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Die Binnengewässer in Natur und Kultur: Eine Einführung in die Theoretische und Angewandte Limnologie PDF

163 Pages·1955·15.857 MB·German
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VERSTKNDLICHE WISSENSCHAFT FONFUNDFONFZIGSTER BAND DIE BINNENGEWASSER IN NATUR UND KULTUR VON A. THIENEMANN BERLIN· GOTTINGEN . HEIDELBERG SPRINGER-VERLAG DIE BINNENGEWKSSER IN NATUR UND KULTUR EINE EINFDHRUNG IN DIE THEORETISCHE UND ANGEWANDTE LIMNOLOGIE VON AUGUST THIENEMANN DIREKTOR DER HYDROBIOLOGISCHEN ANSTALT DER MAX-PLANCK-GESELLSCHAFJ' ZU PLON PROFESSOR EMERITUS DER HYDROBIOLOGIE AN DER UNIVERSIT.hT KIEL 1.-6. TAUSEND MIT So ABBILDUNGEN BERLIN· GOTTINGEN . HEIDELBERG SPRINGER-VERLAG Hetausgeber der Naturwissenschaftlichen Abteilung: Prof. Dr. Katl v. Friscb, Munchen e-ISBN-13:978-3-642-80528-8 001: 10.1007/978-3-642-80528-8 Alle Rechte, insbesondere das der Vbersetzung in fremde Sptachen, vorbehalten Ohne ausdriickliche Genehmigung des VerIages ist es BUch nicht gestattet. dieses Buch oder Teile datauS auf photomechanischem Wege (Photokopie. Mikrokopie) zu vervielfaltigen Copyright 19H by Springer-Verlag OHG. Softcvoer reprint of the hardcover 1St edition 19B Berlin· Gottingen • Heidelberg Btiihlsche Universitiitsdruckerei GieJ3en Vorwort Unsere Erde, der groBe irdische Lebensraum, umfaBt drei Hauptlebensbezirke, das Meer, das feste Land und die Binnen gewasser. Die Binnengewasser - das Grundwasser, die Quellen, Bache und Flusse, die Seen, Teiche und Kleingewasser - soHen in diesem Buchlein im Sinne der modernen Limnologie, der Wissen schaft von den Binnengewassern, behandelt werden. Schon 1926 schrieb ich in "Jedermanns Bucherei" eine kurze Einfuhrung in die biologischen Probleme der SuBwasserforschung. Seitdem ist fur die limnologische Wissenschaft ein Vierteljahrhundert lebhaftester Entwicklung vergangen, nicht zum geringsten TeiIe dank der im Jahre 1922 in Kiel und PIon erfolgten Grundung der Internationalen Vereinigung fur theoretische und angewandte Limnologie. So ist heute eine allgemeinverstandliche Dar stellung von Problemen, die die Binnengewasser bieten, wesent lich verschieden von dem, was 1926 gebracht wurde. DaB auf dem begrenzten Raum, der zur Verfiigung steht, nur Einzelnes aus dem groBen Fragenkreis herausgegriffen werden kann, ist selbstverstandlich. In Kapitel I habe ich geschildert, wie sich die heutige Limnologie, die Wissenschaft vom Leben der Ge wasser, aus der Hydrobiologie, der Lehre vom Leben im Wasser entwicke1t hat, und wie sie schlieBlich als Teildisziplin der all gemeinen Okologie, der Wissenschaft vom Haushalt der Natur erkannt wurde. Kapitel II versucht, an Hand eines Vergleiches zwischen See und FluB, den Leser in die Tatsachen und Problem stellungen der Limnologie einzufuhren, wie ich es in einem kurzeren V ortrag vor einiger Zeit schon einmal getan habe. Kapitel III leitet mit der Behandlung des Produktionsproblems und damit zusammenhangender Fragen von der theoretischen zur angewandten Limnologie uber. Kapitel IV behandelt das heute so aktuelle Problem der Wasserverknappung und Wasser verunreinigung. Es ist eine Zusammenfassung von Vortragen, v J die ich in den letzten ahren mehrfach gehalten habe. Dberhaupt ist vielerlei von dem, was im folgenden besprochen wird, vom Verfasser selbst