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Die alttürkische Xuanzang-Biographie IX PDF

484 Pages·2012·4.43 MB·German
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Die alttürkische Xuanzang-Biographie IX Nach der Handschrift von Paris, Peking und St. Petersburg sowie nach dem Transkript von Annemarie v. Gabain ediert, übersetzt und kommentiert Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen vorgelegt von Hakan Aydemir aus Erzurum, Türkei Göttingen 2010 Inhaltsverzeichnis I. Vorwort ........................................................................................................................... 1 II Einleitende Bemerkungen ............................................................................................... 2 III Forschungsgeschichte zum Kapitel IX ........................................................................... 4 IV Zu den Fragmenten des IX. Kapitels ............................................................................. 10 IV. 1. Aufbewahrungsorte der Fragmente des IX. Kapitels .......................................... 10 IV. 2. Anzahl und Siglen der Fragmente des IX. Kapitels ............................................. 11 IV. 3. Transliteration und Transkription der Fragmente des IX. Kapitels ..................... 11 V Anmerkungen zu formalen Besonderheiten des IX. Kapitels ........................................ 12 V. 1. Die Beschreibung der Fragmente des IX. Kapitels ............................................... 12 V. 2. Duktus des IX. Kapitels ........................................................................................ 13 V. 3. Orthographie des IX. Kapitels .............................................................................. 13 VI Anmerkungen zu inhaltlichen Besonderheiten des IX. Kapitels ................................... 14 VI. 1. Berichtszeitraum und Umfang des IX. Kapitels .................................................. 14 VI. 2. Briefe des IX. Kapitels .........................................................................................15 VI. 3. Auslassung der Textstellen mit daoistischem Bezug im IX. Kapitel .................. 19 VI. 4. Stil und rhetorische Figuren des IX. Kapitels ...................................................... 20 VII Zur Problematik der chin. Vorlage der atü. Xuanzang-Biographie ............................... 24 VII. 1. Der heutige Forschungsstand ............................................................................. 24 VII. 2. Die chin. Vorlage der atü. Xuanzang-Biographie .............................................. 26 VII. 3. Widersprüchliche Datumangaben in der atü. Übersetzung und in den San-, Gong- und Jia-Versionen ................................................................ 28 VII. 4. Die atü. Übersetzung ist kürzer als der Textus receptus und die San-, Gong-, Jia-Versionen .......................................................................... 29 VIII Zur Problematik des Haupttitels der atü. Xuanzang-Biographie .................................. 31 IX Kurzfassung des Inhalts des IX. Kapitels ...................................................................... 34 X Konkordanz .................................................................................................................... 37 XI Abkürzungen, Siglen und Kurztitel ............................................................................... 