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Die Bibelepik der lateinischen Spätantike: Formgeschichte einer erbaulichen Gattung PDF

150 Pages·1976·4.952 MB·German
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THEORIE UND GESCHICHTE DIE BIBELEPIK DER LITERATUR DER LATEINISCHEN UND DER SCHONEN KÜNSTE SPKTANTIKE Texte und Abhandlungen FORMGESCHICHTE EINER ERBAULICHEN GATTUNG Band 1 Herausgegeben von von MAX IMDAHL · WOLFGANG ISER · HANS ROBERT JA USS WOLFGANG PREISEND ANZ· JURIJ STRIEDTER REINHART HERZOG Band 37 · 1975 WILHELM FINK VERLAG MÜNCHEN MANFRED FUHRMANN zum 23.6.1975 ISBN 3-7705-1116-6 © 1975 Wilhelm Fink Verlag, Münd1en Satz und Druck: Druckerei Am Fisd1m.1rkt, Konsnnz Budibindearbeiten: Großbuchbinderei Monheim, Monheim Ais HJ.billtationsschrifl der Universität Konstanz gedruckt mit Unterstützung der Deutschen FonchungsgemeinsdtaA:: VORBEMERKUNG INHALT Zur Bibeldichtung der lateinischen Spätantike legt der Verfasser EINFÜHRUNG hiermit eine allgemeine Einführung und einen ersten, im wesentlichen das 4. Jahrhundert n. Ch. umfassenden Teil vor. Diese Teile wurden im Winter 1971/72 von der Philosophischen Fakultät der Universitlit I. Kanon und überlieferter Bestand der spätantiken Konstanz als Habilitationsschrift angenommen. Sie sind seitdem er Bibeldichtung . . . . . . . . . . . . . . .. XV heblich erweitert und überarbeitet worden. 1. Der Traditionszusammenhang der europäischen Bibeldichtung . . . . . . . . . . . . . . XVI Den zweiten, die spätantike Entwicklung der Gattung abschließen 2. Der Kanon der lateinischen Bibeldichtungen den Teil hofft der Verfasser in kurzem Abstand folgen lassen zu kön der Spätantike . . . . . . . . . . . . . XIX nen. Er muß den Leser bitten, bis dahin das Fehlen der Indices in a) Die kanonischen Epiker . . . . . . . . XIX Kauf zu nehmen. b) Vom Kanon ausgeschiedene oder deformiene Werke ........... . . XXIII Mit der vorstehenden Zueignung verbindet der Verfasser auch die c) Außer kanonische Pseudepigra pha . XXV zu Dank verpflichtende Erinnerung an den Kreis der Konstanzer d) Verschollene Bibeldichtung . . . . XXXII Literaturwissenschaftler; dies gilt in besonderem Maße fi.ir die Her ausgeber dieser Reihe. II. Spätantike Bibeldichtung als Gattungsrezeption . XXXIII Zu danken ist der Förderung durch die Deutsche Forschungsgemein 1. Die Gattungsfrage der Bibeldichtung und ihre schaft, der Geduld des Verlages, der selbstlosen Mühe, die Frau M. rezeptionsästhetische Beantwortung . . . . . XXXIII Bastian und Frau K. Seydel auf das Manuskript verwandten, endlich 2. Die spätantike und frühmittelalterliche Wirkungs meinem Vater und den Herren Dr. H. Hofmann und Dr. G. Berger präsenz der Bibeldichtung . . . . . . . .XXXVII für das Mitlesen der Korrekturen. a) Abschließende Bemerkungen zur über lieferungsgeschichte . . . . . . . . .XXXVII Bielefeld, im Oktober 197 4 b) Die Wirkungspräsenz der Bibeldichtung in der Reinhart Herzog Spätantike I: Das Problem des Publikums . . . XL c) Die Wirkungspräsenz der Bibeldichtung in der Spätantike II: Die Reflexion der Autoren . XLV ca) Juvencus . . . . XLV cb) Proba .XLIX cc) Sedulius. Arator .LII cd) Cl. Marius Victorius. Avitus. Dracontius . LIV III. Die Forschungssituation . . . . . . . . . . . . . LX II. Die paraphrastische Bibeldichtung . . . . . 99 Exkurs: Die Abgrenzung der neuzeitlichen Bibelepik 1. Die Rezeption der epischen Technik in den von der poetischen paraphrasis . . . . . . . . . . LXVI paraphrastischen Dichtungen 100 IV. Zur formgeschichtlichen Methode der Untersuchung . . LXXIII 2. Die Bibelrezeption der paraphrastischen Dichtungen . . . . . . . . . . . . 106 a) Bibelübersetzung und Bibelparaphrase. ERSTER TEIL: Das Problem der Romanisierung 106 b) Hermeneutische Riegel ..... . 109 Die Anfänge des 4. Jh. und die Destruktion des antiken Epos c) Entjudaisierung . . . . . . . . 