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Die Anatomie des Menschen: Erste Abteilung: Einleitung, Allgemeine Gewebelehre, Grundzüge der Entwicklungslehre PDF

290 Pages·1927·3.02 MB·German
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Die Anatomie des Mensmen Die Anatomie des Menschen von Friedrich Merkel Zweite Auflage, bearbeitet von Erich Kallius Prof. der Anatomie in Heidelberg Erste Abteilung: Einleitung, Allgemeine Gewebelehre, Grunclzuge cler EntwickIungslehre Mit 295 zum T eil farbigen Abbildungen im Text J. Munchen . Verlag von F. Bergmann. 1927 ISBN-13: 978-3-642-89338-4 e-ISBN-13: 978-3-642-91194-1 DOl: 10.1007/978-3-642-91194-1 Aile Rechte, insbesondere das cler Obersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Copyright by J. F. Bergmann, Miinchen. Softcover reprint of the hardcover 2nd edition 1 92 7 V orwort zur ersten Auflage. Der EntschluB, den recht zahlreichen Btichern tiber menschliche Anatomie ein neues hinzuzuftigen, war kein ganz leichter und es muBten mancherlei Umstande zusammenkommen, urn mich zu der Arbeit zu veranlassen. Vielleicht erkennt man mir aber zu derselben eine gewisse Berechtigung zu, da mir eine lange Lehrerfahrung zur Seite steht, und da ich schon mehrfach auf gleichem Gebiete tatig war. Es ist selbstverstandlich, daB in meinen frtiheren Schriften ahnlicher Art gelegentlich ein Satz steht, welcher am best en unverandert in die vorliegende tibernommen wurde; ich habe dies immer kenntlich gemacht, indem ich solche Satze fUr mein Handbuch der topographischen Anatomie, sowie fUr die von mir bearbeiteten Abschnitte des Handbuches der Anatomie, herausgegeben von Bardeleben und des Handbuches der Augenheilkunde, herausgegeben von Graefe-Samisch mit (M.), fUr den GrundriB der Anatomie von Merkel-Henle mit (M.H.) bezeichnet habe. Die vermittelnde Stellung, welche die menschliche Anatomie zwischen der Zoologie, der Physiologie und der praktischen Medizin einnimmt, ist die Ursache, daB in den Schriften, welche sie behandeln, bald die eine, bald die andere Seite des Gegenstandes mehr betont wird. Das vorliegende Buch beabsichtigt, dem Mediziner zu dienen, es ist deshalb bestrebt, die fUr ihn besonders wichtigen anatomischen Tatsachen in das rechte Licht zu rticken und auf die ftir die arztliche Praxis in Betracht kommenden Seiten aufmerksam zu machen. Der Stoff ist in einzelne Abschnitte gegliedert. Zuerst wird die allgemeine Gewebe lehre und die Entwicklungslehre behandelt. Ihr folgt die Lehre vom passiven und aktiven Bewegungsapparat. Diesem wird sich die Lehre von den Eingeweiden, der Haut, den Sinnesorganen anreihen. Den SchluB bildet die Lehre von den Nerven und GefaBen. Die einzelnen Teile des Korpers werden nach ihrem makroskopischen und mikroskopischen Bau und nach ihrer Lage geschildert werden, auf ihre Funktion und die anatomischen Grundlagen ihrer Erkrankungen ist, wenn auch in aller Ktirze, Rticksicht zu nehmen. Da ich selbst der pathologischen Anatomie und der arztlichen Praxis ferner stehe, hatte ich ftir diese nicht nur die literarischen Hilfsmittel zu bentitzen, sondern muBte mich auch nach sachverstandigem mtindlichem Rat umsehen. Ich bin in der gltick lichen Lage im Kreise der Fakultat, welcher ich angehore, stets auf