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Die Amerikanischen Gotter: Transatlantische Prozesse in Der Deutschsprachigen Literatur Und Popkultur Seit 1945 (Linguae & Litterae) (German Edition) PDF

252 Pages·2015·4.123 MB·German
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DieamerikanischenGötter linguae & litterae PublicationsoftheSchoolofLanguage&Literature FreiburgInstituteforAdvancedStudies Editedby PeterAuer,GesavonEssen,WernerFrick EditorialBoard MichelEspagne(Paris),MarinoFreschi(Rom),EkkehardKönig(Berlin), MichaelLackner(Erlangen-Nürnberg),PerLinell(Linköping), AngelikaLinke(Zürich),ChristineMaillard(Strasbourg), LorenzaMondada(Basel),PieterMuysken(Nijmegen), WolfgangRaible(Freiburg),MonikaSchmitz-Emans(Bochum) EditorialAssistant SaraLanda Volume 46 Die amerikanischen Götter TransatlantischeProzesseinderdeutschsprachigen LiteraturundPopkulturseit1945 Herausgegebenvon StefanHöppnerundJörgKreienbrock ISBN978-3-11-030754-2 e-ISBN[PDF]978-3-11-034689-3 e-ISBN[EPUB]978-3-11-038458-1 ISSN1869-7054 LibraryofCongressCataloging-in-PublicationData ACIPcatalogrecordforthisbookhasbeenappliedforattheLibraryofCongress. BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschen Nationalbibliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternetüber http://dnb.dnb.deabrufbar. ©2015WalterdeGruyterGmbH,Berlin/München/Boston Satz:jürgenullrichtyposatz,Nördlingen Druck:Hubert&Co.GmbH&Co.KG,Göttingen ♾GedrucktaufsäurefreiemPapier PrintedinGermany www.degruyter.com Inhalt StefanHöppnerundJörgKreienbrock Einleitung 1 StefanHöppner DasLandder„Gespenstschreiber“ LiterarischeMassenkulturundErnstJünger-RezeptioninMargretBoveris Amerika-FibelfürerwachseneDeutsche(1946) 13 CharisGoer DieneuenBarbaren FrüheRezeptionderBeatGenerationinWestdeutschland 47 BarryMurnane Gaps,GreatDividesandOtherStories Deutsch-amerikanischerKulturtransferunddieEntstehung derPopliteraturum1968 65 UlrichPlass EwigstampftdieTheorie-Maschine MimetischePop-KritikbeiAdorno 89 ElkeSiegel „TimeMagazintoo“ RolfDieterBrinkmannsErkundungenfürdiePräzisierung desGefühlsfüreinenAufstand 107 SaschaSeiler 1977alspopmusikalischeZäsur? 129 PeterBrandes „Yankeesraus“ Amerika-RezeptionimdeutschenPunk-undHardcore-Diskurs 145 MartinJörgSchäfer TheoriepopstarsbeiRainaldGoetz WarholundeineVorgeschichte 165 VI Inhalt AronSayed ZurMusikinTobiasO.MeißnersAmerika-Romanen StarfishRulesundHalbEngel 179 KatjaKauer DieEiervonAlPacino DeramerikanischeToughGuyalsscheiterndeFigurinderdeutschen Gegenwartskultur 195 FernandHörner GallieninGefahr DieEinflussangstdesAsterixoderHaroldBloomgoesPop 209 JörgKreienbrock „OhneLacangehtnatürlichgarnichts–unddasistganzschönlästig“ EinInterviewmitThomasMeinecke 233 ZudenAutorinnenundAutoren 243 StefanHöppner,Calgary/Freiburg,undJörgKreienbrock, NorthwesternUniversity Einleitung „Als die amerikanischen Götter nach 45 aus dem Meer stiegen, die Kaugummi lutschtenund[…]diesewunderbareneueMusikspielten“,soKarlHeinzBohrerin einemInterviewausdemJahr1997,„habenwirzumerstenMaleinenSchrittindie Säkularisationgetan.