Ingeborg Niitten . Peter Sauermann Die anonymen Kreativen INGEBORG NOTIEN PETER SAUERMANN DIE MOHMER EIIIVE INSTRUMENTE EINER IN NOV AT I ONSORI ENTI ERTEN UN TERN EHMENSKU LTU R ~rllnrfurter ~lgemeine _ ZEITUNG FOR DEUTSCHLAND_ GABlER CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Niitten, Ingeborg: Die anonymen Kreativen : Instrumente e. innovationsorien tierten Unternehmenskultur ; Frankfurter AUg., Zeitung fijr Deutschland / Ingeborg Niitten ; Peter Sauermann. - Wiesba den: Gabler, 1988 ISBN-13: 978-3-322-89984-2 e-ISBN-13: 978-3-322-84697-6 DOl: 10.1007/978-3-322-84697-6 NE: Sauermann, Peter: © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main 1988 © Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1988 Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1988 Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzullissig und strafbar. Das gilt insbe sondere fiir Vervielfliltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. ISBN-13: 978-3-322-89984-2 Vorwort Seit vielen Jahren schon beschaftigen wir beide uns mit dem Pha nomen der Kreativitat, im Zusammenhang mit dem Management von Innovationen die eine, bei Fragen der Personalbeurteilung und -entwicklung der andere. Seit ebenso vielen Jahren beobachten wir, wie unsicher, ja vielfach hilflos ansonsten souverane Manager und erfahrene Personalfachleute im Umgang mit dieser so wertvollen menschlichen Eigenschaft wirken. Insbesondere bei der Auswahl und Beurteilung kreativer Mitarbeiter fehlen objektive Kriterien, doch auch die Forderung der Kreativen erfolgt mehr "gelegentlich" als systematisch und ihr Einsatz eher "zufallig" als planvoll und gezielt. Diese Mangel fallen urn so starker auf, je mehr in anderen Bereichen bis ins letzte Detail verfeinerte Techniken zum Einsatz kommen: in der Produkionssteuerung zum Beispiel oder in der In formationsverarbeitung und -weitergabe oder im Controlling. ,;Ober all dem Optimieren und Rationalisieren verges sen wir die guten Ideen!", so formulierte es ein Untemehmer vor kurzem sehr treffend. DaB die guten Ideen nicht vergessen, sondem ihr Entstehen gefOr dert und ihre Realisierung vorangetrieben werden, ist das Hauptan liegen unseres Buches. Wir wollen wissenschaftlich abgesichert und praxisnah zugleich aufzeigen, wie man die wertvolle Ressour ce Kreativitat im Untemehmen entdeckt, miBt, beurteilt, fordert und ganz bewuBt und gezielt einsetzt. Dabei gehen wir in sieben Schritten vor. 1m ersten Kapitel erfolgt eine Bestandsaufnahme der Innovationssituation in unserem Lan de, urn dem Leser die Bedeutung kreativer Denk- und Verhaltens wei sen iiberzeugend vor Augen fiihren zu konnen. Eine Beurtei lung der gegenwartigen wirtschaftlichen Lage und eine Vorschau auf zu erwartende Entwicklungen der 90er Jahre sollen das zuneh- 6 Vorwort mende Gewicht des Faktors Mensch erkennen lassen, sowohl bei der Losung okonomischer als auch okologischer Probleme. Dieser "Faktor Mensch" steht im Mittelpunkt der Betrachtungen des zwei ten Kapitels. Wir untersuchen und gliedern dabei das human capi tal und gelangen zu der Erkenntnis, daB die Kreativitiit sein wert vollster Bestandteil ist. 1m dritten Kapitel beschiiftigen wir uns zu niichst mit dem Verhiiltnis der Menschen in unserem Lande zur Kreativitiit und stellen fest, daB unsere - immer noch von Descar tes und anderen Philosophen gepriigte - mechanistische Denkweise die "ratio" iiberbewertet und kreative Anlagen wenig beachtet. In zahlreichen Schulen, in vielen Unternehmen und BehOrden wird Kreativitiit nicht nur zu wenig gefOrdert, sondern manchmal sogar gehemmt und unterdriickt! So ist es zu erkliiren, daB die meisten kreativen Mitarbeiter unentdeckt und ihre Kreativitiit ungenutzt bleiben - wir nennen sie deshalb "anonyme Kreative". Das vierte Kapitel stellt das Kernstiick dar. Es priisentiert das wichtigste Ergebnis unserer Forschungsarbeit: ein gleichermaBen wissenschaftlich abgesichertes wie gut handhabbares Instrument zur Auffindung und Beurteilung kreativer Mitarbeiter, das Kreati vitatsprofil. Dieses Instrument bildet die Grundlage zur bewuBten und zielstrebigen Ausnutzung der wertvollsten Zukunftsressource unseres Landes: der schOpferischen Kraft seiner Menschen. 