rvIArERI/\! .lEN llJR Bj\l J(;FSl] I Ie] rTF r )IE /\Rl] UTFKTt 1R J )FR ANTIKI: MATERIALIEN ZUR BAUGESCHICHTE Band 1 DIE ARCHITEKTUR DERANTIKE Herausgegeben von Martin Grassnick unter Mitarbeit von Hartmut Hofrichter Friedr. Vieweg & Sohn Braunschweig/Wiesbaden Professor Dr.-Ing. Martin Grassnick ist Ordinarius fur Baugeschichte und Entwerfen an der Universitat Kaiserslautern und war 30 Jahre im Nebenamt Dombaumeister von Xanten. Professor Dr.-Ing. habil. Hartmut Hofrichter ist Leiter des Landesamtes fUr Denkmalpflege Rheinland-Pfalz. CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Materialien zur Baugeschichte / hrsg. von Martin Grassnick unter Mitarb. von Harttnut Hofrichter. - Braunschweig; Wiesbaden: Vieweg NE: Grassnick, Martin [Hrsg.J 1. ..... Die Architektur der Antike Die Architektur der Antike I hrsg. von Martin Grassnick unter Mitarb. von Harttnut Hofrichter. - Braunschweig; Wiesbaden: Vieweg, 1982. (Materialien zur Baugeschichte; 1) NE: Grassnick, Martin [Hrsg.J © Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1982 Umschlagentwurf: Peter Neitzke, Koln Satz: C. W. Niemeyer, Hameln ISBN 978-3-528-08681-7 ISBN 978-3-322-85294-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-85294-6 Inhalt Vorwort des Herausgebers 1 Agyptische Kultur 3 Geschichtlicher und kulturgeschichtlicher Dberblick 3 Allgemeine Anmerkungen zur Architektur 4 T echnische Voraussetzungen 4 Asthetik und Architektur 5 Symbolik und Architektur 5 Aufgaben und soziale Stellung des Architekten 6 Grab- und Sakralbau 7 Altes Reich 7 Mittleres Reich 8 Neues Reich 9 Spatzeit 10 Profanbau 11 Stadtebau 11 Wohnbau 12 Festungsbau 12 Mesopotamische I Kleinasiatische Kulturen 13 Geschichtlicher und kulturgeschichtlicher Dberblick 13 Mesopotamische Kulturen 13 Kleinasiatische Kulturen 14 Allgemeine Anmerkungen zur Architektur 14 Sakralbau 15 Profanbau 16 Stadtebau 16 Wohnbau 17 Agaische Kulturen 19 Geschichtlicher und .kulturgeschichtlicher Dberblick 19 Minoische Kultur 19 Griechische Heldenzeit (Mykene) 19 Allgemeine Anmerkungen zur Architektur 20 Grabbau 20 Profanbau 21 Stadtebau 21 Wohnbau 21 Festungsbau 23 Griechische Kulturen 24 Geschichtlicher und kulturgeschichtlicher Dberblick 24 Allgemeine Anmerkungen zur Architektur 25 Steintransport und -bearbeitung 25 Saulenordnungen 25 Bautypenentwicklung 27 Grab- und Sakralbau 28 Grabbau 28 Tempelbau 28 Profanbau 30 Stadtebau 30 Wohnbau 30 Offentliche Bauten 31 Festungsbau 33 Etruskischel Romische Kultur 34 Geschichtlicher und kulturgeschichtlicher Dberblick 34 Allgemeine Anmerkungen zur Architektur 35 Beitrag zur abendlandischen Architektur 35 Bauteile und Baugefiige 36 Grab-,Denkmal- und Sakralbau 39 Grabbau 39 Denkmalbau 39 Tempelbau 39 Profanbau 41 Stadtebau 41 Wohnbau 42 Offentliche Bauten 43 Festungsbau 45 Ingenieurbau 45 Literaturverzeichnis 47 Glossar 53 Bildteil 67 Vorwort des Herausgebers Die "Materialien zur Baugeschichte" wollen kein umfassendes Lehrbuch der Architekturgeschichte ihrer jeweils behandelten Zeit sein, sondern wesentlich erscheinende Leidinien aufzeigen und diese durch Zeichnungen verdeutli chen. Die "Materialien" sind insbesondere fur den Auszubildenden im weitesten Sinne, den kunstgeschichtlich aufgeschlossenen Schuler wie den Architektur studenten, aber auch den Bauschaffenden gedacht. Jedem, der sich urn Archi tektur, ihre Bedingungen und Erscheinungsformen, ihre Asthetik und ihre MaBstablichkeit Gedanken macht, bieten die "Materialien" Unterstutzung und schulen das visuelle Gedachtnis fur die Begegnung mit den Objekten selbst. 