111 d) Entjudaisierung als Christianisierung 113 A. Der Cento Probae. Maro mutatus in melius 3 e) Schichten der Christianisierung 116 Biographisch-Bibliographisches . . . . . 3 f) Das erbauliche Relief 124 fa) Applanierung und Relieferung 124 I. Die Centonentechnik als Rezeptionsmodell 4 fb) Ansätze zu Meditationsformen 130 1. Die Regeln des Ausonius 4 fc) Erbauliche Durchdringung der Handlung 140 fd) Ardor inexpletus. Emotionalität und 2. Die Möglichkeiten der Centonentechnik 7 Objektivierung des Erbaulichen . . . . 145 II. Der Cento Probae . . . . 14 1. Die Rezeption Vergils 15 C. Die Bibeldichtung am Ende des 4. Jh. . . . . . 155 a) Szenische Gliederung 15 b) überszenische Evozierung 26 I. Zusammenfassung: Das Gattungsproblem der 2. Die Rezeption der Bibel 36 entstehenden Bibeldichtung . . . . . . 155 a) Die paraphrastischen Schwerpunkte des Cento Probae . . . . . . . . . . . 36 II. Die Voraussetzungen der lateinischen Bibel- b) Die erbauliche Motivierung des Cento Probae 46 dichtung ............. . 162 B. Die Paraphrasen des Juvencus und des lateinischen 1. Die lateinische Poesie der Epoche 280-370 162 Heptateuchdichters. Ornamenta terrestria linguae 52 2. Die Auffassungen von der Möglichkeit christlicher Biographisch-Bibliographisches . . 52 Dichtung in der lateinischen Kirche ' Hieronymus und Augustin 167 I. Epische Paraphrase und Epos 60 3. Bibel und Poesie vor dem Auftreten der 179 1. Zur Ableitung der Bibelepik aus der lateinischen Bibeldichtung . . . . . . rhetorischen paraphrasis 60 a) Die literarische Offenheit der alt-lateinischen 2. Die Bibelepik und das nachvergilische Epos. 179 Bibel .............. . Ein Vergleich paraphrastischer Erzählformen 69 b) Die literarische Vermittlung der Bibel als a) Der Tod des Anchises 69 Problem der christlichen Epikerimitation 185 b) Der Tod des Hamilkar .. 76 c) Der Tod des Täufers . . . 86 III. Ausblick: Der fragmentarische J ohannespanegyrikus Exkurs: Dichten als Mithandeln 97 des Paulinus v. Nola . . . . . . . . . . . . . 212 Zwei wichtige Bücher zur Spätantike Heinrich Marti: Übersetzer der Augustin-Zeit Interpretation von Selbstzeugnissen (Studia et Tcstimonia 14). 328 S. Ln. DM 98,-. Inhalt: Vorwort. Teil 1: I. Einleitung - Das Problem des Übersetzens heute - Das übersetzen in der Antike - Die jüdisch-griechische Diaspora - Die Römer und das EINFÜHRUNG übersetzen in der Rhetorik - »Römische Literatur in griechischer Über setzung« - Die Sprachenfrage in der frühchristlichen Kirche - Das Ende der Zweisprachigkeit und Augustin. II. Zeugnisse - Außere Umstände - Umwelt - Materielle Grundlagen - Gesundheit - Hilfsmittel und Auskunfl:spersonen - Technik des Arbeits gangs bis zur Publikation - Voraussetzungen der literarischen Arbeit: Unzuverlässigkeit der Texttradition - Zustand der Vorlagen - Inter polationen und Fälschungen der Vorlagen - Philologie eine Christen pflicht - Zweck des Übersetzens - Das Publikum und seine Bedürfnisse - Tendenzen der Übersetzer - Prinzipien des Übersetzens - verbum de verbo/sensus de sensu - cacozelia/euphonia - nova verba/circumloqui - fideliter/ornate - Anhang: Eine moderne Beurteilung der ,fides inter pretationis< - Selbständigkeit der Übersetzer - Grenzfälle - Außerun gen zum Gegensatz Übersetzer/Verfasser - Sprach- und Traditions bewußtsein der Übersetzer - Quellsprache - Zielsprache - Literarische Tradition. III. Schlußwort - Die Dokumentation - Die Hauptgedanken - Ab hängigkeit und Selbständigkeit der Übersetzer-Zeugnisse Die Wer tung des Übersetzens. Teil 2: Testimonia 1-90. Anhang: Abkürzungen - Literaturverzeich nis - Namen- und Sachregister - Stellenregister. Eckard König: Augustinus philosophus Christlicher Glaube und philosophisches Denken in den Frühschriften Augustins. 