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Der Zypernkonflikt: Eine sozialpsychologische Diskursanalyse PDF

483 Pages·2020·15.18 MB·German
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Innovative Konfliktforschung – Innovation in Conflict Research Carolina Rehrmann Der Zypernkonflikt Eine sozialpsychologische Diskursanalyse Innovative Konfliktforschung – Innovation in Conflict Research Reihe herausgegeben von Rafael Biermann, Jena, Deutschland Diese Buchreihe Innovative Konfliktforschung bietet eine Plattform zum besseren Verständnis internationaler Konflikte und ihrer Lösung. Sie fokussiert auf Theorien, Methoden und Themen, die in der Forschung zukunftsträchtig, aber eher vernachlässigt sind. Sie zielt auf theoretische und methodologische Innovation auf der Basis fundierter Feldstudien. Wir stimulieren interdisziplinäre Ansätze, die Konzepte aus dem Völkerrecht, der Soziologie, Psychologie oder anderen Nachbarwissenschaften in die Konfliktforschung einführen. Wir betrachten Konflikte aus allen Weltregionen, oberhalb wie unterhalb der Gewalt- schwelle. Unsere Reihe formuliert, soweit möglich, praxistaugliche Politik- empfehlungen in den existenziellen Fragen von Krieg und Frieden, die wir erforschen. Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der Buchreihe Thomas Bagger, Diplomat, Auswärtiges Amt; Thorsten Bonacker, Professor für Friedens- und Konfliktforschung, Universität Marburg; Manuel Fröhlich, Professor für Internationale Politik und Außenpolitik, Universität Trier; Andrea Gawrich, Professorin für Internationale Integration, Universität Gießen; Andreas Hasenclever, Professor für Friedensforschung und Internationale Politik, Uni- versität Tübingen; Michael Lipson, außerordentlicher Professor für Politikwissen- schaft, Concordia University of Montreal; Stefan Oeter, Professor für deutsches und ausländisches Öffentliches Recht, Völkerrecht und Europarecht an der Uni- versität Hamburg und Direktor des Instituts für internationale Angelegenheiten; Stefan Wolff, Professor für Internationale Sicherheit, University of Birmingham Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/15767 Carolina Rehrmann Der Zypernkonflikt Eine sozialpsychologische Diskursanalyse Carolina Rehrmann Institut für Politikwissenschaft Friedrich-Schiller-Universität Jena Jena, Deutschland Zugl.: Dissertation, Friedrich-Schiller-Universität Jena, 2017 Innovative Konfliktforschung – Innovation in Conflict Research ISBN 978-3-658-31191-9 ISBN 978-3-658-31192-6 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-31192-6 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Für Athena, Norbert, Sevgül, Hercules, Fernando und alle, die gern über den Grenzen des nationalen Vorstellungsraumes flanieren Danksagung Man könnte sich an dieser Stelle einer Fülle metaphernreicher Zitate bemühen, um den langen, aufregenden, mitunter steinigen Weg und wundersamen Abschluss einer Dissertation zu be- schreiben. So war dieser wohl nicht anders als viele andere. Am Anfang standen weitläufige Ideen und verstrickte Konzepte, die sich nach und nach in eine Struktur fügten, umgepflügt, arrangiert, geschliffen und ergänzt wurden, viele neue Ideen und Einsichten mit sich brachten; auch Fragen und Momente der bangen Ratlosigkeit, aus denen sich neue Erkenntnisse und Wege erschlossen. Das vorliegende Buch ist das Ergebnis dieser dynamischen Entwicklung, die einen wis- senschaftlichen wie persönlichen Reifeprozess begründet. Es ist aus einem tiefen Interesse an den großen Fragen des alltagsweltlichen und interkulturellen Miteinanders für die Entstehung und Vertiefung politischer Konflikte und die Chancen genuiner Verständigung und Versöhnung entstanden. Zu diesem Feld gehört in besonderem Maße ein Verständnis für die Strahlkraft kultureller Mikrokosmen, die manchmal blühen, je leidenschaftlicher sie aufeinanderprallen; für die Macht ästhetischer Geschichten, vernarbter Wunden, enger Rollenmuster und machtpo- litischer Manipulation von Heimatliebe, Leid und Angst. Mein besonderer Dank gilt in diesem Sinne intellektuellen Vorbildern wie Benedict An- derson, der die Idee des nationalen Vorstellungsraumes populär gemacht hat und Daniel Bar- Tal, der in diesem Raum die