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Die allgemeinen Prinzipien der Wellenmechanik: Neu herausgegeben und mit historischen Anmerkungen versehen von Norbert Straumann PDF

249 Pages·1990·11.731 MB·German
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Wolfgang Pauli Die allgemeinen Prinzipien derVVellenrnechanik Neu herausgegeben und mit historischen Anmerkungen versehen von Norbert Straumann Springer-Verlag Berlin Heidelberg NewY ork London Paris Tokyo Hong Kong Barcelona 1990 Professor Dr. N. STRAUMANN Institut fur Theoretische Physik Universitat Zurich SchOnberggasse 9 CH-8001 Zurich ISBN -13: 978-3-540-51949-2 CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Pauli, Wolfgang: Die allgemeinen Prinzipien der Wellenmechanik / W. Pauli. Neu hrsg. u. mit histor. Anm. verso von N. Straumann. - Berlin; Heidelberg; New York; London; Paris; Tokyo; Hong Kong: Springer, 1990 ISBN-13:978-3-540-51949-2 e-ISBN-13:978-3-642-62187-9 DOl: 10.1007/978-3-642-62187-9 NE: Straumann, Norbert [Hrsg.] Dieses Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der "Obersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfaltigung auf anderen Wegen und der Spei cherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbe halten. Eine Vervielfaltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der BundesrepubJik Deutschland Yom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulassig. Sie ist grundsatz lich vergiitungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheber rech tsgesetzes. @ Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1990 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. SoIIte in diesem Werk direkt oder indirekt auf Gesetze, Vorschriften oder Richtlinien (z. B. DIN, VDI, VDE) Bezug genommen oder aus ihnen zitiert worden sein, so kann der Verlag keine Gewahr fiir Richtigkeit, VoIIstandigkeit oder 1\ktualitat iibernehmen. Es empfiehlt sich, gegebenenfaIIs fiir die eigenen Arbeiten die voIIstandigen Vorschriften oder Richtlinien in der jeweils giiltigen Fassung hinzuziehen. Satz: Maxim Gorki, Altenburg, DDR; Druck: Mercedes, Berlin; Bindearbeiten: Liideritz & Bauer, Berlin 2155/3020-543210 - Gedruckt auf saurefreiem Papier Vorwort des Herausgebers Mit seinem beriihmten Enzyklopadieartikel tiber Relativitatstheorie hat PAULI bereits als 19jahriger seine einmaligen Fahigkeiten flir tibersichtliche, systematische Darstellungen unter Beweis gestellt. Auch sein Handbuch artikel "Die allgemeinen Prinzipien der Wellenmechanik" tibertraf flir Jahr zehnte alle anderen Darstellungen an Tiefe und Griindlichkeit. Nach wie vor nimmt dieser Dbersichtsartikel unter den vielen Btichern tiber den gleichen Gegenstand eine Sonderstellung ein. Dieser Klassiker eines groBen Meisters der theoretischen Physik muB jedem Studierenden, der sich ernsthaft mit den Grundlagen der Quantentheorie auseinandersetzen will, warmstens empfohlen werden. PAULIS "Neues Testament" erschien erstmals im Jahre 1933 in der 2. Auf lage des Handbuchs der Physik von GEIGER und SCHEEL. Zu diesem Zeitpunkt waren die physikalischen und mathematischen Grundlagen der nichtrelativi stischen Quantenmechanik weitgehend geklart. In Teil A des Handbucharti kels gibt PAULI eine konzentrierte Darstellung dieser Theorie, welche - wie nur wenige wissenschaftliche Texte - die Zeiten tiberdauert hat. Historisch interessierte Leser finden hier auch alle wichtigen Hinweise auf die Original arbeiten der Griinderjahre. In Teil B behandelt PAULI die damals bekannten Bruchstticke einer rela tivistischen Quantentheorie, namlich die relativistische Theorie des Einkorper problems und die