168 S. Ln. DM 36,-. »Die Untersuchung greift ein viel diskutiertes Thema der Augustin Interpretation auf, nämlich die Frage nach dem Verhältnis von christ lichem Glauben und philosophischem Denken. Dabei verliert sich die Darstellung nicht in der Erörterung allgemeiner Probleme. Die Unter suchung Königs löst die alte Streitfrage nach dem philosophischen oder christlichen Ansatz in Augustins Frühschriften zu Gunsten eines bestim menden Platonismus.« (Theologische Revue) Primus enim docili distinguens ordine carmen maiestatis optts metri canit arte ltwencus, hinc qttoque conspirni radiavit lingua Seduli, paucaqtte perstrinxit florente Orientius ore, martyribusque piis sacra haec donaria mittens pmdens prudenter Prudentius immolat actus, stemmate corde fide pollens Paulimts et arte versibus explirnit Martini dogma magistri, sortis apostolicae quae gesta vocantur et <1ctus /t1cimdo eloquio sulcavit vt1tes Arntor, quod sacrn explicuit serie genealogus olim, Alcimus egregio digessit acumine praesttl. Venantius Fortunatus, vit. Mm-t.1,14ff. Longe ibi trnns fl1wi11m regum inter bustä seorsum unus erat, mtilus divini mris t1rator, qui pingttem scabro sulct1bt1tv omere campum; huic comes hinc pmdens, hinc sedulus alter t1ranti, certabant rigido glebt1s confringere rastro. terra ferax fessiqtte boves et laurea nusquam, nusquam hederae aut mirtus, viridis non gloria serti, non studium Must1e, frngilis vox. area sacro fonte recens, atque t1lta domus; tum pineä late silva virens dulcesque oleae; gremioque decomm clara fovens roseo pi1emm stat limine virgo; hie matrona fuit, hortis quae lecta remotis vimineis cälathis templo aurea poma sacravit. mira loquar supraque fidem, sed carmina vidi hie hominis pariterque aquilae bovis atque leonis hispanum nostra modulantem voce invencum. Pctrarca, eclog. 10,311 ff. Mit majestätschen Schritten trat Milton mm einher. Er hat die Poesie vom heydnischen Parnaß ins Paradies gefiihret: bey ihm ging Vida her, der ]ern bltttgen Sieg durch seine Laute erhob; nach dem betrat die Schwellen der edle Sannazar, der mit der Flöten sich wr Wiege hingesetzt, worin der Heyland ruhte, nachdem er an der See die Hirten stehen ließ, wo sie sein kiihner Mund die neuen Lieder lehrte. XIII Sedit!ius kahm nttn nebst den Pmdenti11s, I. Kanon und überlieferter Bestand der euch, ihr Märtyrer! mit frommen Palmen krönte; der spätantiken Bibeldichtung Marin trat mm herein, der uns den Kindermord so kläglich schön beschrieb, und seine geile Zither im sterben noch bethränt der Glitt geopfert hat. Max Weh rl i hat vor einiger Zeit die Einzelphilologien dazu auf Der die Geburt der Welt gesehen und besungen gefordert 1, die >Sacra Poesis<2, die Tradition der Bibelepik, als Muster Sallttst erschien rrnchdem. Und Opitz folgte ihnen. fall einer von der Spätantike bis zum Barock gepflegten christlichen I. J. Pyra, Der Tempel der wahren Dichtkunst, 5,28 ff. Gattung gemeinschaftlich zur Kenntnis zu nehmen. Wer sich anschickt, dieser Forderung für sein Teil (hier die den Ursprung der Tradition bergende lateinische3 Spätantike) nachzukommen, sieht sich der Not wendigkeit überhoben, bereits das Thema seiner Untersuchung als das Destillat eines gattungspoetischen a priori oder eines literarhistorischen a posteriori verstehen und begründen zu müssen. Was Bibelepik sei und wer als ihr Archeget zu gelten habe, stand bis zum 18. Jh. nicht zur Diskussion; wie bei anderen der in der Spätantike entstandenen, mit dem Barock verlöschenden christlichen Literaturtraditionen liegt nach Selbstverständnis, Traditionsbewußtsein, aber auch nach Publikums erwartung und kontinuierlicher Mächtigkeit des Werkstratums ein histor;sch vorgegebenes und klar abgrenzbares Objekt vor. Die gat tungspoetische und literarhistorische Herausforderung, die solche christ lichen Gattungen (wie auch die