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Die Brandlegungskriminalität: Eine Untersuchung Über Ihre Ausdehnung, Bedingungen und Bekämpfung PDF

267 Pages·1928·8.072 MB·German
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AUS DEM UNIVERSITĂTSINSTITUTE FUR DIE GESAMTE STRAFRECHTSWISSENSCHAFT UND KRIMINALISTIK IN WIEN DIE BRANDLEGUNGS KRIMIN ALIT Ă T EINE UNTERSUCHUNG UBER IHRE AUSDEHNUNG, BEDINGUNGEN UND BEKĂMPFUNG VON ROLAND GRASSBERGER MIT 22 ABBILDUNGEN UND 31 TABELLEN SPRINGER-VERLAG WIEN GMBH 1928 ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER ÜBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN ISBN 978-3-7091-5229-4 ISBN 978-3-7091-5377-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-7091-5377-2 Meinem lieben Vater Vorwort Die vorliegende Arbeit verdankt ihre Anregung dem von Professor W. Gleispach gemeinsam mit Privatdozenten Dr. H. Streicher im Sommersemester 1926 am strafrechtlich-krimina listischen Univtrsitätsinstitute in Wien abgehaltenen kriminolo gischen Seminare, das sich mit Untersuchungen über die Ursachen des in den letzten Jahren beobachteten gehäuften Auftretens von Brandlegungen und Bränden befaßte. Es war nämlich aufgefallen, daß in den Jahren 1924 bis 1926, im Gegensatze zu den Jahren vorher, kaum ein Tag verging, an dem nicht aus verschiedenen Teilen des Bundesstaates Meldungen von Brandkatastrophen ein liefen, deren viele auf vermutliche Brandlegungen zurückgeführt wurden. Bezeichnenderweise dürfte die gleiche Erscheinung auch nach dem Kriege von 1866 zu Tage getreten sein, wie eine kleine Flug schrift aus dem Jahre 1868 schließen läßt. Hier stellt der anonyme Verfasser einen "Antrag an den hohen Landtag des k. k. öster re.ichischen Kronlandes ..... auf Ernennung eines Ausschusses zur schleunigen Berathung und Vorschlagung energischer Maß regeln, respektive legislativer Vorkehrungen, gegen das höchst beklagenswerthe Überh andnehmen von Feuersbrünsten''. Als Hauptursachen jener bedauerlichen Erscheinung werden in der Schrift folgende Umstände angeführt: 1. Die feuergefährliche Bauart der Häuser. 2. Das fahrlässige Gebaren mit Feuer und Licht, Brenn material und Feuerzeug, insbesondere mit Phosphorzündhölzchen. 3. Der Mangel an wohleingerichteten und gut ausgerüsteten Feuerwehren. 4. Das müßige Herumschweifen von Bettlern, Vagabunden und diebischen, arbeitsscheuen Leuten, die in Brandlegungen will kommene Gelegenheit zum Beutemachen finden. Schließlich spricht die Schrift auch von einem Zunehmen der sogenannten Spekulationsbrände, die besonders durch die Leichtigkeit der Beibringung von Schuldlosigkeitszertifikaten begünstigt werden. Zur Abhilfe der gefährlichen Erscheinung empfiehlt sie: VI Vorwort I. Ausarbeitung und Revision von: l. Feuerlöschordnungen für Stadt und Land. 2. Feuerpolizeivorschriften und der dieses Gebiet regelnden Bestimmungen des Strafgesetzbuches. II. Erlassung von Gesetzen über: l. Obligatorische Schaffung einer Ortsfeuerwehr für jede Gemeinde. 2. Anordnung der Zwangsversicherung. 3. Zwangeiner Immobiliarversicherung auf den vollenBauwert. 4. Obligatorische Verwendung der Brandschadensvergütung lediglich zum Wiederaufbau. 5. Befugnis der Assekuranzkammern, das zerstörte Objekt in natura wiederherzustellen oder nur den effektiven Schaden zu bezahlen. 6. Verbot der Ausstellung von Bettelbriefen an den Ab brändler. 