erarbeitet und z. T. schon fruher in anderem Zusammenhang veroffentlicht worden. Aber die personliche Farbung, die das Ganze so erhalt, ist wohl kein Nachteil. - Es gibt jetzt dne ganze Anzahl gro13erer, zusammenfassender Bucher uber die Limnologie, die den interessierten Leser wdter fuhren konnen. Sie sind auf S. 149-150 verzeichnet. Rudolj Burckhardt schlo13 in seiner "Geschichte der Zoologie" (1907) die Schilderung der "Grundung von Instituten zum Stu dium der Meeres- und Sii13wasserfauna" mit den Worten: "Durch ganz besondere Methoden des Forschens ist em Gebiet erschlossen worden, dessen Betreten zu den dgenartigsten Erschdnungen der Zoographie des 19. Jahrhunderts gehort." Die wdtere Ent wicklung sowohl der Meereskunde wie der Sii13wasserkunde hat gezdgt, wie berechtigt Burckhardts Urteil war. Zu den Abbildungen steuerte Herr Oberreg.-Rat Dr. W. Koch das Bild des fast trockenen Oberrhdns bd, Herr Dr. L. Minder das Bild des Walsersees, Herr Prof. Dr. Esko Suomalainen (Helsinki) das Bild des finnischen Pyhajarvi. Besonderen Dank schulde ich Herrn Prof. Dr. Olto Kraus, Munchen, der mir dne ganze Anzahl prachtiger Photos naturlicher und kulturell verdorbener Gewasser zur Verfugung stellte. Einige Zeichnungen verdanke ich Herrn Prof. Dr. Lenz und Herrn J. Fittkau (Plan). Plan, Pfingsten 1954 August Thienemann VI Inhaltsverzeichnis Einleitung: Ohne Wasser kein Leben .... 1. Vom Leben im Wasser zum Lebcn der Gewasscr . 3 n. FluB und See, ein limnologischer Vergleich . 19 a) Form, Begrenzung, Verhaltnis zum Land. . . 2.0 b) Stromung und Stillwasser . . . . . . . . . 30 c) Temperatur-, Licht- und chemische Verhaltnisse. 37 Ill. Nahrungskreislauf - Produktion - Seetypen . 42. a) Der Nahrungskreislauf im Binnensee. 42. b) Das Produktionsproblem .. 57 c) Seetypcn. . . . . . . . . 70 IV. Wasser - die S~rge Europas. Ein Kapitel aus der ange- wandten Limnologie. . . . 89 a) Angewandte Limnologie. . . . . . . 89 b) Wasser als Mangelwarc . . . . . . . 95 c) Die Verunreinigung unserer Gewasser . II8 d) Allgemeine Gesichtspunkte zum Kampf gegen die "Wassersiinde" . . . . . . 133 SchluB: Ohne Wasser keinc Kultur . . . . . Schrifttum . . . . . . . . . . . . . . . . Sachregister, mit Erklarung der FachausdrUcke VII Quellenverzeichnis der Abbildungen Abb. I-~ und Abb.37 aus: Jacob.r, W., Fliegen, Schwimmen, Schweben, 2. Aufl. (Verst. Wiss. Bd. 36). Berlin, Gottingen, Heidel berg: Springer-Verlag 19~4. Abb. 8 aus: Mannheim.r, B. j., Beittage zur Biologie und Morpho logie der Blepharoceriden (Dipt.) (Zoolog. Forsch. Bd. 2). Leipzig: R. Noske 193~. Abb. 10 aus: Peuerborn, H. J., Arch. Hydrobiol., Suppl.-Bd. XI "Tropische Binnengewasser, Bd. Ill", S. 55-128 (1932). Abb. 16 und IS aus: We.renberg-Lund, C., Biologie der Siil3wasser~ tiere. Berlin: Springer 1939. Abb. 20 und 21 aus: Gelei, J. v., Archivum Balatonicum II, 24-35 (1928). Abb. 24, 31 und 34 aus: Thienemann, A., Die Binnengewasser Mittel europas (Die Binnengewasser, Bd. I). Stuttgart: Schweizerbart (1925). Abb.27 und 29 aus: Thienemann, A., Der Nahrungskreislauf im Wasser. Verhandl. der Deutschen Zoologischen Gesellschaft, Kid 1926, S. 29-79. Abb. 26 nach: Ruttner, P., GrundriB der Limnologie, 2. Aufl. Berlin: De Gruyter 1952. Abb. 40 nach: Ruttner, P., Arch. Hydrobiol., Suppl.