hagiographische Vita, die christliche Heroide und Bukolik, die allegorische Dichtung, der Bibelkommentar 1 Sacra Poesis: Bibelepik als europ. Tradition, in: Die Wissenschaft v. dt. Sprache u. Dichtg., Festschr. Fr. Maurer, Stuttgart 1963, 362 ff.; kaum ver ändert wiederholt in: M. W., Formen mal. Erzählitng, Zürich 1969, 51 ff. 2 Der Ausdruck hat .sich vor dem Humanismus noch nicht zum festen Be griff entwickelt, liegt aber der Sache nach schon seit der Spätantike in Formu lierungen wie sacrum carmen (Proba cent. Verg. 9; vgl. Macrob. sat. 1,25, 12: dort Vergil) und divinus poeta (Paul Nol. c. 22, 157) vor. Im übrigen ist er nicht mit der Gattungsbezeichnung Bibelepik identisch; er ist apologetisch ent standen und meint christlich festgelegte Poesie überhaupt. Vgl. auch u. LI. 3 Den Ursprung der Tradition - nicht jedoch die ersten Versuche, die Bibel zu episieren, die aus dem hellenistischen Judentum des 2. Jh. v. Chr. bezeugt sind (vgl. Euseb. praep. 9,20 ff.); zu ihnen J. Ge ff c k e n, Antike Kultur kämpfe, NJb 15 (1912), 601, K. Ziegler, D. histor. Epos, Leipzig 19662, 20, K. Thraede, Epos, RAC 5 (1962), 999. Diese hellenistische Bibelepik hat indessen ebensowenig eine der lateinischen Tradition vergleichbare Wirkungs geschichte gehabt wie die vereinzelten Werke der griechischen Spätantike; vgl. zu diesen Go 1e g a, unten 6273. Eine faßbare Tradition ( die byzantinische) be ginnt erst mit Georg Pisides im 7. Jh. Zum Grund des Defizits auf der grie chischen Seite, der problemloseren Eposrezeption, vgl. Th r a e de, 998 ff. XIV XV u. a. m.4) gleichwohl bedeuten - sie durchkreuzen das den Einzelphilo jedoch: während Prudentius wegen seiner Bedeutung, Orientus offenbar wegen seiner gallischen Herkunft nicht übergangen werden, verdankt Pau logien wie der Komparatistik geläufige Denkschema von antiken Gat lin von PerigueuxS die Erw,ihnung seinem hagiographischcn Epos, dem tungen und ihrer Renaissance in der Neuzeit, aber ebenso von spezi Modell von Fortunats Martinsleben. fisch mittelalterlich-christlichen Gattungen -, wird erst spürbar, wenn Petrarcas Bukolik ist Schlüsseldichtung, die sich hier in der Metaphorik die Tradition nach ihrer Ausdehnung umrissen wird. der spätantiken Epikernamen ergeht6. Die Bibelepik wird auf der literar historischen >W anderung< der zehnten Ekloge jenseits des Tibers, im christ lichen Bereich der Peterskirche - angedeutet durch das Hadriansdenkmal v.3117 -, angesiedelt. Pctrarca fügt übrigens dem Bild eine deutliche Kritik 1. Der Traditionszusammenhang der europäischen Bibeldichtung an der Gattung hinzu - mit der Diskussion der ersten Ekloge3 die erste .f'i.ußerung dieser Art in der Renaissance9 -: die Bibelepik habe durch ihre Die vorangestellten Kataloge sind Zeugnisse des eben genannten Ablehnung der Muse, überhaupt der heidnischen Poesie (v. 317f.) ein großes Thema (terra ferax) kraftlos (fragilis vox)lO behandelt. Deutlich ist Traditionsbewußtseins, einer der Bibelepik eigentümlichen gattungs von dieser Kritik Probas biblischer Vergil ausgenommen: im Gegensatz zu immanenten Traditionsvergewisserung, die der Gruppe so scharfe der Gruppe des >Pflügers< mit seinen beiden Gefährten, dem ,Fleißigen, historische Konturen gibt. Die Zeugnisse Fortunats und Pyras bezeich und dem >Klugen<, die mit ,müden< Ochsen - (v. 31611) - in unbewachsener nen mit den Markierungen (ca.) 570 und 1737 den Anfangs- und End punkt der Bibelepik als traditionell gewordener und bewußt gepflegter s Er wird, wie die Epitheta zeigen, von Fortunat mit Paulin von Nola identifiziert. übimg (beide finden sich in geistlichen Epen); in Petrarcas literar 6 Nur Proba (v. 322 f.) bleibt als matrona jenseits solcher Metaphorik ver historischer Ekloge Laurea occidens spiegelt sie sich als ein in ihren schlüsselt; ihr Cento wird durch die dem christlichen