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Die Aussöhnung zweier Nationen Die Aussöhnung zweier Nationen PDF

32 Pages·2003·1.19 MB·German
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Stimme & Weg 02/03.qxp 26.03.2003 14:59 Uhr Seite 1 & 4340 Entgeltbezahlt H Weg Stimme Arbeit für den Frieden Baumpatenschaft TTrraauueerr eerrhhäälltteeiinneenn OOrrtt Stiftung 335500 000000 EEuurroo ffüürr UUnntteerrssttiiffttuunngg 4400 JJaahhrree EEllyyssééee--VVeerrttrraagg DDiiee AAuussssööhhnnuunngg zzwweeiieerr NNaattiioonneenn Ausgabe 2/2003 Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. 00_S u W 02-03_neu2 27.03.2003 19:13 Uhr Seite 2 20 Blickpunkt 4 24 17 Mitgliederwerbung Jetzt brauchen wir Grenzenlos Ihre Unterstützung! Reisen Schwerpunkt Fernsehbericht liefert Hinweis Reisen Sie mit uns! Ein europäisches Paar auf Vermisstenschicksal Inhalt Aus aktuellem Anlass! Irak-Krieg: Seite 3 Standpunkt: 40 Jahre Elysée-Vertrag Seite 4 Schwerpunkt: Deutschland und Frankreich – Wir sind bestürzt Ein europäisches Paar Der Krieg im Irak ist ausgebrochen und mit Besorgnis ver- Seite 6 Im Westen etwas Neues folgen wir die weitere Entwicklung im Nahen und Mittleren Seite 8 G-West:Der Volksbund in Frankreich Osten. Ist der Krieg im Irak wirklich nicht zu vermeiden gewesen? Wie werden die Folgen aussehen? Seite 9 Eine bewährte Partnerschaft Zahlreiche Mitbürger, vor allem Mitglieder und Freunde Seite 10 „Liebesheirat“ als Baustein für Europa des Volksbundes, wenden sich an uns, um ihre Angst über diesen Krieg zum Ausdruck zu bringen. Die meisten sind Seite 12 AchtJahre Albert-Schweitzer- Menschen aus der Kriegsgeneration, die als Soldaten oder Begegnungsstätte in der eigenen Familie erfahren mussten, wohin Krieg führt: Zu Leid und Not, zu Elend und Tod! Sie sagen uns: Seite 13 Kriegsgräbereinsatz in Frankreich "Wir wollen keine neuen Kriege. Was wir erleben mussten, Seite 14 St.Désir und Emden:Eine ist doch genug für alle Zeiten!" Sie haben Angst vor einem beständige Liasion neuen Teufelskreis aus Gewalt und Gegengewalt, vor einer unerbittlichen Spirale aus Gewalt, Terrorismus und Krieg. Seite 16 Genzenlos: Gedenken und Erinnern sind Bausteine des Friedens Wir meinen deshalb: Alle Möglichkeiten für eine friedliche Lösung MÜSSEN - und dies nicht nur in der aktuellen Seite 17 „Nach 60 Jahren nichtmehr Krise, sondern bei allen Konflikten in unserer Welt - daran geglaubt“ unbedingt ausgeschöpft werden! Seite 18 Der Baum als Symbol des Friedens Was denken Sie darüber? Bitte schreiben Sie an die Redaktion: Seite 20 Mitglieder- werbung: Jetztbrauchen wir Ihre Unterstützung! Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. Seite 23 Wir über uns: Volksbund gedenktder Opfer des - Redaktion Stimme & Weg gesunkenen Motorschiffs „Füsilier“ Werner-Hilpert-Straße 2 Seite 25 Neue Titel der Volksbund-Buchreihe 34112 Kassel Seite 26 Was wird mitmeinem Erbe?! Seite 27 Stiftung Gedenken und Frieden „Wenn wir annehmen, dass das Leben lebenswert Seite 24 Reise Reisen Sie „mituns“! ist und dass der Mensch ein Recht zu leben hat, Seite 28 Was gibt’s Nachrichten und Termine,Meldungen dann müssen wir eine Alternative zum Krieg fin- Neues: von Mitgliedern für Mitglieder den.” Martin Luther King Seite 29 Impressum & 2 StimmeWeg 2/2003 Stimme & Weg 02/03.qxp 26.03.2003 14:59 Uhr Seite 3 Standpunkt Alfred Grosser Professor em. am Institut d’études politiques in Paris, Präsident des CIRAC (Centre d’information et de recherche sur l’Allema- gne contemporaine), Friedenspreisträger des Deutschen Buch- handels als Mittler zwischen Franzosen und Deutschen, Ungläubigen und Gläubigen, Europäern und Menschen anderer Kontinente. Grosser ist 1925 in Frankfurt/Main geboren und lebt seit 1933 in Frankreich. 40 Jahre Elysée-Vertrag Die Aussöhnung zweier Nationen 1986 durfte ich in Ludwig Börnes Geburts- aus dem Widerstand, oft aus deutschen gedacht als des Mannes, der durch den stadt Frankfurt die Rede zum 200. Ge- Konzentrationslagern, wo sie deutschen Vorschlag der Montanunion den Grund- burtstag halten. Ich zitierte aus seiner letz- Häftlingen begegnet waren. Es war kein stein legte zu der Freundschaft, die nun- ten Schrift „Menzel, der Franzosenfres- Zufall, dass der erste deutsche Redner, den mehr unsere beiden Länder so eng mitein- ser“: Die altersreifen Männer beider Län- wir 1949 zum Vortrag an der würdigen ander verbindet. Unserer gemeinsamen der sollten sich bemühen, die jungen Sorbonne einluden, der ehemalige