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Der Umgang mit dementen Angehörigen: Über den Einfluss sozialer Unterschiede PDF

228 Pages·2016·2.635 MB·German
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Der Umgang mit dementen Angehörigen Dieter Karrer Der Umgang mit dementen Angehörigen Über den Einfluss sozialer Unterschiede 2., überarbeitete und erweiterte Auflage Dieter Karrer Zürich Schweiz ISBN 978-3-658-11081-9 ISBN 978-3-658-11082-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-11082-6 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Ver- lag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Lektorat: Katrin Emmerich Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Fachmedien Wiesbaden ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Vorwort zur zweiten Auflage Die Frage, wann der richtige Zeitpunkt für eine Publikation gekommen ist, stellt sich bei jedem Text. Die Zustimmung des Verlags vorausgesetzt, hängt das nicht allein von der freien Entscheidung des Autors ab, sondern unterliegt verschiedenen Interessen sowie Zwängen zeitlicher, ökonomischer oder auch gesundheitlicher Art. So dass man manchmal einen Text publiziert, obwohl man gerne noch länger daran gearbeitet und die Analyse etwas weiter vorangetrieben hätte. Von daher ist die Neuauflage eines Buches immer auch eine Chance, Versäum- tes, zu wenig Durchdachtes oder vielleicht auch schlicht Fehlerhaftes zu korrigie- ren und eine Analyse zu vertiefen oder zumindest expliziter und verständlicher zu machen. Obwohl die Zeit auch hier nicht unbegrenzt ist und es gewiss Angeneh- meres gibt, als einen eigenen Text gründlich zu überarbeiten. Denn an den eigenen Unzulänglichkeiten leidet man am meisten. Ich hoffe, der Aufwand hat dem Buch gut getan. Zürich im Juli 2015 Dieter Karrer V Vorwort Eine wissenschaftliche Untersuchung ist ein kollektives Unternehmen. Das gilt auch für die vorliegende Studie, die nur mit der Hilfe und der Unterstützung ver- schiedener Beteiligter zustande gekommen ist. In erster Linie möchte ich mich bei den Angehörigen der Demenzkranken be- danken, die mir ausführlich von ihrer Situation und ihren Erfahrungen erzählt und damit nicht nur ihre Zeit, sondern auch ihr Vertrauen geschenkt haben. Ein Dankeschön geht auch an verschiedene Personen, die schon seit Jahren in der Arbeit mit Demenzkranken und ihren Angehörigen engagiert sind: Frau Mir- jam Sticher von der Alzheimervereinigung Zürich, Ursula Hanhart und Regula Schmid von der Memoryklinik Entlisberg, Frau PD Dr. Schreiter-Gasser und ihre damaligen Mitarbeitenden vom Gerontopsychiatrischen Zentrum Hegibach, Herr PD Dr. Wettstein und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Stadtärztlichen Dienst sowie Beatrice Obrist von der Pro Senectute. Danken möchte ich auch Barbara Baumeister, die bei der Datenerhebung gehol- fen hat, sowie Prof. Dr. Ruth Gurny, die die Gesamtverantwortung für das Projekt hatte und insbesondere an der Aufarbeitung der vorhandenen Literatur maßgeblich beteiligt war. Sylvie Kobi hat nicht nur die Formatierung des Textes besorgt und die Graphi- ken erstellt. Ohne ihre Unterstützung wäre das Buch vermutlich nicht zustande gekommen. Zürich, im Mai 2009 Dieter Karrer VII Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Teil I Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2 Das Belastungserleben der pflegenden Angehörigen – Zum Stand der Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.1 Die somatische Ebene: Krankheitsverlauf und Belastungserleben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.2 Die soziale Ebene: Das familiale und gesellschaftliche Umfeld der Pflegenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.2.1 Das familiale Umfeld der Pflegenden . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.2.2 Das gesellschaftliche Umfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.2.2.1 Das Ausmaß der erschließbaren Ressourcen . . . 11 2.2.2.2 Die Anforderungen aus dem gesellschaftlichen Umfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.3 Die individuelle Ebene als Determinante des Belastungserlebens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.4 Fazit und Konsequenzen für unser Forschungsvorhaben . . . . . . . 16 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 3 Sozialer Raum und Habitus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 3.1 Der soziale Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 3.2 Der Habitus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 IX X Inhaltsverzeichnis Teil II Empirische Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 4 Untersuchungsanlage und methodisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . 35 4.1 Fragestellung und Anlage der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . 35 4.2 Das methodische Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 4.2.1 Die Bestimmung der Auswahlkriterien . . . . . . . . . . . . . . . 36 4.2.2 Zugang zum Untersuchungsfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 4.2.3 Probleme der Auswahl und Zusammensetzung der Befragten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 4.2.4 Durchführung der Gespräche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 4.2.5 Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 4.2.6 Darstellung der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 5 Krankheitsabklärung – Ergebnisse der Aktenanalyse . . . . . . . . . . . 47 5.1 Soziale Unterschiede bei der Abklärung einer Demenz . . . . . . . . 47 5.1.1 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 5.2 Familiäre Betreuungsressourcen der Patienten und Patientinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 6 Die Sicht der befragten Partner von Demenzkranken . . . . . . . . . . . 