42 XII Literaturverzeichnis ....................................................................................................... 45 XIII Editionstechnische Bemerkungen ................................................................................. 55 XIV Transliteration und Transkription ................................................................................. 56 XV Übersetzung ................................................................................................................. 178 XVI Kommentare ................................................................................................................ 218 XVII Der chinesische Text, sc. Textus receptus ................................................................... 468 1 I. Vorwort Die vorliegende Arbeit ist als Dissertation im Fachgebiet Turkologie und Zentralasienkunde an der Philosophischen Fakultät der Georg-August-Universität zu Göttingen (Deutschland) unter der Betreuung von Herrn Prof. Dr. Klaus Röhrborn entstanden, von dem die Idee und Anregung zu dieser Untersuchung stammt. Ihm bin ich an erster Stelle von ganzem Herzen dankbar. An dieser Stelle danke ich auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für ein zweijähriges Stipendium und dem Universitätsbund Göttingen e.V. für die viermonatige finanzielle Unterstützung, die mir gewährt wurde. Ich bedanke mich bei Herrn Prof. Dr. Jens Peter Laut (Göttingen) für seine wertvolle Hinweise und bei Herrn Prof. Dr. Mehmet Ölmez (Istanbul) für die verschiedenen, von ihm selbst hergestellten, PDF-Dateien bezüglich der atü. Xuanzang-Biographie, die die Datensuche innerhalb der atü. Xuanzang-Biographie erheblich erleichtert haben. Dank schulde ich ebenfalls Frau Dr. Siglinde Dietz (Göttingen), die mich als Indologin freundlicherweise bei einigen buddhistisch-terminologischen Problemen beraten hat. Ein besonderer Dank gebührt Irfan Aydemir (Berlin), meinem Bruder, für seine finanzielle Unterstützung über viele Jahre hinweg. Ohne die Unterstützung durch meinen Bruder im Laufe der Jahre hätte ich diese Arbeit nicht zu Ende bringen können. Dank schulde ich Csilla Balogh (Szeged), meiner Frau, für ihre Geduld und Unterstützung und Herrn Stephan Müller (Göttingen) für die sprachliche Korrektur der vorliegenden Arbeit. Dezember 2011 2 II. Einleitende Bemerkungen Die vorliegende kommentierte Übersetzung des IX. Kapitels der atü. Xuanzang- Biographie, die allerdings die atü. Übertragung der chin. Xuanzang-Biographie namens Datang daciensi sanzang fashi zhuan 大唐大慈恩寺三藏法師傳 (‘Biographie des Tripiṭaka- Meisters vom Kloster der Großen Barmherzigkeit der Großen Tang-[Dynastie]’) ist, bildet einen Teil einer kapitelweisen Gesamtübertragung der atü. Xuanzang-Biographie. Die Xuanzang-Biographie besteht aus 10 Kapiteln und enthält das Leben und die Handlungen von Xuanzang 玄奘 (602-664), der zweifellos eine der wichtigsten Persönlich- keiten des chinesischen Buddhismus war.1 Das vorliegende IX. Kapitel umfasst den Zeitraum zwischen März 656 und November 6572 und schildert somit diese Periode des Lebens von Xuanzang sowie in chronologischer Reihenfolge die Geschehnisse von 19 Monaten und den Briefwechsel zwischen Xuanzang und dem Kaiser Gaozong.3 Die Xuanzang-Biographie ist also eine Lebensbeschreibung des berühmten chin. buddhistischen Mönches Xuanzang, der aus religiösem Eifer in den Jahren 627-645 eine Reise von China durch Zentral-Asien und das gesamte