sozialpsychologischen Mechanismen von unteilbaren Konflikten beleuchtet, indem er die Relevanz von tiefen Grundbedürfnissen und gemeinschaftlichen Über- zeugungen aufzeigt. Für den Zypernkonflikt war Yannis Papadakis mit seinem feinsinnigen, humorvollen Blick für den kulturellen Zwischenraum im griechisch-türkisch-zypriotischen Spannungsfeld eine der größten Inspirationen und eine wahre Lesefreude. Richtungsweisend waren auch die vielen spannenden Gespräche mit Hercules Millas zu seinen griechisch-türki- schen Wurzeln und seine vielseitigen Publikationen zu den stereotypen Bildern des Anderen in griechischen und türkischen Lehrbüchern. Meine Hochachtung gilt der investigativen Journa- listin und Friedensaktivistin Sevgül Uludağ, die allen Widrichkeiten und Gefahren zum Trotz an die neuralgischsten Punkte der zypriotischen Konfliktgeschichte herangeht. Der Austausch mit ihr und die Lektüre ihrer Publikationen waren für Einsichten in die verdrängen und unlieb- samen Aspekte des Konfliktes ein riesiger Gewinn. Danken möchte ich meinen Doktorvätern Prof. Dr. Rafael Biermann, Inhaber des Lehr- stuhls für Internationale Beziehungen am Institut für Politikwissenschaft und Prof. Dr. Martin Leiner, Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie und Ethik an der Theologischen Fakultät und Direktor des Jena Center for Reconciliation Studies (JCRS) der Friedrich-Schiller- Universität Jena für ihre kritische und versierte Begleitung des Dissertationsprozesses. Durch Forschung und universitäre Tätigkeit sowohl in der Politikwissenschaft als auch als Geschäfts- führerin des JCRS profitiere ich bis heute von einem vielseitigen, interdisziplinären Umfeld. Herrn Prof. Biermann als Herausgeber der vorliegenden Buchreihe danke ich außerdem für die Aufnahme in selbige. Ohne Prof. Dr. Corinna Dahlgrün und ihren so nüchternen wie einfühlsamen Blick für die kleinen und großen Zusammenhänge meiner Arbeit, Prof. Dr. Phillip Tolliday und seine erheiternden Bonmots und geistreichen Ausführungen zu Konflikt und Versöhnung, Dr. André Zempelburg und seinen einzigartigen Wissensfundus an der Schnittstelle von Kultur und Reli- gion, Charalampos Karpouchtsis und seine außergewöhnlichen Initiativen zur interkulturellen Erinnerungsarbeit und Dr. Dina Dajani mit ihrer tiefen, erfahrungsbasierten Expertise zum Nah- ostkonflikt hätten essenzielle und inspirierende Gesprächspartner zu meinen Forschungsthemen VIII Danksagung gefehlt. Ich danke ganz besonders Jana Thierbach für die Korrektur des finalen Manuskriptes und für ihre mentale Unterstützung. Last but not least, danke ich aus ganzem Herzen meiner Familie für die liebende und geduldige Unterstützung – allen voran Athena Karagouni-Rehrmann für die wunderbaren Dis- kussionen über Feinheiten der Übersetzung, über Kultur, Identität, Wahrheit und Ursprung; Evgenia Papaioannou für ihre wertvolle graphische Unterstützung; Michalis Ydraios für die humorvollen Gespräche über die griechische und zypriotische Seele; Nils Wittling für die an- regenden und tiefsinnigen Kontroversen zu den Dissertationsthemen (und darüber hinaus) und Hermann Funk für die lehrreiche, erdende wie beflügelnde Fortführung einer besonderen Rolle. Diese Rolle verbindet sich mit jenem Mann, dem ich meine Liebe für Kultur und Wissenschaft, für Sprache und Ästhetik, für Literatur und Geschichte zuallererst verdanke: Prof. Dr. Norbert Rehrmann. Wenn er dem Dissertationsprozess auch nicht mehr selbst beiwohnen konnte: Viele seiner kritischen und visionären Ideen, etwa aus seinen Schriften zum interkulturellen Dialog, zur Rolle von Erinnerung oder zur unbedingten Klarheit und Ästhetik von Wissenschaftsspra- che haben meinen eigenen akademischen Weg beflügelt und werden mich für immer begleiten. In diesem Sinne ist dieses Buch vor allem denen gewidmet, die disziplinäre wie kulturelle Grenzen hinterfragen und in der Infragestellung des vermeintlich Gegebenen, des klar Defi- nierten, des Meß- und Quantifizierbaren ganz eigene Wege gehen. Deshalb gilt mein tiefer Dank auch populären Querdenkern wie Richard David Precht und Harald Lesch, die – wenn sie auch nicht direkt mit Theorie und Empirie der vorliegenden Arbeit verbunden sind – für eine akademische und lebensweltliche Haltung stehen, die über den (fachlichen) Tellerrand blickt und Brücken über Parallelwelten schlägt. Berlin, März/Frühjahr 2020 Carolina Rehrmann Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ......................................................................................................................... 