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Die Bodenbewegungen im Kohlenrevier und deren Einfluß auf die Tagesoberfläche PDF

319 Pages·1926·15.125 MB·German
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Die Bodenbewegungen im Kohlenrevier und deren Einfluß auf die Tagesoberfläche Von Ingenieur A. H. Goldreich Mit 201 Figuren im Text Berlin Verlag von Julius Springer 1926 ISBN 978-3-642-50581-2 ISBN 978-3-642-50891-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-50891-2 Alle Rechte, insbesondere das der übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1926 Vorwort. Es sind nun bald zwanzig Jahre vergangen, seitdem ich als junger Ingenieur die Senkungen auf der Bahnlinie Svinov-Vitkovice Mor. Ostrav a-Pfivoz (Schönbrunn-Witkowitz-M.-Ostrau-Odf) fest gestellt habe. Die Forschung nach der Ursache dieser Senkungen auf der Hauptbahnlinie des Ostrau-Karwiner Steinkohlenrevieres hat meine Aufmerksamkeit auf das technisch überaus interessante und auch volkswirtschaftlich bedeutsame Problem der Bodenbewegungen in Kohlenrevieren gelenkt. Als erste Frucht meiner langjährigen Unter suchungen ist im Jahre 1913 mein Buch über "Die Theorie der Bodensenkungen in Kohlengebieten"l) erschienen. Ich kann mit einer gewissen Befriedigung feststellen, daß dieses Buch der berufenen Fachwelt zu einer eingehenden öffentlichen Er örterung über die Frage der bergbaulichen Beeinflussung der Tages oberfläche Anlaß gegeben hat. Knapp vor Ausbruch des großen Krieges sollte il} Fortsetzung meines erwähnten Buches das nun vorliegende neue Werk erscheinen; der Krieg hat die Herausgabe meiner neuen Arbeit um mehr als ein Jahrzehnt verzögert. Bedeutsame und schwierige Fragen haben mich inzwischen als Gutachter in den verschiedensten Bergbaugebieten be schäftigt; große Interessenkollisionen und damit zusammenhängende rechts- und volkswirtschaftliche Probleme haben meine Forscherarbeit immer neu angeregt, sie haben mich immer dazu angeeifert, die Wahr heit zu suchen oder ihr möglichst nahe zu kommen. Der Krieg hat die wissenschaftliche Entwicklung des Boden bewegungsproblemes wesentlich gestört; er hat eine Zeit gebracht, in welcher ohne Rücksicht auf die Interessen des Schutzes der Tagesober fläche der Kohlenabbau betrieben worden ist. Die Kohlengewinnung stand im Vordergrunde des militärischen Interesses; der im Kriege betriebene Kohlenabbau war häufig nicht nur vom rein bergmännischen Standpunkt sondern, auch von jenem des Schutzes der Tagesoberfläche ein Raubbau. Bald nach dem Kriege hat das große Interesse für den Schutz der Tagesoberfläche wieder eingesetzt und auf politisch und wirtschaftlich verändertem Boden werden nun die großen Fragen der Sicherheit der Tagesoberfläche und der Schadenersatzleistungen des Bergbaues erörtert. In meinem vor mehr als einem Jahrzehnt erschienenen Buche über "Die Theorie der Bodensenkungen in Kohlengebieten" habe ich die Eisenbahnsenkungen des Ostrau-Karwiner Steinkohlenrevieres be sonders berücksichtigt und auch den Erfahrungen der verschiedensten Bergbaugebiete meine Aufmerksamkeit gewidmet. In Fortsetzung 1) Die Theorie der Bodensenkungen in Kohlengebieten von Ing. A. H. Gold reich. Berlin: Julius Springer, 1913. IV Vorwort. meiner Erörterungen über diese Theorie soll mein nun vorliegendes Buch durch die Anführung interessanter