Indien und wieder zurück in die Heimat unternahm.4 Seine Lebensbeschreibung wurde von Xuanzangs Schüler und Mitarbeiter Huili 慧立 verfasst und später – 24 Jahre nach dem Tod Xuanzangs – im Jahre 688 von seinem Schüler Yancong 彥悰 unter Benutzung anderer5 zeitgenössischer, kürzerer Xuanzang-Biographien überarbeitet, korrigiert und vollendet6 oder vielleicht – wie Utsunomiya annimt7 – lediglich ediert.8 Als Ergebnis seiner 18jährigen Reise (627-645)9 hat Xuanzang zahlreiche buddhistische Originalschriften nach China gebracht, wo er sich von 1 Die Kapitel I-V der chin. Xuanzang-Biographie beschreiben den Zeitraum bis zu Xuanzangs Rückkehr aus Indien (sc. bis 645) und die Kapitel VI-X decken den Zeitraum 645-664 ab. Zur Beschreibung der bisherigen Text-Editionen und Teilbearbeitungen der chin. Xuanzang-Biographie s. Mayer 1992:203-204 u. Semet 2005:10. Zu kapitelweisen Editionen s. Mayer 1991; Frankenhauser 1995; Mayer 2001; 2 Hierzu s. mehr unten im Abschnitt „VI. 1“. 3 In dieser Hinsicht weicht das IX. Kapitel der atü. Xuanzang-Biographie von dem IX. Kapitel der chin. Xuanzang-Biographie ab, da das IX. Kapitel der chin. Xuanzang-Biographie den Zeitraum zwischen März 656 und März 658 umfasst. Zu dem möglichen Grund dieser Abweichung siehe unten die Abschnitte „VI. 1“ und den Abschnitt VII über die chin. Vorlage des atü. Textes. Zu den Briefen siehe den Abschnitt „Briefe des IX. Kapitels“. 4 Gabain 1935:151. Zur sehr detallierten chronologischen Beschreibung der Reise Xuanzangs und zur Beschreibung seines Lebens s. Mayer 1992:94-118 u. 88-189. 5 Mayer 1992:60. 6 Mayer 1992:49, 60, 173. Zu kürzeren Biographien s. ibid., S. 197, Nr. 3 und Nr. 5. 7 Utsunomiya 1932 (nach Mayer 1992:46-47). 8 Hierzu s. mehr in Mayer 1992:46. Zu den abweichenden Ansichten über die Rolle von Yancong bei der Gestaltung der von Huili angefangenen Xuanzang-Biographie, s. ibid., S. 46-48. Bemerkenswert ist jedoch, dass die chin. Xuanzang-Biographie unter den von Yancong verfassten oder herausgegebenen Werken nicht erwähnt wird (s. ibid., S. 46). 9 Laut Mayer scheint Xuanzang seine Reise im Herbst 627 begonnen zu haben, hierzu s. Mayer 1992:94. 3 seiner Rückkehr im Jahre 645 bis zu seinem Tode der Übersetzung einer großen Zahl von Werken widmete, die er für besonders wichtig erachtete.10 Die von Annemarie von Gabain begonnene Edition11 der atü. Xuanzang-Biographie, deren Handschrift sich heute verstreut in den Sammlungen in Peking, Paris und St. Petersburg befindet,12 ist noch nicht abgeschlossen.13 Seitdem zu Beginn der 30er Jahre die atü. Version der Xuanzang-Biographie durch A. v. Gabain entdeckt und vorgestellt wurde, sind viele kleinere und größere Bearbeitungen des atü. Textes erschienen.14 Die vorliegende Arbeit stellt also auch einen Teil der schon von A. v. Gabain begonnenen Edition dar. Šiŋko Šäli Tutuŋ, der Übersetzer der chinesischen Xuanzang-Biographie hat, an der Wende vom 10. zum 11 Jh. gewirkt. Seine chinesische bzw. uigurische Herkunft,15 wie auch die Abfassungszeit der atü. Xuanzang-Biographie16 sind jedoch umstritten. Die Sprache der atü. Xuanzang-Biographie wird in den Kolophonen der Kapitel III, VII, VIII, IX als türk tili ‘die türkische Sprache’ bezeichnet,17 obwohl der Text selbst ein altuigurischer Text ist. In der vorliegenden Arbeit wird also der Terminus „Alttürkisch“ (sc. atü.) in diesem Sinne benutzt. Die atü. Xuanzang-Biographie ist für die türk. bzw. uig. Sprach- und Kulturgeschichte besonders interessant und wichtig. Sie nimmt aufgrund ihres Umfanges, ihrer sprachlichen Besonderheiten, ihres reichen und vielfältigen Wortschatzes eine Sonderstellung unter den atü. bzw. altuig. Sprachdenkmälern ein. Ihre Bearbeitung ist auch deshalb wichtig, weil sie auf diese Weise als eine philologisch-linguistisch gesicherte Basis für die türk. bzw. uig. Lexikologie, Sprach-, Kultur- und Religionsgeschichte, für die Erforschung der atü.