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Deutscher Bauernkrieg: Historische Analysen und Studien zur Rezeption PDF

232 Pages·1976·5.33 MB·German
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LESEN 3 Walter Raitz (Hrsg.1 Deutscher Bauernkrieg LESEN Herausgegeben von Erhard Schütz und Jochen Vogt Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH LESEN 3 Walter Raitz (Hrsg.) Redaktionelle Mitarbeit: Manfred Dutschke, Klaus Siblewski Deutscher Bauemkrieg Historische Analysen und Studien zur Rezeption Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH © 1976 Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen 1976 c. BerteJsmann, Vertretung für Wien, Gesellschaft mbH Satz: Vieweg, Wiesbaden Alle Rechte vorbehalten. Auch die fotomechanische VervieJfaItigung des Werkes (Fotokopie, Mikrokopie) oder von Teilen daraus bedarf der vor herigen Zustimmung des Verlages. ISBN 978-3-531-11352-4 ISBN 978-3-663-16294-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-16294-0 Inhalt Historische Analysen ... 7 Andreas Seiverth Dogma und häretische Kritik als Voraussetzung des Bauernkriegs .................... . 9 Hubertus Fischer Thomas Müntzer: Religion und Kommunismus. . . . . . . . . . .. 36 Manfred Dutschke Bauernkrieg und bürgerliche Opposition. Die Reformationsdialoge des Hans Sachs und der Bauernkrieg .. 54 Studien zur Rezeption. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 73 Dieter Kartschoke Ludus Martius. Das Spiel vom Bauernkrieg des Hermann Schottenius Hessus von 1526 .................................... 75 Klaus Siblewski Bürgerliche Rezeption von Bauernkrieg und Reformation im Vormärz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 96 Autorenkollektiv "Die ganze Welt muß neu geboren wern". Friedrich Wolfs Bauernkriegsdramen ............. 124 Manfred Schurig Bauernkrieg im Geschichtsunterricht .................. 148 Klaus Siblewski Martin Walsers "Sauspiel" . 190 5 Information und Kritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 Walter Raitz Die politischen Ziele des Bauernkriegs - reformistisch, konservativ-revolutionär, revolutionär? ................. 211 Brigitte Raitz Bauernkrieg im Kinder-und Jugendbuch - ein Monopol der DDR ............................ 225 Anschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 6 Historische Analysen 7 A ndreas Seiverth Dogma und häretische Kritik als Voraussetzung des Bauernkriegs I. Die formale Bestimmung des theologischen Dogmas ist in sich wider sprüchlich: in seiner Geschichte ist es von theoretischen und politi schen Konstellationen abhängig, die in seinem allgemeinen Geltungs anspruch überwunden sein sollen. Es geht der Fixierung eines Dog mas ein als wahr oder selbstverständlich behaupteter Glaubenssatz voraus, der mit gleichem Anspruch von anderen bestritten wird. For mal stellt die Fixierung den Abschluß der Auseinandersetzung und die Vereinheitlichung der Lehre durch die Beseitigung von Wider sprüchen dar. Einmal festgestellt, bildet es die systematische Voraus setzung für jede weitere Argumentation (vgl. Schmitt 1934, S. 54). Das für die Theologie und in der Kirchengeschichte zentrale Dogma ist das historisch nach dem von der göttlichen Trinität und dem von der Erlösung (Christologisches Dogma) formulierte von der Erbsünde (Anthropologisches Dogma). Dem Inhalt nach war es vor seiner dog matischen Fassung schon lange gegeben, ehe es im 5. Jahrhundert als Abschluß einer heftigen theologischen Auseinandersetzung zwischen Augustinus und Pelagius festgelegt wurde. Wenn das Dogma erst als Resultat einer theoretischen und von politi schen Umständen modifizierten Kontroverse