freundlichstes Entgegenkommen rechnen zu durfen, zu ganz besonderem Dank bin ich meinem hoch verehrten Kollegen und Freund Carl Hirsch fUr seinen unermtidlichen Rat und Beistand verpflichtet. Viele Praparate, welche den Zeichnungen zugrunde liegen, verdanke ich den geschickten Handen meiner frtiheren und gegenwartigen Helfer E. Kalli us, F. Heide rich, E. Muthmann, M. Voit, W. Hauschild. Auch dem Praparator des Instituts, Herrn Oberdorfer habe ich zu danken. Die vorliegende erste Abteilung enthalt nachst der Einleitung den allgemeinen Teil der Anatomie, namlich die allgemeine Gewebelehre und die Grundztige der Ent wicklungslehre. Urn das Buch nicht allzu sehr anschwellen zu lassen, sind die Abbil dungen auf eine moglichst geringe Zahl beschrankt. Die allgemeine Gewebelehre umfaBt die Histologie der groBen Systeme des Korpers, ob man bei ihnen von einfachen oder von zusammengesetzten Geweben spricht. Der Verlockung, die zugehorigen Bilder in den Farben der Praparate wiederzugeben, VI Vorwort. was die modern en Reproduktionsmethoden so sehr erleichtern, habe ich widerstanden, da die Farbung zwar ein fUr die Untersuchung oft notwendiges und unersetzliches Hilfsmittel ist, deren Resultate in ihrem eigentlichen Wesen aber nicht beruhrt. Die einfach graue Tonung konzentriert die Aufmerksamkeit des Beschauers ganz von selbst auf den eigentlichen Kern der Sache. Die Entwicklung ist in der Art dargestellt, daB sie von den aufeinanderfolgenden Stadien jedesmal ein Gesamtbild entwirft, welches erkennen laBt, was immer neu hinzukommt und wie sich das vorhandene umgestaltet. Die Abbildungen aber sind, wo es wunschenswert erscheint, fUr einen langeren Zeitraum der Entwicklung zusammen gefaBt und so nebeneinander gestellt, daB sie die Fortbildung im ganzen oder die einzelner Organe und Korperteile auf einmal uberblicken lassen. Ich hoffe, daB diese Anordnung das Studium erleichtem wird. Gottingen, Ostern 1913. Fr. Merkel. Zur zweiten Auflage. Es war der besondere Wunsch meines langjahrigen, ehemaligen Chefs und Freundes Merkel, daB ich eine Neuauflage dieses ihm sehr am Herzen liegenden Lehrbuches besorgen sollte. Ich bin nicht leichten Herzens an die Aufgabe herangegangen, die mir der Herr Verleger nach Merkels Tode anbot. Die Aufnahme, die der erst en Auf lage zuteil wurde, war zweifellos ungewohnlich gunstig. Je mehr man sich in das Werk vertieft, das ein erfahrener und fUr den Unterricht begeisterter, hochst erfolg reicher Lehrer am Ende seines reichen Lebens verfaBt hat, um so mehr bewundert man die reiche Erfahrung, die glanzende und doch schlichte Darstellung und die voll kommene Beherrschung des gewaltigen Stoffes mit der dies originelle, durchaus per sonliche Werk geschrieben ist. Ich erachte es deswegen als meine hochste Aufgabe nur das zu andern, was mir durchaus notwendig erscheint, und neue gesicherte Ergebnisse so kurz und prazise zu verwerten, wie es mein lieber Chef, den ich in 15 jahrigem, ungewohnlich harmonischem Zusammensein bei der wissenschaftlichen Arbeit und beim Unterricht genau kennen und verehren lernte, getan hatte. Trotz dieser Achtung vor dem Geschriebenen sind natiirlich viele Anderungen notig gewesen, die aber hoffentlich den Gesamteindruck des Buches nicht andern