-chin. bzw. altuig.-chin. Sprach- und Kulturkontakte sowie im allgemeinen für die 10 Kudara / Zieme 1984:136. 11 Gabain 1935:151-180, Gabain 1938:371-415. 12 Hierzu s. den Abschnitt IV. 1. 13 Die Fundumstände und Beschreibung der großen Handschrift s. Ölmez / Röhrborn 2001:1-6. 14 Zu einer Übersicht über die bisher edierten Teile und Teilbearbeitungen des atü. Textes, s. Semet 2005:1-7. Zu einer kurzen chronologischen Darstellung dieser Arbeiten, s. Kasai 2008a:146, Anm. 452. 15 Zu dieser Problematik und zur Namensform Šiŋko Šäli Tutuŋ, s. Zieme 1976:767-775, Hamilton 1984:425- 437, Röhrborn 1998:255-260; vgl. Röhrborn 1996:5, Barat 1990:155-166. 16 Zum Überblick der verschiedenen Meinungen über die Entstehungszeit der atü. Übersetzung, s. Semet 2005:9. Barat (s. Barat 2000, S. xiii-xiv) und Hamilton datieren sie in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts. Hamilton bemerkt: „The Uygur translation by Šïŋqo Šäli Tutung of this seventh-century Chinese classic dates from about the second half of the tenth century“ (Hamilton 2002:594). Hamilton scheint Barats Datierung in Bezug auf die Entstehungszeit der atü. Übersetzung akzeptiert zu haben. Aufgrung der Untersuchung von Barat halte ich auch für sehr wahrscheinlich, dass die atü. Version der Xuanzang-Biographie am Ende des 10. Jahrhunderts entstanden ist. Diese Problematik bedürfte jedoch weitere Untersuchungen. 17 Hierzu vgl. Gabain 1935:151. 4 Sprachkontaktforschungen dienen kann.18 Besonders in Bezug auf den Wortschatz bietet sie in mehrfacher Hinsicht viel Neues und Wertvolles. Die Edition der atü. Version ist jedoch auch für die Buddhismuskunde ein Desideratum, wie es schon von Kudara und Zieme sowie Mayer und Röhrborn betont wurde.19 III. Forschungsgeschichte zum Kapitel IX20 Hier sei als erstes und als eine Vorarbeit die Transkription der Pekinger und Pariser Fragmente erwähnt, die Annemarie von Gabain Anfang der 30er Jahre angefertigt hat.21 Viele Ergänzungen von beschädigten Textpassagen, von Lacunen in den oberen und unteren Bereichen oder an den Rändern der Fragmente, von fehlenden oder nur halb erhaltenen Buchstaben sind in der vorliegenden Arbeit nach dieser Transkription von A. v. Gabain erfolgt. Diese Transkription ist nämlich viel vollständiger als die Faksimiles der Pekinger und Pariser Fragmente des IX. Kapitels, da viele Textstellen in diesen Fragmenten später, zur Zeit der Anfertigung der Faksimiles, schon beschädigt oder verloren gegangen waren. Im Kommentar werden diese Textstellen mit der Sigle „Gab.“ zitiert. Die ersten Bemerkungen zum Kapitel IX hat Tezcan gemacht. Während seiner Bearbeitung der Faksimile-Edition des X. Kapitels hat Tezcan unter den Fragmenten des X. Kapitels auch die Übersetzer- und Spenderkolophone des IX. Kapitels identifiziert. Er hat sie übersetzt, kommentiert und am Anfang seiner Bearbeitung des X. Kapitels veröffentlicht.22 Die ertsen drei Zeilen des Übersetzerkolophons (sc. [ymä kutlug ulug t(a)vgač elintä üč agılık nom ötgürmiš küilip taiši ödig alıp]), die nicht erhalten waren, wurden von Tezcan ergänzt (hierzu s. unten Komm. 2187-2189). Meiner Meinung nach ist jedoch die Lesung von Tezcan in seiner Bearbeitung in einem Fall zu korrigieren (s. Komm. 2191 ulug) und in einem anderen Fall zu präzisieren (s. Komm. 2209 tüšintä). 