Arbeit gedenke ich immer in Dankbarkeit Generationen Frankreichs und Deutsch- Buchenwald-Insasse Eugen Kogon gewe- ... lands durch eine wechselseitige Freund- sen ist. Man fühlte sich mitverantwortlich schaft und Achtung zu verbinden. Wie für die Zukunft der freiheitlichen Demo- Das soll nicht heißen, dass es auf politi- schön wird der Tag sein, wo die Franzosen kratie im Nachbarland. Dazu gehörte etwas scher Ebene immer gut gegangen ist zwi- und die Deutschen auf den Schlachtfel- Wesentliches, was jeder Leser von Stimme schen den beiden Ländern und Regieren- dern, wo einst die Väter sich untereinander & Weg leicht verstehen wird: Das Ver- den. Aber auf allen Ebenen und in allen gewürgt, vereinigt niederknien und sich ständnis für die Leiden des Anderen. Die Sektoren der beiden Gesellschaften haben umarmend auf den gemeinschaftlichen jungen Deutschen mussten sich dessen sich Austausch, Begegnungen, Zusam- Gräbern ihre Gebete halten werden. Ich bewusst werden, was im Namen Deutsch- menarbeit verbreitet und vertieft. Deutsch- fügte dem Zitat hinzu: „So etwas wie es lands verbrochen worden war. Die jungen feindliche Ausbrüche wie die der briti- heute der Volksbund Deutsche Kriegsgrä- Franzosen hatten zu erfahren, was die schen Presse gibt es in der französischen berfürsorge tut.“ Nächte unter den Bomben in Hamburg seit langem nicht mehr. und Dresden, und was die Vertreibungen Im Januar dieses Jahres hat man würdig aus Pommern, aus Schlesien, aus dem Es bleibt gewiss viel zu tun und vieles den 40. Jahrestag des Elysée-Vertrags Sudetenland gewesen waren. könnte besser laufen. Aber jedes Mal, gefeiert. Dass Bundestag und Assemblée wenn es Rückschläge oder Lücken gibt, Nationale gemeinsam in Versailles getagt Damals, das heißt bis 1949, stand unsere bleibt doch klar, dass es viel mehr Positives haben, bedeutete, dass nun beide Kränkun- Grundeinstellung im Widerspruch zur gibt als mit irgendeinem anderen Land. gen überwunden waren. Die Kränkung französischen Regierungspolitik, die, wie Deshalb wird man auch woanders gefragt Frankreichs 1871 und die Kränkung nach 1919, vor allem bedacht war, Deutsch- – auf Zypern, in Rumänien mit Blick auf Deutschlands durch den „diktierten Frie- land und die Deutschen gewissermaßen Ungarn, im Libanon: „Wie habt Ihr es den“ (so Jacques Chirac) von 1919. Dabei im Bann zu halten. Bis dann, am 9. Mai geschafft, die Feindschaft zu überwinden? wurde allerdings im Rückblick die Bedeu- 1950, der französische Außenminister Wir wollen versuchen, Euch beide zum tung und die Tragweite des Vertrags sehr Robert Schuman eine geistige und politi- Vorbild zu nehmen“. Die Antwort muss überschätzt. Er betonte und erweiterte das sche Revolution verkündete: Die im Vor- dann immer sein: „Bitte lernt, das Leiden bereits Bestehende. Das galt vor allem für jahr geborene Bundesrepublik sollte, durch des anderen zu verstehen. Und bitte seht seine einzige Neuschöpfung, das Deutsch- gegenseitige Kontrolle über Kohle und ein, dass es eine Aussöhnung nur geben Französische Jugendwerk. Es erhielt die Stahl, ein gleichberechtigtes Mitglied einer kann, wenn der andere als Gleichberech- Struktur und die Mittel, um einen Jugend- aufzubauenden europäischen Gemein- tigter empfunden und behandelt wird.“ austausch breiter anzulegen als der, der schaft werden. So sah es auch noch im sich seit den ersten Nachkriegsjahren ent- Rückblick Konrad Adenauer, als er am Ihr wickelt hatte. 10. September 1962 an den bereits tod- kranken Robert Schuman mit der Hand Die Männer und Frauen, die sich auf fran- schrieb: Lieber Herr Schumann! Während zösischer Seite für den Austausch mit dem des Besuchs des General de Gaulle in der zerstörten Deutschland einsetzten, kamen vergangenen Woche habe ich oft Ihrer Alfred Grosser & 2/2003 StimmeWeg 3 Stimme & Weg 02/03.qxp 26.03.2003 15:00 Uhr Seite 4 Schwerpunkt Das deutsch-französische „Traumpaar“ der Sechziger:Bundeskanzler Konrad Adenauer (l.) und Frankreichs Staatsschef Charles de Gaulle unterzeichneten den Elysée-Vertrag. Deutschland und Frankreich – ein europäisches Paar Der Elysée-Vertrag ist 40 Jahre alt geworden Der Elysée-Vertrag: Das sind ein schlich- einst verfeindeter Nationen bedeuten Weltkrieg wirkte sich verheerend aus: tes Siegelband mit den Unterschriften würde, konnte damals keiner absehen. 