-Bd. VIII "Tro pische Binnengewasser", S. 197-454 (1931). Abb. 43 aus: Denkschrift liber die wasserwirtschaftliche General planung, bearbeitet von der Generaldirektion flir WasserstraBen und Binnenschiffahrt, Winde1sbleiche, Dezember 1945. VIII Einleitung: Ohne Wasser kein Leben DaB das Leben unbedingt an das Varhandensein van Wasser gebunden ist, ist eine uralte Erkenntnis. "Aus dem Wasser ist alles geworden", lehrte 624 v. Chr. der Naturphilosoph Thales van Milet; und das saUte nicht nur heiBen, wie man es interpretiert hat, "das Wasser sei die Mutter und die Wiege alles Lebendigen", sondern war wohl auch physialogisch gemeint: "Ohne Wasser kein Leben." "Gesundheit und Wahrnehmung", so sagt ein Philosaph der perikleischen Zeit, Hippon van Samos, "richtet sich nach der Feuchtigkeit in uns; tritt Trackenheit ein, so wird das lebende Wesen unempfindlich und stirbt". "Aristan hydor" lautet ein bekannter griechischer Satz, "das erste ist das Wasser" oder wie wir auch sagen kannen: "In der Rang ordnung aller Lebensvoraussetzungen steht das Wasser an erster Stelle!" Der pflanzliche und tierische K6rper besteht zum graBen, ja meist zum graBten Teil aus Wasser. Zwischen den beiden Ex tremen, der Qualle, deren Trockensubstanz nur Ibis 2 % des Gesamtgewichtes betragt, und dem lufttrockenen Samen mit einem Wassergehalt van 3,5 bis 13 %, spannt sich eine ununter brochene Kette aus. Der menschliche K6rper enthalt durch schnittlich 58,5 % seines Gewichtes Wasser. 70 bis 90 % Wasser enthalten Blatter und saftige Gewebe haherer Pflanzen, Algen sogar his 98 °'0' Das uns zur Nahrung dienende Muskelfleisch unserer Haustiere besteht zu drei Vierteln seines Gewichtes aus Wasser. Das Wasser ist unser wichtigstes Nahrungsmittel. Fast 3 Liter Wasser (2700-2800 g) muB der Erwachsene taglich in Speise und Trank aufnehmen. Wasser ist ja der Trager des Stoff wechsels, auf dem unsere Ernahrung, unsere Arbeitskraft, unsere tierische Warrne, unser ganzes Leben beruht. Wasser ist ebensa der Trager des Staffwechsels bei der Pflanze. Urn ein einziges Grarnm oberirdische Pflanzenrnasse Zu bilden, braucht die Pflanze 250 bis I Thiencmann, Binnengewiisscr 1000 g Wasser. 12000 DoppeIzentner Wasser miissen wahrend der Vegetationsperiode durch die Roggenpflanzen gehen, damit 20 Doppelzentner Roggen und 40 Doppelzentner Stroh erzeugt wer den. Eine mittelgroBe Birke gibt im Tagesdurchschnitt 60 Liter Wasser an die Atmosphare ab, an heiBen Sommertagen aber bis 500 Liter. Wenn im Bundesgebiet jahrlich im Durchschnitt 800mm Niederschlage fallen, so passieren von dieser Menge 290 mm, also %, etwa 28 die Vegetation und werden von ihr durch Transpiration dem Kreislauf des Wassers wieder zuriickgegeben. Diesen Weg des Wassers durch die lebende Natur hat A. Metternich in seinem spannenden Buche: "Die Wiiste droht" (1949) kurz so geschildert: "Riesige Strome von Wasser durchflieBen unsichtbar und unhor bar die Natur, verzweigen sich in Baum und Strauch hin bis zum bescheidenen Grashalm. Ein verborgener Ozean umrauscht uns, besonders in der Zeit, wenn alles wiichst, bliiht und gedeiht. Diese Wasserstrome sind die unabdingbare Voraussetzung flir alles Geschehen im Reich des biologischen Universums. Sinken diese Strome unter das MaB des Notwendigen, so leidet darunter das Leben, versiegen sie, so muB das Leben unweigerlich sterben. Zunachst das hoher entwickelte, dann das