1m flinften Kapitel stellen wir Moglichkeiten vor, das kreative Po tential von zukiinftigen Mitarbeitern auszuloten, flir die ein Kreati vitiitsprofil mangels Erfahrungen nicht erarbeitet werden kann. Die Unternehmen sollen in die Lage versetzt werden, bei Neueinstel lungen kreative Begabungen besser zu erkennen als bisher. Das sechste Kapitel widmet sich ganz der Forderung von kreativen Mitarbeitern, nennt bisherige "Unterlassungssiinden" beim Namen und empfiehlt eine Fiille von MaBnahmen in den Bereichen Unter nehmenskultur und Organisation. Bekannte und weniger bekannte Kreativitiits-Techniken werden eingehend und leicht nachvollzieh bar besprochen. Die Frage des bestmoglichen Einsatzes der Zukunftsressource Kreativitiit wird im siebten und letzten Kapitel sehr ausfiihrlich be- Vorwort 7 handelt. Mit Hilfe des "Kreativitiits-Profils" wird nun untemeh mensspezifische MaBarbeit geleistet: fUr aIle sich ergebenden inno vativen Aufgaben konnen anhand der eingespeicherten Kreati vitatsprofile die jeweils zur Losung bestgeeigneten Mitarbeiter ausgewahlt werden. Mit der Veroffentlichung dieses Buches verbinden wir zwei Wtin sche: - allen innovationswilligen Untemehmen und sonstigen Institutio nen Hilfestellung zu leisten bei der Auffindung der wichtigsten Zukunftsressource Kreativitiit und beim Transfer dieser knap pen Ressource auf die Einsatzstellen mit der hochsten Effizienz; - moglichst viele Menschen fUr das Phanomen Kreativitiit zu sen sibilisieren und zu bewirken, daB kreative Anlagen frtihzeitig erkannt und intensiv gefordert werden, bereits lange vor dem Eintritt ins Berufsleben, moglichst schon im Kindergarten, spa testens jedoch mit beginnender Schulausbildung. DaB unser Buch so praxisnah geschrieben werden konnte, verdan ken wir der standigen intensiven Zusammenarbeit mit Praktikem in zahlreichen Untemehmen. Wir mochten uns bei allen sehr herzlich flir die erfreuliche Kooperation bedanken, ganz besonders bei den Firmen Dr. August Oetker in Bielefeld, August Storck KG in Halle/ Westfalen und Volkswagenwerk AG in Wolfsburg. Unser Dank gilt auch Frau Gisela Hoffmeister und Frau Annegret Nolting flir die druckreife Fertigstellung unseres Manuskriptes. Bielefeld, im Juli 1988 Ingeborg Nutten Peter Sauermann Inhalt Vorwort......................................................................... 5 1. Kapitel Die Innovationssituation der Bundesrepublik bis zum Jahr 2000 ........................................................... 13 Die Wettbewerbssituation am Ende der 80er Jahre .................. 15 Know-how-Vorsprung oder Technologie-LUcke?.................. 20 Voraussehbare Entwicklungen bis zum Jahr 2000 ................... 27 Art, GroBe und Struktur der yom Untemehmen bearbeiteten Markte ........................................................ 28 Anderungen im Verbraucherverhalten ................................ 33 Verschiebung der Wettbewerbsverhaltnisse ........................ 34 Wirtschaftliche und politische Veranderungen ..................... 37 Technologischer Fortschritt.... ........................ ................. 39 Kapitalkraft.......... .... .. ................... ............................... 41 Untemehmensklima ....................................................... 42 Qualifikation des Managements ........................................ 43 Qualifikation der Mitarbeiter ............................................ 44 Die Bedeutung des "Entrepreneurs" ..................................... 44 InnovationsfOrderung und Innovationshemmnisse ................... 47 InnovationsfOrderung ...................................................... 48 Innovationshemmnisse .................................................... 50 2. Kapitel Wie setzt sich das "human capital" zusammen? ................. 57 Was konnen, was wollen unsere Mitarbeiter leisten? .............. 59 Was ist Kreativitat, was ist Innovation? ............................... 67 Eigenschaften des innovativen Mitarbeiters ........................... 71 10 Inhalt 3. Kapitel Arten kreativer Mitarbeiter ............................................. 79 Geniale Kreative.............................................................. 84 Professionelle Kreative. . . . . .. .. .. .. .. .. .. . . . .. . . . . . . . . . . . ... .. .. .. .. .. .. .. .. 84 Anonyme Kreative.. . . . . . .. .. . . . . . . . . .. . .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . . .. .. .. . . . .. . . .. 86 4. Kapitel Wie innovativ sind vorhandene Mitarbeiter? ..................... 89 Die elf Faktoren des innovativen Leistungspotentials ............... 