Beispiele der Praxis dazu beitragen, die dunklen Vorgänge im Innern der in den Kohlengebieten bewegten Erdmassen und die obertägigen Folgeerscheinungen aufzuklären. Das Buch soll ein Wegweiser sein für die Behandlung der schwieri. ge'n Bergschadensfrage ; nicht schablonenhaft und nicht schematisch kann in der Bodenbewegungsfrage ein Rezept entscheiden, Unzählige Probleme eröffnen sich dem Forschergeist bei der Be handlung der in den Kohlenbergbaugebieten bewegten Gebäude, Straßen, Brücken, Eisenbahnen, Kanäle usw. Ausgedehnte Landschaften mit großen Stadtgebieten kommen in die durch den Kohlenabbau erzeugten Senkungsmulden zu liegen. Die Frage des Kohlenabbaues unter verbauten Stadtgebieten beschäftigt schon seit langer Zeit nicht nur die hierbei unmittelbar interessierten Bergwerke, sondern auch die staatlichen und städtischen Behörden, sie ist eine Frage des allgemeinen Interesses geworden. Die hierbei in Betracht kommenden großen wirtschaftlichen Inter essen mahnen den Fachmann zur besonderen Vorsicht; ohne Vorurteil muß er alle möglichen Einflüsse im Kohlenrevier prüfen, welche außer der bergbau4chen Einwirkung für die Bodenbewegungen und deren nachteilige Folgeerscheinungen in Betracht kommen. Es ist erklärlich, daß bei der Behandlung dieser schwierigen Fragen gegensätzliche, oftmals unüberbrückbare Anschauungen der Sachverständigen zu Tage kommen: in der durch die freie Forschung gebotenen Achtung vor jeder entsprechend begründeten wissenschaftlichen Überzeugung liegt oftmals die Quelle des Ausgleiches gegensätzlicher gutachtlicher Äuße rungen. Wie im Leben im allgemeinen das Kompromiß den natur notwendigen Weg der Menschen und Völker zeichnet, so ist es auch bei den hier zu behandelnden schwierigen Aufgaben, die der mensch liche Geist in ihren Einzelheiten oftmals nicht voll erfassen kann. In dieser wichtigen Erkenntnis der Grenzen menschlichen Könnens liegt der Urquell menschlicher Weisheit, sie schützt uns vor Über hebung und mahnt uns zur Einsicht und Bescheidenheit. Und so möge dieses Buch dem Zwecke dienlich sein, in den Geist der schwierigen Materie einzudringen, die großen Richtlinien zu erfassen, nach welchen die Lösung der gestellten Fragen versucht werden soll. Es drängt mich nunmehr, allen in diesem Buche genannten Fach männern, deren Werken ich äußerst lehrreiche Mitteilungen entnommen habe, meinen ergebensten Dank zu sagen. Insbesondere fühle ich mich verpflichtet, dem Erzgebirgischen Steinkohlen-Aktienverein in Zwickau für die Überlassung des äußerst lehrreichen und um fangreichen Materials bestens zu danken. Ich danke schließlich der Verlagsbuchhandlung Julius Springer in Berlin für die mühevolle Betätigung bei der Herausgabe dieses Buches. Im April 1926. Ing, A. H. Goldreich. Inhaltsverzeichnis. Seite I. Einleitung 1 II. Die wichtigsten mitteleuropäischen Steinkohlenbezirke 4 1. Das oberschlesische Steinkohlenbecken 4 2. Das rheinisch-westfälische Steinkohlenbecken .. . . . 4 3. Das Zwickauer Revier. . . . • _ . . • . . . . . . . 7 4. Das Ostrau-Karwiner Steinkohlenrevier . . . . . . . . 8 1. Das produktive oder flözführende Steinkohlengebirge 8 2. Das tertiäre Gebirge . . . • . 10 a) Erste Gruppe der Tertiären. . . . . . . . . . . 10 b) Zweite Gruppe der Tertiären . . . . . . . . . .. .. 11 c) Dritte Gruppe der Tertiären . . . . . . • . . . . . . . 