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〈Deutscher Empirismus〉: Studien zur Philosophie im deutschsprachigen Raum 1830-1930 PDF

246 Pages·2017·2.672 MB·German
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Veröff entlichungen des Instituts Wiener Kreis Christian Damböck Deutscher 〈 Empirismus 〉 Studien zur Philosophie im deutschsprachigen Raum 1830-1930 Institut Wiener Kreis Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, Bd. 24 Herausgegeben von Friedrich Stadler , Wien , Österreich Diese Reihe, begonnen bei Hölder-Pichler-Tempsky, wird im Springer-Verlag fortge- setzt. Der Wiener Kreis, eine Gruppe von rund drei Dutzend WissenschaftlerInnen aus den Bereichen der Philosophie, Logik, Mathematik, Natur- und Sozialwis- senschaften im Wien der Zwischenkriegszeit, zählt unbestritten zu den bedeutendsten und einfl ußreichsten philosophischen Strömungen des 20. Jahrhunderts, speziell als Wegbereiter der (sprach)analytischen Philosophie und Wissenschaftstheorie. Die dem Wiener Kreis nahestehenden Persönlichkeiten haben bis heute nichts von ihrer Ausstrahlung und Bedeutung für die moderne Philosophie und Wissenschaft verloren: Schlick, Carnap, Neurath, Kraft, Gödel, Zilsel, Kaufmann, von Mises, Reichenbach, Wittgenstein, Popper, Gomperz – um nur einige zu nennen – zählen heute unbestritten zu den großen Denkern unseres Jahrhunderts. Gemeinsames Ziel dieses Diskussionszirkels war eine Verwissenschaftlichung der Philosophie mit Hilfe der modernen Logik auf der Basis von Alltagserfahrung und einzelwis- senschaftlicher Emperie. Aber während ihre Ideen im Ausland breite Bedeutung gewannen, wurden sie in ihrer Heimat aus sogenannten „rassischen“ und/oder politisch-weltanschaulichen Gründen verdrängt und blieben hier oft auch nach 1945 in Vergessenheit. Diese Reihe hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese DenkerInnen und ihren Einfl uß wieder ins öffentliche Bewußtsein des deutschsprachigen Raumes zurückzuholen und im aktuellen wissenschaftlichen Diskurs zu präsentieren. Weitere Informationen zu dieser Reihe fi nden Sie auf h ttp://www.springer.com/series/3410 Christian Damböck 〈 〉 Deutscher Empirismus S tudien zur Philosophie im deutschsprachigen Raum 1830–1930 Christian Damböck Institut Wiener Kreis Universität Wien Wien , Österreich ISSN 2363-5118 ISSN 2363-5126 (electronic) Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis ISBN 978-3-319-39618-7 ISBN 978-3-319-39619-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-319-39619-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über h ttp://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer © Springer International Publishing Switzerland 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. D ie Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. D er Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer International Publishing AG Switzerland Vorw ort Z iel dieser Arbeit ist die Rehabilitierung einer vergessenen Tradition der deutsch- sprachigen Philosophie des Jahrhunderts von etwa 1830 bis 1930. Diese hier 〈deut- scher Empirismus〉 genannte Tradition (zur Bedeutung der spitzen Klammern siehe unten, Abschn. 