91 Die Beurteilung des innovativen Leistungspotentials ............... 96 5. Kapitel Wer sind die kreativsten der zukiinftigen Mitarbeiter? . . . .. 117 Kann man innovative Fahigkeiten bei Bewerbem erkennen? .. 119 Messen und Testen der Kreativitat. ..................................... 128 Das Angebot an "Kreativitats" -Tests flir Erwachsene. . .. . .. . .. . .. 131 Der verbale Kreativitatstest VKT (Schoppe 1975) .............. 131 Torrance-Tests of Creative Thinking (1966) ...................... 132 Creativity Attitude Survey (Schafer, 1971) ........................ 133 Welche "Ersatztests" zu den einzelnen Innovationsfaktoren? 134 Divergentes Denken..................................................... 134 Unkonventionelles Denken............................................ 136 Gedankenflussigkeit..................................................... 137 Originalitat................................................................. 138 Problemaufspuren ........................................................ 139 Elaboration. . .. . . . . . . . . . .. .. .. . . . .. .. . . . . . . .. .. .. .. . . . . .. . . . . . .. .. .. .. .. .. .. 140 Reicher Wortschatz ...................................................... 142 Konzentrationsfahigkeit................................................ 143 Redefinition. .. .. .. .. .. .. . .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . . . . . . . . . . . .. . .. 145 Realitatskontrolle......................................................... 145 Organisationsfahigkeit. . . . .. .. . . . . .. .. .. . . .. . . .. .. .. . .. . . . . . .. .. .. .. .. .. 147 Kann man Kreativitatstests auch selbst konstruieren? ............ 147 Inhalt 11 6. Kapitel Forderung kreativer Mitarbeiter ..................................... 155 Entwicklung und Pflege einer positiv-aktiv-kreativen Untemehmenskultur: PAK. .............................................. 158 Umformung der Organisationsstrukturen ............................. 163 Abbau von Kreativitats-Bremsen ....................................... 166 Forderung von Teamarbeit. .. . . . . . . . . . .. .. .. .. . . . . . . . . . . .. .. .. . . . . . . . .. 168 Abschaffung moglichst vieler Routineprozesse. . . . . . .. . . . .. . . . .. 168 Einflihrung oder Reaktivierung des betrieblichen Vorschlagswesens (BVW) ............................................. 170 Einflihrung von "Quality Circles" .................................... 174 Anwendung von Kreativitats-Techniken. . . . .. . . . . . . . . .. . . .. . . . . . . . ... 175 KreativitatsfOrdemde Methoden und Hilfstechniken ............ 178 Kreativitatstechniken flir die Gruppe. . . .. . . . . . .. .. . . . .. . . . . . .. .. . . .. 190 7. Kapitel Fiihrung und Einsatz kreativer Mitarbeiter ...................... 205 Manager mtissen Mitarbeiter zur Kreativitat motivieren .......... 207 Der ideale Ftihrungsstil-gibt es den? ................................ 210 Management by innovation ............................................... 217 Das Mitarbeitergesprach als Ftihrungsinstrument.. .. . . . . . .. . . . . . .. 226 Ftihrung kreativer Gruppen ............................................... 233 Die Vermeidung der "inneren Ktindigung" des Mitarbeiters. . .. 236 Einsatz kreativer Mitarbeiter ............................................. 240 Einsatz im angestammten Bereich. .. .. .. . . . .. .. .. . . . . . . .. .. . .. .. .. .. 246 Einsatz im analytisch-kreativen Bereich ............................ 251 Einsatz im konzeptionell-innovativen Bereich .................... 256 Nachwort..................................................................... 267 Verzeichnis der Tabellen, Abbildungen und Dokumente .... 271 Literaturverzeichnis. .. .. .. .. . . . .. .. .. .. .. . . . . . .. .. .. .. . . . . . . . . .. .. . . . . . .. 273 1. Kapitel Die Innovationssituation der Bundesrepublik bis zum Jahr 2000 Trotz de hochstell Lohnko tenniveau und der kurze- ten Wochenarbeit zeit teht die Exportquote der BUIl de republik Deut chland weltwei! anfiihrender Stelle. Viele wei t jedoch darauf hin, dafJ nur innovative U n ternehmen den Lei tungswettbewerb der kommenden Jahre fiber tehen werden und 0 die pitzen telLung der Bunde republik auf dem WeLtmarkt ewiihrlei ten konnen. Bfirokratis he Unternehmen iffihrun mit "Erbhofmentalitiit mufJ uberwunden werden, der " Entrepreneur , i t efragt.