11 d) Darstellung eines geologischen Querschnittes durch das Ostrau- Karwiner Kohlengebirge . . . . . . . . . • . '. 11 III. Der Kohlenabbau (nach den Prof. F. Heise und F. Herbst) 13 A. Die Ausrichtung. • 13 1. Im Gestein . . . . 14 2. In den Lagerstätten 14 B. Die Vorrichtung. . 15 1. Die Strecken im Streichen 16 2. Strecken im Einfallen 16 C. Der Abbau. . . . . . • . 17 1. Abbauverfahren ohne Unterstützung des Hangenden.. 17 a) Der Pfeilerbau mit gleichmäßig fortschreitendem Verhieb 18 a) Der streichende Pfeilerbau .•.•..... . 18 ß) Der schwebende Pfeilerbau . . • . . . . . . . 19 y) Der diagonale Pfeilerbau . . • . . . . . . . . 19 b) Der Pfeilerbau in einzelnen Abschnitten (Bruchbau) 19 2. Abbauverfahren mit Unterstützung des Hangenden 21 a) Der Strebbau. . . . . . • 21 a) Der streichende Strebbau 22 ß) Der schwebende Strebbau 22 r) Der diagonale Strebbau . 22 b) Der Firstenbau • . . • . . 22 c) Der Stoßbau . . • • . . . 23 ce) Der streichende Stoßbau 23 ß) Der schwebende Stoßbau • 24 d) Der Pfeilerbau mit Bergeversatz . 24 e) Der vereinigte Streb- und Pfeilerbau . . . . 24 f) Besondere Ausbildung einzelner Abbauverfahren für die Gewinnung mächtiger Lagerstätten . . • . . . 25 a) Der Scheibenbau . . . . . . . . . . . . . . 25 ß) Der Stoßbau auf mächtigen Lagerstätten . • . 25 y) Der Abbau in horizontalen Scheiben (Querbau) 26 VI Inhaltsverzeichnis. Seite g) Der Abbau mit Spülversatz 27 a) Der Pfeilerbau • . 31 ß) Der Querbau . . • . . 34 r) Der Stoß bau • . . • . 35 IV. Die Theorie der bergbanlichen Bodenbewegnngen in KohJengebieten . . • . . . . . . . . 41 A. Die Theorie der Bodensenkungen 41 1. Aus einem Gutachten . . • • • • . 57 a) Der Befund . . . . . • . . . . • . • . . • . . • .• 57 b) Die Theorie des Gleichgewichtszustandes der Gebirgsmassen 58 a) Der natürliche Einfluß . . . . . . . . • • . . • " 59 ß) Der künstliche Einfluß. . . . . . . . • . . . . ., 64 1. Herstellung von Eisenbahnen, Straßen. Brücken usw. 65 2. Der Einfluß des bergbaulichen Betriebes . . . •. 65 r) Der natürliche und künstliche Einfluß in gemeinschaft- licher Wirkung 71 c) Schlußfassung . . . 73 2. Aus einem Gutachten. 78 a) Der Befund. . . . 78 a) Die Baulichkeiten 79 ß) Der Bergbau . • 79 b) Das Gutachten. • • 80 c) Schlußfassung . • . . . . . . . ., •. .. .. 82 3. Gebirgsdruck mit besonderer Berücksichtigung des Steinkohlen- bergbaues (nach Dr.-Ing. Nieß) • . • . . 85 4. Die Theorie von Ing. A. Novak . • . . . . . . . • . .' 89 B. Die Theorie der Bodenverschicbungen . . • . • . •. 97 1. Die Zonen der lotrechten Absenkungen und Verschiebungen 99 2. Die Berechnung der größten wagerechten Verschiebung 104 3. Untersuchungen der Bodenverschiebungen in den verschiedenen Muldenquerschnitten .....•..........• 108 4. Einfluß des Abbaufortschrittes auf die Bodenverschiebungen 109 5. Die graphische Darstellung des Einflusses der Bodenver- schiebungen . . . . . . • . . . . 110 6. Die Theorie von Korten. . . . . . . . . . . . . . . . . 112 C. Die Theorie der Bcdenspannungen .•.•.••••• 113 1. Die graphische Darstellung des Einflusses der Bodenpressungen und Bodenzerrungen ..... '• •.. ' , . . . . . . 113 2. Untersuchungen über den Einfluß der durch die Entstehung der Senkungsmulde eintretenden Bodenerweiterung . • • . 