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Die andere Seite der Politik: Theorien kultureller Konstruktion des Politischen PDF

263 Pages·2016·2.1 MB·German
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Politologische Aufklärung – konstruktivistische Perspektiven Herausgegeben von Univ.-Prof. Dr. Renate Martinsen, Universität Duisburg-Essen, Deutschland Die Entdeckung des Beobachters bezeichnet in der Gegenwart die zentrale intel- lektuelle Herausforderung in den modernen Wissenschaft en. Der dadurch in zahl- reichen Disziplinen eingeleitete „constructivistic turn“ stellt in Rechnung, dass es keinen Zugang zu einer beobachterunabhängigen Realität gibt. Erkenntnisprozesse bilden demnach die Realität nicht einfach ab, sondern sind vielmehr aktiv an ihrer Erzeugung beteiligt. In den letzten Jahrzehnten hat in den Geistes- und Sozialwis- senschaft en bereits in weiten Bereichen eine Ausdiff erenzierung des konstrukti- vistischen Diskurses stattgefunden – in der Politikwissenschaft setzte diese Ent- wicklung jedoch erst mit Verzögerung ein. Die Publikationsreihe „Politologische Aufk lärung – konstruktivistische Perspektiven“ verfolgt ein Forschungsprogramm, das sich eine konstruktivistische Reformulierung von politikwissenschaft lichen Fragestellungen und Begriffl ichkeiten zum Ziel gesetzt hat. Dabei geht es in ver- schiedenen konstruktivistischen Varianten – wenn auch mit jeweils unterschied- lichen Akzentuierungen – stets um die Frage nach der Produktion von politischer Wirklichkeit und die Frage nach dem Status unseres Wissens. Wilhelm Hofmann Renate Martinsen (Hrsg.) Die andere Seite der Politik Theorien kultureller Konstruktion des Politischen Herausgeber Wilhelm Hofmann Renate Martinsen Technische Universität München Universität Duisburg-Essen München, Deutschland Duisburg, Deutschland Politologische Aufklärung – konstruktivistische Perspektiven ISBN 978-3-658-09936-7 ISBN 978-3-658-09937-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-09937-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbi- bliogra(cid:191) e; detaillierte bibliogra(cid:191) sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikrover(cid:191) lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Lektorat: Jan Treibel, Stefanie Loyal Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Fachmedien Wiesbaden ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Inhaltsverzeichnis Einleitung Neulektüren von Politik und Kultur nach dem Cultural Turn . . . . . . . . . 3 Wilhelm Hofmann und Renate Martinsen Teil I Diskurstheorie kultureller Konstruktion der Politik Kulturelle symbolische Einheit und die Mikrophysik der Macht . . . . . . . 15 Cassirer und Foucault Hans-Martin Schönherr-Mann Das Politische als Kommunikationspraxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Über Interventionen der „Kommunikationsguerilla“ in die „Kulturelle Grammatik“ Hagen Schölzel Narrativer Nationalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Eine wissenssoziologisch-diskursanalytische Untersuchung kultureller Kontexte der politischen Auseinandersetzung in Europa Wolf J. Schünemann und Reiner Keller Die Herrschaft und „das Politische“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Machtanalyse zwischen Konsens und Kon(cid:193) ikt Vincent Gengnagel und Alexander Hirschfeld VI Inhaltsverzeichnis Teil II Systemtheorie der kulturellen Konstruktion der Politik Die politische Konstruktion der Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Das Politische zwischen Offenheit, Erfahrung und Konstruktion Jörn Knobloch Systemtheorie und differenztheoretische Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Überlegungen zu einer semantik-analytischen Beobachtungspraxis Michaela Zöhrer Die Semantik der Politik und die Kontingenz des Politischen . . . . . . . . . . 167 Markierungen für die Konzeption Politischer Bildung im Anschluss an eine systemtheoretische Unterscheidung von Politik und Kultur Werner Friedrichs Teil III Theorieperspektiven auf die Kultur der Politik Die Gleichheit der Anderen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Politische Subjektivierung und kulturelle Macht bei Jacques Rancière Nina Elena Eggers Politische Theorien und die Macht der Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 Holger Zapf Der kulturelle Grund politischer Ordnungen und die juristisch-politische Konstruktion von Kultur. . . . . . . . . . . . . . . . 237 Jan Christoph Suntrup Autorenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261 Einleitung Neulektüren von Politik und Kultur nach dem Cultural Turn Wilhelm Hofmann und Renate Martinsen „Vor allem liegt schon in der vergleichenden In- tention, dass das, was verglichen wird, auch anders möglich ist, also kontingent ist. Kultur entsteht, wenn wir diesem Wink folgen, immer dann, wenn der Blick zu anderen Formen und anderen Mög- lichkeiten abschweift, und eben das belastet die Kultur mit dem Geburtsfehler der Kontingenz.“ (Luhmann 1995: 48) 1 Politik und Kultur aus konstruktivistischer Sicht In der deutschsprachigen Politikwissenschaft wurden Problemstellungen zu „Poli- tik und Kultur“ traditionell unter das Forschungsfeld „politische Kulturforschung“ rubriziert und überwiegend als Frage nach individuellen Einstellungen hinsicht- lich politisch relevanter Objekte behandelt. Gegenüber diesem engen Mainstream- Verständnis von Kultur lässt sich Mitte der 80er Jahre ein neuer Trend ausmachen (vgl. Schwelling 2004): Die Forderung nach einer kulturalistischen Wende zielt ab auf eine Öffnung der politischen Kulturforschung gegenüber anderen Gegen- ständen (z. B. Körpern, Architektur, Alltagspraktiken, Medien etc.) und auf eine Verlagerung des analytischen Fokus von der Mikro- auf die Meso- und Makro- ebene (Betonung von Vorstellungen, Weltsichten, Symbolen, Regierungstechniken etc.). Dabei können zwei Richtungen der kulturalistischen Kritik unterschieden werden: In einer moderaten Variante geht es um eine ideen- und symbolorientier- te Ergänzung des einstellungszentrierten Ansatzes, deren (zu diskriminierender) Referenzpunkt das Mainstream-Paradigma bleibt. Das Erkenntnisinteresse gilt weiterhin der Erkundung des Beitrags kultureller Orientierungen im Hinblick auf die Frage der Stabilität politischer Ordnungen. In einer radikaleren Variante führt die kulturalistische Kritik indes zu Erneuerungsversuchen „jenseits“ des hegemo- nialen Paradigmas der herkömmlichen politischen Kulturforschung, die im poli- tikwissenschaftlichen Analyserahmen von Legitimitäts- und Steuerungsfragen angesiedelt ist. W. Hofmann, R. Martinsen (Hrsg.), Die andere Seite der Politik, Politologische Aufklärung – konstruktivistische Perspektiven, DOI 10.1007/978-3-658-09937-4_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016

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Im Zuge der kulturalistischen Wende hat sich der Blick auf politische Kultur grundlegend gewandelt: Anders als im traditionellen Forschungsfeld politische Kulturforschung geht es nun nicht mehr um das „was“ von Kultur“ (Container-Begriff), sondern vielmehr um die Frage, „wie“ durch eine be
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