Roland Gadeke Diagnostische und therapeutische Techniken in der Padiatrie Mit 256 Abbildungen in 368 Einzeldarstellungen Springer-Verlag Berlin. Heidelberg. New Yark 1972 Dr. med. ROLAND GADEKE, Professor der Kinderheilkunde, Leitender Oberarzt der Universitats-Kinderklinik Freiburg i. Br. ISBN-13: 978-3-540-05965-3 e-ISBN-13: 978-3-642-96121-2 DOl: 10.1007/978-3-642-96121-2 Das Werk ist urheberrechtlich geschUtzt. Die dadurch begrUndeten Rechte, insbesondere die der Obersetzung des N achdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder lihnlichem Wege und der Speicherung in Daten verarbeitungsanlagen bleiben, aum. bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Bei Vervielfliltigung fur gewerbliche Zwecke ist gem liB § 54 UrhG eine VergUtung an den Verlag zu zahlen, deren Hehe mit dem Verlag zu vereinbaren ist. © by Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1972. Library of Congress Catalog Number 72-87926. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markensmutzgesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von ;edermann benutzt werden diirften. Satz und Druck: Georg Appl, Wemding Vorwort Dieses Buch hat mehrere Vorlaufer. Dennoch halte ich seine Heraus gabe fur berechtigt. Durch Bilderserien mit verbindenden Texten und Richtzahlen fur MaBe wurde hier versucht, technische Anleitungen fur diagnostische und therapeut;ische Verrichtungen sowohl fur den Arzt als auch· fur die IGnderschwester und fUr den Studenten zusammenzustellen. Das ist ein KompromiB; er scheint mir aber notwendig zu sein. Der Arzt solI die speziell beim Kinde angebrachten und meglichen Arbeitstech niken vorfinden. Was der Arzt verrichtet, muB die Schwester verste hen, unterstutzen und vorbereiten. Der Student wird mit solchen Ar beitsgangen ebenfalls konfrontiert; seine zunehmend geforderte Pa tienten-nahe Ausbildung verlangt besonders groBes Verstandnis fur die diagnostische und therapeutische Technik. Das Buch beschafcigt sich mit dem Handwerk der Padiatrie. Seine Aussage hert meist dort auf, wo sich die Technik zur Diagnose und zur Therapie emporhebt. Es steht in dies em Buche auch nichts von der Angst des Kindes und von den Schmerzen, die dem Kinde durch viele diagnost;ische und therapeutische Manipulationen zugefugt wer den. Es steht ebenfalls nichts darin von der Pflicht des Arztes, seine Ein- und Obergriffe gegenuber dem ihm ausgelieferten Kind auf das Notwendigste zu beschranken, und nichts darliber, wo der Arzt die Grenzen des Notwendigen findet. Das Buch erlautert jene Techniken, die in dem Arbeitsbereich der Universitats-Kinderklinik FreiburgiBr. gebrauchlich sind. Dies ist eine weitere Eingrenzung; sie vermittelt ein Lokalkolorit. Die Mehr zahl der im zweiten Kapitel aufgezeichneten Entwiddungsdiagram me sind von clem Universitats-Kinderspital Zurich ubernommen worden. Ich danke Herrn Professor Dr. A. PRADER herzlich fur die Genehmigung zur W:iedergabe. Entscheidende Voraussetzung zur Abfassung war die verstandnis volle und einfiihlende graphischeArbeit von Frau Ursula THOMZCYK OVERBECK; ihr v.erdanke lich die uberwiegende Mehrzahl der Bilder. Dieser Bilderanteil ist ungewehnlich aufwendig. Ich danke dem SPRINGER-Verlag fur die groBzugige Bereitschaft zu dies em Auf wand und flir die beispielhafte Geduld bei der Herstellung dieses Buches. Ich widme dieses Buch allen, mit denen ich lernend und lehrend an der Universitats-Kinderklinik in Freiburg/Br. die diagnostische und therapeutische Technik am kranken und gesunden Kind erfahren und vermitteln konnte. Freiburg/Br., im Herbst 1972 ROLAND GXDEKE V Inhalts verzeichnis A. Allgemeine Richtlinien fur die Untersuchung des Kindes 1 B. Wiegen und Messen 2 I. Korperlange 2 II. Langenmessung an Extremitaten 4 III. Umfangmessungen; Durchmesserbestimmungen . 