18 Sichere Aussagen zur türkischen Sprachgeschichte können nämlich erst dann möglich sein, wenn die Edition der zuverlässig bearbeiteten großen alttürkischen Texte abgeschlossen ist, wie es auch Röhrborn betont (s. Röhrborn 1991:1) 19 Kudara / Zieme 1984:136, Mayer / Röhrborn 1986:100-101. 20 Ich beschränke mich hier nur auf die Forschungsgeschichte des IX. Kapitels und vermeide eine Wiederholung der Beschreibungen der bisherigen Forschungen bezüglich der anderen Kapitel der atü. Xuanzang-Biographie, weil die Forschungsgeschichte anderer Kapitel dieses atü. Textes sowohl in vorherigen, als auch in den jüngst erschienen Studien schon detalliert vorgestellt und beschrieben worden sind. Zu einer chronologischen Übersicht über die bisher edierten Teile und Teilbearbeitungen des atü. Textes, s. Semet 2005:1-7; Kasai 2008a:146, Anm. 452. 21 Die Pariser Blätter hat A. v. Gabain im Jahre 1933 im Laufe von 6 Wochen kopiert, hierzu s. Ölmez / Röhrborn 2001:7. 22 Tezcan 1975:10-12. Zum Übersetzerkolophon s. unten Z. 2187-2203. Zum Spenderkolophon s. Z. 2204- 2211. Ziemes Besprechung über die Arbeit Tezcans wird hier nicht vorgestellt, weil er in seiner Besprechung bezüglich dieser beiden Kolophonen des IX. Kapitels keine Bemerkungen macht (s. Zieme 1976:257-260). 5 Mayer und Röhrborn haben in ihrem Aufsatz die atü. Xuanzang-Biographie mit der chin. Vorlage kapitelweise verglichen und dabei festgestellt, welche Passage der chin. Vorlage und in welchem Maße im IX. Kapitel des atü. Textes erhalten sind.23 Im weiteren geben Mayer und Röhrborn einen kurzen Überblick über die im Atü. vorliegenden Textteile. Sie stützen sich dabei auf die von A. v. Gabain vorgenommenen Identifizierungen der atü. Fragmente,24 sc.: „Vom Kapitel IX sind die ersten 5 Blätter ziemlich vollständig erhalten, die dem chin. Text von S. 267c14 bis S. 268b7 der Taishō-Ausgabe entsprechen. Auch die folgenden Blätter sind vorhanden, haben aber größeren Textverlust. Mit dem Verlust von ganzen Blättern ist nur in der Mitte des Kapitels zu rechnen, in dem Textteil, der den Zeilen 271b1-272c7 der Taishō-Ausgabe entspricht. Auch der Text, den die Vorlage von S. 274b1 bis gegen Ende des Kapitels hat, muß im Atü. als verloren gelten. Nur ein Bruchstück des letzten Blattes (mit dem Kolophon) hat sich gefunden.“25 Diese Beschreibung gilt im Ganzen auch für heute. Nur in dem Punkt ist sie zu präzisieren, dass sich im atü. Text nicht ab Seite 274b01, sondern ab Seite 274b06 im Textus receptus keine Entsprechung befindet.26 Röhrborn hat sich auch später in zwei Studien und in seinem „Uigurischen Wörterbuch“ unter anderen auch mit dem IX. Kapitel der atü. Xuanzang-Biographie befasst und kleinere Passagen, mehrere einzelne Sätze und Syntagmen aus dem IX. Kapitel bearbeitet. Im Kommentar zitiere ich diese Textstellen im Uigurischen Wörterbuch mit dem Siegel „UW“. In einem Aufsatz prüft Röhrborn im Zusammenhang mit dem Prolog27 zum IX. Kapitel ausführlich die Übersetzungstechnik von Šiŋko Šäli, des Übersetzers der chin. Xuanzang-Biographie und dabei stellt unter anderem fest, dass „er nicht nur einzelne Zeichen oder Zeichengruppen, sondern ganze Konstruktionen nicht richtig erkannt hat.