“1WoraufBohrer,aufseineJugendimNachkriegsdeutsch- land zurückblickend, hier zu sprechen kommt, nämlich die „amerikanischen Epiphanien“ innerhalb der deutschsprachigen Kultur und Literatur der letzten Jahrzehnte,willdervorliegendeBandweiterundgenauerverfolgen.Dabeisolles zunächstumdieHerausbildungundWeiterentwicklungeinervielfältigenliterari- schenStrömunggehen,derenAnfängesichbereitsinden1950erJahrenzeigten, und für die bald der 1964 von H.C. Artmann geprägte Begriff ‚Popliteratur‘ ver- wandt wurde.2 Dabei ist festzuhalten, dass „seit jeher heillose, teils fruchtbare Verwirrung herrscht“, wenn es darum geht, den Begriff ‚Popliteratur‘ exakt zu definieren.EckhardSchumacher,einerderführendenTheoretikerderStrömung, stelltfest:„DerBegriff[,Popliteratur‘,S.H./J.K.]warauchEndeder1990erJahre wenigmehralsdas,wasihmschonum1970zugeschriebenwurde–einebenso unterbestimmter wie überdeterminierter ‚Verlegenheitsausdruck.‘“3 Diese Be- obachtungtrifftnichtnurauchaufdasJahr2003zu,indemSchumachersStudie GeradeEbenJetzterschien,siebleibtauchimJahr2015nochgültig. EinerderGründefürbeides,dieUnterbestimmtheitwieauchdieÜberdeter- miniertheit des Begriffs ‚Popliteratur‘, ist, so die These unseres Bandes, in der spezifischenRezeptionamerikanischerPopulärkulturzusuchen,wiesiesichim Jazz, in Beat und Pop manifestiert. Es ist so schwer, das ‚Wesen‘ von Pop zu definieren,daersichalsPhänomenderTransformationimAustauschverschie- denerKulturengenaujederArtvonOriginalitätbzw.Essentialitätentzieht–und häufiggenugauchentziehenwill.Popwirdgeradeaufgrunddieserprinzipiellen OffenheitfürvieleAutorenderBundesrepublikDeutschlandzurChiffrefüreinen radikalenliterarischenNeubeginn,unbelastetvonderalsveraltetundübermäch- 1 ThomasAssheuer,„DasistdasletzteGefecht“[InterviewmitKarlHeinzBohrer],in:DieZeit, 7. März1997,http://www.zeit.de/1997/11/Das_ist_das_letzte_Gefecht(Stand:17.07.2014). 2 Vgl.H.C. Artmann,DasSuchennachdemgestrigenTagoder Schneeaufeinem heißenBrot- wecken,Freiburg1964,S. 41. 3 EckhardSchumacher,GeradeEbenJetzt.SchreibweisenderGegenwart,Frankfurta.M.2003, S. 15. 2 StefanHöppnerundJörgKreienbrock tig erfahrenen Tradition Alt-Europas. Der radikale Neubeginn steht aber immer schon im Zeichen von Prozessen der Aneignung, Übersetzung, Weiterführung. DeutscherPopistsomitimmerschoneinRe-Make,Re-Model.4Esbedarf,umauf Bohrers paradoxe Formulierung zurückzukommen, der amerikanischen Götter, umdiedeutscheSäkularisationzuinitiieren. Schreiben im Zeichen von Pop und Beat plädiert für eine Kultur der Ober- fläche, des Populären, der Geschwindigkeit. Diese stellt nach Bohrer eine dritte Kultur dar, deren kreatives Potenzial sowohl traditionelle als auch avantgardis- tischeLiteraturkonzeptetiefgreifendveränderthat.Diesedritte,populäreKultur umfasst,soBohrerinseinemgleichnamigen,1979erschienenenAufsatz, nichtnuralleTransformationenderangelsächsischenRock-Musiknebstdendazugehören- denSubkulturen(derNewYorkerundLondonerPunkistdieletzteVerwandlung),sondern Pornografie,Fußball,Fernsehen,Okkultes,dieaggressivergewordenefeministischeBewe- gung, die SprachederwestdeutschenMescalero-Anarchistenund alle Spielartendessen, waswirseitLefebvredas„Alltagsleben“nennen.5 DieProfanitätvonAlltags-undGebrauchskulturlässtsichnichtindieOpposition von‚oldculture‘vs.‚newculture‘einschreiben,sondernproduziertdurchradika- le Dekontextualisierungsstrategien Kulturformen, welche – durch die Insistenz aufderflüchtigenPräsenzdes„Jetzt“6–nichtmehraufgeläufigeGattungsbegrif- feoderhistorischePeriodisierungenabgebildetwerdenkönnen.Vielmehrbesitzt sie „die Vitalität ihrer sich fortzeugenden Evidenz jenseits kulturkritischer Ein- wände.