930 000 deutsche und eine Million fran- von Charles de Gaulle und Konrad Aden- Die Hoffnung war groß, galt es, eine tief zösische Soldaten fielen auf dem fragwür- auer sowie gerade mal 18 Bestimmungen verwurzelte „Erbfeindschaft“ abzubauen digen „Feld der Ehre“. Die meisten von zur zunächst „verordneten“ deutsch-fran- und zwei sich misstrauende Völker, die ihnen waren auf Frontfriedhöfen in den zösischen Freundschaft. Wie sich gezeigt seit 1870 drei verlustreiche Kriege gegen- ehemaligen Kampfgebieten im großen hat, war es ein Abkommen mit Erfolg. einander geführt hatten, aufeinander Bogen von Arras bis Lothringen bestattet, zuzubewegen. unzählige aber auch unbestattet geblieben. Was der am 22. Januar 1963 im Pariser Elysée-Palast, dem Amtssitz des französi- Zieht man die Bilanz der beiden Weltkrie- Im Herbst 1926 konnte der Volksbund schen Staatspräsidenten, unterzeichnete ge, mag man an irreparable Schäden in seine Bautätigkeit in Frankreich aufneh- deutsch-französische Freundschaftsver- den Beziehungen zwischen Deutschen men. Der französische Gräberdienst trag für das künftige Verhältnis zweier und Franzosen glauben. Schon der Erste hatte nach Kriegsende die meisten klei- & 4 StimmeWeg 2/2003 Stimme & Weg 02/03.qxp 26.03.2003 15:00 Uhr Seite 5 Schwerpunkt nen Friedhöfe aufgelöst und die Gefalle- Versöhnung und Frieden“ geworden sind. nungen haben in all den Jahren die Men- nen auf zumeist bereits bestehende Fried- Vielfach ist der Volksbund in Frankreich schen beider Nationen einander näher höfe umgebettet. Es entstanden Anlagen deshalb unter dem Begriff „Travail pour la gebracht, bestehende Ressentiments für Zehntausende von Toten wie Neuville- paix“ („Arbeit für den Frieden“) bekannt. abgebaut, das Verstehen füreinander St. Vaast bei Arras, mit über 44 800 Seit 1994 unterhält der Volksbund neben erleichtert und sogar Ehen gestiftet. Gefallenen die größte deutsche Kriegsgrä- der deutschen Kriegsgräberstätte Nieder- berstätte in Frankreich. bronn im Elsass eine Jugendbegegnungs- Von der „Erbfeindschaft“ zur stätte, in der sich deutsche und französi- „Erbfreundschaft“ Auf 192 Anlagen ruhen heute 461 000 sche Jugendliche gemeinsam mit der Ver- Gefallene in Einzelgräbern und etwa gangenheit auseinandersetzen und für den Die Bilanz nach 40 Jahren Elysée-Vertrag 294 000 sind in Gemeinschaftsgräbern Frieden lernen. ist vorzeigenswert. Franzosen und Deut- bestattet. Die Neugestaltung der 192 Anla- sche haben es geschafft, aufeinander gen des Ersten Weltkrieges für 765 000 Die Jugendarbeit, inzwischen mit jährlich zuzugehen – von der Erbfeindschaft zur Gefallene dauerte bis in die 80er Jahre. zwanzig Jugendlagern präsent, sollte Erbfreundschaft. Die Kriegsgräberpflege, Eine der wichtigsten Aufgaben bestand fortan der Schlüssel für ein besseres Ver- Jugendarbeit und Städtepartnerschaften im Austausch der hölzernen Grabkreuze ständnis zwischen beiden Völkern sein. dürfen dabei als tragende Säulen angese- gegen dauerhafte Grabzeichen aus Stein Jugendliche zeigten den sicheren Weg in hen werden, die dank des freundschaftli- oder Metall. Zudem wurden die Anlagen die Menschlichkeit und eroberten durch chen Abkommens gewachsen und gefe- baulich und landschaftsgärtnerisch über- gegenseitige Austauschprogramme den stigt sind. Charles de Gaulle verglich sei- arbeitet. jeweils fremden Kulturkreis. Es stellte sich nerzeit den Freundschaftsvertrag gegen- bald die Frage, wo die frappierenden über dem kundigen Hobbygärtner Kon- Der Zweite Weltkrieg kostete auf französi- Unterschiede zwischen Galliern und Teu- rad Adenauer mit einem „Rosenhag“, in schem Boden 240 000 Deutsche und tonen sein sollten? Wein und Baguette ver- dem jeden Morgen eine neue Blüte aufge- 255 000 Franzosen das Leben. Zwei sus Bier und Schweinshaxe? Voltaire con- hen solle. Heute dürfen wir auf ein Blü- unabhängig vom Elysée-Vertrag entstan- tra Goethe? Sicher, auch die unterschiedli- tenmeer blicken. dene Kriegsgräberabkommen zwischen che Lebensart beider Völker ist offensicht- der Bundesrepublik Deutschland und der lich, soll es sogar sein. Aber warum nicht Doch es ging und geht trotzdem nicht Republik Frankreich aus den Jahren 1954 immer ohne Meinungsverschiedenheit. und 1966 regeln den Ausbau und die Dieser wurde jedoch eher auf der politi- Erhaltung der deutschen Kriegsgräberstät- schen Bühne ausgetragen, als der Bun- ten. In den Verträgen wurden dem Volks- destag dem Elysée-Vertrag vor seiner Ver- bund die Arbeiten übertragen. 