ebook img

Devianz: und andere gesellschaftliche Probleme PDF

254 Pages·2003·5.717 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Devianz: und andere gesellschaftliche Probleme

Marek Fuchs Jens Luedtke Hrsg. Devianz und andere gesellschaftliche Probleme Devianz Marek Fuchs/Jens Luedtke (Hrsg.) Devianz und andere gesellschaftliche Probleme Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2003 Gedruckt auf säurefreiem und alterungs beständigem Papier. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme ISBN 978-3-8100-4056-5 ISBN 978-3-663-09666-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-09666-5 © 2003 Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Leske + Buderich, Op1aden 2003 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung au ßerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages un zulässig und strafbar. Das gilt insbesondere fiir Vervielfliltigungen, Übersetzungen, Mikro verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhaltsverzeichnis Vorwort der Herausgeber ............................................................................... 7 I Devianz ... Angst vor Gewalt und Gewaltbereitschaft bei Kindern und Jugendlichen Ist die Jugend ein Sicherheitsrisiko? Wiebke Steifen .............................................................................................. 13 Jugend, Drogen und kein Ende? Eine humanökologische Perspektive Fe lix Tretter ................................................................................................. 26 Gang Programs in the Uni ted States Sabina Burton ............................................................................................... 53 Die unbequemen Opfer Totgeschwiegen, vergessen und verdrängt Walter Kiefl .................................................................................................. 70 Weibliche Jugendgewalt: "doing gender"? Marek Fuchs und Jens Luedtke ................................................................... 82 Die diskursive Macht von Zu schreibungen Zur Irrfahrt "unumstrittener Ergebnisse" der Gewaltdebatte Manuela Boatca ......................................................................................... 111 Kriminalität als Kulturprodukt Zur sozialen Konstruktion abweichenden Verhaltens RalfOttermann .......................................................................................... 131 6 Inhaltsverzeichnis 11 ••• und andere gesellschaftliche Probleme Information, Datenschutz und Sicherheit Freiheitsrechte im Schatten des Leviathans Marie-Theres Tinnefeid ............................................................................. 149 Nichts ist erfolgreicher als Erfolg Anfangserfolg und längerfristige Überlebenschancen betrieblicher Neugründungen RolfZiegler ................................................................................................ 163 Kultur als Dimension des europäischen Einigungsprozesses JosefSchmid .............................................................................................. 182 Erinnerungsorte - Erlebnisorte - Entscheidungsorte Heinz-Otto Luthe ....................................................................................... 203 Erfahrungen mit Subjektorientierter Soziologie Stefan Hradil .............................................................................................. 232 Berufspraxis ohne Ethik? Zur (Weiter-)Entwicklung des Ethik-Kodex der deutschen Soziologie Jürgen Delitz .............................................................................................. 242 Vorwort Devianz ist eines der Themen der Moderne. Zivilisierung, Strukturierung, Verrechtlichung, (Re-)Institutionalisierung und andere Prozesse haben in der langfristigen Perspektive zur Ausbildung immer weiter ausufernder Normen systeme geführt, die zwar nicht stabil, sondern einem stetigen Wandel unter zogen sind, die aber alle mit dem Anspruch antreten, das Verhalten der Sub jekte zu regeln. Wir erfahren diese "lästige Tatsache der Gesellschaft" (Dah rendorf 1977) darüber, dass wir mit Normen, als mehr oder weniger sankti onsbewehrten Verhaltenserwartungen, konfrontiert werden. Neue Hand lungsmöglichkeiten durch den technischen (Internet, Reproduktionsmedizin, Genforschung), ökonomischen (Globalisierung), politischen (EU, soziale Be wegungen) und sozialen Wandel (Lebensformen, Migration, Gleichberechti gung der Geschlechter, Altern der Gesellschaft) führen ebenso zu neuen Regeln wie veränderte Wahrnehmungen, die bislang toleriertes oder positiv sanktioniertes Verhalten illegitim und dann illegal werden lassen (z. B. Ge walt in der Partnerschaft, Gewalt in der Erziehung). Die Normübertretung wird damit im