7. Ausstellung von Schuldlosigkeitszeugnissen nur durch die k. k. Bezirksgerichte nach vorheriger sorgfältiger Untersuchung. III. Ausarbeitung neuer baupolizeilicher Vorschriften. IV. Bekämpfung des Vagabunden- und Bettelunwesens. Den meisten dieser Forderungen wurde bereits Rechnung getragen, viele von ihnen sind uns bereits Selbstverständlichkeiten. Der Wert der angeführten Schrift liegt jedoch vorzüglich darin, daß sie die Zunahme der Brandlegungskriminalität mit dem vorausgehenden Kriege in ursächlichen Zusammenhang bringt. Wie später gezeigt wird, lassen sich die meisten äußeren Verbre chensbedingungen als Anpassungsstörungen erklären. Mit jedem Kriege werden zahlreiche Entwicklungslinien gebrochen, SQ daß es hiedurch zu nicht unwesentlichen Anpassungsstörungen kommt. Kriegs- und Nachkriegsjahre sind daher für den Kriminalätiologen eine Fundgrube, sie schließen ihm sozusagen die Kriminalität auf, so wie dem Geologen Erosionstäler, Steinbrüche und Bergstürze es ermöglichen, eine Kenntnis vom Aufbau der Erdoberfläche zu erhalten. Der Weltkrieg und die ihm folgenden Jahre waren reich an schweren Anpassungsstörungen, sie haben für die Kriminal ätiologie kostbares Material zu Tage gefördert. Möge es verarbeitet werden, ehe es der Vernichtung anheimfällt! So übergebe ich denn diese Arbeit der Öffentlichkeit in der Hoffnung, daß sie geeignet sei, nicht nur Maßnahmen zu veranlassen, denen es gelingt, der Brandlegungskriminalität einigermaßen zu steuern, sondern auch zu anderen ätiologischen Untersuchungen durch Berufenere anrege. Es sei mir gestattet, allen, die mich bei dieser Arbeit unter stützten, an dieser Stelle meinen Dank auszusprechen. Vor allem vn Vorwort muß ich hier meines hochverehrten Vorstehers, des Herrn Pro fessors Dr. W. Gleispach sowie des Herrn Privatdozenten Dr. H. Streicher, der Leiter des seinerzeitigen Seminars, gedenken, die mir nicht nur mannigfache Anregung und Belehrung gaben, sondern auch in weitgehender Weise die Mittel des Institutes zur Verfügung stellten. Ich danke auch Fräulein cand. jur. Elisabeth Couden hove-Kalergi, einer der eifrigsten Teilnehmerinnen des Seminars, dafür, daß sie mir mehrere von ihr angefertigte Aktenauszüge .in selbstloser Weise zur Verfügung stellte. Herrn Professor Dr. V. Conrad und Herrn Hofrat Professor Dr. F. Exner bin ich für wertvolle meteorologische Auskünfte zu Dank verpflichtet. Meinem verehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. H. Foreher, habe ich nicht nur für die zahlreichen Belehrungen und Anregungen zu danken, die ich in seinen Vorlesungen und Übungen erhalten habe, sondern insbesondere auch dafür, daß er mir häufig über die bei der Arbeit augewandten massentheoreti schen Untersuchungsmethoden Auskunft erteilte. Hofrat Professor Dr. S. Oppenheim gab mir wertvolle Anregungen auf dem Gebiete der sogenannten Gesetze der kleinen Zahlen (Bor t k i e w i t s c h und Fürth), wodurch vielfach vorläufige Untersuchungen auf Grund eines Teilmateriales ermöglicht wurden. Leider erschien das vorzügliche Werk Exners über "Krieg und Kriminalität in Österreich" erst nach Abschluß des Manuskriptes. Das gleiche gilt für einen Aufsatz des Polizeipräsidenten Schober über die Gendarmerie. Vor allem bin ich aber auch der Österreichischen Bundes gendarmerie verpflichtet, deren sorgfältige Erhebungen vielfach Voraussetzung dieser Arbeit waren. Es sei mir daher gestattet, dem Herrn Gendarmeriezentraldirektor Franz Nusko sowie dem Herrn Personalreferenten der Gendarmeriezentraldirektion, Gen darmerielandesdirektor Oskar May und den einzelnen Landes gendarmeriekommanden von dieser Stelle aus meinen besonderen Dank für ihre wertvolle Förderung der Arbeit auszusprechen. Die Feuerwehr der Stadt Wien unterstützte mich in entgegen kommender Weise durch statistisches Material. Die Versicherungs gesellschaft "Donau" stellte mir bereitwilligst ihre reichhaltige Bibliothek zur Verfügung. Bei der Durchsicht der Korrekturen und der Ausführungen vieler zeitraubender Berechnungen war mir Frau Dr. J. Cvitkovic in lie heuswürdiger Weise behilflich. Wien, am 31. Dezember 1927. Der Verfasser Inhaltsverzeichnis Einleitung I. Teil. Die Ausdehnung der Brandlegungskriminalität Seite 1. Materialkritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2. Die Brandhäufigkeit in den Jahren 1919 bis 1925.............. 