1 1.1 Der Zypernkonflikt: Historischer Hintergrund und sozialpsychologische Relevanz .................................................................................................................. 1 1.2 Forschungsdesign .................................................................................................... 7 1.2.1 Phänomenologie der Unteilbarkeit: Leitfrage und methodologische Prämissen ................................................................................................... 7 1.2.2 Theoretisches Fundament der Forschungsarbeit und Hypothese ............. 15 2 Forschungsstand ........................................................................................................... 21 2.1 Theorie: Unteilbarkeit aus konstruktivistischer und sozialpsychologischer Sicht ... 21 2.2 Empirie: Die Unteilbarkeit des Zypernkonfliktes im Spannungsfeld der Mutterländer .......................................................................................................... 27 3 Rien ne va plus: Die Komponenten von Unteilbarkeit............................................... 37 3.1 Einleitung: Wie unteilbar ist Unteilbarkeit? .......................................................... 37 3.2 Im Großen wie im Kleinen: Charakteristika von ethno-nationalistischer Unteilbarkeit im Spiegel der Kommunikationspsychologie ................................. 41 3.3 Die Eigendynamik polarisierter Konfliktstrukturen .............................................. 48 4 Unus pro omnibus: Die Macht kollektiver Selbstbilder ............................................. 57 4.1 Einleitung: Das grenzenlose Ich und das Nadelör des Anderen ........................... 57 4.2 Personale und soziale Identität: Erkenntnisse aus Sozialpsychologie und Konfliktforschung ................................................................................................. 59 4.3 Ich will, tue und denke, was ich bin: Eingefärbte Wahrnehmungen von Welt ..... 64 5 Mit kühlem Kopf? Emotionen in unteilbaren Konflikten ........................................ 71 5.1 Einleitung: Emotionen als vernachlässigte Komponente der Konfliktforschung .... 73 5.2 Vernunft und Emotion: Zwei Seiten einer Medaille ............................................. 74 5.3 Implizit und allgegenwärtig. Emotionen in interdisziplinärer Perspektive ........... 77 5.4 Bedürfnisse und Affekte – Impulse aus der Kognitionspsychologie .................... 80 5.5 Angst, Wut, Schuld und Demütigung: klassische Konfliktemotionen und ihr kognitiver Einfluss ................................................................................................ 82 5.6 Emotion und Gedächtnis ....................................................................................... 84 5.7 Emotion – Kognition – Identität ............................................................................ 85 5.7.1 Warum Emotionen sozial (konstruiert) sind ............................................ 85 5.7.2 Emotionale Normen – normenkonforme Emotionen ............................... 88 5.7.3 Emotionale Identitäten als soziale Repräsentationen ............................... 90 6 Im Anfang war das Wort: Die Macht diskursiver Realitätskonstruktion .............. 95 6.1 Einleitung: Die Strahlkraft dominanter Frames .................................................... 95 6.2 Macht, Wissen und Wahrheit: Die kritische Diskurstheorie ................................. 99 7 Allgegenwärtige Vergangenheit: Das kollektive Gedächtnis .................................. 113 7.1 Einleitung: Die Relevanz von Erinnerung ........................................................... 113 7.2 Konstruktion, Verdrängung, Anpassung: Erkenntnisse der Kognitionspsychologie ........................................................................................ 