werden. Gewohnlich wurden, wie bei der erst en Auflage, die Autorennamen zitiert, sollte es gelegentlich unterlassen sein, so bitte ich es zu entschuldigen. Manche Hinweise von fruher sind absichtlich fortgelassen worden. Ein groBer Teil der Abbildungen, die jetzt aus auBeren Grunden aIle als Textfiguren gebracht werden, namentlich im Abschnitt Bewegungsapparat, hat wenig BeifaIl gefunden. Durch das uberaus groB zugige Entgegenkommen des Herrn Verlegers konnen dafUr neue Bilder gebracht werden. Aus begreiflichen Grunden hing Merkel an diesen Abbildungen allerdings besonders. Alle neuen Zeichnungen wurden von Herrn Oberzeichner Vierling an gefertigt, dem ich fUr seine Leistung gar nicht genug dank en kann. Ich hoffe, daB diese Bilder wenigstens als eine wesentliche Verbesserung in der neuen Auflage aner kannt werden. Fur Hinweise auf Fehler und Vorschlage zu Verbesserungen werde ich stets dankbar sein, denn mein Streben ist einzig und allein im Sinne von Merkel das Buch moglichst brauchbar zu gestalten. Heidelberg, Herbst 1926. Kallius. Inhaltsverzeichnis. Seit. Vorwort zur erst en Auflage V Vorwort zur zweiten Auflage VI Einleitung I AllgemeIne Gewebelehre. 1. Zelle. 13 A. Teile der Zelle 14 B. Die Zelle im ganzen 18 2. 6ewebe. 30 A. Oberhautsystem 31 a) Isomorphe Epithelien 33 a) Einfaches Epithel 34 (J) Niederes Epithel 34 y) Cylinder-Epithel 35 b) Anisomorphe Epithelien 35 a) Bodenstandiges Epithel . 35 (J) Geschichtete Epithelien . 36 c) Innere Abgrenzung der Epithelschichten 37 d) AuEere Oberflache der Epithelschichten 38 e) Die Sinnesepithelien . 41 f) Driisen. 41 13. Binde- und Stiitzsubstanzen 47 a) Retikulares Bindegewebe 49 a) Gallertgewebe 54 (J) Adenoides Gcwebe . 09 b) Fibrillares Bindegewebe 51 a) Lockeres Bindegewebe 54 (J) Verfilztes Bindegewebe 55 y) Parallelfaseriges Bindegewebe 55 c) Elastisches Gewebe 57 d) Fett . 59 e) Pigment 62 f) Knorpel 64 a) Vesikuloses Stiitzgewebe 64 fJ) Echter Knorpel 64 aa) Bindegewebsknorpel 65 (J{J) Hyaliner Knorpel 65 yy) Elastischer Knorpel 68 00) Verkalkter Knorpel 69 g) Knochen . 69 C. Muskeln . 80 a) Glatte Muskeln 81 b) Herzmuskeln 83 c) Quergestreifte Muskeln 84 VITI Tn haltsverzeichnis. Seile D. Nerven ........... . 89 a) Nerven- oder Ganglienzellen . 91 b) :pendriten oder Protoplasmafortsatze 93 c) Neurit. Nervenfaser . . . . . . . 93 Peripherische, cereb rosp in ale Nerven 94 Fasern des sympathischen Systems. 97 Teilungen der Nervenfasern . 98 d) Nervenendigungen. . . . . . . . 99 e) Stiitzgewebe des Nervensystems 103 Neuroglia. Bindegewebsscheiden !O3 E. Dem Stoffwechsel dienende Fliissigkeiten und ihre GefaBe lOS a) Blut .... 106 b) Lymphe und Chylus II4 c) BlutgefaBe . 115 d) LymphgefaJ3e und Lymphknoten 121 GrundzUge der Entwicklungslehre. I. Geschlechtszellen. . 126 a) Samenzelle 126 b) Eizelle. . . 130 Ovulation, Corpus luteum, Menstruation 133 c) Verhaltnis von Oviu m und Spermiu m 138 II. Befruchtung . 139 III. Vererbung. . 142 I V. Entwicklung. 146 Erstes Stadium. Furchung, Morula, Blastula. 147 Zweites Stadium. Gastrula. Keimblatter ... 