4 IV. Messung des Korpergewichtes 6 V. Beziehungen zwischen Lange, Gewicht und Umfang . .7 a) Altersbeziehung zu Korperlange und -gewicht ("Somatogramm") . . . . . . . . . . . ., 7 b) Beziehung zwischen Alter, Lange und Kopfum- fang .................. 13 c) Beurteilung des Schadelindex. . . . . . . .. 14 d) Beziehung zwischen auBerem sagittal em Thorax- durchmesser und Korperlange/Korperhaltung . 14 VI. Messung der Korpertemperatur 15 VII. Messung der Atmung 17 a) Atemtypen 17 b) Atemrhythmik 17 c) Atemfrequenz 17 d) Moglichkeiten der Frequenzzahlung 17 e) Vitalkapazitat ........ 17 VIII. Messung von Herzfrequenz und Puis 18 a) Besonderheiten des kindlichen Herzrhythmus 18 b) Altersabhangige Normal-Frequenzbereiche 18 c) Moglichkeiten einer Frequenzzahlung 18 IX. Messung des arteriellen Blutdruckes . 20 X. Messung des zentralen Venendruckes . 23 XI. Kreislauffunktionsmessungen 24 C. Tasten und Bewegen 25 I. Bauchbereich . 25 II. Leisten/Genitalregion 26 III. Brust/Schulterregion 28 IV. Hals/Kopfregion 29 V. Motorische Koordinationen 30 VII a) Kontrolle des motorischen Spontanverhaltens.. 30 b) Allgemeines zum Reflexverhalten. . . . . .. 30 c) Wichtigste Reflexpriifungen beim Neugeborenen und beim Saugling 30 D. Sehen und Horen 39 I. Beurteilung der Hautfarbe . 39 II. Einfache physiognomonische Beachtungspunkte . 39 III. Einfache Beachtungspunkte der Thoraxform 39 IV. Visuelle Beurteilung der Atmung . 39 V. Akustische Beurteilung der Atmung 39 VI. Perkutorische Beurteilung des Thorax 45 VII. Visuelle und taktile Beurteilung der Herz/Kreislauf funktion . . . . . . . . . . . . . . . . .. 46 VIII. Akustische Beurreilung der Herz/Kreislauffunktion. 46 IX. Kombinierte visuelle und akustische Schnelldiagnostik beim Neugeborenen . . . . . . . . . . . . .. 49 X. Einfache Beachtungspunkte der Form des Abdomens 51 XI. Beurteilung der Bauchdecken-Bewegungen 51 XII. V~suelle Beurteilung intraabdomineller Vorgange 51 XIII. Akus1)ische Beurteilung intraabdomineller Vorgange 52 XIV. Spezielle visuelle Beurteilung des Nabe1!Leisten/Ge- nitalbereiches 53 E. Sichern, Lagern und Pflegen 55 I. Sichern des bettlagerigen Kindes 55 II. Fixierung unruhiger Kinder fUr diagnostische und therapeutische Manipulationen . . . . . . . .. 57 III. SicherungsmaBnahmen beim Bad des Sauglings und Kleinkindes . . . . . . . . . . . . . 57 IV. Anwendung von Wickeln und Kataplasmen 59 V. Anwendungsmoglichkeiten der Inhalation 60 VI. Therapeutische Lagerung kranker Kinder 61 F. Verbande und Bandagen 65 I. Bindenverbande 65 II. Schlauchverbande 67 III. Pflasterverbande 68 IV. Nabelverband des Neugeborenen 68 VIII G. Eingriffe am Verdauungstrakt und Urogenitalbereim 69 I. Sondierung der oberen Verdauungswege . . 69 II. Gewinnung von Harn; Katheterisierung der Harn- blase ................... 72 a) Auffangen von Spontanharn bei Sauglingen und Kleinkindern . . . . . . . . 72 b) Katheterisierung der Harnblase 72 c) Suprapubisme Blasenpunktion . 74 III. Kinderarztlime Tedlniken im Praputium-Bereim 76 a) Losung des Priiputiums . . . . 76 b) Circumcision beim Neugeborenen . . . . 76 c) Reposition einer Paraphimose . . . . . 78 IV. Reposition eines Leistenbrumes beim Saugling 78 V. Kinderarztlime Manipulationen im Recto-Analbe- reim .............. . 