“28 In einem anderen Aufsatz hat Röhrborn Textverkürzungen und die Passagen im atü. Text geprüft, die „deutlich vom Sinn der Vorlage abweichen.“29 In diesem Zusammenhang hat Röhrborn auch einige Textstellen aus dem IX. Kapitel für seine Prüfung herangezogen, wo der atü. Übersetzer einige Textstellen wegen der Auseinandersetzung zwischen Daoisten und Buddhisten vom Sinn der Vorlage abweichend übersetzt hat. Er hat dabei festgestellt, dass der Erlass aus dem Jahre 637 n. Chr., wonach „bei öffentlichen Anlässen Laozi vor Buddha 23 Mayer / Röhrborn 1986:113-114. 24 Hierzu s. Mayer / Röhrborn 1986:115, Anm. 25. 25 Mayer / Röhrborn 1986:115. 26 Hierzu vgl. Komm. 2179-2181. 27 Sc. „Wenn man aber dem Wunsch der Leute folgen will, dann bleiben [nur] knappe Definitionen übrig und auch die Definition, des Dharma der Wesenheit‘ wäre unvollständig. Um nicht mit der Sünde befleckt zu werden, dass [die Definition] unvollständig sein könnte, haben wir sie (sc. die Vorlage) vorlagetreu und vollständig übersetzt. [Ihr] Laienanhänger (skr. upāsaka) und Laienanhängerinnen (skr. upāsikā), hört es mit unverdrossenem und lauterem Herz“. Hierzu siehe man unten die Zeilen 33-43 in der Transkription. 28 Röhrborn 1990:67, 73. 29 Röhrborn 1997:552. 6 genannt werden sollte“ und alles, was damit zusammenhängt, in der Vorlage insgesamt 72 Schriftzeichen, in der alttürkischen Übersetzung mit keiner Silbe erwähnt wird.30 Ferner stellt er fest, dass in Bezug auf einen späteren Erlass aus dem Jahre 655 n. Chr. der atü. Übersetzer sogar die Antwort des Kaisers auf die Petition Xuanzangs in der Vorlage „verfälscht“ hat.31 Diese und eine ähnliche Textstelle erläutere ich kurz unten im Abschnitt (VI. 3.) „Auslassung der Textstellen mit daoistischem Bezug im IX. Kapitel“. Tuguševa veröffentlichte im Jahre 1991 in ihrem Buch mehrere Fragmente der Kapitel V, VI, VIII und X der atü. Xuanzang-Biographie.32 Von den Fragmenten, die Tuguševa dem X. Kapitel zugeordnet hat, gehören jedoch 6 Fragmente33 – wie schon Barat richtig festgestellt hat (s. unten) – in Wahrheit zum IX. Kapitel. Die problematischen Punkte in der Bearbeitung von Tuguševa behandele ich unter dem entsprechenden Kommentar mit der Sigle „Tug.“. Barat hat als erster das IX. Kapitel der atü. Xuanzang-Biographie komplett bearbeitet bzw. übersetzt und kommentiert.34 Seine Edition stellt jedoch nicht nur die Fragmente des IX. Kapitels, sondern auch die Fragmente des X. Kapitels dar. Er hat die Fragmente der Kapitel IX und X, die sich in den Sammlungen in Paris, Peking und St. Petersburg befinden, in die richtige Reihenfolge gebracht. Es ist eine wichtige Leistung von Barat, dass er – unter anderem – 6 Bruchstücke aus der Sammlung St. Petersburg, die Tuguševa in ihrem Buch fälschlich dem X. Kapitel zugeordnet hat,35 korrekt als Teile des IX. Kapitels identifiziert hat. Andererseits scheint Barat jedoch einige Studien vor seiner Edition nicht berücksichtigt zu haben. (1) In seiner Einleitung gibt er nämlich das Abreise-Datum Xuanzangs nach Indien als 629 n. Chr. an.36 Das ist die allgemein verbreitete Ansicht. Aufgrund der Forschungen von Liang Qichao und A. L. Mayer sieht es jedoch wahrscheinlicher aus, dass Xuanzang seine Reise „im Herbst 627“ begonnen hat (sc. 627-645).37 (2) In Bezug auf den Verkäufer der Pariser Handschriften geht Barat von einer ganz unsicheren Information aus, und nimmt an, dass diese Person „Burhan Şähidi“ hieß,38 obwohl es in der Literatur schon lange bekannt war, dass die betreffende Person ein gewisser Medizinstudent namens „Fehmi“39 bzw. „Fehmi 30 Röhrborn 1997:553. 