1975 waren abschiedung eine Präambel voranstellte, alle 22 Anlagen für die Gefallenen des die klar machte, dass das Abkommen die Zweiten Weltkrieges fertiggestellt. Zusammenarbeit in der Nato oder die Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten Unterschiede zwischen beiden Völkern? nicht beeinträchtige. Für de Gaulle war der Glanz des Vertrages somit etwas Doch nicht nur würdige Gräber und getrübt, träumte der General doch von geklärte Soldatenschicksale waren das einem deutsch-französischen Sonder- Anliegen des Volksbundes. Der Freund- Volksbund-PräsidentEduard Haßkamp mitdem bund. Deutschland sollte vom Einfluss schaftsvertrag ebnete auch in anderen französischen Staatschef François Mitterand und der USA abrücken. Gestritten wurde in Bereichen des öffentlichen und zwi- Bundeskanzler HelmutKohl (von links nach den 40 Jahren noch über vieles, über rechts) auf dem deutsch-französischen Soldaten- schenmenschlichen Lebens den oft steini- Agrarsubventionen, Währungsfragen und friedhof Consenvoye während einer Kranznieder- gen Weg beider Völker zueinander. Eine die Machtbalance innerhalb der Europäi- legung am 22.September 1984. besondere Rolle erfährt die Jugendarbeit schen Union. des Volksbundes. Bereits Anfang der 50er voneinander profitieren, das Andere im Jahre reisten kleine Gruppen Jugendli- wahren Sinne des Wortes erfahren? Trotz Obwohl die Erinnerungen des Krieges cher nach Frankreich, um dort deutsche kultureller Unterschiede überwiegen die noch präsent sind – und es auch sein sol- Soldatengräber zu suchen und vor dem Gemeinsamkeiten, eine gute Basis für die len, um zu wissen, was man nie mehr Verfallen und Vergessen zu bewahren. europäische Einigung. will, nämlich Krieg – haben die Men- Der Volksbund organisiert seit 1958 schen links und rechts des Rheines zuein- Jugendlager in Frankreich, in denen bis Zahlreiche der rund 2 000 deutsch-franzö- ander gefunden. Wenn auch nicht immer heute junge Menschen aus Deutschland sischen Städte- und Gemeindepartner- im Herzen, oft nur im Kopf, bilden diese bei der Restaurierung, Erhaltung und schaften nahmen von diesem Engagement Menschen heute ein Paar – un couple Pflege der Kriegsgräber helfen, Kontakt für eine friedliche Zukunft ihren Ausgang. franco-allemand. zur einheimischen Bevölkerung suchen Gegenseitige Austauschprogramme, kultu- und pflegen und so zu „Botschaftern für relle Veranstaltung und sonstige Begeg- Stephan Borowski & 2/2003 StimmeWeg 5 Stimme & Weg 02/03.qxp 26.03.2003 15:00 Uhr Seite 6 Schwerpunkt Im Westen etwas Neues der Spuk vorbei und Verzweiflung mach- te sich breit: „Erde! Erde! Erde! Wenn er sie an sich presst, lange, heftig, wenn er sich tief mit dem Gesicht und den Glie- dern in sie hineinwühlt in der Todes- angst des Feuers, dann ist sie sein einzi- ger Freund, sein Bruder, seine Mutter.“ Deutsch-französische Freundschaft: Zuwendung und friedliche Zeiten waren für die meisten ein unerreich- Von der Utopie zur Realität bares Gut, wie der Autor Erich Maria Remarque aus eigener Erfahrung zu berichten wusste. „Im Westen nichts Neues“ – das vom „Großen Krieg“ handelnde Buch mahnt 1929 vergeblich vor einem Zweiten Welt- krieg. Zahlreiche weitere literarische Friedensappelle wie der von Maurice Genevoix verhallten ungehört. In seinem 1921 erschienenen „Ceux de 14. La Boue“ („Die von 14. Der Schlamm“) heißt es: „Gnade unseren toten Soldaten! Gnade uns Lebenden, die bei ihnen waren und morgen kämpfen und sterben werden, Gnade uns, die mit verstümmelten Glie- dern leiden werden. Gnade uns Kriegs- treibern, die das alles nicht wollten, uns allen, die die Hoffnung aufgeben, jemals wieder Menschen zu werden.“ Im Gegensatz zu Genevoix’ Pessimismus tat sich in der Zwischenkriegszeit Erstaunliches. Eine Politik der Annähe- rung führte beispielsweise dazu, dass deutsche und französische Jugendliche Jugendliche Arbeitsgruppe auf dem Soldatenfriedhof von Niederbronn. gemeinsam die Ferien verbrachten sowie miteinander per Post korrespondierten. Rücken die Kriegsgräuel des 20. Jahr- „Die Natur ist im schönsten Frühlings- Wenige Jahre nach dem Krieg war dies hunderts zunehmend in Vergessenheit? kleid, die Sonne lacht vom blauen Him- ein unglaublicher Vorgang. Später von Nein, denn Kriege und Krisenherde in melszelt – aber durch die blühende, grü- den Nationalsozialisten instrumentali- der ganzen Welt rufen wiederholt die nende Natur fliegen Granaten, zer- siert, brachen die unverfänglichen Vergangenheit wach und machen uns schmettern all die Bäume und frischen Jugendbegegnungen bald ab. betroffen – so auch aktuell der Irak- Sträucher, reißen tiefe Löcher in den Erd- Krieg. boden und zerreißen junge, blühende Deutsch-französisches Erfolgsrezept Menschenleben.