Heinrich-Heine-InstitutDusseldorf Archiv.Bibliothek.Museum HerausgegebenvonJosephA. Kruse Band4 Heinrich Heine Deutschland. Ein Wintermiirchen Mit 86 Abbildungen Bearbeitetvon Ursula Roth und Heidemarie Vahl Verlag J. B. Metzler Stuttgart ·Weimar Helnrlch-Heine-lnstitutDiisseldorf Archiv.Bibliothek .Museum HerausgegebenvonJosephA.Kruse Band4 NRW KUNST UNO KUlTUR DieDeutscheBibliothek-CIP-Einheitsaufnahme Heine,Heinrich: Deutschland.EinWintermarchen / HeinrichHeine.Bearb.von UrsulaRothundHeidemarieYah!. - Stuttgart ;Weimar: Metzler,1995 (Archiv,Bibliothek,MusewnIHeinrich-Heine-InstitutDusseldorf;Bd.4) ISBN978-3-476-01314-9 NE:Roth,Ursula[Bearb.]:Heinrich-Heine-Institut<Dusseldorf>: Archiv,Bibliothek,Musewn ISBN978-3-476-01314-9 ISBN978-3-476-03604-9(eBook) DOI 10..1007/978-3-476-03604-9 Dieses Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge schiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheber rechtsgesetzesistohne ZustimmungdesVerlages unzulassigundstrafbar. Das gilt insbesondere fiir VervieIniitigungen, Ubersetzungen, Mikrover filmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 1995Springer-VerlagGmbHDeutschland Ursprunglich erschienen bei J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung undCarlErnstPoeschel VerlagGmbHinStuttgart 1995 EIN VERLAG DER SPEKTRUM FACHVERLAGE GMBH Inhalt Vorwort von JosephA. Kruse 7 Daten und Fakten zum Wintermdrcheti 15 HeinrichHeine: Deutschland. Ein Wintermdrchen Text -Bilder-Kommentare 22 Bildersturm aufdie Germanomanie Heines Wintermdrchen als Poesie derDestruktion vonPaul Peters 201 Zeittafel zu Heines Leben undWerk 224 VOIWOrt Heinrich Heine: Deutschland. EinWintermarchen (1844) Er ist in der Tat unverzichtbar. Literatur mag die Welt nicht wesentlich verandert oder gar verbessert haben - wer weiB je doch, wie es sonst in unseren Kopfen, in unseren Herzen und auf derErdeaussahe-, aberSituationshilfenbietetsie, dieDichtung, allemal, Situationshilfen, was die Gabe der Unterscheidung an geht. Und darauf kommt es letztlich an. Mit mehreren seiner Anfangszeilen ist Heinrich Heine immerwieder in vieler Munde und inmanchemLeserbrief, unddasnichtnurin einemoberflach lichen Sinn. »Ich weiB nicht, was solI es bedeuten«, sein be riihmtesLoreley-Lied,gehortnichtnuram entsprechenden,briisk die Stromung verandernden Rheinfelsen zu jenen Seufzern, auf die wir uns gerne in ungeregelten Lebenslagen zuriickziehen. »AufFliigelndes Gesanges«giltallemal fiirdie erfreulichenGele genheiten der Liebe und Sehnsucht. Zahlreiche Gedichtanfange haben sich in das Gedachtnis hineingeschmeichelt und nicht zu letzt grandioserKompositionen wegen hineingesungen. »Schlage die Trommel und fiirchte dich nicht« ist ab und an in Todes anzeigen zu lesen. »Denk ich an Deutschland in derNacht/Dann bin ich urn den Schlaf gebracht«, der Beginn des letzten »Zeit gedichts«aus denNeuen Gedichten, die in einem Bandzusammen mit dem Versepos Deutschland. Ein Wintermdrchen am 25. Sep tember1844erschienensind,gehortiiberhauptzu denmeistzitier ten Satzen tiber Deutschland. Oft werden sie fur andere groBe oderbanaleAnlasseabgewandelt.Meistenswirddabeinichtdeut lich, daB hier Muttertagsgedicht und Vaterlandsskepsis eine deutsch-franzosische Symbiose eingehen. DerBeginndes Winter marchens selbst gehort auch zu den besonderen, sogar propheti- 7 HeinrichHeine FotonacheinemPortrdtvon Moritz Oppenheim Frankfurta.M. 1831 Original:KunsthalleHamburg Heinereisteam 1.Mai 1831mitdem ZielParis von Hamburgab. liOm 9.bis 15.MaimachteerinFrankfurta.M. Station, wo er siclt von Oppenheimmalen lirfJ. 