Tempelbezirk »fremden• Archegeten verkörperter selbstverständlicher Teil des Inventars poe Früd1t0, die aus »fernen Gärten« geerntet sind, vor allem durch die Vergil tischer Formen. reminiszenz vimineis calathis bezeichnet (falsch die Deutung auf Eudokia bei G. M arte 11o t t i, F. Petrarca, La11rea occidens, test., trad. e comm., Roma Das erste Auftreten eines Katalogs bei Fortunat entspringt dessen Be 1968, z. St.). mühen, seine hagiographische Epik (Martinslcben) in eine als offiziell und 7 Vgl. Martellotti, z. St. akzeptiert empfundene Kirchenpoesie einzureihen, die weitgehend als die 3 Vgl. zu ihr die Selbstkommentierung ep. 10,4 mit dem Fazit non quod seit etwa zwei Jahrhunderten gepflegte Bibelpoesie erscheint; nicht ganz ideo cannen (sc. die Bibeldichtung) expetam ... , ne spernend11m quidem. 9 Die erste offene Kritik an der Gattung findet sich in einer I-Iorazumfor mung des Amarcius (3,270, ed. Man i t i u s XV): 4 Nur in den hier aufgezählten Formen hat bisher die Forschung die Vor Alchimus, Arator, Sedulius atque ]uvenrns aussetzungen für eine das Gesamtphänomen erfassende Gattungsgeschichte non bene tornatis opponunt regia vasis. geschaffen. Eine solche Bearbeitung liegt bereits vor für die Heroide (H. D ö r - Hier scheint die traditionelle geistliche Bescheidenheitstopik nach 2. Cor. 4,7 r i e, De,· heroische Brief. Bestandsaufnahme, Geschichte, Kritik einer huma (»Schatz in irdenen Gefäßen«; vgl. einige Belege bei K. Thraede, Studien nistisch-barocken Literaturgattung, Berlin 1968); zur Bukolik konvergieren z. Sprache u. Stil d. Prudentius, Göttingen 1965, 72 f.) negativ gewendet zu die Untersuchungen zur Renaissance (vgl. zuletzt W. L. Grant, N eo-Latin sein, bei Petrarca hingegen (ep. 10,4, 8) geradezu umgekehrt: das aurum des Literature and the Pastoral, Chapel Hill (1965)) und von der Spätantike her poetischen Gefäßes ist dem Inhalt gegenüber ein Adiaphoron. - über die (seit W. Schmid, Tityrus Christianus, RhM96 (1953), 101 ff.); diehagiogra schwankende Haltung Petrarcas in dieser Frage vgl. E. H. W i 1k ins, phische Vita ist von der Spätantike bis zum Ausgang des Mittelalters für eine Petrard/s eight years in Milan, Cambr./Mass. 1958, 212, über seine Haltung Nationalliteratur untersucht worden (Th. Wo 1p er s, D., engl. Heiligenlegen zur altchristlichen Poesie allgemein vgl. P. De No 1h a c, Pl:trarqtte et l'h11- de des Ma., Tübingen 1964); ähnlich steht die allegorische Dichtung in ihren manisme 1, Paris 19652, 210 ff. Immerhin verspricht das sonst von der Tra spätantiken und mittelalterlichen Formen bereits zur Debatte (H. R. Ja us s, dition epischer Exordialtopik bestimmte Proömium zur Africa (1,38 ff. recu Form und A11ffassung der Allegorie in der Tradition der Psychomachia, Me satio der Panegyrik auf Robert v. Anjou) die Sacra Poesis als maius opus dium Aevum Vivum, Festschr. W. Bulst, Heidelberg 1960, 179 ff., der s., (1,16 ff.). Entstelmng u. Strukturwandel d. allegor. Dichtttng, Grundriß d. roman. Litt. 10 Der Gegensatz kündigt sich schon in v. 313 an: pinguem scabro ... vo d. MA. 6,1, Heidelberg 1968, 146ff.); zum Bibelkommentar hat die Theologie mere campmn. hermeneutische Vorarbeit geleistet (vgl. zuletzt J. Dan i e1 o u, Et11des 11 V. 316 weist wohl noch nicht auf Juvencus, dessen feierlich eingeleitete d'exegese judeo-chretienne, Paris 1966), die der Literaturwissenschaft diese Erwähnung in v. 324 sein Unternehmen ähnlich positiv werten will wie den relativ geschlossene Tradition zugänglich macht. Cento Probae. Vgl. zur Vorliebe der Renaissance für Juvencus u. XXI und 52. XVI XVII Gegend ihre Furchen ziehen, erscheint die Centonendichterin mit ihren 2. Der Kanon der lateinischen Bibeldichtungen der Spätantike Früchten in dem von Maria bewachten, üppig umgrünten Tempelbezirk als Opfernde12, Nun