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Die Biologie der Zehn Gebote und die Natur des Menschen: Wissen und Glauben im Widerstreit PDF

289 Pages·2014·1.603 MB·German
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Preview Die Biologie der Zehn Gebote und die Natur des Menschen: Wissen und Glauben im Widerstreit

Die Biologie der Zehn Gebote und die Natur des Menschen Wolfgang Wickler Die Biologie der Zehn Gebote und die Natur des Menschen Wissen und Glauben im Widerstreit Wolfgang Wickler Seewiesen Bayern Deutschland ISBN 978-3-642-41758-0 ISBN 978-3-642-41759-7(eBook) DOI 10.1007/978-3-642-41759-7 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Spektrum © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz- Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Planung und Lektorat: Merlet Behncke-Braunbeck, Imme Techentin Redaktion: Andreas Held Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Spektrum ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media www.springer-spektrum.de Vorwort Seit Langem besteht ein merklicher Unterschied zwischen der biologischen und der philosophisch-theologischen Interpretation der belebten Schöpfung. Das zeigt sich nicht so sehr zwischen Theologie und Glaube auf der einen Seite und unbelebter Schöpfung in Physik, Astrophysik, Geo- wissenschaft und Kosmologie auf der anderen Seite, Be- reichen also, die kaum ins tägliche Leben der Menschen hineinwirken. Im Falle der Lebenswissenschaften ist es je- doch ganz anders; da werden die Diskrepanzen eher größer. Denn Theologen predigen den Schöpfer, aber verstehen die Schöpfung nicht. Sie nehmen, gemeinsam mit Philoso- phen, in bio-ethischen Fragen nicht den ganzen Menschen als Erfahrungen und Wissen sammelndes Lebewesen in den Blick, sondern betrachten zum einen das bedingt entwick- lungsfähige Programm in seinen Genen, zum anderen seine Geistseele, die ihm Würde, Gottesebenbildlichkeit und eine post-mortem-Existenz verleiht. Ihr vorrangig theoretisches Wissen über die Schöpfung beziehen Theologen aus zwei Quellen: Erstens aus überna- türlichen Offenbarungen in Heiligen Schriften, zweitens aus seit dem Mittelalter überlieferten philosophischen Reflexio- nen auf das Phänomen Leben und die metaphysische Natur VI Die Biologie der Zehn Gebote und die Natur … des Menschen. Biologen gewinnen zunehmend Einsichten in die Grundlagen des Lebens, seine Entstehung und vor allem in den fortlaufenden Prozess seiner Evolution, in der immer wieder Neues aus Vorhandenem entsteht. Diesen Vorgang in Grundzügen zu kennen, ist Vorbedingung, um zu verstehen, worauf die Zehn Gebote Bezug nehmen und wo die Ursachen dafür liegen, dass sie regelmäßig übertre- ten werden. Zwei namhafte theologisch-philosophische Publikatio- nen aus dem Jahre 2007 behandeln die Evolutionstheorie und verknüpfen sie mit der Frage nach dem Schöpfer; die eine stammt von Christoph Kardinal Schönborn, die ande- re von Martin Rhonheimer, Philosoph an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom. Für beide Autoren ist es nicht zufriedenstellend, dass Naturwissenschaftler die Me- taphysik nicht leugnen können; sie bekräftigen vielmehr die These, sowohl Theologie als auch Naturwissenschaft seien vernünftige Zugänge zur Wirklichkeit und könnten einander nicht widersprechen. Konflikte könne es aber ge- ben, wenn von einer Seite der eigene Zuständigkeitsbereich überschritten wird. Anstatt auf eine Annäherung zwischen biologischer und philosophisch-theologischer Interpretati- on der belebten Schöpfung setzen beide Autoren auf eine deutlichere, durch die Interpretationsmethoden begründe- te Trennung zwischen Naturwissenschaft und Philosophie/ Theologie. Danach ist die Naturwissenschaft zuständig für die Materialien der Schöpfung, während für Philosophen ein metaphysisches formgebendes Lebensprinzip, die See- le, entscheidend ist. Martin Rhonheimer (2007, S. 52, 55) macht es ganz klar: „Wir wissen, dass es ein solches Funkti- onieren ohne Seele, d. h. ohne einheitliches, formgebendes Vorwort VII Lebensprinzip, nicht geben könnte“; doch diese Seele „ist allein metaphysischer Erkenntnis zugänglich und hat kei- nen naturwissenschaftlichen Erklärungswert“; „die „Seele“ und damit auch „Leben als solches“ sind nicht Gegenstand der Naturwissenschaft“. Die Philosophie sagt, „die Natur ist in sich ein zweckhaft organisiertes Ganzes, deren Prozes- se eine teleologische Struktur besitzen. Da es innerhalb der Natur keine Intentionalität und Intelligenz gibt, muss diese von einer der Natur transzendenten intelligenten Ursache kommen. – Zu verstehen wie diese der Natur eingestiftete ratio artis divinae funktioniert, ist allein Sache der Natur- wissenschaften“ (Rhonheimer 2007, S. 69). Beide Autoren sehen in der Evolution der Lebewesen eine fortgesetzte Schöpfung ( creatio continua), weil ihrer Mei- nung nach Höheres nicht ohne orientierendes, organisie- rendes Wirken aus Niedrigem entstehen kann (Schönborn 2007, S. 86), machen aber einen Unterschied zwischen dem Prozess der biologischen Evolution und der Schöpfung als transzendenter Ursache. „Dass es für die artspezifische ‚on- tologische Identität‘ von Naturwesen einer ‚Form‘ bedarf und eine rein mechanistische Erklärung nicht genügt, das weiß die Metaphysik und die Naturphilosophie; die Bio- logie braucht es für das Betreiben ihres Geschäfts nicht zu wissen“ (Rhonheimer 2007, S. 78). Andererseits weiß aber die Biologie vieles, womit Metaphysiker und Naturphilo- sophen offenbar nichts anzufangen wissen. Philosophisch- theologische