115 X Inhaltsverzeichnis 7.3 Soziale und institutionelle Erinnerung ................................................................ 120 7.4 Geschichte in Geschichten .................................................................................. 123 7.4.1 Das Narrativ als zweite Grundmetapher der Sozialpsychologie ............ 123 7.4.2 Autobiographische Erinnerung: Oral History ........................................ 127 7.4.3 Die Geschichte vom nationalen Erbe ..................................................... 129 7.4.4 Spurensuche und Spurensicherung über Relikte .................................... 132 8 Heimat, Familie, Unsterblichkeit: Von der Anziehungskraft des Nationalen ...... 135 8.1 Einleitung: Die vorgestellte Gemeinschaft damals und heute ............................. 135 8.2 „All Animals Are Equal…“: Die Nation als moderner Janus ............................. 138 8.2.1 Die Entwicklungsstadien des Nationalismus ......................................... 138 8.2.2 Im Anfang war die Revolution: Das originäre Selbstverständnis der Nation und ihr neuer Vorstellungsraum ................................................. 140 8.2.3 Erinnern, Vergessen, Erfinden: Die Entstehung der primordialen Nation ..................................................................................................... 142 8.2.4 Die exklusive Nation als affektiver Vorstellungsraum .......................... 147 9 Von Gerechtigkeit, Heilung und Zukunft: Versöhnung als sozio-emotionale Transformation ........................................................................................................... 153 9.1 Einleitung: Qualitative Ebenen der Konflikttransformation ............................... 153 9.2 Der steinige Weg zur Versöhnung: Top-down oder Bottom-up, implizit oder direkt? ............................................................................................ 155 9.3 Transitional Justice: Vergangenheitsbewältigung durch Recht und Gerechtigkeit ....................................................................................................... 159 9.3.1 Elemente und Ziele – Widersprüche und Gefahren ............................... 159 10 Unteilbarer Zypernkonflikt: Vorgehensweise und Methodik ................................ 171 10.1 Einleitung: Ein holistischer Ansatz als Ausgangspunkt ...................................... 171 10.2 Auswahl und Vergleich von Nationalnarrativen und Erinnerungsfacetten ......... 171 10.3 Spaces und Places ................................................................................................ 174 10.4 Bildungswesen und Schulbuchanalyse ................................................................ 175 10.5 Diskursanalyse ..................................................................................................... 178 11 „Parallelmonologe“: Die Nationalnarrative der zypriotischen Mutterländer ...... 183 11.1 Einleitung: Gegenseitige Abgrenzung und Westaspiration ................................. 183 11.2 „Auferstanden aus den heiligen Knochen“: Griechischer Nationalismus ........... 185 11.3 Ne mutlu türküm diyene: Türkischer Nationalismus ........................................... 192 11.4 Griechisch-türkische Erinnerungskulturen .......................................................... 197 11.4.1 Gründungsmythen im Spannungsfeld des europäischen Fremdblicks... 197 11.4.2 Narzissmus kleiner Differenzen? Die griechisch-türkischen Beziehungen ........................................................................................... 205 11.5 Nationale Identität und Orthodoxe Kirche .......................................................... 213 12 Man ist, was man erinnert: Die zypriotische Konfliktgeschichte und ihr Gedächtnis ..................................................................................................... 221 12.1 Einleitung: Die komplexen Eskalationsfaktoren der Konflikjahre ..................... 221 12.2 Der lange Schatten der Vergangenheit: Erinnerungen an die Konfliktjahre ...... 237 12.2.1 Das dominante Gedächtnis der griechischen Zyprioten ......................... 237 12.2.2 Das dominante Gedächtnis der türkischen Zyprioten ............................ 247

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