“ Der im Mai 1915 Das kollektive Gedächtnis beider Länder geschriebene Brief des Studenten Georg Der Volksbund greift nach dem Zweiten kennt noch das geflügelte Wort von der Stiller spiegelt die Meinung vieler wieder. Weltkrieg die Idee auf, junge Menschen „Erbfeindschaft“. Seit dem deutsch-fran- Ob Feind oder Freund, wichtig war nur zusammenzuführen. Parallel zur offiziel- zösischen Krieg hatte es verstärkt Kon- noch, dass man sich in derselben len Annäherungspolitik, die 1963 in der junktur. Nur wenige erinnerten sich der unmenschlichen Situation befand. Unterzeichnung des Elyséevertrages kul- positiven Bilder des Nachbarlandes: die miniert, macht der Volksbund Versöh- französische Aufklärung und die deut- Die Absurdität des Krieges manifestiert nung erfahrbar. Und so kommen im Lau- sche Klassik konnten die wachsenden sich in den wenigen humanitären fe der Zeit bemerkenswerte Zahlen Ressentiments nicht aufwiegen. Junge Momenten: Manches Mal wurde zu zustande: Bis zum 40. Jubiläum der Menschen in Uniform empfanden nach Weihnachten ein befristeter Waffenstill- Jugendarbeit im Volksbund 1993 nehmen anfänglicher Euphorie nur noch grenzen- stand geschlossen, man tauschte gar klei- über hunderttausend Jugendliche an loses Leid. ne Geschenke aus. Nach kurzer Zeit war 1 802 Jugendlagern teil. Frankreich ist das & 6 StimmeWeg 2/2003 Stimme & Weg 02/03.qxp 26.03.2003 15:00 Uhr Seite 7 Schwerpunkt Land, in das mit großem Abstand die mei- dung von Sprachschwierigkeiten und die sten Jugendfahrten führen. Bis zum heuti- Integration aller in die Gruppe. Die Wahl- gen Tag hält der Trend an – Beweis genug gebiete sind vielfältig. Eine Arbeitsgruppe für das deutsch-französische Erfolgsre- beschäftigt sich mit bildender Kunst: zept. Besonders der Nordosten Frank- Bildhauer und Maler arbeiten mit den reichs spielt eine Brückenfunktion Schülern beispielsweise zum Thema sowohl für die deutsch-französische Ver- „Toleranz“. Ein Musiker bringt selbstge- ständigung als auch für die Akzeptanz machte Instrumente mit, auf denen man des Volksbundes auf der anderen Seite zusammen spielt. Die Musik, gleichwohl des Rheins. Nicht zu vergessen: Jener fremdartig klingend, trägt zur Verständi- Landstrich ist eine der von den Kriegen gung bei. In einem Tanzworkshop über- am stärksten betroffenen Regionen. Die Schüler schmücken Gräber auf der Kriegsgräber- winden die Teilnehmer ganz selbstver- gelbliche Erde Lothringens bringt noch stätte von Damvillers. ständlich sprachliche Grenzen durch heute Munition zutage, Reste von Sta- cheldraht und Schützengräben ziehen sich durch Vogesengipfel, Bunker mar- kieren allenthalben die Landschaft. Wo, wenn nicht dort, konfrontiert man Jugendliche mit der Hölle des Krieges? Wo, wenn nicht dort, gibt man ihnen das Werkzeug zu einem verständnisvollen Miteinander in die Hände? Zu diesem Zweck wurde in Niederbronn-les-Bains ein Ort des historischen Lernens einge- richtet. Der Fremde als Freund Bilaterale Projekte gehören zu den „Sah- nestücken“ der 1994 eröffneten Jugend- begegnungsstätte in Niederbronn. Erst in der Begegnung lernen Jugendliche aus beiden Ländern den Fremden als Freund kennen. Es ist daher nicht verwunder- lich, dass sowohl Teilnehmer als auch Lehrer mit einem reichen Erfahrungs- Workcamp Berneuil (Frankreich) 2002. schatz nach Hause fahren und dort von ihren Erlebnissen berichten. Projekte und stellt das Fachwissen zur gemeinsame Tänze. Auf einer Fahrrad- Verfügung. Schließlich gilt es, die Begeg- tour erleben die Schüler in der näheren Es müssen positive Rückmeldungen nungen pädagogisch und kulturell Umgebung Abenteuer. Auch das leibliche sein, denn Jahr für Jahr treffen sich ansprechend zu gestalten. Zunächst Wohl kommt nicht zu kurz. Die ein- nachfolgende Generationen deutscher beschäftigen sich die Schüler mit der drucksvollen Ergebnisse der Aktivitäten und französischer Schüler im nördlichen deutsch-französischen Geschichte, werden abends den anderen Gruppen Elsass. Die Joseph-von-Eichendorff-Schu- besonders in bezug auf die kriegerischen vorgestellt. le aus Kassel und das Collège in Reichs- Auseinandersetzungen. Handelt es sich hoffen nahe Niederbronn sind zu sol- heute nicht mehr um Vorurteile, die aus- Wie viel Spaß und Freude erleben Schü- chen „Stammkunden“ geworden. Sie pla- geräumt werden müssen, so sind das ler und junge Erwachsene in Nieder- nen schon lange im Voraus ihren Wissen und die