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Die außergewöhnlichen Abenteuer des Alfred Kropp PDF

368 Pages·2005·0.94 MB·German
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Eigentlich kann Alfred Kropp keiner Fliege etwas zuleide tun. Er sieht zwar geradezu bedrohlich groß und kräftig aus, aber im Football ist er eine Niete und am liebsten hört er den ganzen Tag zu Hause auf seinem Bett Musik. Kurz, er ist ein ziemlicher Außenseiter. Doch dann gerät sein eintöniges Leben völlig aus der Bahn, als sein Onkel ihn in einen zwielichtigen Deal mit hineinzieht. Als Alfred he­ rausfindet, dass es darum geht, Excalibur, die legen­ däre Wunderwaffe von König Artus, zu stehlen, ist es bereits zu spät. Skrupellose Gangster haben das Schwert schon in ihrer Gewalt und sind dabei, ihre Spuren zu verwischen. Alfred sieht nur noch einen Weg, die drohende Katastrophe zu verhindern: Er selbst muss das magische Schwert zurückerobern, koste es, was es wolle. Zusammen mit dem letzten überlebenden Ritter des Ordens der Tafelrunde be­ gibt er sich auf eine atemberaubende Jagd … RICK YANCEY Die außergewöhnlichen Abenteuer des ALFRED KROPP Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence Bloomsbury Kinderbücher & Jugendbücher Für Sandy und – natürlich – für die Jungs Jonathan, Joshua & Jacob Die Originalausgabe erschien 2005 unter dem Titel The Ex­ traordinary Adventures of Alfred Kropp bei Bloomsbury Pu­ blishing Plc, London und New York │ Copyright © 2005 Rick Yancey │ Für die deutsche Ausgabe © 2005 Berlin Verlag GmbH, Berlin │ Bloomsbury Kinderbücher & Ju­ gendbücher, Berlin │ Alle Rechte vorbehalten │ Scan by Brrazo 04/2006 │ Umschlaggestaltung: Ian Butterworth │ Typografie: Renate Stefan, Berlin │ Gesetzt aus der Stempel Garamond durch Greiner & Reichel, Köln │ Druck und Bin­ dung: Clausen & Bosse, Leck │ Printed in Germany 2005 │ ISBN 3-8270-5103-7 Die Schwester schwieg, ihr Schleier weiß und blau, Zwischen den Espen, vor sich mit tonloser Flöte Den Gartengott. Sie neigte den Kopf, gab das Zeichen, Ohne ein Wort. T. S. Eliot, Aschermittwoch KAPITEL EINS I ch hätte nie gedacht, dass ich einmal die Welt retten und dabei sterben würde. Ich glaubte auch nicht an Engel oder Wunder, und für einen Hel­ den hielt ich mich schon gar nicht. Niemand hätte das, auch du nicht, wenn du mich gekannt hättest, bevor ich die mächtigste Waffe dieser Welt klaute und sie einem Irren überließ. Vielleicht denkst du sowieso nicht, dass ich ein Held bin, wenn du meine Geschichte gelesen hast, schließlich sind die meisten meiner so genannten Heldentaten nur zustande ge­ kommen, weil ich zunächst mal was verbockt habe. Eine Menge Leute haben wegen mir ihr Leben verlo­ ren – mich eingeschlossen –, aber alles der Reihe nach. Am besten fange ich ganz am Anfang an. Es ging damit los, dass mein Onkel Farrell reich werden wollte. Von Kind auf hatte er nie viel Geld gehabt, und als Mr. Arthur Myers mit seinem Ge­ schäft daherkam (»wie es so was nur einmal im Le­ ben gibt«), da war mein Onkel schon vierzig und hat­ te die Nase voll davon, kein Geld zu haben. Arm zu sein gehört nicht zu den Dingen, an die man sich ge­ 7 wöhnt, auch wenn man nichts anderes kennt. Deswe­ gen gab es, als Mr. Myers mit den Geldbündeln winkte, kein langes Überlegen – zum Beispiel, ob die Sache irgendwas Ungesetzliches war. Natürlich konnte Onkel Farrell unmöglich wissen, wer Mr. Ar­ thur Myers war und dass er einen falschen Namen benutzte. Aber jetzt bin ich meiner Geschichte schon wieder voraus. Vielleicht erzähle ich erst mal, wer ich bin. Geboren