primitive Leben, auch jenes geheimnisvolle Leben im Boden, das jegliches Wachstum bedingt." Wasser tritt uns in der Natur nicht nur im Organismus ent gegen, sondern wird in den Gewassern das Medium, die Umwelt, in der Organismen leben, wird ihr Lebensraum. Wir unterscheiden ja Pflanzen und Tiere, die nur im Wasser leben konnen, von denen q¥, f~ten Landes, also Wasserorganismen und Landorganismen - die aber besser Luftorganismen heillen sollten. - Der echte Wasserorganismus nimmt auch die Gase, die er zum Leben braucht, nur aus dem Wasser, in dem sie gelost sind, auf, der Landorganismus aber aus der Luft. Und genau so, wie es in der Natur kein reines Wasser - H 0- 2 gibt - wir miissen es destillieren, wollen wir es frei von fremden Stoffen haben -, genau so ist das Wasser in der Natur nie (oder fast nie) frei van Lebewesen; es enthalt zum mindesten stets Bakterien. Wir miissen es sterilisieren, wenn wir es orga nismenfrei haben wollen. Jedes Gewasser ist ein Glied der lebenden Natur! 2 1. Vom Leben im Wasser zum Leben cler Gewasser In den ersten beiden Jahrzehnten unseres Jahrhunderts wandte sich das Interesse der Forscher immer mehr der Lebewelt der Binnengewasser zu. War es zuerst vorwiegend das Plankton, d. h. die Welt der meist mikroskopisch kleinen Pflanzen und Tiere, die in der freien Wassermasse unserer Seen und Teiche schweben, so wurde doch bald auch die Tierwelt beriicksichtigt, die zwischen den Pflanzen und am und im Boden der stehenden wie flieBenden Gewasser lebt. Und es wurde immer klarer, daB gewisse, grund legende Unterschiede zwischen den Organismen der Gewasser und denen des festen Landes und der Luft bestehen. Man konnte es wagen, von der Hydrobiologie, d. h. der Lehre vom Leben im Wasser, als einer selbstandigen Wissenschaft zu sprechen. Denn es gibt eine Anzahl lebenswichtiger Eigenschaften, die im Wasser und auf dem Lande bzw. in der Luft grundverschieden sind. Hier fiir einige Beispiele. Reines Wasser ist 77 5 mal so schwer wie Luft, es ist als Fliissigkeit viel zaher, viskoser, d. h. seine Teilchen verschieben sich viel schwerer gegeneinander als die der Luft. Und so gibt es kein Tier - keinen Vogel und kein Insekt -, das dauernd in der Luft leben und fliegen konnte, ohne sich hin und wieder auf dem Boden oder Baum und Busch niederzulassen. Der Luftraum selbst ist so, streng genommen, unbelebt. Das Obergewicht des Tieres gegen iiber der Luft ist zu groB; die Muskelkraft des fliegenden Tieres kann dieses ohne Ruheperioden nicht dauernd in der Luft halten. Ganz anders im Wasser. Der tierische und pflanzliche Korper, der ja, wie oben schon gesagt, bis mehr als 90 % Wasser enthalt, hat nur ein geringes Obergewicht iiber das Wasser. Mancher Organismus ist imstande, durch Einlagerung von Luft (vg!. Abb. 37) oder Fetten und Olen sein Gewicht dem des Wassers so anzugleichen, daB er im Wasser schwebt oder kaum merklich, ganz langsam, absinkt - auch wenn er keinerlei Schwimmbewegungen macht. So verstehen wir, daB das freie Wasser eines Binnensees oder des Meeres von einer Unmasse kleinster Pflanzen und Tiere besiedelt ist, der Schwebewelt des Planktons. Und diese Plankter haben die Moglichkeit, sich vor dem schlieBHch volligen Absinken zu bewahren: so durch Eigenbewegung die Kleinkrebse des freien l~ 3

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