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Die Architektur Taiwans: 176. Sitzung am 19. April 1972 in Düsseldorf PDF

90 Pages·1973·5.033 MB·German
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Rheinisch-W estfalische Akademie der Wissenschaften Geisteswissenschaften Vortriige· G 189 Herausgegeben von der Rheinisch-Westfiilischen Akademie der Wissenschaften ELEANOR V. ERDBERG-CONSTEN Die Architektur Taiwans Ein Beitrag zur Geschichte der chinesischen Baukunst Westdeutscher Verlag . Opladen 176. Sitzung am 19. April 1972 in Dusseldorf ISBN 978-3-531-07189-3 ISBN 978-3-322-85296-0 (eBook) DOl 10.1 007/978-3-322-85296-0 © 1973 by Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Gesamtherstellung: Westdeutscher Verlag GmbH Karte von China. Nam: Ernst Boersmmann, Baukunst und Landsmaft in China. Berlin 1926. Entworfen vom Verfasser. MaEstab 1: 10 000 000. Zeittafel Chinesische Dynastien Shang 1523-1027 v. Chr. Chou 1027-256 Chan Kuo 481-221 Ch'in 221-206 Han 206 v.-221 n. Chr. Sechs Dynastien 221-589 Chin 265-420 Sui 581-618 Tang 618-906 Fiinf Dynastien 906-960 Liao 907-1125 Sung 960-1279 Chin 1115-1234 Siid-Sung 1127-1279 Yiian 1279-1368 Ming 1368-1644 Ch'ing 1644-1912 Die Insel an der Siidkiiste Chinas, die noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges meist Formosa genannt wurde, tragt heute den Namen Taiwan. Es ist seit 1945 ihr offizieller Name; er war es auch im 18. und 19. Jahrhun dert. Da im folgenden auch aus der Zeit berichtet wird, in der die Insel unter dem Namen Formosa den Europaern bekannt war, wird je nach der zu be sprechenden Periode einmal der eine, einmal der andere Name benutzt. Die alteingesessenen Chinesen werden heute Taiwanesen genannt; im letzten Teil dieser Ausfiihrungen, wenn eine Unterscheidung wichtig wird, sind nur die seit 1945 Zugewanderten als Chinesen bezeichnet. Die Baukunst Taiwans laBt sich nicht aus dem Zusammenhang der chine sischen Geschichte 16sen. Die Frage, welchen Platz sie in ihr einnimmt, wurde noch nicht prazise formuliert, geschweige denn ersch6pfend beantwortet. Ich will einige Probleme aufzeigen und versuchen, zu ihrer L6sung beizutragen. Urn zu erkennen und herauszustellen, welches die besonderen Merkmale der Taiwan-Architektur yom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart sind, miis sen wir erst verstehen, was <las Wesen chinesischen Bauens ist, und was iiber Jahrhunderte und Provinzgrenzen hinweg charakteristisch und giiltig bleibt. In den in europaischen Sprachen verfaBten Werken iiber chinesische Archi tektur wird meist von der Baukunst Nordchinas ausgegangen. Der Pekinger Kaiserpalast (Abb. 3) wir<l als das Beispiel hingestellt, das von ihr die giil tigste Vorstellung vermitteln kann. West- und siidchinesische Bauten er schein en als provinzielle Varianten eines klassischen Stils. Sehen wir uns aber die Fiille des Materials aus allen Provinzen an, so fallt auf, daB der in Peking geltende Baustil, den wir einfachheitshalber den Nordstil nennen wollen, ein viel kleineres Gebiet des chines is chen Reiches und seiner N achbar lander beherrscht als der, den wir - wiederum vereinfachend - den Siidstil nennen werden. Diese Bezeichnung schlieBt den Westen und den fiir dieses Thema besonders wichtigen Siidosten ein. Den Nordstil finden wir vor allem in den Provinzen Hopei, Honan, Shantung - also urn den Unterlauf des Gelben Flusses. Alles Land siidlich von Honan bis zum Yangtse und weiter nach Siiden und Westen war im ersten Jahrtausend vor Christus und z. T. bis 8 Eleanor v. Erdberg-Consten in die ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung Kolonisationsgebiet1• Ais um die Mitte des ersten Jahrtausends nach Chr. diese Gebiete fester Bestand teil des minesischen Reimes geworden waren - nur Fukien bildete eine Aus nahme (s. unten) -, wahrend der Norden unter fremder Herrschaft stand (317-589), errang der Siiden ein kulturelles Gewicht, das ihm nie wieder genommen werden konnte, selbst als, seit dem 14. Jahrhundert, die Geschicke Chinas von Peking aus geleitet wurden. Die Peking-Armitektur ist nicht die flir China marakteristismste Bauweise; sie ist nur der offizielle Stil-ebenso wie der Peking-Dialekt als "Hochminesism" aus der Vielzahl der Mund arten herausgehoben wurde. Die Europaer des 18. Jahrhunderts haben von der Baukunst Chinas ein korrekteres Bild gehabt als wir; denn sie lernten die Bauweise des Siidstils in den ihnen zuganglichen Hafen an der Siidost kiiste kennen und stellten sie auf den Illustrationen ihrer Reisebeschreibun gen dar Vielleicht sollte man die Architektur der Provinz Szechuan als 2. die flir China bezeichnende ansehen. Die Geschichte und