DIRAcsche Strahlungstheorie. Hier zeigt sich ganz besonders PAULIS Kritikfahigkeit und sein tiefer physikalischer Blick. Es ist ein gltick licher Umstand, daB diese Abschnitte noch kurz vor der Entdeckung des Posi trons geschrieben wurden, sonst ware uns PAULIS Kritik der relativistischen Einteilchentheorie und der DIRACSCHEN Lochertheorie nicht so deutlich erhal ten geblieben. Schon zum Zeitpunkt des Erscheinens des Handbuchartikels hatte er z. B. die folgende bemerkenswerte Passage abandern mtissen: "Neuerdings versuchte DIRAC deshalb den bereits von OPPENHEIMER diskutierten Ausweg, die Locher mit Antielektronen, Teilchen der Ladung +e und der Elektro nenmasse, zu identifizieren. Ebenso miil3te es dann neben den Protonen noch Antiprotonen geben. Das tatsachliche Fehlen solcher Teilchen wird dann auf einen speziellen Anfangszustand zuriickgefiihrt, bei dem eben nur die eine Teilchensorte vorhanden ist. Dies erscheint schon deshalb unbefriedigend, weil die Naturgesetze in dieser Theorie in bezug auf Elektronen und Antielektronen exakt symmetrisch sind. Sodann miil3ten jedoch (urn die Erhaltungssatze von Energie und Impuls zu befriedigen, mindestens zwei) y-Strahl-Photonen sich von selbst in ein Elektron und ein Antielektron umsetzen konnen. Wir glauben also nicht, dal3 dieser Ausweg ernstlich in Betracht gezogen werden kann." In der zweiten Ausgabe von 1958 wurden die letzten 30 Seiten weggelassen, da inzwischen die Quantenelektrodynamik sehr viel weiter entwickelt worden v Vorwort des Herausgebers war. Diese und andere weggelassene Teile sind aber historisch auBerordentlich aufschluBreich und wurden deshalb in der vorliegenden Ausgabe als Anhange wieder aufgenommen. In dieser sind ferner vom Herausgeber in einer Reihe von Anmerkungen kurze Erl1i.uterungen, Erganzungen und Hinweise auf spatere Entwicklungen hinzugefugt worden Der Band wird durch ein Kurzportrait von WOLFGANG PAULI eroffnet, welches ich vor aHem fur die jungere Generation geschrieben habe, die PAULI nicht mehr personlich erlebt hat Bei dessen Abfassung waren Hinweise und kritische Bemerkungen ehemaliger Mitarbeiter und Freunde von PAULI sehr wertvoH Fur Unterstutzung und Kritik danke ich vor aHem MARKUS FIERZ, RES J OST, VALENTIN TELEGDI und VIKTOR WEISSKOPF Dem Springer-Verlag, ganz besonders Herrn BEIGLBOCK, danke ich fUr die erfreuliche Zusammenarbeit, welche diese fur Studenten erschwingliche Neuerscheinung von PAULIS Meisterwerk ermoglicht hat. Zurich, im Oktober 1989 Norbert Straumann VI Inhaltsverzeichnis WOLFGANG PAULI: Ein Kurzportrait. Von N. STRAUMANN . . . . . .. 1 Die allgemeinen Prinzipien der Wellenmechanik. Von WOLFGANG PAVLI, Nachdruck aus Handbuch der Physik, Band V, 1 "Prinzipien der Quantentheorie I" (Hrsg. S. FLii"GGE) Springer-Verlag 1958 . 25 A. Unrelativistische Theorie . . . . . . . 25 B. Relativistische Einkorperproblem. . . . 161 a) DIRACS Wellengleichung des Elektrons 161 b) Naherungen und Grenzen der DIRAcschen Theorie 184 Anhange. Ausztige aus W. PAULIS "Die allgemeinen Prinzipien der Wellenmechanik", Handbuch der Physik, Band XXIV, 1, (Hrsg. H. GEIGER und K. SCHEEL)". Auflage, Springer-Verlag, 1933 . 193 Anhang I. Prinzipielles tiber den gegenwartigen Stand der relativist is chen Quantenmechanik 193 Anhang II. Erganzungen zu Ziff. 24 195 Anhang III. Quantenelektrodynamik 199 Anmerkungen und Erganzungen des Herausgebers 230 Literaturerganzungen . 236 Errata . . . . 