wurde ich in Salina, Ohio, als das erste und letzte – also das einzige – Kind von Annabelle Kropp. Meinen Vater bekam ich nie zu Gesicht. Der hatte sich aus dem Staub gemacht, bevor ich auf die Welt kam. Moms Schwangerschaft war schwierig und dauer­ te ewig. Nach fast zehneinhalb Monaten entschied sich der Doktor endlich, mich da rauszuholen, bevor ich aus ihrem Bauch rausplatzen würde wie die Brut eines Alien. Ich war ein ziemlicher Brummer, als ich auf die Welt kam, und nahm von Anfang immer nur zu. Bei meiner Geburt wog ich fast sechs Kilo, und mein Kopf war etwa so groß wie eine Wassermelone. Also gut, vielleicht nicht wie eine Wassermelone, aber ganz bestimmt so groß wie die Dinger aus Südameri­ ka, die Kantalup-Melonen. In Kalifornien gibt’s die auch, aber da sind sie kleiner. Mit fünf hatte ich bereits die Vierzig-Kilo-Grenze 8 überschritten und maß gut ein Meter zwanzig. Mit zehn kam ich auf eins achtzig und wog über neunzig Kilo. Auf die Tabellen des Kinderarztes passte ich längst nicht mehr, und meine Mom machte sich ganz schön Sorgen. Sie setzte mich auf eine Spezialdiät und fing an, mit mir zu trainieren. Weil ich so einen großen Kopf hatte, so große Hände und Füße und ziemlich schüchtern war, glaub­ ten viele Leute, ich wäre geistig behindert. Mom muss das auch Sorgen gemacht haben, denn sie ließ meinen IQ, meinen Intelligenzquotienten, testen. Was dabei herauskam, hat sie mir nie erzählt. Als ich sie fragte, sagte sie, dass mit mir eindeutig alles in Ordnung sei. »Du bist einfach ein großer Kerl, der mal etwas Großes leisten wird«, sagte sie. Ich glaubte ihr. Weniger das mit dem für Großes geschaffen zu sein, als dass ich nicht zurückgeblie­ ben war. Die Testergebnisse habe ich zwar nie gese­ hen, aber es gibt eben Dinge, die man seinen Eltern einfach glaubt. Wir lebten in einer kleinen Wohnung, nicht weit von dem Supermarkt, in dem sie als stellvertretende Marktleiterin arbeitete. Mom hatte nie geheiratet, auch wenn sie manchmal einen Freund mit nach Hause brachte. Neben ihrem Job führte sie noch die Bücher für ein paar Tante-Emma-Läden. Ich erinnere mich, wie oft ich beim Einschlafen ihren Taschen­ rechner in der Küche piepsen hörte. 9 Als ich zwölf war, starb sie an Krebs. Eines Morgens hatte sie eine Stelle an ihrer linken Schläfe entdeckt. Vier Monate später war sie tot, und ich war allein. Ein paar Jahre lang kam ich von einer Pflegefami­ lie in die andere, bis mich der Bruder von Mom, mein Onkel Farrell, zu sich nach Knoxville, Tennes­ see, holte. Ich war gerade fünfzehn geworden. Häufig sah ich Onkel Farrell nicht: Er arbeitete als Nachtwächter in einem Bürogebäude im Zentrum von Knoxville und schlief fast den ganzen Tag. Er hatte eine schwarze Uniform mit einem auf die Schulter aufgestickten goldenen Wappen. Eine Pisto­ le hatte er nicht, aber einen Gummiknüppel, und er kam sich ziemlich wichtig vor. Ich verbrachte viel Zeit in meinem Zimmer, hörte Musik oder las. Das störte Onkel Farrell irgendwie, denn er hielt sich für einen »Mann der Tat«, auch wenn er jede Nacht acht Stunden auf seinem Hintern saß und nichts weiter machte, als die Überwa­ chungsmonitore anzustarren. Er fragte mich, ob ich über den Tod meiner Mutter sprechen wolle. Nein, sagte ich, einfach nur in Ruhe gelassen werden. »Alfred«, sagte er. »Sieh dich um. Sieh dir die Leute an, die in dieser Welt etwas bewegen. Meinst du, die haben es so weit gebracht, weil sie den gan­ zen Tag in ihrem Zimmer gelegen und gelesen und Rap-Musik gehört haben?« 10

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