80 VI. Retroperitoneale Luftfiillung (Pneumoretroperito- neum) .......... . 83 H. Eingriffe am GefaB-System ink!. Blutentnahmen 85 I. KapiIlarblutentnahmen, Impfungen und Injektionen (exk!. GefaBpunktionen) ...... . 85 II. GefaBpunktionen und -sondierungen ink!. intrave nose Injektionen . . . . . . . . . . . 91 J. Gewinnung von SmweiB zur Elektrolytbestimmung 105 K. Haufigste temnisme Eingriffe bei Erkrankungen des Zentral nervensystems des Kindes . . . . . . . . . . . . . . 107 a) Binfame physikalisme Untersumungsmethoden in der kinderarztlimen Praxis zum Namweis von Anomalien im Smadel-Innenraum ..... . 107 b) Instrumentelle piidiatrisme Untersumungstemni ken und deren Indikationen . . . . . . . . . 107 c) Diaphanoskopie . . . . . . . . . . . . . . 108 d) Punktion eines Cephalhamatomes oder Caput suc- cidaneum hamorrhagicum . . . . . . . . 108 e) Lumbalpunktion und Suboccipitalpunktion 109 f) Luftencephalographie ........ . 112 g) Subduralpunktion . . . . . . . . . 112 h) Ventrikel-Notpunktion bei hydrocephalen Saug ling oder Kleinkind . . . . . . . . . . . . 114 L. KinderarztLime Verrimtungen im Mund-, Nasen- und Oh renbereim 115 IX I. Lagerung und Haltung des Kindes 115 II. Untersuchung der Mundhohle, des Gaumens und Ra- chens ....... 116 III. Untersuchung der Nase . . . . . . . . .. 118 IV. Untersuchung der Ohren und des Horvermogens 118 a) Ohrmuscheln und Ohranhange . . . . . . 118 b) Ohrspiegelung . . . . . . . . . . . . . 119 c) 1m auBeren Gehorgang besonders zu beachten 119 d) Am Trommelfell besonders zu beachten . 119 e) Mastoid . . . . . . . . . . . . . . 120 f) Oberschlagige Priifung des Horvermogens 120 g) Grundsatze fiir die Beurteilung einfacher Horprii- fungen bei Kindern . . . . . . . . . .. 120 h) OberschHigige Priifung des Vestibularapparates . 120 V. Einige wichtige Manipulationen im Mund-, Rachen-, Nasen- und Ohrenbereich . . . . . . . . . . . 121 a) Instillationen von Nasen- und Ohrentropfen. . 121 b) Reinigung von Naseneingangen und Gehorgangen sowie Entnahme von Abstrichmaterial aus Rachen, Nase und Ohren . . . . 121 c) Fremdkorperentfernung 121 d) Stillung von Nasenbluten 121 e) Parazentese ..... 122 f) Zungenbanddurchtrennung 122 g) Incision eines Retrotonsillarabscesses 122 M. Einige Hinwmse und Techniken zur Beurteilung der Augen 123 I. Altersnormbereiche fiir die Reifung einiger neuro ophthalmologischer Leistungen . . . . . . . . . 123 II. Auffallige spontane Verhaltensweisen des Kindes im Augenbereich 123 III. Inspektion der Augen 124 a) GroBe und Form 124 b) Lider ..... 124 c) Bindehaute, Hornhaut, Lederhaut und vordere Augenkammer 124 d) Pupillenreaktion 126 e) Iris und durchsichtige Medien 126 f) Augenhintergrund-Untersuchung 126 g) Beurteilung der Sehkraft 126 h) Einfache Gesichtsfeldbeurteilung 126 i) Farbtiichtigkeitspriifungen 127 k) Priifung der Tranenwege . . . 127 x IV. Priifung der Lage, Stellung und Bewegung der Augen 128 a) Grundsatzliches . . . . . . . . . . . . . . 128 b) Priifung von Lage!Haltungsanomalien der Augen 128 c) Priifung von Stellungsanomalien der Augen 128 d) Beurteilung von Bewegungsanomalien der Augen 131 V. Einige wichtige therapeutische Manipulationen am Auge . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 131 a) Einbringen von Augentropfen und Augensalbe 131 b) Spiilen des Auges mit Augenbadewannchen .. 132 c) Einsetzen und Herausnehmen eines Kunstauges 132 N. Punktionen der Korperhohlen . . . . . . . 