6 3. Berechnung der Anzahl der im Jahre 1926 gelegten Brände . . . . 12 a) Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 b) Einführung in die Grundbegriffe der Korrelationsrechnung. . . . 19 c) Durchführung der Berechnungen :. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 a) Allgemeines............................................ 38 ß) Durchführung der Teilberechnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 y) Zusammenfassung und Kritik des Endergebnisses . . . . . . . . . 51 4. Berechnung der im Jahre 1926 in Österreich durch Brandlegung vernichteten Vermögenswerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 II. Teil. Bedingungen für die Schwankungen der Brandlegungskriminalität A) Allgemeines 1. Beschreibung und Kritik des Untersuchungsmaterials . . . . . . . . . . . 56 2. Notwendigkeit einer getrennten Betrachtung von Brandversicherungs betrug und Brandlegung aus anderen Motiven . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 B) Der Brandversicherungsbetrug A) Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 B) Bedingungen für die Schwankungen der Kriminalität des Brand versicherungsbetruges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 I. Die Versicherungslage.................................. 63 1. Allgemeine Entwicklung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 2. Die Entwicklung des Versicherungswesens unter dem Einflusse der Inflation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 a) Die Versicherungsagenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 b) Die Versicherungsgesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 c) Die Naturalleistungs- und Selbsthilfevereinigungen....... 73 X Inhaltsverzeichnis Seite ll. Die Bedingungen der Geldknappheit (Einfluß und Be dingungen der Entschuldung und Verschuldung in den Kriegs- und Nachkriegsjahren) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 l. Wirtschaftliche Störungen in ländlich-bäuerlichen Kreisen. . . 77 a) Konjunkturschwankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 b) Besondere Verschuldungsbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 2. Wirtschaftliche Störungen in vorwiegend nicht landwirtschaft lichen Kreisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 a) Spekulationen und Spekulationsgründungen . . . . . . . . . . . . . 88 b) Konjunkturschwankungen und besondere Verschuldungs bedingungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 III. Typische Anreize zum Versicherungsbetruge (Brand legungsanreize im engeren Sinne) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 IV. Veränderungen in den Brandlegungsmöglichkeiten 102 C) Brandlegungen aus anderen Motiven I. Vorbemerkung über die Person des "Brandlegers aus anderen Motiven" ....................................... 103 II. Bedingungen, die vorzüglich eine Minderung der ver- brechenshemmenden Faktoren zur Folge haben ....... 111 l. Vorwiegend innere, den Aufbau der Bevölkerung beein flussende Bedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 a) Kriegsinvalidität ..................................... 111 b) Erziehungsnotstand in den Kriegs- und N achkriegsjahren, Brandlegung durch Kinder im besonderen .............. 112 c) Der Einfluß des Alkoholgenusses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 d) Brandlegungen durch Geisteskranke .................... 120 2. Vorwiegend äußere Bedingungen ......................... 122 a) Der Einfluß der allgemeinen Versicherungslage .......... 122 b) Der Einfluß der allgemeinen Achtung fremden Eigentums 124 III. Bedingungen, die vorzüglich verbrechensanreizend wirken ................................................... 124 l. Gesellschaftliche Reibungen vorwiegend politischer Natur. . . 124 a) Trübung des Verhältnisses zwischen Arbeitsnehmer und Arbeitsgeber. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 b) Vorwiegend politische Kämpfe ......................... 