Diskussion über die Ver- bronn! Wie viel Leid mussten ihre deut- gemeinsamen Aufenthalt. Weitere Part- gangenheit unabdingbar für die schen und französischen Altersgenossen nerschaften haben sich zum Beispiel zwi- Zukunftsgestaltung. So steht gleichsam in den Kriegen der vergangenen Jahrhun- schen der Theodor-Litt-Schule in Michel- die europäische Integration im Vorder- derte ertragen. So wird auch den Schü- stadt (Hessen) und einer Schule aus grund, die das Leben der Jugendlichen lern schnell klar: Der Soldat, der als jun- Rumilly (Département Savoie) ergeben von heute und morgen maßgeblich ger Mensch im Felde starb oder als sowie zwischen Schulen aus Lyon-Char- bestimmen wird. Der Höhepunkt ist die Kriegsversehrter nach Hause kam, hätte vieux (Département Rhône) und Groß- Umsetzung der Projekte von der Idee in die Chance, die den Jugendlichen in Nie- Gerau (Hessen). Die Jugendbegegnungs- die Tat innerhalb eines Tages. In den derbronn geboten wird, auch verdient. stätte unterstützt jährlich zehn solcher Arbeitsgruppen geht es um die Überwin- Regina Kampe & 2/2003 StimmeWeg 7 Stimme & Weg 02/03.qxp 26.03.2003 15:00 Uhr Seite 8 Schwerpunkt G-West: Der Volksbund den gemeinsame Veranstaltungen und Aktionen geplant, insbesondere für und mit Jugendlichen. Dieses Jahr – wir fei- ern den 40. Jahrestag des Elyséevertrages in Frankreich – läuft eine deutsch-französisch-polni- sche Jugendaktion, die von unserer Jugendbegegnungsstätte Niederbronn betreut wird. Der Höhepunkt wird in Der Volksbund unterhält Büros und Geschäftsstellen in vielen Ländern Paris und auf einigen Friedhöfen sein. Dies muss vorbereitet werden, mit viel Europas, um effizient die zahlreichen Aufgaben vor Ort zu bewältigen. Abstimmungs- und Organisationsarbeit. Eine besondere Rolle kommt der Geschäftsstelle West im französischen Das Office National des Anciens Combat- Metz zu, da sie neben der Bundesgeschäftsstelle in Kassel die größte Perso- tants hat mit uns einen Schulwettbewerb naleinheit des Volksbundes darstellt. Insgesamt sind 188 Mitarbeiter - allein initiiert, der deutsch-französische Ge- schichte zum Inhalt hat und als Dauer- in Frankreich 171 und in Benelux 17 - unterwegs, um Friedhöfe des Ersten institution weitergeführt werden soll. und Zweiten Weltkrieges zu pflegen. Die so genannte „G-West“ hat außer- Gemeinsam mit dem Deutsch-Französi- schen-Jugendwerk und anderen Einrich- dem noch 700 verschiedene Anlagen wie Gräber, Denkmale, Friedhöfe des tungen muss eine Jury gefunden werden, Informationen an die Teilnehmer ausge- Kriegs 1870/71 sowie 60 Gräberfelder auf verschiedenen Gemeindefried- geben, Abstimmungen mit französi- höfen in ihrer Obhut. schen Partnern und der Zentrale in Kas- sel erledigt werden. Gestern war der „Chargé de Mission“ (Sonderbeauftragte) der Region Nord der DMPA (Direction de la Mémoire du Patrimoine et des Archives) da, wir hat- ten über Feinheiten der so genannten „historischen Erinnerungswege“ („Che- min de Mémoire“) gesprochen, und über eine geplante Ausstellung. Die Arbeits- gruppensitzung „deutsch-französischer Kriegsgräberatlas“ muss vorbereitet und Texte dafür überarbeitet werden. S&W: ... ein neuer Atlas? Holtz:Ja, wir wollen den 40. Jahrestag des Elyséevertrags zum Anlass nehmen, einen deutsch-französischen Atlas mit Eckhard Holtz auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Auberive. allen deutschen und französischen Kriegsgräberstätten in Frankreich und Eckhard Holtz, 61, Leiter der G-West und für die Belange der Kriegsteilnehmer) zusätzlichen Infos zu erstellen. Vielleicht diplomierter Landschaftsplaner, berichtet mit seinen Untergliederungen in den sogar in Kooperation mit Michelin, um aus seiner Arbeit: Regionen. Geplante gemeinsame Vor- ein breiteres Publikum erreichen und haben müssen abgestimmt und mit uns informieren zu können. S&W: Herr Holtz, wie sieht ein typischer besprochen werden. Darüber hinaus sind Tagesablauf ab? Kontakte mit französischen Institutionen S&W: Sind Sie viel unterwegs? Holtz:Einen typischen Tag gibt es nicht, und Verbänden zu knüpfen, zu pflegen, Holtz:Und ob! Das ist in der Tat oft ein jeder Tag bietet neue Überraschungen auszubauen, und seit einigen Jahren hat Problem, zu entscheiden, was man und Ereignisse. Vieles ist vergleichbar das Thema „Memoria“ – Erinnerung – zuerst erledigen muss. Auch der Chef mit anderen Betrieben. Ich bin gleichzei- einen breiteren Raum eingenommen. muss draußen kontrollieren, mit dem tig Verbindungs- und