117 3. Einfluß des Abbaufortschrittes auf die Bodenverschiebungen und Bodenspannungen .. ,...... . . . . . . . 120 4. Einfluß zweier henachbarter Abbaue auf die Tagesoberfläche 121 5. Einfluß der Kohlenschutzpfeiler auf die Tagesoberfläche • 125 a) Ausreichend bemessene Kohlenschutzpfeiler . . . . . . . 125 b) Ungenügend bemessene Kohlenschutzpfeiler . • . . . . . 131 c) Nachträglich erweiterte Kohlenschutzpfeiler . . . . . . . 133 6. Untersuchungen über den Abbau unter zu schützenden Bau- werken .•...•.............•... 134 7. Der Abbau mehrerer übereinander gelagerter Flöze. . . . • 140 8. Der Einfluß des Flözfallwinkels auf die Größe des Schiebungs- gebietes . . • • • • . . • . . . . 146 D. Die reine elastische Durchbiegung ••..••• , •. 149 Inhaltsverzeiohnis. VII Seite V. Maßnahmen zur Milderung der Bodenbewegungen . 150 1. Die Mitteilungen des Oberbergrates Buntzel . • . . . 154 2. Die Mitteilungen des Bergassessors Seidl . . • . • . . 167 3. Die Mitteilungen des Berginspektors Volmer • • . . . 169 VI. Zur Frage des Kohlenabbaues unter verbauten Stadt- gebieten, Industrieanlagen und Verkehrswegen . 170 1. Der Kohlenabbau unter der Stadt Zwickau in Saohsen 170 a) Die Mitteilungen des Bergrates Illner . . . . . . . 172 b) Die Mitteilungen des Markscheiders B. Otto . . . . . .. 173 c) Die Mitteilungen des Bergverwalters Dipl.-Ing. Steinmayer. . 173 d) Entscheidung der Königlichen Amtshauptmannschaft zu Zwickau und des Königlichen Bergamtes zu Freiberg über die Ge nehmigung des Abbaues im Nordfelde des Erzgebirgischen Steinkohlen -Aktien -Vereines . . . . . . . . . . . 182 2. Die Mitteilungen des Bergassessors Bäumer ... . . . . • . 195 3. Verschiedene Auskünfte aus dem rheinisch-westfälischen Stein kohlenrevier . . . • . . . . . . . . . . . . . . . .. . . 197 a) Außerung des Oberbürgermeisters Schmidt der Stadt Essen. 197 b) Außerung des Vereines für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund . . . . . . . . . . . 198 c) Der Abbau unter der Stadt Gelsenkirchen • . . . . ". . 199 d) Der Abbau unter der Stadt Herne . .. ...... 203 e) Der Abbau unter dem Rhein-Herne-Dortmund-Ems-Kanal 204 4. Die Mitteilungen des Bergreferendars Puschmann. . . . . 211 VII. Einwirkungen des Kohlenabbaus auf die Tagesoberfläche 214 1. Die Bodenverschiebungen . . . . . . . . . . . . . . • . . . 214 a) Die Erfahrungen des Stadtvermessungsingenieurs Hillegaart . 214 b) Die Mitteilungen des Bergrates IIlner • . . . • . . . . . . 215 cl Die Erfahrungen der Landmesser Overhoff, Rothkegel und Köndgen ................ 217 d) Die Mitteilungen vorn Ingenieur Sarnetzky. . 217 e) Die Erfahrungen im Ostrau-Karwiner Revier. 218 f) Die Erfahrungen im Aachener Kohlenbecken. 219 2. Die Bodenpressungen und Bodenzerrungen . . . 220 a) Die Erfahrungen des Ingenieurs Sarnetzky. . 220 b) Die Erfahrungen des DrAng. Franz Goetz. . 226 cl Die Erfahrungen des Dr.-Ing. Direktor Nolden 234 d) Die Erfahrungen im Ostrau-Karwiner Revier. 239 3. Die Emschergenossenschaft . . . . . . . . . . 242 VIII. Allgemeine Betrachtungen über die Sicherung obertägiger Bauwerke gegen Bergbauschäden . . . . . . . . . 244 a) Die Beeinflussungen obertägiger Bauwerke innerhalb einer Senkungsmulde . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . 244 b) Die Beeinflussung obertägiger Bauwerke bei fortschreitendem Abbau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 a) Der Abbaufortschritt in derselben Abbruchrichtung . . . . 