doppelt Sinn zu einem interessanten Gegenstand: Weil (1) mit zunehmender Regelungsdichte auch die Regelüberschreitung wahrscheinli cher wird und weil (2) die Regelübertretung in einem hochregulierten Raum zunehmend als Bedrohung wahrgenommen wird - nicht zuletzt, weil die Übertretungen den Regeln zum Trotz weiter auftreten. "Alte" Normübertre tungen bestehen fort, z. B. in Gestalt von Jugendgewalt und -kriminalität oder in Form des Umgangs mit illegalen Drogen, aber "neue" Normübertre tungen wie transnationaler Menschenhandel oder Internetpornographie pä dophilen Inhalts kommen hinzu. Der moderne Staat in der nachindustriellen Gesellschaft sieht sich herausgefordert, seine Existenz zu legitimieren, wenn gleich der Hobbes'sche Leviathan inzwischen eher dem Sisyphos gleicht: Egal, weIche Anstrengungen er unternimmt, den Stein der Devianz auf den Berg zu bewegen - er wird ihm vor dem Gipfel wieder entgleiten. Analog zu Sisyphos, wie ihn Camus interpretierte, der über seine scheinbar sinnlose, absurde Tätigkeit letztlich über sein Schicksal bestimmt, betreibt die Moder ne jedoch ihre Selbstproduktion über den Kampf gegen die Devianz bzw. die Gewalt im Besonderen. 8 Vorwort Dem Themenfeld Devianz und Gewalt sind die ersten sieben Beiträge des vorliegenden Bandes gewidmet; dabei geht es überwiegend um Jugendli che, aber im Prinzip um alle Altersgruppen. Bei diesen Texten handelt es sich weniger um Zusammenstellungen deskriptiver oder analytischer Daten, son dern in der Regel - selbst dort, wo vordergründig Daten präsentiert werden - um kritische Diskussionen, Würdigungen und Weiterentwicklungen von Aspekten oder Strängen der etablierten Gewalt- und Devianzdiskurse: Der Beitrag von Wiebke Steffen beschäftigt sich mit der Gewalt und der Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen. Dabei werden einige zentrale Daten zur Devianz von Kindern und Jugendlichen präsentiert, die den Ausgangspunkt für zwei Überlegungen bilden: (1) Zum einen wird die Jugenddevianz als Phänomen einer spezifischen Altersphase charakterisiert, das wieder vergeht; (2) zum anderen wird darauf verwiesen, dass eine echte Gefahr allenfalls von der kleinen Gruppe der mehrfach Auffälligen ausgeht. Die in der Öffentlichkeit vorgenommene Generalisierung der Bedrohung auf "die Jugend" im Ganzen wird als unzulässige Stigmatisierung, ja Dämonisie rung, zurückgewiesen. Felix Tretter kritisiert in seinem Beitrag die mangelnde Basierung von Drogenpräventionskonzepten auf einer breiten epidemiologischen und sozi alwissenschaftlichen theoretischen Durchdringung des Drogenkonsums. Tretter leistete dazu unter Rekurs auf den humanökologischen Ansatz einen Beitrag, aus dem Konsequenzen für die Gestaltung von Drogenpräventions und Interventionsprogrammen abgeleitet werden. Sabina Burton beschäftigt sich mit Präventions- und Interventionspro grammen gegen Gangs und Banden in den USA. Ausgehend von einer Skiz ze der Verbreitung von Gangs in den Vereinigten Staaten werden die Ursa chen ihrer Attraktivität diskutiert. Diesen werden die Interventionsansätze der Instanzen der sozialen Kontrolle gegenübergestellt, die zwar als relativ er folgreich anerkannt, aber als einseitig auf die Suppression konzentriert kriti siert werden. Der Beitrag von Walter Kiefl kritisiert - ausgehend von einem Fallbei spiel eines Gewaltopfers mit Skizze der kurz- und langfristigen Folgen - die seit dem Mittelalter relativ schwach verankerte Position des Opfers in der Diskussion um Devianz, Kriminalität und Strafe. Anschließend entwickelt Kiefl Überlegungen zu einer Stärkung der Opfer und zu einem Ausweg aus der Opferkarriere. Marek Fuchs und Jens Luedtke entwerfen in ihrem Beitrag Gedanken zu einer theoretischen Fassung der Gewalt von weiblichen Jugendlichen. Dabei verknüpfen sie Überlegungen zur Rolle der Gewalt in der geschlechtsspezifi schen Sozialisation mit lage- und milieuabhängigen Ansätzen der Sozialisati on und Überlegungen zum makrosozialen Wandel. Vorwort 9 Manuela Boatca widmet sich den sozialen Zuschreibungsprozessen, die die Wahrnehmung der Gewalt - auch auf wissenschaftlicher Ebene - struktu rieren und z. T. beeinträchtigen. Am Beispiel der Devianz von Ausländern und von Frauen zeigt sie die Resistenz von Wahrnehmungs- und Zuschrei bungsmustern gegenüber erfahrungs basierten Erkenntnissen. Ralf Ottermann analysiert in seinem Beitrag das Verhältnis von Makro und Mikroprozessen bei der Konstruktion von Kriminalität und Kriminali tätsdiskursen. Staat und Gesellschaft sind aber nicht nur mit der Devianz, sondern auch mit anderen Problemfeldern konfrontiert, die z. T. den nationalstaatlichen Rahmen überschreiten. Die Beiträge im zweiten - kleineren - Teil des Ban des