Die Bewertung von nachhaltigen Immobilien Christian Gromer Die Bewertung von nach- haltigen Immobilien Ein kapitalmarkttheoretischer Ansatz basierend auf dem Realoptions- gedanken Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Henry Schäfer RESEARCH Christian Gromer Stuttgart, Deutschland Dissertation Universität Stuttgart, 2012 D 93 Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Stift ung Landesbank Baden-Württemberg. ISBN 978-3-8349-4532-7 ISBN 978-3-8349-4533-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-8349-4533-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer Gabler © Springer Fachmedien Wiesbaden 2012 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürft en. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Gabler ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media www.springer-gabler.de Geleitwort Es sind bislang vor allem die Umweltauswirkungen, die in zahlreichen Studien im Immobiliensektor als zentrales Nachhaltigkeitsthema dominieren. Aber die Nachhal- tigkeitsperspektive für Immobilien verdient eine wesentlich breitere Aufmerksamkeit, fügen sich Immobilien doch ein in das Paradigma des anthropogenen Konzeptes der nachhaltigen Entwicklung: Weite Teile der Nachhaltigkeitsfelder wie Treibhausgas- ausstoß, Energie, Wassermangel, Verstädterung, Urbanisierung etc. stehen in enger Verbindung mit Gebäuden. Die Planung, Errichtung und systematische Bewirtschaf- tung von „Green Buildings“, „Socially Responsible Property Investments“, „Responsible Property Investments/Real Estate Management“ bzw. von „Sustainable Buildings“ im Sinne energiesparender, Ressourcen schonender, umweltfreundlicher, gesundheitsgerechter und kostengünstiger Gebäude mit hoher technischer, funktio- naler, gestalterischer und städtebaulicher Qualität wird denn auch von Politik, Wissenschaft, der Immobilienbranche und weiten Teilen der Öffentlichkeit als ein wesentlicher Beitrag zum Umweltschutz und zur nachhaltigen Entwicklung angese- hen. Eine Kernfrage zur erfolgreichen Bewältigung des Klimawandels und zur Erreichung nationaler Klimaschutzziele im Gebäudesektor ist die Wirtschaftlichkeit energetischer Maßnahmen. Dies ist vor allem ein Thema für eine an privatwirtschaftlichen Kriterien ausgerichtete Entscheidung von Immobilieneigentümern. Kennzeichnend für die weit verbreitete Diskussion ist, dass noch allzu deutlich der Kosten treibende Effekt disku- tiert und es als eine vorrangige Aufgabe gesehen wird, diese zu reduzieren. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist gegen eine Optimierung der Kostenstrukturen nichts einzuwenden, jedoch sollte der Blick auf den investiven Charakter energieeffi- zienter Maßnahmen (wie auch zahlreicher anderer die Nachhaltigkeit von Immobilien fördernde Maßnahmen) und ihrer über die Nutzungsdauer sich erst entfaltenden Wir- kungen gerichtet werden. Daher bedingen wirtschaftliche Betrachtungen energetischer Sanierungen einer intertemporalen und mithin dynamischen Betrach- tung, in der die Kosten aber auch die zusätzlichen Erlöse auf ihre einmaligen und laufenden Komponenten unterschiedlich betrachtet werden müssen. Die Verbreite- rung des Blickwinkels energetischer Modernisierungsmaßnahmen über den typischerweise von Ingenieuren dominant betrachteten, verengten Kostenblickwinkel VI Geleitwort hinaus, ermöglich zudem die Herleitung ökonomischer Anreize für die Kapitalalloka- tion in Richtung energetischer Maßnahmen. Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit setzt hier an, indem sie aus investitionsthe- oretischer Sicht einen marktbezogenen (und keine regulierungsbezogenen) Lösungsansatz für die Bewertung nachhaltiger Immobilien entwickelt und damit in nicht unerheblicher Weise eine bestehende Lücke zwischen verfügbaren Bewer- tungsverfahren und ihrer Anwendung auf nachhaltige Immobilien schließt. Christian Gromer gelingt erstmals die Identifikation der den Immobilienwert beeinflussenden Parameter durch Nachhaltigkeit und die Konstruktion eines kapitalmarkttheoretischen Bewertungsmodells aus dem Bereich der Discounted Cash Flow(DCF-)-Modelle er- gänzt um den Realoptionsansatz. Er hat sich damit ein sehr anspruchsvolles Projekt vorgenommen. Die Herausforderung und die geglückte Innovation in seiner Arbeit liegen darin, einen kausalen Zusammenhang zwischen der Nachhaltigkeit einer Im- mobilie (gemessen in ihrer energetischen Dimension), den in der Wissenschaft und Praxis derzeit kursierenden Immobilienbewertungsmodellen sowie der bislang noch nicht gelösten Integration von Nachhaltigkeit in den Bewertungskontext hergestellt zu haben. Die Leistung der Arbeit wird u.a. auch begründet durch seine gelungene In- tegration verschiedenartiger Paradigmen (Konzept der nachhaltigen Entwicklung, der Immobilienbewertungsverfahren und des Realoptionsansatzes). Dabei stellt die Ver- wendung eines Realoptionsansatzes in diesem Kontext ein Novum dar und ist als besondere innovative Leistung der Arbeit hervorzuheben. Sie ist daher in hervorra- gender Weise geeignet, als Grundlagenforschung mit hohem konzeptionell- theoretischen Gehalt für darauf aufsetzende Arbeiten, insbesondere aus dem empiri- schen Bereich zu dienen. Die Erkenntnisse sind darüber hinaus auch von praktischem Nutzen. Ich wünsche deshalb der Veröffentlichung eine hohe Aufmerk- samkeit. Stuttgart, im Juni 2012 Univ.