238 Sachverzeichnis 239 VII WOLFGANG PAULI: Ein Kurzportrait. Von N. STRAUMANN, Zurich. Einleitung AnHiBlich der Trauerfeier fUr WOLFGANG PAULI am 20. Dezember 1958 im Fraumunster zu Zurich driickte VICTOR F. WEISSKOPF mit den folgenden Worten aus, was PAULI fur die Physiker der ganzen Welt bedeutet hatl : "PAULI hatte eine spezielle Art Wissenschaft zu treiben. Er hat einen eigenen Stil des Denkens und des Forschens geschaffen, der uns alle in der Physik der ganzen Welt tief beeinfluBt und geleitet hat. Dieser Stil betonte das Wesentliche und das Symmetrische der Naturgesetze, gefaBt in mathemati sche Formeln, ohne viele Worte und Gerede. Seine Art, sein Denken und sein Wesen schwebte jedem von uns vor als etwas Ideales, Klares und Reines. Wie oft fragen wir uns, wenn wir unsere Arbeit betrachten 'Was wiirde PAULI dazu sagen?' Wie oft denken wir 'Das wiirde PAULI nicht akzeptieren'." PAULI wurde oft, z. B. von NIELS BOHR, "das lebende Gewissen der theoreti schen Physik" genannt.2 Seine Ausstrahlung auf die Physiker seiner Zeit hat PAUL EHRENFEST anHiBlich der Verleihung der Lorentzmedaille an PAULI im Jahre 1931 so zusammengefaBt3: "Aber vielleicht noch von viel groBerem Gewicht als seine Publikationen sind die unzahligen, unverfolgbaren Beitrage, die er zur Entwicklung der neueren Physik durch miindliche Diskussionen oder Briefe geliefert hat. Die enorme Scharfe seiner Kritik, seine auBerordentliche Klarheit und vor allem die riicksichtslose Ehrlichkeit, mit der er stets den Nachdruck auf die unge losten Schwierigkeiten legt, bewirkt, daB es als unschatzbare Triebkraft innerhalb der neueren theoretischen Forschung gelten muB." 1 W. PAULI, Aufsiitze und Vortriige uber Physik und Erkenntnistheorie. Vieweg, Braunschweig 1961. Die Trauerrede von WEISSKOPF eroffnet diesen Band. Eine Neuauflage mit einleitenden Bemerkungen von K. v. MEYENN erschien als Band 15 der Facetten der Physik, hrsg. von R. U. SEXL, unterdem Titel Physik und Erkennt nistheorie. Vieweg, Braunschweig 1984. 2 Siehe das Vorwort von R. KRONIG und V. F. WEISSKOPF in: Collected Scien tific Papers by Wolfgang Pauli. Herausgegeben von R. KRONIG und V. F. WEISS KOPF. 2 Bande. Wiley, New York 1964. 3 P. EHRENFEST. Ansprache zur Verleihung der Lorentzmedaille an Professor WOLFGANG PAULI am 31. Oktober 1931. Vers!. Akad. Amsterdam 40, 121-126 (1931). 1 Wolfgang Pauli: Ein Kurzportrait Einen lebendigen Eindruck von PAULIS EinfluB auf die Physiker seiner Zeit und seine unerhOrt kritische Fahigkeit gibt det nie abreiBende Briefstrom4, bei dessen Lektiire man immer wieder den Atem anhalt. PAULIS Kritik war gesucht, gefiirchtet und oft beiBend, wie die folgende etwas erschreckende Kostprobe aus einem Brief an EINSTEIN ausdemJahre 1929 zeigt, der gleich zeitig auch den stattgefundenen Generationswechsel iiberdeutlich macht6: nEs bleibt den [Kritik ubenden PhysikernJ nur ubrig, Ihnen dazu zu gratu lieren (oder solI ich lieber sagen: zu kondolieren?), daB Sie zu den reinen Mathematikern ubergegangen sind. Ich bin auch nicht so naiv als daB ich glauben wurde, Sie wurden auf Grund irgend einer Kritik durch Andere Ihre Meinung andern. Aber ich wurde jede Wette mit Ihnen eingehen, daB Sie spatestens nach einem ]ahr den ganzen Fernparallelismus aufgegeben haben werden, so wie Sie fruher die Affintheorie aufgegeben haben. Und ich will Sie nicht durch Fortsetzung dieses Briefes noch weiter zum Widerspruch reizen, um das Herannahen dieses naturlichen Endes der Fernparallelismus theorie nicht zu verzogern." April 1929, Fahre von Warnemunde: PAULI und EHRENFEST auf dem Wege nach Kopenhagen. Aufnahme: SAM GOUDSMIT, aus: Sources in the History of Mathe matics and Physical Sciences, Vol. 2 4 WOLFGANG PAULI. Wissenschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisen·· berg u. a.B and I: 1919-1929. Herausgegeben vonA. HERMANN, K. V. MEYENN und V. F. WEISSKOPF. Springer, New,York/Heidelberg/Berlin 1979. - Band II: 1930 bis 1939. Herausgegeben von K. v. MEYENN, unterMitwirkung von A. HERMANN und V. F. WElSSKOPF. Springer, Berlin/Heidelberg/New York/Tokyo 1985. (Band III: 1940-1949 und Band IV: 1950-1958 in Vorbereitung.) 