153 Die ersten Tage der Entwicklung des menschlichen Eies 165 Drittes Stadium. Chorda dorsalis, Auftreten des Nervensystems, cler GefaBe, des Blutes. Eihiillen ................... . Menschliche Eier aus cler zweiten Entwicklungswoche . . . . . . . . . . Viertes Stadium. Fortentwicklung von Nervensystem uncl Darmkanal. Ursegmente, Herz und Dotterkreislauf. Anfange des Plazentar- kreislaufes ............................. . 174 Menschliche Embryonen urn die Wende der zweiten und dritten Entwicklungs- woche ............................. . Fiinftes Stadium. Anfange des Kopfes, Anclerungen am Schwanzencle. Auf treten der Anlagen der grol3en Darmdriisen. Vorniere und Urniere. Fortbildung des Herzens. Gefal3e ................. . 184 Menschliche Embryonen der ersten Halfte cler clritten Woche. . . . . . . 200 Sechstes Stadium. Weitere Entwicklung des Kopfes uncl Schwanzendes. Pankreas. Weitere Ausbilclung des Gefal3systems. Extremitaten. 201 Menschliche Embryonen in der zweiten Halfte der dritten und am Anfang der vierten W oche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 Sicbentes Stadium. Fortbildung der vorhandenen Anlagen. Auftreten cler N e bennieren, der Milchleiste. En tsteh ung cler Leibeswand. Erste Spur cler Geschlechtsclriisen. Beginn der aul3eren Genitalien. Nabel- strang. . . . . . . . . . . . .... 209 Menschliche Embryonen am Ende des ersten Monats. . . . 222 Zweiter Embryonalmonat ................ . 226 Menschliche Embryonen aus dem zweiten Embryonalmonat 247 Fetalzeit yom dritten Mona t bis zur Geburt. 253 Eihiillen 271 Sachregister. . 28t Einleitung. Zweck und Aufgabe der Anatomie des Menschen ist es, den Bau des mensch lichen Korpers in allen seinen Teilen und in allen Stadien seines Lebens zu be schreiben. Dabei handelt es sich selbstverstandlich urn den Ie benden Korper, urn das Substrat der Physiologie, d. h. der Lehre von dessen Funktionen. Bau und Funktion stehen in unlosbarem Zusammenhang, und andert sich bei einem Organ die Funktion, dann muB sich auch der Bau in zweckentsprechender Weise umformen, wenn die Integritat aufrecht erhalten bleiben solI. Die ungenugende Beachtung dieser Zusammengehorigkeit der beiden Disciplinen hat in der Forschung auf beiden Seiten schon gar manchmal Veranlassung zu Irrtiimern gegeben. Man pflegt Anatomie und Physiologie unter dem Gesamtnamen "Biologie" zusammenzufassen. Einer erschopfenden Untersuchung des Baues des lebenden menschlichen Korpers stellen sich leider unuberwindliche Hindernisse in den Weg, so daB die anatomische Methode zum Studium der Leiche ihre Zuflucht nehmen muB. Da dies nun in vieler Hinsicht nur ein Notbehelf ist, so hat man sich nach Unterstiitzung umzusehen, wo man sie findet, man wird Vergleiche mit verwandten Formen vornehmen, man wird die Betrachtung der Erkrankungen des Korpers zur Aufhellung dunkler Punkte heran ziehen, man wird die Entwicklungsfehler beachten, kurz man wird kein Mittel ver schmahen, welches eine Forderung der Erkenntnis verspricht. Bauplan und Organisation. Der Mensch steht inmitten der belebten Natur als ein Teil von ihr, und seine Organisation kann nur verstandlich werden, wenn man dies stets im Auge behalt und sie mit der Organisation der Tierwelt vergleicht. Er ist zu den Wirbeltieren zu stellen und in deren Bereich wieder zu den Saugern. Wie diese ist er bilateral-symmetrisch gebaut, das heiBt, der Korper wird durch eine gedachte Mediane bene, die ihn der Lange nach durchzieht, in