133 I. Punktion und Drainage der Pleurahohle 133 II. Punktion der Bauchhohle 135 III. Herzbeutelpunktion 137 IV. Herzhohlenpunktion 139 O. Gewebe-Biopsien 141 I. Knochenmarkpunktion und Knochenbiopsie 141 II. Leberblindpunktion mit Menghini-Nadel 145 III. Transcutane Nieren-Punktionsbiopsie 148 IV. Funktionsweise der Silverman-Biopsienadel und ihre Nachteile bei Organ-Blindpunktionen . . . . . . 150 V. Perorale Schleimhaut-Saugbiopsie aus Magen- und Diinndarm . . . . . . 151 VI. Hautbiopsie mit Stanzgerat . 153 P. Sofortma~nahmen zur Wiederbelebung von Atmung und Kreislauf ...... 155 Q. Intratracheale Intubation 161 R.Obere Tracheotomie 165 S. Technik der Austausch-Bluttransfusion 169 T. Technik der Peritonealdialyse 173 U. Gebrauchlichste Instrumente . 175 V. Bezeichnung von Sonden-, Katheter~ und Tubuskalibern 179 Quellenverzeichnis 180 Sachverzeichnis 181 XI A. Allgemeine Richtlinien fur die Untersuchung des Kindes a) Jede Untersuchung des Kindes mu/J schrifl rung und Appetit? Rachitis-Prophylaxe? lich fixiert werden. Dies ist fur eine Auf 1m pfungen? Einzelkind/Mehrlingskind? zeichnung von Krankheitsverlaufen oder Spielaktivitat? Schulleistungen? Heredirare von Vorbeugungs- und Behandlungs-MaE Krankheiten? Eigene Vorkrankheiten? Ge nahmen ebenso unerlafHich wie fur Entwick genwartige Krankheiten in der Umgebung? lungskontrollen. Deshalb muE fur jeden Pa e) Eine grundliche Untersuchung ist nur an tienten eine Karteikarte oder ein Kranken einem entkleideten Kind moglich. Bei ver blatt angelegt werden. angstigten Kindern ist von Fall zu Fall ein b) Es sollen alle wesentlichen Hinweise der "abschnittsweises" E~tkleiden und eine stu Vorgeschichte, alle BehandlungsmaEnahmen fenweise Untersuchung angebracht. Oft ist und deren Effekt einschlieBlich eventueller es dann auch leichter, die Untersuchung am Therapie-Nebenwirkungen dokumentiert sitzenden Kind zu beginnen und erst spater werden. am liegenden Kind fortzusetzen. c) Es ist zweckmaEig, auEerdem Anmer f) Der Untersucher soU seine Hande zuruck kungen zu notieren, die den Patienten per halten; vielmehr soll er zunachst sonlich betreffen; es erleichtert den Kontakt, sehen, horen, ri echen. wenn man sich auch nach langerem Zeitab Die untersuchende Hand darf nicht kalt sein, stand mit individuellen Umstanden des Kin deshalb: vor einer Palpation mit warmem des (z. B. Name einer Puppe, Vorliebe fur Wasser Hande waschen. Die Palpation soli besondere Spiele u. a.) oder seiner Familie liebkosend, spielend vorgenommen werden. vertraut zeigt. g) Lage des Kindes (bei rechtshandigem Un d) Die Untersuchung des Kindes mu/J be tersucher): Kopf linkerseits yom Untersu hutsam durchge/uhrt werden. Das Kind muE cher. Zeit haben, sich mit der Situation vertraut h) Stets ein /estliegendes Untersuchungssche zu machen; der Arzt muE dem Kinde Zeit ma einhalten. Damit werden Unterlassungen lassen, Kontakt zu finden. vermieden. Die Untersuchung beginnt bereits wahrend Beispiel eines Untersuchungsschemas fur gro des einleitenden Gespraches mit den Beglei Eere Kinder: tern des Kindes; hierbei kann man das Kind 1. Allgemeiner Eindruck, 2. Konstitution und Er bereits beobachten und mit ihm Verbindung nahrungszustand, 3. Haut, 4. Fettpolster, 5. Mus aufnehmen ohne ihm "zu nahe zu treten". kulatur, 6. Skelett, 7. Halsorgane und Lymph Die Ergebnisse solcher Beobachtungen kon knoten, 8. Herz und Kreislauf, 9. Atmungsorgane, nen bereits in der weiterfuhrenden Anam 10. Abdomen, 11. Genitalien, 12. Nervensystem, 13. Sinnesorgane, 14. Mund- und Rachenorgane, nese mitverwendet werden. Gebi8. Obligate anamnestische Fragen: Wachstum und Reifung? Motorische Ent wicklung? Psychische Entwicklung? Ernah- 1