“7 Die Rezeption amerikanischer Vorbilder erfolgt dabei keineswegs nur in je einem Medium, sondern gerade Musik und Literatur stehen in einer vielfältigen Wechselwirkung,dievonkombiniertenJazz-undLyriklesungender50erund60er Jahrebiszumästhetisch anspruchsvollenDiskurspopàla Tocotronic sowiezum 4 „Re-Make/Re-Model“isteinSongtitelderenglischenPopbandRoxyMusicvonderenerstem Album(LP,IslandRecords1972).DerSchriftstellerThomasMeineckebeschreibtdiesesDebütder BandauffolgendeWeise:„1972brachtedieLondonerArtSchoolBandRoxyMusicihrerstes Albumheraus.MeinFreundBerndKühlüberreichteesmiraufeinemHamburgerSchulhof,und RoxyMusicverändertebeziehungsweiseerweitertemeinDenkenradikal.“In:ThomasMeinecke, „Vorwort“,in:Ders.(Hrsg.),Mode&Verzweiflung,Frankfurta.M.1998,S. 7.ZurIdeedes‚Re- Make/Re-Model‘ als popliterarisches Verfahren vgl. Eckhard Schumacher, „‚Re-make/Re- model‘–ZitatundPerformativitätimPop-Diskurs“,in:AndreaGutenberg/RalphPoole(Hrsg.), Zitier-Fähigkeit.FindungenundErfindungendesAnderen,Berlin2001,S. 271–291. 5 KarlHeinzBohrer,„DiedreiKulturen“,in:JürgenHabermas(Hrsg.),Stichwortezur„Geistigen SituationderZeit“,Bd. 2,Frankfurta.M.1979.S. 636–669,hierS. 648. 6 Vgl.dazuSchumacher,GeradeEbenJetzt,S. 7. 7 Bohrer,„DiedreiKulturen“,S. 648. Einleitung 3 HipHopderGegenwartreicht.WasMusikundLiteraturmiteinanderteilen,istder gemeinsame Rückbezug auf Imagines, die im amerikanischen Kulturraum vor- gebildetsind.DabeierfolgtdieEtablierungeineramerikanischbeeinflusstenPop- kulturunterteilweiseerbittertemWiderstand.Diesererfolgtnichtnurauskultur- konservativen oder dezidiert marxistischen Positionen,8 sondern vor allem im KontexteinerRezeptionder‚KritischenTheorie‘derFrankfurterSchule,9inerster LiniederÜberlegungenHorkheimersundAdornoszur„Kulturindustrie“.Gerade deren Paradigmen sind es, gegen die sich die Popliteratur um 1970 dezidiert in Stellung bringt.10 Bohrers Beobachtung, dass es gerade die „amerikanischen Götter“ gewesen seien, welche denDeutschen den Wegin einesäkulare Gesell- schaft gewiesen haben, trifft an dieser Stelle auf Horkheimers und Adornos Diktum,beiamerikanischerPopkulturhandeleessichumnichtsanderesalseine FormderBarbarei.NichtzufälligwerdendieVertreteramerikanischerBeat-Litera- turals‚heiligeBarbaren‘11tituliert.InfastallenAuseinandersetzungenmitAme- rikatrittdiese‚DialektikderAufklärung‘auf,d.h.diestrukturelleAmbivalenzvon Pop,zwischenFortschrittundRegression,PrimitivitätundReflexion,Archaikund Avantgardeschwankend.Als‚dritteKultur‘passtsiewederinsSchemamarxisti- scher Fortschrittsideologie, noch zu den kulturkonservativen Vorstellungen des deutschen Bildungsbürgertums zwischen Adenauer- und Kohl-Ära. Nicht um- sonstwirddieerstedeutscheAnthologiezurBeatGenerationvoneinemAußen- seiter wie Karl Otto Paetel (1906–1975) herausgegeben, der in der Weimarer Republik dem Nationalbolschewismus nahe stand, mit Ernst Jünger befreundet warundbiszuseinemTod1975indenUSAblieb.Damitstanderweitabseitseines Literaturbetriebs,dervorallemvondenVertreternder„Gruppe47“geprägtwar. DieThemendiesesBandessindsowohlchronologischalsauchkomparatis- tisch angelegt. Sie beginnen unmittelbar nach 1945 mit dem kulturkritischen Amerikabild der Journalistin Margret Boveri, die noch in den Traditionen der WeimarerRepublikunddesNationalsozialismussteht,reichenüberdiefrüheste 8 Vgl. etwa Martin Walser, „Über die neueste Stimmung im Westen“, in: Kursbuch, 20/1970, S. 19–41. 9 Vgl.etwaHansMagnusEnzensberger,„DieAporienderAvantgarde“,in:Ders.:Einzelheiten, Frankfurta.M.1962,S. 290–315,sowieJostHermand,PopInternational.EinekritischeAnalyse, Frankfurta.M.1971. 