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Die Berliner Privatsynagogen und ihre Rabbiner, 1671-1971. PDF

118 Pages·1971·7.945 MB·German
by  SinasohnMax
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Preview Die Berliner Privatsynagogen und ihre Rabbiner, 1671-1971.

'Vf ■ ■ - b © 1971 Max Sinasohn, Jerusalem Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, Vorbehalten. Gestaltung und Gesamtherstellung: Gachet & Co., Langen b. Ffm. Die Berliner Privatsynagogen und ihre Rabbiner 1671-1971 Die Berliner Privatsynagogen und ihre Rabbiner 1671 —1971 Zur Erinnerung an das 300jährige Bestehen der Jüdischen Gemeinde zu Berlin von M. M. SINASOHN Jerusalem/Israel 23/b Washington Str. INHALTSVERZEICHNIS Die Berliner Privatsynagogen und ihre Rabbiner Kapitel I Allgemeines über die Privatsynagogen Berlins.............................. 1 Kapitel II Am Anfang war die Zwietracht. 1671—1740 ................................... 5 Kapitel III Die Beth-Hamidrasch-Gesellschaft 1743—1942 ............................... 13 mit Beitrag von Rabbiner Harry Zwi Levy und...............................18 mit Beitrag von Rabbiner Pinchas Biberfeld.......................................21 Kapitel IV Die Lippmann-Tauss-Synagoge 1770—1938 ................................... 23 Kapitel V Berlin-Mitte:..................................................................................................26 „Schochrei Hatow", die Liebermannsche Schul, „Chewrath Schass" mit Beitrag von James Jaakov Rosenthal............................................30 „Die Reformgemeinde" mit Beitrag von demselben James Jaakov Rosenthal.......................................................................................................34 Die Bachurim Schul, die Chewrath-Kadischa-Schul, „Ahawas Scholaum", „Mögen Dovid", Talmud Thora Linienstr., „Thil- lim", „Adass Jeschurun", „Schomrei Schabboss", „Mazmiach Jeschuah", „Tyfereth Jisrael", Bojaner-Chassidim-Stibel, Gerer Chassidim-Stibel, Plosker Stibel, Radomsker Stibel, Kalischer Raw-Stibel, Stutziner-Raw-Stibel, Beth Hamidrasch Meradomsk, Seibuscher Raw-Stibel, Sechser Stibl, Bisoyner Raw-Synagoge, Grenadierstr. 37 mit Talmud Thora, Czort Kower Klaus, Stibel des Dombrower Rebbe, 2 Stiblechs in der Brenzlauerstr. 46. Beitrag von Abraham Tobias...............................................................49 Kapitel VI Berlin-Norden: ..........................................................................................54 „Ohel Jizchak", „Beth Zion", Wolf Müller Beth-Hamidrasch- Talmud Thora, „Ahawas Achim", „Ahawath Zion", Liberale Syn­ agoge Norden, „Lew Jehudo", „Tiferes Jisroel", „Agudath Achim", Liberale Synagoge Reinickendorf, Hermsdorf, Tegel, „Adass Scholaum", „Wolf Ez Chajim", Weißensee. Kapitel VII Berlin-Osten: ..........................................................................................65 „Adass Jacow", Liberale Synagoge Osten, „Bne-Brith", „Ahawas Reim", „Ahawas Thora", „Beth Jacob", Dresdener Straße, Lich­ tenberg und Umgebung, Berlin-Lichtenberg, Holzmarktstr. 19, Holzmarktstr. 64, „Esras Achim", Karlshorst-Friedrichsfelde. Kapitel VIII Berlin-Süden: ..........................................................................................70 „Beth Jakob", „Schomre Hadass", Neukölln, Neu-Tempelhof, T empelhof-Marienfelde. VII Kapitel IX Berlin-Westen: .................................................................................71 Lessingstr. Nr. 4, Lessingstr. Nr. 19, Cuxhavener Str., Kantstr., Pestalozzistr. mit Beitrag von Curt Wilk..........................................76 Bismarckstr., Schulstr., Liberale Synagoge Westend, Friedens­ tempel" mit Briefauszug von Oberkantor Manfred Lewandowski s. A., Grunewald