zwei symmetrische Teile gespalten, die Spiegelbilder voneinander darstellen. Die beiden Korperhalften nennt man Antimeren (ul ,ueeo~ der Teil). AuBer der Wiederholung auf beiden Seiten des Korpers beobachtet man auch Wiederholungen in der Richtung der Langsachse in der Art, daB sich der Korper aus Segmente n aufbaut, welche wie die Munzen einer Geldrolle hintereinanderliegen (Meta meren). Ebenso wie solche Munzen bei gleichem Grundwert eine sehr verschiedene Pragung haben konnen, so ist dies bei den Korpersegmenten der Fall, welche bei einem im Prinzip gleichartigen Bauplan, doch nicht selten eine groBe Mannigfaltig keit in den Einzelheiten zeigen. Die Segmentation ist besonders scharf in der Korperwand ausgesprochen, und es verraten sie niedere Tiere, z. B. viele Wurmer, schon auf den ersten Blick durch die auBere Korperform. Andere aber, zu denen der Mensch gehort, lassen ohne weiteres nur die bilaterale Symmetrie erkennen und Mer k e 1 -K all ius. Anatomie. 1. 2. Auf!. 1 2 Einleitung. zeigen erst bei genauer Untersuchung des fertigen und des embryonalen Zustandes die Metamerie deutlich, ja bei gewissen Organen ist sie auch dann nicht nachzuweisen. Wieder bei anderen, so bei einer Anzahl von Mollusken, ist selbst die bilaterale Sym metrie so verschleiert, daB es Muhe machen kann, sie herauszufinden. Was die inneren Organe anlangt, so werden diese zwar vielfach ganz symmetrisch angelegt, geben dann aber fmher oder spater die schone Symmetrie im Bau oder in der Lage auf, und man kann, ohne Widerspruch fUrchten zu mussen, sagen, daB im ausgebildeten Korper kein einziges vollkommen symmetrisch ist, daB aber eine ganze Anzahl sehr groBe Storungen des symmetrischen Baues aufweist. Selbst in der auBeren Erscheinung des erwachsenen Korpers leidet die strenge Symmetrie Not. Die N ase ist wohl niemals ganz symmetrisch gebildet, ebensowenig sind es die Lippen. Die Augenspalten sind haufig verschieden lang. Die eine Gesichtshalfte ist oft im ganzen groBer, als die andere. Die rechte Brusthalfte ist weiter, als die linke. Der rechte Arm ist meist kraftiger und geschickter als der linke, auch die beiden Beine sind nicht selten verschieden stark. Man ist an Medullarrohr kleine, im einzelnen gar nicht beachtete Asym Darmrohr " orpcrwand metrien so gewohnt, daB man sie fOrmlich fordert und daB ein Gesicht, welches ganz symmetrisch gebaut ist, fUr den Beschauer etwas Kaltes und gewissermaBen Unbewegliches hat. Der in solcher Art aufgebaute Korper besteht nun aus einer Anzahl von einzelnen Abteilungen von verschiedenem Bau und mit spezifischen Funk tionen. 1st eine solche Abteilung weithin durch den Korper verbreitet, dann spricht man von einem System (Nervensystem, Knochensystem), ist es auf eine raumlich enger umschriebene Abb. I. Schematischer Querschnitt Stelle beschrankt, dann spricht man von einem des Rumpfes. Organ (z. B. Leber, Kehlkopf). Solche Organe vereinigen sich oft zu Verbanden, welche man dann mit dem Namen Apparate belegt (Sehapparat, Hamapparat). Der ganze Korper ist ein Organismus. Die Organisation der Wirbeltiere, also auch des Menschen, ist im Hauptbau plan uberall dieselbe. Man unterscheidet einen Stamm und vier Extremitaten. Der Stamm besteht aus dem Kopf und dem Rumpf; dieser