1 .3.1) umfasst als Schlüsselfi guren Wilhelm Dilthey und Hermann Cohen. Weil und insofern für diese Philosophen die a priori zu entwickelnden philo- sophischen Inhalte an die ihnen zugrunde liegende „geistige Welt“ (Dilthey), das „Faktum der Kultur“ (Cohen) gebunden sind, ist es legitim, ihre Philosophien als 〈empiristisch〉 zu bezeichnen. Indem Cohens Philosophie eine Theorie der „Erfahrung“ liefert, ist er 〈Empirist〉, genau dort, wo jemand wie Hermann Lotze, der ein dem „Sein“ dichotomisch gegenüberstehendes „Gelten“ thematisiert, 〈Apriorist〉 ist. (〈Apriorismus〉 ist also in einer hier noch näher zu erläuternden Weise geradezu das Gegenteil von dem Apriorismus, den Cohen emphatisch vertreten hätte.) Das Empirische am 〈deutschen Empirismus〉 liegt nicht in den „Sinnesdaten“, sondern im abstrakten Bereich von Geist und Kultur. Die wissenschaftlichen Disziplinen auf die sich 〈deutsche Empiristen〉 stützen sind primär (wenn auch ohne Ausklammerung der für die theoretische Philosophie grundlegend wichtigen Naturwissenschaften) die Geisteswissenschaften. Das zeigt sich auch in der von den hier diskutierten Autoren vorangetriebenen geisteswissenschaftlichen Grundlagendisziplin der 〈be- schreibenden Psychologie〉. Dieser Ausrichtung auf die Geisteswissenschaften ent- spricht eine in 〈aprioristischen〉 Konzeptionen so nicht zu fi ndende Bedeutung der als dynamisches und daher adaptionsfähiges Phänomen verstandenen Kultur. Theoretische Philosophie insgesamt dient im 〈deutschen Empirismus〉 stets be- stimmten praktischen (ethischen, ästhetischen und politischen) Zielsetzungen und erhält nur dadurch ihre Rechtfertigung. Rudolf Carnap passt insofern in dieses Bild als auch er, vor allem in seinem Frühwerk, von Ideen 〈deutscher Empiristen〉 ausge- gangen ist. Carnap erlaubt uns zu sehen, wie diese Ideen in einer Zeit des zwanzigs- ten Jahrhunderts erhalten geblieben sind, in der die Philosophie ansonsten eher „auf den eisigen Firnen der Logik ein zurückgezogenes Dasein“ zu führen begann. Meine Arbeit hat kontinuierliche Förderung durch Friedrich Stadler erfahren, der mir ermöglicht hat, von 2002 bis 2011, in unterschiedlichen von ihm organisierten v vi Vorwort (und vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderten) Forschungspro- jekten am I nstitut Wiener Kreis tätig zu sein, und dem ich hier deshalb vor allem zu danken habe. Martin Kusch verdanke ich den für die Entstehung dieser Arbeit wich- tigen Vorschlag, mich auf Carnap und Dilthey zu fokussieren und eine bereits 2008 im Entwurf vorgelegte, wesentlich breiter konzipierte Studie zu verwerfen. Auf die Spur Diltheys (auch aber nicht nur in seinem Einfl uss auf Carnap) hat mich Hans- Joachim Dahms durch Erzählungen zu seiner Dilthey- Lektüre, während einer Autofahrt entlang der Westküste der USA, auf dem Weg zu HOPOS 2008, gebracht. Als formativer Faktor meiner Arbeit ist außerdem vor allem das W issenschafts- philosophische Kolloquium am Institut Wiener Kreis zu nennen, das ich seit 2004 gemeinsam mit Kollegen organisiere, und in dem eine Vielzahl von Versionen und Entwürfen dieser Arbeit präsentiert worden sind. Die Kommentare, von denen ich, in diesem Umfeld, am meisten profi tieren konnte, waren die von Richard Dawid und Christoph Limbeck-Lilienau sowie, auch nach deren Weggang aus Wien, Matthias Neuber (gelegentlich diverser Treffen an verschiedenen Tagungsorten) und Richard Nickl (bei sommerlichen Bergwanderungen). Folgende Anekdote soll die Bedeutung des Kolloquiums für meine Arbeit illustrieren. In einer zusehends hitziger werdenden Diskussion zu der ersten Fassung dieser Arbeit von 2008 rief ich an einer Stelle ärgerlich aus, es könne doch nicht passieren, dass Heidegger, dieser überragend einfl ussreiche Denker, sich irgendwann als Repräsentant einer philosophischen Fehlentwicklung entpuppt. Richard Dawids entwaffnende Antwort – eine Variation der Aussage „Warum nicht!