entsteht, dann ist ihm trotz seines absoluten Geltungsanspruchs ein historischer Charakter eigen. In dieser Form wird es zum Bezugspunkt einer Traditionsbil dung, an deren damit bezeichneten Anfang sich Wahrheitsanspruch und das Moment der Gewalt verschränken. Dadurch, daß es den Ab schluß einer argumentativen Auseinandersetzung bildet, bewahrt das Dogma gleichzeitig das theoretische Problem und die Einwände der Gegner auf. Weil in seine Begründung die Zurückweisung der schließ lich als Häresie verurteilten Behauptungen, die selbst aber sehr wohl begründet waren, eingehen mußte, hält es gegen die Niederlage der Häretiker die Erinnerung an sie fest. Deshalb bleibt das Dogma im manent kritisierbar und die scheinbar abgeschlossene Geschichte, das der Form nach entschiedene Problem, läßt sich jederzeit aktualisie ren. Die spätere Kritik des Dogmas ist daher immer eine Vergegen wärtigung eines Vergangenen, die Aufbrechung der Geschichte als 9 nur tote Fakten und die Herstellung eines gewußten objektiven Zu sammenhangs. Deutlich wird dies nicht zuletzt daran, daß die späte ren Apologeten des Dogmas dessen Kritiker mit den Namen der frü heren Ketzer belegen. Im Dogma von der Erbsünde sind verschiedene theoretische Proble me synthetisiert, die aus der antiken Philosophie und der frühchrist lichen Glaubenslehre herrühren. Die für jene frühe Theologie ent scheidende Aufgabe lag darin, sowohl den "Erlösungsanspruch" als auch die "Erlösungsbedürftigkeit der Kreatur" gegenüber der antiken Philosophie zu begründen. In der Bestimmung des Menschen als ei nem "vernünftigen Lebewesen" war das sinnlich-materielle Moment als unwesentliches gedacht, insofern nämlich die Vernunft des Ein zelnen sich nicht auf die "Sorgen dieses sterblichen Lebens" richtet (Augustinus 1962, I, 79), sondern auf das "höchste Vernunftgesetz" (illa lex quae summa ratio nominatur) (Augustinus 1962, I, 48). "Nach ihm ist gerecht, daß alles vollkommen geordnet sei" (Augusti nus 1962, I, 51). In der Erkenntnis und Ausrichtung des individuel len Handelns nach jenem Gesetz stellte sich die Übereinstimmung von Einzelnem und Allgemeinem her. Wenn die "Weisheit und Er kenntnis nicht das Mächstigste wäre unter allem Menschlichen" (Platon, Protagoras 352 d), dann ließe sich die Differenz zum Natur zusammenhang nicht bestimmen. Die Herrschaft der Vernunft er weist sich nach Augustinus aber in der Fähigkeit des Menschen zur Selbstreflexion, darin, daß er nicht nur lebt, sondern weiß, daß er lebt. In der reflexiven Beziehung auf sich selbst sind die Menschen frei. Die in der Vernunft gesetzte Freiheit des Menschen existiert so lan ge, wie er gegenüber den sinnlich-partikularen Bedingungen selbstän dig bleibt. "Da also den herrschenden und tugendhaften Geist kein gleiches oder überlegenes Wesen wegen seiner Gerechtigkeit zum Knecht des Gelüstens machen kann, und da kein tiefer stehendes we gen seiner Schwäche es kann, ( ... ) so kann nichts anderes den Geist zum Genossen der Begierde machen als der eigene Wille und die freie Wahl (Augustinus 1962, I, 76)." Weil die Menschen nicht als bloße Naturwesen existieren, ist die "Sünde" gerade der Erweis ihrer Freiheit. Damit die Menschen das gesetzte Gebot Gottes erfüllen können, muß es ihnen möglich sein, es zu negieren. Der höchste praktische Zweck der Philosophie und christlichen Theologie, einen vernünftigen geordneten Natur- und Gesellschafts zusammenhang zu denken und darin die menschliche Glückseligkeit zu erreichen, hing von den jeweiligen individuellen Entscheidungen der Einzelnen ab. Die Allgemeinheit des Bösen ist daher nichts von 10

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