53 6.1 Unterschiede zwischen unterem und oberem Bereich des sozialen Raumes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 6.1.1 W ahrnehmung Krankheitsbeginn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 6.1.2 A lltagsvorstellungen und Laienätiologien . . . . . . . . . . . . . 54 6.1.3 Information der Umgebung über die Krankheit . . . . . . . . 57 6.1.4 Wahrnehmung der Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 6.1.5 Umgang mit der Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 6.1.5.1 Die Logik des Umgangs unten im sozialen Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 6.1.5.2 Die Logik des Umgangs oben im sozialen Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 6.1.6 Pflegearrangements . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 6.1.7 Die Erfahrungen mit den Ärzten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 6.2 Spezifische Merkmale von mittleren Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . 93 6.2.1 Die Befragten von „Mitte links“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 6.2.2 Die Befragten aus der „Mitte“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 6.2.3 Positionsheterogamie und Beziehungskonflikte . . . . . . . . 119 6.3 Wer mehr hat, vermisst auch mehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Inhaltsverzeichnis XI 7 Partnerinnen und Töchter im Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 8 Die Sicht der befragten Töchter von Demenzkranken . . . . . . . . . . . 133 8.1 Die Töchter aus dem unteren Bereich des sozialen Raumes . . . . . 133 8.2 Die Töchter aus den mittleren Regionen des sozialen Raumes . . . 140 8.2.1 Die Töchter aus der „Mitte“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 8.2.2 Die Töchter von „Mitte links“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 8.2.2.1 Individuumszentriert – patientenbezogener Habitus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 8.2.2.2 Individuumszentriert – ichbezogener Habitus . . . 159 8.2.2.3 Bewältigung, Sinn und persönliche Gewinne. . . 168 8.2.3 Heterogene Familienkonstellationen . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 8.3 Die Töchter aus dem oberen Bereich des sozialen Raumes . . . . . 177 8.4 Erfahrungen mit Ärzten und Pflegediensten und wichtigste Anliegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 8.4.1 Die Kritik an den Ärzten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 8.4.2 Die Beurteilung der spitalexternen Pflege (Spitex) . . . . . . 189 8.4.3 Die wichtigsten Anliegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 9 Praktische Schlussfolgerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 10 Soziale Unterschiede im Umgang mit dementen Angehörigen . . . . . 199 10.1 Eine heikle Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 10.2 Die habituelle Wirkung sozialer Unterschiede . . . . . . . . . . . . . . . . 201 10.2.1 Der Einfluss eines habitualisierten Modus operandi . . . . 201 10.2.2 Unterschiede zwischen oben und unten . . . . . . . . . . . . . . 202 10.2.3 Mitte links als „spiritueller Pol“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 10.2.4 Generationenunterschiede in soziokulturellen Berufen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 10.2.5 Verschiedene Formen des „Individualismus“ . . . . . . . . . 216 10.3 Die Angehörigen als Teile eines familialen Feldes . . . . . . . . . . . . 218 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 Anhang: Diagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 Einleitung 1 Mit der steigenden Lebenserwartung nimmt auch die Demenzprävalenz in wohlha- benden Gesellschaften stark zu. Schätzungen gehen davon aus, dass in der Bevöl- kerung ab 65 Jahren 6 bis 9 % an dementiellen Veränderungen leiden, bei den über 90-jährigen fast jeder Dritte (Höpflinger 2014). Waren in der Schweiz im Jahre 2002 gegen 86.000 Menschen von einer De- menz betroffen (Höpflinger und Hugentobler 2003), kommt ein neueres Szena- rio zum Schluss, dass die Zahl der Demenzkranken zwischen 2010 und 2030 von 124.770 auf 218.370 Personen ansteigen wird, also deutlich stärker als noch vor wenigen Jahren angenommen. Die Zahlen sind sozialpolitisch höchst brisant, weil die Gesamtkosten von Demenzerkrankungen bereits 2007 auf 6,3 bis 6,7 Mrd. Franken veranschlagt wurden (Höpflinger 2014). Ein großer Teil der an Demenz Erkrankten wird durch Angehörige, mehrheit- lich vom (Ehe-)Partner oder von einer Tochter betreut, was für die betroffenen Fa- milienmitglieder mit großen Belastungen verbunden sein kann. Trotzdem werden professionelle Unterstützungsangebote seltener genutzt als bei anderen Alters- krankheiten, was zu Überforderung, Krankheit und letztlich zum Zusammenbruch des informellen Pflegesystems und zu einem vorzeitigen Heimeintritt des demen- ten Patienten führen kann. Aus sozialpolitischer Sicht ist es deshalb dringend ge- boten, die emotionellen und finanziellen Kosten zu reduzieren (Wettstein 1999), indem die Belastungen der pflegenden Familienangehörigen mit unterstützenden Maßnahmen verringert und ihre Problembewältigungsressourcen gestärkt werden. Das wiederum setzt differenzierte Informationen über Bedürfnisse, Problemla- gen und Copingstrategien von pflegenden Angehörigen voraus (Bourgeois et al. 1996), die in der Schweiz erst ansatzweise zur Verfügung stehen (Meier 1998; Knöpfel 2002). Mit unserer Untersuchung wollen wir einen sozialwissenschaftlichen Beitrag leisten, solches Hintergrundwissen zu generieren. Ausgehend von der Annahme, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 1 D. Karrer, Der Umgang mit dementen Angehörigen, DOI 10.1007/978-3-658-11082-6_1

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