251 ß) Der Abbaufortschritt in der entgegengesetzten Abbaurichtung 253 IX. Bemerkungen zur Frage des Kohlenabbaues unter der Stadt Zwickau . . . . . . . . . . . . . . . . 270 1. Das Gutachten des Bergrates IIlner zu Görlitz 270 2. Bemerkungen zum Gutachten des Bergrates Illner . 278 VIII Inhaltsverzeichnis. Seite 3. Der Zwickauer Kohlenabbau unter Berücksichtigung der neuesten Forschungen auf dem Gebiete der Bodenbewegungen im Kohlen- revier ........•.....•....... 279 a) Einwirkltngen des bisherigen Kohlenabbaues auf die Tages- oberfläche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 b) Voraussichtliche Einwirkungen des an der Grenze des Stadt innern fortschreitenden Kohlenabbaues . . . . . . . . . . 281 c) Einwirkungen der Abbaue unter den zu schützenden Bauwerken 285 4. Folgerungen in Angelegenheit der Frage des Kohlenabbaues unter der Stadt Zwickau . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 a) Der Abbau unter der ganzen inneren Stadt . . . . . 289 b) Der Abbau unter der inneren Stadt mit Ausnahme des Sicher- heitspfeilers für die Marienkirche . . . . . . . . 292 c) Wirtschaftliche Erörterungen . . . . . . . 294 X. Berechnung der Pressungen und Zerrungen von Dr. K. Lehmann .....•..•. 296 XI. Untersuchungen des Einflusses der bergbaulichen Boden senkungen auf die Untergrundwasserverhältnisse von Prof. Ing. Dr. B. Stoc es . . • . . . . . . . . • • . 297 a) Stehendes Grundwasser . . . . . . . . . 297 b) -Fließendes Grundwasser (Grundwasserstrom) 297 c) Oberirdischer Wasserstrom (Flußlauf) . . . 298 XII. Schlußbetrachtungen über die Feststellung von Berg- schäden an Gebäuden . . . . . . . . . . . . . . . . 302 I. Einleitung. Es ist die interessante Wechselwirkung zwischen Theorie und Praxis, welche in gegenseitiger Förderung die großen .Fortschritte der Technik bewirkt hat. Anders als in der Werkstätte des sein Material auswählenden Technikers forscht der Fachmann auf dem Gebiete der Bodenbewegungen ; er kann sein Material nicht schaffen und nicht wählen, er muß mit vorhandenen, unabänderlichen Ver· hältnissen rechnen. Der Forscher kann hier nicht Versuche an stellen, er kann nur auf Grund langjähriger Erfahrungen für ge wisse Verhältnisse die festgestellten obertägigen Folgewirkungen zu Hilfe nehmen, um daraus schließen zu können, welche Vorgänge im Innern der gewaltigen Erdmassen sich abgespielt haben können oder müssen, um die Tagesoberfläche zu beeinflussen. Dem Forscher auf dem Gebiete der Bodenbewegungen ist es also nicht möglich, die Vorgänge in den Erdmassen versuchsmäßig zu überprüfen; er kann weder im Laboratorium noch in der Praxis Versuche nach seinem 'Villen anstellen, um die sich immer wieder ändernden Bedingungen und die Ergebnisse seiner Versuche zu überprüfen. Bergdirektor Dr. Eckardt hat vor vielen Jahren einen solchen Laboratoriumsversuch unternommenl), indem er in einem Glaskasten die dort eingetretenen Bewegungen eingeschütteter Sandschichten be obachtete, während er das Ausfließen der Sandschichten aus einer Bodenöffnung - die das abgebaute Flöz darstellen sollte - bewerk stelligte. Die großen Erdmassen, die bei der Erforschung der Boden bewegungen in Bergbaugebieten in Frage kommen, können einem Laboratoriumsversuch kaum einen akademischen Wert verleihen; ich habe diesen Standpunkt in einer öffentlichen Erörterung auch ein gehend behandelt 2). Hiervon soll noch an anderer Stelle näheres a us geführt werden. Wenn wir also die Schwierigkeiten in der Erforschung der Boden-· beeinflussungen unterirdischer Abbaue - deren Zugänglichkeit meist gar nicht mehr gegeben ist - erkennen, so gesellen sich noch die Er- 1) Der Einfluß des Abbaues auf die Tagesoberfläche von Dr. lug. A. Eckardt, Zwickau, Glückauf 1914, Heft 12 u. 13. 