Kontaktperson zu Außendienstpersonal kommunizieren, den zuständigen französischen Behör- S&W: Memoria? Was heißt das konkret? anregen, loben und kritisieren. Er muss den, ausschliesslich zum Staatssekreta- Holtz:Nun, mit den verschiedenen fran- bei Veranstaltungen – die immer zahlrei- riat des Anciens Combattants (Behörde zösischen staatlichen Institutionen wer- cher werden – den Volksbund repräsen- & 8 StimmeWeg 2/2003 Stimme & Weg 02/03.qxp 26.03.2003 15:00 Uhr Seite 9 Schwerpunkt tieren, muss Besprechungen vor Ort führen und vieles andere. Eine Angele- DFJW – eine bewährte Partnerschaft genheit, die seit einigen Jahren läuft, ist die Klärung des dauerhaften Schutzes und der Pflege von Gräbern deportierter deutscher Juden, insbesondere aus Mitder Unterzeichnung des Vertrages über die deutsch-französische Zusammenarbeitam 22.Januar Baden, der Pfalz und dem Saarland. Die- 1963 im Pariser Palais de l’Elysée durch Bundeskanzler Dr.Adenauer und General de Gaulle wurde se Friedhöfe bzw. Gräberfelder sind in nach den grauenvollen Erfahrungen der Weltkriege ein neues Kapitel in den Beziehungen zwischen Südfrankreich, und auch die französi- den beiden Staaten aufgeschlagen.Wenig später,am 5.Juli 1963,folgte im Palais Schaumburg in schen Verwaltungs- und Entscheidungs- Bonn die Unterzeichnung des Abkommens über die Errichtung des Deutsch-Französischen Jugend- maschinen mahlen langsam. werkes (DFJW) durch die Außenminister Gerhard Schröder und Maurice Couve de Murville im Beisein von Bundeskanzler Dr.Adenauer und General de Gaulle.Beide Abkommen haben sich in den vergan- S&W: Eine Frage zum Pflegedienst. Wie genen vier Jahrzehnten als sehr nützliche Instrumente der Zusammenarbeiterwiesen. verwalten Sie die Pflege in Frankreich? Holtz:Sie müssen wissen, die Sektoren Der Volksbund hatnach dem Zweiten Welt- sind nicht gleich und einheitlich. Die krieg in Frankreich bisher 2 138 Jugendlager Friedhofsgrößen sind unterschiedlich, mit112 794 Teilnehmern veranstaltet.Damit ebenso die geografischen Lagen, wie fanden fast 60 Prozent aller bisher vom etwa Ebene oder Hügelland bis Mittelge- Volksbund angebotenen Workcamps in birge oder Hanglagen. Friedhofseinrich- Frankreich statt. Über 25 Städte- und tungen und unterschiedliche Bepflan- Gemeindepartnerschaften,die bis heute zungen sind bestimmend für die Pflege halten,gingen aus dieser unverzichtbaren und somit für die Kosten. Versöhnungsarbeithervor.Nach wie vor fin- den in Frankreich die meisten Workcamps Neben der normalen Pflege sind Überar- des Volksbundes in den Sommerferien beitungen von Rasenflächen notwendig, statt.Das DFJW hatdiese Jugendarbeitdes Jugendlager Damvillers:Jugendliche wandeln auf da es „Sackungen“ gegeben hat im Lauf Volksbundes seitdem Jahr 1965 bis einsch- historischen Spuren. der Jahrzehnte. Oder Kameradengräber ließlich 1992 mitinsgesamtüber 3,3 Millio- müssen neu bepflanzt werden und nen Euro bei 912 581 Teilnehmertagen gefördert.Seit1994 die Volksbund-Jugendbegegnungsstätte in Sturmschäden wie im Jahr 1999/2000 Niederbronn-les-Bains (Elsass) ihre Arbeitaufgenommen hat,haben über 21 200 junge Menschen die- beseitigt werden. ses Haus genutzt.Zahlreiche deutsch-französische Projekte fanden seither in der Jugendbegegnungs- stätte statt,die auch vom DFJW gefördertwurden. S&W: Eine letzte Frage, Herr Holtz. Wie wirtschaftlich pflegen Sie? Der Volksbund war in der Aufwuchsphase des DFJW somitein wichtiger Partner und hatunter dem Holtz:Die Finanzmittel des Volksbundes Motto „Versöhnung über den Gräbern – Arbeitfür den Frieden“ einen sehr wichtigen Beitrag für die sind sehr beschränkt. Seit 1996 Entwicklung der deutsch-französischen Freundschaftund demokratischer Gedenk- und Erinnerungs- bemühen wir uns intensiv um Kostenre- kultur geleistet.Aber diese Arbeitsoll auch mitneuen Ansätzen in der Zukunftfortgeführtwerden. duzierungen, beispielsweise durch ratio- Daher informierte sich im vergangenen Jahr der stellvertretende Generalsekretär des DFJW,Prof.Dr. nellere Pflege, leistungsfähigere Maschi- Michel Cullin,gemeinsam mitRudolf Herrmann,Koordinator,während eines Arbeitsbesuches beim nen und Geräte sowie mit einer anderen Generalsekretär des Volksbundes,Burkhard Nipper,umfassend über dessen Jugend- und Schularbeit. Personalstruktur. Natürlich wollen wir Neben der Vereinbarung über eine vom DFJW unterstützte Partnerkonferenz,zu der sich am 5.Dezem- gewährleisten, dass wir jederzeit die uns ber 2002 in der DFJW-Geschäftsstelle 16 französische