scheint die Aufzählung Fortunats geeignet zu sein, den Gegen In Pyras Dichterschau tritt m. W. die Zunft der Bibelepiker zum letzen stand der vorliegenden Untersuchung, die spätantik-lateinische Bibel Mal auf. Seine geistlich-poetologische Allegorie, im Gegensatz zu seiner Freundschaftslyrik von der Germanistik bisher kaum beachtet13, ist das epik, in seiner Ausdehnung zu bezeichnen. Fortunat bietet einen Kata pietistische Spätprodukt der späten Rezeption Miltons durch die Schweizer; log von Dichtungen dar, der noch bei Petrarca, kaum verändert 19, wie sie erschien 1737, fünf Jahre nach der zweiten Auflage von Voltaires Mil derholt wird. Jedoch belehrt der Blick in jedes Handbuch, daß in die ton sarkastisch abfertigendem Essai sttr la pof:sie epique, und war als Auf sem Katalog nur etwa ein Drittel der heute bekannten Bibelepen aus ruf zur Bibelepik als der Möglichkeit einer in Deutschland noch fehlenden Epik überhaupt gemeint. Acht Jahre darauf wiederholte Klopstocks latei der fraglichen Epoche vertreten sind. Er repräsentiert also das Ergebnis nische Programmrede von Schulpforta14 diesen Aufruf, doch bringt der eines Ausleseprozesses, einer frühen Kanonbildung. Es empfiehlt sich, Vergleich beider Programme das Ende einer säkularen Tradition ans Licht. die zur Untersuchung stehende Epengruppe zunächst einmal gemäß den Pyra läßt unter den modernen Vorbildern der Gattung (Vida mit der Phasen dieses während der Spätantike und der karolingischen Zeit Christias, Sannazaro, der mit De part/1 virginis seine pagane Bukolik - die durchgeführten, bisher ungedeutet gebliebenen Ausleseprozesses20 zu Eclogae Piscatoriae - verlassen hat, Marino, der mit der Strage degli Innocenti den schlüpfrigen Aclone auslöscht, Du Bartas mit seiner Sep präsentieren. Ihnen entsprechen nämlich nicht nur überlieferungsge maine, Opitz mit seinem Jonas- und Evangelienepyllion) Sedulius und Pru schichte und die erste (karolingische) Rezeption der Bibeldichtung; ihre dentius gleichsam als Einschlüsse einer noch eben präsenten spätantiken Erkenntnis ist Voraussetzung für eine gattungsgeschichtliche Perspek Tradition15 mitaufmarschieren16; Klopstock erörtert nur mehr Homer, tive. Vergil, Milton und moderne französische Epik als Modelle17, Der klassi zistische Horizont hat die spätantik-barocke Tradition ersetzt18, Die spät antike Epik schwindet aus dem Bewußtsein der Epiker wie der Gebildeten a) Die kanonischen Epiker21 überhaupt; sie wird dann im späten 19. Jh. in der Nachschlagbarkeit der Handbücher und Editionen endgültig mumifiziert. Bei Fortunat und Petrarca erscheint eine Gruppe, die im Traditions bewußtsein der Gattung sanktioniert wurde: 1. die Evangeliornm libri des C. Vettius Aquilinus Juvencus (ca. 12 Diese Abwertung der übrigen Epiker vor dem Cento steht in genauem 325-330), 2. das Carmen Paschale des Sedulius (ca. 450), 3. die Actus Gegensatz zum Urteil des Hieronymus; vgl. u. XXIV. apostolorum des Arator (ca. 540), 4. De spiritalis historiae gestis22 des 13 Die letzte auch die geistliche Dichtung behandelnde Untersuchung Alcimus Ecdicius Avitus ( ca. 500). stammt von G. W an i e k ( Immanuel Pyra und sein Einfluß auf die deutsche Literatttr des 18. Jh., Leipzig 1882). Den Vorgang der Kanonbildung bezeugen und erklären die folgenden 14 Declamatio, qua poetas epopeiae auctores recensuit, in: Werke, ergänzt Beobachtungen. in drei Bänden, 2. Erg-Bd., Stuttgart 1839, 113 ff. 15 Sie ist bei beiden Dichtern in Renaissance und Barock ungebrochen. Als Beispiele für Sedulius seien nur die Exzerpte des Chelidonius aus dem carmen 19 Avitus ist bei Petrarca ausgefallen; er hat ihn, wie das Fehlen von paschale, die Dürer seiner Großen Holzschnittpassion zugrunde legte, und die Reminiszenzen aus seinem Werk bezeugt, offenbar nicht mehr gekannt. Dem lateinischen Epen