127 2. Gesellschaftliche Reibungen vorwiegend wirtschaftlicher Natur 134 a) Ausgedinge und Inflation .............................. 134 b) Streitigkeiten aus dem Miet- und Pachtverhältnisse . . . . . 136 c) Arbeitslosigkeit und Landstreicherturn .................. 139 3. Reibungen, die aus einer Trübung des Eheverhältnisses resultieren ...................... : . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 4. Der Einfluß der Entwicklung der Gesamtkriminalität ...... 147 5. Brandlegungen aus militärischem Betätigungsdrange ........ 149 IV. Die wichtigsten Brandlegungsanreize im engeren Sinne .................................................... 151 Irrhai tsverzeichnis XI Ill. Teil. Schwierigkeiten und Hindernisse, die sich der Verfolgung des Brandlegers entgegenstellen Seite I. Allgemeines ............................................ . 155 1. Einleitung ............................................. . 155 2. Notwendigkeit eines frühzeitigen Eingreifens der Erhebungs- organe zur Sicherung der Beweismittel ................... . 156 II. Feststellung der Brandursache und Aufnahme des Realbeweises ........................................... . 165 1. Untersuchung der unmittelbaren Umgebung des Brandplatzes nach Spuren, die auf eine Brandlegung von außen her hinweisen und zur Feststellung über Art und Menge der geretteten Gegen- stände ................................................. . 165 2. Untersuchung des Brandobjektes ......................... . 170 a) Allgemeines ......................................... . 170 b) Brandlegungsapparate ............................... . 173 III. Erhebungen über das Interesse des Verdächtigen an einem Brande ........................................... 183 1. Bei Annahme eines Versicherungsbetruges ................. 183 2. Bei Annahme einer Brandlegung aus anderen Motiven ...... 185 IV. Aussagen als Beweismittel .............................. 185 1. Der Zeugenbeweis ....................................... 185 a) Allgemeines .......................................... 185 a) Der öffentliche Ruf ................................ 185 ß) Andere Umstände, die geeignet sind, die Wahrheits- findung zu erschweren ............................. 187 b) Die Auswahl der Zeugen .............................. 188 c) Anonyp1e Anzeigen und Drohbriefe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 d) Untersuchung bei Auftreten von "Brandlegungsepidemien" 193 2. Die Einvernahme des Verdächtigen ....................... 195 V. Gefährdung der bereits gewonnenen Ergebnisse des Untersuchungverfahrens ............................... 196 1. Kollusion .............................................. 196 2. Geständniswiderruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 VI. Beiträge zur Psychologie des Urteilsverfahrens ...... 201 1. Zur Psychologie der Geschworenen ....................... 201 2. Die Strafbemessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 IV. Teil. Die Bekämpfung der Brandlegungskriminalität I. Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 II. Kampf gegen die Überversicherung ................... 208 1. Allgemeines und Entstehen der Überversicherung. . . . . . . . . . . 208 2. Die verschiedenen Systeme zur Bekämpfung der Überver- sicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 a) Vertragsmäßige Beschränkung der Ersatzpflicht des Ver- sicherers auf den tatsächlichen Schaden ................ 210 b) Verbot der Überversicherung .......................... 211 c) Obligatorische Unter- oder Selbstversicherung ......... 214 d) Ausbau der Versicherungstaxen ........................ 214 e) Reformvorschläge ..................................... 215 3. Umgestaltung der Selbsthilfevereinigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 219

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