“ – hat mich beeindruckt und wurde schließlich zu einem versteckten Leitmotiv der vorliegenden Arbeit. I ch danke folgenden Personen, die zu unterschiedlichen Zeiten ein oder mehrere Manuskripte bzw. Manuskriptteile dieses Buches gelesen und unterschiedlich inten- siv kommentiert haben: André Carus, Hans-Joachim Dahms, Richard Dawid, Geert Edel, Josef Ehrenmüller, Massimo Ferrari, Pierfrancesco Fiorato, Gottfried Gabriel, Marco Giovanelli, Manfred Kohlbach, Daniel Kuby, Martin Kusch, Hans-U lrich Lessing, Alexander Linsbichler, Christoph Limbeck-Lilienau, Rudolf Makkreel, Karl Milford, Thomas Mormann, Matthias Neuber, Andrea Poma, Ursula Renz, Frithjof Rodi, Georg Schiemer, Friedrich Stadler, Bastian Stoppelkamp, Thomas Uebel, Meike Werner, Hartwig Wiedebach, Kurt Walter Zeidler und Paul Ziche. Für Kommentare bedanke ich mich außerdem bei Francesca Biagioli, Christian Bonnet, Richard Creath, Zoe Drayson, Günther Eder, Chris Fermüller, Michael Friedman, Sara Green, Görge K. Hasselhoff, Michael Heidelberger, Björn Henning, Helmut Holzhey, Helmut Johach, Hannes Leitgeb, Sebastian Luft, Greg Moynahan, Gabriele Mras, Jos De Mul, Wayne Myrvold, Elisabeth Nemeth, John Norton, Ernst Wolfgang Orth, Helmut Pulte, Esther Ramharter, Alan Richardson, Thomas Ryckman, Günther Sandner und Martin Strauss. Schließlich bedanke ich mich bei Brigitta Arden (Pittsburgh) und Brigitte Parakenings (Konstanz), für die umfangreichen Hilfe- stellungen mit Transkriptionen diverser Kurzschrifttexte Carnaps. Die Hauptphase der Arbeit an diesem Buch fällt in die Zeit eines vom F WF fi - nanzierten Forschungsprojektes zu Rudolf Carnap und Wilhelm Dilthey (Pro- jektnummer P24615, April 2012 bis März 2015). In dieser Zeit konnte ich drei intern ationale Tagungen organisieren, zu den drei Hauptfi guren dieses Buches Dilthey (im Juni 2013, am Institut Wiener Kreis ), Carnap (im Juli 2013, am Munich Vorwort vii Center for Mathematical Philosophy) und Cohen (im November 2014, erneut am Institut Wiener Kreis) . Für die Ermöglichung dieser Tagungen und/oder die Mithilfe bei der Organisation bedanke ich mich bei Pierfrancesco Fiorato, Hannes Leitgeb, Hans-Ulrich Lessing, Gabriele Mras, Elisabeth Nemeth, Friedrich Stadler und Hartwig Wiedebach. Bei Sabine Koch bedanke ich mich für die organisatorische Unterstützung am Institut Wiener Kreis. Die Endredaktion dieses Buches wurde im Wintersemester 2015/16, im Rahmen eines weiteren vom F WF fi nanzierten Forschungsprojektes zu Rudolf Carnap (Projektnummer P27733, April 2015 bis März 2018), durchgeführt. Davor wurde die Arbeit, im Dezember 2014, als Habilitationsschrift an der F akultät für Philo- sophie und Bildungswissenschaften der Universität Wien eingereicht und im Oktober 2015 approbiert. Ich bedanke mich bei den Gutachtern Frederick Beiser, Uljana Feest, Massimo Ferrari und Lydia Patton für wertvolle Hinweise. Gegenüber der als Habilitationsschrift eingereichten Fassung wurden für die nun vorliegende Fassung zahlreiche Änderungen vorgenommen. Für die Endredaktion dieser Arbeit war auch ein unmittelbar nach der Einreichung als Habilitationsschrift absolvierter Forschungsaufenthalt als V isiting Fellow am C enter for Philosophy of Science der University of Pittsburgh wichtig (Jänner bis April 2015), im Zuge dessen ich Teile des Carnap-Kapitels in Aufsatzfassungen präsentieren und Recherchen an den Carnap-Teilnachlässen in Pittsburgh und Los Angeles durchführen konnte. K leinere Teile dieser Arbeit sind zunächst in Aufsatzform verfasst worden bzw. basieren auf zuvor publizierten Aufsätzen. Abschn. 3 .3.2 basiert auf (Damböck 2012c, 155–163), Abschn. 4 .2 auf (Damböck 2016a), Abschn. 4 .3 auf (Damböck 2014b). Auszüge aus Abschn. 