Roseneck, Tiergartensynagoge (Potsdamer Brücke), Sephardische Synagoge, Minjan Nussbaum, Passauer Str. 2, Schaperstr., Regensburger Str., Münchener Str. mit Beitrag von Rabbiner Dr. Keller....................................................................91 Steglitz und Umgebung, Friedenau-Steglitz, Groß-Lichterfelde- Lankwitz Kapitel X Die Zerstörung.....................................................................................94 mit Beitrag von Rabbiner Dr. Harry Zwi Levy. Quellen-Nachweis...........................................................................................................97 Biographisches über die Beitragsautoren und den Buchautor................................98 Register der Rabbiner, Religionslehrer,K antoren...................................................101 Fotos: 4 Synagogen und Straßenbild aus Berlin-Steglitz: Umbenennung der Düppelstr. in Wolfensteindamm. 21 ehemalige Rabbiner...............................................................................101 VIJI VORWORT So geht auch dieses Berlin-Büchlein in die Welt hinaus, obzwar ich nicht von dem Senat und dem Vorstand der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und anderen Institutionen die Beihilfe zum Druck des Buches erhalten konnte, die die Heraus­ gabe finanziell und zeitlich gefördert hätte. Ich hatte in Berlin eine arbeitsfreudige, mich stark beinflussende Schul- und Studienzeit verlebt und ein mich sehr befrie­ digendes, arbeitsreiches und fruchtbares Wirkungsfeld gefunden. So ist es wohl verständlich, daß ich nach dem 1966 erschienenen Buch »Adass Jisroel Berlin« dieses Werk »Die Berliner Privatsynagogen und ihre Rabbiner« erscheinen lasse. Ich will ein Denkmal einem sehr beträchtlichen Teil der untergegangenen jüdisch- religiösen Existenz in der ehemaligen Reichshauptstadt Berlin aufrichten, ein Denkmal an ein Werk, das von aktiven, dem jüdischen Glauben verhafteten Männern geschaffen worden war, von denen mir eine große Anzahl aus den ersten vier Jahrzehnten dieses Jahrhunderts persönlich bekannt waren. Ihr Werk, ihre Namen sollen der Nachwelt erhalten bleiben. Der hier gebotene Stoff ist sicherlich nicht lückenlos, kann es nicht sein, denn das Quellenmaterial, aus dem ich schöpfen konnte, ist sehr dürftig, viele damals im Brennpunkt stehende Persönlichkeiten sind nicht mehr am Leben, andere über die ganze Welt verstreut. Es ergab sich eine vielfache, sich lange hinziehende Kor­ respondenz mit ehemaligen Berlinern, viele Mitteilungen, wertvoll und wichtig, andere unklar und denen anderer Informanten widersprechend, so daß weitere Nachforschungen angestellt werden mußten. Ich wäre den Lesern verbunden, wenn sie mir Ergänzungen oder Berichtigungen einsenden würden. Ich danke meinen Freunden: James Jaakov Rosenthal, Rabbiner Dr. Harry Zwi Levy, Rabbiner Dr. Aron Keller, Abraham Tobias und Curt Wilk für ihre Beiträge. Ich danke Rabbiner Dr. Siegfried Neufeld, Rabbiner Pinchas Biberfeld, Bernhard Rappaport s. A., Lehrer Birnbaum und allen anderen Herren und Da­ men, besonders den Verwandten ehemaliger Berliner Rabbiner für ihre wertvollen Informationen und für die zur Verfügung gestellten Fotos. Auch Herrn Louis Gradmann bin ich für sein exaktes Korrekturlesen sehr verbunden. Ich schließe mit einer Bitte der Kinder des Rabbiners Höxter s. A.: sie bitten um ein Foto ihres Vaters. Wer ein Einzelfoto oder ein Gruppenbild besitzt, möge es mir für kurze Zeit zu treuen Händen leihweise überlassen. Jerusalem, im Sommer 1971/5731. Washington Str. 23/b M. M. Sinasohn V Kapitel l ALLGEMEINES ÜBER DIE PRIVATSYNAGOGEN BERLINS Die meisten privaten jüdischen Betstätten Berlins sind kurz vor dem Jahr 1900 oder bald danach entstanden. Die Ursache ihrer Bildung war