Organisationen und Institutionen aus dem anvertraute Kriegsgräberstätte zufrieden- Bereich der Gedenk- und Erinnerungskultur trafen,wurden gemeinsame Projekte aus Anlass des 40- stellend pflegen und in Ordnung halten jährigen Jubiläums des Elysée-Vertrages für das Jahr 2003 und darüber hinaus vereinbart.Die Jugend- und auch die anderen satzungsgemäßen und Schularbeitdes Volksbundes wurde dem französischen Partner ausführlich vorgestellt.Inhalte Aufgaben des Volksbundes erledigen und pädagogisches Konzeptfanden nichtnur aufmerksames Interesse,sondern breite Zustimmung. können. Neben einer Jugendveranstaltung am 9.Mai 2003 in Paris am Arc de Triomphe wurden ein deutsch- französischer Schülerwettbewerb zu Fragen der Gedenk- und Erinnerungskultur sowie zahlreiche S&W: Herr Holtz, herzlichen Dank für Jugendprojektmöglichkeiten mitfranzösischen Partnerorganisationen und –institutionen vereinbart. dieses Gespräch. Damitwill der Volksbund auch in Zukunftseinen Beitrag für den Erhaltund die Fortentwicklung von mittlerweile über 2 000 deutsch-französischen Städte- und über 3 000 Schulpartnerschaften leisten. Das Gespräch führte Stephan Borowski. Hans-Dieter Heine Weitere Informationen unter: www.dfjw.org www.volksbund.de & 2/2003 StimmeWeg 9 Stimme & Weg 02/03.qxp 26.03.2003 15:00 Uhr Seite 10 Schwerpunkt „Liebesheirat“ als Baustein für Europa Die Partnerschaft zwischen dem Bezirk Unterfranken und dem Département Calvados Die Partnerschaft fiel nicht vom Himmel, sondern erforderte, wie Max Weber dies so unnachahmlich forderte, „das tägliche Boh- ren von dicken Brettern“. Sie ist mit dem Namen eines Mannes verbunden, der wirklich täglich bohrte: des damaligen Bezirkstagspräsidenten des Bezirks Unter- franken, Dr. Franz Gerstner. Als junger Fallschirmjäger hatte Franz Gerstner die Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 erlebt – die Zerstörung von Caen, seinen Fronteinsatz und das Sterben seiner gleichaltrigen Kameraden. Deshalb war es ihm Herzens- anliegen, Ansporn und Verpflichtung, sei- ne Kraft und politische Durchsetzungs- fähigkeit der deutsch-französischen Freundschaft zu widmen. Erfolge Es entstanden die Partnerschaften zwi- Der Bezirkstag von Unterranken und der „Conseil generale“ schen den Universitäten Caen und Würz- Calvados bei einer gemeinsamen Sitzung. burg sowie der Stadt Würzburg und der Stadt Caen, die Dr. Franz Gerstner maß- de, ergab sich bereits aus der ungewöhnli- gegeben, ohne dass die Wirkungen über geblich mit initiierte. Der Höhepunkt bil- chen Dimension dieser Expedition. die Anerkennung des guten Willen hinaus dete jedoch – im Vorfeld der Bezirkspart- gereicht hatten. nerschaft – die „Freundschafts-Invasion“ Fast 1 200 Gäste aus Unterfranken waren der Unterfranken im Calvados. in Caen und Calvados direkt oder indirekt In La Cambe wurde mehr spürbar: am Unternehmen „Jumelage“ beteiligt. Bezirkstagspräsident Dr. Franz Gerstner, Zehn Tage lang nutzte der Bezirk Unter- Vorsichtige Distanz zu Beginn wich bald der der deutschen Gefallenen gedachte, franken im Jahre 1986 als Ehrengast der eine Atmosphäre der Offenheit. Als befrei- zitierte in seiner Ansprache den französi- bedeutenden Messe „Foire de Caen“ die ender Akt erwies sich eine Geste der Ver- schen General Jean Compagnon, der in einmalige Chance, die Bevölkerung des söhnung über den Gräbern. seiner Geschichte der Landung von den Calvados mit dem vertraut zu machen, was „20-jährigen Helden“ schreibt, „die an die- Unterfranken in seiner ganzen Vielfalt zu Auf dem deutschen Soldatenfriedhof La ser Küste für Europa erneut die Pforte der bieten hat. Cambe, der letzten Ruhestätte von über Freiheit geöffnet haben“. Dieser Besuch 21 000 Gefallenen, gedachte die unterfrän- war die Grundlage für unsere Regional- Dass die Präsentation in ihrer Wirkung kische Delegation der 146 000 Opfer in partnerschaft und damit Basis für eine über Artigkeiten prominenter Gäste im den Wochen nach der alliierten Landung. „Liebesheirat“ zwischen den Regionen, „Salon d`honeur“ weit hinausreichen wür- Solche Feiern hatte es auch schon zuvor Städten und Gemeinden sowie Institutio- & 10 StimmeWeg 2/2003

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deshalb unter dem Begriff „Travail pour la paix“ („Arbeit für „Zuletzt sahen wir uns im April 1942“, berichtet die Schwe- ster, und .. Schlacht um El Alamein in Ägypten findet am Iwersen Idstein: Gretel Mohr Ingolstadt: Doris.
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