4 .4 wurden als (Damböck 2018) publiziert. Ich be- danke mich bei den Herausgebern dieser Aufsätze für die Abdruckgenehmigung. Außerdem bedanke ich mich bei den A rchives of Scientifi c Philosophy, Hillman Library, University of Pittsburgh und bei dem S pecial Collections Department der University of California Los Angeles für die Genehmigung zur Zitation einschlägi- ger Materialien aus den dort lokalisierten Teilnachlässen von Rudolf Carnap. Am Beginn der Ausarbeitung dieser sehr abstrakten Arbeit stand ein sehr kon- kretes Ereignis: die Geburt meiner Tochter Mira, im August 2011. So wurde die Entstehung dieses Buches vom Heranwachsen meiner Tochter begleitet, was ich als nicht zu unterschätzendes Privileg betrachte. Die Arbeit ist daher Mira und ihrer Mutter Christine gewidmet. […] ein demüthiger Schüler der geistigen Natur soll der Philosoph eben so wie der Naturforscher ein Schüler der äußeren Natur, werden, statt dieselbe aus selbsterdachter Weisheit herauskonstruiren zu wollen. FRIEDRICH EDUARD BENEKE (vgl. unten, S. 62) Alle Wissenschaft ist Erfahrungswissenschaft, aber alle Erfahrung hat ihren ursprünglichen Zusammenhang und ihre hierdurch bestimmte Geltung in den Bedingungen des Bewusstseins, innerhalb dessen sie auftritt […] WILHELM DILTHEY (GS I, XVII) ix Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung .................................................................................................... 1 1.1 Die Fieberkurve der deutschen Philosophie ........................................ 2 1.1.1 Zum „Niedergang“ und „Wiederaufstieg“ der Philosophie in Deutschland zwischen 1830 und 1930 ................................ 2 1.1.2 Für eine Umkehrung des überlieferten Bildes von Fortschritt und Rückschritt in der Philosophie in Deutschland ......................................................................... 10 1.1.3 〈Philosophie als Wissenschaft〉 versus „wissenschaftliche Philosophie“ ............................................................................ 16 1.2 Von der Krise des Apriorismus zur Krise der Anschauung ................. 22 1.3 Zwei Traditionen der deutschsprachigen Philosophie systematisch ... 31 1.3.1 Methodologische Präliminarien .............................................. 31 1.3.2 Zur inhaltlichen Bestimmung von 〈deutschem Empirismus〉 und 〈Apriorismus〉 ................................................................... 33 1.4 Zwei Traditionen der deutschsprachigen Philosophie soziologisch .... 37 1.4.1 Netzwerkanalyse ..................................................................... 38 1.4.2 Geografi sche Randbemerkung: Österreich versus Deutschland .................................................................. 39 1.4.3 Philosophische Kontroversen: Trendelenburg-Fischer, Dilthey-Windelband ................................................................ 42 1.4.4 Das Phänomen des Verschwindens des 〈deutschen Empirismus〉 nach 1900 ........................................ 47 2 Zur philosophischen Morphologie der Berliner Szene nach 1830 ......... 51 2.1 Boeckh ................................................................................................ 54 2.2 Beneke ................................................................................................ 57 2.3 Trendelenburg ...................................................................................... 63 2.4 Steinthal ............................................................................................... 66 3 Diltheys empirische Auffassung von Philosophie .................................... 73 3.1 Diltheys 〈Empirismus〉: ein Panorama seines Gesamtwerks ............... 74 3.1.1 Eine Tagebuchnotiz von 1859 ................................................. 75 xi

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