die starke Entwick­ lung der Reichshauptstadt, ihre Ausbreitung nach allen Himmelsrichtungen und die große Zuwanderung der Juden aus allen Teilen Deutschlands und Osteuropas, besonders aus den Ostprovinzen des Reiches, aus Rußland infolge der Pogrome und aus Polen und Galizien im ersten Weltkrieg. Die Zahl der Juden Berlins ist wie folgt angegeben: 1847 8 300 1864 24 280 1874 45 464 1885 64 383 1900 92 206 1925 172 672 Wir sehen, daß die jüdische Einwohnerschaft Berlins sich innerhalb von 50 Jahren fast vervierfacht hatte. Mit diesem Anwachsen der Mitgliederzahl der Jüdischen Gemeinde zu Berlin — jeder neu zugezogene Jude wurde automatisch Mitglied der Gemeinde — hielt die Errichtung neuer Gemeindesynagogen nicht Schritt. Um 1870 gab es nur 2 Gemeindesynagogen und die Synagoge der Adass-Jisroel- Gemeinde: die »Alte Synagoge«, Heidereutergasse, mit orthodoxem Ritus (ein­ geweiht 1714) und die »Neue Synagoge«, Oranienburgerstraße mit liberaler Gebetsordnung und Orgel (eingeweiht 1866), die Adass-Synagoge, Gipsstraße (eingeweiht 1873). Alle diese Synagogen lagen im Umkreis von 10 Minutep Fußweg in Berlin-Mitte. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin errichtete oder übernahm (es wird in aller Kürze gesagt, da es nicht zum Thema dieser Schrift gehört) folgende Synagogen: In den achtziger Jahren die Synagoge Lindenstraße (lib.), um die gleiche Zeit die Synagoge Kaiserstraße (orth.), in den neunziger Jahren die Synagoge Lützowstraße (lib.), 1904 die Synagoge Ryckestraße (orth.), 1912 das Prestige-Prunkstück Fasanenstraße (lib.), im ersten Weltkrieg die Synagoge Kottbusser Ufer (orth.), zu gleicher Zeit die Synagoge Levetzowstraße (lib.), nach dem 1. Weltkrieg die Synagoge Prinzregentenstraße (lib.), So gab es Gemeindesynagogen im Zentrum und Osten des Stadtkerns, im Nor­ den und Süden, im »Alten Westen« und Charlottenburg, im Nord- und Süd­ westen. Dazu kamen die Privatsynagogen, die die Gemeindeverwaltung in eigene Regie übernahm: 1918 Pestalozzistraße (orth.) in Charlottenburg, 1924 Münchenerstraße (orth.) im Bayrischen Viertel, 1928 Friedenstempel (lib.), Kurfürstendamm — Halensee, und Grunewaldsynagoge im Kern der Westvororte (orth.) in den dreißiger Jahren Passauerstraße (orth.) im Westen. 1 Alles in allem 15 Gemeindesynagogen, davon 8 orthodoxe und 7 liberale Got­ teshäuser. Sie reichten natürlich nicht aus. Kein Wunder, daß in allen Stadtteilen und Vororten private Gebetsstätten gegründet wurden. Die abseits der erwähnten Gemeindesynagogen wohnenden Juden konnten nicht den weiten Weg zu den Gemeindetempeln zurücklegen, die neuhinzugezogenen, besonders die aus dem Osten eingewanderten schlossen sich zu Landsmannschaften zusammen, richteten sich kleine Bethäuser oder Betstuben ein, setzten dort ihren gewohnten, heimischen Gottesdienst fort, hatten ihre eigenen Kantoren oder kantoral begabte Mitglieder, die die heimischen Weisen sangen, besonders in den chassidischen Stiblechs, »lernten« dort in altgewohnter Art, stellten eigene Rabbiner an oder scharten sich um ihren Rebbe, gründeten Wohltätigkeitsvereine (auch Frauenver­ eine), um sich gegenseitig zu stützen und legten meistenteils Wert darauf, eigene Religionsschulen oder Talmud Thora-Schulen ins Leben zu rufen und zu unter­ halten. Die größte Anzahl dieser privaten Zirkel hatte traditionellen Charakter, entweder aschkenasischen oder sfardischen Ritus, hatten täglich morgens und abends ihre Andachten, während in den wenigen liberalen Gebetstätten nur am Schabbath und an Feiertagen Gottesdienste stattfanden. Alle privaten Synagogen sicherten sich ihren Bestand durch Erhebung eines Mitgliedsbeitrages von monatlich 0,50 bis 1,— Mark, ferner durch Spenden der Beter an Schabbath- und Feiertagen, an