Opitzens, die in Fußnoten ständig auf Imitationen verwei gegenüber wird Proba aufgrund der erörterten günstigen Beurteilung einge sen, genannt. fügt. 16 Freilich ersd1eint Sedulius bereits ohne Attribut, und aus dem oeuvre des 20 Eingehende Besprechung der karolingischen Listen paganer und altchrist Prudentius wird nur auf Peristephanon, noch dazu in Reminiszenz an eine licher Literatur unter dem Gesichtspunkt kanonischer Schullektüre jetzt bei populäre Brevierstrophe aus Cathemerinon (vgl. cath. 12,129 ff.), hingewie G. GI auch e, SclmlleJ,tiire im MA, München 1970. sen; Zweck des Aufmarsches, der noch die Zeitgenossen einschließt (»Grieph«, 21 Die im folgenden aufgeführten Daten zur Autorschaft, Chronologie und Fleming, »Gerhard«, Rist, Francke), ist es, eine bereits verblassende Tradition Überlieferung werden vorerst ohne Begründung zusammengestellt; ihre Dis zu pflegen, »weil doch nicht wenige fast unbekandt geworden« (5,4). kussion in Auseinandersetzung mit der Forschung erfolgt jeweils vor den 17 122. Einzelkapiteln. Vgl. für den vorliegenden Teil u. 3 (Proba) und 52 ff. (Ju 18 Vgl. das Urteil über die nachvergilische Zeit: otiose multa intercedere vencus und Heptateuchfragment). saewla ... , priltsquam Christiamim epopeiae vatem orbis terrarnm videbat 22 Ein Titel fehlt in der Überlieferung; d. sp. h. g. ist Inhaltsbeschreibung (nämlich Tasso mit der Gernsalemme liberata), 121. des Autors (libellos, q11os. .. de spiritalis historiae gestis ... l11si, ep. 51). XVIII XIX a) Die Gruppe bleibt seit ihrem Auftreten im 6. Jh. nahezu konstant. b) Sicheres Anzeichen für die Erstarrung dieser Kataloge zum Kanon Das erste Zeugnis nach Fortunat stammt noch aus der Spätantike: Isidors einer Traditionsliteratur ist die in ihnen emporwuchernde Bildlichkeit. Sie >Bibliotheksinschrifl:en<23n ennen neben Prudentius Avitus, Juvencus und knüpft zunächst noch an das Selbstverständnis der Epiker an. So in den Sedulius. Alkuin (Sedulius, Juvencus, Avitus, Arator)24, Theodulf von Or beiden sp,itantiken Zeugnissen: Prudentius »opfert« bei Fortunat (v. 21) leans (Sedulius, Arator, Avitus, Juvencus)25, Ermoldus Nigellus (Sedulius, seine Werke, wie er es in seinem epilog11s (v. 7ff.) von sich selbst gesagt Juvencus)26, Hraban (Juvencus, Sedulius, Arator, Avitus)27, Otfried in der hatte34; Juvencus reicht bei Isidor (v. 8) einen »Becher aus biblischem Einleitung zu seinen ,Evangelien< (Juvencus, Arator und ceteri multi)28 Quell« - er hatte am Ende der praefatio (v. 26 f.) Gott um » Jordanwasser« und Notker (Avitus29, Juvencus, Sedulius, Arator)30 haben diese Auswahl (an Stelle der Musenquelle) gebeten35. Dann etabliert sich eine literar in karolingischer Zeit derart verbindlich gemacht, daß z.B. die vita Leu historische Metaphorik, die ihren Ansatzpunkt in den Epikernamen findet. degarii metrica sie nur mehr anspielungsweise erwähnt31. Der Kanon wird Bereits Fortunat läßt den »klugen Prudentius klug« opfern (v. 20) und in gleicher Intensität bis zum Ende des 11. Jh. tradiert. Erst dann tritt er Arator pflügen (v. 23). Petrarca hat mit seiner allegorischen Gruppe diesen mit der Pflege einer eigenen mittellateinischen Bibelepik zurück, deren Ent Bildansatz lediglich ausgeführt36, er dient noch - ebenso übrigens wie die stehung Teil einer neuen Antikerezeption (in der Epik vor allem Ovids) poetologische Metaphorik37 - in den Kontroversen der Renaissance über ist32. Bei Vinzenz von Beauvais erscheinen die alten Epen als im Unterricht pagane und dirist!iche Poesie als polemisches Vehikel: die Humanisten zu Unrecht vernachlässigte libri metrici antiquissimi33. sprechen ihre Verachtung über die in die Poesie eingedrungenen >Pflug bauern<, ,Fleißigen< und ,Ochsen< aus38. Damit hat sich von den Autoren ein metaphorischer Inbegriff abgelöst, 23 Ed. C. H. Be es o