letztere gliedert sich wieder in Hals, Brust, Bauch und Becken. Von Extremitaten sind bei keinem Wirbeltier mehr als vier vorhanden, gelegentlich aber weniger. Der Mensch besitzt sie in har monischer Ausbildung. Die fundamentalsten Gebilde, welche den Stamm zusammensetzen, treten auch bei der Entwicklung am erste n auf; es sind dies zwei parallel der Langsachse liegende Rohren von sehr ungleichem Kaliber, das dorsal gelegene zentrale Nervensystem, Medullarrohr, und das ventral gelegene Darmrohr. Zwischen beiden erscheint ein solider Strang, Chorda dorsalis, die erste Spur des Skeletes. Diese drei in der Langsachse des Korpers hintereinander liegenden Gebilde werden zusammengehalten und gedeckt durch die Korperwand, die sich dorsal am dicksten, ventral am dunnsten erweist. Sie ist die Ursprungsstatte hochst wichtiger Korpergebilde, des Skelett- und Muskelsystems, der GefaBe, des Elutes u. a. m. Die beiden erwahnten Rohre gewinnen zeitlebens keine feste Verbindung mit der Korperwand, mit welcher Einleitung. 3 sie vielmehr nur locker in Verbindung stehen. In ihr sind deshalb ebenfalls zwei rohrenartige Hohlraume ausgespart, in denen jene liegen. Die rohrenfOrmigen Bildungen der Korperwand nennt man das N euralrohr und das Visceralrohr (Abb. r). Medullarrohr und Neuralrohr schlieBen sich enge aneinander an und die Volumen schwankungen des ersteren spiegeln sich treu in dem Kaliber des letzteren ab. Man kann deshalb auch schon durch die Betrachtung des isolierten N euralrohres, be- - Icdullarrohr sonders des Schadels, mancherlei - 'curalrohr Schhisse auf die Form des Medul- larrohres ziehen. Anders ist es mit dem Visceralrohr; dasselbe ist weit geraumiger, als es das in ihm eingeschlossene Darmrohr verlangt. Das hat drei Ursachen: Erstens sehlangelt sieh das Darm Rc piration organ-- rohr selbst in einem groBen Teil Mcdullarrohr seiner Lange stark, wodureh es Visceralrohr ---. mehr Platz braucht, als wenn es gestreekt verliefe; zweitens treibt Herz (Blulgefa.Bsyslem) Ncuralrohr es Sprossen, welche zu mehr oder weniger voluminosenOrganen heran wachsen, ieh nenne nur den an sehnliehen Respirationsapparat, die groBeLeber, dieBauehspeieheldriise; drittens gelangen in das Visceralrohr Gebilde, welche dem Darmrohr genetisch nicht angeharen, und zwar das Herz mit den groBen GefaBen und Teile des Urogenital apparates (Abb. 2). Das Viseeralrohr wird bei den Saugetieren und dem Menschen dureh eine eingesehobene quere Seheidewand, das Zwerchfell, in cnitalapparat zwei Teile geteilt, kranial die an Kopf und Hals ihm zuzurechnenden Teile und die BrusthOhle, kaudal die Baueh- und Beekenhohle. Abb. 2. Schematischer Medianschnitt des menschlichen Medullarrohr und Darmrohr Stammes. legen sich bei ihrer Entwieklung als vollkommen geschlossene Rohre an; das erst ere verharrt in diesem Zustand, das letztere bricht an seinem kranialen und kaudalen Ende dureh und affnet sieh naeh auBen. Beide Offnungen schei den sich in der Folge in zwei, und zwar kranial die primare Mundaffnung in die sekundare Mund- und die Nasenoffnung, kaudal die Kloakenmiindung in Afteroffnung und Urogenitaloffnung. Am kranialen Ende des K orpers sind neben den kranialen Enden des Medullar- 1*

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