Jahrzeitstagen und anläßlich von Familienfeiern, oft auch durch Versteigerung von »Mizwoth«, durch Legate, durch Platzvermietung und durch Subventionen der Jüdischen Gemeinde. Für den Religionsunterricht wurde ein Schulgeld erhoben, das aber Kindern bedürftiger Eltern erlassen wurde. Fast alle privaten Synagogen hatten keine erheblichen finanziellen Sorgen, doch in manchen Stiblechs lebten Rebbe und Anhängerschaft mehr als bescheiden. Im Jahre 1910 zählte man in Berlin und Vororten ca. 13 000 Ostjuden, davon im eigö entlichen Berlin: 6, 100 JuT dejn aus Gr al^ izi■en 3 000 Juden aus Rußland 550 Juden aus Rumänien. Diese Zahlen dürften sich um 1920 verdoppelt oder verdreifacht haben. Die Subventionen der Jüdischen Gemeinde waren sehr unterschiedlich. Es ist auffallend, daß die kleinen liberalen Gebetstätten und ganz besonders die Reformgemeinde sehr stark bevorzugt worden sind, obwohl gerade diese Insti­ tutionen weder Wochentags-Gottesdienste, noch Religionsschulen, mit der einen Ausnahme der Reformgemeinde, hatten. Lassen wir die Zahlen aus dem Gemeindeetat von 1937 sprechen: Liberale Synagoge Norden............. 7 378,— Mark Liberale Synagoge Nordosten. . . . 4 675,— „ Liberale Synagoge Osten.........................6 017,— Liberale Synagoge Reinickendorf . . . 4 440,— Reformgemeinde................................... 48 501,— 5 Gebetstätten................................................71 011,- Mark 2 Orth. Synagoge Agudas Achim . . . . 5 632,- Mark Orth. Synagoge Ahawath Zion . . . . 3 520,- „ Orth. Synagoge Gesundbrunnen . . . 6 985,- „ Orth. Synagoge Lippmann Tauss . . . 1650,- „ Orth. Synagoge Moabit und Hansa . . 9 680,- „ 5 Synagogen mit Religionsschulen . . . 27 467,- Mark Wir sehen mithin, daß die 5 liberalen Zirkel mit 1 Religionsschule über 71 000 — Mark, die orthodoxen aber mit 5 Religionsschulen nur rund 27 000,— Mark an Subvention erhielten. Daraus ergibt sich unzweifelhaft, daß die traditionell gläu­ bigen Gemeindemitglieder bedeutend größere Opfer bringen mußten, als die liberalen. Nach welchen Maßstäben die Zuteilung der Subventionen erfolgte, läßt sich heute wohl kaum feststellen. Bevor ich die einleitenden Bemerkungen abschließe, will ich darauf aufmerk­ sam machen, daß ich die in den folgenden Kapiteln behandelten Betstätten nicht in alphabetischer Reihenfolge und auch nicht ihrer Gründungszeit entsprechend bringen werde, sondern nach der geographischen Lage, zuerst diejenigen in Berlin-Mitte, dann Berlin-Norden, -Osten, -Süden, -Westen. Dadurch wird der Leser einen besseren Überblick über dieses sehr aktive religiöse Leben Berlins gewinnen, besonders wenn er ehemaliger Berliner ist. Ich werde auch kein Sachverzeichnis beifügen, da es nur eine sehr verkürzte Zusammenstellung des gesamten Inhalts dieses Buches darstellen würde. Wer eine bestimmte Synagoge sucht, wird sich schnell orientieren können, wenn er die Lage, die Himmels­ richtung kennt. Dagegen soll ein alphabetisch geordnetes Personenregister zur Verfügung stehen. (Rabbiner, Lehrer, Rautoren) Ich lasse zum Abschluß dieses Kapitels einen Auszug aus dem Statut eines privaten Synagogenvereins folgen, der typisch für alle diese privaten Insti­ tutionen ist. Statuten des Synagogenvereins »Le w— Jehudoh« Angenommen durch Beschluß der General-Versammlung vom 20. November 1910. § 1 Der Synagogenverein führt den Namen »Lew — Jehudoh«. Nach erfolgter Eintragung in das Vereinsregister mit dem Zusatz „Eingetragener Verein". Der Sitz des Vereins ist Berlin, Franseckistraße 3. Zweck des Vereins. § 2 a) Abhaltung des täglichen rituellen Gottesdienstes in der Vereinssynagoge. b) Das Andenken verstorbener Mitglieder durch Leichenfolge zu ehren und 3

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