n, lsidorstttdien, München 1913, 161. Während der der in verschiedene allegorische Systeme Einlaß findet, auch über die Zeit Katalog Fortunats eher die Tradition spezifisch christlicher Dichtung betonen der kanonischen Geltung hinaus39. soll, konfrontiert Isidor die Gruppe als geistliche Dichtung mit der paganen (Vergil, Horaz, Ovid, Persius, Lucan, Statius). Seine Epigramme auf die den 34 Zur Tradition dieser poetologischen Metaphorik vgl. K. Th r a e de, einzelnen Autoren gewidmeten Fächer im Bücherschrein präludieren hier einer Studien (oben XVII), 28 ff. polemischen Form aus der querelle des anciens et modernes, dem battle of the 35 Vgl. u. LI. books. 36 Vgl. bereits Wandalbert v. Prüm, commendatio v. 23 (ed. v. Winter - 24 de sanctis Euboric. eccles. 1550 f. Sein Katalog nennt ferner Prudentius, f e I d Poet. Lat. Aev. Car. 2,575): illi (sc. Juvenco) conitmctis spatiis Arator Prosper (sc. die Epigramme), Paulinus (Nolanus), Fortunatus und Lactantius haeret. (sc. de ave Phoenice). 37 Eine Fundgrube solcher z. T. biblizistisch fundierten Bildlichkeit sind die 25 de libris, q11os legere solebam 13 f. (neben Paulinus Nolanus und For Präfationen neulateinischer Epen; vgl. aud1 Georg Fabricius' Einleitung zur tunat). ersten Sammelausgabe der altchristlichen Did1ter (Poetarnm veterum eccle 26 in honorem Hludowici 1, 19 f. (neben Prudentius, Prosper und Fortu siasticomm opp., Basileae 1563, 5 ff.), vornehmlich in der Auseinandersetzung natus). mit dem Humanisten Vives. 27 de clericomm inst. 3,18 (Migne PL 107, 369A), neben Prudentius, 38 Vgl. Franciscus Floridus Sabinus, Lection. 3,6: ein Epigramm von San Paulinus und Fortunatus). nazaro sei mehr wert als inn11merae pmdentiornm, aratornm ac j11vencornm 28 Ed. MGH Epp. Car. Aev. 4,166 f. (neben Prudentius). Zur Auswahl ne dicam bo11m myriades. Das späteste Zeugnis dieser traditionellen Spielerei vgl. C. M a ro I d, Otfrieds Beziehung w den bibl. Dicht11ngen d. ]nv., Sed., - und zugleich der gegenüber Mittelalter wie Barock singulären Hod1schät Arator, Germania 32, 1887, 385ff., zuletzt G. Meissburger, Grund zung des Juvencus - findet sich m. W. in den 1623 erschienenen Epigrammen lagen z. Verständnis d. dt. M önchsdichtttng, München 1970, 65 ff. des Philologen Kaspar Barth (Epidorpidnm de mero scazonte 8,74): 29 In der seit karolingischer Zeit häufigen, handschrifl:lich verursad1ten Ver T enere aratra dignior viro tau ms ~ ballhornung Alcuinus Alcimus. i11goi uvenrns obdit hie aratorem. 30 de interpr. divin. script11r. 7 (neben Prudentius und den ambrosianischen 39 So in der allegorischen Tradition der (literarischen) Paradies-cena (Vor Hymnen). bild cena Cypriani), die Sigebert von Gembloux, als Literarhistoriker hierzu 31 vita beati Lend. Mart., pro!. 7 ff. (ed. Traube Poet. Lat. Aev. Car. 3,1 besonders befähigt, seiner passio Sanctornm Thebeornm (oben Anm. 32) voran s. 5). gestellt hat. Er läßt hier ein Dutzend spätantiker und karolingischer Dichter 32 Das letzte Beispiel des spätantik-karolingischen Kanons innerhalb eines tafeln: Juvencus schlachtet ein Stierkalb (v. 91), Sedulius reicht sein Oster epischen Proömiums ist Sigeberts von Gembloux Passio Sanctornm Thebeo gericht (v. 92) usw. Auch in die mittelalterliche, von der Psychomachietradi rnm 83ff., ed. Dümmler in: Abh. d. preuß. Ak. d. Wiss. Jg. 1893, 44ff. tion bestimmte Form der battles of the books finden die kanonischen Epiker 33 De emd. fil. nobil., ed. Steine r, Cambridge/Mass. 1938, 23; ange als kämpfende Parteien Eingang; Sedule und Arator treten (neben Propre schlossen werden als Vertreter der neuen Bibeldichtung Matthieu de Vendöme und Prudence) in der Bataille des sept ars des Rutebeuf (ed. J u bin a 1, und Petrus Riga. Paris 1839, 2, 426.507) als Ritter auf. XX XXI

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