5 PAULI an EINSTEIN, Brief [239J vom 19. Dezember 1929, in Ref. [4J, Band I, S.526. 2 Werdegang Werdegang PAULI wurde im selben J ahr geboren in dem PLANCK das Wirkungsquantum als groOte Neuheit seit NEWTON in die Physik einfiihrle. Seinen Werdegang hat er - vermutlich im Herbst 1927, als er fiir die Ziircher Professur vorge schlagen wurde - mit bescheidener Zuriickhaltung so beschrieben6: "Ich bin am 25. April 1900 in Wien als Sohn des Universitatsprofessors und Arztes Dr. WOLFGANG PAULI geboren. Nachdem ich dort 1918 das humanisti sche Gymnasium absolviert hatte, studierte ich 6 Semester an der Universi tat Mlinchen. Hier war mein Lehrer in theoretischer Physik Professor A. SOMMERFELD, und die Anregungen, die ich von ihm und seinem Schiilerkreis (dem auch mein jetziger Chef, Professor W. LENZ, angehorte) empfing, waren flir meine wissenschaftliche Ausbildung entscheidend. Zunachst war ich mit Fragen der Relativitatstheorie beschaftigt, woriiber ich einige klei nere Noten publizierte, vor allem aber im Auftrage SOMMERFELDS einen zu sammenfassenden Artikel flir die mathematische Encyklopadie verfaBte. Bald wandte ich mich aber Fragen der Quanten- und Atomphysik zu, wel ches Gebiet bis heute mein Arbeitsfeld geblieben ist. Es entstanden damals zwei Arbeiten, die speziell sich mit Fragen des Atommagnetismus beschaf tigen. 1m Juni 1921 promovierte ich in Mlinchen mit einer Dissertation, die ein spezielles Molekiilmodell zum Gegenstand hatte, das beim heutigen Stand der Physik allerdings als liberholt gelten muB. 1m darauffolgenden Wintersemester 1921/22 war ich Assistent bei Pro fessor BORN in Gottingen. Es entstand damals eine gemeinsame Arbeit von Professor BORN und mir, deren Ziel es war, die Methoden der astronomischen Storungsrechnung flir die Atomphysik in systematischer Weise nutzbar zu machen. N achdem ich im Sommersemester 1922 Assistent bei Professor LENZ in Hamburg gewesen war, ging ich flir ein J ahr zu Professor NIELS BOHR nach Kopenhagen. Hier hatte ich Gelegenheit, die besonderen wissenschaftlichen Methoden dieses berlihmten Forschers kennenzulernen und ihm zu meiner Freude auch personlich naher treten zu konnen. Meine Arbeiten aus dieser Zeit in Kopenhagen betrafen hauptsachlich die Folgerungen, die man aus dem sogenannten anomalen ZEEMAN-Effekt (Einwirkung von Magnetfeldern auf Spektrallinien) flir den Atombau ziehen kann. 1m Herbst 1923 kehrte ich wieder nach Hamburg zuriick, wo ich bis heute tatig bin und eine Assistentenstelle bei Professor W. LENZ innehabe. Anfang 1924 habilitierte ich mich hier mit einer Arbeit, die eine Verallgemei nerung der von EINSTEIN in die Quantentheorie der Strahlung eingeflihrten statistischen Gesetze enthielt. Ende des J ahres 1924 verfaBte ich eine Arbeit, die unter anderem einen allgemeinen, den Atombau betreffenden Satz ent hielt, der sich als flir die Entwirrung komplizierter Spektren sehr frucht bar erwiesen hat und seither in der Literatur vielfach zitiert wird. Diese Arbeit ging in der Richtung weiter, die ich in Kopenhagen zu verfolgen begonnen hatte; sie brachte auch den hollandischen Physikern GOUDSMIT und UHLENBECK verschiedene Anregungen, die durch ihre theoretische Ent deckung der magnetischen Eigenschaften der freien Elektronen diesen Pro blemkreis zu einem vorlaufigen AbschluB brachten. Nachdem ich flir das im Verlag Springer erschienene 'Handbuch der Physik' einen zusammenfassenden Bericht fiber die Methoden der alteren Quantentheorie verfaBt hatte, verfolgte ich in neuen Arbeiten seit Ende 1925 die neuere, von HEISENBERG und DE BROGLIE begriindete und spater von e Enthalten in Ref. [2], Band I, S. V-VI. 3 Wolfgang Pauli: Ein Kurzportrait SCHRODINGER wesentlich weitergefiihrte wellenmechanische Fassung der Quantentheorie. Auch zur Zeit bin ich mit Problemen auf diesem Gebiet beschiiftigt. 