt, der eine Unterscheidung von Expertengruppen ermöglicht. Die Ergebnis se zeigen beispielsweise, dass Experten in einer Deiphi-Studie durchaus zwischen Fachurteilen und Einstellungsurteilen zu trennen vermögen. In den Beiträgen von Georg Aichholzer, Attila Havas und Mohammed S. Jeenah stehen jeweils Design-Aspekte von Studien zur Vorhersage der technologischen Entwicklung im Mittelpunkt. Methodisch-innovative Elemente jedes nationalen Ansatzes werden dabei ebenso diskutiert wie die Möglichkeiten interkultureller Ver gleiche der Ergebnisse dieser Studien. Außerdem wird gezeigt, wie die einzelnen Vorwort 9 nationalen Deiphi-Studien modifiziert werden, um der jeweils spezifischen politi schen und wirtschaftlichen Situation solcher Länder wie Österreich, Ungarn und Südafrika gerecht werden zu können. Verallgemeinernde Aussagen zu den Möglichkeiten von Deiphi-Studien in der Stadtforschung und in der Planungspraxis enthält der Artikel von Bernhard Stratmann. Dieser stützt sich auf konkrete Erfahrungen, welche auf einer Studie zu den Folgen der Olympischen Spiele für die Stadtentwicklung Sydneys beruhen. In einem Ausblick wird außerdem der allgemeine Nutzen von Deiphi für die Stadtfor schung und für die Planungspraxis erörtert. Kurt Kinast widmet sich einem Verfahren zur Auswertung von Delphi-Studien, den Cross-Influence-Analysen. Im Rahmen der Analyse relevanter Einflüsse auf typische Geschäftsbeziehungen werden Komplexe von Einflussfaktoren in ihren Wirkungszusammenhängen untersucht. Dabei werden in einer Deiphi-Studie vor allem die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Ereignisses sowie die Wirkung, die von diesem Ereignis auf andere ausgeht, ermittelt. Matthias Drilling widmet sich der Motivation der an einer Deiphi-Befragung zur Entwicklung eines universitären Lehrmittels teilnehmenden Experten. Er nimmt dabei eine Unterscheidung zwischen belehrenden Experten, Mediatoren und lernen den Experten vor. Außerdem beschäftigt er sich mit der Nutzung offener Fragen im Rahmen der Deiphi-Studie sowie mit der Interdisziplinarität von Delphi. Michael Häder geht den kognitiven Prozessen nach, die bei der Beantwortung von Prognosefragen in einer Deiphi-Studie zur Zukunft des Handwerks in Deutsch land abgelaufen sind. Er berichtet über die Ergebnisse einer kognitiven Studie bei der die Teilnehmer mit Hilfe konkreter Nachfragen um zusätzliche Stellungnahmen zu ihren Antworten gebeten worden waren. Sowohl Michael Florian als auch Anke Kirsch beschreiben die Nutzung des In ternets als Kommunikationsplattform für Delphi-Befragungen. Sie berichten jeweils über Erfahrungen, die sie mit dem Rücklauf der Antworten, zum Modus der Auswahl der Experten und zum Aufbau des Fragebogens gemacht haben. Außerdem werden der Expertenstatus bei Delphi, die Kombination verschiedener Befragungstechniken und die Wirkung unterschiedlicher Formen des Feed-back erörtert. Die Herausgeber möchten sich bei den Autoren, dem Gutachter Herrn Professor Helmut Kromrey (Freie Universität Berlin) sowie allen anderen, die zum Gelingen des Buches beigetragen haben, bedanken.
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