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Deutsche Architekten: Biographische Verflechtungen 1900–1970 PDF

452 Pages·1988·16.007 MB·German
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Werner Durth DEUTSCHE ARCHITEKTEN SCHRIFTEN DES DEUTSCHEN ARCHITEKTURMUSEUMS ZUR ARCHITEKTURGESCHICHTE UND ARCHITEKTURTHEORIE Deutsches Architekturmuseum Frankfurt am Main Werner Durth Deutsche Architekten Biographische Verflechtungen 1900-1970 Dritte, durchgesehene Auflage Friedr. Vieweg & Sohn Braunschweig/Wiesbaden Herausgegeben von Heinrich Klotz im Auftrag des Dezernats Kultur und Freizeit der Stadt Frankfurt am Main Der Verlag Vieweg ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann. 1. Auflage 1986 2., durchgesehene Auflage 1987 3., durchgesehene Auflage 1988 Alle Rechte vorbehalten © Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1988 Softcover reprint of the hardcover 3rd edition 1988 Schutzumschlag und gegenüberstehende Zeichnung: Werner Durth Lithographie: Schütte & Behling, Berlin Satz: RESchulz, Dreieich Druck: Lengericher Handelsdruckerei, Lengerich Buchbinderische Verarbeitung: Hunke & Schräder, Iserlohn ISBN·13: 978-3-528-28705-4 e-ISBN-13: 978-3-322-85487-2 001: 10.1007/978-3-322-85487-2 .. . für Nanne und Sally ~ .i I 11 :1 .J r '-.. .,,- ~ r, .. : ;,/ ,' Inhalt Vorbemerkung 1 Lehrjahre 9 Abschied von der Nachkriegszeit? Aufbruch der Moderne 23 Um 1900 27 Perspektiven Einleitung 29 Reformen 36 Nachkriegszeit 10 Entwicklungslinien 11 Hinweise Schulen und Lehrer 13 Differenzierungen 41 Verbindungen 15 Zeugnisse 46 Stuttgart 16 Generationen 51 Oppositionen 19 Hintergrund 56 Berlin 60 Hamburg Wendezeiten 65 Krisen und Wettbewerbe 72 Aufgaben anderswo 76 Die große Depression 79 Revision der Moderne? 434 Nachwort zur zweiten Auflage 2 Aufstieg im Terror 3 Wieder-Aufbau Die Partei als Agentur Bindungen 88 Gleichschaltung 247 Stunde Null? 92 Opfer 252 Neue Orientierungen 95 Nischen? 258 Erste Kontakte 99 Planung als Kontrolle 265 Im alten Kreis 106 Neue Aufgaben 272 Positionen 111 Präsentation 117 Erfolg Lager 122 Speers Karriere 277 Zentrum Düsseldorf 126 Hitlers Vorstellungen 282 Offensive der Planung 290 Widerstände Die Neugestaltung 297 Der Düsseldorfer Streit 131 Der Generalbauinspektor 305 Wandlungen 134 Die Dienststelle 144 Planungen Zwischen den Fronten 156 Muster und Abbild 312 Stellungswechsel 159 Andere Städte 322 Vermittlungsversuche 165 Deutschland: 327 Dialoge Das Zuchthaus als Gesamtkunstwerk 171 Der Auftrag Vor dem Schweigen 175 Expansion 341 Verhärtungen 180 Zwischenspiel: 1941 als 1981 356 Aufd em Podium 185 Im Kriegseinsatz 370 Ende einer Ara 190 Nachrichten Rückblicke Vorbereitungen 195 Der Minister 388 Abkürzungen 198 Totaler Krieg 203 Der Arbeitsstab 388 Archive und Nachlässe 209 Arbeitsteilung 389 Zeitsch.riften und Schriftenreihen 214 Schadensbilanz 390 Anmerkungen 219 Richtwerte 222 Wohnen nach dem Kriege 436 Literaturverzeichnis 229 Tagungen und Kontroversen 444 Bildnachweise 233 Städteplanung 240 Fäden in der Hand 446 Namenregister Vorbemerkung Abschied von der Nachkriegszeit? Wenn man heute die Zentren der großen Städte betrachtet, sind die Zeichen eines tiefgreifenden Wandels planerischer Leitvorstellungen und gestalterischer Orientie rungen unübersehbar: Liebevoll herausgeputzt, werden die vor wenigen Jahren noch verachteten und vom Abriß bedrohten Altbauten wieder als Schmuckstücke im Stadt bild geschätzt. Stolz erhebt sich die alte Pracht wilhelminischer Architektur neben dem neuen Glanz einer wiederentdeckten Stadt-Bau-Kunst mit Alleen und Achsen, Passagen, Plätzen und Fassadenfolgen, aufgefüllt mit den erker-, gauben- und bogen bestückten Hausscheiben der Bauherrenmodelle. Programmatisch wird indessen von der Reparatur der Städte gesprochen, als hätte die Planung zuvor allein der Zerstörung gedient, der nun Einhalt geboten sei: endlich Ende des Bauens als Umweltzerstörung?l Mit Gesten des Abscheus vor den gebauten Resultaten der Nachkriegszeit vollzieht sich eine vordergründige Hinwendung zur Geschichte zugleich als Abkehr von der jüngsten Vergangenheit - in heimlicher Sehnsucht nach besseren, größeren Zeiten. Im weiten Rückblick auf die herrschaftliche Baukultur vergangen er Epochen wird die Sicht auf die letzten Jahrzehnte unscharf. Die Jahre vor der Proklamation der neu en