befassen sich mit diesem etwas breiter angelegten Themenspektrum, das aber anschlussfähig an den ersten Teil ist. Sichtbar wird dies an der Frage, ob nicht nur die Devianz, sondern auch der Staat in seinem Verständnis als Leviathan zum Problem wird. Marie Theres Tinnefeid behandelt in ihrem Beitrag das Verhältnis von individuellen Freiheitsrechten der Bürger und den Interessen des Staates nach Kontrolle - auch zum Schutz der Bürger. Dieses Grundproblem wird in Bezug auf den Datenschutz ausgearbeitet und im Sinne eines stärkeren Schutzes der Privat sphäre beantwortet. Ein stärker sozialstaatlich orientiertes Problem, dessen Lösung ebenfalls Ausdruck staatlicher Kompetenz wäre, ist die Arbeitslosigkeit. Gerade in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit wird der Weg in die Selbständigkeit gelegent lich als Ausweg aus der schlechten Arbeitsmarktlage postuliert. Ralf Ziegler analysiert Daten der Münchner Gründerstudie und fragt nach den Determi nanten des kurz- und mittelfristigen Erfolgs von Unternehmensgründungen. Ein anderes, politisches Problemfeld von modernen Gegenwartsgesell schaften in einer durch Transnationalität und Globalisierung gekennzeichne ten Umwelt sind die europäische Integration, die Erweiterung des vereinigten Europa und die Integration von Migranten. Damit verbunden sind Effekte auf die nationalen Sozialstrukturen, aber auch die seit Mitte der 90er-Jahre stark thematisierte Frage nach Devianz und Kriminalität von Migranten. Die Be deutung der Kultur als wichtige Dimension der europäischen Einigung disku tiert losef Schmid. Er sieht die Notwendigkeit, dass ein europäischer Kultur begriff entstehen muss, warnt aber vor einem zu weitreichenden Aufgeben der Nationalkulturen, da erst ein spezifisches Verhältnis von Öffnung und Schließung der Nationalkulturen Identität und Handlungsorientierung gebe. Die kultursoziologisch diskutierte Frage nach der europäischen Einigung weist einen deutlichen Raumbezug auf und deutet damit auf eine relative Leerstelle in der soziologischen Diskussion. Heinz-Otto Luthe thematisiert und diskutiert den Raum als soziologisch-theoretisch unzureichend behandel te und analysierte Kategorie, im Allgemeinen und explizit in einer kritischen 10 Vorwort Würdigung der Ausführungen von Castells. Der Vertlüchtigung des Raumes setzt er die Bedeutung des Raumes in Form von Erinnerungs-, Erlebnis- und Entscheidungsorten entgegen. Der Beitrag von Ste/an Hradil dokumentiert das Profil der subjektorien tierten Soziologie, wie sie sich in der Münchner Schule um Karl Martin Bolte entwickelt hat. Der Text ist ein Plädoyer für eine Soziologie von einer ein deutigen Position aus, für eine Soziologie für Menschen, ohne das wissen schaftliche und analytische Vorgehen durch einen moralunternehmerischen Impetus zu unterminieren. Überhaupt musste und muss sich die Soziologie, will sie zur Profession werden, dem Problem des verantwortungsvollen Handeins der Soziologinnen und Soziologen stellen, also eine Ethik entwerfen. Jürgen Delitz thematisiert den Ethik-Kodex der (deutschen) Soziologie und gibt dabei zunächst einen Überblick über die Entwicklung des Kodex von DGS und BDS. In der Dis kussion weist er auf die Notwendigkeit nach einem neuen, zusätzlichen oder ergänzten Ethik-Kodex hin, der nicht nur an die Bedürfnisse der wissen schaftlich arbeitenden Soziologinnen und Soziologen, sondern an die Mehr heit der außerwissenschaftlichen Praktiker gerichtet ist. Der Band versammelt Arbeiten von Freunden, Weggefährten und Mitar beitern von Siegfried Lamnek, die aus Anlass seines 60. Geburtstags am 3. Oktober 2003 jeweils ein Stück aus ihren eigenen Arbeitsgebieten beigesteu ert haben. Häufig handelt es sich dabei auch um Themenfelder, zu denen Siegfried Lamnek durch seine Arbeiten einen Beitrag geleistet hat, so dass sich in den Beiträgen dieses Bandes auch das (Evre Siegfried Lamneks in seinen Konturen erkennen lässt. Sehr gerne hätten wir noch eine Reihe weite rer Freunde und Kollegen Siegfried Lamneks in diesem Band vertreten gese hen, denen es aus verschiedenen Gründen nicht möglich war, einen Beitrag zu liefern: mal haben unsere sehr engen Zeitvorgaben eine Mitwirkung ver hindert, Mal waren es grundsätzliche Vorbehalte gegen das "Festschriftun wesen" - wir hoffen auf Verständnis und haben ebensolches. Unser Dank für das Gelingen dieses Sammelbandes gebührt den Auto ren, denn sie haben dafür gesorgt, dass trotz aller Heterogenität ein spezifi sches Profil nicht verloren gegangen ist. Weiter sind wir dem Verlag zu Dank verpflichtet, der unser Vorhaben selbstlos unterstützt hat. Eichstätt, im August 2003 MarekFuchs Jens Luedtke

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.