2) Siehe Zeitschrift "Glückauf" 1914, Heft 29. GoI d r eie h. Bodenbewegungen. 2 Einleitung. schwernisse hinzu, welche sich durch das Hinzutreten verschiedener anderer Einflüsse auf die Erdmassen ergeben. Es kann eine Erdmasse durch Anschneiden wasserführender, zu Rutschungen geneigter Schich ten in Bewegung geraten, sie kann bei eintretenden Substanzver lusten sich auch senken und diese Erdmasse kann gleichzeitig auch durch Kohlenabbaue beeinflußt sein. Es ergeben sich also die schwie rigen Fragen des Anteiles verschiedener Ursachen an den eingetretenen Bodenbewegungen und es ist auch die besonders schwerwiegende Frage zu beantworten, welche Ursache zuerst die Bodenbewegungen veranlaßt und vielleicht dadurch auch noch andere Ursachen zur Auslösung gebracht hat. Ist es schon schwierig, jede der verschiedenen möglichen Ur sachen der Bodenbewegungen für sich allein festzustellen, so ent steht nun noch die Frage, ob und in welcher Art diese Bewegungen des Bodens die obertägigen Objekte beeinflußt bzw. beschädigt haben. Der Sachverständige muß aus den an den Bauwerken festge stellten Schäden auf deren Ursache schließen; der Sachverständige muß also· auch die Zusammenhänge der Bodenbewegungen mit den statischen Vorgängen an den obertägigen Bau werken erkennen. Zu diesem Behufe muß der Sachverständige die statischen Vorgänge in den beschädigten Baukonstruktionen ohne Rücksicht auf allfällige Bodenbewegungen erkennen; er muß umsomehr die nachteilige Beeinflussung des Gleichgewichtszustandes eines Bauwerkes verstehen, um die eingetretenen Schäden nach ihren Ursachen trennen zu können. Es wird die Frage oftmals auch erwachsen, ob der Sachverstän dige überhaupt in der Lage ist, an einem beschädigten Bauwelke die verschiedenen Schadensursachen zu erkennen. Der Bergbau schafft im Erdreich Hohlräume und der den Berg schaden beurteilende Techniker muß wissen, wie diese Hohlräume geschaffen werden und welchen Zwecken sie dienen. Der Gruben betrie b (Ausrichtung, Vorrichtung und Abbau), soweit er eine Beeinflussung der Erdmassen, bzw. einen Substanz verlust unmittelbar hervorruft oder mittelbar auslösen kann - dieser spezielle Teil des Grubenbetriebes - muß in Theorie und Praxis dem Sachverständigen bekannt sein. Die für die Kohlengewinnung unmittelbar geschaffenen Hohl räume sind veranlassend für die Auslösung von Bewegungen der über diesen Hohlräumen befindlichen Erdmassen. Wir haben es also hier mit statischen Aufga ben zu tun, welche mit der geologischen Be schaffenheit der GebirgEmassen zusammenhängen. Sowie der Bergbaubetrieb kann auch die Geologie nur als eine Hilfswissenschaft im Bodenbewegungsproblem bezeichnet werden. Die über den bergbaulieh erzeugten Hohlräumen hervorgerufenen Vorgänge im Inneren der Erdmassen entziehen sich der Beobachtung, sie

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