-Prof. Dr. Henry Schäfer Vorwort Im Anschluss an mein MBA-Studium bot sich mir die Möglichkeit in einem For- schungsprojekt zum Thema „nachhaltige Immobilien“ mitzuwirken. Das Forschungsfeld war für mich besonders interessant, da ich hier zusätzlich zu meinen frisch erworbenen finanzwirtschaftlichen Kenntnissen auch meine Erfahrung als Bau- ingenieur in die Forschungstätigkeit einfließen lassen konnte und es sich andererseits bei dem Forschungsfeld zu dieser Zeit, zumindest in Deutschland, noch weitestgehend um Neuland handelte. Die zentralen Fragen – damals wie heute – konzentrieren sich auf die Baukosten und den Immobilienwert nachhaltiger Immobi- lien im Vergleich zu konventionellen Gebäuden. Aus dieser Fragestellung entwickelte sich die zentrale Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit, die während meiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftsleh- re und Finanzwirtschaft der Universität Stuttgart entstand. Zahlreiche Personen haben in vielfältiger Weise zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen. Mein besonderer Dank gilt meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Henry Schäfer, der mir die Bearbeitung dieses herausfordernden Themas ermöglichte. Danken möchte ich auch für die kontinuierliche Förderung meiner Arbeit, der gewährten zeitlichen Freiräume, die zeitnahen Besprechungen meiner Fortschritte sowie der interessan- ten, anregenden und konstruktiven Diskussionen. Herrn Prof. Dr.-Ing. Thomas Lützkendorf danke ich für die Übernahme des Zweitgut- achtens sowie für die hilfreichen Kommentare während der Bearbeitung meiner Dissertation. Danken möchte ich auch den Praxispartnern der beiden vom BBR bzw. BBSR geför- derten Forschungsprojekte „ImmoInvest – Grundlagen nachhaltiger Immobilieninvestments“ und „ImmoWert – Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Wertermittlung und Risikobeurteilung von Einzelimmobilien und Gebäudebestän- den“ bei denen ich mitwirken durfte, vor allem bei Herrn Dr. Christian Jaeger, Geschäftsführer der LBBW Immobilien Management Wohnen GmbH. Besonders der rege Austausch von praktischen Erfahrungen in den diversen Projektsitzungen führte zu wertvollen Impulsen für die Arbeit. VIII Vorwort Meinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen danke ich für das sehr angenehme, freundschaftliche Arbeitsklima und die Interessante Zeit am Lehrstuhl. Hervorheben möchte ich Herrn Dr. Philipp Lindenmayer, der mich zu Beginn meiner Tätigkeit am Lehrstuhl unterstützte; Herrn Thomas Steiauf, der meine Arbeit Korrektur las; meinen Zimmernachbarn Herrn Dr. Oliver Kuhnle und Christian Barthruff sowie Frau Nadine Mayer für die zahlreichen sehr unterhaltsamen, nicht immer akademischen Gesprä- che. Ein besonderer Dank geht an Karla und Enrique Homena für die Geduld und das enorme Verständnis für die zeitlichen Einschränkungen während der Erstellung die- ser Arbeit. Aber auch für die manchmal notwendige Ablenkung sowie die Aufmunterungen in schwierigen Zeiten. Meinen Eltern Birgit und Klaus Gromer die meinen Werdegang durch ihre Unterstüt- zung ermöglichten und bis heute begleiten, gilt meine Dankbarkeit. Ohne ihre Unterstützung und ihren Einsatz wäre meine akademische Ausbildung nicht möglich gewesen. Danken möchte ich auch meiner Großmutter Ruth Gromer für das offene Ohr und die kontinuierliche moralische Unterstützung. Stuttgart, im Juni 2012 Christian Gromer Inhaltsverzeichnis Geleitwort .................................................................................................................. V Vorwort .................................................................................................................... VII Inhaltsverzeichnis ................................................................................................... IX Abkürzungsverzeichnis ......................................................................................... XV Symbolverzeichnis ................................................................................................ XIX Abbildungsverzeichnis ....................................................................................... XXIII Tabellenverzeichnis ........................................................................................... XXVI Zusammenfassung ............................................................................................ XXVII Abstract ............................................................................................................... XXXI 1 Einleitung ............................................................................................................... 1 1.1 Problemstellung und Relevanz der Thematik ........................................... 1 1.2 Forschungsbedarf und Zielsetzung der Arbeit .......................................... 3 1.3 Gewählte Vorgehensweise ....................................................................... 6 2 Immobilien und der Immobilienmarkt ................................................................ 11 2.1 Immobilien .............................................................................................. 11 2.1.1 Der Immobilienbegriff ............................................................................. 11 2.1.1.1 Der physische Immobilienbegriff ..................................................... 12 2.1.1.2 Der juristische Immobilienbegriff ..................................................... 12 2.1.1.3 Der wirtschaftliche Immobilienbegriff ............................................... 13 2.1.2 Die Eigenschaften des Wirtschaftsgutes Immobilien .............................. 18 2.1.2.1 Standortgebundenheit ..................................................................... 18 2.1.2.2 Heterogenität ................................................................................... 19 2.1.2.3 Lange Produktionsdauer ................................................................. 19 2.1.2.4 Hohe Kapitalbindung ....................................................................... 22 2.1.2.5 Hohe Transaktionskosten ................................................................ 23 2.1.2.6 Dauerhaftigkeit ................................................................................ 24 X Inhaltsverzeichnis 2.1.2.7 Begrenzte Substituierbarkeit ........................................................... 27 2.2 Der Immobilienmarkt .............................................................................. 28 2.2.1 Die Teilmärkte des Immobilienmarktes ................................................... 29 2.2.1.1 Räumliche Teilmärkte ...................................................................... 29 2.2.1.2 Sachliche Teilmärkte ....................................................................... 30 2.2.1.2.1 Teilmärkte nach Nutzungsart ................................................................... 30 2.2.1.2.2 Teilmärkte nach Vertragsart .................................................................... 33 2.2.1.2.3 Teilmärkte für Neubau-/Bestandsobjekte ................................................ 34 2.2.1.3 Folgen der Teilmarktbildung ............................................................ 34 2.2.2 Die Einordnung des Immobilienmarktes ................................................. 35 2.2.2.1 Der Kapitalmarkt .............................................................................. 35 2.2.2.2 Der vollkommene Kapitalmarkt und der Immobilienmarkt ............... 37 2.2.3 Indirekte Immobilienanlagen ................................................................... 40 2.2.3.1 Offene Immobilienfonds .................................................................. 41 2.2.3.2 Geschlossene Immobilienfonds ....................................................... 46 2.2.3.3 Immobilien-AGs ............................................................................... 48 2.2.3.4 Real Estate Investment Trusts (REITs) ........................................... 49 2.3 Zusammenfassende Bemerkungen und Fazit ........................................ 51 3 Nachhaltige Immobilien ...................................................................................... 53 3.1 Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft .............................................. 54 3.1.1 Das magische Dreieck der Nachhaltigkeit .............................................. 56 3.1.2 Definition „nachhaltige Immobilie“ ........................................................... 59 3.2 Die Zertifizierungsverfahren nachhaltiger Immobilien ............................. 62 3.2.1 Die Zertifizierungsverfahren .................................................................... 64 3.2.1.1 Relevante Systeme in Deutschland ................................................. 65 3.2.1.2 Vergleich der Zertifizierungssysteme .............................................. 69 3.2.1.3 Bestrebungen zur Vereinheitlichung der Systeme ........................... 71 3.2.2 Verfahren zur Beurteilung der energetischen Qualität ............................ 72