1m T extteil liegt der Schwerpunkt auf einer thematisch-orientierten Ver gleichbarkeit der Bautypen einzelner Kulturen, urn eine auch in dieser Hin sicht notwendige Informationsubersicht zu bieten; die Zeichnungen sind so geordnet, daB die Zusammengehorigkeit einzelner Kulturepochen und deren Zeiteinteilung gewahrt bleiben. So wertvoll Fotografien zur Veranschaulichung unserer Kulturguter auch sind - diese Aussage gilt insbesondere fur die Vermittlung von Farbigkeit und die Darstellung baulicher Einbindung -, so hat diese eine Flut von Bildbanden auslosende Methode andererseits erhebliche Nachteile: ein wesentlicher ist die Verfuhrung zu lediglich oberflachlicher Betrachtungsweise. Eine Zeichnung dagegen zwingt zur intensiveren Beschaftigung mit dem meist isoliert und haufig in Konstruktionsplanen dargestellten Objekt selbst. Eigenes Zeichnen und Zusammenhange zu erkennen suchende Betrachtung einer Zeichnung liefern zusatzliche Erkenntnisse, haufig auch AufschluB uber die Notwendigkeit des einen oder anderen schopferischen Prozesses, uber die baulichen Bedingungen, aber auch uber die Kreativitat und die Leistung eines Baumeisters. Ein derartiges Betrachten von Zeichnungen, das zum eigenen Zeichnen ermutigen konnte, versteht sich gleichsam als Schwelle zu eigener Rezeptionsgewohnheiten in Frage stellender - Kreativitat. Auch wenn die in den "Materialien" enthaltenen Zeichnungen in der Regel le diglich schematisierende Um- bzw. Nachzeichnungen von Vorlagen darstel len, so starken sie doch deutlich die Hochachtung vor den groBen zeichneri schen T raditionen der Vergangenheit, vor allem vor denen des 17. bis 19. J ahr hunderts. Bauwerke leben von nachmeBbaren Proportionen wie von ihrem auf den Men schen bezogenen MaBstab. Gerade die Zeichnung erlaubt es, Dimensionen abzulesen, MaBstablichkeiten zu erkennen, MaBvergleiche vorzunehmen. So liefert sie fur die eigene Arbeit Impulse, die aus der Auseinandersetzung mit 1 den zeitgebundenen Abhangigkeiten von Ordnungen, ihren Dimensionen, von Materialien, Konstruktionen, Formen, Dekorationen und insbesondere von Funktionen resultieren. Dieser Impulse, deren Ergebnis zum mindesten ein geschulteres Wahrnehmungsvermogen ware, bedarf in besonderem MaBe eine Gesellschaft wie die unsrige. 1m vorliegenden Band "Die Architektur der Antike" wurde das Schwerge wicht auf diejenigen Kulturkreise gelegt, deren bauliche wie gesellschaftliche Voraussetzungen wesentliche Grundlagen und Anregung zur Bildung des Abendlandes, des heutigen Europa, gegeben haben. Der Stadt Kaiserslautern gebuhrt Dank fur die finanzielle Unterstutzung bei der Erarbeitung dieses 1. Bandes. Herrn Prof. Dr.