31 Röhrborn 1997:554. 32 Tuguševa 1991. 33 Mit den Siglen X 7, X 8, X 9, X 10, X 11, X 12 (s. Tuguševa 1991:573-578), vgl. Barat 2000, S. x. Diese 6 Fragmente sind die oberen Hälfte der pekingischen Fragmente und entsprechen in unserem Text den Zeilen 379-393 (= X 7), 406-420 (= X 8), 271-285 (= X 9), 298-312 (= X 10), 325-339 (= X 11), 352-366 (= X 12). 34 Vgl. Barat 2000. 35 Vgl. Tuguševa 1991:573-578, 163-163; vgl. Barat 2000, S. x. 36 Barat 2000, S. i. 37 Hierzu s. Mayer 1992:94 und Anm. 338. 38 Barat 2000, S. iv. 39 Temir / Kudara / Röhrborn 1984:13, Anm. 2. 7 Murad“40 war.41 (3) Es ist eine sehr häufige Erscheinung in der Edition Barats, dass er in einem Syntagma ein Wort oder einige Wörter unzutreffend analysiert und dabei daran denkt, dass es sich um ein bisher nicht belegtes atü. Wort bzw. um ein hapax legomenon handelt. Solche Fälle gibt es in der Edition Barats leider relativ häufig. Er übersetzt z. B. das Adverb aglatı ‘besonders’ (Z. 774) als ‘In Weißem Stil hat [Seine Majestät] geschrieben: ...’, wobei er das Wort aglatı aus einem bisher nicht belegten Wort *akla- ‘to write’ (sc. „in the White style“) herleitet, da er daran denkt, dass der atü. Übersetzer das chin. Zeichen bai 白 ‘weiß’ im Terminus fei bai 飛白42 als *akla- (sc. ak ‘weiß’ + denominales Verbsuffix +lA-) interpretiert hat.43 Das ist jedoch unzutreffend. (4) Einer der wichtigsten Fehler in seiner Edition ist jedoch, dass Barat unter dem Einfluss der Datierung des chin. Textes in einer Textstelle im atü. Text fälschlich i[kinti] ‘zweiter’ statt üčünč ‘dritter’ liest,44 obwohl in der betreffenden Zeile das Schriftbild die Lesung i[kinti] nicht erlaubt. Diese äußerst wichtige Frage, die eigentlich die zentrale Frage des IX. Kapitels darstellt, betrifft jedoch nicht nur das vorliegende IX. Kapitel, sondern auch die ganze atü. Xuanzang-Biographie und sogar auch ihre chin. Vorlage. Diese Frage erläutere ich unten ausführlich im Abschnitt über die chin. Vorlage. (5) An vielen schwierigen oder nicht schwierigen Stellen orientiert sich Barat meistens an der englischen Übersetzung von Li Rongxi.45 In solchen Fällen ist die Übersetzung von Barat natürlich keine Wiedergabe des atü. Textes. Es gibt außerdem zahlreiche Mangelhaftigkeiten und andere Probleme methodologischer, philologischer, linguistischer bzw. lexikologischer Art in seiner Edition.46 Diese Probleme werden jedoch in den betreffenden Kommentaren ausführlich diskutiert. Barats Lesungen werden im Kommentar mit der Sigle „Bar.“ zitiert. Deeg hat in seiner Besprechung der Edition Barats unter anderem einen gewissen Punkt mit Recht kritisiert.47 Barat behauptet nämlich: „According to the Uygur text, there are many obvious mistakes in today’s Chinese copies which need to be revised.“48 Er bringt jedoch – wie auch Deeg festgestellt hat – keinen Beleg um diese seine Äußerung zu unterstützen. 40 Hamilton 1996:492b. 41 Zu dieser Person und zu den Fundumständen der großen Handschrift der atü. Xuanzang-Biogaphie s. mehr in Ölmez / Röhrborn 2001:1-5, Hamilton 2002:595, Semet 2004:313-323, Semet 2005:1-4. 42 „Characters written as it were with insufficent ink, so as to show white spots in them“ (G. 3483). 43 Hierzu s. mehr unter Komm. 774 aglaṭı. 