Geschichtsträchtigkeit, die seit dem Denkmalschutzjahr 1975 ständig neue Ergeb nisse zeitigt, versinken im Nebel schneller Verallgemeinerung. Konturen werden ver wischt, die Bauten der Nachkriegszeit erscheinen als graue Sammlung von Kisten und Containern, als Sperrmüll der Moderne: trivialer Funktionalismus als mißratenes Er be der zwanziger Jahre. Indem vor allem über die Formen der Architektur, kaum aber über die Entstehungsbedingungen und die soziale Gebrauchsfähigkeit gebauter Räume gesprochen wird, kann mit dem Nachruf auf die nach dem Kriege angeblich miß brauchte Moderne auch das Neue Bauen der Weimarer Republik und dessen politi sche Programmatik diskret in Verruf gebracht werden.2 Im Übergang zwischen mo derner und postmoderner Architektur wird deren Geschichte insgesamt neu aufgeteilt, sortiert, im Licht aktueller Bedürfnisse und Interessen neu gewertet. Schuldzuweisun gen und Glorifizierungen werden umadressiert, ohne daß allerdings hinter der Schicht des bewegten Formenwechsels der gebauten Umwelt die Ursachen und Folgen der vielbeklagten Unwirtlichkeit unserer Städte3 freigelegt würden, die der rigorosen Mo dernismuskritik der siebziger Jahre den Anlaß gab - und sich indessen verkleidete. Nachdem ich in früheren Arbeiten zumindest eine grobe Skizze der komplexen Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen Wandlungsprozessen, Stadtentwick lungs-und Architekturkonzeptionen der letzten Jahrzehnte zu geben versucht hatte,4 entstand der Plan, durch den Wandel der architektonischen Formen hindurch länger fristige Entwicklungslinien nachzuzeichnen, um einige Grundlagen der U mweltgestal tung in der Bundesrepublik und Konturen ihrer Vorgeschichte sichtbar machen zu können, auch ihre Spuren jenseits der magischen Daten deutscher Geschichte.5 9 Einleitung Entwicklungslinien Angesichts der Kurzatmigkeit aktueller Stildebatten und der Beliebigkeit histori scher wie theoretischer Rückgriffe richten sich Fragen nach den Aufgaben und Orien tierungen von Architekten und Planem mit neuer Dringlichkeit auf die reale Ge schichte dieser Profession, die in der Kontinuität von Konzepten und Personen eine erstaunliche Beständigkeit über die legendäre Stunde Null der Nachkriegszeit hinweg bis in die letzten Jahre aufzuweisen hat - auch wenn die terminologischen und stilisti schen Verkleidungen je nach politischer und kultureller Konjunktur augenfällig wechseln. Die Zyklen ästhetischer Innovation werden kürzer und lähmen Erinne rung. Wie in anderen Bereichen gesellschaftlichen Lebens - von Industrie und Wirt schaft über das Rechts-und Gesundheitswesen bis in die Verästelungen künstlerischen Schaffens - blieben auch beim Wiederaufbau der kriegszerstörten Städte in West deutschland neben den Versuchen eines radikalen Neubeginns nach 1945 Verbindun gen, Einflußsphären und Machtpositionen erhalten, die genauer Untersuchung bedür fen, wenn die Kritik und Theorie von Architektur und Stadtplanung nicht nur an Oberflächenphänomenen festgemacht, nach rasch wechselnden Geschmackspräferen zen und Stilkriterien beurteilt und stets neu ausgerichtet werden sollen.6 Um den Fragen nach Zusammenhängen zwischen materiellen Bedingungen und geistigen Orientierungen durch längere Zeiträume nachgehen und weiteres Nachfra gen anregen zu können, wird in diesem Buch gezeigt, daß die konzeptionelle Vorbe reitung des Wiederaufbaus der im Zweiten Weltkrieg zerstörten deutschen Städte weit in die Jahre vor 1945 zurückreicht und in langen Traditionen gründet. In den oft müh samen Vorarbeiten zur Geschichte des Wiederaufbaus deutscher Städte mehrten sich die Hinweise darauf, daß viele der heute gängigen Annahmen über die Entwicklung und Durchsetzung von Architektur- und Planungskonzepten in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg einer gründlichen Revision bedürfen. Eine solche Untersuchung verdrängter Geschichte sprengt jedoch die bloß fachim manente Betrachtung; führt doch jede Beschäftigung mit der jüngsten Vergangenheit in Deutschland - gleich in welchem Metier - hinter die mühsam aufgerichteten Ge dächtnissperren zurück, hinter denen beim Erinnern andere Wände stehen: Angst, T rauer und Scham. Und bisweilen auch, in beklemmendem Ernst: der heimliche Stolz auf "Die große Zeit" vor 1945. 10

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