-Ing. habil. H. Hofrichter, der sich mit groBem Engagement urn das Zustandekommen der "Materialien" bemuht hat, sei als Mitherausge ber ein besonderer Dank ausgesprochen. Dank auch den Herren Meuser, Rohleder und Schulte wie allen anderen am Zusammenstellen und Zeichnen der Unterlagen Beteiligten. 1m einzelnen stammen die Dberzeichnungen (in Klammern die auf den Dar stellungen zu findenden Namenskurzel) von: A. Bohrend (BO), H. G. Esseln (HG), H. Fickers (FI), K. Halm (HA), R. Hege (HE), R. Hisgen (HI), H. Hofrichter (HO), B. Kirsch (KI), K. Kufas (KK), N. Leydecker (LE), H. Meuser (ME),]. Monz OM), K. Nelius (KN), o. Rohleder (RO), R. Rollitz (RR), F. Schulte (FS), C. Thein (TH) und H. H. van Leusen (VL). Ein sehr verbindlicher Dank gebuhrt dem Verlag, der mit groBem Interesse an unserer Arbeit Anteil nahm und die Herausgabe der "Materialien" ermog lichte. M. Grassnick 2 Agyptische Kultur Geschichtlicher und kulturgeschichtlicher Oberblick Voraussetzung einer entwickelten Baukunst bildet eine Hochkultur, die von gemeinsamen Bindungen wirtschaftlicher, kultureller wie religioser Art ge pragt wird und sich in der Schaffung einer eigenen Schrift niederschlagt. Die Expansion dieser Kultur erfolgt - wenn auch nicht ausschlieBlich - durch eine Eroberungspolitik besonders starker Herrscherpersonlichkeiten. Die Anfange einiger uns im folgenden beschaftigender Hochkulturen reichen bis in die Zeit des N eolithikum zuruck. Es sind dies die im 4. J ahrtausend (J t.) v. Chr. faBbaren Kulturen im Niltal, im Euphrat-/Tigris-Becken und in der Agais. Die Baukunst aller friihen Kulturstufen ist - mit AusschluB des Wohnbaues - auf das "Kolossale" ausgerichtet, vermeidet den MaBstabsbezug zum Men schen, wie dies die Tempel- und Palastbauten dokumentieren. Wichtiges Kennzeichen agyptischer Kultur bildet ihre Kontinuitat: 3000 Jahre lang werden nahezu unverandert architektonische Grundprinzipien beibehal ten. Auch die bis zum Ende der Kulturentwicklung zu beobachtende Beibe haltung neolithischer Steinbearbeitungstechniken fallt auf. 1 Die Geschichte des Landes laBt sich in drei Hauptabschnitte (= Reiche) glie dem, welche durch "Zwischenzeiten" unterbrochen werden: Thinitische Zeit (1. + 2. Dynastie) Die Konige der dem Alten Reich vorausgehenden thinitischen Zeit sollen aus einem bei Abydos gelegenen Ort namens This stammen. Menes, einem Konig der 1. Dyna stie, gelingt der ZusammenschluB Ober- und Unteragyptens. Altes Reich (3.-6. Dynastie) In dieser von einer straffen Regierung gefiihrten Zeit kommt es zu weitreichenden Handelsbeziehungen. GroBe Tempel, Pyramiden und Mastabas werden gebaut. Erstes Zwischenreich (7.-10. Dynastie) Es wird gepragt durch eine Schwachung der Zentralgewalt: So brechen unter Phiops II. innere Unruh en aus, in deren Verlauf die Macht der Gaufiirsten wachst. Wirt schaftlicher Niedergang ist die Folge. Mittleres Reich (11. + 12. Dynastie) Der Gaufiirst von Theben stellt die Reichseinheit wieder her. Unter Mentuhotep Nebhepetre kommt es zu wirtschaftlichem und kulturellem Aufschwung. Doch fiih- 3 ren erneut ausbrechende Unruhen, die beispielsweise einen Zerfall der Bewasserungs systeme zur Folge haben, zu wirtschaftlichem Niedergang, der durch Angriffe von auBen derart verstarkt wird, daB eine Erschiitterung des weltanschaulich-religiosen Fundamentes unausbleiblich ist. Zweites Zwischenreich (13.