Aussagen über die Natur interpretieren unsere Kenntnis über biologische Sachverhalte. Diese Kenntnis nimmt ständig zu. Philosophisch-theologische Interpretati- onen beziehen sich aber oft auf einen Jahrhunderte zurück- liegenden Kenntnisstand. VIII Die Biologie der Zehn Gebote und die Natur … Anhand der Zehn Gebote lässt sich besonders gut aufzei- gen, welche aktuellen Folgen es für den „Endverbraucher“ hat, wenn bei ihm unterschiedliche Folgerungen aus bio- logischer und philosophisch-theologischer Interpretation der Natur zusammenstoßen, vor allem, wenn durch Grenz- überschreitung der Theologen sachlich Falsches als Glau- benswahrheit verkündet wird, wo es um Weisungen an die Menschen geht, gemäß ihrer menschlichen Natur zu leben. Der Philosoph Ludger Honnefelder meint (zitiert aus Hoff 2013, S. 416), „ein Begriff der Natur, auf den wir zur Ori- entierung unseres Handelns…. zurückgreifen müssen, wird gehaltvoller sein müssen als die den Gegenstand der Biolo- gie bildende Natur“. Auch wenn man diesem Naturbegriff beliebige Grenzen setzt, „die den Gegenstand der Biologie bildende Natur“, um die es hier geht, wird allemal einbe- griffen sein müssen. Literatur Hoff GM (2013) Schöpfungstheologie im Konflikt? In: Hoff GM (Hrsg) Konflikte um Ressourcen – Kriege um Wahrheit. Alber, Freiburg, S 431–442 Rhonheimer M (2007) Neodarwinistische Evolutionstheorie, Intel- ligent Design und die Frage nach dem Schöpfer. Imago Hominis 14:47–81 Schönborn C (2007) Ziel oder Zufall? Schöpfung und Evolution aus der icht eines vernünftigen Glaubens. Herder, Freiburg Inhalt Vorwort � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � V 1 Gebote: Verkehrsregeln fürs Zusammenleben � � � � � � � 1 Literatur � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 6 2 Natürliche Moral? � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 7 Literatur � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 10 3 Predigtmärlein � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 11 Literatur � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 18 4 Evolution als Schöpfung � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 19 4�1 Kennzeichen der Evolution � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 25 4�2 O rganische Evolution � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 26 4�3 S tammbaum-Rekonstruktion � � � � � � � � � � � � � � � � � � 28 4�3�1 Ü bliche Darstellung � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 30 4�3�2 V ernetzter Stammbaum � � � � � � � � � � � � � � � � 33 4�4 K ulturelle Evolution � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 34 4�5 O rganische und kulturelle Evolution im Vergleich � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 38 4�6 S prachen-Evolution � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 40 4�7 S elektion � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 41 4�8 N ormen-Evolution � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 43 4�9 G enom-Kultur-Koevolution � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 45 4�10 Zufälligkeiten � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 49 Literatur � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 51 X Die Biologie der Zehn Gebote und die Natur … 5 Frequenzabhängige Selektion � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 55 5�1 Das unökonomische Geschlechterverhältnis � � � � � � 56 5�2 E volutionäre Gleichgewichte � � � � � � � � � � � � � � � � � � 61 Literatur � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 62 6 Evolutionär Neues � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 65 6�1 Neuerungen aus biologischer Sicht � � � � � � � � � � � � � 66 6�1�1 Z usammenschluss verschiedener Organismen � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 67 6�1�2 V ervielfältigung und Spezialisierung � � � � � 70 6�1�3 S elbstorganisation � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 73 6�1�4 E mergenz � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 75 6�2 N eues aus philosophisch-theologischer Sicht � � � � � 77 Literatur � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 79 7 Epigenetik � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 81 Literatur � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 84 8 Konkurrenz, Kooperation, Altruismus und biologische Märkte � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 85 8�1 Konkurrenz und Kooperation � � � � � � � � � � � � � � � � � 85 8�2 A ltruismus � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 87 8�3 B iologische Märkte � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 89 Literatur � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 92 9 Typische Konfliktsituationen in tierischen Sozietäten � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 95 9�1 Artgenossen töten � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 95 9�1�1 G ruppenkämpfe � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 96 9�1�2 R ivalenkämpfe � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 98 9�1�3 G eschwistertötung � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 102 9�1�4 I nfantizid � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 105 9�2 B ehinderungen der Paarbildung � � � � � � � � � � � � � � � 110 9�2�1 D ivergierende Interessen der Partner � � � � � 110 9�2�2 S törende Interessen Dritter � � � � � � � � � � � � � 111 9�3 S tehlen � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 113

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