8 schen Worten, die fiir deutsche Novembertage den 'Ion banger Ahnung und langenHeimwehsanschlagen. 1mtraurigenMonatNovemberwars, DieTagewurden triiber; DerWind riBvon den BaumendasLaub, Da reistich nach Deutschland hiniiber, Die wahl wichtigste Nachahmung in der deutschen Literatur stammt von Wolf Biermann aus dem Jahre 1972 und meint die ReisevoneinemTeil Deutschlandsin denwestlichenanderen.Die Gegebenheitensind voriiber,aber langstnoch nichtbewaltigt. Heine schlug mit dem Wintermdrchen eine neue Seite in der Darstellung seiner Heimatliebe und Vaterlandskritik auf. Die Prosa-ReisebilderseinerdeutschenJahre,erschienen von 1826bis 1831, waren Meilensteine zu seinem Weltruhm. Der junge Rei sendehattesichvonDeutschland aus Europaangesehen undseine Sicht aufdie Nachbarlanderwie Polen, England, die Niederlande und Italien immermiteinem Seiten-oderRtickblick aufDeutsch land gepaart. Seine -versifizierten Reisebilder-, wie der Dichter sein Versepos Deutschland.Ein Wintermdrchen von 1844 nannte, geschrieben infolge seiner ersten Hamburg-Reise im Jahr zuvor nach zwolfJahren derAbwesenheitin Paris,nahmendagegenden Ausgangspunkt ihrerSichtweise bei den franzosischcn Nachbarn, bei denen er im Exil lebte. Der Abstand hatte den Blick gescharft und getrtibt in einem: getrtibt durch die Tranen der Erinnerung, des Zorns tiber die ihm zugeftigten Beleidigungen und der ver schmahten Liebe, gescharft durch die Erfahrungen von wenig stens teilweise in Paris damals schon zu greifenden Friichten der Revolution: Freiheit,GleichheitundBriiderlichkeit. DieWirkung des Wintermdrchens, das auch als Einzeldruck erschien und im Pariser Vonudrtsnachgedrucktwurde, war im deutschen Sprach raum enorm. Die offizielle Antwort war in vielen Fallen das Verbal. Die Leser wuBten aber von Anfang an, daB sie hier eine Stimme vernahmen, die ihnen furchtlos die Verhaltnisse offen barte;eineStimme,diedasneue europaische LiedderHumanitat anstimmte, aber durch die einzelstaatliche Realitat von Zensur und Repression iibertont wurde. Heines satirisch gezeichnetes Hamburger Fiasko einerVerrnahlung des Dichtersmit der Stadt- 9 gottin Hammonia ist dafiir der schlagendste Beleg. Sein Winter miirchen hat dennoch eindringliche Wirkungen gezeitigt. Die schon angesprochenen Nachahmungen belegen es ebensowie die Prasenzim Schulkanonunddas InteresseimUnterricht. Eswurde gewissermaBen zur -klassischen- Dichtungaus einem der hochst politischen Jahre innerhalb der Annalen unserer deutschen Ge schichte.Wir tun gut daran, uns dieses Wintermarchens zu erin nern. Heine gebiihrt notwendigerweise ein Platz in derWalhalla eines Museums zur deutschen Geschichte, eben wei! er nicht applaudierte, wo es zu mahnen und zu schelten galt und wei! er trotzdem liebte, wo man hatte den HaB verstehen konnen. Das Wintermdrchen isteinetrotzigeDichtungnichtohneHumor, eine Reise durch Deutschland, in der wir uns immer noch wieder erkennenkonnenmitderAuflage, denMutzurVeranderungnicht zu verlierenund den Sinnfiir dieVerbesserungnichtaufzugeben. JosephA.Kruse 10 HeinrichHeine EigenhiindigesManuskriptder»Nachtgedanken«aus den »Neuen Gedichten«von 1844(Anfang) 11