-16. Dynastie) Die Hyksos (Fremdvolker) losen die schwach gewordenen agyptischen Herrscher abo Sie bringen pferd und Streitwagen nach Agypten. Vertreibung der Hyksos durch Rahmose, den ersten Herrscher der 17. Dynastie. Neues Reich (17.-20. Dynastie) Theben wird Hauptstadt. Erstmals erwirbt Agypten Land auBerhalb seiner Grenzen (urn 1299 Schlacht von Kadesch in Syrien). GroBte kulturelle Bliite des Landes unter Amenophis I.-IV. Amenophis IV. (Echnaton) bricht mit der Religion des Amun von Theben und verehrt allein die Sonnenscheibe "Aton". Er griindet Tell el-Amarna. Unter seinem Nachfolger Tut-ench-Amun erfolgt jedoch die Riickkehr zum alten Glauben und in die bisherige Hauptstadt Theben. Spatzeit (21.-31. Dynastie 1085-332; Makedonen 332-304; Ptolemaer 304-31) Libysche, nubische, athiopische und persische Herrscher erobern das Land. 332 V. Chr. marschiert Alexander d. Gr. ein. Sein Nachfolger, Ptolemaus I., gibt der Fol gezeit den Namen. Unter Kleopatra VII. Wlt das Land an das Rom Casars. Romerzeit Wah rend dieser Zeit bestehen im Lande zwei vollig verschiedene Kunstrichtungen: die der Ptolemaer (im Sinne einer "Ausformung" altagyptischer Kunst) und die Alexan driens als Zweig hellenistischer Kultur. 2 Grundlage der agyptischen Zivilisation bildet der Nil, der mit seinen jahrli chen Oberschwemmungen Jahresablauf wie Leben der Menschen bestimmt. Er wird beidseitig von Wustenplateaus eingegrenzt. Entscheidend fUr die poli tische Situation ist die fur den Herrscher, den Pharao, gegebene Ruckzugs moglichkeit nach Oberagypten und Nubien. Dreimal gelingt es, von dort die nationale Einheit des Landes wiederherzustellen. Allgemeine Anmerkungen zur Architektur Technische Voraussetzungen Das intensive Licht bedingt eine Architektur groBer fensterloser Wandfla chen, in denen auch die Gestaltung von Einzelheiten eine besondere Bedeu tung erlangt. Senkrechte und waagerechte Linien bestimmen eine Architektur, in welcher Z. B. der Bogen fast nirgendwo Bedeutung hat. Beibehalten werden jedoch die Abboschungen von AuBenwanden, die in der Nilschlamm-Bau weise der friihesten Zeit ihren U rsprung haben. Graber, Tempel und bedingt auch die Palaste der Oberklasse werden aus Stei nen errichtet. Die Agypter haben iiber bautechnische Probleme nur wenig Schriftliches hin terlassen. Dagegen gibt es einige Reliefs, auf denen der Steintransport darge stellt wird. Urn Hohendifferenzen zu uberwinden, wurden wahrscheinlich Rampen angelegt, wie sie uns in Resten Z. B. vom 1. Pylon des Amun-Tempels in Karnak erhalten sind. Herodot erwahnt Hebemaschinen, die sich allerdings nur recht hypothetisch rekonstruieren lassen. Wir wissen, daB wesentliche Funktionen und Merkmale eines Bauwerkes zu mindest in Grund- und AufriB auf Papyrus aufgezeichnet wurden. Zahlreiche Architekturzeichnungen finden sich in Kalkplatten eingeritzt. Ob auch ergan zende Architekturmodelle angefertigt worden sind, ist unbekannt. Holzmo- 4