10 Vgl.etwadiedeutlichenSeitenhiebegegenAdornoundEnzensbergerinRolfDieterBrink- mannsEssayDerFilminWorten,wodiesezitiert,abernamentlichnichterwähntwerden.Siehe auchdenBeitragvonUlrichPlassindiesemBand. 11 DieseBezeichnungfindetsichzuerstimTitelvonLawrenceLiptonsBuchTheHolyBarbarians (New York 1959), das die Beat-Szene der späten 1950er Jahre in Venice Beach, Kalifornien beschreibt.Vgl.auchKarlO. Paetel,„Einleitung“,in:Ders.(Hrsg.),Beat.EineAnthologie,Reinbek 1962,S. 7–21. 4 StefanHöppnerundJörgKreienbrock RezeptionamerikanischerBeatliteraturinden50erund60erJahren(RainerMaria Gerhardt,WalterHöllerer)unddieersteGenerationdeutschsprachigerPoplitera- tur (Rolf Dieter Brinkmann, Hubert Fichte) hin zum Punk (Rainald Goetz, Fehl- farben) der 70er und 80er Jahre. Last but not least werden anhand des Autors TobiasO. MeißnerunddesAstérix-BandesLecielluitombesurlatête/Gallienin Gefahr(2005)sowieFatihAkinsFilmKurzundschmerzlosAusblickeaufdieZeit derJahrtausendwendeeröffnet. Dieproduktive AufnahmeundFortschreibungamerikanischer Vorbilder,so einederThesendiesesBandes,beginntnichterstmitdemannusmirabilis1964, in dem, wie schon erwähnt, zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum der Begriff ‚Popliteratur‘ auftaucht, sondern hat eine Vorgeschichte sowohl in der unmittelbaren Nachkriegszeit als auch in den 50er Jahren. Insofern versucht dieser Band die von Kerstin Gleba und Eckhard Schumacher vertretene Auffas- sung,PopimJahr1964beginnenzulassen,12umeinehistorischeDimensionzu erweitern. Dies gilt auch für Fragen des Genres, insofern verschiedene Beiträge sich nicht nur mit ‚Popliteratur‘ im engeren Sinne, sondern auch mit anderen Diskursen wie Film, Pop Art etc. auseinandersetzen. Pop ist als Verfahrensform zu verstehen, das sich weder inhaltlich noch zeitlich genau fixieren lässt. So spanntsicheineintensive,sowohlpraktischealsauchtheoretischeAuseinander- setzungmitdemFaszinosumunddemVorbildderUS-amerikanischenKultur,die sichweitauskomplexerundgebrochenergestaltet,alseingroßerTeilvonKritik und Forschung es lange Zeit gesehen hat. Gerade diese Reflektiertheit der Pop- literatur13 in der Auseinandersetzung mit der amerikanischen Popkultur ist bis- lang von der Literaturwissenschaft – von wenigen Ausnahmen abgesehen14 – kaumberücksichtigtwordenundsollimFolgendengenauerbeleuchtetwerden. Dabei soll nicht aus den Augen verloren werden, dass es sich bei Pop um ein globales Phänomen handelt, und dass die deutsche Jugend als „Kinder von Sergeant Pepper und Mary Jane“ (so der Titel einer von Uwe Nettelbeck ver- fassten,einflussreichenArtikelserieinderZeit)15sichebensostarkaufbritische Vorbilder bezieht. Das gilt gerade für den Zeitraum zwischen dem ersten Auf- tauchenderBeatlesunddemNewWaveder1980erJahre. 12 Vgl.KerstinGleba/EckhardSchumacher(Hrsg.),Popseit1964,Köln2007.ThomasHecken lässt seine Geschichte des Konzepts Pop im Jahr 1955 beginnen. Vgl. Thomas Hecken, Pop. GeschichteeinesKonzepts1955–2009,Bielefeld2009. 13 ZurtheoretischenBasisderPopliteraturvgl.DiedrichDiederichsen,„Pop–deskriptiv,norma- tiv,emphatisch“,in:MarcelHartgesu.a.(Hrsg.),Pop,Technik,Poesie.DienächsteGeneration, Reinbek1996,S. 36–44. 14 Vgl.AgnesC. Mueller(Hrsg.),GermanPopCulture.How,American‘isit?,AnnArbor,MI2004. 15 UweNettelbeck,„DieKindervonSergeantPepperundMaryJane“,in:DieZeit,01.09.1967.

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