die Kultur des Staa tes Shu im 10. Jahrhundert spricht flir diese These. Doch lafh sich im nord chinesischen Raum eine Armitekturentwicklung eher verfolgen als im Westen und Siiden, wo der Formwandel so vielen sich kreuzenden Einfliissen unter worfen war, daB eine mronologische Verkniipfung noch Schwierigkeiten bereitet. Dies trifft auch auf die Taiwan-Architektur zu. Sie ist darum nicht geeignet, uns Material flir die grundlegende Darstellung chinesischer Bau kunst zu liefern. Wir konnen unsere Erkenntnisse aber von ihr bestatigt finden - mit bedeutsamen Ausnahmen. Der Taiwan-Stil ist ein Siidstil, aber Siidstil ist nimt identism mit Taiwan-Stil. Das Wesen chinesischer Bau kunst erschlieBt sich uns leichter, wenn wir yom Nordstil ausgehen. Die chinesisme Architektur ist Standerbau aus Holz. Dies ist sie durch die Jahrhunderte geblieben, bis zum Einbruch westlicher Bauformen und Tech niken. Auf einer erhohten, massiven Plattform errichtete man Pfosten und ver band sie durch Querbalken. So wurde der Raum abgegrenzt - er ist das Ziel chinesischen Bauens. Nach oben hin schlieBt ihn das Dach abo Sein be tramtliches Gewicht wurde mittels iibereinander gesetzter Dachstiihle auf ein 1 Arthur von Rosthorn: Die Ausbreitung minesismer Mamt in siidwestlimer Rimtung bis zum vierten Jahrhundert nam Chr. Prag, Wien, Leipzig 1895. S. 29. (Unter Shih Huang Ti, 221-210 v. Chr.) "wurden viele der Besten und Vornehmsten unter seinen politismen Gegnern nam dem Sliden verbannt, und dieser Umstand wirktc iiberaus befruchtend auf die Cultur". ! Otto Pelka: Ostasiatisme Reisebilder im Kunstgewerbe des 18. Jahrhunderts. Leipzig 1924. Die Armitektur Taiwans 9 Paar oder mehrere Paare von Saulenreihen iibergeleitet. Die zusatzlichen Pfostenreihen, die die Traufkante des Hauptdaches oder ein unter ihm um laufendes Pultdach stiitzten, begrenzten Seitenschiffe oder offene Vorhallen. Die aus diesen Bauvorgangen resultierende rechteckige Halle mit dem Ein gang in der Mitte der Langseite ist die Grundform der chinesischen Baukunst (Fig. 1,2; Abb. 9). Fig. 1: Halle mit Halbwalmdach, Nordstil Fig. 2: Quersmnitt durm eine Halle. Aus Ying-tsao Fa Shih Die Konstruktion war abgeschlossen, wenn die Stiitzen standen, verbun den waren und das Dachgestiihl trugen. Aber erst wenn das Dach gedeckt war, bestand der Raum. Wie die Wan de zwischen den Stiitzen geschlossen wurden, richtete sich nach dem Zweck des Gebaudes, nach dem Material der Ausfachung und nach der Anzahl der Fenster- und Tiiroffnungen. Man 10 Eleanor v. Erdberg-Consten konnte die Wande auch ganz weglassen (Abb. 18, 19); die Gestalt des Rau mes war nicht von ihnen, sondern von den Stiitzen abhangig. Ohne Dach aber - und zwar ein schrages, sichtbares Dach - ware der Bau keine Architektur. Die Verbindung von GrundriB und Dachform war unlosbar. Sie bedingten einander; die Anordnung der Stiitzen war von ihnen abhangig. Wurde, aus asthetischen Griinden, die Form des Daches zuerst konzipiert, dann muBte sich der GrundriB nach ihm richten. Aber nicht nur der Bau als Kunstwerk wird yom Dach beherrscht; es ist auch praktisch der wichtigste Teil des Baues. Es bedingt die Stiitzen, die die Raumform schaff en, und es vollendet den Raum, indem es ihn nach oben hin abschlieBt - und dieser AbschluB ist wich tiger als der der Wandzonen, weil durch ihn erst der Bau die schiitzende Funktion erfiillen kann, urn derentwillen er errichtet wurde (Abb. 3,4, 5). Die holzernen Bauglieder der Konstruktion bleiben fast alle sichtbar, so daB man ihre Funktion und Festigkeit ablesen kann. Fiillen Tiiren und Fenster die Pfostenzwischenraume, so setzen sie sich durch leichteres, kleinteilig ver ziertes Holzwerk von den machtigen Pfosten und Balken abo Werden die Wande mit Ziegelsteinenaufgefiihrt, so hort diese Ausfachung unterhalb der Architravzone auf, so daB die in die Pfosten eingezapften Querbalken freiliegen, ebensodie Konsolkap~telle, Pfetten und Sparrenenden des Dach vorsprungs. Die Ziegelmassen werden als nicht tragend verstanden, selbst wenn sie so dick sind, ,daB sie die Pfosten einschlieBen und weiter als die Architravzone vorspringen. Die resultierende Einschniirung der Silhouette unter dem Dach tauscht aber nicht iiber die zweitrangige Rolle hinweg, die selbst machtige Mauern als RaumabschluB spielen. Der P'ai-lou, das dekorative Ehrentor,das einer StraBe einen Akzent setzt oder einen Zugang betont, aber nicht verschlieBt, zeigt uns deutlich, wie un wichtig die Wand und wie wichtig das Dach ist (Fig. 3; Abb. 15). Er ist eine 1 ! fi ~Jti~~~ Fig. 3: P'ai-lou an der StraBe zu den Minggrabern nordlich von Peking

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