1m Juni 1926 erhielt ich eine Berufung an das Extraordinariat fiir theo retische Physik an der Leipziger Universitiit. Da mir bei dieser Gelegenheit in Hamburg der Professortitel verliehen wurde und ich einen besonderen Lehrauftrag erhielt, konnte ich diese Berufung ablehnen." Sehr wichtig flir PAULlS Entwicklung war zweifeHos der EinfluB von ERNST MACH, der mit PAULlS Vaterbefreundet war undTaufpate des Sohnes WOLF GANG wurde. Der folgende BrieF an einen nicht bekannten Empfanger aus dem Jahre 1953 spricht flir sich seIber: " ... Unter meinen Biichern befindet sich ein etwas verstaubtes Etui, in diesem ist ein Silberbecher im Jugendstil und in diesem wiederum ist eine Karte ... Dieser Becher nun ist ein Taufbecher, und auf der Karte steht in altmodisch verschnorkelten Buchstaben: Dr. E. MACH, Professor an der Universitiit Wien. Es kam so, daB mein Vater sehr mit seiner Familie befreundet war, damals geistig ganz unter seinem EinfluB stand und er (MACH) sich freundlicher weise bereit erkliirt hatte, die Rolle des Taufpaten bei mir zu iibernehmen ... Er war wohl eine stiirkere Personlichkeit als der katholische Geistliche, und das Resultat scheint zu sein, daB ich auf diese Weise antimetaphysisch statt katholisch getauft bin. Jedenfalls bleibt die Karte im Becher und trotz meiner groBeren geistigen Wandlungen in spiiterer Zeit bleibt sie doch eine Etikette, die ich seIber trage, niimlich: von antimetaphysischer Herkunft. In der Tat betrachtete MACH die Metaphysik, etwas vereinfachend, als die Ursache alles Bosen auf Erden - also psychologisch gesprochen: als den Teufel schlechtweg -, und jener Becher mit der Karte darin bleibt ein Sym bol flir die aqua permanens, we1che die bosen metaphysischen Geister ver scheucht ... ". Es war wohl naheliegend, daB PAULl nach dem Abitur noch im Jahre 1918 nach Munchen zog, wo SOMMERFELD "eine Pflanzstatte der theoretischen Physik" geschaffen hatte und die besten Talente anzog. SOMMERFELD ist vor aHem als begnadeter Lehrer in die Geschichte der Physik eingegangen. Seine auch heute noch sehr lesenswerten Lehrbucher geben uns eine Ahnung von der Begeisterung, mit der er seine Vorlesungen hielt und mit welchem Enthusias mus er die jugendlichen Horer mitriB. Zu den MaBstaben seines Unterrichtes sagte er einmal8: "Was wir betonen mussen, ist die ideale Seite der mathema tischen und naturwissenschaftlichen Studien, ihre Schonheit und innere 7 WOLFGANG PAULI, Das Gewissen der Physik. Hrsg.: Ch. P. ENZ, K. v. MEYENN, Vieweg, Braunschweig 1988. Der Brief von PAULI ist in der Einleitung von Ch. ENZ abgedruckt. Dieser Band enthiilt neben personlichen Erinnerungen und Anek doten eine Auswahl von PAULIS ,wichtigsten Arbeiten. In wertvollen Anhiingen findet man eine Zeittafel, ein Verzeichnis der Schriften von WOLFGANG PAULI sowie der bestehenden Sekundiirliteratur. 8 A. SOMMERFELD: Fiihrende Geister der naturwissenschaftlichen Forschung. Vortrag auf dem bayrischen Philologentag in Regensburg. Auszugsweise abge druckt in den Miinchener Neuesten Nachrichten. September 1926. 4

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