44 Vgl. Barat 2000:2, Z. 12. 45 Zur Übersetzung von Li Rongxi siehe im Literaturverzeichnis, Li 2005. 46 Die Hauptursache dieser Mangelhaftigkeiten und Probleme sehe ich jedoch in erster Linie darin, dass Barat als ein fruchtbringender Same auf einen unfruchtbaren Boden für die uigurischen Studien gefallen ist. 47 Deeg 2001:241. 48 Barat 2000, S. iii. 8 Hamilton hat in seiner Besprechung über die Edition Barats viele Fehler und unvollständige Lesungen dargestellt.49 Er korrigiert eine Reihe Lesefehler und Ergänzungen von Barat und kritisiert mit Recht, dass Barat – wie ich oben erwähnt habe – unter dem Einfluss der Datierung des chin. Textes eine Textstelle im atü. Text unzutreffend i[kinti] ‘zweiter’ statt üčünč ‘dritter’ liest.50 Hamilton hat zwar Barats Lesung richtig zu üčünč korrigiert, er hat jedoch interessanterweise das Paradoxon und die Bedeutung dieser Textstelle für die gesamte atü. Xuanzang-Biographie nicht erkannt.51 Alle Bemerkungen von Hamilton bezüglich des IX. Kapitels sind hier in den betreffenden Kommentaren einbezogen. Semet hat in seiner Arbeit, in der er die uigurische und chinesische Lexik der Xuanzang-Biographie verglichen hat,52 wichtige Bemerkunken bezüglich der chin. Vorlage der atü. Xuanzang-Biographie gemacht. Als Ergebnis seiner Untersuchung stellt er richtig fest, dass keine der uns bekannten chin. Versionen die direkte Vorlage für die atü. Übersetzung gewesen war.53 Diese Frage behandele ich ausführlich weiter unten anhand neuer bzw. bisher unbemerkt gebliebener Fakten.54 Was uns aber in dieser erfolgreichen Untersuchung von Semet besonders betrifft, ist, dass er zur Unterstützung seiner eigentlich richtigen Thesen unter anderem eine Passage aus dem IX. Kapitel der atü. Übersetzung bringt,55 und dabei eine Textstelle unter dem Einfluss des chin. Textes (sc. er nian 二年 ‘[im] zweiten Jahr’)56 – ähnlich wie Barat – unzutreffend „ikinči yıl“ (sic) (sc. ‘im zweiten Jahr’) liest,57 obwohl im atü. Text an dieser Textstelle üčünč yıl ‘im dritten Jahr’ steht.58 Semet scheint in diesem wichtigen Punkt die einschlägigen Bemerkungen von Hamilton,59 die ich oben erwähnt habe, nicht berücksichtigt zu haben. Als Folge davon sind ihm deshalb das Paradoxon und die Bedeutung dieser Textstelle, wie auch für Barat und Hamilton, verborgen geblieben. Wie ich jedoch schon oben betont habe, bildet diese Textstelle eine der zentralen Fragen in den Xuanzang-Forschungen. Die richtige Erschließung dieser Frage führt uns nämlich zu neuen Erkenntnissen bezüglich der chin. Vorlage der atü. Übersetzung und der chin. Versionen der Xuanzang-Biographie. 49 Hamilton 2002:594-597. 50 Hamilton 2002:595. 51 Diese Frage erläutere ich unten im Abschnitt VII über die chin. Vorlage. ausführlich. 52 Semet 2005. 53 Dafür bringt Semet vier Beispiele, s. Semet 2005:14. 54 Hierzu s. unten den Abschnitt VII über die chin. Vorlage. 55 Semet liest diese Passage folgenderweise: „ikinči yıl bir y(e)girminč ay samtso ačari tapsız bolup, han [tapsızın] ayıtgalı ıdıp, ayıtmıš ugrınta sävinč ötüg ıdmak üzä“ (s. Semet 2005:13; hierzu vgl. im Abschnitt VII „Die chin. Vorlage der atü. Xuanzang-Biographie“. Diese Passage vergleiche man unten, Zeile 12.-16 und ihre Übersetzung im Abschnitt „Übersetzung“, Zeile 12.-16. 56 Vgl. T. 267c21, Anm. 45. 57 Semet 2005:13. 58 Kurze Darstellung dieser Frage siehe unter Komm. 12-16. 59 Vgl. Hamilton 2002:595.

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